Zum Inhalt der Seite

Ein Blick hinter das Eis

oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verwirrung

"Kaiba?"
 

Meine Stimme klingt seltsam fremd und meine Zunge ist plötzlich irgendwie belegt. Er blickt nicht von seinem Laptop auf, hält nicht einmal mit Tippen inne. Unfassbar wie schnell er tippen kann. Seine schlanken Finger hechten geradezu über die Tastatur. Weiß er eigentlich nicht, dass Pause ist? Wie dumm von mir, für Kaiba ist Pause sicher ein Fremdwort. Deshalb sitzt er auch hier im Klassenraum und tracktiert seinen Laptop.
 

"Wheeler..." beginnt er mit dieser erschreckend bissigen Stimme und zieht meinen Namen dabei genervt in die Länge. Er ist jetzt schon genervt. Unfassbar.
 

"...ich warne dich. Ich bin heute nicht in der Konstitution mich mit unsinnigen Kommentaren deinerseits auseinander zusetzen." Er sieht mich nicht einmal an während er das sagt. Ich nehme seine Aussage zur Kenntnis und trete doch näher. Mein Schritt ist seltsam zögerlich und das scheint sogar er irgendwie zu bemerken, denn plötzlich hält er inne und sieht mich an.
 

Mit diesen unfassbar blauen Augen.

Kann ein normaler Mensch eigentlich solche Augen haben?

Ist Kaiba ein normaler Mensch?

Über diese Definitionen muss ich mir bei Gelegenheit Gedanken machen.
 

"Also..." Er wartet und lässt mich dabei nicht aus den Augen.
 

Ich versuche mich zu entspannen, die richtigen Worte zu finden, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass es sie nicht gibt, weil das Ganze einfach verrückt ist.
 

"Ich warte." Geduld ist nicht seine Stärke. Unwillkürlich huscht ein leichtes Lächeln über mein Gesicht.
 

"Nun ja... ich wollte ... also ich dachte, wegen der Sache im Park...meinte ich..." Ich stottere herum. Warum muss er mich auch so ansehen? Ich komme mir fast vor als müsse ich vor die Inquisition treten. Diese Typen haben bestimmt auch so finster geguckt. Wie soll man denn da einen klaren Gedanken fassen?
 

"Wenn du was zu sagen hast, sag es." unterbricht er mich unwirsch. "Köter." fügt er nach zwei Sekunden hinzu. Seltsamerweise hilft mir gerade das mich etwas zu fangen. Das ist vertrautes Gelände, damit kann ich umgehen.
 

"Also wegen der Sache im Park. Du weißt schon. Ich wollte mich einfach nur bedanken. Ich meine, du hast mir ..."
 

"... den Arsch gerettet. Ich weiß." Er grinst. Dieses typisch überhebliche Kaiba-Grinsen. Ich verspüre den Wunsch ihm eine reinzuhauen.
 

Stattdessen erwidere ich nur: "Ja." Eine Antwort, die ihn scheinbar erstaunt. Weil sie so schlicht, fast kleinlaut ist? Ich schaffe es tatsächlich diesem eiskalten Blick standzuhalten. Wow. Die tödlichen Eistrahlen vernichten mich nicht. Hallelujah!
 

Das Grinsen verschwindet aus seinem Gesicht und seine Miene wird wieder ausdruckslos. Für einen Moment habe ich sogar das Gefühl, dass er sich entspannt, sofern Kaiba zu so was überhaupt fähig ist. Das Schweigen zwischen uns dehnt sich aus. Ein seltsamer Zustand. Auch das ist neu. Einander anzuschweigen ist uns bislang noch nie gelungen. Irgendwie seltsam. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er in dem Moment nicht einmal weiß was er sagen sollte. Für Beleidigungen ist kein Raum im Grunde. Also schweigt er und ich ebenso. Zweite neue Situation innerhalb von zwei Tagen. Langsam aber sicher wird es strange.
 

