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Ehre und Stärke IV: Thors Hammer

Gundam Wing goes ancient Rome
von

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Disclaimer: Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Für das neue, noch junge Jahr 2015 wünsche ich euch alles Gute!
 

Kapitel XXIX
 

Zu sagen Treize würde sich ‚außen vor‘ fühlen, wäre die reinste Untertreibung.

„Du kannst noch nicht reiten!“
 

Und diesen Satz hatte er in den letzten Wochen wahrlich auch viel zu oft vernehmen müssen. Doch Sally – und Duo – wurden nicht müde, ihm diese bittere Wahrheit unter die Nase zu reiben. Zweimal hatte er es dennoch versucht und sich dann ziemlich schnell dafür verflucht.

Er sah es ja ein, dass sein Bein, seine Knochen, Ruhe brauchten, damit sie wieder heilten und zusammenwuchsen. Er wusste auch, dass so etwas bei einem erwachsenen Mann bedeutend länger dauerte, als bei einem Kind. Er wusste auch, dass sein Körper ohnehin im letzten Jahr viel mitgemacht hatte und seine sich Kraftreserven so langsam erschöpften.
 

Zechs war so charmant, es ihn jedes Mal subtil spüren zu lassen, wie mager Treize einmal mehr geworden war. Jede intime Berührung, jedes Streicheln über die Rippen oder den Rücken ließ es ihm bewusst werden. Und dabei sah er Zechs zurzeit tagelang überhaupt nicht mehr.

Hätte ihn eine derartige Verletzung ereilt, während er sich auf einem Feldzug mit seinen Legionen befunden hätte, dann hätte er zwar auch die Zeit in seinem Zelt und im Bett liegend verbringen müssen, allerdings hätte er dann wenigstens noch eine stattliche Sammlung von Manuskripten zum Zeitvertreib bei sich gehabt. Irgendwelche jungen Schauspieler und Theaterschreiber hatten ihm stets ihre neuesten Werke geschickt, verbunden mit der Hoffnung, dass er sich bei seiner Rückkehr nach Rom als ihr neuer, großzügiger Gönner erweisen würden.
 

Jetzt schickte ihm überhaupt niemand etwas aus Rom... Und gab es unter den Germanen überhaupt so etwas wie geschriebene Theaterstücke?
 

Bevor er nun endgültig all jene negativen Aspekte seiner Situation im Stillen aufzählte, was gab es denn alles Positives zu berichten?

Da waren natürlich die Zwillinge, Zechs‘ Kinder. Das hörte sich für Treize noch immer sonderbar an, doch er hatte die beiden Kleinen sehr lieb gewonnen. Jeden Tag hatte er mit dem Mädchen und dem Jungen Zeit verbracht, mit ihnen gespielt und beobachtet, wie sie in seinem Zelt die Welt entdeckten. Naina und Milou waren noch keine zwei Jahre alt und Treize fand es sehr faszinierend. Aber er musste sie ja auch nicht füttern oder sie wickeln, dafür gab es eine sehr warmherzige ältere Germanin. Doch die Frau verbrachte indes auch oft die Zeit bei Treize und den Zwillingen. Dabei hatte er das Gefühl, dass sie ihm mittlerweile auch vertraute und ihn nicht mehr als bösen Römer, der nichts Gutes im Schilde führte, betrachtete.

Das Mädchen begann bereits eifrig Wörter nachzusprechen, die man ihm sagte. Und in Treize hätte sie da keinen besseren Lehrer finden können, der ihre Neugier und Wissensdurst befriedigte. Es war auch für ihn eine gute Übung sich noch mehr germanische Ausdrücke anzueignen.

Milou hingegen war da etwas ruhiger. Doch die Amme erklärte Treize, dass dies ganz normal wäre. Die Mädchen würde früher anfangen zu brabbeln und zu sprechen. Treize vertraute da auf ihre Erfahrung. Da er selbst wohl keine Kinder mehr haben würde, empfand er die Zeit mit den Zwillingen als besonders wertvoll.
 

Was gab es noch Positives zu berichten? Nun, zum einen, dass er Winter wohl doch nicht so streng war, wie er zunächst befürchtet hatte. Sie hatten bereits die längste Nacht des Jahres überstanden und Treize bildete es sich ein, dass die Tage bereits wieder merklich länger wurden.

Sie hatten den Tallgeese gefunden. Ja, diese künstlich angelegte Höhle, in die Treize gefallen war, hatte sich in der Tat als Versteck für diese wundersame Rüstung herausgestellt. Und er hatte eine eher unrühmliche Rolle bei der Entdeckung gespielt, immerhin hatte er nichts ‚entdeckt‘ oder ‚erweckt‘, er war einfach nur in das Erdreich eingebrochen. Das hätte jedem passieren können, doch er würde sich hüten derlei blasphemische Gedanken laut zu äußern. Seine ‚Entdeckung‘ des Tallgeese hatte seine Stellung bei den Germanen immerhin verbessert.
 

Seine Bergung aus der Höhle war von ihm mit derben Flüchen begleitet worden, jeder Zug des Seils hatte ihm Schmerzen bereitet und sein Bein hatte er nicht mehr belasten können.

