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Red Moon

Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf
von

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Geborgen wie ein Kind

Ja, ich geb es zu: ich bin böse und hab euch sooo lange warten lassen. Es waren einfach zwei miese Wochen mit überhaupt keiner schönen Stimmung zum Schreiben. Gesundheitlich war ich auch noch recht angeschlagen, und daher habt ihr noch nie so lange auf das neue Kapi warten müssen wie dieses Mal. Das Kapi sollte noch länger werden, aber da ich doch schon eingie Seiten beinander hatte, hab ich es geteilt, damit es schneller geht... denn die Beiden haben sich noch mehr zu sagen. Aber jetzt lest erst einmal, was ich bis jetzt habe.

Liebe Grüße

Eure Hi-chan
 

Geborgen wie ein Kind
 

„Bella, nicht doch… Bella.“ Abrupt hob er den Kopf von seinen muskulösen Unterarmen, die auf dem großen Lenkrad ruhten und blickte zu mir herüber. Ich selbst bekam seine Bewegungen nur noch schemenhaft mit, die salzige Flut meiner Tränen hatte längst meine Augen überflutet.
 

„Bella, Schatz, komm, hör auf zu weinen.“

Ganz weich war seine Stimme und unendlich sanft. Er richtete sich auf, drehte sich zu mir um, dann packte er mit seinen kräftigen Händen zu. Ich fühlte, wie ich über das glatte und abgewetzte Leder der Sitzbank gezogen wurde, wie er mich unaufhörlich näher und immer näher zu sich heran zog, bis ich endlich ganz dicht neben ihm saß.
 

Endlich… endlich durfte ich seinen Körper wieder spüren.

Es war so… vertraut, und doch gleichzeitig so fremd.
 

Er hatte mich mit beiden Armen fest an sich heran gezogen und drückte mich gegen sich. Seine Berührung hatte mir so grässlich gefehlt, dass es nun beinahe wehtat, nach so langer Abstinenz endlich wieder ganz nah bei ihm zu sitzen, und es trieb mir gleich noch mehr Tränen in die Augen. Ich kam mir vor wie nach einer strikten Diät, wenn ich nach einer Ewigkeit der Enthaltsamkeit endlich wieder etwas Süßes essen durfte und schon völlig vergessen hatte, wie wundervoll es schmeckte und wie sehr es mir gefehlt hatte. Und mir wurde jetzt erst klar, wie sehr ich ihn schon all die Wochen vermisst hatte, wie selbstverständlich es früher immer gewesen war, dass er meine Hand nahm oder einen Arm um mich legte. Endlich war ich wieder zuhause, bei ihm, in seinen Armen. Prompt fing ich auch noch an zu schluchzen.

„Ach Jacob…“, krächzte ich mit heiserer Stimme.

„Oh je, was habe ich nur wieder angestellt… dauernd tu ich dir weh. Das wollte ich doch nicht…“, brummelte er mit rauer Stimme und drückte mich fest an seine Brust. Sofort fühlte ich mich geborgen, warm und sicher, und ich löste meine Arme, die ich immer noch um meinen Körper gewunden hatte und schlang sie ihm stattdessen beide um seine Mitte. Ich musste mich nicht mehr selbst festhalten, damit ich nicht auseinander fiel, er hatte das nun für mich übernommen.
 

Ich atmete tief ein, schmiegte mich an seine Schulter und genoss die intensive Berührung. Mein Kopf war völlig leer, kein Gedanke störte mehr, keine Fragen drängten, ich lag in seinen Armen und war einfach vollkommen friedlich und entspannt. Die letzten Tränen kullerten aus meinen Augenwinkeln und nässten sein Shirt, das gerade wieder trocken geworden war, denn die voll aufgedrehte Heizung hatte gut funktioniert, und sein heißes Blut erledigte gerade den Rest. Dann versiegten sie und ich kam wieder zur Ruhe. Ich fühlte seine Hand, die über meine Haare strich, ganz langsam und ruhig, und gab mich ganz der innigen Nähe hin.
 

So war es gut.
 