Ich bin es schließlich, der das Schweigen bricht.
 

"Danke." Ich sage es ganz ruhig, ohne bitteren Beigeschmack. Ehrlich.
 

Und genau damit scheine ich ihn zu irritieren. Er starrt mich jedenfalls ziemlich irritiert an. Wahrscheinlich hat er mit was anderem gerechnet. Smalltalk auf der Ebene lief bislang nie wirklich gut zwischen uns. Ich kann nicht anders. Ich muss lächeln. Die Situation ist einfach verrückt. Uns. Alles. Joey Wheeler bedankt sich bei Seto Kaiba und der Rest ist Schweigen.
 

Naja, und wir sehen uns dabei in die Augen. Sehr intensiv sogar, was mich wiederum irritiert, denn es ist nicht dieser alles vernichtende In-den-Staub-Blick, den ich von Kaiba gewohnt bin. Da ist etwas unergründliches in diesen Saphiren, das mir gänzlich neu ist... und mich irgendwie berührt, auch wenn ich nicht so recht sagen kann auf welche Weise. Bilde ich es mir nur ein oder hat sich mein Herzschlag gerade beschleunigt?
 

"Zur Kenntnis genommen." sagt er schlicht und wendet sich wieder seinem Bildschirm zu. Für ihn ist die Sache damit scheinbar beendet. Eigentlich könnte sie auch für mich beendet sein. Meine Schuldigkeit ist getan, es ging wieder erwarten sogar recht zivilisiert von statten und eigentlich könnte ich jetzt die Bühne verlassen.

Eigentlich.
 

Wenn da nicht diese Frage wäre.

Und ich weiß, ich muss sie ihm stellen.
 

"Kaiba?" beginne ich also von Neuem. Er schließt kurz die Augen und seufzt.
 

"Was denn noch?" fragt er genervt und klappt den Laptop zu.
 

Ich zögere, weil ich mir nicht sicher bin wie ich die Frage formulieren soll. Immerhin muss man bei Kaiba aufpassen. Ein falsches Wort und der Typ explodiert. Und das ist gerade das letzte was ich möchte.
 

"Warum hast du mir geholfen?" will ich wissen und er stöhnt wütend auf.
 

"Reicht es nicht, dass ich deinen Köter-Arsch gerettet habe? Muss ich mich vor dir nun auch noch rechtfertigen?" Seine Schläfen zucken verdächtig. Instinktiv weiche ich einen Schritt zurück.
 

"Na, weißt du... also... eigentlich reicht das schon, aber naja, ich wüsste halt nur gern... weil siehst du... normalerweise bist du eben nicht die Freundlichkeit in Person."
 

Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem spöttischen Grinsen. "Tatsächlich?"
 

Ich bin mir nicht sicher ob die Frage ernst gemeint ist, deshalb sage ich einfach nichts. Mann, ich bin nicht hier um ihn wütend zu machen, ich bin hier um... Ja, weshalb? Mensch, ich habe mich entschuldigt, eigentlich könnte es mir echt am Arsch vorbei gehen warum dieser Typ mal einen guten Tag hatte. Vielleicht hat sogar er das hin und wieder und das Schicksal...
 

"Ich wüsste nicht, warum ich meine Handlungsweise vor dir oder sonst jemandem begründen sollte." Er erhebt sich von seinem Stuhl und ich fasse es einfach nicht. Warum kann der Typ nicht wie ein normaler Mensch reagieren? Muss er denn immer den Unnahbaren raushängen lassen?
 

"Wenn es dich beruhigt, dann überlasse ich es das nächste Mal dem Hundefänger, dich vom Boden aufzulesen." Er sieht mich nicht an während er spricht, sondern packt lässig seinen Laptop in die Tasche und -
 

- mir reicht es plötzlich. Ich spüre wie ich kurz vorm explodieren bin.
 