Danach waren Zechs, Wufei und Trowa hinabgestiegen und hatten sich dort unten umgesehen. Wenig später waren die einzelnen Rüstungsteile nach oben befördert worden, angefangen von einem Helm, Brustharnisch, Armschienen und Schienbeinschienen. Alles in einem wundersamen Metall, welches dem Mondlicht gleich hell glitzerte. Allerdings waren die einzelnen Teile ungewöhnlich schwer. Keiner der übrigen Krieger konnte die Rüstung anlegen und sich darin noch ausreichend schnell für den Kampf bewegen. Bloß Zechs war dazu in der Lage. Er schien damit keine Schwierigkeiten zu haben. Und es war nicht nur die Rüstung, in der Höhle hatte sich auch noch ein mächtiges Breitschwert gefunden. Aus demselben Metall gefertigt, schwer zu handhaben, doch unglaublich durchschlagskräftig.

Treize hatte noch nie ein derartiges Metall gesehen. Ein Jammer, dass die Kenntnis zum Schmieden dieses Wunders verloren war. Der Einzige, der damit womöglich noch arbeiten konnte, war Howard. Doch der Künstler und Bildhauer befand sich in Rom. Wenn Treize auch dessen Rat sehr schätzen würde, es wäre zu gefährlich ihn nach Germanien zu bitten. Sollte die Rüstung allerdings einmal beschädigt werden, dann bräuchten sie einen fähigen Schmied. Die germanischen Handwerker wären wohl heillos überfordert. Dies war ein Dilemma, das Treize noch nicht zu lösen vermochte.
 

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rüstung beschädigt wurde, war gar nicht einmal so gering, jetzt wo Zechs damit gegen die Römer in den Kampf zog. Zwar strebten die Germanen keine offene Schlacht an, doch wurden nun einzelne Karawanen, Boten und Kaufmänner überfallen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Rom vermehrt kleine Kampfverbände zur deren Überwachung abkommandieren würde. Und damit würde es über kurz oder lang nicht bleiben.
 

Es würde sich bei den Römer herumsprechen, dass ein sonderbarer Krieger an der Spitze der Germanen stand, groß gewachsenen mit langen, hellblonden Haaren, zurückgekehrt aus dem Gefangenschaft bei den Römern... Und sogar Marcus war nicht so blöd, dass er nicht die richtigen Schlüsse daraus ziehen würde und dann würden sie erst recht die Aufmerksamkeit der Römer auf sich ziehen.
 

Treize hielt das Vorgehen für überhastet und verfrüht. Doch leider hörte Zechs in dieser Hinsicht nicht auf ihn. Noch dazu, dass nun Treize nicht an seiner Seite war, um ihm solche Gedanken auszureden, bevor sich die Germanen zu tief in derartige Scharmützel verstrickten. Zechs war alleine unterwegs, manchmal begleitet von Trowa, manchmal Wufei, doch stets war dieses alte Schlitzohr Quinze an seiner Seite. Und Treize würde seine Villa in den Albaner Bergen darauf verwetten, dass diese Ideen allesamt von Quinze stammten. Wie es dieser Wurm jedoch schaffte, so einen Einfluss auf Zechs auszuüben, das war Treize schleierhaft. Er beschloss, dass er von nun an, stets jemanden seiner Getreuen Zechs mitschickte. Vielleicht konnte er so den Einfluss‘ Quinze so gering wie möglich zu halten, wenn er schon nicht selbst bei Zechs sein konnte.
 

Ach, diese verdammte Verletzung! Treize hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihm die Situation aus der Hand glitt.
 

„Da schmollt aber jemand ganz gewaltig“, meinte Sally zu Begrüßung, als sie ihn zur Mittagsstunde besuchte.
 

„Zu recht“, knurrte Treize. „Lass das Zelt offen, ich kann ein wenig Frischluft ganz gut vertragen.“
 

„Treize, ich weiß, es ist schwierig. Du möchtest reiten, kämpfen und Zechs begleiten.“
 

„Ganz genau!“
 

„Aber, damit du dies auch wieder tun kannst, muss dein Bein vollständig heilen. Und das wird es nicht, wenn du es zu schnell wieder belastest!“
 

„Sally, das sagst du mir jeden Tag“, seufzte Treize und richtete sich auf die Ellbogen auf. „Ist Zechs wieder zurück?“
 

„Du glaubst doch nicht, dass er nicht sofort bei dir vorbeischauen würde, wenn er wieder da wäre...“, feixte Sally, setzte sich neben ihn und begann den Verband von seinem Bein zu wickeln.
 

Da war sich Treize gar nicht mehr so sicher. Irgendwie fühlte er sich seit sie den Tallgeese geborgen hatten von Zechs entfremdet. So als hätte er keinerlei Anspruch mehr auf den Krieger, als wäre dieser nun eine andere Person, die Treize nicht kannte.

Das mochte zum einen an der großen Rolle liegen, die die Germanen seinem Geliebten zumaßen. Derartiger Erwartungsdruck konnte einen Menschen verändern. Allerdings hatte Treize das unbestimmte Gefühl, dass mehr dahintersteckte. Aber vielleicht war dies auch nur seiner miesen Laune und dem gebrochenen Bein geschuldet.
 

