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Fortum

Das dunkle Herz und das Licht
von

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Verrat

Als Lumen aufwachte, fand sie sich an der Seite des Magiers. Im Bett liegend und ohne ein Stück Stoff am Leib. Lumen war noch etwas müde, ehe sie richtig begriff was vor sich gegangen war. Doch dann fiel es ihr wieder ein und ihre Wangen glühten. Sie hatten sich in der letzten Nacht geliebt. Mehrfach sogar. Wo sie am Anfang schüchtern miteinander umgegangen waren, waren sie bei den anderen Malen wilder und ungezügelter gewesen. Lumens Wangen glühten noch heisser, als sie sich vor Augen führte, dass sie ebenso ungezügelt gewesen war und wie ihre Schreie durch den ganzen Wald gehallt hatten. Aber bereuen tat sie es auch nicht. Endlich waren sie sich nahe gekommen und Lumen hatte jeden Moment ausgekostet. Seine Küsse, die brannten wie Feuer. Die Berührungen seiner Hände, die auf ihrem ganzen Körper zusein schienen. Seine Zunge, die gierig über ihre, von heissem Schweiss überzogene, Haut strich. So herrlich samtig. Seine Stösse, die ihren Körper zum erbeben brachte und ihr süße Keuche entlockten. Lumen schnappte etwas nach Luft, als sie sich daran erinnerte und sah, wie er sich über ihr bewegte und sie voller Verlangen ansah.

Da öffnete der Magier die Augen und sah sie mit einem leisen Lächeln an. Deutlich sah er ihre roten Wangen und strich darüber. „So verlegen?“, fragte er mit einer Spur Schadenfreude. Lumen vergrub das Gesicht etwas in den Kissen. „Als ob es dir nicht anders ging!“, grummelte sie. Tenebrae lächelte, sodass sie seine weissen Zähne sehen konnte. Alles an ihm erinnerte sie an die Nacht davor. Es gab kein Körperteil, dass er gestern nicht dazu benutzt hatte, um sie in Wonne zuversetzen. „Hör auf mich so anzugrinsen!“, sagte sie. Vergrub sich dabei tiefer in die Kissen. Tenebrae musste daraufhin lachen. „Was ist daran so falsch?“, fragte er, fuhr dann leise und sanft fort:„ Das was zwischen uns passiert ist, ist nichts verbotenes gewesen. Sondern etwas Natürliches und wunderbares. Wir haben uns geliebt. Dass sollte nichts Böses sein!“

Lumen lächelte daraufhin und schmiegte sich wieder an ihn. Genoss seine Wärme und Nähe, als er den Arm unter sie schob und sie eng an sich drückte. Ihre Hand ruhte auf seiner Brust, die sich hob und senkte, wenn er atmete. Daraufhin verflochte er seine Finger mit ihren. Drückte ihre einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch!“, erwiderte sie. Schlief dann erneut ein.
 

Seitdem verging kein Tag, an dem Lumen voller Sehnsucht den Abend herbeisehnte und damit die Gesellschaft des Magiers. Oft trafen sie sich, wenn der Magier für sie Zeit hatte, in der Bibliothek und sie las ihm im Kerzenschein etwas aus den Büchern vor. Dabei hafteten seine Augen an ihren Lippen. Verfolgten gespannt die Geschichte, die sie ihm erzählte. Als würde er nie genug davon bekommen. Lumen störte es nicht. Er hatte ihr soviel Gutes getan, dass sie auch ihm mehr als einen Gefallen tun wollte.

Sie unternahmen hinundwieder auch Spaziergänge durch die von ihr getaufte Traumwelt Somnium. Doch das Schönste von allem war, wenn Lumen auf der Harfe für Tenebrae spielte. Der Fluch, der einst auf der Harfe gelegen hatte, hatte der Magier fortgenommen und nun waren es wieder liebliche Klänge, die die Harfe sang, sobald Lumen sie berührte. Verträumt und mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, saß Lumen da und war mit den Gedanken voll und ganz bei dem Magier, der nicht unweit von ihr saß und ihrem Spiel lauschte. Für ihn war es ebenso eine Freude, wie für sie. Vermutlich noch mehr. Mit dem Gesang der Harfe verband er die Erinnerung an seine geliebte, verstorbene Mutter und auch wenn die Erinnerung ihn dennoch schmerzte, so machte es ihn trotzdem glücklich. Endlich konnte er selber von sich sagen, dass er wieder Liebe für jemanden anderen empfand. Er hatte schon beinahe vergessen, was für ein schönes Gefühl das war.

Und dass sie es ihm geschenkt hatte, kam ihm mehr wie ein Wunder vor.

Irgendwann stand er auf, während sie spielte und legte die Hände auf ihre Schultern. Abrupt hörte Lumen auf zuspielen und sie schaute ihn an, als sei sie aus einem tiefen Schlaf erwacht. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte sie. Tenebrae schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte er leise, trat dann vor ihr, nahm ihre Hand und zog sie vom Stuhl. Hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Ich bin nur glücklich. Das ist alles!“

Lumen wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Nie hatte sie solch schöne Worte aus seinen Mund gehört. Nicht mal als sie die Nacht mit einander verbracht hatten. Er vermochte es immer wieder, sie in Staunen zuversetzen. Sie senkte etwas den Kopf. „Mir geht es genauso!“, gestand sie und erhielt erneut einen Kuss. Diesesmal auf den Mund. „Ich hätte niemals gedacht, dass dies mal so sein würde!“, sagte der Magier, als sich ihre Lippen wieder voneinander trennten. „Warum?“

„Weil ich fürchtete, dich für immer verloren zu haben. Mit dem was ich tat und mit dem…!“, sagte er und sein Gesicht verzog sich angewidert über sich selbst. „…Was ich dir noch antun wollte!“

Lumen wusste, was er damit meinte und die Erinnerung an den Versuch sie gegen ihren Willen zu nehmen kam wieder. Doch dann verdrängte sie diese. Schüttelte den Kopf. „Das ist nicht weiter wichtig. Das hast du selbst mal gesagt!“

„Doch es ist wichtig. Ich will, dass du es verstehst. Warum ich das alles tun wollte!“, sagte er und es klang wie ein Flehen. Ein Flehen nach Absolution. Lumen öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Doch sie brachte keinen Laut über die Lippen. Tenebrae ergriff ihre Hände, drückte sie, bis es zu schmerzen schien. „Ich fürchtete, dass meine Liebe zu dir, mich schwächen würde. Nein…Bitte, lass mich aussprechen. In deinen Ohren mag es dumm klingen. Aber ich dachte, wenn ich mich von Gefühlen wie Hoffnung, Liebe und Vertrauen ablenken lasse, dann versagt meine Kraft!“, sagte er und nahm vorsichtig den Anhänger der Sternenträne zwischen die Finger. „Die Sternenträne hat etwas von meiner Kraft ins sich. Das Licht soll dich schützen. Das weißt du ja. Und ich hatte Angst, dass, wenn meine Kraft schwächer wird, auch die Sternenträne an Kraft verliert. Dann wärst du schutzlos den Schatten ausgeliefert und das wollte ich mit allen Mitteln verhindern. So nahm ich auch in Kauf, dass du mich hassen würdest. Dies schien mir weitaus erträglicher zusein!“

Lumen sah ihn einige Minuten an. Sage nichts. Das war es also!

Darum das gante Theater. Nur um sie zuschützen, war er so kalt die letzten Tage zu ihr gewesen. Lumen konnte nicht sagen, was sie davon halten soll. Es rührte sie schon irgendwie. Aber machte sie auch traurig. Es hätte einen anderen Weg geben müssen, dachte sie. Sie hatte immer gedacht, dass er ein Mann war, der mehr als nur eine Lösung für ein Problem hatte. Dass er aber zu so einer drastische Lösung griff, machte ihr Herz schwer. „Ich hoffe, du kannst mir verzeihen!“, hörte sie ihn sagen und wurde dabei aus ihren Gedanken gerissen. Sie lächelte. Machte einen Schritt zu ihm, sodass sie nur wenige Zentimeter voneinander getrennt standen und legte die Stirn an seine Brust. „Das kann ich!“, flüsterte sie. „Schließlich hast du mir gezeigt, was du wirklich für mich fühlst!“

Tenebrae lächelte. Küsste sie auf den Scheitel. „Ich danke dir!“

Fallacia hätte am liebsten geschrien. Nur mit Mühe konnte sie sich ruhighalten. Die Narben, die der Magier ihr zugefügt hatte waren zwar verheilt. Aber der Schmerz war immernoch präsent. Und suchte sie immer wieder heim, sobald sie vesuchte, Rachegedanken gegenüber der Prinzessin zu hegen. Auch jetzt spürte sie das schreckliche Brennen auf ihrem Rücken, während sie sah, dass die Prinzessin und der Magier sich wieder näher kamen. Sich umarmten und küssten. Tränen der Wut und des Schmerzens liefen ihr über die Wangen und nur schwer kontne sie sich abwenden und gehen. Gerne wäre sie der Prinzessin ins Genick gesprungen um ihr dieses zu brechen. Doch sie musste nur an die Worte ihres Herren denken um sie innehalten zulassen.

