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Abgekarterte Spiele

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Im Zwielicht

Inspiration: "Procol Harum - A whiter shade of pale" ~ das nur am Rande.
 

Ich bin nicht sicher ob es an dem Jetlag liegt oder es der Stress der letzten Tage ist, dass sich mein Körper so anfühlt als würde er jeden Moment kapitulieren. Im Flugzeug war es mir nicht möglich zu schlafen und auch jetzt habe ich das Gefühl, dass ich kein Auge zu tun könnte, auch wenn es sicherlich das Beste wäre, was Bakura auch nicht müde wird zu betonen.
 

Etwa neun Stunden sind wir nun schon in New York und konnten auch schon einiges erreichen. Wir haben Quartier in einem mittelklassigen Hotel bezogen und auch schon das Appartment von Jack Wheeler ausfindig gemacht. Während ich mich um einen Leihwagen kümmerte und Alister Besorgungen machte, verschaffte Bakura sich einen kurzen Eindruck über die wheeler´sche Residenz.
 

Ich bin als erster wieder im Hotel und mache mich daran, den Ausgang der Auktion zu checken, welche all meine DuelMonster-Karten zum Verkauf angeboten hat.
 

Wie zu erwarten haben meine Karten einen sehr hohen Preis erzielt. Die Summe ist noch höher als ich gedacht hatte. Dennoch versetzt es mir einen Stich, wenn ich daran denke, dass meine geliebten Karten in die Hände irgendwelcher Amateure gelangen werden, die nicht einmal wirklich wissen werden, wie man sie einsetzt. Fast widerstrebt es mir, mir das Ergebnis der Auktion anzusehen, aber genau das Gleiche, dass mir widerstrebt, zwingt mich auch dazu, mich einzuloggen und die Vorgänge zu überprüfen.
 

Ich bin etwas überrascht als ich feststelle, dass mein gesamtes Deck, nein, alle Karten, die ich zur Auktion freigegeben habe, von einer einzigen Person ersteigert wurden. Entweder handelt es sich bei diesem Menschen um ein neureiches Kleinkind, dass Daddy so lange genötigt hat, ihm die Karten zu kaufen bis der Vater notgedrungen nachgegeben hat oder aber, jemand mit Verstand hat sich mein Deck geholt.
 

Alles in mir erstarrt als ich den Namen lese, der auf dem Transaktionsformular steht. Ich blinzele. Das kann nicht wahr sein. Nein, das kann einfach nicht sein. Fassungslos starre ich auf meinen Laptopbildschirm und lese wieder und wieder den gleichen Namen.
 

Joseph J. Wheeler.
 

Der Sohn des Mannes, der meinen Bruder zu sich genommen hat, hat mein gesamtes Deck aufgekauft. Fast rechne ich damit, dass mir das Blut in den Adern gefriert.
 

Was zum Teufel...
 

Geschlagene zwanzig Minuten sitze ich einfach nur da, rauche eine Zigarette nach der anderen und stürze ein Glas Whiskey herunter.
 

Dann kann ich mich soweit fassen, dass ich in der Lage bin unter die Dusche zu steigen und mich endlich dieser demütigenden Kleider zu entledigen, auch wenn sie ihren Zweck mehr als gut erfüllt haben. Ich stehe gerade unter der Dusche als ich höre wie die Zimmertür zugeschlagen wird. Ich stöhne genervt auf und drehe das Wasser aus.
 

Bakura.
 

Wer sonst würde sich erdreisten ungebeten in mein Zimmer zu kommen?
 

Ich schnappe mir ein Handtuch, frottiere mich schnell ab und schlinge es mir dann um die Hüften. Dann wird auch schon die Badezimmertür geöffnet und der Weißhaarige steckt wie selbstverständlich den Kopf ins Bad. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, doch das stört ihn keineswegs.
 

"Ich habe was zu essen mitgebracht." erklärt er und für einen Moment habe ich den Eindruck, dass er mich einer Musterung unterzieht. Ich verkneife mir einen Kommentar und steige aus der Dusche um ihm ins Zimmer zu folgen.
 

Er lässt sich derweil schon lässig auf einem der Sessel nieder und es ist offensichtlich was in den braunen Papiertüten ist, die er angeschleppt hat.
 