"Verdammt noch mal, ist die Frage denn so unlogisch? Ausgerechnet du hilfst mir, dabei hast du sonst doch nichts besseres zu tun als mir verbal in den Arsch zu treten und ich finde ich habe ein Recht..." Meine Gedanken überschlagen sich während ich rede. Ich weiß eigentlich gar nicht was ich da von mir gebe und auch nicht warum. Es bricht einfach so aus mir raus und er steht lässig da und lässt es über sich ergehen. Mehr noch. Er lächelt. Dieser gottverdammte egoistische Bastard lächelt. Und dieses seltsame Lächeln lässt mich unwillkürlich innehalten. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil es wieder von der bis dahin gültigen Norm zwischen uns abweicht. Ich sehe keinen Spott darin. Er wirkt auch nicht belustigt.
 

Wieder starren wir uns an. Ich bin wütend und irritiert und keine Ahnung was noch und er ist wieder einmal so selbstgefällig gelassen, dass ich ihm den Hals umdrehen will wäre da nicht...
 

"Also gut." Er seufzt resignierend und macht einen Schritt auf mich zu. Mein Puls rast. Ich fühle es genau. Herrje, warum schafft es dieser Typ nur mich so aus der Fassung zu bringen? Immer und immer wieder. Immer noch lächelt er dieses undefinierbare Lächeln, dass seinem Gesicht komischerweise die Härte nimmt. Fast habe ich das Gefühl, dass sein Blick weicher wird. Oh Mann, das ist jetzt aber echt zuviel für mich.
 

"Du hast Recht." höre ich ihn schließlich sagen und traue meinen Ohren nicht. Recht? Ich? Kaiba gibt MIR Recht? Das ist der eindeutige Beweis, dass etwas nicht stimmt. Ich träume immer noch, nein, ich bin in der verdammten Twillight Zone oder aber das ist nicht mehr Seto Kaiba, der da vor mir steht. Irgendwie begreife ich, dass er meine Fassungslosigkeit bemerkt und sie scheint ihn zu amüsieren.
 

"Streich dir den Tag rot im Kalender an, mein Hündchen! Du hast tatsächlich mal etwas logisches von dir gegeben." meint er und ich habe das Gefühl, dass ich gleich ohnmächtig werde. "Du hast ein Recht darauf..." Habe ich? Tatsächlich? Gott, das ist zuviel für mich. Mein Verstand wird gleich explodieren.
 

Er lächelt noch immer und sieht mir dabei genau in die Augen, fixiert mich mit diesen katzenhaften blauen Augen, die sonst eisige Funken versprühen, nun aber irgendwie weicher sind oder bilde ich mir das ein? Ich halluziniere scheinbar schon. Mein Herzschlag setzt für einen Moment aus und ich wage es kaum zu atmen. In dem Moment gibt es einfach nur diese Augen und ich habe das Gefühl... Dann senkt er den Blick und geht an mir vorbei Richtung Tür. Ich schaffe es gerade noch ihm nachzusehen. Zu geschockt bin ich von der ganzen Situation, die mir so unwirklich erscheint, dass es einfach nicht real sein kann.
 

"Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst." höre ich ihn sagen. "Reicht dir das als Grund?"
 

Ich bin nicht mehr in der Lage etwas zu erwidern und er lässt mich auch einfach stehen. Ich bin unfähig mich zu rühren, starre ihm nur nach und wiederhole seine Worte in meinem Kopf. Es ist als hätte jemand auf Repeat gedrückt.
 

Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst. Reicht dir das als Grund?
 

Alles dreht sich. Noch nach Minuten. Ich fasse es nicht. Der Repeat läuft immer noch. Kann sich auch nur irgendwer vorstellen wie ich mich gerade fühle? Ich werde verrückt. Ich weiß es. Und Herrgott, ich kann diesen Repeat nicht abstellen. Und überhaupt... jetzt ist alles noch schlimmer. Das wird mir gerade schlagartig bewusst.
 

