Zum Inhalt der Seite

Life's lively

Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Life's lively – Prolog
 


 

„Viele Leute sagen, dass es im Leben nicht darum geht, das zu bekommen, was man will.

Dabei geht es doch für jeden um etwas Anderes.“
 


 

»Im Leben geht es darum, zu leben. Worum sonst auch? Um Tratschen, gute Leistungen, viele Freunde und noch mehr Geld zu haben? Nein, wohl kaum. Das alles (Leistung, Druck, Liebe, Hass, Freunde, Arbeit) gehört zum Leben, macht es aus. Aber wenn man nicht bereit ist, an erster Stelle zu leben, was kann man dann schon vom Leben erwarten
 


 

Seufzend schmiss Sakura die gestrige Schülerzeitung in einen nahe stehenden Mülleimer. Wer auch immer dafür verantwortlich war, dass unter dem Titel „Weisheit“ täglich Neues stand, gehörte definitiv aus der Redaktion geschmissen. Sie hatte genug zu denken, da brauchte sie nicht auch noch das philosophische Denken eines Amateur-Journalisten, das ihr den Tag über schwer im Magen lag. Sie fragte sich ernsthaft, ob es sich lohnte dafür alle zwei Tage dreihundertfünfzig Yen auszugeben.
 

Sie lehnte sich gegen die Laterne hinter ihr, atmete tief aus und beobachtete den weißen Atemdunst, der in die Luft stieg und sich schneller und schöner auflöste als jedweder Rauch, den sie jemals gesehen hatte. Ein erneutes Seufzen verließ ihre trockenen Lippen.
 

Apropos Rauch.
 

Sie schielte nach unten, auf ihre rechte Hand, die von einem schwarzen Handschuh warm gehalten wurde. Die Zigarette zwischen ihren Fingern glimmte im Halbdunkel eines Wintermorgens ungewöhnlich hell. Oder zumindest kam es ihr so vor.

Sakura hob die Hand, setzte die Zigarette an und sog den Rauch durch den Filter ein, spürte das leicht brennende Gefühl im Rachen, stellte sich vor, wie sich ihr Brustkorb, ihre Lunge mit Rauch füllten und.. Und.. atmete wieder aus.
 

Ihre Hand hing wieder herunter. Ihre grünen Augen folgten dem grauen Rauch, der einen Tabakgeruch zurückließ, nachdem er sich aufgelöst hatte.
 

Sie seufzte schon wieder, setzte die Zigarette wieder an, zog, stieß Rauch aus. Doch dieses Mal ließ sie ihre Hand nicht erst wieder sinken. Sie nahm noch einen Zug, noch einen, noch einen. Bis die Zigarette auf den Filter heruntergebrannt war. Eine Weile lang starrte sie den Zigarettenstummel an, dann auf ihre Armbanduhr: Zwanzig vor acht. Sie war viel später als sonst. Sie ließ die Zigarette in den Schnee fallen und trat drauf, um sicher zu gehen, dass sie ganz aus war.

Dann ging sie los. Unter ihren schwarzen Stiefeln knirschte der Schnee. Während sie dem Weg folgte, kramte Sakura in ihrer Tasche und holte ihre Wasserflasche hervor. Sie nahm einige Schlucke, steckte sie wieder hinein und zog dann eine weiße Dose hervor. Sie nahm zwei Kaugummis und hoffte, dass der Rauchgeruch sich wie üblich nicht in ihrer Kleidung festgesetzt hatte.
 

Naruto trommelte ungeduldig auf seinen Tisch und stützte seinen Kopf auf dem anderen Arm ab. Unzufrieden zog er einen Schmollmund und sah sich im Klassenzimmer um. Außer ein paar Strebern war noch kaum jemand da – er war sogar früher als Sakura und die war schon früh. Zumindest für die Verhältnisse seiner Freunde...
 

Langsam aber sicher wurde die Ungeduld des blonden Chaoten von Müdigkeit abgelöst. Seine Augenlider wurden von Minute zu Minute schwerer, doch er kämpfte sich immer wieder zurück in die „Wachwelt“. Er musste Sasuke diesen blöden USB-Stick vor dem Matheunterricht wieder geben, damit der Uchiha im direkt danach folgenden Informatikunterricht die Skalen hatte, die Naruto für ihn erstellen sollte.

Und Ibiki war so ziemlich der strengste Mathelehrer aller Zeiten – ein unnötiges Wort, ein Augenzwinkern, das ansatzweise nach „Reich das mal weiter“ aussah, und du hattest eine ganze Seite Zusatzaufgaben an der Backe kleben. Und weil Mathe eben Mathe war, hatte Naruto da absolut keine Lust drauf.
 

Letzten Endes döste Naruto aber trotzdem ein. Sein Kopf sackte seitlich weg und ruhte schließlich auf seinem Unterarm. Den Arm, auf dem er sich abgestützt hatte, schob er sich unbewusst unter das Kinn und schlief

War wohl alles ein bisschen zu früh für ihn.
 

Während Naruto im Land der Träume wahrscheinlich unzählige, wohnwagengroße Fertigramenportionen verspeiste, strömten nach und nach die restlichen Schüler der Klasse 2-B in den Raum und legten ihre Sachen an ihren Plätzen ab. Die Mädchen und Jungs tratschten, quatschten und besprachen das zurückliegende Wochenende und den bevorstehenden Montag.

Die spannendste Neuigkeit war wohl, dass Tsunade ziemlich schlechte Laune hatte und in ihrem Büro einen ziemlich schlimmen Aufstand machte. Die Zeit verging recht schnell und es klingelte zur ersten Stunde. Die Klassenzimmertür öffnete sich und spuckte einen Lehrer aus – nicht Ibiki, sondern Hatake-sensei, der mit seiner grauen Sturmfrisur und dem weißen Mundschutz wie üblich vollkommen fehl am Platz wirkte.

Überrascht sahen die Schüler ihren Japanischlehrer an. „Ibiki-sensei ist krank. Setzt euch bitte, er hat mir einige Aufgaben gegeben, die ihr durcharbeiten werdet...“ Enttäuscht setzten die Schüler sich und packten ihre Hefte aus. Alle, bis auf Naruto zumindest, der selig vor sich hin schlief.

Die Klasse brach in lautes Gelächter aus, als von dem blonden Uzumaki ein Schnarcher zu hören war.

„Ruhe. Yamanaka, setz dich auf deinen Platz, Nara, häng da nicht so rum und Uzumaki.. Wach auf!“ Hatake-sensei knallte sein Mathebuch auf das Pult, nahm ein Stück Kreide und warf es nach dem Blondschopf. Die Kreide traf ziemlich genau die Mitte seiner halb versteckten Stirn.

„AUA!“ Naruto schoss hoch und patschte mit seiner Hand genau auf die Stelle, die die Kreide getroffen hatte. „Wer war das?“ Er klang verschlafen und seine blauen Augen sahen sich halb wach im Raum um. Es dauerte anscheinend eine Weile, bis sich Naruto erinnerte, dass er im Unterricht saß. „Oh.. Sorry, Hatake-sensei... Moment! Sind wir etwa schon bei Japanisch?! Ich dachte wir hätten heute Informatik!“

Der Grauhaarige verdrehte die Augen. „Nein, sind wir nicht, Naruto, und Informatik hast du heute auch nicht. Ich bin Ibiki-senseis Vertretung und jetzt mach die Aufgaben an der Tafel!“
 

In diesem Moment ertönte ein Klopfen und Sakura schob sich in den Raum, die Wangen gerötet von der Kälte draußen. „Tut mir Leid, dass ich zu spät bin.“ Sie beeilte sich, zu ihrem Platz neben dem braunhaarigen Klassengenie zu kommen und ließ sich nieder, Kakashi vermerkte etwas im Klassenbuch.

„Schläfst du nicht gut?“, fragte Shikamaru gelangweilt und blickte geradeaus, obwohl er mit Sakura redete, „Du bist in den letzten zwei Wochen mehr als fünfmal zu spät gekommen.“ Sie glaubte, etwas Wissendes in seinen braunen Augen zu sehen.

Doch Sakura zuckte nur mit den Schultern. „Bin einfach etwas langsam“, redete sie sich heraus und schlug ihr Heft auf, „Was sollte schon sein?“

Dass Shikamaru ihr darauf keine Antwort geben konnte, half ihr auch nicht. Für sie gab es eben keine normalen Probleme. Schade.
 

Es kam ihr so vor, als wäre sie eben erst vom Park zur Schule gegangen. Ehrlich! Es hätte der gleiche Zeitpunkt sein können – die Kälte, der weiße, schöne Atemdunst, der halbdunkle Himmel. Nur leider war es kurz davor, dunkel zu werden.

Und Naruto war bei ihr.

Dieses Mal lehnte Sakura nicht an der Laterne, sondern gegen Narutos Rücken, ihre Arme in einander verhakt. „Jetzt mal im Ernst, Sakura, was würdest du tun, wenn uns jemand sehen würde?“

Sie roch den Alkohol und den Rauch aus seinem Atem heraus. Unweigerlich fragte sie sich, ob sie genauso roch.

„Keine Ahnung.“ Eine ehrliche Antwort. „Und du?“

Seine blauen Augen bohrten sich in ihre, er zog an seiner Zigarette, wartete, stieß den Rauch aus. Schön. „Ich würde.. gar nichts sagen, glaube ich. Einfach nichts sagen.“ Versonnen sah Naruto in den Himmel, die letzten Reste Sonnenlicht ließen sein blondes Haar schimmern. Sie hob eine behandschuhte Hand und fuhr durch ihre eigenen Haare.

„Hm, wahrscheinlich würde ich das ähnlich machen. Also.. Ich würde nichts sagen, meine ich. Aber andererseits..“ Die Flasche war eiskalt, als Sakura sie an die Lippen setzte und einen Schluck nahm. Kein Wunder – sie hatte die ganze Zeit im Schnee gestanden.
 

Der Alkohol hatte eine imaginäre Wärme entfacht, die mit diesem und weiteren Schlucken immer stärker zu werden schien. Langsam wurde ihr fast schon warm. „Wir sollten nicht so viel trinken“, murmelte Naruto ihr zu und griff nach der Flasche.

Natürlich trank er aus ihr und lächelte sie dann an. Sakura lächelte zurück. Das Lächeln fühlte sich gut an, als ob sie wieder die beiden Menschen ohne Probleme wären, die sie vor einem halben Jahr gewesen waren.
 

Es verging ein wenig Zeit, in der keiner etwas sagte. Sie hingen beide ihren Gedanken nach, lächelten stumm vor sich hin und fühlten die Präsenz des anderen.