Ich sehe mich kurz um. "Wo ist Alister?" will ich wissen und er macht eine leichte Kopfbewegung, die mir wohl anzeigen soll, dass er in dem anderen Zimmer ist. "Er recherchiert." meint Bakura knapp und ich gehe zum Bett wo meine Kleider liegen. "Hamburger oder lieber Cheeseburger?" fragt er mich ernsthaft und ich ziehe eine Braue hoch. "Weder noch." entgegne ich. "Ich finde, man sollte sich den kulinarischen Sitten des Landes anpassen." sagt er und fängt damit an, die Papiertüten von ihrem Inhalt zu befreien. Ich überlege einen Moment ob ich die Kleider mit ins Bad nehmen soll, komme aber zu dem Schluss, dass ich ihm diesen Gefallen keineswegs tun werde. Sonst darf ich mir nachher wieder irgendwelche spöttischen Kommentare anhören. Zudem laufe ich doch nicht vor diesem Dieb davon.
 

Meine Kopfschmerzen haben ein wenig nachgelassen, aber meine Schläfen pochen immer noch schmerzhaft. Automatisch gehe ich zum Nachttischschrank und greife nach dem Röhrchen mit Tabletten. "Du solltest damit aufhören, dir dieses Zeug einzuwerfen." meint Bakura. "Kümmer dich um deine Angelegenheiten." weise ich ihn zurecht und schüttele mir eine der weißen Tabetten auf die Hand. "Du klingst schon wie Roland."
 

Er sieht mich ernst an. "Dann hat dein Pinguin Recht." erwidert er. "Du solltest etwas essen und schlafen. Dein Körper wird es dir danken. Du kannst ihn nicht auf ewig geißeln und deinem Willen unterwerfen." Ich quittiere diese überflüssige Bemerkung mit einem abwertenden Blick. "Ich brauche kein Kindermädchen. Wenn ich mich recht erinnere habe ich dich aus anderen Gründen angestellt."
 

Ich greife nach dem Glas Whiskey, dass ich bereits bereit gestellt habe und schicke mich an die Tablette runterzuspülen als er mit einem Satz neben mir ist. Seine Hand umschließt brutal mein Handgelenk und die Tablette fällt zu Boden. "Was soll der Unsinn?" herrsche ich ihn an, werde aber im nächsten Augenblick auch schon herum gewirbelt und er drückt mir meinen Arm in den Rücken. Ich versuche mich aus dem Griff zu befreien, doch er hält mich eisern fest. Ich überlege wie ich am effektivsten Gegenwehr leisten könnte, doch gerade als ich mit der freien Hand gegen sein Knie schlagen will, schiebt er mich auch schon in Richtung Bett und drückt mich unsanft auf die Matraze.
 

"Ein Handgriff." höre ich ihn sagen und seine Stimme klingt weder vergnügt noch amüsiert, sondern nur ernst und schneidend. Dann wird mein Kopf runtergedrückt. "Verdammt, was soll der Scheiß? Ich..." setze ich an, dann sehe ich den Dolch neben meinem Gesicht. Meine Augen weiten sich. "Zweiter Handgriff." erklärt er und kurz darauf spüre ich die Spitze der Klinge auf meiner Wange. Kurzer Schmerz durchzuckt mich, doch dann werde ich auch schon los gelassen und bin mit einem Satz auf den Beinen. Wütend funkele ich ihn an, packe ihn im nächsten Augenblick auch schon am Kragen, doch er sieht mich vollkommen entspannt an. "Das war eine kleine Demonstration, mein lieber Kaiba. Wärst du im Vollbesitzt deiner Kräfte, hättest du dich mit Leichtigkeit wehren können, so warst du ein dankbares Opfer." sagt er vollkommen unbeeindruckt und ich sehe ihn unschlüssig an.
 

"Ich verzichte auf deine Demonstrationen." zische ich und gebe ihm einen so harten Stoß, dass er nach hinten taumelt. Er fängt sich allerdings schnell wieder. "Vielleicht solltest du dir lieber etwas anziehen." bemerkt er und sein Blick gleitet demonstrativ über meinen Körper. Das Handtuch ist leicht verrutscht, verdenkt zum Glück aber noch meine Blöße. Ich fluche kurz auf und er grinst.
 

"Also, Hamburger oder Cheeseburger?"
 

Einen Moment spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, ihm auf primitive Art und Weise eine zu verpassen.
 

