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My Personal Angel

Wonderful Life
von

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Szene Three: Home

Das Haus, in dem sich Illundrials Wohnung befand, war ein Altbau, etwas mehr als zehn Minuten von der Station entfernt. Sie waren schweigend durch den Regen gelaufen. Jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Simons Hand hatte sie nicht wieder losgelassen. Es gab ihr die Sicherheit, dass er noch da war, dass sie ihn nicht hinter sich verloren hatte.

Durchnässt und frierend schloss sie mit klammen Fingern die schwere Holztür auf. Vorsichtig schob sie sie zurück, bückte sich dann um die rote Katze auf den Arm zu nehmen, welche versuchte nach draußen zu huschen. Das Tier miaute demonstrierend, versuchte sich aus dem Griff zubefreien, was ihr aber erst gelang, nachdem Simon die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er ging in die Hocke, ließ sie an seiner Hand schnuppern, ehe er ihr durch das weiche Fell strich. Leise miaute die Katze, fing an zu schnurren.

„Sie heißt Fee“, verkündete Illundrial, hängte ihre Jacke auf, bevor sie kurz im Nebenzimmer, das Bad wie Simon anhand der Fliesen annahm, verschwand und mit einem kleinen Stapel Handtücher wiederkam, sie auf dem Schrank im Flur ablegte. Simon nickte, stand wieder auf. Fee strich um seine Beine, schnurrend, schnuppernd, sodass er aufpassen musste, dass er ihr nicht auf die Pfoten trat, während er sich die durchweichten Schuhe auszog. Als er wieder aufsah, ansetzte etwas zu sagen, trat Illundrial an ihn heran. Sanft nahm sie seinen Kopf in ihre Hände, küsste ihn ebenso zärtlich auf die Lippen.

„Ich will nicht, dass das Letzte woran du heute denkst, die Brücke ist. Oder der Grund, warum du dort hingegangen bist“, erklärte sie ihm, bevor er fragen konnte, lächelte leicht. Die Schwermut war aus seinem Gesicht verschwunden, war Überraschung und Verwunderung gewichen. „Und vielleicht hilft es ja“, stellte sie fest.

Als sie ihn wieder losließ, nahm er ihre Hand, sah sie an. Lebendige, blassgrüne Augen, die ihn besorgt und fragend aus einem weichen, weiblichen Gesicht herraus ansahen. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht hatte sie mit allem Recht, was sie zu ihm gesagt hatte, um ihn zum Mitgehen zu überreden.

„Simon?“, sprach sie ihn leise an, bevor er sie zu sich zog, küsste. Er wusste nicht, warum er es tat. Er ging einfach einem Impuls nach, der zusammen mit dem Gedanken kam, dass es wahrscheinlich wirklich besser war, wenn er sich helfen ließ. Und sie stieß ihn nicht fort, erwiderte den Kuss mit geschlossen Augen. Simon legte die Arme um sie, hielt sich einfach an ihr fest. Es tat gut, dass sie da war. Dass sie ihn nicht hatte stehen lassen. Dass es sich anfühlte, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben lang kennen und nicht erst wenige Stunden.
 

Tapfer kämpften die Sonnenstrahlen gegen den Nebel, der noch über der Stadt hing. Sie tauchten die Dächer und das Wohnzimmer in warmes, goldenes Licht. Der Regen hatte in den Morgenstunden aufgehört. Die einzigen Überreste des Sturms glänzten im warmen Sonnenschein. Der Geruch von frischem Kaffee hing in der Luft und das einzige Geräusch kam vom Schnurren der Katze auf seinem Arm.

Er hatte nicht viel geschlafen, fühlte sich dennoch fitter als in den letzten Tagen. Das lag an ihr. An der rothaarigen Schönheit, die noch immer schlief, eingehüllt in zwei schichten Decken. Er hatte sie noch nicht wecken wollen. Das hatte Zeit. Und im Moment war ihm das Alleinsein lieber. So fiel das Nachdenken leichter, auch wenn sein Kopf so gut wie leer war. Er konnte einfach keinen Gedanken lange genug greifen, um sich länger mit ihm zu befassen und alles, was ihm in den Sinn kam, hatte mit ihr zu tun.

Weil sie der Grund ist, warum du noch hier bist, Simon.

Ja, das stimmte. Ohne Illundrial würde er hier nicht stehen. Sie hatte ihm das Leben gerettet und das ohne ihn zu kennen.

Ein weiterer Grund war wohl, dass er noch immer meinte, ihre Lippen auf seinen zu spüren, ihren Körper an seinem, als sie ihn im Arm gehalten hatte, nachdem er bei dem Versuch zu erzählen was passiert war wieder zusammengebrochen war. Aber er hatte begriffen, dass es nicht wichtig war, ob sie es wusste. Sie verstand ihn auch so. Ohne dass er etwas sagen, ohne dass er erzählen musste. Ein Blick genügte und sie verstand. Ihm kam in den Sinn, dass manche Menschen glaubten, Schutzengel würden sich in extrem Situationen in den verschiedensten Formen zeigen. Manche offensichtlicher als andere. Zwar glaubte er nicht daran, aber er fand den Vergleich äußerst treffend. Schließlich war sie so etwas wie ein Schutzengel gewesen letzte Nacht. Wie sein persönlicher Engel.
 

„Du bist schon wach?“ Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich zu ihr um, ließ Fee wieder auf den Boden. Illundrial hatte immer noch das ausgewaschene Snoopy-Nachthemd an, schlang die Arme um sich, damit sie nicht fror. Ihre Haaren waren leicht zerzaust und ihr Blick verschlafen.

„Ja, tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe“, entgegnete er mit einem leichten Lächeln.

„Hast du nicht“, schüttelte sie den Kopf, gähnte hinter vorgehaltener Hand und schlurfte zu ihm hinüber ans Fenster. Sie sah kurz nach draußen, rieb sich die Oberarme, die durch die kurzen Ärmel des Hemdes frei waren. Simon nickte, legte die Arme um sie um sie zu wärmen. „Wie geht es dir?“, fragte sie dann, lehnte den Kopf an seine Brust und sah zu ihm auf.

Sein Blick wanderte wieder nach draußen. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht und die Antwort fiel ihm nicht leicht. Er wusste es einfach nicht. Das, was passiert war, schmerzte, das Loch in seinem Leben würde nie ganz verschwinden, würde noch lange brennen. Dass es ihm gut ging, konnte er einfach nicht sagen. Aber es ging ihm auch nicht schlecht. Nicht schlechter als es verständlich war.

„Simon?“, fragte sie nach, da er ihr nicht antwortete. Diesmal sah er zu ihr herab. Das heller werdende Licht malte tiefe Schatten in ihr Gesicht, der Schein zauberte ein goldenes Leuchten in ihre Augen. Er schenkte ihr einen sanften Kuss, ehe er wieder hinaussah und ihr antwortete.

„Ich glaube heute wird ein guter Tag.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kyuuru
2011-09-01T19:37:43+00:00 01.09.2011 21:37
Wow OO. Wie du die Umgebung beschreibst, finde ich am besten. Der FF ist meiner Meinung perfekt. Das Beste daran war, dass er der harten Realität entsprach. So was geschieht heutzutage. Nicht viele haben den Mut wie Illundrial oo. Gute Arbeit,mach weiter so ^^.


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