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Ehre und Stärke IV: Thors Hammer

Gundam Wing goes ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Eigentlich wollte ich dieses Kapitel aufteilen in zwei Teile, aber zum einen wäre es unfair wie ich finde, weil ich ziemlich lange gebraucht habe. Entschuldigung! Und zum anderen ist es so etwas „runder“.
 

Kapitel II
 

„Das ist Marcus!“ Trowa erkannte das Pferd des römischen Edelmanns sofort als dieser über den Hügel geritten kam. Er täuschte sich ganz gewiss nicht, dieses Schönheit, die sogar mit den erlesenen Zuchtpferden der Khushrenadas mithalten konnte, würde er unter Hunderten sofort wiedererkennen.
 

„Was will er hier?“, Duo war von seinem Hocker neben dem Bett des Konsuls aufgesprungen. „Er darf nicht zu Treize!“
 

„Wie?“ Wufei indes schien nicht recht zu verstehen. Kein Wunder, dem jungen Krieger und Abgesandten aus Seres war der Schock über Treizes Zustand noch buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Trowa und die anderen hatten schon einige Tage Zeit gehabt den anfänglichen Schrecken zu verdauen und auch in Erwägung zu ziehen, dass Treize womöglich schon bald vor die Götter treten würde. Ausgerechnet Heero war es gewesen, der diese Möglichkeit laut ausgesprochen hatte und ausgerechnet Sally war es gewesen, die es vehement abstritt. Dabei müsste doch eigentlich sie es am besten wissen.
 

„In Rom weiß niemand, was hier geschehen ist. Sie glauben, Treize hat sich auf den Landsitz zurückgezogen“, erklärte Sally dem Neuankömmling.
 

„Was? Ihr habt nichts gesagt? Euch hätte doch klar sein müssen, dass so etwas“, Wufei deutete mit einer vagen Handbewegung zum Fenster, „früher oder später passieren wird. Treize ist sonst auch immer nach den Feldzügen in Rom geblieben.“
 

„Wenn wir gesagt hätten, wie es um ihn steht, dann hätte Marcus vielleicht gleich nach der Macht gegriffen.“ Quatre machte ein grimmiges Gesicht. „Wahrscheinlich hätte er den Kaiser sofort vergiftet. Die Armee steht aber hinter Treize – oder zumindest große Teile der Armee stehen zu ihm. Ein Bürgerkrieg wäre die Folge gewesen.“
 

„Du übertreibst, Quatre“, befand Heero.
 

„Pah, diesem Marcus traue ich alles zu, sogar Vatermord.“ Trowa war von Quatres Eifer und Abscheu gegenüber dem kaiserlichen Sprössling geradezu überrascht. Quatres Loyalität gehört seit jeher Treize und nach Quatres unglückseliger Episode von rasendem Zorn, Verblendung und fehlgeleiteter Leidenschaft, die sowohl Quatres als auch Trowas Leben bedroht hatte, hielt Quatre erst recht zu seinem Konsul. Und doch, solche harschen, kritischen Worte aus Quatres Mund zu hören.
 

„Was sollen wir jetzt tun?“ Die Reiter hatten sich der Villa unaufhörlich genähert, mittlerweile erkannten alle, dass Trowa mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte.
 

„Wir müssen Marcus empfangen. Unten im Atrium. Er darf nicht hier nach oben kommen.“ Quatre brütete über einem Plan und biss sich dabei auf die Lippen.
 

„Er wird Treize sehen wollen, warum sollte er wohl sonst hier sein?“
 

„Dann biegen wir die Wahrheit etwas zurecht, dass Treize...“
 

„Etwa einfach nicht hier ist?“, Duos Sarkasmus war unüberhörbar.
 

„Nein, dass... mhm... das er einen kleinen Jagdunfall hatte.“
 

Die Übrigen sahen Quatre zweifelnd an, das sollte die brillante Ausrede sein? Wo doch jeder wusste, dass Treize ein erfahrener und geschickter Jäger war. So eine Geschichte würde ihnen Marcus doch nie abnehmen. Auch wenn Trowa gerne gewusst hätte, was sich sein Liebster noch so ausdachte, eilte er notgedrungen die Treppe hinab.

„Ich kümmere mich um die Pferde und die Reiter“, rief er noch den anderen zu.
 