Er hat sich bereits wieder dem Essen zugewandt und ich entscheide mich, mir wirklich lieber etwas anzuziehen. Schnell streife ich mir meine Kleidung über und spüre dabei, dass etwas feuchtes mir über die Wange läuft. Blut. Dieser verdammte Bakura. Den Dolch hat er lässig auf´s Bett geworfen.
 

"Die Wheelers bewohnen den 11. und 12. Stock des Appartmenthauses. Außer Jack Wheeler wohnen dort noch sein Sohn, dein Bruder sowie ein Dienstmädchen und ein Bodyguard. Zwei weitere Bodyguards stehen auf Abruf bereit." höre ich ihn sagen und dieser Themawechsel ist wohl auch sein Glück.
 

"Wie hast du das rausbekommen?" will ich wissen und versuche zu verbergen, dass ich ein klein wenig beeindruckt bin. Er grinst. "Du bezahlst für die Ergebnisse, nicht für das wie." meint er und beißt in einen undefinierbar aussehenden Burger. "Dann halt dich auch daran. Auf deine Lektionen kann ich verzichten." entgegne ich mit schneidender Stimme. "Die sind im Preis inbegriffen." entgegnet er ungerührt und ich fahre mir durch meine noch nassen Haare.
 

"Ich nehme an, du hast einen Wagen bekommen?" Ich nicke und greife nun doch zu dem Glas Whiskey, die Tablette lasse ich allerdings auf dem Boden liegen. Nicht, weil mich seine bescheuerte Demonstration beeindruckt hätte, mein Kopfschmerzen sind mit einem Schlag verflogen. Meine Muskeln sind allerdings nach wie vor noch verknotet, selbst nach der heißen Dusche.
 

Bakura verschlingt begierig seinen Burger und fährt mit vollem Mund auch schon fort: "Dein Bruder wird zu einer Privatschule geschickt. Das Gebäude gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Wenn du mich fragst, diese Amis sind paranoid. Noch paranoider als du, Kaiba." Ich übergehe diese Anmerkung und versuche die Informationen auf brauchbare Weise zu verarbeiten. "Hast du Mokuba gesehen?" will ich wissen. Zu meiner Enttäuschung schüttelt er den Kopf. "Es war keiner da. Eigentlich logisch um diese Zeit." antwortet er und ich nicke.
 

"Die Sicherheitsvorkehrungen?" frage ich weiter. "Das Übliche. Hightec vom Feinsten. Ein paar Kameras und ein Nachtportier." entgegnet er als wäre das nicht weiter von Belang. "Also ist es möglich in das Gebäude zu kommen?" will ich wissen. Er nickt. "Sicher, ein Kinderspiel, sobald man die Alarmanlage ausgeschaltet hat. Leichter zu knacken als der Palast des Pharaos. Allerdings weiß ich nicht wie es sich mit diesen Bodyguards verhält. Ich würde darauf wetten, dass dein Bruder rundum überwacht wird."
 

Ich seufze und leere mein Glas in einem Zuge. So sehr es mir auch missfällt, ich befürchte diese Operation bedarf doch etwas mehr Zeit als gedacht. Seine Informationen sind für den Anfang mehr als gut, aber ich gehe davon aus, dass sowohl die Polizei auch meine Gegner das Haus zusätzlich im Auge behalten. In Amerika wird zwar nicht offiziell nach mir gefahndet wie ich bereits in Erfahrung gebracht habe, aber es ist für die Polizei sicherlich offensichtlich, dass ich versuchen würde an meinen Bruder ranzukommen und ich würde wetten, dass man bereits weiß, dass ich die Information besitze, dass er in Amerika ist. Nein, auch wenn es mir widerstrebt, ich darf nichts überstürzen. Ich kann mir jetzt keinen Fehler leisten. Wer weiß welche Auswirkungen das für Mokuba hätte.
 

Ich schenke mir ein weiteres Glas ein, was Bakura aufmerksam beobachtet. Doch dieses Mal sagt er nichts, beäugt mich aber wachsam und irgendwas an seinem Blick irritiert mich. Fast bin ich geneigt zu fragen, warum er sich überhaupt solche Gedanken um meinen Zustand macht, aber ich verkneife mir diese überflüssige Frage.
 