Ich blieb einfach so sitzen und saugte seine Präsenz in mich auf: den wunderbaren Geruch, der ihn umgab und der mich immer an Wald und Moos erinnerte, die straffen, festen Rundung seiner Muskulatur, die kräftigen Sehnen unter der rostbraunen Haut. Ich vernahm die Atemzüge, die seinen Brustkorb gleichmäßig hoben und senkten, hörte unter meinem Ohr das Pochen seines Herzens, dass sein heißes Blut mit so viel Schwung durch seine Adern pumpte, sodass ich es unter meinen Fingern pulsieren spürte. Er war alles in einem, Bewegung und Ruhe, Kraft und Sanftmut, geballte Energie und erholsame Stille. Und ich spürte den innigen Druck, mit dem er mich umfing, die wohlige Wärme, die mich erfüllte, seine Gegenwart, die mich vollkommen gefangen nahm, einhüllte und aufnahm, die mich barg und hütete. Ich seufzte tief und zufrieden, schloss die Augen und ließ mich von seiner Präsenz erfassen und durchströmen, ich saugte sie auf, saugte sie tief in mich hinein, mit jedem Atemzug mehr. Er war mir die Luft zum Atmen.
 

Er war endlich da.

Er hielt mich fest.

Wir waren zusammen.

Nichts konnte uns mehr trennen.

Nichts konnte mehr passieren.
 

So saßen wir eine ganze Weile, schweigend und aneinander geschmiegt.

Die Welt stand still.

Für uns beide.

Wir saßen einfach nur so da.

Die Zeit verstrich.

Alles würde wieder gut werden… oder nicht?
 

Aber da war noch was gewesen…

Dieser Satz…
 

Ich versuchte den flackernden Gedanken zu vertreiben, wie ein Geist streifte er schemenhaft mein Bewusstsein und störte mich in meiner tiefen, inneren Ruhe, aber ich wurde ihn nicht mehr los. Erst tangierte er nur den Rand meines Verstandes, dann wurde er jedoch immer klarer. Da war dieser Satz gewesen… wie lautete der noch?

Irgendwas mit ‚Keine Chance‘.
 

Ich schreckte aus meinem Wachtraum hoch.

Was er da gesagt hatte, hatte mich total beunruhigt, aber ich fühlte mich noch so vollkommen eingelullt, dass ich den Sinn nicht ganz erfassen konnte. Ich drückte nur meinen Kopf noch mehr an seine Schulter. Jetzt fiel es mir wieder ein.
 

‚Ich bekomme das einfach nicht hin.’
 

Diese Worte gingen mir wieder und wieder durch den Kopf, und langsam wurde mein Verstand wach und meine Zweifel erneut geweckt und ließen mich nicht mehr los.

Was hatte er damit gemeint?
 

Jetzt erinnerte ich mich wieder… und ich verstand seine Worte… und wenn ich ehrlich war, dann gab es nur eine Deutung dieser Aussage und nur eine Antwort, nämlich die eine, die alles vernichtende Antwort … und Angst und Furcht stiegen wieder in mir hoch.
 

Er würde mich verlassen…
 

Ich hob den Kopf und versuchte ihn anzusehen, aber ich erblickte nur zerzauste, schwarze Haare. Daher löste ich mich ein wenig von ihm und suchte seine Augen, die er noch geschlossen hielt. Genoss er meine Gegenwart genauso wie ich selbst? Wollte er mich nur für den Augenblick trösten, bevor er mich endgültig wegstoßen wollte, oder hatte er andere Absichten? Ich musste es herausfinden, egal wie es ausging. Ich raffte allen Mut zusammen und fragte ihn einfach.

„Jacob, sag… was bekommst du nicht hin? Das… mit uns beiden?“
 

Langsam öffnete er die lang bewimperten Lider, die schwer zu sein schienen, als ob er gerade aus einem Traum erwachte, und er blinzelte mich überrascht an. Mir stiegen schon wieder die Tränen in die Augen, denn ich fürchtete mich so sehr vor dem, was er mir mitteilen könnte. Mein Gewissen war viel zu belastet, als dass ich mit irgendetwas Gutem rechnen würde. Alles, wirklich alles war schief gelaufen, ich hatte ihn nur noch verletzt und verärgert, und nun würde ich die Quittung dafür kassieren. In meiner Verzweiflung krallte ich mich noch mehr an seinem Körper fest.
 