Hilflos eilte sie aus den Schatten, in denen sie sich versteckt hatte. Sie wollte nicht länger sehen, dass eine andere an ihrer Stelle war.

Für Lumen schienen die Tage des Glücks kein Ende zu nehmen. Trotz der Spaziergänge, den Vorlesungen in der Bibliothek und den Harfenspiel wurde es nie langweilig. Immer wieder fand der Magier etwas, womit er sie erfreuen konnte. Und der heutige Abend war einer davon. Als sie sich zum Abendessen trafen, war sie verwirrt als sie sah, wie er neben dem Stuhl stand und die Violine, neben ihm auf dem Tisch. Ihre Augen wurden groß, als sie sie sah. Sie hatte die Violine lange nicht mehr gesehen. Es schien wie eine Ewigkeit herzusein. Und sie hatte gedacht, dass die Violine wieder in irgendeine Ecke lag und vor sich hinstaubte. Doch nun sah sie sie und sie freute sich. Aufgeregt über das was sie hier erwartet, blickte sie ihn an und Tenebrae sah das Leuchten in ihren Augen. Er lächelte. „Ich dachte mir, es wäre nur fair, wenn ich dir nun selbst etwas vorspiele!“, sagte er und deutete dabei auf ihren Stuhl. Lumen nickte. Das Essen konnte noch warten. Kaum dass sie saß, begann er zu spielen und Lumen musste feststellen, dass er die selber Musik auf der Violine spielte, wie sie auf der Harfe. Es war eine perfekte Ergfänzung zu ihrer Musik. Und dennoch war es was anderes. Lumen konnte nicht sagen was, aber die Musik rührte ihr Herz. Ließ es wild schlagen, wie in der einen Nacht. Die Violine sang nicht nur von Liebe. Sondern auch von Hoffnung. Träume. Aber auch von Schmerz. Sie schien alles preiszugeben, was seine Seele ausmachte und dies überwältigte sie. Ließ sie fragen und auch verstummen.

Irgendwann hörte er auf. „Was hast du, Lumen. Warum weinst du?“, fragte er und Lumen zuckte etwas zusammen. Fasste sich an die Wange und fühlte wirklich, wie ihre Fingerspitzen feucht waren. Sie weinte. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Ich… ich weiss es auch nicht!“, stammelte sie. Dann aber lächelte sie. „Vermutlich liegt es daran, dass ich noch nie sowas schönes gehört habe!“

Tenebrae lächelte auch und legte die Violine in den Kasten zurück. „Ich wusste, dass sie dir gefällt!“

„Das ist noch untertrieben!“, bemerkte sie und verbarg gleich das Gesicht in den Händen. Etwas noch dümmeres hätte sie wirklich nicht sagen können. „Tut mir leid!“, murmelte sie durch ihre Hände. Tenebrae schüttelte den Kopf. „Nicht schlimm!“, sagte er und trat vor sie. „Es freut mich, dass sie dich zu Tränen rührt!“

„Das tat sie!“, sagte sie und stand dann auf. Wischte sich die letzten Tränen weg. „Woher…?“

Tenebrae lächelte etwas sanfter. „Meine Mutter hatte sie mir immer vorgespielt. Auf der Harfe!“, sagte er und machte eine Kopfbewegung zu der Harfe. „Deine Mutter?“

Der Magier nickte. „Sie war eine gute Lehrerin. Wie ebenso mein Vater. Von den beiden habe ich so einiges gelernt. Das eine oder andere versteht sich!“, fügte er dann mit einem Grinsen hinzu. Lumen erwiederte das Grinsen. Doch dann schwand dieses. „Ich würde so gern mehr über dich erfahren. Ich habe das Gefühl, dass ich dich kaum kenne. Trotz dass ich schon solange hier bin. Aber du scheinst wie ein Buch mit sieben Siegeln zu sein und immer wenn ich dachte, dass ich eines davon gebrochen hätte, kommen zwei weitere!“, sagte sie und der Magier musste bei dem Vergleich mit ihm und einem Buch lachen. „Soviele sind es nun wieder auch nicht!“

Das Lachen hielt aber nicht lange an. „Aber du hast recht. Ich sollte dir wirklich mehr von mir erzählen. Doch bitte hab Geduld. Irgendwann werde ich dir alles erzählen. Aber nicht heute!“, räumte er ein und sah sie um Verständniss bittend an. Lumen fiel es schwer, sich mit diesen Worten erstmal zu frieden zugeben. Sie hätte gerne mehr erfahren. Doch wenn der Magier sich erstmal in Schweigen hüllen wollte, musste sie dies akzeptieren. Daher nickte sie. „Danke!“, sagte er leise. Sprach dann laut:„ Und jetzt lass uns essen!“

Als sie fertiggespeist hatten, legten sie sich zusammen ins Bett. Lumen schmiegte sich wieder an den Magier und schlief auch bald ein. Während sie schlief, beoachtete Tenebrae sie. So wie immer. Stirch mit dem Finger leicht über ihre Schläfe, ihr Wange hinunter und hielt dann bei ihren Lippen inne. Weich waren sie, wie Rosenblätter. Er hätte sie stundenlang so ansehen können. Ihre Schönheit in sich aufnehmen. Trotz dass dieses Gesicht ihm vertraut war. Doch es wurde ihm nicht überdrüssig. Für ihn war sie immer noch wie ein rettender Engel, der ihn aus dieser Finterniss führte und ihn Frieden gab. Frieden. Etwas, was er sich niemals erträumt hatte. All der Hass, die Rache und die Wut schienen in weiter Ferne gerückt zusein. Nichts erinnerte ihn mehr daran, was man ihm angetan hatte.

Glücklich darüber lächelte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

Dann war auch er eingeschlafen.
 

„Ich mich so freuen, dass es Euch wieder gut geht!“, sagte Comitas eines Tages zu Lumen, während sie beide in der Küche waren und Brote backten. Lumen lächelte. „Ich niemals gedacht hätte, dass Ihr endlich zu einander finden!“

„Ich auch nicht!“, flüsterte sie und knetete gerade den Teig durch. Dabei musste sie an letzte Nacht denken. Wie sie in seinen Armen eingeschlafen war. Und in diesen wieder erwacht war. Aus einem unerempfindlichen Grund hatte sie Angst, dass er verschwunden war. Vermutlich hatte sie sie, weil sie immernoch nicht glauben konnte, dass es wahr geworden war. Comitas sah sie mit einem freudigen Lächeln an. „Ich Euch in der Küche vermissen habe, Prinzessin!“, sagte er dann.

„Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht mehr daran gedacht hatte!“

„Ich Euch deswegen keinen Vorwurf mache. Ihr wichtigere Dinge im Kopf hattet!“

„Das stimmt. Aber ich hätte dennoch daran denken und dir in der Küche helfen sollen. Dann hätte ich dadurch auch meinen Kummer etwas vergessen können!“

„Ihr wirklich verunsichert wart, oder?“, fragte er nachsichtig und Lumen nickte. „Ja, ich wusste nicht…was ich glauben sollte und was nicht!“

„Nun es Ihr aber tut!“, versichterte Comitas und strahlte wieder über das ganze Gesicht. Lumen ließ sich davon anstecken. Für sie war all der Kummer vergessen. War von ihr abgefallen, wie ein zuschwergewordener Mantel. „Ja, nun weiss ich es!“

Nachdem das Brot im Ofen geschoben war, machten sich Comitas und Lumen an die Schmutzwäsche. Sie schrubten und tauchten sie in das Wasser, das sich blad schon dunkel verfärbte und hängten sie in einen entlegenen Innenhof zum trockenen. Lumen strich gerade die Bettlaken glatt und zupfte sie zu recht, als sie hinter sich eine höhnische Stimme hörte. „Sieh an, du hast es also endlich in sein Bett geschafft. Nicht zufassen. Dabei dachte ich, dass vollweibliche Wesen mehr sein Geschmack sind!“