"Wie ich die Sache sehe, wird Plan B immer wahrscheinlicher." meint Bakura und ich nicke zustimmend. Ich habe auch das Gefühl, dass es leichter sein dürfte an Wheeler Junior ranzukommen als an Mokuba selbst. "Ach ja, ehe ich es vergesse... dein Assistent hat versucht anzurufen. Ich denke zumindest, dass er es war. Die Nummer ist nicht bekannt. Er muss es versucht haben als wir im Flieger waren." meint er.
 

Verdammt. Roland hatte ich ganz vergessen. Ich hatte ihm versprochen, ihn auf dem Laufenden zu halten. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. In Japan ist es jetzt bereits Nacht. Bakura sieht mich erwartungsvoll an. "Ich rufe später zurück." meine ich und er zuckt mit den Schultern und widmet sich weiter seiner Nahrungsaufnahme.
 

Sie haben Mokuba also bereits eine Schule gesucht. Dieses Wissen trifft mich wie ein Schlag in die Magengegend. Es macht mir auf schmerzliche Art bewusst wie es um meinen Bruder und mich gerade bestellt wird und ruft mir das ins Gedächnis, was ich die ganze Zeit zu unterdrücken versuche. An Mokuba zu denken. Paradox, immerhin tue ich all das hier für Mokuba und doch darf ich es nicht zulassen, mich zu fragen wie es ihm geht. Dann würde mir die Kontrolle vollständig entgleiten und das darf nicht geschehen. Ich vertraue einfach darauf, dass es ihm gut geht und ich ihn bald, sehr bald wieder bei mir habe.
 

Gedanklich überschlage ich meine Möglichkeiten. Für den Fall, dass ich tatsächlich so weit gehen muss, diesen Wheeler-Jungen zu entführen, bedarf es ein paar Vorbereitungen. In einem Hotelzimmer kann ich den Jungen schließlich schlecht versteckten. Ein zweiter Wagen wäre auch nicht schlecht. Und notfalls werde ich sogar ein paar Waffen benötigen. Nur mit Bakura´s Dolch loszuziehen erscheint mir mehr als albern. Doch ich weiß genau an welche Person ich mich wenden kann. Er schuldet mir ohnehin noch einen Gefallen, wenn ich mich recht erinnere.
 

Ja, Marcello erscheint mir auch genau der Richtige für so ein Vorhaben.
 

Ich darf nur nicht zulassen, dass meine Emotionen die Überhand bekommen. Dieser Wheeler-Junge hat mein Deck gekauft. Gut. Ich wollte es verkaufen. Es war nichts weiter als ein Geschäft. Es hat keinerlei Auswirkungen auf meine Handlungen. Ich bin Geschäftsmann. Ich habe eine hübsche Summe erzielt, ich kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
 

Zur Hölle, wem mache ich hier eigentlich etwas vor?
 

Es ist eine persönliche Sache.
 

Und ich frage mich langsam aber sicher, wer dieser Wheeler eigentlich ist. Erst mein Bruder, nun mein Deck.
 

"Worüber denkst du nach?" reißt mich Bakura´s Stimme aus meinen Überlegungen und der Weißhaarige sieht mich forschend an. "Ich erstelle eine Strategie." erkläre ich kühl. "So sehr es mir auch missfällt noch länger zu warten, übereiltes Handeln wäre unangebracht." Er nickt und erst jetzt merke ich, dass meine Hände zittern. Sofort balle ich sie zu Fäusten, doch dem Weißhaarigen ist der Umstand nicht entgangen. "Es geht ihm gut. Da bin ich sicher." höre ich ihn sagen, erwidere allerdings nichts. "In spätestens 48 Stunden hast du ihn wieder und dann musst du nur noch überlegen, wie es weitergehen soll. So wie ich das sehe, wirst du auf unbestimmte Zeit von der Bildfläche verschwinden müssen."
 

Ich zucke mit den Schultern. "Das kümmert mich nicht." entgegne ich. "Tatsächlich?" fragt er. "Mokuba ist das Einzige was zählt." erkläre ich entschieden. Er lächelt mich an. "Ich weiß, auch wenn man bis dato wohl dachte, dass dir deine Firma das Wichtigste wäre." Ich verdrehe die Augen, erwidere jedoch nichts auf diese Äußerung.
 

"Darf ich dich etwas fragen, Kaiba?"
 