Es war egal, dass sie nicht wussten, wohin sie das alles bringen würde. Es war nur wichtig, dass sie zusammen dort landen würden.
 

Irgendwann, als es schon dunkel war, schmiss Naruto die Flasche in den Schnee und drückte Sakura Richtung Nordausgang, Richtung Shikansen. „Das ist schon die vierte Flasche in eineinhalb Wochen, Sakura“, seufzte er, als ob sie das nicht selber wüsste, „Wo geht das alles hin?“

Die rosahaarige Haruno zuckte mit den Schultern. Sie brauchte keinen Blick in den Mülleimer zu werfen, um zu wissen, dass sie den Inhalt von zweieinhalb Schachteln verraucht hatten. „Weiß ich auch nicht.“
 


 

© by blockhead

Kapitel 1

Life's lively – Kapitel 1
 


 

„Nur ein Schlag ins Gesicht macht dich auch nicht glücklicher.“
 


 

»Es kann nur ein Irrtum sein, was auf den Schulfluren umher geht.. Die Strafmaßnahmen sollen verschärft werden. Sinnvoll? Nicht wirklich. Denn was für Strafen schrecken Schüler wie uns schon von den Sachen ab, die das Leben erst aufregend machen
 


 

Mitten in der Nacht wachte sie auf, verschwitzt und schwer atmend. Die Haare klebten ihr im Nacken, ihre Füße waren so eiskalt, dass sie zittern musste, während ihr Herz raste und Schweiß immer noch aus sämtlichen Poren zu strömen schien. Sie fuhr sich durch die rosafarbenen Haare und strampelte hektisch die Decke beiseite.

Ihre Hand griff nach ihrem Wecker, 2:34 am Morgen. Dann stellte sie ihn zurück und drückte auf den Schalter ihrer Nachttischlampe. Das warme, orange Licht strahlte nicht sonderlich weit, aber es reichte, um grobe Umrisse ihres Zimmers erkennen zu können.

Mit zitternden Beinen stand Sakura auf und zog an den Stoffshorts herum, in denen sie schlief. Unter den Shorts und dem weiten T-Shirt war ihr merkwürdig warm, sie fühlte sich fast schon fiebrig. Sie war immer noch extrem wackelig auf den Beinen, als würden ihre Knie nicht mehr in der Lage sein, ihr eigenes Gewicht zu stützen.

Selbst in dem gefärbten Licht, der kleinen Stehlampe, erkannte Sakura in dem Spiegel, der an der Wand direkt neben ihr hing, dass sie ungesund blass war. Dunkle Verfärbungen zeichneten sich nur allzu deutlich unter ihren Augen ab. Als hätte sie seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen, was man so eigentlich nicht sagen konnte. Sie schlief. Sie wachte nur ständig auf und konnte dann nicht mehr einschlafen.
 

Die Haruno fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, massierte ihre Schläfen und strich an den Seiten ihres Halses entlang, um in den Nacken zu greifen. Ihre Muskeln waren steif und verspannt.

Sakura ging zu ihrem Schreibtisch und zog die oberste Schublade auf. Sie nahm eine Zigarette aus der Packung in die eine, ein Feuerzeug in die andere Hand.

Ihre Schritte führten sie wie von selbst auf den Balkon. Die kühle Nachtluft ließ sie stärker zittern und die dünne Schneedecke schmerzte etwas an ihren nackten Füßen. Sakura sah sich um und entdeckte grüne Gummischuhe, die unordentlich unter ihrem blauen Gartenstuhl lagen. Sie zog sie heraus und schob die nackten Füße hinein. Sie waren kalt, aber dafür wenigstens schneefrei.

Flackernd zischte das Feuer aus dem Feuerzeug und leckte an der Zigarette. Langsam ziehend entfachte Sakura die Glut und blies den Rauch außergewöhnlich sanft aus.

Dann trat sie an die Brüstung und riskierte einen Blick nach unten. Die Straßenlaternen wirkten gedimmt, als ob sie nur auf Sparflamme brennen würden und die Häuser wirkten verlassen und besonders dunkel. Obwohl das auch nur daran liegen konnte, dass sie im achten Stock war und die umliegenden Häuser niedriger gebaut waren.
 

Die Zigarette war bereits runter gebrannt und Sakura drückte sie im Schnee unter der Brüstung aus, ehe sie sie achtlos nach unten auf die Straße warf. Bevor sie wieder in ihr Zimmer ging, streifte sie die grünen Schuhe ab und schloss die Tür hinter sich.

Rastlos sah die Rosahaarige sich um und steuerte schließlich wieder ihr Bett an. Sie wickelte ihre Decke um sich und kniff die Augen zusammen. An das, was sie geträumt hatte, konnte sie sich zwar nicht mehr genau erinnern, doch ihr Herz hämmerte immer noch viel zu stark gegen ihren Brustkorb und eine seltsame Form von Unwohlsein spukte in ihrem Kopf herum.

Da konnte selbst ihre geliebte Decke nicht helfen. Seit zehn Jahren diente ihr selbige als Wärmespender. Sie war riesig, weiß mit braunen Kuhflecken und wunderbar weich.

Sakuras Hände zitterten unkontrolliert. Sie betrachtete in dem gedämmten Licht der Nachttischlampe ihre hin und her zuckenden Finger wie etwas, was sie noch nie zuvor gesehen hatte. Gedanklich zählte sie die Sekunden. Von eins bis zehn, ganz langsam. Dann tauchte sie wieder auf aus ihren Gedanken, in denen die Zahlen umherschwirrten – die Finger zitterten immer noch.

Sie zählte noch einmal. Und sah nach, immer noch.

Und noch einmal. Immer noch.
 

Im Nachhinein konnte sie nicht mehr sagen, wie oft sie von Eins bis zehn gezählt, ihre Finger betrachtet und dann wieder von vorne angefangen hatte, aber irgendwann klingelte ihr Handy. Erschrocken zuckte sie zusammen und griff hektisch nach dem Klapphandy, das auf dem Schreibtisch lag. In ihrer Eile warf sie eine Kerze und den dazugehörigen Untersetzer herunter.

Sie drückte auf den grünen Hörer, ohne die Nummer zu überprüfen.

Stille schlug Sakura aus der Leitung entgegen. Sie wartete. Nichts. „Hallo?“, fragte sie und räusperte sich, weil ihre Stimme rau und kratzig klang. „Hey.“ Zu behaupten sie wäre lediglich überrascht gewesen, war die Untertreibung des Jahrhunderts. Ihr bester Freund rief sie um 3:14 am Morgen an. Was zu viel war, war zu viel.

„Es ist 3 Uhr. Wieso bist du noch auf?“

„Du bist doch auch noch auf.“

Murrend antwortete sie etwas, dass sich nach „Das ist keine Entschuldigung“ anhörte. Er hatte sie jedoch nicht verstanden (was irgendwo auch gut so war) und fragte: „Was hast du gesagt?“ Er klang verboten amüsiert für ihre Laune und diese Uhrzeit. Genervt verdrehte die Haruno ihre Augen. „Gar nichts, Shikamaru.“ Es folgte eine Pause.

„Wieso rufst du mich an?“ Er räusperte sich leicht, als wäre es ihm peinlich ihr zu antworten. „Ich hab Licht bei dir gesehen. Zuerst das große, dann so ein kleines, immer wieder aufleuchtendes. Was war das?“ Es war gut, dass er sie nicht sehen konnte, weil ein dunkles Rot ihre Wangen färbte. Sie kniff die Lippen zusammen. Sie log, das tat ihr weh, aber die Wahrheit zu sagen, würde ihr noch mehr weh tun. Sie konnte einfach nicht.

„Ein Feuerzeug, ich hab versucht eine Kerze anzuzünden. Hat leider nicht geklappt.“ Seine Stimme klang skeptisch, vor ihrem inneren Auge konnte sie seine rechte Augenbraue um einige Millimeter nach oben wandern sehen. „Auf dem Balkon. Du hast versucht eine Kerze, mitten in der Nacht, auf dem Balkon anzuzünden. Warum?“

Sakura grübelte kurz und einigte sich auf eine weitere Notlüge, die sein musste. „Auf dem Balkon ist es doch immer so dunkel. Ich wollte etwas Licht und hatte keine Lust die ganze Zeit die Taschenlampe zu halten. Aber das Feuerzeug wollte nicht so richtig, deswegen war es immer nur kurz an.“ Shikamaru ahnte vielleicht, dass diese Nacht-Kerzen-anzünden-Sache falsch und gelogen war, aber er würde sie nicht drauf ansprechen.

Weil er es nicht wusste.

Als er tatsächlich nichts erwiderte, musste sie seufzen – sie kannte ihn einfach gut. „Also, wieso rufst du jetzt an?“ Shikamaru räusperte sich erneut. „Ich dachte du hättest Lust rüber zu kommen. Wir könnten die Nacht gemeinsam tot schlagen.“ In einer anderen Welt würde das falsch sein, für ein Mädchen mitten in der Nacht zu einem Jungen zu gehen, um die Zeit „totzuschlagen“, doch in dieser – in ihrer – Welt, war es das Richtige, weil es eben nicht mehr war.

Es war nur Zeit tot schlagen.
 

Sakura stimmte zu und legte dann auf. Sie ging zu ihrem Kleiderschrank, holte frische Unterwäsche und ging als nächstes ins Bad. Sie ließ ihre Gedanken schweifen und träumte vor sich hin, während sie die Routine machte, die sie normalerweise um sieben Uhr morgens startete.

Nachdem sie im Bad alles erledigt hatte, kehrte sie in ihr Zimmer zurück und nahm ihre Schuluniform von einem Stuhl neben ihrem Schreibtisch. Die weiße Bluse zog sie als erstes an. Dann folgten ein knielanger Rock, eine Schleife um den Hals und eine Jacke – alles in demselben, dunklen blau. An die Beine, die in einer hautfarbenen Strumpfhose steckten, zog sie noch schwarze Stulpen. Schnell stopfte sie die Bücher und Hefte, die sie für den Tag brauchen würde, in ihre Umhängetasche und ging dann zur Wohnungstür.

Es machte ihr nichts aus, eine leere Wohnung hinter sich zu lassen.
 

Naruto setzte einen Fuß vor den anderen. Schnell. Er war nicht zu spät, nein, er war genau richtig. Es war halb acht, in genau fünf Minuten würde er vor dem Schultor stehen, alles war gut. Die einzige Sache, die ihm Sorgen bereitete, war die Gerüchteküche der Schule. Gerüchte waren wirklich sehr lästig.

Der blonde Uzumaki blieb automatisch stehen, einen Fuß zum Schritt erhoben. Er hatte sich gerade eins zu eins angehört wie Sasuke. Oder Shikamaru. Oder beide vielleicht.