Lumen drehte sich um und sah Fallacia an der Wand gelehnt stehen. Bei dem Anblick der Frau, vor die Comitas sie eindringlich gewarnt hatte, durchfuhr sie kalt und sie merkte, wie sich alles in ihr verkrampfte. Sie drehte sich um. Versuchte nicht an die Worte dieser missgünstigen Frau zudenken, sie anschaute, als sei sie ein lästiges Insekt. Sie wie das sagte, kang es, als würde sie zur Bettgespielin des Magiers geworden sein. Es hätte sie kränken sollen, da sie mehr war, als nur eine gewöhnliche Konkubine. Aber da war etwas, was ihr ein lächeln auf die Lippen zauberte. „Eifersüchtig?“, fragte sie und versuchte das Lächeln nicht darin hören zulassen. „Auf dich? Wovon träumst du nachts? Nein, ich habe nur Mitleid. Denn irgendwann wird er deiner überdrüssig sein und dich wegwerfen. Du hast zwar ein schönes Gesicht und jeder andere Mann würde bei dir sofort schwach werden. Aber er ist anders. Er hat andere Vorstellung von einer Frau. Du bist nur zum Zeivertreib!“, sagte Fallacia, die sich ihren Ärger über die Frechheit der Prinzessin nicht anmerken lassen wollte und ging langsam auf sie zu. Wobei es ihr unter den Nägeln brannte, diese in ihr hübsches Gesicht zu schlagen. Ihr war bewusst, dass sie sich damit wieder eine Strafe einhandelte. Aber solange sie ihr zumindest keine körperlichen Schmerzen zufügte und ohne dass es ihr Herr bemerkte, würde sie damit durchkommen. „Und wenn dieser Moment kommt, welche Glückliche wird es sein, die für ihn das Bett wärmt?“, fragte Lumen. „Du etwa?“

Halt den Mund, schrie es in ihrem Inneren, doch sie verbat sich jegliche Zurückhaltung. Die Worte und auch diese arrogante Art dieser Frau machten sie insgeheim wütend. Nicht nur dass sie sie vergiftet hatte und durch Alpträume leiden ließ, bis sie stirbt. Nun musste sie ihr auch nur das Glück trüben, welches sie endlich erfuhr. Lumen konnte und hatte einiges vertragen. Aber das ging zu weit. „Ich wiederum finde nicht, dass er ein Mann ist, der solch eine Frau, wie dich an sich heranlassen würde!“, konterte sie scharf und zog etwas fester als beabsichtig an dem nächsten Laken. Als Fallacia das hörte, musste sie den Drang unterdrücken sich auf die Prinzessin zustürzen. Mochten diese Worte absichtlich oder reinzufällig ausgesprochen sein. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie waren die bittere Wahrheit, die Fallacia so tapfer unterdrückt und verdrängt hatte. „Hab ich nicht Recht?“, fragte Lumen und drehte sich zu ihr herum. Und ihre Stimme klang, zu ihrer eigenen Überraschung ebenso kalt, wie des Magiers. Nur noch schwach hörte sie die Stimme ihrer Vernunft, die sie ermahnte es nicht auf die Spitze zutreiben. Immerhin war diese Fallacia efärhlich und lumen konnte sich nicht annähernd vorstellen, was sie mit ihr machen würde, wenn sie sie wütend genug gemacht hatte. Doch Lumen war es gleichgültig.

„Er würde dich ebenso wenig anfassen wollen, wie die Frauen, die du für unwürdig hälst!“

Nun reichte es Fallacia. Das war zuviel. Noch mehr solcher Beleidungen konnte sie nicht ertragen. Mit wildem, mörderischem Blick schritt sie auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. „Treibe es nicht soweit, Prinzessin. Sonst…!“, stiess sie zwischen ihren Zähnen hindurch und zur Untermalung ihrer Worte hob sie die Hand, und zerriss mit ihren Fingernägeln das weisse Laken. Es ratschte und riss. Lumen blickte zu dem zerfetzten Stoff und wurde sich nun wieder bewusst, dass sie es deutlich viel zuweit getrieben hatte, als gut war.

„Fallacia!“, erscholl dann die Stimme des Magiers, der in der Türe stand und beide wachsam anschaute. Sofort wich Fallacia zurück un versteifte sich in Erwartung einer erneuten Bestrafung. Lumen, erleichtert dass er eingeschritten war, machte ebenso einen Schritt von ihr weg und schaute dann zu ihm. Kaum dass sie es richtig bemerkte, war er schon zu ihnen herangeschritten und sah Fallacia mit drohenden Blicken an. Minuten vergingenm während er sie so ansah. Dann wandte er sich an Lumen und reichte ihr die Hand. „Kommt, Prinzessin!“, sagte er und Lumen gehorschte. Als sie den Innenhof beinahe verlassen hatten, drehte sich Tenebrae zu Fallacia um, die immer noch wie zu Stein erstarrt dastand. „Das Laken, welches du zerrissen hast, wirst du wieder zusammennähen, verstanden!“, sagte er schroff und Fallacia brachte nur ein Nicken zustande.
 

Am Abend saßen Tenebrae und Lumen vor dem Feuer des großen Kamins im Speisesaal. Um ihretwillen hatte er statt dem dunklen ein normales Feuer entfacht und war selber erstaunt, we gut seine Augen dies vertragen konnte. Doch vielleicht lag es auch an der langen Zeit, die er mit ihr verbracht hatte und damit mit dem Licht, welches sie hier in dieses dunkle Schloss wiederbrachte. Während Tenebrae im Sessel saß, saß Lumen neben ihm auf dem Boden und hatte den Kopf auf sein Knie gelegt. Mit verträumtem Blick schaute sie in die Flammen. Genoss es, wie er ihr durch das Haar strich. Ohne aufzusehen, wusste sie, dass sein Blick auf ihr ruhte und fragte sich sogleich woran er dachte. Fragte sich, ob er in diesem Augenblick das gleiche dachte wie. Sich so fühlte wie sie. Sie schloss die Augen, seufzte dabei. „Bist du glücklich?“, fragte er nach einer Weile und holte sie aus ihren Gedanken. Langsam öffnete sie die Augen, richtete sich ebenso auf und sah ihn an. „Ja, mehr als ich es mir vorstellen konnte!“, flüsterte sie. „Und du?“

„Ich auch!“, erwiederte er und beugte sich zu ihr hinunter. Hauchte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich, Lumen!“
 

Für Lumen schien das Glück kein Ende zu nehmen. Die Tage wurden zu einer Ewigkeit, die mehr und mehr einem schönen Traum glich. Doch aus diesem wurde sie bald gerissen. Urplötzlich und ohne Vorwarnung, dass es ihr die Luft raubte. Alles begann mit einem Traum. Dunkel und angsteinflössend. Lumen fand sich im Schlafgemach ihres Vaters, der allein in seinem Bett lag und dem Tode nahewar. Sein Gesicht war blass und seine Augen eingefallen. Er schien um Jahrunderte gealter zusein. Ein alter Mann, der keinen Sinn mehr zu Leben hatte. Eine einsame Kerze flackerte neben seinem Bett. Das einzige Licht in der dieser beklemmenden Finsterniss. Als sei die Flamme, die auf dem Docht tanzte, das Sinnbild für das Leben, das schwächer und schwächer wurde. Und die Finterniss, die den Tod zubedeuten schien immer stärker. Bald würde das Licht gänzlich erlöschen und damit auch das Leben ihres Vaters. Lumen, nicht mehr als ein Gespenst schritt mit langsam Schritten auf ihn zu. Sie spürte, wie ihr die Tränen in den Augen drangen und ihre Hände zitterten, als sie sie ausstreckte. „Vater!“, hörte sie sich selber leise wimmern und stand dann neben ihrem Vater. Er schien kaum noch ansprechbar zusein. Seine Augenglider, die geschlossen waren zitterten und er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er den Ruf gehört hatte. „Lumen…?“, flüsterte er. „Ja, Vater. Ich bin es. Lumen!“, kam es erstickt aus ihrer Kehle und sie ergriff die Hand, die er hob. Ihre Hände waren durchsichtig und ihre Berührung kaum mehr als ein Lufthauch. „Lumen!“, wiederholte ihr Vater nur, wie in einem Fiebertraum und eine einzige Träne glitzerte in seinem Augenwinkel. „Vater!“

„Lumen. Mein Kind. Bitte vergib mir!“, flüsterte er, ehe seine Hand plötzlich ganz schwer und steif wurde. Mit den letzten Worten, die er aussprach war auch der letzte Hauch des Lebens aus ihm gewichen und niemand war bei ihm. Nur Lumen, die zu einem Geist geworden und dennoch in der Lage war, Trauer und Schmerz zufühlen. „Vater!“, schrie sie und ihre Hände umfasste die ihres toten Vaters fester. „Vater, bitte wach auf, Vater!“

Doch es half nichts. Ihr Vater war tot. Gestorben an einem gebrochenem Herzen und allein in der Dunkelheit, die nun die Oberhand gewann, als die Kerze erlosch. Still breitete sich aus, die nur durchbrochen war von Lumens Schluchzen.
 