„Was sagst du?“, erkundigte sich Sally.
 

„Ich habe nichts gesagt.“
 

„Ah, ich dachte, ich hätte deine Gedanken gehört. Treize, ich glaube, du grübelst zu viel nach.“
 

„Das glaube ich auch“, murmelte Treize und legte sich auf die Liege zurück. Er hatte genug von seinem Bein und der Wunde gesehen: Die zusammengenähten Ränder waren nicht mehr rot, sondern wiesen eine gesunde, blasse Farbe auf. Es würde eine Narbe bleiben, doch davon hatte er schließlich auch schon genug auf seinem Körper. Das war nichts, was ihn störte. Wenn er jetzt nur noch aus seinem Zelt herauskönnte...
 

Als ob sie seine Wünsche kennen würde, meinte seine Ärztin: „Nun, ich denke, so langsam solltest du dich wieder bewegen. Aber zuerst nur mit einem Stock und nur, wenn jemand bei dir ist. Du wirst noch recht unsicher auf den Beinen sein und die Gefahr zu stürzten ist noch recht hoch.“
 

„Sehr gut!“
 

„Aber erwarte nicht, dass du gleich mit Zechs auf dessen Streifzüge mitgehen kannst.“
 

„Nein, nein!“, beschwichtigte Treize.
 

Die kleine Runde durch das Lager war anstrengend und mehr als einmal wurde ihm schwindelig, hörte er das Blut in den Ohren rauschen.

Trotzdem war er dankbar dafür, den Wind auf seinem Gesicht zu spüren... und bildete er es sich ein, oder war eben jener Wind bei weitem nicht mehr so schneidend und unangenehm auf der Haut? Wurde es etwa wirklich Frühjahr?
 

Ein kleiner Tumult brandete am anderen Ende ihres Lagers auf. Er hörte die Germanen klatschen und jubeln. Sally und Treize sahen sich an und dachten wohl dasselbe: Zechs war wohl zurückgekommen.

Langsam humpelte Treize in Richtung des Lärms. Ja, Zechs war schon ein stattlicher Anblick in seiner weißen Rüstung, das Schwert an der Seite. Das Weiß der Rüstung ein krasser Kontrast zum schwarzen Fells seines Pferdes. Man glaubte fast eine Gottheit zu sehen, die auf die Erde hinabgestiegen war.

Die Erkenntnis, dass nur er, Treize, diese Gottheit wahrhaft besitzen und einnehmen konnte, ließ ihn so dümmlich, lustvoll grinsen wie einen Schuljungen, der zum ersten Mal die nackten Brüste einer Frau sah.
 

Und doch trübte etwas dieses Bild. Wieder einmal ritt Quinze an Zechs‘ Seite und das Gesicht des alten Mannes zeigte eine Selbstzufriedenheit, die Treize dazu veranlasste die Faust zu ballen. Wie konnte er es nur anstellen, dass dieser Kauz verschwand?
 

Die Germanen hatten wohl einmal mehr einen römischen Händler mit einer Lieferung an ein Kastell aufgerieben. Nachschub für die Germanen und vielleicht fanden sich darunter auch solche Annehmlichkeiten wie eine Amphore mit Wein. Man durfte ja hoffen.
 

Jedoch hielt die Lieferung eine ganz andere Überraschung bereit. Treize traute seinen Augen nicht und auch Sally holte tief Luft, als sie den kleingewachsenen, grauhaarigen Mann erkannte, der von einem der Karren herunterkletterte und seine Umgebung mit einem zufriedenen Lächeln musterte.

„Howard!“, rief Treize und winkte dem Mann zu, was dieser mit sichtlichem Genuss erwiderte und sogleich auf ihn zukam.
 

„Wurde es euch in Rom zu langweilig?“, konnte sich Sally diese freche Frage nicht verkneifen.
 

„In der Tat, in diesem Rattennest schätzt man einen Künstler einfach nicht mehr.“
 

„Ich hoffe, die Reise war nicht zu beschwerlich“, als ob sie hier von einer ganz gewöhnlichen Reise sprachen und nicht über die Querung der Alpen, ganz zu schweigen von Feindesland, dass es zu durchqueren galt.
 

„Nein!“ Howard jedoch schien bester Laune zu sein. „Ihr habt den Tallgeese gefunden, vortrefflich!“ Es war wohl die pure Neugier, die Howard immer wieder zu Zechs hinübersehen ließ. Nun, Howard würde in nächster Zeit noch Gelegenheit genug haben, die Rüstung genauer in Augenschein zu nehmen.

Die wichtigere Frage war, hatte Howard auch Neuigkeiten aus Rom? Vielleicht eine Depesche von Une? Natürlich würde Treize nicht hier draußen danach fragen, sondern in der Abgeschiedenheit seines Zeltes. Immerhin hatte er nun eine Sorge weniger, sollte Zechs‘ Rüstung beschädigt werden, dann hatten sie nun einen Mann zur Verfügung, der sie reparieren konnte.



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