Kopfschüttelnd gab sich Naruto einen Ruck und ging weiter, etwas schneller.

Heute war überhaupt kein besonderer Tag. Keine außergewöhnlich anstrengenden Fächer, nicht besonders lange Unterricht, keine AGs. Und trotzdem konnte er es kaum erwarten die Schule wieder zu verlassen. Es war ihm egal, dass es erst Dienstag war. Er hatte die Schnauze voll von der Schule. Es bereitete ihm Sorgen, dass die Dinge so lagen, wie sie es taten, denn es war nicht dieses „Ich hab keinen Bock auf Schule, ey“ und dann wurde es doch ganz okay.

Es war ein „Ich will nicht zur Schule gehen“. Wäre seine Mutter nicht den ganzen Tag lang zu Hause. würde er schwänzen, da war er sich sicher. Er könnte es trotzdem tun, aber was wäre der Spaß am Schwänzen, wenn es nur damit enden würde, dass nach spätestens zwei oder drei Wochen „schulfrei“ seine Mutter Bescheid wüsste und ihn hinprügeln würde?

Seufzend ging Naruto um die Ecke und sah auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Schultor. Sein Schultor, wenn man es genau nahm. Einige Schüler standen direkt davor oder direkt dahinter, gut sichtbar und in Gespräche vertieft. Er kannte sie alle nicht, also ging Naruto wortlos an ihnen vorbei und weiter über den Schulhof ins Gebäude.
 

Im Klassenzimmer war ungefähr die Hälfte der Leute schon da, Sasuke, Neji und Ino eingeschlossen. Er stellte seine Tasche an seinem Tisch ab und sah sich kurz um, bevor er sich zu den drei eben genannten gesellte, die hinten am letzten Fenster standen und.. sich nicht unterhielten. Obwohl Ino zumindest Neji etwas zu erzählen und der wenigstens zuzuhören schien – wenn auch nur mit halbem Ohr, aber immerhin, man konnte ja nicht alles haben.

„Morgen, Leute“, rief er gut gelaunt wie immer und grinste in die Runde. Obwohl ihm seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr nach Grinsen war, verspürte er das Bedürfnis dazu, wenn er die Gesichter seiner Freunde sah. Es war keine Fassade, keine Maske, das Grinsen, es war einfach nur da, weil es ihn doch freute sie zu sehen.

„Morgen, Naruto!“ Ino strahlte ihn an, als hätte sie ab sofort der Sonne die Arbeit weggenommen. Sasuke nickte nur abwesend, während er aus dem Fenster starrte und Neji murmelte ein „Morgen“ zurück.

Da Ino die Einzige zu sein schien, mit der er sich unterhalten konnte, drehte er sich zu ihr und legte den Kopf schief. „Darf man fragen, wieso du so strahlst?“, hakte er nach und grinste, als sie überrascht die Augenbrauen hochzog.

Natürlich kam es auch mal vor, dass er sowas bemerkte! Er war doch nicht zurückgeblieben. „Erstens, weil ich gute Laune habe, und zweitens... Also... Ich weiß nicht, ob dich das jetzt interessiert, aber ich habe gestern einen Typen kennengelernt!“ Der männliche Teil in ihm riet ihm, desinteressiert die Schulter zu zucken und Neji nach dem Baseballspiel von gestern zu fragen.

Naruto hatte jedoch gelernt, dass Mädchen die Einschätzung des (etwas kleineren geratenen) sachlichen Teils weitaus mehr schätzten. Und der Rat dieses Teils lautete: lächeln oder grinsen, beglückwünschen oder freuen und dann möglichst unauffällig das Thema wechseln.

„Das freut mich doch.“ Er sagte es so, dass es halb scherzhaft und halb ehrlich rüber kam, eine gute Mischung, wie er fand. „Hast du Sakura eigentlich schon gesehen? Die kann dir da sicher noch mehr zu sagen.“ Inos Lächeln nachzuurteilen hatte er alles richtig gemacht.

Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, Sakura ist hier heute noch nicht aufgekreuzt. Seltsam, ne? Dabei ist sie eigentlich schon längst da, wenn ich komme.“ Neji mischte sich jetzt auch ins Gespräch ein. „Die letzten Wochen ist sie immer öfter zu spät gekommen.“ Glaubt ihr, sie hat etwas? Ino lächelte, diesmal schelmisch. „Ach, Neji... Sakura kann doch gar keine Probleme haben, du kennst sie doch!“

Naruto wandte sich ab, stellte sich neben Sasuke.

Es war gut, dass nur er die Wahrheit kannte – er hoffte, Sakura würde heute kommen, pünktlich.
 

Obwohl Naruto nach dem Gespräch mit Ino alle zehn Sekunden das Schultor angestarrt hatte, tauchte Sakura die nächsten zwanzig Minuten einfach nicht auf. Er war kurz davor sein Handy zu nehmen und ihr einfach eine Sms zu schreiben, als ihr rosafarbener Haarschopf auftauchte. In Begleitung von Shikamaru.

Kiba erzählte eine Geschichte, die anderen lachten und er grinste bloß. Gequält, aber das fiel keinem auf. Er hasste es, wenn dieses eine Gefühl ihn beschlich. (War es Eifersucht? Angst vor dem Zurückgelassen werden? Eigentlich konnte er es nicht sagen.)

Seite an Seite gingen Shikamaru und Sakura auf den Eingang zu und Naruto seufzte unbemerkt. Sasukes Augen ruhten ebenfalls auf den beiden und Naruto fragte sich, wieso. Früher einmal hatte Sakura und Sasuke so etwas verbunden, dass man als Freundschaft (manchmal sogar Liebe) beschreiben konnte. Aber das hatte sich geändert, jetzt war es nicht mehr so wie vor etwas ungefähr im ersten Jahr der Mittelschule.

Er hatte nie gewusst warum, aber er war sich nicht sicher, ob er das wissen sollte, was seine zwei Freunde auseinander getrieben hatte.

„Und, Sasuke, was machst du heute Nachmittag?“, fragte Naruto scheinbar gut gelaunt und klopfte dem Uchiha auf die Schulter. Der Blick aus den schwarzen Augen bohrte sich seitlich in seinen Kopf und Naruto sah Sasuke an. „Sollte ich es wissen?“ Sasuke nickte. „Ähm.. Mal sehen.. Es ist November. Der zwanzigste.“ Autsch.

Das war gerade der Höhepunkt seiner Dummheit gewesen. „Bald ist Dezember, Weihnachten, ne?“ Sasuke sah ihn jetzt an, als ob er ihn dazu aufgefordert hätte, in einem rosa Kaninchenkostüm vom Schuldach zu springen. Abwehrend hob Naruto die Hände und runzelte die Stirn.

„Tut mir Leid, Teme. Ich... Du vermisst sie, oder? Deine Eltern.“ Narutos Gegenüber sagte nichts, immer noch nichts, er war wie fest gefroren. „Ich muss mit Itachi die Gedenkfeier ausrichten. Nach der Schule.“ Naruto sagte nichts, sondern legte Sasuke eine Hand auf die Schulter. „Wird schon. Sonst schlag ihn einfach mit nem Schirmständer.“

Das typische Narutogrinsen schien Sasuke wenigstens halbwegs zu erreichen, denn der Uchiha lächelt etwas. „Ja, das wäre vielleicht das Beste...“

Plötzlich flog die Tür mit einem Knall auf und Shikamaru kam in die Klasse. Seine Schritte waren steif und wütend und er knallte seine Tasche auf den Boden an seinem Tisch. Ino, die hinter ihm saß, funkelte ihn an. „Was für ne Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Shika? Spucks aus, damit du nicht noch nen Loch in den Boden machst.“

Doch der Nara schien nicht in der Stimmung für Inos Sprüche zu sein, denn er schenkte ihr nicht den Hauch einer Beachtung. Stattdessen steuerte er Naruto an und blieb vor ihm stehen. Eisig nickte er Sasuke zu – als Sakuras wirklicher bester Freund kannte er vermutlich die Wahrheit (Eifersucht regte sich in ihm...) – und sah dann Naruto direkt in die Augen.
 

„Tsunade hat Sakura direkt am Eingang abgefangen. Und sie wirkte wirklich wütend. Weißt du–“

Noch bevor Shikamaru zu Ende gesprochen hatte, rannte Naruto aus dem Klassenzimmer, hektisch atmend und mit einem panischen Blick in den Augen, den niemand gesehen haben durfte. Es konnte nur eine Sache sein, die Gott-weiß-wie ans Licht gekommen war. Es war nicht seine Schuld, ja. Das war aber auch alles.

Der Uzumaki sprintete den Flur entlang, folgte den Treppen nach unten, drei Stufen auf einmal nehmend, und stoppte bei den Schuhfächern. Links vor dem Hausmeisterraum standen Sakura und Tsunade.

Die Jüngere der beiden hatte einen stoischen Ausdruck im Gesicht, ein zu stolzes Funkeln in den Augen, die Ältere hatte ihm den Rücken zu gewandt. Er presste sich an das Regal, dass ihnen am nächsten war und sah nach oben an die Decke. Der Uzumaki spitzte die Ohren und hörte.
 

„Sakura. Ich bin sicher, du kannst dir schon denken, worum es geht, oder?“

Sie sagte nichts, doch Naruto wusste, dass sie es sich nur allzu gut denken konnte.

„Ich bin enttäuscht von dir. Wie lange tust du das schon? Rauchen.“ Tsunade klang heiser vor Ärger. Vor Ärger und Trauer. Vor Trauer um ihre kleine Nichte. „Und dann auch noch morgens, im Park. Kommst du deshalb so oft zu spät? Hast du Probleme?“ Sakura sagte immer noch nichts.

Naruto wünschte sich, sie würde wenigstens beschämt zu Boden gucken und etwas murmeln, doch er hörte es an der angespannten Stille zwischen den beiden Frauen. Tsunade würde alleine urteilen.

Die blonde Schuldirektorin seufzte. „Komm mit in mein Büro, Sakura. Dir ist hoffentlich klar, dass es dafür die volle Strafe gibt. Wenn ichs mir recht überlege, hast du sogar noch Glück gehabt.“ Naruto lauschte den Schritten, wie sie verklangen. Seine Gedanken drehten sich. Alles drehte sich. Es sollte aufhören.

Naruto wandte den Blick von der Decke ab und ging an dem Schuhregal entlang in Richtung Treppen. Das Regal war zu Ende. Er sah nach Rechts. Mitten auf dem Gang stand Shikamaru. Ausdruckslos starrte er Naruto an. „Du wusstest es, oder?“

Er hatte das Gespräch mit angehört. Shikamaru wusste jetzt, was Sakura getan hatte, was Tsunade für ungut hielt. Er kannte einen Teil der Wahrheit. Naruto hasste es.