Als Lumen erwachte, war ihr Gesicht nass von Tränen und sie wusste zunächst nicht, ob sie das wirklich nur geträumt hatte. Als sie jedoch die Atemzüge und die warme, trostspendende Nähe des Magiers neben sich fühlte, beruhigte sie sich wieder und legte sich wieder ein. Ein Traum. Es war nur ein boshafter Traum, versuchte sie sich einzureden, doch das Bild ihres sterbenden Vaters, der nur noch ein Schatten seiner selbst war, hatte sich tief in ihr Gedächtniss gebrannt und sorgte noch für den Rest der Nacht dafür, dass sie sich unruhig hinundher wälzte.

Tagelang versuchte Lumen sich nichts anmerken zulassen und weiter unbekümmert die Zeit mit dem Magier zu geniessen. Doch das Schicksal schien es nicht mit ihr gutzumeinen. Als wollte es ihr das Glück zerschlagen in tausend Scherben.

Der Traum lag wie ein dunkler, alles verderbender Schatten über ihrer Seele und sie verspürte mehr als einmal diese schreckliche Angst, dass dieser Traum eine Art Prophezeiung war, die sich erfüllen würde, oder vielleicht schon längst erfüllt hatte. Gerne hätte sie sich eingeredet, dass dies Unsin sei. Doch es blieb ein dunkles Echo und es quälte sie von Tag zu Tag. Es gab nur eine Möglichkeit Gewissheit zu haben. Sie musste es mit eigenen Augen und Leibhaftig sehen. Ohne Spiegel oder einen Zauber. Sie musste zu ihrem Vater gehen.Wenn er sie sah, wohlauf und lebendig, so hoffte sie, würde er wieder zu Kräften kommen und in das Leben zurückfinden. Nur wie sollte sie das dem Magier sagen?

Stunde um Stunde, sie miteinander verbrachten, grübelte sie nach. Und ihr Gesicht nahm malzumal einen bekümmerten Ausdruck an. Fort waren das Lächeln und das Funkeln ihrer Augen, wenn sie sich freute. Dies blieb natürlich nicht unbemerkt. Comitas war der erste, der er es sah. „Was mit Euch ist, Prinzessin. Ihr doch vorher so glücklich gewesen seid?“, fragte er traurig und Lumen biss sich auf die Unterlippe.

Sie fragte sich, warum das Schicksal es ihr nicht gönnte, glücklich zusein. Sie immer wieder verletzte und Qualen erleiden ließ. Was hatte sie getan, damit sie das verdiente. „Ich…ich weiss es auch nicht?“, log sie schnell, weil sie Comitas damit belasten wollte. Sie wollte und musste endlich lernen allein damit fertig zuwerden. „Ihr mich nicht belügen könnt. Sagt mir, was Euch bedrückt!“, forderte Comitas beinahe schon ernst und bevor Lumen richtig nachdenken konnte, was sie sagen sollte, rutschte es ihr heraus. „Ich träumte, dass mein Vater stirbt und niemand war bei ihm. Er war ganz allein!“, sagte sie und fühlte sich etwas besser. Jedoch die Angst blieb. Ihr Hände begannen zuzittern und sie vergrub das Gesicht in diesen, weil sie es nicht ertragen konnte, weiterhin in dieser Ungewissheit zusein. „Ich muss zu ihm. Ich muss einfach. Aber ich weiss nicht wie!“

„Ihr doch den Herren fragen könnt. Er Euch sicherlich zu ihm bringt!“, sagte er. Lumen hatte auch schon daran gedacht, aber davor gescheut. Sie konnte sich gut vorstellen, dass es für ihn nicht leicht sein würde. Aber was für eine andere Wahl hatte sie. Außerdem. Wenn er sie liebte, würde er dies verstehen und sie gehen lassen. Und selbst wenn es nur eine Stunde wäre. Sie wäre ihm dankbar. Bis an ihr Lebensende. „Ich kann es ja versuchen!“, sagte sie. Klang dabei alles andere als hoffnungvoll.
 

An diesem Tag hatte sie Tenebrae gebeten etwas spazieren zu gehen. Sie brauchte frische Luft, um sich genau zu überlegen, was sie sagen sollte.Tenebrae erfüllte ihr diesen Wunsch.

Als er vorschlug durch den magischen Wald zugehen. Doch Lumen schüttelte daraufhin den Kopf. Wenn sie diesen magischen Ort sehen würde, würde sie ein schlechtes Gewissen bekommen und in ihrem Entschluss wanken. Daher gingen sie durch den Garten. Dabei vermied sie es, die vertrockneten Rosenträucher anzusehen. Der Anblick bei jeglichen toten Dingen, erinnerte sie an ihren Vater.

Während sie so nebeneinander herschritten, überlegte Lumen, wie sie die Bitte, die ihr so schwer auf der Seele lag, richtig formulieren konnte. Ihr war bewusst, dass der sicherlich bedenken haben und ihren Wunsch hinterfragen würde. Die Angst um ihren Vater aber ließ sie nicht los. Nach den richtigen Worten suchend biss sie sich auf die Unterlippe. Der Magier bemerkte natürlich, dass der Prinzessin etwas auf der Seele lag. „Was bedrückt dich, Lumen?“, fragte er und holte sie aus ihren Gedanken. Zuerst versuchte sie es runterzuspielen, doch als er sie mit gehobenen Brauen ansah, seufzte sie. „Ich…ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Ich befürchte, dass er im sterben liegt oder schon tot ist. Und ich werde keine Ruhe haben, ehe ich mir sicher bin. Darum…!“, sagte sie und sah zu ihm hoch. „…

Habe ich eine einzige Bitte. Bitte, lass mich zu meinem Vater gehen. Ich muss wissen, ob er noch lebt. Selbst wenn es nur ein Tag ist!“

Tenebrae schlug die Augen nieder. Seufzte und versuchte sich seine Niedergeschlagenheit nicht anzumerken zulassen. Er hatte sich schon gedacht, dass sie etwas derlei beschäftigte. Und dass sie mit solch einer Bitte an ihn herantreten würde. Dennoch hatte er sich gewünscht, dass dieser Moment niemals kommen würde. Sie gehen zulassen hieße wieder allein zusein. In dieser Dunkelheit, ohne ihre Nähe, die ihm Kraft gab. Aber nur ein einziger Blick in ihre Augen zeigte ihm, dass sie wahrlich um das Leben ihres Vaters bangte und nicht die grünen Wiesen und die lebensspendenen Wälder vermisste. Er blieb stehen. Sein Blick ruhte immernoch auf ihrem Gesicht. Innerlicht flehte Lumen darum, dass ihr diesen Wunsch erfüllte. Danach, das schwor sie sich, würde sie ihn niemehr etwas bitten. „Ein Tag reicht nicht!“, überlegte er laut, während sein Blick kurz ins Leere ging. Als er sie wieder ansah, klang seine Stimme sanft, aber auch ernst. „Ich erfüllte dir deine Bitte. Aber komme in sieben Tagen wieder hierher zu mir. Fünf Tage um deinen Vater wieder gesung zumachen und zwei Tage, um dich zuverabschieden. Nicht mehr!“

Das war mehr als Lumen sich erhofft hatte. Dankbar darüber, dass er bereit war, sie gehen zulassen nickte sie. „Ja, ich schwöre es. Bei allem was mir heilig ist!“

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren!“, sagte Tenebrae, als habe er ihre nächsten Worte nicht gehört und nahm sie bei der Hand. Führte sie aus dem Garten hinein ins Schloss. Zu seinem Gemach. Vor der Wand, die als einzige kahl und ohne irgendwelche anderen Möbel bedeckt war, blieben sie stehen. Dann nahm er ein Tigelchen von einem der zahlreichen Regale und ließ ein silbrig glitzerndes Pulver in seine Hand rieseln. Dieses blies er gegen die Wand und murmelte:„ Ianua hic aperire!“