Diese Frage erstaunt mich doch wirklich. Normalerweise fragt dieser Wahnsinnige einfach und schert sich nicht darum was er darf und was nicht. Ich nicke kaum merklich. "Bist du bereit bis zum Äußersten zu gehen?" will er wissen und ich werfe ihm einen verächtlichen Blick zu. "Fragst du das ernsthaft?" erwidere ich spöttisch. Er nickt vollkommen ruhig. "Ja. Bist du bereit bis an deine Grenzen und darüber hinaus zu gehen?" stellt er seine Frage neu. Ich nicke ohne zu zögern. "Natürlich, was denkst du denn?"
 

Bakura lächelt. "Gut. Mehr wollte ich nicht wissen." entgegnet er und ich hasse es, wenn dieser Freak solche Äußerungen von sich gibt, die alles andeuten, doch nichts besagen. Ich hasse es, weil ich den Impuls verspüre ihn zu fragen was das soll und er es auch genau weiß, ich jedoch keineswegs gewillt bin, mir diese Blöße zu geben, worüber er sich im Klaren ist. Seine nächsten Worte sind allerdings noch rätselhafter.
 

"Nach den Worten der Ahnen soll man seine Entscheidungen innerhalb von sieben Atemzügen treffen." bemerkt er und ich starre ihn an. Herrje, worauf zum Teufel will er mit diesem Unfug hinaus? Und warum zur Hölle interessiert mich das überhaupt? Ich schüttele den Kopf. "In deinem Kopf läuft wirklich etwas falsch, Bakura." kommentiere ich diese seltsame Äußerung und er lacht. "Ich will nur wissen woran ich bin." erwidert er ruhig und ich sehe ihn fragend an.
 

"Aus dir soll man einmal schlau werden..." seufze ich kopfschüttelnd. "Mach dir über mich mal eine Gedanken, Seto."
 

Wieder sehen wir uns in die Augen und ich verspüre den Wunsch diesen Blickkontakt abzubrechen. Das ist neu. Es behagt mir nicht. Es passt nicht. Nicht einmal der Köter hat diesen Impuls in mir je geweckt. Aber in Bakura´s Augen liegt etwas, dass ich nicht definieren kann. Gleichgültig wie sehr ich mich auch bemühe oder ich glaube ihn und seine Handlungsweise zu verstehen, stets kommt er mit etwas, dass mein Denken aus der Bahn wirft. Es ist nicht wirklich rätselhaft, vielmehr verstörend. Anders als bei dem kleinen Kläffer. Bakura vermag es eine wahrhaftig verstörende Atmosphäre aufzubauen, der ich mich nicht entziehen kann und ohne es zu wollen spreche ich die Frage, die mir auf der Zunge liegt dann doch aus.
 

"Warum hilfst du mir wirklich?"
 

Ich rechne nicht wirklich mit einer ernsthaften Antwort, doch ich bekomme eine. "Weil ich dir etwas schulde, Kaiba, und ich meine Schulden immer bezahle. Zudem macht es mir Spaß." meint er vollkommen entspannt. "Und jemand sollte auch ein Auge auf dich haben."
 

Mit dieser Antwort schafft er etwas, dass zuvor nur der Kläffer vermocht hat. Ich bin sprachlos. Ja, Seto Kaiba ist sprachlos. Und ich verstehe nicht was er damit meint.
 

"Falls du auf irgendeinen Unsinn anspielen solltest, der mit Muto´s Märchen zusammenhängt, dann warne ich dich..." setze ich im nächsten Moment an, aber er schüttelt den Kopf. "Entspann dich. Ich halte dich nicht für Seth." erwidert er. "Und was soll dieses Gerede dann?" will ich wissen. "Kannst du nicht einfach die Wahrheit sagen?"
 

Ich hasse mich dafür, dass ich diese Worte tatsächlich ausspreche, denn sie zeugen davon, dass ich mich augenblicklich tatsächlich nicht im Griff haben. Ich bin übermüdet, gestresst, voller Sorge. Voller Emotionen, die über mich hineinbrechen, ohne dass ich mich ihnen zu entziehen vermag. Gedanken an Mokuba, unsere Vergangenheit, meinen Adoptivvater, den Köter, Muto... Unsinn, der längst in Vergessenheit geraten sein sollte und der über mich hineinbricht wie eine Jahrhundertwelle, der ich keinen Einhalt gebieten kann.
 