„Bitte, Jacob, sei nicht böse… du darfst nicht gehen… du darfst mich nicht allein lassen…“
 

„Oh nein, Bella, du verstehst das falsch…“ Er zögerte, suchte nach Worten, wie er mir wohl begreiflich machen konnte, was er meinte. Aber ich war viel zu ungeduldig, als dass ich ihm die nötige Zeit lassen konnte, sondern überfiel ihn gleich mit meinen schlimmsten Befürchtungen. Ich merkte, wie wieder Panik in mir aufstieg.

„Du willst mich loswerden…“, schniefte ich schon wieder los und ließ völlig niedergeschlagen den Kopf gegen die Brust sinken. „Weil ich dir auf den Geist gehe…“
 

„Ach Schatz!“ Er schüttelte unwillig den Kopf, seine dunkle Stimme klang sowohl vorwurfsvoll als auch schockiert. Mit einer Hand tastete er nach meinem Kinn und zog es vorsichtig hoch, damit ich ihn ansehen musste. Er blickte mich an mit Augen, so schwarz und tief wie Bergseen, und ich musste aufpassen, dass ich nicht in ihnen ertrank… aber da verschwamm eh schon wieder alles, denn meine Augen wurden ganz feucht und schon raubten mir die ersten Tränen erneut die Sicht. Ich wollte sie nie hergeben müssen, diese wunderschönen, leicht schrägstehenden Augen, ich wollte immer in sie blicken dürfen, mich in ihnen verlieren dürfen so oft ich wollte.
 

„Jacob, bitte verlass mich nicht…“
 

Die Vorstellung, ohne ihn sein zu müssen, raubte mir vollkommen den Verstand. Ich weinte und schluchzte, ich versteifte mich und krallte mich an ihm fest, als ob mich jemand von ihm wegziehen wollte.

Ich wollte ihn nicht hergeben.

Nie mehr wieder.

Ich wollte bei ihm bleiben.

Ich liebte ihn.

Ihn allein…
 

Und ich selbst löste mich vollkommen in Wasser auf. Wie Sturzbäche rannen die Tränenfluten meine Wangen hinab, alles war schon wieder nass und roch nach Salz. Ich schluchzte hemmungslos, wurde geschüttelt von dem Schmerz, der mich auf einmal wieder erfasst hatte und drehte mein Gesicht aus seiner Hand und drückte es ihm gegen die Brust. Ich würde einfach zerfließen, ihm aus den Armen rinnen, mich auf den Boden des Wagens ergießen und durch die Ritzen verschwinden…
 

„Oh Bella, bitte, nicht schon wieder weinen. Es ist nicht so… bitte beruhige dich…“

Er wurde vollkommen nervös, als er merkte, wie sehr ich mich die Angst übermannte.

„Bella, wir müssen reden … unbedingt“
 

Entschlossen packte er mit festem Griff meine Arme, zog mich dann quer über seinen Schoß und setzte mich auf seine Beine. Meinen Oberkörper lehnte er gegen seine Brust, meinen Kopf an seinen Hals, und mit seinem linken Arm hielt er meinen Rücken. Wie ein kleines Kind saß ich nun auf seinem Schoß, gestützt und gehalten von seinen kräftigen Armen, und wie einem Kind gab er mir auch einen Kuss auf den Scheitel und strich sanft über meine Haare. Es beruhigte mich, so gehalten zu werden, gehätschelt wie ein kleines Mädchen, das sich das Knie aufgeschlagen hatte und dem der Schmerz weggepustet werden sollte. Ob er auch meinen Schmerz würde vertreiben können?
 

Wieder merkte ich, wie schon seine Anwesenheit mich beruhigte, aber vor allem würde ich nun erfahren, was es mit seinem mysteriösen Ausspruch auf sich hatte. Ich flehte alle Engel des Himmels an, dass es etwas Gutes war.
 