Den restlichen, getreuen Sklaven gab er die Anweisungen schnell die Möbel im Atrium zurecht zu rücken und ein paar Köstlichkeiten aus der Küche aufzutischen. Irgendetwas musste es ja in der Küche noch zu essen geben. Einen Wein, etwas Brot, Oliven und Trauben. Hilde und die anderen würde schon etwas finden. Einfach um den Anschein zu erwecken, hier im Hause Khushrenada verlief alles seinen gewohnten Gang.

Natürlich wussten die Sklaven, dass etwas Schreckliches passiert war und Treize um sein Leben kämpfte. Mehr jedoch nicht. Aber diese Männer und Frauen waren ohnehin ihrem Herren treu ergeben und Trowa verließ sich uneingeschränkt auf ihre Verschwiegenheit sollten die Männer in Marcus‘ Gesellschaft versuchen die Sklaven auszufragen. Und doch war es leichter gesagt als getan, sich völlig normal zu verhalten. Es ging ihm ja selbst so.
 

Die kleine Abordnung hatte indes die Außenmauern des Grundstücks erreicht, wie Trowa feststellte als er um die Ecke des Stalles blickte. Neben Marcus ritt zu allem Überfluss auch noch Treizes Onkel Dermail. Trowa fluchte lautstark. Auch das noch! Hatten die Götter etwa kein Erbarmen mit ihnen? Sie hätten Dermail gleich erkennen müssen. Doch zeigte dies wohl auch, dass Trowa und die anderen an die Grenzen ihrer Kräfte stießen. Seit Tagen wachten sie über Treize und taten alles um sein Leben zu retten.
 

Trowa hatte äußerst mulmiges Gefühl als er aus dem Schatten hinaustrat und mit zwei weiteren Stallknechten sich bereit machte die Pferde entgegenzunehmen. Erwartungsgemäß würden die edlen Herren sich dann ins Innere der Villa aufmachen. Hoffentlich hatte Quatre sein Ablenkungsmanöver bereits in die Wege geleitet. Aber vielleicht konnte Trowa auch noch etwas Zeit erkaufen. Aber wie?
 

„He, du da. Sklave!“ Marcus rief Trowa zu sich. Dabei hatte der gehofft, der Edelmann würde sich nicht mehr an ihn erinnern. Marcus hätte ihn auf dem letzten Feldzug in Dalmatia beinahe auspeitschen lassen, weil Trowa sich unerlaubterweise um die prachtvolle Stute des Römers gekümmert hatte. Zum Glück war Treize eingeschritten und der kleine verbale Schlagabtausch hatte darin gegipfelt, dass sich Marcus in seiner Ehre angegriffen gefühlt hatte. Was dann gefolgt war, daran wollte Trowa nicht zurückdenken. Marcus hatte eine Exekution durchführen sollen und hatte sich als völlig unfähig angestellt.
 

„Du gehörst doch schon länger zum Haushalt des Konsuls, nicht wahr?“
 

Trowa nickte und hielt stumm die Zügel der Stute. Er wagte nicht aufzusehen und fixierte die Pflastersteine unter seinen Füßen.
 

„Ich verstehe dich nicht!“ Eine bestiefelter Fuß, schob sich in Trowas Blickfeld.
 

„Ja, Herr“, gab Trowa zurück. Laut genug, dass ihn Marcus verstand, aber auch leise genug, damit es ihm nicht als Respektlosigkeit ausgelegt werden konnte. Bei den Göttern, er hätte sich lieber die Zunge abgebissen als mit Marcus ein Wort zu wechseln.

Einmal mehr war Trowa den Götter dankbar, dass er vor all diesen Jahren Treizes Sklave geworden war. Obwohl er nur ein Sklave war, Treize hatte ihn wie einen Menschen behandelt, nicht wie ein Stück Vieh oder einen Hund, der blind Befehle ausführte.
 

„Dann kannst du meinem Freund Dermail...“
 

Bei dieser Bezeichnung glaubte Trowa nicht recht zu hören. Seit wann waren die beiden denn ‚befreundet‘?
 

„... ja mit Sicherheit die legendäre Felsengrotte zeigen, deren Ruf weithin bekannt ist. Der Konsul soll sich ein wahrhaftiges Meisterwerk geschaffen haben.“
 

‚Die wollen was tun?‘, Trowa glaubte zunächst sich verhört zu haben. Deshalb waren Marcus und Dermail den weiten Weg von Rom aufs Land gekommen? Um sich die Felsengrotte im Wald anzusehen?

Zum Glück starrte Trowa noch immer auf den Boden, so dass Marcus seine überraschte Mine nicht sehen konnte.
 

