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Ehre und Stärke IV: Thors Hammer

Gundam Wing goes ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel XIV
 

Sie wurden verfolgt. Zechs wurde diesen Gedanken oder besser gesagt diese Wahnvorstellung einfach nicht los. Seit drei Tagen spürte er es, fühlte sich beobachtet. Und nein, es lag nicht allein an der Tatsache, dass sie sich nun mittlerweile tief im Gebiet der Germanen befanden und dass die hohen Bäume, die ihren Weg flankierten, wie stumme Wächter über ihnen thronten. Nein, das war es nicht.

Zechs hatte seine Befürchtungen gleich seinen Weggefährten mitgeteilt, doch jene fühlten es nicht. Was schon merkwürdig war. Zumindest Quatre und Treize waren geübte Kämpfer mit einem gewissen Instinkt für solche Dinge. Ihnen behagte zwar ihre aktuelle Umgebung nicht, die Gefahr von Hinterhalten war einfach sehr groß, doch ansonsten. Nein, sie fühlten sich weder verfolgt noch beobachtet.

Keiner von ihnen hatte auch irgendwelche verräterischen Spuren gefunden und Zechs glaubte kaum, dass jemand so gut war, dass er überhaupt keine Spuren hinterließ. Kein geknickter Ast oder Blattwerk, kein Fußabdruck. Das war unmöglich. Also wurden sie nicht verfolgt. Zechs musste sich dieser Logik unterwerfen... und doch fand er keine Ruhe.
 

Mit dem Platz ihres Nachtlagers hatte sie heute Glück gehabt. Eine kleine Mulde, umrahmt von mehreren großen Felsblöcken und einem Überhang, so dass sie von Wind und eventuell auch Regen geschützt waren. Sofern der Regen nicht bald in Schnee überging, es war empfindlich kalt geworden und Zechs war einmal mehr froh darum, dass sie wenigstens genügend Geld hatten und handeln konnten. So hatten sie einen Karren nebst Pony erworben, neue, dicke Kleidung und Stiefel für jeden von ihnen. Der Wagen diente nicht nur der Tarnung, auch etliche ihrer Habseligkeiten wurden dort gelagert. Aber natürlich war ihre Geschichte von einem Trupp Kaufleute, die es in den Norden verschlagen hatte, so viel glaubhafter darstellbar. Nachdem sie die Berge überquert und den größeren, römischen Siedlungen aus dem Weg gegangen waren, hatte es keine Zusammenstöße mit Römern gegeben. Hier schien man sie auch nicht zu suchen.

Zechs setzte sich neben das Feuer und kaute voller Nervosität auf seinem Daumennagel herum. Er hatte wieder ihre unmittelbare Umgebung abgesucht. Aber nichts gefunden, was auf einen Verfolger deuten könnte.

Treize seufzte nur und schüttelte den Kopf. Er weidete gerade ein Kaninchen aus, während er Zechs anblickte. Zechs zog die Schultern nach oben und wollte bereits sein Jagdmesser zücken, um dem Tier das Fell abzuziehen.
 

„Ich mache es schon selbst“, hielten ihn jedoch Treizes Worte zurück. Das waren im Übrigen die Worte, die er beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit von sich gab. Jeder, der ihm irgendwie helfen wollte, bekam sie zu hören. Treize wollte sich nicht helfen lassen, sondern mit seiner verstümmelten rechten Hand genauso gut umgehen lernen, wie mit einer gesunden Hand. Also mühte er sich jeden Tag ab seine Finger ganz normal zu benützen. Die Tatsache, dass die Narben und Brüche erst einmal heilen mussten und dadurch die Beweglichkeit zusätzlich eingeschränkt war, machte es nicht leichter für ihn. Aber auch nicht für Zechs, der sich diese Bemühungen stets ansehen musste. Einmal hatte er es tatsächlich getan und Treize das Messer aus der Hand genommen. Treize hatte ihn geradezu angefaucht und ihn scharf zurechtgewiesen. Seit daher versuchten er und die anderen einfach darüber hinwegzusehen.

Gestern hatte Treize auch wieder begonnen mit Pfeil und Bogen zu schießen. Die Kaninchen heute hatte zwar Zechs erlegt, Treize Pfeile gingen zu weit daneben, doch der Ehrgeiz war da. Treize musste seine Technik etwas abändern, hatte er jetzt doch nur noch drei Finger an der rechten Hand, die die Sehne spannen konnten. Allerdings war sich Zechs sicher, dass Treize es schaffen würde, wenn er nur etwas geduldiger wäre und nicht bei seinen ganzen Versuchen eines normalen Lebens sich nicht noch etwas Schlimmeres antat. Zechs hatte heute berechtigte Angst gehabt, Treize würde sich selbst ins Bein schießen, bei dem Versuch die Bogensehne zu spannen. Jedoch würde er sich hüten überhaupt etwas zu sagen. Sollte es doch Sally versuchen, oder Quatre.
 