Noch mehr hasste er allerdings die bittere Wut, die in Shikamarus Augen sichtbar war. „Du wusstest es.“ Und beide habt ihr mir nichts gesagt. Naruto wusste, dass es zu spät war, um sich aus der Sache rauszureden. Und deswegen sagte er nichts und ging einfach.
 


 

Anmerkung an die Freischalter: Der Block-Text wird in der Vorschau bei mir tatsächlich geblockt.. (Verwirrung.)
 

© by blockhead

Kapitel 2

Life's lively – Kapitel 2
 

„Du und.. welche Armee?“
 


 

»'Der Mund ist die Wurzel des Unglücks.' So lautet das Sprichwort, das schon unsere Urururgroßeltern verwendet haben. Schenkt man diesem Sprichwort Glaube, dann steht einem Schüler nichts als Unglück bevor, denn bei den Gerüchten, die um die Lautstärke innerhalb des Direktorenzimmers kreisen, wird dem Schüler da drin wohl nicht nur Unglück von den ganzen Gerüchten drohen. Tja ja… Es ist nicht einfach, so ganz alleine gegen Gerüchte und die Direktorin, oder?«
 


 

„Sakura, hörst du mir überhaupt zu?“

Blinzelnd fokussierte die Rosahaarige ihren Blick wieder auf Shikamarus Gesicht. „Oh, ähm…“ Auf der Suche nach einer Ausrede sah sie nach vorne und entdeckte ihre Tante im Eingangsbereich der Schule stehen. „Sieh mal, Shika, da ist Tsunade!“, meinte die Haruno vom Thema ablenkend und deutete mit dem Zeigefinger zum Schulgebäude.

Shikamaru folgte ihrem Finger und runzelte dann die Stirn. „Schon komisch, dass sie hier herumsteht.“ Er machte eine Pause und fuhr sich über die Stirn. „Findest du nicht, sie sieht irgendwie wütend aus oder so?“ Erst jetzt, als Shikamaru es gesagt hatte, fiel Sakura die in Falten gezogene Stirn ihrer Tante auf und die Art, wie sie die Hände in die Hüften stemmte.

„Guten Morgen, Tsunade-sensei“, grüßte Shikamaru und verbeugte sich leicht. Tsunade nickte grimmig und sah dann ihre Nichte an. Selbige wollte zu einem „Guten Morgen“ und ebenfalls zu einer Verbeugung ansetzen, wurde jedoch von Tsunade mit einer Handbewegung gestoppt. „Zieht euch bitte schnell eure Hausschuhe an. Dann würde ich dich, Shikamaru-san, bitten, bereits ins Klassenzimmer zu gehen, ich habe etwas mit Sakura-san zu besprechen.“

Ohne irgendein weiteres Wort beobachtete Tsunade, wie Shikamaru und Sakura zu ihren Schuhfächern gingen und ihre Hausschuhe herausnahmen. Sie sagte auch nichts, als sie aus ihren Straßenschuhen schlüpften und diese in die Fächer. Sie war still, als die Fächer geschlossen wurden. „Fertig?“, fragte die blonde Direktorin und die beiden Jugendlichen nickten. Shikamaru verbeugte sich, warf Sakura einen intensiven Blick zu und wandte sich dann ab, um zum Klassenzimmer zu gehen. Als er außer Sichtweite der beiden Frauen war, begann er zu rennen.
 

Tsunade ließ sich Zeit, ehrlich.

Ganz langsam und gemächlich ging sie an den Rand des Eingangsbereichs, möglichst weit entfernt vom Gang, der zu den Klassenzimmern und Treppen führte. Vor dem Hausmeisterraum blieb sie stehen. Die rot lackierten Fingernägel kamen Sakura wie Warnblickleuchten vor, als sich die Ältere damit durch einen der blonden Zöpfe strich.

Der verkniffene Zug um den Mund der Blondine, zeigte Sakura, dass es immer noch Grund zu Sorge gab – was war es bloß, das Tsunade mit ihr besprechen wollte? Und wieso sagt sie nichts? Wieso begann sie nicht schreien? Oder wenigstens zu meckern, wie sie es sonst immer tat, wenn ihr etwas nicht passte?

Das Schweigen machte sie ganz verrückt. Furchtbar verrückt. Ihre grünen Augen beobachteten den Boden und gerade, als sich die Haruno dazu durch gerungen hatte, etwas zu sagen, begann Tsunade zu sprechen.

„Sakura. Wie lange tust du das schon? Rauchen“, hakte Tsunade nach und Sakura überhörte die Heiserkeit in der Stimme ihrer Tante, damit sie sich selbst nicht noch weitaus schlechter fühlen würde, als sie es eh schon tat. Wie immer stieß sie die Wahrheit weg von sich und hoffte, irgendjemand würde auftauchen und ihr Recht geben. „Und dann auch noch morgens, im Park. Kommst du deshalb so oft zu spät? Hast du Probleme?“, versuchte Tsunade es erneut, doch die rosahaarige Haruno blockte immer noch ab. Vielleicht würde sie es später bereuen, sich in diesem Moment vorgemacht zu haben, dass Tsunade Unrecht hatte, doch sie fühlte sich wie ein in die Enge gedrängtes Tier – zu sehr unter Druck gesetzt, um klar denken zu können.

Die blonde Schuldirektorin strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ach, Sakura“, flüsterte sie kaum hörbar und die Sakura zuckte zusammen. „Ich…“, stammelte sie lautlos und biss sich dann heftig auf die Unterlippe. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. „Komm mit in mein Büro, Sakura“, meinte Tsunade nach einer kleinen Pause dann und klang irgendwie erschöpft, „Dir ist hoffentlich klar, dass es dafür die volle Strafe gibt. Wenn ich’s mir recht überlege, hast du sogar noch Glück gehabt.“

Sowohl, dass es die volle Strafe geben würde, als auch, dass sie Glück gehabt hatte, weil Tsunade ihre Tante war, wusste die Haruno. Und doch brannten ihre grünen Augen verdächtig, als sie ihrer Tante in Richtung Büro folgte. Sie bogen rechts in einen Gang ein und dann links ins Sekretariat. Bildete sich die Schülerin das ein oder sah die Sekretärin sie verachtend an?

Tsunade schloss die Tür hinter ihrer Nichte und wedelte wirsch mit der Hand vor dem Gesicht der Schülerin herum, als diese sich auf einen Stuhl vor dem unaufgeräumten Schreibtisch setzen wollte. „Lass mich ehrlich sein, Sakura. Das, was ich hier mache, ist eigentlich falsch – ich sollte jeden Schüler gleich behandeln. Aber das ist jetzt egal, okay? Ich mache es kurz, damit du in den Unterricht zurückkehren kannst.“

Der verletzte, wütende Ton der Blonden machte der Rosahaarigen schwer zu schaffen, auch wenn sie es gerade nicht zeigte. Wieso durfte sie sich nicht auch mal einen Fehler leisten, ohne, dass die ganze Welt zusammenbrach? ‚Das hätte ich nie von dir gedacht‘, stand praktisch quer über Tsunades Gesicht geschrieben.

„Zuerst erhalten deine Eltern einen langen, ausführlichen Brief von mir. Dein Vater wird mir sicherlich zustimmen, dass diese Sache gar nicht zu dir passt und höchst besorgniserregend ist.“ Beinahe wäre ein höhnisches Lächeln über Sakuras Gesicht gewandert, doch die Siebzehnjährige verkniff es sich. Ihr Vater hatte soviel Ahnung von ihrem Charakter wie Naruto von Mathe. „Dann verpasse ich dir einen Monat Nachsitzen. Die Grundschule nebenan hat da Schulschluss, wenn du ausgesessen hast – es wird dich sicherlich freuen, dort mit der Hausaufgabenbetreuung zu helfen. Natürlich nicht alleine.“

Dieser Punkt schockierte Sakura. Der eine verdammte Fehler, dem sie aus Versehen erlaubt hatte, durch die Oberfläche zu dringen, zerstörte ihre Freiheit und anscheinend jegliches Vertrauen, das Tsunade jemals in ihre Nichte ansatzweise gehabt hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken, stieß die blonde Frau ihre Nichte von sich weg. Es war doch nur Rauchen! Nur eine Sache, die nicht gut an ihr war.

„Aber..“ „Kein Aber. Ich möchte, dass du jetzt gehst, zurück in den Unterricht – oder was davon noch zu retten ist.“ Anscheinend stand der Geisteszustand der Rosahaarigen jetzt auch noch in Frage. Da sich Sakura nicht im Geringsten sicher war, ob sie in der Lage war, ein Wortgefecht zu halten, zwinkerte sie krampfhaft mit den Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Dann krächzte sie ein heiseres „Okay“ und stand auf, um den Raum zu verlassen.
 

Wenig später schlurfte Sakura niedergeschlagen den Gang entlang und biss sich immer wieder auf die Unterlippe. Dieser ganze Ärger... Ihr war schlecht. Wenn sie daran dachte, dass nun die Möglichkeit bestand, dass ihre Eltern einen langen und genauen und bleibenden Blick auf sie werfen würden... Irgendwie schwankte die ganze Schule, aber das wollte sie gerade nicht so richtig. Sie wollte lieber, dass alles still stand.

Obwohl Sakura so lange darum gebettelt und gebeten hatte, dass ihre Eltern sie beachten und mit ihr reden und ihr einfach helfen würden... Nun würden Papi und Mami ihrer lieben Tochter allerdings den Kopf abreißen, anstatt irgendetwas von den Dingen zu tun, die sich ihre Tochter erträumt hatte. Sie wären enttäuscht, dass ihre süße Kleine nicht wusste, dass sie Rauchen verabscheuten und alles immer nüchtern und strikt passieren musste.

Sogar Weihnachten. Sogar ihr Geburtstag.

Jetzt war allerdings nicht der Zeitpunkt, um in Selbstmitleid zu versinken. Mit jedem nervösen Schritt in Richtung Klassenzimmer, wuchs das ungute Gefühl in ihr. Und irgendwann blieb die Haruno stehen und starrte auf den Boden. Rosafarbenes Haar fiel nach vorne, geriet in ihr Sichtfeld.

Jeder Atemzug tat weh. Langsam wurde von ihrem überladenen Gehirn realisiert, was gerade passiert war. Tsunade hatte alles herausgefunden. Sie in der Luft zerrissen. Ihr all die Strafen gegeben. Und nun stand sie hier, ratlos und vor allem eins: schuldig.
 