Mit seiner Rechten fasste er wieder nach meinem Kinn und zog es langsam zu sich hoch, bis mein Nacken auf seinem Arm ruhte. Dann schob er mir geduldig all die langen, feuchten Strähnen beiseite, eine nach dem anderen, klemmte sie hinter mein Ohr oder strich sie mir über die Stirn, bis er mein Gesicht freigelegt hatte. Er lächelte mich an, als ich endlich unter der Flut von Haaren auftauchte, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und wischte mir mit seiner großen, heißen Hand die Tränen weg. Rechts, links, rechts… er wurde es nicht müde, mir die Tropfen abzustreifen, dazwischen legte er mir immer wieder die Hand an die Schläfe, streichelte meine Wangen, oder strich wieder ein paar der widerspenstigen Locken nach hinten, die mir erneut ins Gesicht gefallen waren. Langsam versiegten meine Tränen wieder, und ich spürte nur noch seinen Atem und seine heiße Hand auf meinem Gesicht, folgte seinem magischen Blick, der den meinen suchte.
 

„Bella, jetzt lass dir mal erklären, was ich meinte.“ Er sah mich eindringlich an, und ich nickte nur folgsam.

„Als ich sagte, ich könne so nicht mehr… da ging es nicht darum, dass ich dich verlassen wollte. Das hatte ich nie vor… genau das Gegenteil ist der Fall.“
 

Wieder strich er sanft über meine Schläfen, der eindringliche Blick aus seinen schwarzen Augen zog mich voll in seinen Bann, und ich wartete geduldig, was er mir erklären wollte. Ein Hauch von Hoffnung machte sich in mir breit, und ich versuchte schwach zu lächeln.
 

„Ich kann einfach nicht so tun, als ob zwischen uns nichts wäre… ich kann mich nicht mehr zurück halten, auf Abstand gehen, ich kann nicht länger neben dir sitzen, ohne dich zu berühren. Ich kann nicht länger warten, ich kann das einfach nicht mehr… das habe ich gemeint. Es geht nicht… das packe ich nicht mehr. Ich will dich nämlich … und zwar sofort!“
 

Mir schoss die Hitze ins Gesicht bei seinen Worten, mein Herzschlag setzte einen Moment aus und ich blieb wie gelähmt sitzen. Er lächelte mich an, und dabei war sein Gesicht meinem so nahe. Eine unwiderstehliche Macht ging von ihm aus, zog mich an, hin zu seinen Lippen… aber ich wollte erst die Worte hören, die sie aussprechen wollten, bevor ich mir erlaubte, sie zu berühren. Also blieb ich ruhig sitzen, auch wenn es mir schwer fiel, und er strich weiter über meine Haare. Sein Blick schweifte wieder ab und ich merkte, wie er nachdachte und Argumente sammelte, die er mir vortragen wollte, und ich blieb still und schwieg, um ihn nicht zu unterbrechen. Trotzdem hüpfte mein Herz bereits vor Freude.
 

„Ich hab das echt versucht, dich nicht mehr zu berühren. Schon ne ganze Weile, seit der Schlacht damals. Ich hatte mir das vorgenommen und wollte lieber die Finger von dir lassen, das erschien mir gesünder. Und trotzdem hatte ich es manchmal kaum ausgehalten. Und jetzt, wo … wo alles so anders ist … jetzt …“
 

Er war immer mehr ins Stammeln geraten, und ich rätselte, was er mir nicht sagen konnte. Aber was ich bestimmt wusste, das war, dass es eine sehr harte Zeit für ihn gewesen war … und auch für mich. Wir hatten es wirklich nicht leicht gehabt.
 

„Warum benahmst du dich dann immer noch so unnahbar?“, fragte ich ihn und schaute ihn mit großen Augen an. Warum hatte er mich die ganze Zeit so links liegen lassen, wenn er doch ganz anders gefühlt hatte?

„Weil ich dachte, dass es… wohl besser wäre… für uns beide. Dass wir Abstand bewahren sollten, damit jeder erst einmal in Ruhe sein Leben in den Griff bekommt, das uns so durcheinander gewirbelt worden war. Alles stand auf dem Kopf, nicht war mehr so, wie es gewesen war. Und da sollten wir uns lieber Zeit lassen, viel Zeit… um nicht überstürzt zu handeln und wieder etwas zu tun, was weder Bestand hatte noch Sinn machte.“

„Ja, das wäre vielleicht gut…“, flüsterte ich nachdenklich, denn ich wusste, dass ich in der Nacht des roten Mondes viel zu spontan reagiert hatte, „aber ich konnte nicht anders. Als ich erkannt hatte, dass es nur noch dich für mich gab, musste ich es dir sofort sagen.“

Jetzt lächelte er.