„Ich...“, begann Trowa. „Also ich weiß nicht, Herr.“ Er war doch ein Sklave, dumm und wertlos. Man konnte ja nicht von ihm erwarten, dass er auf solch unvorhergesehene Anliegen angemessen reagieren konnte. Anscheinend erwartete Marcus es in der Tat nicht anders und seufzte laut auf. Als ob er mit einem Kind reden und fast erwarten würde, dass seine Worte nicht gleich verstanden wurden.
 

„Ich weiß nicht, ob der Konsul möchte, dass ich euch den Platz zeige“, druckste Trowa herum und hoffte so noch etwas mehr Zeit zu schinden. Zumindest so lange bis seine Mitstreiter in der Villa ihren Plan in die Tat umgesetzt hatten.

Die Stute schüttelte unruhig mit dem Kopf, Trowa hatte vor aller Aufregung zu sehr an ihrem Geschirr gezogen. Schnell lockerte er den Griff um die Zügel.
 

„Treize wollte mir die Grotte schon beim letzten Mal zeigen, doch dann kamen uns andere Verpflichtungen dazwischen.“
 

„Aber...“ Der Stiefel schob sich noch weiter in sein Blickfeld.
 

„Willst du etwa andeuten, ich würde lügen?“
 

„Nein, Herr!“ Trowa riss in gespielter Entrüstung die Augen auf und hob den Kopf, senkte jedoch gleich die Augen wieder. „Ich führe euch hin.“ Immerhin würde es eine ganze Weile dauern bis Marcus und Dermail dann wieder zurück in der Villa waren.

Trowa wählte daher den längsten Pfad und hielt sich noch länger damit auf die beiden Edelmänner durch den Wald zu führen.
 

Als sie die kleine Lichtung erreicht hatten, musste sich Trowa alle Mühe geben nicht zu jener Stelle zu blicken an der sie Treize gefunden hatten. Das heißt, Duo hatte ihn damals gefunden. Natürlich hatten sie jegliche Spuren beseitigt, man wusste schließlich nie wer sich hier im Wald herumtrieb. Das Blut war abgewaschen worden, die Waffen und Kleider eingesammelt. Selbst die Natur hatte das ihrige dazugetan. Denn deutlich war zu sehen gewesen, dass jemand durch das dichte Unterholz geflüchtet war. Heero vermutete ja, dass es Zechs gewesen sein musste. Duo bezweifelte dies ebenso lautstark. Heute sah man davon nichts mehr.
 

Aber Marcus und Dermail mussten doch irgendwelche Anhaltspunkte haben, sonst würden sie nicht die Grotte sehen wollen. Dass es ihnen um die ‚Kunstfertigkeit und handwerkliches Geschick‘ ging war ja wohl die fadenscheinigste Ausrede, die sie sich hatten einfallen lassen können. Aber das war ja äußerst interessant, denn offensichtlich wussten diese beiden intriganten Vögel mehr als Trowa jemand außerhalb des Haushaltes Khushrenada zugetraut hatte. Hatte jemand der anderen Sklaven doch etwas verraten? Gab es etwa noch einen Spitzel unter ihnen, so wie damals Acht, der zwar für Treize gearbeitet hatte, in Wirklichkeit jedoch für Dermail Informationen sammelte.

Trowa mochte es kaum glauben. Doch immerhin waren sie schon einmal auf so einen Spion hereingefallen.

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass Marcus jemanden beobachtet hatte. Marcus kam in etwa zur gleichen Zeit wie Treize mit den Offizieren der Legion durch diese Gegend auf ihrer Rückreise nach Rom. Trowa schien es vielversprechender diesen Ansatz mit Quatre zu besprechen und weiterzuverfolgen.
 

Immerhin musste er sowohl Marcus als auch Dermail zugestehen, dass sie recht gut Interesse an der Grotte und der Mechanik dahinter heuchelten. Doch bildete es sich Trowa nur ein, oder suchten die Männer insgeheim nach Hinweisen auf die wahren Geschehnisse, die sich hier abgespielt hatten? Ein verstohlener Blick da, ein Schritt abseits des Weges dort...
 

Trowa selbst durfte nicht allzu auffällig die Edelmänner beobachten und setzte sich daher auf einen Baumstumpf in der Nähe. Als die Herren aus der Grotte herauskamen, sprang er pflichtbewusst auf, schwieg und wartete auf ihre Wünsche. Sie fragten ihn nichts und Trowa hätte ihnen ohnehin nur Lügen erzählt. Wahrscheinlich wusste das auch Marcus. So geleitete er sie zurück zur Villa. Wieder äußerst gemächlichen Schrittes.
 