„Sakura.“
 

Der Kopf der Siebzehnjährigen flog hoch, hektisch strich sie sich die Haare nach hinten, sah schockiert und ängstlich den Menschen vor sich an. Shikamaru. An der Art, wie er sie ansah. Ruhig und verletzt. Wissend und doch ahnungslos. Shikamaru schien jetzt von all ihren schmutzigen, kleinen Lastern zu wissen. Und zwar nicht von ihr.

Seine braunen Augen bohrten sich nicht in ihre, im Gegenteil. Er wich dem starken, traurigen Blick der grünen Augen aus, die so vorbehaltlos um Vergebung, Mitleid, baten, obwohl noch gar nichts gesagt wurde. Nicht von ihm.

Der Mund der Haruno klappte auf, doch es wollten sich keine Worte finden. Er klappte wieder zu. Wieder auf. Wieder zu. Auf, zu, auf, zu. „Shikamaru...“ Nach einer gefühlten Ewigkeit war endlich etwas aus ihrem Mund herausgekommen. „Shikamaru, es.. es tut mir so.. Ich weiß nicht-“ „Was du sagen sollst?“ Ertappt schlug Sakura die Augen nieder. „Ja.. Aber es tut mir Leid!“

Panisch hefteten sich ihre Augen an seine. Als sie den unerbittlichen Ärger in seinem Gesicht sah, wusste sie, dass es zu spät war. Der Schaden war angerichtet, aber was noch viel schlimmer war... Er war nicht mehr aufzuhalten. Zumindest nicht im Moment.

„Es tut dir Leid.“ Heiser hallte seine Stimme in dem leeren Schulflur wieder. „Wie oft hast du mich schon angelogen? Wie oft?“ Natürlich erwartete der Nara keine Antwort auf diese Frage und sie würde diese Erwartung erfüllen.

Doch obwohl fast alles gesagt war zwischen ihnen, traten jetzt Tränen der Verzweiflung in Sakuras Augen. Vielleicht auch nur, weil es jetzt zu spät war. „Bitte.. Ich.. wusste nicht, wie ich es sagen soll.. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid!!“ Etwas in seinem Blick versetzte ihr einen Stich. „Ich dachte, wir wären Freunde.“

Shikamaru ging an ihr vorbei, den Gang entlang, die Treppen herunter. Sie blieb starr, festgefroren, bis seine Schritte verklungen waren.

Jetzt war alles gesagt. Sie weinte.

In einem Moment hatte sie ihn verloren. Schwer atmend schüttelte Sakura den Kopf, presste die Hände auf die Schläfen und schluchzte, atmete zittrig ein und aus. Dann wirbelte sie herum und rannte zu den Treppen, hastete Stufe über Stufe nach unten und sah Shikamaru, wie er begann, in Richtung Türen zu gehen. „Shikamaru!!“

Ihr Schrei klang Herz zerreißend.

Er drehte sich nicht um, blieb nicht stehen. Es tat noch mehr weh.

Wie von selbst gelangten die Füße der Rosahaarigen zu ihm, wie verzweifelt griff sie nach seinem Handgelenk. „Bitte.. Shika..“ Es kam der Haruno vor, wie in Zeitlupe, als sich ihr Freund umdrehte und sie ansah, ihre tränennassen Wangen musterte. Unweigerlich wanderten ihre Gedanken zum Morgen zurück. Zum schönen, einfachen Morgen.
 

Mit Shikamaru zur Schule zu gehen, war etwas, das nicht oft, aber auch nicht selten passierte. Wenn auch in letzter Zeit eher selten (da sie ihn schlecht zum Rauchen in den Park mitnehmen konnte), aber es war trotzdem noch keine absolute Seltenheit geworden, dass sie zusammen zur Schule gingen. Und doch fragte sich die Rosahaarige den gesamten Weg lang, wieso verdammt noch mal sie bereits eingerostet war.

Sie wusste nicht, worüber sie am ehesten sprechen sollte, sie wusste nicht, ob sie ihn die ganze Zeit ansehen durfte oder ob ihm das auf die Nerven ging – sie kam sich neben ihrem eigenen besten Freund vor wir eine Fremde und deswegen schämte sie sich. Diese Scham auch noch verstecken zu müssen, steigerte ihre Laune nicht besonders.

Als das Schultor in Sichtweite kam, konnte Sakura sich ein erleichtertes Aufseufzen nicht verkneifen. „Ist meine Gesellschaft so deprimierend?“ Shikamaru hatte den Blick nach vorne gerichtet und obwohl der um nur wenige Millimeter angehobene Mundwinkel alles war, was seinen Gesichtsausdruck von seinem stoischen Alltagsgesicht unterschied, wusste die Siebzehnjährige, dass er die Bemerkung nicht ernst gemeint hatte.

„Normalerweise nicht, aber ich muss sie ja seit knapp drei Uhr morgens ertragen…“

Der braunhaarige Klassensprecher zog ein Gesicht, das ungefähr „Haha, sehr witzig“ ausdrücken sollte und hob dann die Arme in die Höhe, um sich zu strecken. „Wenn du das nächste Mal nicht schlafen kannst, dann ruf einfach wieder an, mich stört das nicht.“ Der Jüngere ließ seine Arme wieder sinken und schob die Hände in die Hosentaschen. „In Ordnung?“, fragte er nach, da Sakura ihn einfach angestarrt, aber keine Antwort gegeben hatte.

Lächelnd wandte Sakura den Blick ab und nickte. „Versprochen“, sagte sie und schaffte es, das eine Wort nicht gezwungen klingen zu lassen.
 

Er entzog ihr sein Handgelenk. Sie wusste, dass eine Situation wie heute Morgen nicht mehr entstehen würde. „Nein.“ Sein Blick hatte fast etwas Bereuendes. „Zu spät.“ Shikamaru wandte sich von ihr ab und verließ das Schulgebäude, ging immer weiter. Sie stand erneut da, weinte und wartete, bis alles von ihm verklungen war. Doch auch als die Stunde zu Ende geläutet wurde, schwirrten seine Worte immer noch in ihrem Kopf herum.
 

„Zu spät.“
 


 

© by blockhead

Kapitel 3

Life's lively – Kapitel 3
 

„Es kommt immer anders, als du denkst.“
 


 

»Überraschung. Der Sündenbock unserer allseits geliebten Direktorin ist anscheinend ein Wolf im ziemlich weißen Schafspelz. Sakura Haruno, wenn du das hier liest, weißt du hoffentlich, dass jeder jetzt dein kleines Geheimnis kennt. Oder eher vielleicht deine wahre Natur? Na ja, tröste dich – das Gute an solchen Skandalen ist: Wenn sie vorbei sind, interessiert sich niemand mehr für dich, keine Sorge.«
 


 

Wen interessierte schon der Unterricht?

Nachdem sie gerade eben ihren besten Freund verloren hatte, war ihr der Unterricht mehr als scheißegal. Verloren stand Sakura auf dem Flur und starrte geradeaus. Ihre grünen Augen hatten eine Wand fixiert, aber irgendwie sah sie auch hindurch. Ihr Kopf tat ihr weh und das lag nicht daran, dass sie am Abend vorher getrunken hatte. Was sollte sie nur tun? Sie hätte große Lust einfach nach Hause zu gehen, aber andererseits musste sie bereits heute das Nachsitzen und die Hausaufgabenbetreuung erledigen.

Mit tränennassen Wangen drehte die Haruno sich verwirrt und ratlos um und bekam beinahe einen Herzinfarkt – keine zwei Meter von ihr entfernt stand Sasuke Uchiha, der auf dem menschenleeren Flur seltsam deplatziert aussah. Seine schwarzen Haare ließen seine Haut wie üblich blasser erscheinen als sie war und sie musste die Augen von seinem Gesicht abwenden, um nicht noch weiter in Tränen auszubrechen. Sein Anblick war nicht gerade ihr persönlicher Stimmungsheber.

„Ist alles okay?“ Zuerst dachte die Rosahaarige, sie hätte nur geträumt, sich die Worte kurz vorgestellt, doch als sie seinen ansatzweise fragenden Blick sah, wusste sie, dass Sasuke wirklich gesprochen hatte. „Ob.. alles okay ist?“ Es war ja fast schon schmeichelhaft in ihrem Beziehungsstatus, dass er sich nach ihrem Befinden erkundigte, aber… „Ich stehe heulend auf dem Flur, obwohl Unterricht ist.“ Wie ‚okay‘ konnte es schon sein?

Unberührt von ihrem erbärmlichen Anblick, verlagerte Sasuke sein Gewicht auf das andere Bein und schwieg erst einmal ein bisschen, bevor er seine Stimme wieder erhob. „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Es war seltsam mit Sasuke zu reden. Es war seltsam seine Stimme zu hören, ganz normal – Sakura fühlte sich unwohl dabei, ihm heulend und fertig mit den Nerven gegenüber zu stehen. Sie waren jetzt im zweiten Jahr der High School und seit dem Beginn ihres Abschlussjahrs der Mittelschule hatten sie nicht mehr miteinander geredet. Diese Situation – sie am Ende, er total gelassen – erinnerte sie an das Ende ihrer Freundschaft, welches ihr das letzte Mittelschuljahr zu der Hölle auf Erden gemacht hatte.

Aber wie sie die Zeit gelehrt hatte: Es kam immer schlimmer, wenn man dachte, es könnte nicht mehr ätzender werden. In Sakuras Fall war der Verlust Sasukes nur der Auftakt zu anderen, unschönen Dingen geworden. Keines davon war etwas, an das sie in nüchternem Zustand denken wollte.

Aber auch Sasuke, der ihr ach so verhasste Sasuke, verdiente eine Antwort. Wenn die Haruno ganz ehrlich mit sich selbst war, dann war die Versuchung wirklich sehr, sehr groß, dem Vollidioten einfach ihr Herz auszuschütten. Wann kam es schon einmal vor, dass Sasuke Uchiha seine Hilfe anbot? Und dann auch noch ihr…
 

Sie schloss die Augen und atmete tief durch, versuchte das Schluchzen und weitere, mögliche Tränen unter Kontrolle zu bekommen. Sasuke hatte schon mehr als genug von ihrem Rumgeheule gesehen. „Und?“, fragte besagter Schwarzhaarige langsam etwas ungeduldig, „Kann ich helfen?“ Er klang langsam, aber sicher wirklich etwas eindringlich – er hatte keine Lust auf dem Flur herumzustehen und ihr beim nervlichen Zusammenbruch zuzugucken, klar.