„Und ich dachte immer, ich wäre der Heißsporn bei uns beiden.“
 

Er küsste mich auf die Stirn, dann setzte er seine Erklärung fort.

„Ja, da hast du mich ganz schön überrumpelt. Und ich gebe zu, ab da habe ich dann auch total Schiss bekommen. Denn bis dahin war es immer einfach gewesen, groß zu reden, es war ja eh hoffnungslos. Egal was ich dir sagte, es half eh nichts. Warst du meine beste Freundin, war Edward dir der intime Freund, mochtest du mich, warst du in ihn verliebt, habe ich dir entlockt, dass du mich liebst, hatte er sich mit dir verlobt. Ich war immer der Verlierer. Für so lange Zeit…“
 

Er blickte in die Ferne, und ich wusste auch ohne die steile Falte auf seiner Stirn zu sehen, wie sehr er litt bei dieser Erinnerung. Armer Jacob! So lange hatte er immer nur das fünfte Rad am Wagen spielen müssen. Immer verschmäht, immer erfolglos, immer wurde er stehen gelassen. Von mir! Ich fühlte mich mehr als schuldig und versuchte verzweifelt, die Falten weg zu streichen, was dazu führte, dass er seinen Blick wieder einfing und auf mich richtete.
 

„Und dann… wurdest du zum Wolf und ich bekam Hoffnung. Aber ich merkte schon bald, dass du dich deswegen noch lange nicht vom ihm gelöst hattest. Ich hatte gerade erst so hart gekämpft, mit deiner Hochzeit klar zu kommen, und auch wenn sie auf einmal verschoben worden war, so mahnte ich mich, nicht übermütig zu werden. Und ich war froh, dass ich mich so zurück genommen hatte, dass ich mir alles verboten hatte, denn du wolltest nur zu ihm zurück. Darum musste ich mich vollkommen zurückziehen, ich konnte nicht anders, es hätte mich sonst zerstört.“

Ich spürte, wie wichtig es ihm war, mir all diese so lange verborgenen Dinge zu berichten und ich freute mich über das Vertrauen, dass er mir entgegen brachte. Ich war begierig, mehr zu hören, und ich schwieg weiter, um ihn nicht bei seinem Gedankenfluss zu unterbrechen, streichelte dabei sein Gesicht, spielte mit seinen Haaren. Er merkte es fast gar nicht.
 

„Ich hatte dir das Ultimatum gestellt, dass du nur wieder kommen sollst, wenn du dich entschieden hast. Und dann kamst du mitten in der Nacht in mein Bett… und ich hatte ja gewusst, dass Edward gerade noch bei dir gewesen war. Man, ehrlich, ich hab dir das nicht abkaufen wollen… es klang zu schön, um wahr zu sein… und dein Kuss hatte mich total umgehauen… aber ich roch immer nur ihn… und drehte durch…“

Er blickte ernst auf mich herab und schüttelte leicht den Kopf.

„Mensch Bella, ich hab dir kein Wort geglaubt…“

„Aber küssen hast du dich lassen…“, erwiderte ich gespielt empört.

Jetzt grinste er schief.

„Na ja, man darf ja mal schwach werden dürfen…“ Und er zog mich ein wenig enger an sich heran.

„Aber dann hab ich es ja selbst gesehen … ganz glasklar.“

„Wie, gesehen?“

„Ich habe deine Gedanken und Gefühle gesehen, Bella. Was du damals auf dem Berg empfunden hattest, als ich dich küssen durfte… ich habe alles gespürt, als ob es mir selbst passierte. Rudelfunk… es funktioniert nur bei uns beiden… und ich sah mich aus deinen Augen, und ich fühlte all deine… Liebe… das war echt der Hammer. Damit hätte ich nie gerechnet. Nie! Aber es war da, eindeutig, unbestreitbar. Und nur für mich! Ich konnte es so genau nachempfinden…“

„Und ich habe mich mit deinen Augen gesehen? Du warst das?“

Er nickte nur. Das war also dieser Rudelfunk, den er meinte. Die Sichtweise, die sich ständig verändert hatte… die Situation aus seiner Sicht… diese fremden Gefühle, die doch den meinen so glichen… Dann konnte ich ihn also wirklich spüren?
 