"Die Wahrheit, Kaiba, die liegt im Auge des Betrachters. Ich erzähle nie die Wahrheit, weil ich der Ansicht bin, dass die Wahrheit nicht existiert." erläutert er mir ein paar Sekunden später.
 

Wieder sehen wir uns an und ich habe das unbestimmte Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Fast schon hilfesuchend greife ich nach meinem Glas.
 

"Was soll dieses alberne Gerede bezwecken?" frage ich und könnte mir erneut dafür auf die Zunge beißen. Bakura seufzt. "Formulierst du die Frage jetzt so lange neu bis du die Antwort bekommst, die du willst?" Ich blinzele ihn an. Ja, tatsächlich. Schande über mein Haupt. Ich tue es tatsächlich. Und er, er lächelt. "Weißt du woran ich glaube?" fragt er mich und ich reagiere nicht. Schüttele weder den Kopf, noch nicke ich. Ich sehe ihn einfach nur an. "Ich glaube an Schmerz. An Furcht. An den Tod. Daran, den Dingen eine Bedeutung zu verleihen, die man nicht ausblenden kann." Er lacht auf. Dann wird seine Miene wieder ernst und wieder sehen wir uns an. Wortlos. Direkt in die Augen.
 

Der Augenblick dauert nur ein paar Sekunden, dann ist es vorbei und alles ist wieder... normal?
 

"Hast du nun die Güte, mir deine Strategie zu erläutern?" fragt er mich und sein Tonfall ist wieder leicht spöttisch, leicht vergnügt. "Du siehst übrigens aus als könntest du eine Massage gebrauchen, Seto."
 

"WAS?" Hat er das ernsthaft gesagt?
 

Er zuckt mit den Schultern. "Ein wenig Entspannung würde dir sicher gut tun." befindet er und ich glaube fast, dass ich mich verhöre. Versucht dieser Verrückte gerade mich anzumachen? Ich fasse es nicht. "Ich wette, deine Schultern bringen dich fast um vor Schmerz."
 

Ich verziehe spöttisch den Mund. "Schmerz ist Ansichtssache." erwidere ich kühl. Zum meiner Überraschung nickt er. "Ja, ist es." stimmt er zu. "Ich liebe Schmerzen." Sein Gesichtsausdruck wird fast weich, einen Augenblick wirkt er fast verklärt und ich rufe mir ins Gedächnis, dass ich mit einem sadistischen Irren alleine bin. Nicht, dass ich Angst vor ihm hätte. Er mag mich vorhin überrumpelt haben. Ein zweites Mal gelingt es ihm nicht. "Also willst du dir diesen kleinen Wheeler vornehmen?" fragt er und ich nicke automatisch. "Wenn kein Weg daran vorbei führt, ja."
 

Er mustert mich einen Moment. Dann nickt er nachdenklich. "Gut." sagt er. "Dann sollte ich dir wohl noch etwas sagen..."
 

Wenn jetzt wieder so ein abstruse, nichts sagendes Zeug aus seinem Mund kommt, dann drehe ich durch. Ja, dann werde ich ihn mir packen und seinen Kopf gegen die Wand schleudern ungeachtet der Tatsache, dass sich ein Seto Kaiba eigentlich nicht solcher Mittel bedient.
 

"Es gibt da noch eine Kleinigkeit über Wheeler Junior, die du vielleicht wissen solltest." höre ich ihn sagen und das Grinsen in seinem Gesicht ist eindeutig diabolischer Natur.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-01-13T20:47:07+00:00 13.01.2013 21:47
Hi^^

irgendwie glaube ich, das Bakura doch mehr an Kaiba liegt, als er zugibt, erst der Kuss am Flughafen, den er immer schon probieren wollte, und jetzt macht er sich sorgen um Kaibas Gesundheit, obwohl … die Szene mit dem Messer doch durchaus etwas hatte *ggg*
Lol ich bin gespannt, was Bakura jetzt Kaiba sagen wird, wegen dem Wheeler Jr. … Bakura war bestimmt der jenige, den Joey gespürt hat bei dem Beobachtet werden, der Dieb weiß wohl schon das es Katsuya ist :D

Wie Seto dann reagiert, ob er glaubt, das Jounochi ihm alles Kaputt gemacht hat, ob er glaubt er ist schuld am Untergang seiner Firma?