Jetzt war er schon zum zweiten Mal so...

So... anders.

So... unfassbar anders.
 

Unf fuck, diese Augen. Warum habe ich inzwischen das Gefühl, dass ich mich darin verlieren werde, wenn sie mich noch länger ansehen?
 

Scheiße und der Arsch lässt mich einfach stehen.
 

"Nein, verdammt... das reicht mir nicht als Grund!" sage ich wütend. Aber es ist zu spät. Kaiba ist längst weg und hat mich mit noch mehr Fragen zurückgelassen. Wäre ja auch ein Wunder wenn der Kerl in der Lage wäre sich normal zu artikulieren.
 

Was bezweckt er damit?

Und warum geht es mir so unter die Haut?
 

Mein Hündchen
 

Er hatte es wieder gesagt.
 

Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst.
 

Er wollte es nicht...? Wieso? War es ihm denn normalerweise nicht egal was mit mir passiert? Hm.

Ich kann es drehen und wenden wie ich es will. Fakt ist, Seto Kaiba hat mir nicht nur geholfen, er hat sich meinetwegen auch mit Subjekten angelegt, mit denen er sich normalerweise nie abgeben würde. Weil er nicht wollte, dass ich verletzt werde. So einfach war das. Die Frage war im Grunde beantwortet. Pech nur, dass es jetzt eine neue Frage gab, die mir auf der Seele brannte. Warum wollte Kaiba nicht, dass ich verletzt werde? Und warum zum Geier bezeichnet er mich neuerdings als sein Hündchen?
 

"Hast du dich bei ihm bedankt?" Yugi tritt in den Klassensaal zu mir. Ich nicke.
 

"Gut." Yugi strahlt mich an. Ich erwidere nichts. "Dann ist das ja geregelt und du bist ihm nichts mehr schuldig."
 

Wenn das mal so einfach wäre...

Aber das kann ich Yugi nun beim besten Willen nicht erzählen. Er würde es mir sicher ohnehin nicht glauben. Himmel, ich glaube es selbst nicht. Und was noch viel schlimmer ist... ich kann nicht glauben, welche Wirkung Kaiba´s Lächeln auf mich hat.
 

Dieses neue Lächeln.

Und dieser neue Blick.
 

DAS geht mir unter die Haut.

Und wie.
 

Und plötzlich muss ich an diese Berührung denken. An den Moment in dem er mir seine Hand hin gehalten hatte und ich sie ergriff. Ich hatte nicht gezögert und ich war erstaunt gewesen wie warm er sich anfühlte. Seine Hand war warm gewesen, warm und stark und genau an dieses Gefühl muss ich jetzt denken.
 

Oh, Mann, ich werde verrückt. Jetzt ist es offiziell.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-02-13T16:17:46+00:00 13.02.2013 17:17
Hey ^_^

Dein Seto ist einfach total gut dargestellt, wie du ihn am Laptop beschreibst und wie er versucht so gelassen zu bleiben und Joey nicht an sich zu lassen. „Ich wollte nicht das dir was passiert“ Ich mag deine Kapitel in denen Joey so schön durcheinander ist :D

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-09-30T20:49:06+00:00 30.09.2010 22:49
oh man das wird je immer konfuser
joey kriegt bestimmt bald n nervenzusammenbruch wenn er so weiter mach :D
aber kaiba is ja auch n bischen verwirrend, so freundlich wie er is
das sich joey aber soooo viel gedanken dazu macht is schon echt erstaunlich
ach und zu dieser warmen hand joey, kaiba is auch nur n mensch *knuff* ^-^
Von:  Jackie20
2010-09-02T16:49:18+00:00 02.09.2010 18:49
deine ff gefällt mir super
das kaiba joey vor diesen schlägern rettet
hätte ich nicht gedacht
ich hoffe du schreibst ganz schnell weiter
bye


Zurück