„Es war ein so eindeutiger Beweis. Ich wusste, das konntest du mir nicht vormachen, das war echt. Und dann bekam ich Depp total Zustände und lief weg. Denn zum ersten Mal war es nicht vergeblich und hoffnungslos, zum ersten Mal war ich nicht der Zweite, sondern der Einzige, und das machte mir so eine Höllenangst. Wenn ich jetzt nachgab, wenn ich jetzt auf dich einging, dann konnte ich nicht mehr zurück. Nie mehr! Denn wenn du mich wirklich nehmen würdest… und wenn du mich dann wieder fallen ließest … dann würde ich das nicht mehr packen. Dann wäre es endgültig aus mit mir.“

„Warum denkst du denn gleich wieder an so was?“

„Hm, aus Gewohnheit?“

Diese Antwort kam spontan, und ich schämte mich, denn ich wusste, dass es nur seine Reaktion auf mein ewiges Hin und Her war, das über so lange Zeit zwischen uns gelaufen war. Berühren und zurück weisen, küssen und stehen lassen… schlimmer ging es doch nicht mehr. Wie hatte ich nur so sein können? Warum hatte ich ihm das so lange angetan?
 

„Es tut mir so leid, Jacob, dass ich immer so gemein zu dir war. Ich werde mir das nie verzeihen. Und ich kann es gut verstehen, wenn du mir jetzt keine neue Chance geben willst.“

„Pah, was redest du denn da? Ich werde dir immer verzeihen. Warum bist du nur selbst so hart mit dir?“

„Weil ich es verdient habe. Und du solltest auch streng mit mir sein.“ Ich meinte es aufrichtig, er war viel zu nachgiebig mit mir, denn schon wieder wollte er mir alles verzeihen.
 

„Als ob ich dir widerstehen könnte… ich geb‘ dir tausend Chancen, immer wieder. Bis ich untergehe. Ich kann wohl nicht anders.“ Jetzt grinste er frech, und ich musste mitgrinsen. Verlegen streichelte ich die Grübchen, die um seine Lippen tanzten. Er würde das wirklich tun, und es war meine Aufgabe, ihn vor dem Untergang zu bewahren. Aber bevor ich weiter ins Grübeln kommen konnte, sprach er schon weiter.
 

„Ich war ja auch gemein zu dir. Ich hab dich angebrüllt, hab dich stehen lassen und bin einfach davon gerannt. Und dann, als ich mich wieder eingekriegt hatte, da lief mir Leah über den Weg. Ich hockte dort am Flughafen fest mit ihr, dabei habe ich nur zu dir gewollt. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, wenn ich sie allein lassen würde, dann würde sie aus lauter Trotz und Übermut doch wieder trampen. Und so blieb ich händeringend da, bis ich sie mit eigenen Augen in den Flieger steigen sah. Nicht dass der noch was passierte, so leichtsinnig, wie sie immer war. Dann raste ich nach Hause und du warst nicht da. Keiner wusste, wo ihr ward, und ich wurde fast wahnsinnig, bis wir endlich heraus bekamen, dass Charlie mit dir irgendwo in Seattle in einem Krankenhaus hockte. Heilige Scheiße! Ich war aus lauter Starrsinn weggerannt, und du warst inzwischen halbtot. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Und was tat ich? Als ich endlich zu dir konnte? Ich war sauer, weil du nach Cullen rochst. Ich Idiot… und da willst du dich bei mir entschuldigen? Nein, Bella, ich muss dich um Verzeihung bitten. Und das wollte ich auch gleich tun, denn als ich hörte, dass du hier in Port Angeles bist, da bin ich einfach losgerannt. Und ich hab dich ja auch gefunden. Und was tue ich? Anstatt endlich mal meine große Klappe auszureißen und dir alles zu beichten, krieg ich glatt kein Wort mehr heraus und häng so rum, als ob du mir nichts bedeuten würdest. Ich saß da und hab mich nichts mehr getraut. Weil es auf einmal so komisch war … so anders… so neu.“

Seine Hand bebte jetzt leicht, und ich merkte, wie sein Blick unsicher wurde. Nein, das gab es nicht, er war tatsächlich schüchtern… dieser zwei Meter große Hüne war total befangen. Mein Jacob, der Junge mit der vorlauten Klappe, der immer frech seinen Kommentar abgab, der sich vor keinem Kampf scheute, sich vor nichts fürchtete, saß neben mir und zitterte vor Aufregung. Konnte das wirklich sein?
 