Liebe Grüße Jyorie

Von:  Jonouchi
2011-01-04T01:58:16+00:00 04.01.2011 02:58
Ich hatte eigentich vor, erst am Ende der Geschichte meine Meinung zu äußern..
Dieses Kapitel bewegt mich allerdings dazu, doch eher zur Tat zu schreiten und etwas loszuwerden:

Man ist das ein Cliffhänger! *knurr*
Von:  Yoyo
2010-12-31T10:04:37+00:00 31.12.2010 11:04
*murr*
Wie...das Kapitel ist JETZT zu Ende?
An DER Stelle?
*Finger knet*
Hach ist das spannend.
Da ist man ja schon fast geneigt sich zu wünschen, das Kaiba und Bakura ein Paar werden. *umguck*
Also...nicht das ich Joey und Kaiba nicht bevorzuge, aber so wie du Bakura und Kaiba zusammen beschreibst...ich muss gestehen, wenn ich sogar denke, das jemand anderer zu Kaiba gehört, als sein Hündchen....dann sagt DAS wirklich was aus.
Dabei bin ich nicht mal Bakura Fan, aber DEIN Bakura ist einfach geil! *__*

Weiter weiter weiter...
Von:  Yoyo
2010-12-31T10:04:13+00:00 31.12.2010 11:04
*murr*
Wie...das Kapitel ist JETZT zu Ende?
An DER Stelle?
*Finger knet*
Hach ist das spannend.
Da ist man ja schon fast geneigt sich zu wünschen, das Kaiba und Bakura ein Paar werden. *umguck*
Also...nicht das ich Joey und Kaiba nicht bevorzuge, aber so wie du Bakura und Kaiba zusammen beschreibst...ich muss gestehen, wenn ich sogar denke, das jemand anderer zu Kaiba gehört, als sein Hündchen....dann sagt DAS wirklich was aus.
Dabei bin ich nicht mal Bakura Fan, aber DEIN Bakura ist einfach geil! *__*

Weiter weiter weiter...
Von:  Mito
2010-12-30T22:26:08+00:00 30.12.2010 23:26
Einfach gigantisch. Ich liebe die Art und Weise wie du schreibst. Es bleiben keine offenen Fragen, außer die, wie es weitergeht -.^
Zumindest habe ich keine.

So wie die anderen, finde ich, dass diese Stelle doch mehr als ungünstig gewählt ist, zumindest für die Leser.^^
Ich erwarte jetzt auch, dass Bakura ihm erzählt, wer hinter dem Namen Joey Wheeler steckt.
Aber so, wie ich dich einschätze, tust du uns nicht den Gefallen, oder? Man weiß es nicht, aber wir werden es ja morgen hoffentlich alle lesen können.

Bis zum nächsten Mal!
Von: abgemeldet
2010-12-30T20:09:12+00:00 30.12.2010 21:09
Da du mir so fleißig Kommentare schreibst, dachte ich, ich fange auch mal an *hüstel*

Zuerst möchte ich sagen, dass ich diese Story grandios finde. Die baust die Storyline als auch die Charaktere sinnvoll auf, was mir sehr gut gefällt. Außerdem liebe ich deinen Bakura, du machst ihn mir sehr sympathisch. Ebenfalls sehr amüsierend finde ich die Dialoge bzw. die Beziehung zwischen Kaiba und Bakura, was deiner Story noch einen Pluspunkt oben drauf gibt. Mir gefallen auch sehr die Monologe unserer beiden Lieblinge. Allein über die Bemerkung "Schande über mein Haupt." habe ich gar nicht mehr eingekriegt vor lachen c:

Ich bin natürlich sehr gespannt, wie es weiter geht, gemein von dir, genau an dieser Stelle aufzuhören :P

Man liest sich

LG Perpendikel
Von:  Erika6
2010-12-30T19:53:48+00:00 30.12.2010 20:53
das ist echt fies an dieser stelle aufzuhören
ich kann es kaum noch abwarten aber tolle kappis ^^
Von:  DarkTiger
2010-12-30T19:10:44+00:00 30.12.2010 20:10
*kreisch*
wie fies!!!
du kannst doch nicht da mitten im dialog abbrechen
*heul*
das geht nicht!
das tut man seinen lesern einfach nicht an!
jetzt erfährt seto das es katsuya ist oder?
oh gott ich überlebe das warten nicht!
*damatisch die welt hinter mir untergeht*


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