„Kannst du… einfach zuhören?“ Sakura zog zittrig die Luft ein und sah, wie der Uchiha nickte und näher kam, um sich neben sie zu stellen und-
 

Kopfschüttelnd entriss Sakura sich diesem nur allzu schönen Tagtraum und kniff die Augen zusammen. Diese Vorstellung würde nie wieder Wirklichkeit werden, dafür hatte Sasuke vor mehr als zwei Jahren mit ziemlichen klaren Worten und abweisenden Blicken gesorgt. Die Haruno würde nicht mehr zu dem verliebten Mädchen werden, das sie damals gewesen war. Das war vorbei.

Auf diesen endgültigen Gedanken hin entwich der Rosahaarigen ein geröcheltes Schluchzen – das ziemlich peinlich gewesen wäre, wenn Sasuke nicht schon weitaus Schlimmeres von ihr gesehen hätte – und sie wischte sich grob über die Augen. „Nein… Nein, kannst du nicht.“ Mit Mühe sah sie den jungen Mann vor sich an. „Danke“, presste sie hervor und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, weil sie ihm gegenüber dieses Wort in den Mund nehmen musste. Ihre Tasche drückte schwer gegen ihre Seite und ihr ganzer Körper zitterte. Fast schon hektisch rannte sie an ihm vorbei, panisch auf der Flucht zu dem einzigen Ort, wo sie glaubte, sicher vor ihm zu sein. Dem Mädchenklo.

Doch seine Stimme ließ sie inne halten, als wäre ein Blitz eingeschlagen. (Sie fühlte sich so, als sie seine Worte hörte – unter Strom, komplett angespannt.) „Du kannst nicht immer vor deinen Problemen wegrennen, Sakura. Irgendwann holen sie dich alle ein.“ Es dauerte einen ewiglangen Moment, in dem die Haruno keinen Muskel bewegen konnte, obwohl sie noch so gerne wollte. Sie wusste nicht, ob er sich umgedreht hatte oder ob er ihr ebenfalls seinen Rücken präsentierte. Sie wusste nur, dass seine Worte Kerben in ihr Herz schlugen und sie gleich wieder anfing, zu weinen. Diesmal allerdings lautlos.

Schritte hallten durch den leeren Flur. Er ging. Ließ sie zurück. Bemühte sich nicht. Er hatte sich kein bisschen verändert. Und obwohl der Uchiha schon beinahe an den Treppen, also ein gutes Stück von ihr weg war, wirbelte sie herum. „Du bist selbst der größte Feigling, Sasuke!“, schrie sie tränenerstickt und rannte dann in die entgegengesetzte Richtung.

Jaja… Es kam einfach immer schlimmer.
 

Gehetzt sprintete Naruto die Treppen runter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Er musste Sakura unbedingt abfangen, bevor sie wohin auch immer sie gehen wollte. Auf keinen Fall konnte der Uzumaki bis morgen warten. Wieso musste so eine Katastrophe auch ausgerechnet dann passieren, wenn er fast keinen Unterricht mit der Rosahaarigen zusammen hatte?

In der aufgeregt schnatternden Schülermenge sah er einige bekannte Gesichter, die er gar nicht erst fragen wollte, ob sie Sakura gesehen hatte. Zum einen sah er Sasuke mit irgendeinem Mädchen sprechen, das er nicht kannte. Er sah irgendwie grummelig aus – kein gutes Zeichen bei Sasuke, also brauchte er den gar nicht ansprechen. Dann fiel ihm Shikamaru irgendwann zwischen dem ersten und zweiten Stock ins Auge und dass der nicht der richtige Gesprächspartner für das Thema „Sakura“ war, wusste sogar ein Trottel wie Naruto. Ino hingegen wirkte noch dreitausendmal besorgter als er und da er die Blondine nicht an seinen Fersen kleben haben wollte, musste er halt auf die Hilfe seiner Freunde verzichten.

Nur ein wenig außer Atem stand Naruto direkt vor Sakuras Schulfach. Mehr als die Hälfte aller Schüler waren schon weg, sodass es zwar noch voll, aber eben nicht mehr so richtig voll war. Besorgt öffnete der Blondschopf das Schuhfach der Rosahaarigen und spähte hinein. Straßenschuhe. Sie war also noch da. Das hieß warten.

Obwohl der Siebzehnjährige gerade erst beschlossen hatte zu warten, war er bereits so ungeduldig, dass er nicht still halten konnte. Es vergingen bestimmt zehn oder zwanzig Minuten, bis Sakura sich zeigte. Wahrscheinlich wollte sie sich nicht allen Schülern auf einmal aussetzen, denn Naruto war mit Sicherheit nicht der einzige von ihnen beiden, der die hässlichen Gerüchte über Sakuras Gespräch mit der Direktorin gehört hatte.

„Naruto.“ Sein Name klang wie eine unvermeidliche Bürde, die sie zu tragen hatte, was er mehr als reichlich unfair fand. „Sakura“, erwiderte er dennoch in einem hoffnungsvollen Ton. Er hoffte einfach, dass das, was sie sagen würde, nicht allzu schlimm war. Ihre verheulten Augen und ihre geröteten Wangen sprachen jedoch eine andere Sprache… „Was ist passiert?“

Der blonde Schüler konnte an dem Gesicht seiner Freundin ablesen, dass sie gehofft hatte, er würde gerade diese Frage nicht stellen. „… Eine Menge.“ Einen Moment lang glaubte er, er müsste noch einmal nachhaken. „Ich hab Nachsitzen bekommen. Und Hausaufgabenbetreung in der Grundschule.“ Unbewusste griff Naruto nach ihrer Hand und drückte sie, als selbige zitternd in der Luft schwebte, auf halbem Weg zum Schuhfach. Er öffnete es für sie und holte die Schuhe heraus. „Und einen Brief nach Hause.“

Sakura nahm ihm die Schuhe aus der Hand, stellte sie auf den Boden und schlüpfte aus ihren Hausschuhen. Ungläubig beobachteten seine blauen Augen sie und er schluckte. „Ich verstehe.“ Einerseits war die Bestrafung hart, andererseits noch leicht, wenn man die Schulordnung so krass missachtet hatte, wie Sakura es getan hatte.

Obwohl die Haruno keinen Ratschlag und auch keinen Trost zu erwarten schien, beugte sich Naruto nach vorne und zog seine Freundin in eine Umarmung, die sie mehr schlecht als recht erwiderte. „Das wird schon. Aber vielleicht solltest du einfach die nächste Zeit die Finger von allem lassen. Alkohol, Zigaretten… Dem Nachtleben. Einfach zu Hause bleiben.“ Nachdem er Sakura losgelassen hatte, sah sie den weinerlichen Ausdruck in ihren Augen.

Ohne eine andere emotionale Regung in ihrem Gesicht bückte sich die junge Frau nach ihren Hausschuhen und hob sie hoch, nachdem sie ihre Straßenschuhe angezogen hatte. „Super Ratschlag“, sagte sie heiser, ohne, dass Naruto ihr Gesicht sehen konnte. „Ich geh mal jetzt zum Nachsitzen, das ist auch in der Grundschule. Tschüss, bis morgen.“ Sie schob die Hausschuhe rabiat in das Schuhfach, knallte die Tür zu und ließ Naruto dann einfach stehen.

Er sah ihr einfach hinterher und seufzte.
 

Seit sich Sakura erinnern konnte, hatte sie die gleichen Freunde gehabt. Es war nie viel anders gewesen als jetzt – sie hatte nie versucht, aus ihrem gewohnten Rahmen auszubrechen. Der erste Schritt, um ihren Rahmen zu sprengen, war Sasuke gewesen. Ihr Streit. Keine schöne Sache, aber irgendwie hatte ihre Welt trotzdem weiter bestanden, denn Sasuke war derjenige, der aus ihrer Gruppe ausgeschieden war.

Doch seit sie und Naruto angefangen hatten, ihre Sachen durchzuziehen (rauchen, trinken), bröckelte der Rahmen immer mehr. Vielleicht hätte es die Haruno deshalb auch nicht wundern sollen, dass besagter Rahmen schlussendlich unter ihr wegbrach und sie bestraft wurde.

Nachsitzen war aber, egal in welchem Fall, eine vor allem langweilige Sache. Die Zeit zog und zog sich wie Kaugummi und es schien ewig zu dauern, bis Sakura den Klauen von Ibiki-sensei entfliehen konnte, der kein Erbarmen mit Schülern hatte, die die Schulregeln nicht einhalten konnten. Die Hausaufgabenbetreung stellte für Sakuras strapazierte Nerven eine weitere, ganz andere Herausforderung dar...

Die Kinder waren laut und anstrengend und die Erzieher beäugten Sakura mit einem Misstrauen, das sie jedem entgegen gebracht hätten, der anscheinend ziemlichen Scheiß gebaut hatte, um so viele Strafen zu kassieren. (Es kam nur äußerst selten vor, dass den Erziehern aufgetragen wurde, bei einer Schülerin so kontrolliert auf die Anwesenheit zu achten, wie Tsunade es bei Sakura angewiesen hatte.) Die Rosahaarige hatte die meiste Zeit in einer Ecke gesessen und die Grundschüler beobachtet, die über die erste halbe Stunde hinweg immer wieder zu ihr gesehen hatten. Nach einer Weile, war das Interesse jedoch weg gewesen – und die Siebzehnjährige war sicherlich die Letzte, die sich darüber beschweren würde.

Im Moment zählte Sakura die Sekunden bis zum Klingeln herunter. Noch zwanzig Sekunden. Noch zehn. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eine Sekunde. Zeitgleich mit dem durchdringenden Läuten der Schulglocke sprang Sakura auf und flüchtete mit ihrer Schultasche aus dem Raum. So schnell, dass keiner der Erzieher oder Schüler die Gelegenheit hatte, sie aufzuhalten. Die Haruno wollte einfach so schnell es ging aus der Schule raus und einfach… irgendwohin. Am besten zu-

Zu… Wohin?

Bereits leicht außer Atem blieb Sakura unentschlossen vor dem Schultor stehen. Zu Hause hielt sie es nicht aus; wenn ihre Eltern anrufen würden… Egal wie klein die Chance war, die Stimme ihrer Mutter oder ihres Vaters war das Letzte, was die Schülerin jetzt hören wollte. Naruto war auch keine Alternative. Ein „Ratschlag“ hatte ihr gereicht, sie bezweifelte, dass er ihr noch groß etwas Anderes sagen konnte. Ino war nicht eingeweiht und Sakura hatte im Moment auch nicht vor, das zu ändern. Shikamaru.. würde wahrscheinlich nie wieder zu jemandem werden, zu dem sie laufen konnte, wenn es ihr schlecht ging.

Dann zuckte die Erinnerung an ein Gespräch durch Sakuras Kopf und ihr fiel jemand ein.
 