Die glatte Fläche, auf der das Pulver sich verteilte begann plötzlich zu glimmen und zu leuchten. Ein sanfter Wind kam auf und erst dachte Lumen, dieser käme durch ein geöffnetes Fenster. Doch dann spürte sie, wie der Wind ihr Gesicht streifte. Das silberne Leuchten verblasste, hinterließ eine mannshohe Öffnung, die dunkel vor ihnen lag. Ähnlich wie der Eingang zu einem langen Flur. Lumen sah den Magier an. Dieser bedeutete ihr mit einer Handbewegung voran zugehen, während er einige Schritt hinter ihr blieb. Gemeinsam durchschritten sie den Flur und Lumen glaubte, dieser würde sie, wie der verborgene Gang im Garten, in den magischen Wald führen. Doch statt dem blauen Leuchten der Bäume, sah sie in weiter Ferne das Licht der Sonne. Diese ging gerade auf, als sie aus einer kleinen Höhle traten und einige Schritte weitergingen, bis sie auf einem Hügel standen. Von diesem aus konnte sie auf das Dorf schauen, über dem das Schloss ihres Vaters thronte. Die Sonne ging dahinter aus und ließen es dunkel erscheinen. Ein langer Schatten zog sich daher über das Dorf und tauchte dieses in tiefer Dunkelheit. Trotz der Wärme des anbrechenden Tages, wurde ihr kalt. Sie rieb sich die Arme und musste ein Schaudern unterdrücken. Tenebrae sah dies und trat neben sie. Legte den Arm um ihre zarten Schultern und zog sie an sich. „Du solltest gehen. Dein Vater braucht dich!“, flüsterte er und Lumen nickte langsam. Doch noch ehe sie den ersten Schritt mache, drehte sie sich zu ihm herum. „Wie kann ich zu dir zurückkehren?“, fragte sie. „Komme am Ende des siebten Tages an diese Stelle. Wenn die Nacht hereinbricht, werde ich hier auf dich warten und dich abholen!“, sagte er. Das Sonnenlicht, welches sich immer weiter ausbreitete, drängte ihn in den Schatten der Bäume. Lumen nickte erneut. „Dann…in sieben Tagen!“, sagte sie und ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie den Hügel hinunter.

Tenebrae sah ihr noch einen Moment nach. Sah wie sie den Hügel hinunterrannte, als könne sie es kaum erwarten, wieder im Schloss und bei ihrer Familie zusein. Fast glaubte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Doch dann sagte er sich, dass er ihr vertrauen konnte und sie ihn niemals betrügen würde. Mit dieser Gewissheit, die auch Hoffnung war, kehrte er in sein Schloss zurück. Er wusste jetzt schon, dass er den siebten Abend kaum erwarten konnte.
 

Als Lumen endlich vor den gewaltigen Toren des Schlosses stand, war die Sonne bereits weiter aufgegangen und schickte ihre hellen Strahlen ins Dorf. Die Wachen, die das Pech hatten, Wache zuhalten, gähnten und wussten erst nicht, wer da auf sie zugeeilt kam. „Wer seid Ihr?“, fragte einer von ihnen und versperrte ihr den Weg, mit dem Stab seines Sperres. „Ich bin es. Prinzessin Lumen!“, sagte sie. Die Wachen jedoch schienen sie nicht zu kennen. Sie sahen sie an, als sei sie eine Fremde. „Prinzessin Lumen? Aber unsere jüngste Prinzessin ist tot. Du kannst sie unmöglich sein!“, sagte wieder nun der erste. Lumen durchfuhr es kalt, als sie das hörte. Sie soll tot sein?

Aber warum und wer behauptete solch einen Unsinn?

„Ich bin nicht tot. Ich lebe!“, sagte sie und ihre Stimme war dünn wie Eis. „Unsere Prinzessin ist tot. Jeder weiss das. Scher dich weg, Mädchen!“, sagte nun der zweite und stellte sich neben seinem Kupmanen. Er schien weniger Geduld zuhaben als der andere. „Aber…!“, begann Lumen. Und der zweite Wachmann stiess mit dem Ende seines Sperres auf den Boden. „Hörst du nicht. Verschwinde!“

„Was ist denn da los?“, fragte eine ihr bekannte Stimme und ein Mann tauchte um die Ecke auf. In der Hand eine Fackel. Als das Licht der Flamme auf sein Gesicht traf, atmete Lumen erleichtert auf. Hauptmann Fidus!

„Hauptmann, dieses Mädchen weigert sich zugehen. Es behauptet, es sei die verstrobene Prinzessin Lumen!“, antwortete der erste Wachmann ruppig und deutete auf die Prinzessin. Kaum dass der Hauptmann sie ansah, weiteten sich seine Brauen. „Das ist unmöglich!“, hauchte er. Er selber schien es ebenso wenig glauben zu wollen, als er sie sah. Doch dann strahlte er über das Gesicht. Dann aber wurde sein Gesicht erzürtnt. Doch dieser Blick galt nicht ihr, sondern den Wachen. „Das ist die Prinzessin, Ihr Tölpel. Lasst sie ein!“, befahl er grantig. Und die Wachen machten, dass sie den Befehl des Hauptmannes erfüllten. Eiligst liefen sie davon und riefen den Wachen, die hinter dem Tor postiert waren zu, sie sollen das Tor öffnen.
 

Einer des Königs Diener, der die Nachricht erhalten hatte, dass die totgelgaubte Prinzessin wiedergekommen war, rannte durch die Gänge und stürmte dann in das Schlafgemach des schwachen Königs. „Majestät…Majestät!“, rief er aufgeregt. „Was ist? Siehst du dummer Kerl nicht, dass Ihre Majestät kaum noch ansprechbar ist?“, fuhr ihn der Kammerdiener an, der neben dem Arzt der einzige in dem Zimmer war. „Aber die Prinzessin…!“, stammelte der arme Kerl völlig außer Atem und nicht wissend, wie er es sagen sollte. „Was ist mit ihr? Von welcher der beiden sprichst du überhaupt?“, fragte der Kammerdiener wieder und man sah ihm an, dass er keine Lust hatte, jedes einzelne Wort aus der Nase des armen Dieners zu ziehen. „Prinzessin Lumen. Sie ist wieder da!“, sagte er und einige Minuten tauschten der Kammerdiener und der Arzt verwirrte Blicke. Dann aber wandte er sich wieder an den Diener. „Was redest du da? Prinzessin Lumen ist tot!“, herrschte er ihn an. „Sie lebt!“, rief er aufgebracht. „Hauptmann Fidus führt sie gerade ins Schloss!“
 

Fortitudo und Cor waren durch den ganzen Trubel draußen auf den Gängen wachgeworden und fragten sich, was da vor sich ginge. Schnell zogen sie sich ihre Mäntel über und eilten in den großen Saal, in dem sich schon Bedienstete und Wachen tummelten und wild miteinander tuschelten. Als die Prinzessinen eintrafen, machten sie ihnen platz und verbeugten sich. Fortitudo ging auf einen der Wachen zu. „Sag was das für ein Aufruhr ist?“, fragte sie ihn. „Eure Schwester Lumen ist aus dem Reich der Toten wiedergekehrt!“, erklärte er demütigst. „Meine Schwester Lumen?“, wiederholte sie. Cor beugte sich nachvorne. Auch sie hatte die Anwort des Mannes gehört. „Aber das ist doch nicht möglich. Unsere Schwester ist doch tot!“, flüsterte sie. „Oder etwas nicht?“

„Ich weiss es nicht!“, sagte die älteste und ging weiter. Dort wo die Menschenmenge am dichtesten war, sahen sie den Hauptmann, der in Begleitung einer jungen Frau war. Sie schoben und drängten sich durch die Menge, da die anderen wohl nicht ahnten, dass die Königstöchter nahten. Doch kaum dass man ihrer Angesichtig wurde, machte man ihnen platz. Gaben den Weg und damit den Blick frei auf den Hauptmann, der in Begleitung der Prinzessin war. „Lumen!“, rief Cor fassunglos und überglücklich ihre jüngere Schwester wiederzusehen. Fest und innig schloss sie sie in ihre Arme. „Das kann doch unmöglich wahrsein!“, erwiederte Fortitudo. „Schwester!“, flüsterte Lumen und strahlte Fortitudo an. „Doch ich bin es. Ich bin zurück!“

„Lumen!“, war es nun an Fortitudo den Namen ihrer Schwester zusagen und ging auf sie zu. Umarmte sie ebenso wie es Cor tat und drückte sie fest an sich. „Wie lange ist das her und wie sehr habe ich mir gewünscht, dich wieder zusehen, geliebtes Schwesterchen!“, murmelte sie und strich ihr über den Kopf. Lumen genoss diese Berührung und schloss die Augen. Sie war ebenso glücklich, endlich wieder ihre Schwestern in die Arme zu schließen. Sie hätte die ganze Zeit so in den Armen ihrer geliebten Schwestern versinken können. Doch dann kam ihr wieder in den Sinn, weshalb sie hier war. „Vater. Bitte, bringt mich zu unserem Vater. Ich muss zu ihm!“, sagte sie und schob sich aus den Armen ihrer Schwestern.
 