„Jacob, küss mich!“
 

Mehr fiel mir nicht ein, und doch war es genau der Wortlaut, der zu einem Schlüsselsatz in unserem gemeinsamen Leben geworden war. Jetzt gab es niemanden mehr auf der Welt, der ihn abhalten durfte. Mein Herz hatte sich entschieden.

Und er wusste um die Bedeutung dieses Satzes.
 

ooOOoo

So, wie hat es euch gefallen? Und was kommt nun? Will Jacob sich wirklich Zeit lassen? Was meint ihr? Oder gibt er seinem inneren Drängen nach?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Legoory
2012-01-22T22:21:56+00:00 22.01.2012 23:21
Wie romantisch! *hach*
xD
Endlich erfährt Bella, was in Jakes Kopf los war, warum er abgehauen ist usw. Hoffen wir mal, dass sie dieses Mal wirklich bei ihm bleibt. So wie er meinte: er würde ihr tausend Chancen geben, bis er dabei irgendwann zerbricht...
Von: abgemeldet
2011-02-01T06:56:45+00:00 01.02.2011 07:56
Ich finde deine Geschichte bisher super. Bin gestern abend drauf gestoßen und habe sie in einem Rutsch durch gelesen. Nur das erste Kapitel aus Jakobs Sicht fand ich nicht ganz so toll, aber ansonsten wirklich Klasse. Mach weiter so. Kann es kaum erwarten wie es weiter geht!

Liebe Grüße, dasbinich :D
Von:  eilatan89
2011-01-30T13:36:13+00:00 30.01.2011 14:36
echt klasse Kapitel

Am Anfang hatte ich die sorge das Bella vor Lautem Weinen bald kein Wasser mehr im Körper hat xD

Die Liebe ist schon schwierig egal ob Wolf, Vampire oder Mensch.
Bella und Jacob waren sich beide so unsicher, obwohl Sie im inneren wussten das sie aneinander Lieben und das es wohl so schnell niemand anderen geben wird.
Hoffentlich bleibt das jetzt so zwischen die beiden. Aber wie ich dich kenne gibt es da bestimmt noch was gaaaaanz unerwartet.
Freu mich da schon drauf xD

Was Klasse wär wenn es zuletzt ein Kapitel gibt wo die beiden schon älter sind und es vielleicht Kinder gibt oder so!

Echt gutes Kapitel! Und die Gedanken von Bella und die Erklärung von Jacob waren gut Beschrieben, als ob man es selber erlebt hätte.

lg eilatan




Von: abgemeldet
2011-01-29T19:12:12+00:00 29.01.2011 20:12
.......

ja.....

du bist wirklich gemein...du hast mir im letzten kapitel so was von einen schreck verpasst!!!!! ich dachte er würd sie verlassen!!! zu leah gehen oder so!!!!!! maaan bin ich froh dass das geklärt ist...

ich hoffe wirklich du schreibst schnell weiter!!!!! bin wirklich gespannt was so passiert!!! ich weiß nicht recht was er machen wird aber wenn es der jacob ist den ich kenne wartet er keine sekunde:)))

aaaber du kannst seinen charakter ja ändern...dann sehe die ganze sache anders aus...

wirklich suuuuper entwicklung!!!! ich hoffe es geht bald weiter!!!

lg
Von:  saso2
2011-01-29T09:34:30+00:00 29.01.2011 10:34
schönes kapitel
das Jacob jtzt mal erzählt hatte wie er das alles endfunden hat fand ich gut. Es war richtig schön beschrieben ^^

schreib bitte schnell weiter und gute besserung
lg saso


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