„Kann ich dir irgendwie helfen?“
 

Zum ersten Mal seit zwei Jahren konnte Sasuke es. Auch, wenn er es vielleicht nur so dahin gesagt hatte und sie immer noch hasste, verabscheute oder bemitleidete… Was hatte die Haruno noch zu verlieren?
 

Natürlich fing es an zu regnen.

Um sich abzureagieren hatte Sakura beschlossen zu Sasuke zu laufen, da er nur ungefähr fünfzehn Minuten von der Schule entfernt wohnte, und war dann mitten in einen Platzregen geraten, der sie bis auf die Knochen durchnässte. Ihre Gedanken waren wie Regentropfen, die gegen eine Glasscheibe prallten; bevor sie sich richtig festgesetzt hatten, liefen sie schon wieder herunter und tropften von ihrem Bewusstsein.

Irgendjemand musste ihr sagen, dass alles wieder gut wurde. Dass sie nicht das Letzte war. „Es gibt Schlimmeres, Sakura.“ Natürlich war es mehr als fragwürdig, dass Sasuke diese Worte auch nur ansatzweise in den Mund nehmen würde. Aber was blieb einem, außer zu hoffen schon übrig, wenn die einzige Person, von der man Hilfe erwarten konnte, jemand war, der einem vor einer halben Ewigkeit die Seele aus dem Leib gerissen und vorbehaltslos drauf rumgetrampelt hatte? Eigentlich war es ja auch egal, ob Sasuke sie abwies oder nicht.

Die Haruno durfte nur nicht ziellos durch die Gegend laufen.

Die Haustür der Uchihas war, genau wie in ihrer Erinnerung, geschmückt mit dem Familienwappen – einem weiß-roten Uchiwa (traditioneller, japanischer Fächer). Doch Sakura bemühte sich nicht einmal, auf die Klingel zu drücken, denn die Doppelgaragen, die zu dem Einfamilienhaus gehörten, waren beide leer. Itachi, Sasukes Bruder, war schon einmal nicht zu Hause, aber das kümmerte sie ja auch nicht. Doch auch sonst brannte nirgendwo Licht – im unteren Bereich des Hauses war offenbar auch niemand und wenn sich die junge Frau richtig erinnerte, dann ging Sasukes Zimmer zur Straße raus. Dort war ebenfalls alles dunkel.

Super.

Sakura taumelte zu der niedrigen Mauer, die den ordentlich gepflegten Vordergarten rahmte und ließ sich auf den nassen Stein sinken. Zittern klatschte sie sich ihre Hände ins Gesicht. Sie durfte jetzt nicht schon wieder weinen. Irgendwann musste es doch mal gut sein, oder? Reiß dich zusammen. Irgendwie.

„Sakura-chan?“ Die Rosahaarige riss den Kopf hoch und richtete sich aus ihrer gebeugten Haltung so schnell auf, dass irgendetwas knackte. Vor ihr stand ein junger Mann, der mindestens eineinhalb Köpfe größer war als sie. Er trug tiefsitzende, schwarze Jeans aus denen ozeanblaue Boxershorts mit dem sich wiederholenden Schriftzug „Boom“ herausguckten. Sein hellgraues Hemd war bis auf den obersten Knopf geschlossen und er sah verwundert aus. „D-Deidara..?“ Seine blonden Haare verdeckten wie üblich sein rechtes Auge.

Der Blondschopf hielt seinen schwarzen Regenschirm so, dass er sowohl sich selbst als auch Sakura vor Regen schützte und runzelte die Stirn. „Was machst du hier, hm?“ Die Schülerin starrte stur und schweigsam auf den Boden. Ihr war immer noch fürchterlich kalt. „Es ist keiner da, Itachi kommt erst gleich, damit ich ihm sein Handy geben kann und Sasuke kommt auch erst später.“

Es herrschte eine Weile Stille, nur der Regen störte die Stille. Was sollte die Haruno jetzt tun? Ihr war immer noch nicht danach, wieder nach Hause zu gehen, aber andererseits wollte sie Deidara auch nicht seine Zeit stehlen oder ihm sogar von ihren Problemen erzählen. Sakura kannte den Künstler zwar von früher, doch das war noch lange kein Grund ihm ihr Herz auszuschütten. „Vielleicht-“ Deidara musste seinen Satz abbrechen, denn ein schwarzer Mercedes kam die Straße heruntergefahren und bog scharf in die Einfahrt der Uchihas ein, wobei er matschiges Pfützenwasser über die Beine der beiden verspritzte.

Unwillkürlich schlug das Herz der Rosahaarigen höher, als sie das Auto anstarrte. Vielleicht war es, weil Itachi Sasuke so ähnlich sah, aber auch der ältere der beiden Uchiha Brüder hatte eine unleugbare Faszination auf sie ausgeübt. Als Itachi aus seinem Auto ausstieg und einen grauen Regenschirm über sich spannte, merkte Sakura, dass sich diese Faszination bei Itachi – im Gegensatz zu Sasuke – nicht gelegt hatte.

Der junge Anwalt ging auf seine Gäste zu und sah Sakura unverblümt mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Sakura. Sasuke ist-“ „Nicht hier, ich weiß.“ Sie hatte ihn unterbrochen, aber Itachi schien das nichts auszumachen. Aus irgendeinem Grund sah der Schwarzhaarige so aus, als wüsste er ansatzweise, wie es Sakura ging. „Deidara, hast du mein Handy?“ Die blonde Grinsebacke nickte strahlend und händigte dem Uchiha das Smartphone aus.

„Wie wärs, Sakura-chan, soll ich dich mit zu mir nehmen? Du kannst dich aufwärmen und so, un. Das tut dir vielleicht gut, huh?!“ Obwohl der Vorschlag sehr fordernd wirkte, fühlte die Haruno sich nicht bedrängt, sondern nickte zaghaft. Sie fragte sich wirklich, wie scheiße sie bitte aussah, dass jeder Vollidiot ihr ihre Verfassung ansah. „Stör ich dich denn nicht?“, fragte Sakura und versuchte das Grinsen in dem Gesicht des Künstlers zu deuten. „Nein, gar nicht. Auch, wenn wir uns ne Weile nicht gesehen haben, ich kann ja nicht einfach daneben stehen, wenn du so durchgefroren und sch- Äh, also, un, kommst du mit? Ist nicht weit.“

Ein kurzer Blick zu Itachi ließ die Schülerin verwirrt die Stirn runzeln. Itachi nickte ihr zu. Was hieß das? Bedeutete er ihr, mitzugehen? Sie hätte sicherlich nicht vorgehabt, weiterhin vor seinem Besitz herumzugammeln. Aber seis drum... Erneut bewies sich der Spruch: Was hatte sie schon zu verlieren?
 

„Okay, lass uns gehen.“ Ein weiterer Spruch, der sich in Sakuras Leben mehrfach bewährt hatte, lauerte schon wieder erneut auf sie. „Sobald du denkst, es geht nicht mehr schlimmer, wird es genau das: schlimmer.“ In diesem Fall – in Sakuras Fall – ist es der Anfang vom Ende. Aber… Was hat sie schon zu verlieren?
 


 

© blockhead



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (18)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-08T09:27:22+00:00 08.08.2012 11:27
Ich kann mich hier nur im Grunde meinen Vorgängern anschließen.
Ich hätte nichts, was nicht auch schon mal gesagt worden wäre.
Sakuras heimliche Raucherrei, verstehe ich hingegen nicht wirklich. Ist doch ihre Sache ob sie sich langsam vergiftet oder nicht. Das muss zwar niemand gut finden, aber ihr da reinreden darf man auch nicht. Ist ja ihr eigenes Leben.
Ich finde das ganze aber dennoch sehr, sehr geheimnisvoll und es werden ja immer mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. Ich finde das verbreitet Spannung.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-08T09:23:07+00:00 08.08.2012 11:23
Ich kann mich hier nur im Grunde meinen Vorgängern anschließen.
Ich hätte nichts, was nicht auch schon mal gesagt worden wäre.
Sakuras heimliche Raucherrei, verstehe ich hingegen nicht wirklich. Ist doch ihre Sache ob sie sich langsam vergiftet oder nicht. Das muss zwar niemand gut finden, aber ihr da reinreden darf man auch nicht. Ist ja ihr eigenes Leben.
Ich finde das ganze aber dennoch sehr, sehr geheimnisvoll und es werden ja immer mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. Ich finde das verbreitet Spannung.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-08T08:45:02+00:00 08.08.2012 10:45
Ein interessanter Anfang.
Es wirkt beinahe ein bisschen düster und depremierend. Das ist keinesfalls verkehrt. Ich tauche dann immer beim lesen richtig in das Geschehen ein. Es gibt auch keine Dinge, die den Lesefluss in irgendeiner Weise beeinflussen. Zumindest habe ich keine gefunden.

Was Naruto und Sakura angeht, so scheinen die Beiden wohl heimlich zu rauchen und zu trinken und Sakura scheint sogar Kette zu rauchen. Lustig finde ich auch ihren Versuch am Anfang den Zigarettengestank zu verstecken. Das ist unmöglich. Die Hälfte meiner Familie besteht aus Raucher und keiner schafft es nicht nach dem Zeug zu stinken, wenn sie gerade ihre Sucht befriedigt haben.

Das bisherige Gesamtpaket, für den Beginn, finde ich sehr gut. Die Charakterbeschreibungen sind an sich schon sehr gut gelungen und äußerst interessant. Sowas ist mal eine etwas andere Vorstellung.

LG
Rosetta
Von:  SarahSunshine
2011-11-13T21:45:50+00:00 13.11.2011 22:45

Kapitel 3:
Und nun Kapitel 3 =)

Wieder einmal gefällt mir der Auszug der Schülerzeitung richtig gut, auch wenn Sakura mir unglaublich leid tut. Die ganze scheiße die ihr passiert ist nicht so toll und dann zerreißen sich wieder alle das Maul darüber. Das ist so typisch. Typisch die schrecklichen Menschen, die nichts anderes zu tun haben, als das Schlechte der anderen breit zu treten damit sie auch ja besser da stehen und ihre Leichen in ihren Kellern verstecken können.

Ja den besten Freund zu verlieren ist etwas Schreckliches. Wer das erlebt hat, weiß wie schrecklich das ist. Besonders nach guten fünf Jahren. Da ist diese Person, die man liebt und dann sind da vielleicht ein paar Fehler die man macht und dann ist alles vorbei. Daran erkennt man mal, wie schnell so etwas vorbei gehen kann. Und die Zeit danach ist schrecklich. Den Beistand zu verlieren, der einen vielleicht die ganze Zeit gehalten hat und dann fällt man unkontrolliert und alleine.