Mit ihren Schwestern im Schlepptau betrat sie das Zimmer ihres Vaters. Hatten der Arzt und der Kammerdiener vorher noch Zweifel gehabt, so waren diese von Winde verweht. Mit großen ungläubigen Blicken sahen sie die Prinzessin an, die sich ihrem Vater näeherte und an das Bett trat. Der Anblick, der sie erwartete, traf sie und glich dem, in ihrem Traum. Doch es war viel schlimmer und sie kämpfte gegen die Tränen an. „Vater!“, flüsterte sie, beugte sich über ihn und nahm seine Hand. Drückte sie sanft. Dem König entfuhr ein Seufzen, das zum Fürchten war. Seine Augenlider zitterten. Er hatte kaum Kraft sie zu öffnen. Es war genauso wie in ihrem Traum. Nein, es darf nicht zuspät sein, schrie es in ihrem Inneren. „Vater. Bitte öffne die Augen. Ich bin hier. Ich bin es Lumen. Dein Wildfang!“, sagte sie immer und immer wieder, um ihn zurück zuholen. „Lumen?“, fragte er nach einer Weile und endlich öffneten sich seine Augen. Doch sie waren trüb. Hatten kaum noch Leben in sich. „Ja, ja ich bin es, Vater. Lumen, deine Lumen!“, sagte sie, da sie Hoffnung schöpfte, dass er doch noch unter die Lebenden kommen würde. Langsam richtete sich der König auf und sah seine Tochter an. In seinem Blick sah, sie, dass er, obwohl sie seine Hand hielt, es nicht glauben wollte. Dass er sie für einen Geist hielt. „Vergib mir mein Kind!“, flüsterte er. „Ich vergebe dir!“, sagte sie und drückte seine Hand. Wollte ihm so zeigen, dass sie wirklich war. „Nur bitte, komme wieder zu uns zurück!“, flehte sie und küsst die Hand ihres Vaters. Wie entsetzlich kalt sie war. „So…bist du doch kein Geist, der hier ist, um mich zu quälen. Um mir zuzeigen, dass ich einen großen Fehler gemacht habe?“, fragte ihr Vater und seine Stimme klang nun nicht mehr ganz so hohl wie vorher. Lumen schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin es wirklich. Aus Fleisch und Blut. Kein Geist!“, sagte sie und küsste diesesmal seine Stirn. Der König richtete sich gänzlich auf und hob die Hand, um sie an die Wange der Prinzessin zulegen. Er holte tief Luft und in seinen Augen kehrte allmählich das Leben zurück. „Lumen. Du bist es!“, sagte er und breitete die Arme aus, um sie um seine Tochter zuschlingen. Der Arzt daraufhin wies ihn an, sich zu schonen. Doch der König hörte nicht darauf, sondern umarmte seine verlorene und ihm wiedergegebene Tochter. „Lumen…meine kleine Lumen!“, sagte er und ihm rannen Trännen über die Wange. Auch Lumen weinte. Beide gleichermaßen glücklich darüber, dass sie wieder vereint waren. „Oh, Vater!“
 

Die Rückkehr der Prinzessin wurde im ganzen Lande verkündet. Und jeder Mann und jede Frau war auf den Beinen, um sich davon selber ein Bild zumachen. Als der König, immernoch etwas schwach auf den Beinen zwar, mit ihr auf den Balkon trat und das Volk sie sahen, brach es in Freudenrufe aus. „Unsere Prinzessin ist wieder da!“

„Und unser König ist wieder bei Gesundheit!“

„Hoch lebe unsere Prinzessin!“

Als der König die Hand hob, verstummte das Volk und er begann zusprechen. „Ja, ich bin wieder gesund. Das verdanke ich allein meiner jüngsten Tochter!“, sagte er und sah Lumen freudestrahlend an. Lumen lächelte. „Von heute an, wird wieder alles gut!“

Daraufhin gab der König ein Fest. Zwei Tage dauerte es und jeder, ob adelig oder bäuerlich war eingeladen. Es wurde getanzt, gesungen, gegessen und getrunken.

Lumen aber ließ das Fest vergehen, als sei es nichts. Sie wollte nicht feiern. Sondern mit ihrem Vater und ihren Schwestern die verbleibende Zeit verbringen. Denn sieben Tage vergingen schnell und Lumen wollte sie nicht unnütz verstreichen lassen. Und die Neugier ihrer Schwestern und ihres Vaters war zugroß, um sich vollends zufreuen.

So saßen sie im kleinen Salon und Lumen erzählte ihnen, wie sie die Zeit im Schloss des Magiers zugebracht hatte. Den Teil, in dem sie sich in ihn verliebte und er sich in sie, ließ sie erstmal außen vor. „Es ist ein Wunder, dass du wieder bei uns bist!“, sagte ihr Vater. „Wir glaubten schon, dass du tot seist!“

Daraufhin senkten Fortitudo und Cor beschämt den Kopf. Sie hatten solange nichts mehr von ihrer Schwester gehört, und auch die Hoffnung aufgegeben, sie jemals wieder zusehen, dass sie vom Schlimmsten ausgingen. Lumen lächelte milde. „Nun aber bin ich dich wieder hier!“, sagte sie. „Ich mache mir bis heute noch Vorwürfe, dass ich mich auf den Handel dieses Monsters eingelassen habe!“, sagte ihr Vater mit schwerer Stimme, als habe er ihre Worte nicht gehört. „Dir blieb doch keine andere Wahl!“, erwiederte Lumen und beugte sich vor, um über seine Hand zu streichen. „Ich hätte nach einer anderen Möglichkeit suchen sollen!“, warf er sich vor. „Vater hör doch auf, dir Vorwürfe zumachen. Lumen ist zurück. Wohlauf und gesund!“, sagte Fortitudo. König Sapientia nickte. „Dennoch würde ich gerne wissen, wie du entkommen konntest. Das Reich des Magiers sah nicht gerade so aus, als könne man aus diesem leicht entrinnen!“

Prinzessin Fortitudo konnte sich noch gut daran erinnern, wie das Reich von Tenebrae von Dunkelheit erfüllt und von bedrohlichen Bergen umringt war. Auch wenn sie froh war, ihre Schwester bei sich zuhaben, hatte sie Zweifel, dass sie einfach so entkommen konnte. „Ich bin nicht entkommen. Er hat mich gehen lassen!“, sagte Lumen, da sie wusste, dass sie nun den Grund für ihre Rückehr sagen musste. „Dich gehen lassen? Einfach so?“, fragte ihr Vater. „Ich habe ihn gebeten, weil ich mir Sorgen machte. Und er erfüllte mir den Wunsch. Doch ich muss zu ihm zurück. Am Abend des siebten Tages!“, erklärte sie und ihr Vater wude kreidebleich. „Was?“, keuchte er und seine Finger krallten sich um die Lehnen. „Ich habe es ihm versprochen!“, erwiederte Lumen und fühlte, wie ihr der Mut sank. Sie wusste, dass es ihrem Vater das Herz brechen würde. Aber sie war an ihr Wort gebunden. Und sie wollte es nicht brechen. „Dann breche dein Wort. Wie kannst du zu ihm zurückkehren, nachdem er dich mir entrissen hat?“, fragte ihr Vater aufgebracht. „Ich habe es ihm versprochen!“, erwiederte Lumen darauf zum Nachdruck. Doch dem König war es allerlei, ob sie es dem Magier versprochen hatte oder nicht. „Du wirst nicht zu diesemUngeheuer zurückgehen. Ich verbiete es dir!“

„Aber Vater ich…!“, versuchte sie es, doch ihr Vater schnitt mit einer energischen Handbewegung. „Kein Aber. Du wirst nicht gehen!“

Und mit diesen Worten war das erste Gespräch nach dieser langen Zeit, in der sie fort war, beendet.
 