Wufei war über die ihm zugetraute Rolle alles andere als glücklich und wenn es nicht um Treize und „das Wohl Roms“ - Quatres Worte – ginge, dann hätte er solch einem Schmierentheater niemals zugestimmt.

Senator Dermail und Marcus mussten davon überzeugt werden, dass es Treize gut ging. Sie waren alle erstaunt gewesen als sie erkannt hatten, wer da Marcus begleitete. Ganz eindeutig vermuteten die beiden Adligen etwas oder vielleicht wussten sie auch mehr über die Ereignisse an der Quelle im Wald. Es war wohl nicht gänzlich auszuschließen, wie Heero zu bedenken gegeben hatte. Treize war mit seiner Legion gereist, der auch Marcus und eine Abordnung von Prätorianern, die Leibwache des Kaisers, angehört hatten. Womöglich hatten sie den Attentäter erspäht – oder Zechs. Aber das hatte Wufei nur in Gedanken angefügt. Es hatte die Zeit gefehlt den übrigen Getreuen von seinem Verdacht zu erzählen und mittlerweile glaubte er auch, dass es womöglich gar nicht an ihm war die Wahrheit zu offenbaren. Treize und Zechs hatten mit Sicherheit gute Gründe gehabt ihr Verhältnis vorerst geheimzuhalten. Denn da war sich Wufei sicher, der Konsul und Zechs waren sich näher gekommen. Natürlich hatte er dafür keinen anderen Beweis als seine Intuition, aber es würde passen. Es würde erklären, warum Zechs zu solch einer Tat fähig wäre. Wufei glaubte sogar, dass er nicht viel anders reagiert hätte, wenn er herausgefunden hätte, dass Treize für den Tod seiner Merian verantwortlich gewesen wäre und er sich genau diesem Mann freiwillig und im vollen Bewusstsein hingegeben hätte.
 

Quatre, der neben ihm im Atrium stand, verkniff sich sichtlich das dritte Mal nachzufragen, ob Wufei alles verstanden hatte. Selbstverständlich hatte er seinen Auftrag verstanden und sie scheuchten die Sklaven umher das Essen doch etwas schneller aufzutragen. Dermail und Marcus musste jeden Moment von ihrem Spaziergang zur Grotte zurückkommen. Da hatten sich Glück im Unglück gehabt und wertvolle Zeit gewonnen, um Wufei eines der Kleidungsstücke zu bringen, die er während seines letzten Aufenthaltes hier in Rom getragen und nicht wieder mit zurück nach Seres genommen hatte. Treize hatte die edlen Shenyi, ein bodenlanges Gewand, das eng am Oberkörper getragen wurde, sorgfältig aufbewahren lassen. Jetzt war Wufei in eines der edlen Stücke geschlüpft. Als er das letzte Mal diesen Stoff auf der Haut getragen hatte... Nein, er dachte besser nicht daran. Es war der Nachmittag gewesen an welchem er sich Treize zum ersten Mal hingegeben hatte.
 

Und da hörten sie auch schon die Stimmen der Männer an der Eingangstür, wo sie von Hilde in Empfang genommen wurden.
 

„Eines noch“, bemerkte Quatre als sich Wufei auf einem Diwan, der in der Mitte der Halle stand, niedergelassen hatte. Er versuchte, dass seine Pose einigermaßen lasziv aussah. Auch seine Bemühungen von eher mäßigen Erfolg waren.
 

„Ja, was denn...?“ Weiter kam Wufei nicht, denn blitzschnell hatte sich Quatre über ihn gebeugt, ihn in das Polster zurückgedrückt und küsste ihn. Aber es war kein unschuldiger Kuss der Freundschaft, sondern ein inniger, tiefer Kuss, der Wufei atemlos zurückließ. Quatre zog sich so schnell zurück wie er sich über Wufei hergemacht hatte, doch nicht, ohne seinen Shenyi noch ein gutes Stück weiter auseinanderzuziehen, so dass Wufeis Brust nun beinahe gänzlich entblößt war und der Gürtel gefährlich tief auf seine Hüfte gerutscht war. Nun brauchte er wenigstens keine laszive Pose mehr.