Sasukes Auftauchen ist zwar schön und gut, aber man merkt auch wieder, dass etwas zwischen ihnen steht. Etwas, dass es ihnen schwer macht, auch nur irgendwie miteinander zu reden. Außerdem denke ich, dass beide Mauern um sich herum aufgebaut haben, die sie beschützen sollen. Es geht beiden nicht gut und beide versuchen nichts an sich heran zu lassen. Warum würden sie sonst aus allem ein Geheimnis machen? Warum sollten sie sonst Probleme in Alkohol und Zigaretten ertränken? Darüber zu reden ist wohl in den meisten Fällen das schwerste. Und wenn dann noch etwas zwischen einander steht, geht es ohnehin nicht. Auch nicht, wenn es dann nur nett gemeint ist.
Was auch immer zwischen ihnen ist und war, es verhindert jedenfalls dass sie einander helfen können. Die Frage ist nur, was es ist, das da zwischen ihnen steht.

Und ich denke auch, Sakura hat auch eine Mauer Naruto gegenüber aufgebaut, auch wenn sie sich beide gleichermaßen runterziehen. Man erkennt es ja an ihrer Reaktion. Sie stößt ihn von sich weg und will auch nicht mehr mit ihm reden. Was in ihrer Situation aber auch irgendwie verständlich ist. Nicht jeder will sofort über schlimme Sachen reden, die einem gerade widerfahren sind. Immerhin muss man das erst mal für sich selbst verarbeiten und so.

Die nachdenkliche Seite von Sakura erinnert mich auch gerade ein bisschen an mich. Ansonsten hab ich zu dem Nachsitzen, das ihr aufgebrummt wurde nicht viel zu sagen. Sie sitzt es ab und denkt einfach nach.

Die Erinnerung an Sasuke und seine Worte finde ich schön. Dass ihre Mauer ein bisschen einreißt finde ich schön. Dass sie sich öffnen und reden will finde ich schön. Aber leider läuft es nicht so glatt wie man es sich eben wünscht oder vorstellt. Eben weil Sasuke nicht da und eben weil sie durch das Treffen mit Deidara hundertprozentig noch tiefer heruntergezogen wird. Und ich kann mir vorstellen, dass ihr Leben in den nächsten Kapiteln nicht gerade leichter wird.
Und dieser Spruch Was hat sie schon zu verlieren? ist wirklich gut eingebaut. Denn aus ihrer Sicht gibt es da wohl nichts mehr…

Von:  SarahSunshine
2011-11-13T21:30:42+00:00 13.11.2011 22:30
Weiter geht’s mir Kapitel 2 (:

Diesmal gefällt mir der einleitende Spruch der Schülerzeitung richtig gut. Ich meine, das klingt so typisch Teenager, die sich das Maul über jemand anderen zerreißen. Dazu noch die Mischung aus ein bisschen Poesie und Weisheit. Hat mir sehr gut gefallen.

Genauso, dass die hier noch einmal auf den Schulweg von Sakura und Shikamaru eingehst. Obwohl das schon im vorherigen Kapitel abgeschlossen war. Aber wenigstens erfährt man dadurch, was genau passiert ist, warum Shikamaru so ausgerastet ist und ja ich denke, du weißt, was ich meine, nicht wahr?
Tsunades Auftreten verwirrt auch im ersten Augenblick. Man kennt sie ja eher als aufbrausende Person und dann bleibt sie so ruhig. Ich frage mich ja, woher sie das mit Sakura weiß. Hat sie es gehört? Oder war das eins von den Gerüchten um die es im vorherigen Kapitel noch ging?
Jedenfalls scheint Sakura auch so eine „Mir-ist-alles-egal“ Einstellung zu haben. Außer als dann ihre Eltern angesprochen werden. Wobei die Sache mit ihren Eltern ja auch interessant ist. Sie sind ja nicht da, sie sind nicht bei ihr und haben sie irgendwie alleine gelassen. Warum? Wo sind sie? Was machen sie gerade?

Das Treffen von Sakura und Shikamaru ist einfach herzzerreißend. Er ist enttäuscht und das zeigt er auch klar und deutlich. Und er ist wütend darüber dass sie ihn enttäuscht hat. Das ist ein Gefühl dass ich im Moment sehr gut kenne.
Und er scheint ihr nicht verzeihen zu können, was noch viel mehr schmerzt. Zumindest denke ich, dass Sakura einfach einen Tiefpunkt nach dem nächsten erlebt. Ohne dass sie das will. Und so wird man nicht gerade dazu ermutigt weiterzumachen. Vielleicht weil ihr auch gerade eine Person fehlt, die ihr hilft wieder aufzustehen und weiterzugehen. Klar Naruto ist da, aber der ist ja mit ihr abgerutscht. Shikamaru ist weg. Und dieses „Zu Spät“ mah. Da hätte ich am liebsten geheult.
Von:  SarahSunshine
2011-11-13T21:16:04+00:00 13.11.2011 22:16
So, nun zu Kapitel 1 (:

Die Sprüche am Anfang sind noch sehr geheimnisvoll und verwirren, was aber keines Wegs schlecht ist. Ich denke eher es baut Spannung auf und ist eine kleine Vorschau auf das, was wohl noch passieren wird. Jedenfalls finde ich, dass es neugierig macht, weil man nicht weiß, was man erwarten soll.

Ich frage mich, ob Sakura irgendwelche speziellen Schlafprobleme hat oder so etwas in der Art. Es klingt schon merkwürdig, wenn man verschwitzt und kränklich aufwacht. Aber na ja die beste Medizin ist dann natürlich eine Zigarette, nicht wahr?
Was noch überraschender ist, dass Shikamaru mitten in der Nacht anruft. Als ob er ihr Wachhund wäre, der auf sie aufpassen müsste. Mensch Kinder, habt ihr noch nie etwas von Schlaf gehört? Ist jedenfalls sehr interessant. Man erkennt jedenfalls die feste Bindung zwischen den beiden, was mir sehr gut gefällt. Auch wenn Sakura eine ziemliche Geheimniskrämerin ist. Und warum auch immer sie das vor Shikamaru geheim hält und ihn sogar noch anlügt. Ich meine Lügen ist nicht der beste Weg. Manchmal der einfachste, aber dennoch nicht der beste.

Auch um Naruto machst du ein kleines Geheimnis wie ich finde. Wie kommt es denn, dass der Herr nicht in die Schule gehen will und das nicht diese Ich habe keinen Bock Einstellung ist? Mir gefällt es, dass du viele Sachen offen lässt, aber ich hoffe, die klären sich im Verlauf dann auch alle ganz brav.
Es ist interessant wie Naruto die Sache mit den Mädchen abarbeiten kann. Zufriedenstellen und dann das Thema wechseln. Wo hat er das nur gelernt? Und trotz der Grinsebacke (zwar gequält aber egal) und dem Sonnenscheinchen ist die Stimmung ziemlich betrübt. Zumal wegen Sasuke der trübsalblasend aus dem Fenster guckt und dann wegen Neji der auch eher desinteressiert wirkt und dann natürlich noch der gefälschten guten Laune von Naruto.

Man fragt sich auch weiterhin was da hinter Naruto und Sakura steckt. Ich meine außer dass sie rauchen und trinken und das mitten in der Woche, weiß man ja noch nicht so viel. Irgendwelche Probleme muss es doch geben. Nur werden davon keine erwähnt. Du schaffst es wirklich gut, einfach nur drum rum zu reden und den eigentlichen Knackpunkt zu verschleiern.

Und die Eifersucht von Naruto ist einfach nur unglaublich Süß. Ich finde das wirklich niedlich. Vielleicht entwickelt sich da ja noch etwas zwischen ihm und Sakura. Vielleicht aber auch nicht. Nur diese Gefühlslage von Naruto ist schon irgendwie nachvollziehbar. Man kann immerhin auch Angst haben einen Freund zu verlieren an jemand anderen. Das kennen bestimmt auch so viele.

Sasuke, der arme Sasuke. Auch hier erfährt man wieder nur einen kleinen Ausschnitt einer wahrscheinlich riesengroßen Sache. Du böse Geheimniskrämerin du!
Ich glaube dass ich schon mal gesagt habe, dass du das mit der Spannung richtig gut drauf hast, ne? Aber egal ich sags noch mal. Du hast das mit der Spannung echt gut drauf.

Und dann kommt Shika und macht Krawall. Was auch immer passiert sein mag ich finde die elektrische Stimmung die zwischen Naruto und Shikamaru aufkommt einfach spitze. Ein bisschen Stress, Mord und Totschlag kann glaub ich nie schaden. Und nicht zu vergessen Sakura und Tsunade. Beef hoch drei. Und dann der letzte Auftritt von Shikamaru, der irgendwie eine deprimierende, eisige Stimmung hinterlässt, die mir die Gänsehaut auf den Körper getrieben hat!

Von:  SarahSunshine
2011-11-13T21:15:47+00:00 13.11.2011 22:15
Ich kenne deine Geschichte ja schon und habe dir meine Meinung und Kritik ja schon übermittelt (:
Aber trotzdem möchte ich das ganze noch einmal offiziell machen.

Also mir gefällt der Anfang sehr gut. Ein philosophischer Spruch am Anfang kommt immer gut. Mir gefällt so etwas immer besonders. Ein paar bedeutende Worte können nie schaden, um dem Leser einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Immerhin denkt man ja immer über so etwas nach.
Es kommt eine leicht gedrückte Stimmung rüber, was keines Wegs schlecht ist, ganz im Gegenteil. Es fängt einen ein, dass man direkt dabei ist. Jedenfalls konnte ich genau vor mir sehen, wie Sakura da stand, ihre Zigarette rauchte und dann in den grauen Alltag ging.
Die Situation in der Schule ist sehr amüsant. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie Naruto da sitzt und seine Augen langsam zufallen und sein Kopf dann wegknickt. Das passt irgendwie zu Naruto. Noch lustiger wird es natürlich, als Kakashi dann auftaucht und ihn weckt und er auf einmal bei Sasukes Informatikkurs ist.
Die Szene nach der Schule wirft viele Fragen auf. Was ist mit den beiden passiert? Warum verhalten sie sich so? Warum reden sie so darüber? Und und und.

Aus meiner Sicht auf jeden Fall ein gelungener Prolog, der nach viel mehr verlangt. (:

Von:  Sandi-chan
2011-07-25T14:21:55+00:00 25.07.2011 16:21
Klingt echt gut!
Von:  Sandi-chan
2011-07-25T14:17:21+00:00 25.07.2011 16:17
Mir gefällt wie du die freundschaften hier beschreibst, aber mich würden die pairings interessieren..
Von:  Sandi-chan
2011-07-25T13:45:19+00:00 25.07.2011 15:45
klingt interessant!


Zurück