„Du willst wirklich zu ihm zurück?“, fragte Cor am nächsten Tag, der dritte ihres Besuches, während sie und Lumen durch den Garten spazierten. Nach der gestrigen Diskussion war Lumens Freude über die plötzliche Genesung ihres Vaters mit Sorge überschattet und nur schwer ließ sie sich dazu überreden etwas frische Luft zuschnappen. Bis jetzt hatten sie geschwiegen und waren nebeneinander durch die Sträucher, die mit Rosen und anderen farbenprächtigen Blumen gespickt waren und Lumen ließ ihre Finger über die der Rosen streichen. Sie erinnerten sie an die des Magiers, die sie jeden Morgen auf ihrem Frühstückstisch entdeckt hatte. Lumen beugte sich vor und roch an diese. Doch statt einen sonderbaren exotischen Duft in der Nase zuhaben, rochen diese Rosen ganz normal und Lumen fühlte, wie sich Enttäuschung in ihr bemerkbar machte. In der ganzen Zeit, in der sie beim Magier war und die Wunder, die er vollbracht hatte, gesehen hatte, erschienen ihr diese Rosen, die sie einst so sehr liebte, langweilig. Sie fragte sich dabei wie es Tenebrae ging. Saß er gerade wieder in der Dunkelheit und sehnte den Tag ihrer Rückkehr ebenso herbei, wie sie. Oder genoss er die Ruhe.

Cor holte sie aus ihren Gedanken. „Lumen?“, fragte sie und rüttelte ihre Schwester an der Schulter. Lumen richtete sich auf und sah sie an, als sei sie aus einem Traum erwacht. „Was hast du gesagt?“

Cor sah sie kurz skeptisch an, dann wurde ihr Gesicht milder und sie wiederholte ihre Frage. „Willst du wirklich zu ihm zurück?“

Lumen nickte. „Ja, ich gab ihm mein Wort!“, sagte sie und blickte wieder zu den Rosen. Rosa, rot, blass rose und weiss. Sie hätte gerne blaue, türkisse oder andere außergwöhnliche Rosen, als diese hier. „Ist es nur das? Oder gib es noch einen anderen Grund, warum du wieder bei ihm sein willst?“, fragte Cor und zuerst hätte man denken können, dass sie misstraurisch war, was diese einfach Antwort anging. Doch als Lumen ihre Schwester ansah, sah sie in ihren Blicken etwas ganz anderes. Lumen wurde rot und sie senkte den Kopf. Wie immer schaffte Cor sie zudurchschauen, mochte sie auch solange weggewesen sein. Ihr konnte sie nichts vormachen. „Du liebst ihn, stimmts?“, fragte sie und Lumen hörte das Lächeln in ihrer Stimme. Sie nickte. „Und liebt er dich?“

Wieder nickte Lumen und errötete noch mehr. Cor lächelte. „Das habe ich mir irgendwie gedacht. Als ich sah, wie du versucht hast, ihn in ein gutes Licht zurücken, habe ich es gesehen!“

„Bitte sage Vater davon nichts. Er würde nur noch mehr versuche mich zurückzuhalten. Mich womöglich noch einsperren!“, bat Lumen sie inständig und wirkte verloren, wie ein Kind. Cor lächelte wieder, umarmte ihre kleine Schwester. „Bei mir ist dein kleines Geheimniss gut aufgehoben!“, versicherte sie ihr. „Danke!“, nuschelte Lumen in das schwarze Haar ihrer Schwester. Dann lösten sie sich. „Was ist eigentlich mit dir? Seid du und der Hauptmann schon den Bund der Ehe eingegangen?“, fragte Lumen, um das Gespräch zu einem schöneren Thema zulenken und Cor seufzte schwer. „Naja, nicht ganz. Wir werden diesen Monat heiraten, aber richtig freuen konnte ich mich nicht. Ich musste wieder an Vater denken und wie krank er war. Fast schon wollte ich die Hochzeit verschieben. Doch Vater sagte, dass ich das nicht tun und auf ihn nicht achten sollte. Er wollte, dass ich glücklich bin!“, erklärte Cor schweren Herzens. „Also sagte er den Kammerdienern, sie sollen alles für die nahende Hochzeit vorbereiten. Einladungen wurden verschickt und Schneider wurden beauftragt, mir die schönsten Brautkleider zunähen. Da wir nicht wussten, wie lange er noch zuleben hatte, entschieden wir uns, dass die Hochzeit…diese Woche stattfinden soll!“

Lumens Augen wurden groß. Diese Woche?

Sie konnte nicht sagen, ob sie für diesen Wink dem Schicksal dankbar sein oder bedrückt sein sollte. Es freute sie natürlich, dass ihre Schwester ihren Angebeteten heiratete und dass sie es aus Rücksicht auf ihren Vater tat, aber dennoch hätte Lumen sich gewünscht, dass es zu einem anderen Zeitpunkt gewesen wäre. An einem, wo sie nicht bald wieder gehen musste. „Wann…heiratet ihr genau?“, fragte sie. „In vier Tagen!“, sagte Cor und schaute schuldbewusst drein. Lumens Herz sackte nach tiefer, als es schon vorher war.

In vier Tagen würde sie wieder zum Magier zurückkehren und nicht dabei sein können, wenn der Hauptmann Fidus und ihre Schwester die Ringe tauschten. „Wann heiratet ihr genau. Abends?“, fragte sie wieder, auch wenn sie nicht wusste warum. Sie würde nicht dabei sein können. Sie hatte dem Magier geschworen, dass sie am vereinbarten Tag und am vereinbarten Ort auf ihn warten würde, damit er sie mitnahm. Vorher hatte sie es sich sehnlichst gewünscht, wieder bei ihm zusein. Nun aber bereute sie, dass sie die Bedingung des Magiers einfach akzeptiert hat, ohne richtig nachzudenken. Hätte sie es wagen und ihn um mehr Aufschub bitten sollen?

Nun war es zuspät. Und Lumen wurde es schwer zumute.

„Nein. Am Mittag!“, hörte sie ihre Schwester sagen. „Ich denke das wird reichen!“

Lumens Herz machte daraufhin einen Satz. Wieder hörte sie in ihren Worten, dass sie lächelte. Lumen hob den Kopf. Konnte es sein?

Cor lächelte, wie zu Bestätigung ihrer stillen Hoffnung. „Ich möchte nicht, dass du wegen mir dein Wort brichst!“, sagte Cor und streichelte sanft Lumens Wange. „Vor allem nicht, weil er gut zu dir war und dich liebt!“

Dankbar darüber, dass sie doch noch der Hochzeit ihrer Schwester beiwohnen kann, ohne dabei ihr Wort zubrechen, schloss sie sie in ihre Arme. „Danke, Cor. Tausend dank!“, sagte sie. Cor lachte leise. „Schon gut, kleine Schwester!“

Des Nachts lag Lumen oft wach in ihrem Bett. Hinundwieder schaute sie aus dem Fenster und musste an den Magier denken. Die Tage vergingen beinahe wie im Flug und der Tag ihrer Rückkehr rückte immer näher. Zum einen freute sie sich. Aber zum anderen fragte sie sich, wie sie es anstellten sollte. Ihr Vater würde nicht zulassen, dass sie ging und sicherlich Wachen aufstellen, damit sie kaum einen Fuss aus dem Schloss setzen konnte. Vielleicht konnte sie sich während der Hochzeitsfeier rausschleichen, während die anderen feierten.

So würde sie sich zwar nicht von ihrer Familie nicht richtig verabschieden können und ihrem Vater würde es erneut das Herz brechen. Womöglich würde er wieder so schwach sein, dass er das Bett hüten müsste. Lumen wurde flau bei diesem Gedanken und sie wünschte sich, dass es einen anderen Weg geben würde. Einen der leichter sein würde. Für sie alle. Doch ihr Vater hatte deutlich gemacht, dass er niemals zulassen würde, dass sie zum Magier zurückkehrt.

Es blieb ihr also nur diese eine Möglichkeit.
 

Am Tage von Cors Hochzeit haben sich alle geladenen Gäste in der Kapelle des Schlosses versammelt und sahen mit gespannten Gesichtern zum Bräutigam. König Sapientia, Fortitudo und Lumen, gekleidet in Festtagskleider, standen etwas weiter weg. Einige von Hauptmann Fidus engsten Vertrauten standen hinter ihm. Sie waren seine Trauzeugen und warfen sich amüsierte Blicke zu, während Fidus nervös von einem Fuss auf den anderen trat. In der Schlacht mochte er ein unterschrockener Kämpfer und ein hervorragender Anführer sein, aber vor dem Altar schien er aufgeregt, wie ein kleiner Junge vor einer Prüfung zu sein. Mehr als einmal legten sie ihm behutsam die Hand auf die Schulter und raunten ihm beruhigende Worte zu. Doch Fidus war zu nervös, als dass er auf diese hören konnte.