So verging der Rest des Tages und der Nacht sehr unspektakulär. Natürlich war es unnötig zu erwähnen, dass sich zwischen ihm und Treize rein gar nichts, absolut nichts regte. Sie lagen zwar nebeneinander in der Nacht, doch jeder unter seinen eigenen Decken und mehr als eine flüchtige Berührung war nach der Episode in der Höhle nicht geschehen.

Am Morgen packten sie zusammen und wandten sich einmal mehr nach Norden. Immer weiter nach Norden verschlug es sie. Einfach, weil so auch der Einfluss des Römischen Reiches stetig schwand. Außerdem gab Zechs die Richtung vor, die anderen folgten ungefragt. Sie glaubten wohl, er vermutete dort seinen Clan wiederzutreffen. Zechs wusste, dass es genau nicht so war. Er wusste es einfach so, dass er diese Richtung einzuschlagen hatte. Ob es an seinem alten Clan lag, der im Übrigen gar nicht sein richtiger Clan gewesen war, sondern nur die Männer und Frauen, die ihn als Zechs Merquise akzeptiert hatten, oder dass ihn die alten Götter leiteten... Wer vermochte es schon zu sagen?
 

Dass es Treize so langsam besser ging, bemerkte man auch daran, dass er Zechs mindestens fünfmal am Tag fragte, wo es denn hinging und wen sie dort zu treffen gedachten. Als ob Zechs dies wüsste. Er war sich ja selbst so unsicher und Treizes Nachbohren machte es nicht gerade leichter.

Auch so ein Grund, warum sich ihr Verhältnis zurzeit so abgekühlt hatte.
 

„Also, dann gibt es keinen Kaiser bei den Germanen?“, erkundigte sich Duo am Nachmittag. Sie hatten zwar schon einige Male darüber gesprochen, über die Unterscheide von Germanen und Römern, doch Duo wollte es wohl ganz genau wissen.
 

Zechs unterdrückte ein Seufzen und antwortete: „Nein. Wir sind in Clans organisiert und von Zeit zu Zeit schließen sich Clans zusammen, um gegen eine äußere Bedrohung zu kämpfen, so wie gegen die Römer, aber ein gemeinsames Oberhaupt gibt es nicht.“

Er stieg zu Duo auf den Wagen. Ihr Pony gab ein protestierendes Wiehern von sich, aber trottete gutmütig weiter.

Viele Reisende waren ihnen bis jetzt nicht begegnet, was ja gut war. Doch leider hieß dies auch, dass sie nicht wussten, wie die Situation bei den Germanen aktuell stand. Fochten sie gerade eine Fehde untereinander aus? Wer kontrollierte das Gebiet, in welchem sie sich befanden? Und wo waren die Römer stationiert? Hatte es kürzlich Patrouillen in der Gegend gegeben? Alles Dinge, die man mit anderen Reisenden hätte besprochen können.
 

„Wenn ihr euch besser organisiert hättet, dann hättet ihr den Römern in diesen Wäldern mehr Widerstand entgegensetzen können.“
 

Es war ja nicht schwer zu erraten, wer diese Weisheit von sich gegeben hatte und Zechs funkelte Treize nur finster an, der auf der anderen Seite des Wagens lief. „Du brauchst mich gar nicht so anzublicken, du weißt, dass es wahr ist“, meinte der ehemalige Konsul mit einem Schulterzucken in Zechs‘ Richtung.
 

Zechs verbot sich eine Erwiderung. Hoffentlich hielt das Wetter sich einmal ein paar Tage. Der Regen schlug ihm aufs Gemüt, abgesehen von seinen Befürchtungen, dass sie jemand oder etwas verfolgte. Ganz zu schweigen davon, dass es kein Vergnügen war selbst ihren kleinen Wagen aus dem Matsch zu ziehen, wenn einmal wieder ein Rad steckengeblieben war.
 

„Zechs‘ Vater wollte die Germanen einen. Und interessanterweise ohne den Gebrauch von Gewalt. Kein Wunder, dass ihn die anderen Stammesfürsten haben umbringen lassen und...“ Weiter kam Treize gar nicht mehr, denn schon fand er sich in dem zuvor erwähnten nachgiebigen Waldboden wieder. Zechs hatte sich auf ihn gestürzt und schon waren sie in eine mittlere Rauferei verstrickt.