Bevor Wufei seine Kleidung richten konnte, traten auch schon Dermail und Marcus ein. Genau in diesem Moment wurde Wufei bewusst, dass er unmöglich aufstehen konnte, um sie zu begrüßen, seine Robe würde noch weiter aufklaffen, der Gürtel wegrutschen und ihn vollständig entblößen. Diese Erkenntnis und der unerwartete Kuss ließen ihn aufs stärkste Erröten. Dafür würde Quatre bezahlen!

Mit Sicherheit stand Quatre zusammen mit Duo hinter einer der Türen und spitzte um die Ecke, um ja nichts zu verpassen. Duo würde sich königlich amüsieren.
 

Er murmelte eine Begrüßung und die beiden Adligen nahmen Platz. Mit Sicherheit dachten sie, Treize würde sie gleich selbst willkommen heißen und Wufei weilte nur rein zufällig hier. Sie musterten Wufei und der glaubte ziemlich gut zu wissen, was für ein Bild er abgab: Er musste wie eine aufgeschreckte Jungfer aussehen, die vom Bett ihres Geliebten aufgestanden war und sich bewusst wurde, was sie gerade erlebt hatte.

Entweder dies, oder sie hielten ihn für einen Lustknaben. Wufei wusste nicht, welche der möglichen Erklärungen er vorziehen sollte.
 

Nervös befingerte er seinen Weinkelch und dazu benötigte er kein großes schauspielerisches Geschick. „Verzeiht ihr edlen Herren, aber falls Ihr den Konsul sprechen wollt, dann muss ich in seinem Namen um Verzeihung bitten. Er kann Euch heute nicht empfangen.“ Wufei schlug die Augen nieder.
 

„Wie das?“ Dermail und Marcus warfen sich bereits siegessichere Blicke zu.
 

„Nun ja“, Wufei tat verlegen, mit seinen roten Wangen, sollte das kein großes Problem darstellen. „Der Konsul hatte einen kleinen Jagdunfall und kann zur Zeit nicht aufstehen. Aber ich kann euch versichern, es geht ihm ansonsten recht gut.“ Wufei fasste sich wie beiläufig an die Lippen, die nun ziemlich empfindlich und leicht geschwollen waren. Bei der Göttin der Schönheit, Quatre konnte aber auch küssen!
 

Dermail ließ ein undefiniertes „Hmpf“ von sich hören, während Marcus so aussah als ob er den Teller angefüllt mit kaltem Braten, am liebsten in die nächste Ecke geschmissen hätte. Es stimmte wohl, dass dieser Marcus Treize sehr zugeneigt gewesen war. Nein, Marcus war es noch immer und das, was Wufei in dem Blick des Mannes sah, war reine, tiefste Eifersucht. Wufei machte sich bei dem kaiserlichen Sprössling mit seinem Verhalten nicht gerade beliebt, so viel war sicher.
 

„Er versicherte mir, dass es ein Jagdunfall gewesen war, doch ich glaube...“ Wufei lehnte sich nach vorn und ihm war bewusst, dass sein Shenyi dabei weit, weit auseinanderklaffte. „Es muss ein amouröses Abenteuer gewesen sein, das ihm diese Unpässlichkeit verursacht hat.“ Er lachte leise und kehlig, blickte Marcus dabei offen an, woraufhin dieser den Teller mit einem lauten Knall auf dem Beistelltischchen abstellte.
 

Dermail legte dem Sohn des Kaisers beschwichtigend eine Hand auf die Schulter und trank von seinem Wein.

Wufei lehnte sich in die Polster zurück. „Kann ich etwas ausrichten?“
 

„Seine Anwesenheit in Rom wäre am gestrigen Tag dringend notwendig gewesen.“
 

„Nun wie bereits gesagt...“, begann Wufei doch Dermail unterbrach ihn.
 

„Unser illustrer Kreis hat sich gestern getroffen und beschlossen, Treize wieder in unseren Reihen aufzunehmen.“
 

Das sagte Wufei alles nichts und vermutlich waren die Worte auch so gedacht. Hoffentlich hörte Quatre wirklich mit und konnte dieser Ankündigung mehr Sinn abgewinnen. „Ich verstehe nicht“, versuchte er dennoch eine Erklärung zu erhalten.
 

„Das benötigt Ihr auch nicht“, gab nun Marcus zurück und erhob sich. „Treize wird es verstehen und er sollte das Angebot besser annehmen.“
 

„Ich werde es ausrichten, sobald er wieder aufwacht. Ich vermute, ich habe ihn sehr erschöpft.“ Wufei konnte nicht an sich halten. Dies war Marcus‘ wunder Punkt und auch wenn Wufei diese Worte peinlich waren, noch besser war es Salz in diese offene Wunde zu streuen.
 