Am Rande hörte Zechs, dass Sally die anderen anwies sie in Ruhe zu lassen und einfach ein Stückchen weiterzugehen. Kluge Frau!
 

Zechs hatte bereits seinen Unterarm auf Treizes Hals gepresst und hinderte ihn so am Atmen. Doch Treize wusste sich zu wehren und schon lagen seine Hände wiederum um Zechs‘ Kehle. Ob zehn oder neun Finger. Treize war stark genug, um ihm damit auch beträchtliche Schwierigkeiten zu bereiten. Doch ohnehin ging es hier in erster Linie um Frustabbau. Sie wollten einander nicht ernsthafte Schmerzen zufügen, doch diese Bemerkung von Treize hatte ausgereicht, dass sich nun Zechs‘ ganzer Zorn und Enttäuschung entlud... und Treize schien es keinen Deut anders zu ergehen. Und wer konnte es ihm verdenken, dass sich bei ihm auch so manches angestaut hatte. Dafür, dass er die Folter Marcus‘ und ihre Flucht hatte auf sich nehmen müssen und sein Körper so schmal und ausgemergelt war, wie ihn Zechs noch nie erlebt hatte, kämpfte er ausgesprochen gut und Zechs hatte alle Mühe gegen ihn zu bestehen und nicht mit dem Gesicht nach unten im Dreck zu landen.

Als sie beide trotz der kühlen Luft mit hochroten Gesichtern und schweißnasser Stirn auf dem Boden kauerten, bemerkte Zechs bereits die Beule, die sich auf der rechten Seite seines Gesichts zu bilden begann. Er würde da wohl ein stattliches blaues Auge davontragen. Treize rieb sich den Kiefer und leckte sich kurz über die Fingerknöchel, die ebenfalls blutig waren.

„Geht es dir jetzt besser?“
 

Allein dieser Satz hätte Zechs beinahe dazu verleitet, sich erneut auf den Römer zu stürzen. Doch dieses Mal blieb er besonnener und spuckte nur auf den Boden. „Geht es dir besser?“
 

„Wundervoll!“, kam die bissige Antwort und Treize schüttelte seine Hand aus. „Verdammter Dickschädel!“

Aber das würde Zechs hoffentlich eine Lehre sein und ihn nicht mehr weiter wie einen Invaliden behandeln. Treize scheute sich, es zuzugeben, doch die Prügeleim so primitiv es auch gewesen sein mochte, hatte einen geradezu reinigenden Effekt auf ihn gehabt. Und wenn es nur guttat zu zeigen, dass er noch Manns genug war diesem Germanen ein blaues Auge zu verpassen.

Trotz ihrer erhitzten Gemüter waren ihre Instinkte so trainiert, dass sie beide fast zeitgleich die Muskeln anspannten und sich unauffällig umsahen. Dass Zechs genauso reagierte, zeigte Treize, dass er auch diese merkwürdige Anspannung verspürte, die einem erfahrenem Soldaten in der Schlacht das Leben retten konnte. Auch Treize war bereit sich auf den Boden zu werfen, um einem hinterhältigen Pfeil auszuweichen oder einem geworfenem Messer. Doch vorerst versuchten sie beide herauszufinden, was in ihnen dieses innerliche Gefühl der Warnung hervorgerufen hatte.
 

Ihre Auseinandersetzung war vergessen und subtil rückte Zechs näher an ihn heran. Schon wanderte Treizes Hand zu seinem Dolch. Sein Schwert lagerte auf ihrem kleinen Karren. Zechs Gesichtszüge verspannten sich, er biss die Zähne aufeinander, ballte die Faust. Was spürte er? Treize lag die geflüsterte Frage bereits auf der Zunge, mehr noch, als er erkannte, dass Zechs bleich wurde.

In diesem Moment erschien ein Mädchen auf dem Pfad, sie keuchte atemlos, als ob sie die letzte Strecke gerannt sei. Vornübergebeugt stützte sie sich auf ihre Knie und grinste, als sie Treize und Zechs entdeckte. Sie wandte sich um und winkte jemandem zu. Mit Sicherheit war sie nicht alleine.

Dann waren Sally und die anderen bestimmt schon auf diese Reisenden getroffen, denn sie waren ja vorausgegangen. Ihr erster Kontakt also mit Germanen, nun gut, wenn... Doch weiter kamen seine Gedanken nicht, denn es geschahen zwei Dinge. Zechs setzte sich mit einem wenig eleganten Stolpern auf den Boden und zum anderen stürzte dieses Mädchen - Sie war fast noch ein Kind! - auf Zechs zu und warf sich ihm in die Arme.

„Milli!“, rief sie und grinste über beide Backen.
 

„Milli?“, wiederholte Treize leise. Oh nein! Wie, nein, das konnte doch nicht sein! Zechs hatte doch immer davon gesprochen, dass seine Familie umgebracht worden war. Treize wusste zwar, dass es da eine Schwester gegeben hatte, aber Zechs hatte auch sie für tot geglaubt.

Nun, das würde erklären, warum Zechs wirklich so aussah, als ob er einen seiner längst verstorbenen Ahnen gesehen hatte.
 

„Relena!“ Der Name kam Zechs kaum über die Lippen.
 

„Bruder!“
 

„Bruder?“, war es erneut an Treize nachzuplappern. Etwas anderes blieb ihm ja auch nicht übrig. Bruder? Hatte er da richtig gehört? Also war sie wahrhaftig die Schwester von ihm? Nun, Zechs‘ Gesichtszüge verrieten, dass es die volle Wahrhaft war. Aber auch, dass er es selbst nicht so ganz begreifen konnte. Er umarmte das Mädchen ungeschickt. Ganz so wie man einen Fremden umarmte, der einem nicht ganz geheuer war. Offensichtlich hatte er selbst mit so einer Begrüßung am wenigstens gerechnet.

Er drückte den Körper des Mädchens leicht von sich und spähte in ihr Gesicht. Doch die Ähnlichkeit war da, unleugbar. Jetzt, wo sich Treize die beiden einmal näher betrachtete.
 

Noch mehr Personen trafen ein, unter ihnen auch seine Getreuen. Sie waren von einer Abordnung Germanen eskortiert worden. Zwar richtete man nicht die diversen Äxte und Schwerter auf sie, die die Germanen mit sich führten, doch sie standen unter Beobachtung, so viel war zu erkennen. Auch Quatre und Trowa glotzten das Mädchen an, als ob es eine göttliche Vision wäre. Duo fand das alles wohl sehr spannend, er saß auf dem Karren und sah aus, als ob er vortrefflich unterhalten wurde von dieser Familienzusammenführung. Sofern es wirklich wahr war. Aber warum sollte es das nicht sein? Ja, es war schon ein großer Zufall, dass sie jetzt ausgerechnet hier im Wald des Grenzgebietes auf Zechs‘ Schwester trafen, doch auch nicht unwahrscheinlich.
 

„Milliardo!“ Die Kleine schien ehrlich gerührt zu sein, denn sie vergoss nun einige Tränen und trocknete sie nur nachlässig mit ihrem Hemdsärmel. „Ich wusste, dass du kommen wirst. Aber sie haben mir zuerst nicht geglaubt. Doch ich wusste es. Ich wusste es. Hast du es nicht auch gespürt?“
 

‚Oh, ha!‘ Zechs hätte es etwas spüren sollen? Reue traf Treize wie einen kleinen, feinen Nadelstich ins Herz. Mit Sicherheit war Zechs nur abgelenkt gewesen. Die ganzen letzten Wochen waren ja doch mehr als aufregend für ihn gewesen. Angefangen mit seiner eigenen Entführung, der aufkeimenden Liebesbeziehung zu Treize und dann die Machtübernahme von Marcus. Wer dachte da schon irgendwelche Visionen, die in seinem Kopf herumspukten?
 

Und wie ging es jetzt weiter? Treize stemmte sich in die Höhe und gesellte sich zu Sally und den anderen. Sally warf nur einen Blick auf sein Gesicht und seine Hand, unterließ es aber dann gleich zu ihren Kräutern oder den Blutegeln zu greifen.

Ein wenig ungläubig beobachtete er, wie die Germanen Zechs umarmten und willkommen hießen. Er schien geachtet zu sein. Relena hatte sie wohl gut auf Zechs‘ Ankunft vorbereitet.

„Oh.“ Das kam völlig unvermittelt von Quatre.
 

„Was ist?“
 

„Diese Germanen da.“ Unauffällig deutete er auf zwei Männer, die am Rand der Gruppe standen und selbstzufrieden grinsten. „Sie haben gerade davon gesprochen, dass es den Römern jetzt an den Kragen geht und sie sie nun zurücktreiben. Zechs solle jetzt die Macht übernehmen.“
 

Oh, allerdings. Relena hatte die Germanen wohl sehr gut vorbereitet.



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