Marcus knurrte etwas, das sich ziemlich eindeutig nach ‚Hure‘ anhörte und stürmte hinaus. Dermail folgte, eine knappe Verabschiedung murmelnd.

Wufei kochte nun fast selbst vor Wut. Er hätte dieses Bürschchen zu einem ehrlichen Kampf fordern sollen. Ihn, ein Nachkomme der edelsten Blutlinie von Seres, beschimpfte man nicht als Hure. Nur zu gerne hätte er dieses römische Aas vor die Spitze seiner Katana bekommen.
 

„Du warst sehr überzeugend, Wufei“, trotz der ernsten Lage musste Sally lachen als sie wieder alle in Treizes Schlafgemach versammelt waren und der erste Schock verflogen war. „Die zerzausten Haare, deine locker sitzende Robe und diese roten Wangen. Du könntest beim Theater anfangen.“
 

Wufei winkte nur ab und ließ den Spott über sich ergehen. Quatre hatte sich sogar für den Kuss entschuldigt, der ja maßgeblich für die roten Wangen verantwortlich gewesen war.
 

Nun saß er wieder auf Treizes Bett. Er hatte inständig gehofft, dass sich der Zustand des Konsuls geändert hätte. Doch nichts dergleichen war eingetroffen.

Er trug noch den nachtschwarzen Shenyi, hatte sich nicht einmal mehr umgezogen und war gleich zurück zu Treize geeilt.
 

„Was meinte Dermails mit ‚illustrer Kreis‘?“ Duo war der einzige, der etwas Appetit hatte und sich an den Köstlichkeiten gütlich tat, die von den Sklaven für Dermail und Marcus vorbereitet worden und nun übrig waren.
 

„Romefeller“, meinte Sally und Quatre nickte: „Das war auch mein Gedanke.“
 

Davon hatte sogar Wufei gehört und er schallte sich, dass er nicht selbst darauf gekommen war. „Ja, das muss es sein. Treize war Mitglied dieser Runde. Damals noch bevor er nach Germanien gezogen ist, richtig?“
 

„Ja, sie hatten ihn sogar zu ihrem Anführer gewählt. Treize war ziemlich beliebt unter den jungen Mitgliedern. Dann hat Dermail mehr und mehr die Macht übernommen. Une hat mir erzählt, dass dann im letzten Jahr auch Marcus den Treffen von Romefeller beigewohnt hat und die Stimmung mehr und mehr gegen Treize gewechselt hat. Die alten Adligen haben nun das Ruder in der Hand.“ Sally war von ihrer Geliebten ziemlich gut informiert worden, wie Wufei feststellte.
 

„Und nun wollen sie, dass Treize zurückkommt, warum?“
 

„Warum wohl?“, schnaubte Quatre. Für ihn war es wohl offensichtlich. „Sie fürchten um seinen Einfluss. Wenn Treize wieder Mitglied wird, heißt das, dass er sich Marcus und Dermail beugt. Das wäre ein großes Zeichen, auch an das Heer, dass Treize Marcus als den nächsten Thronfolger anerkennt.“
 

„Als ob Treize jetzt noch auf den Thron verzichten würde“, gab Duo zu bedenken. „Er hat doch dem Kaiser gegenüber erklärt, dass er bereit ist den Thron zu übernehmen.“
 

„Dann ist es doch ein gutes Zeichen, dass sie solch eine Angst vor ihm haben.“
 

„Oder es war als Drohung zu verstehen“, meldete sich Heero zu Wort und wie so oft gelang es ihm einen völlig neuen Blickwinkel zu eröffnen.
 

Die übrigen sahen sich unsicher an. Was sollten sie nun tun?

„Oh Treize, wach auf. Ich weiß du hörst uns. Komm zurück“, flüsterte Wufei und strich dem bewusstlosen Konsul über die Stirn. Wenn doch wenigstens Zechs hier wäre. Womöglich war dieses uralte, magische Wissen der Druiden, in deren Lehren Zechs eingeweiht war, das letzte Mittel, um Treize zu retten.

Aber wo steckte Zechs? Mit einem schnellen Pferd konnte der Germane sich mittlerweile weit im Norden am Fuße der Alpen befinden und damit war er beinahe unauffindbar.



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