Als dann der Organist die ersten Takte zum Hochzeitsmarsch spielte, spannten sich in ihm sämtliche Muskeln an. Dann öffnete sich die vergoldete Flügeltür und Mädchen, gekleidet in weissen Tüllkleidern und mit Blumenkränzen auf dem Kopf kamen herein, um rosane und rote Rosenblätter auf dem Boden zuverteilen. Einige Hofdamen, die Brautjungfern folgten und dann kam die Braut. Gekleidet in ein prächtiges Kleid, aus weissem Satin. Ein zierliches vgoldenes Diadem auf dem Kopf und mit einem Brautschleider über dem Gesicht, kam sie herein. Hinter sich zog sie eine meterlange Schleppe aus ebenso glänzendem Stoff. In ihren Händen trug sie einen nicht minder prächtigen Brautstrauss aus weissen Rosen und Lilien. Die Hochzeitsgäste schnappten nach Luft als sie die schöne Braut sahen, die langsam an ihnen vorbei und zum Altar schritt. Fidus Nervöstiät war wie gegeblasen und stolz wie ein König und glücklich, reichte er ihr die Hand. Cor nahm sie und trat neben ihn. Der Pfarrer räusperte sich und begann mit der Zeremonie. Während dieser sah Lumen unentwegt zu ihrer Schwester und konnte nicht leugnen, dass sie neidisch war. Wie gern würde sie auch vor dem Altar stehen, mit dem Magier an ihrer Seite. Ihm ihr Jawort geben.

Wie wunderbar das wäre.

Als der Moment der entscheidenden Frage kam, stellte sie sich vor, wie der Pfarrer ihr diese stellte und sie sie mit einem „Ja!“, beantwortete und dann dem Magier. In ihrer Phantasie sagte er ebenso ja. Das was sich vor ihr abspielte, verschwamm mit dem, was sie sich wünschte. Sie versank in dieser Vorstellung vollund ganz. Als dann der Hauptmann den Schleier seiner Braut hob, um sie zu küssen, sah sie kurz den Magier, wie er ihren Schleier hob und sie küssen wollte.

Die Glocken läuteten und kündigten an, dass zwei Menschen erneut den Bund des Lebens eingegangen waren.

Danach folgte ein Fest. Ähnlich wie das, als Lumen zurückkehrte. Nur das diesesmal Cor und ihr angetrauter im Mittelpunkt standen. Sie wurden von jeder Mann beglückwünscht und an wünschte alles Gute. Allen voran König Sapientia, Fortitudo und Lumen. Der König umarmte sie innig. Fortitudo ebenso und Lumen. Dann wurde getanzt. Den Ball eröffnete natürlich das Brautpaar. Dann betraten andere Paare die Tanzfläche und wirbelten herum. Während Lumen ihnen und den anderen zuschaute, wünschte sie sich, dass der Magier hier sein und mit ihr tanzen würde. Irgendwie kam sie sich einsam vor, so wie sie dastand und als einzige keinen Tanzpartner hatte. „Entschuldigt, Prinzessin Lumen. Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihr und sie schaute auf. Fast schon wollte sie begeistert ja sagen, weil sie glaubte, die Stimme Tenebraes zuhören. Doch als sie sah, dass es ein anderer war, verrauchte ihre Freude. Zuerst wollte sie nein sagen. Lieber würde sie weiterhin am Rande stehen und zusehen, als mit einem anderen zutanzen. Aber dann entschied sie sich anders. Was konnte es schon schaden, wenn sie auch tanzte und sich vergnügte. So würde immerhin die Zeit vergehen. Also nickte sie und ließ sich von dem jungen Mann auf die Fläche führen.

Tanzte mit ihm. „Wie ich gehört habe, wart ihr Monatelang eine Gefangene dieses grausamen Zauberers. Ihr müsst wahrlich Ängste ausgestanden haben!“, begann der Mann. Doch Lumen regaierte nicht. Sie hörte zwar, was er sagte, doch antwortete nicht. Sie wollte nicht mit einem Fremden darüber reden. Setzte einen Fuss nach dem anderen und drehte sich zum Takt der Musik. „Wenn ich früher davon erfahren hätte, hätte ich alles Mögliche getan, um Euch aus seiner Gewalt zu befreien!“

„Nein. Dazu wärt Ihr nicht im Stande gewesen!“, flüsterte sie.

„Doch, das wäre ich!“, behauptete nun der Mann mit vor Stolz geschwollener Brust. „Gegen mein Schwert hätte dieser Teufel keine Chance. Ich bin der Beste, wenn es um einen Kampf mit dem Schwert geht!“

Da hielt Lumen inne und sah ihn finster an. Krampfhaft versuchte sie die ersten bissigen Worte zuunterdrücken, die ihr auf der Zunge lagen. „Ihr…mögt zwar der Beste sein. Aber gegen seiner Magie kann selbst Euer Geschick mit dem Schwert nichts aussrichten!“, sagte sie ernst. Daraufhin lächelte der Mann nur milde.

Nur schwer konnte sie ihren Ärger bei diesem Lächeln und über die Überheblichkeit dieses Mannes verbergen. Und gerne hätte sie sich daran nicht gestört, aber dass ein Ausenstehender so dreist war und über den Magier sprach, als sei er ein Monster, machte sie wütend. Dennoch verstand sie es gut, es nicht zuzeigen. Wegen so einem hochmütigen Kerl wollte sie sich weder das Fest noch ihre Vorfreude beim Magier zurückzukehren verderben lassen. „Eure Sorge schmeichelt mir Prinzessin. Aber ich bin mir absolut sicher, dass ich gegen ihn bestehen kann. Jeder hat eine Schwachstelle. Selbst so ein Ungeheuer wie er!“

Das reichte Lumen. Mit nur diesen wenigen Worten, die schmerzhafter und grausamer waren, als jedes Schwert, hatte er dafür gesorgt, dass ihre Wut nun keine Grenzen kannte. Dass ihr Vater schon kein gutes Haar an dem Magier ließ, konnte sie verstehen. Aber bei diesem hier, hatte sie kein Verständniss. Mit einem Ruck entriss sie ihm ihre Hände und sah sie wütend an. „Was erlaubt Ihr Euch? Ihr kennt ihn nicht und wisst nicht, wie er wirklich ist. Lieber würde ich bei ihm bleiben für den Rest meines Lebens, als von einem wie Euch gerettet zu werden!“, fauchte sie und ließ den Edelmann stehen, der nicht wusste, was er falsch gemacht hatte. Fortitudo hatte dies aus einiger Entfernung gesehen und war zu Lumen gegangen, weil sie wissen wollte, was vorgefallen war. „Ach, dieser…dieser unverschämte Kerl glaubte allenernstes, dass der Magier mir Böses wollte. Mich gefangen hielt. Dabei weiss er überhaupt nichts!“, grollte sie und warf einen verächtlichen Blick in die Richtung, in der sie ihn hatte stehen lassen. Fortitudo seufzte. „Ich muss zugeben, dass auch ich Zweifel habe, dass er es wirklich gut mit dir meint!“, sagte sie und Lumens weiteten sich. Nicht aus Zorn, sondern auch Verweiflung. Gerade ihre Schwester sollte es doch wissen. Immerhin hatte sie ihnen die ganze Geschichte erzählt und ehrlich geklungen. Warum glaubte ihr niemand, bis auf Cor glauben. „Ich habe gesehen, was für Monster er bei sich hat und die Angst in deinen Augen. Es fällt mir offengesagt schwer, zuglauben, dass er dir gut gesonnen ist. Versteh mich nicht falsch. Aber es macht mir Angst!“

Lumen schlug die Augen nieder. Sie konnte es ihr nicht verüblen, dass sie so dachte, da Fortitudo die älteste war und damit die Verwantwortung für sie beide hatte. Von Kindesbeines an, hatte sie sich um sie gekümmert, seit ihre Mutter gestorben war und dass sie nun zusehen würde, wie sich ihre kleine Schwester erneut in die Hände eines Menschen begab, der vor Erpressung und Todesdrohungen nicht zurückschreckte, würde sie nicht ertragen. Oder gar zulassen wollen. Sie glich ihrer verstorbenen Mutter in so vieler Hinsicht. Lumen akzeptierte dies. Doch sie wollte auch, dass sie begriff, dass der Magier ein gutes Herz hatte. Schließlich hatte sie ihnen ja erzählt, dass er sie beschützte und sich ihr gegenüber sanft verhielt.

Dass dennoch ihre Schwester skeptisch war, machte dies nicht gerade leicht.

Hatte sie so ein falsches Bild von ihm?

„Das tue ich doch nicht. Nur musst du mich auch verstehen. Ich…er ist ganz anders, als du denkst und…ich habe ihm schließlcih versprochen, zu ihm zurückzukehren!“, sagte sie und klang dabei so, als würde sie das Misstrauen und die Versuche, diese zu zerstreuen, sie ihrer Kraft berauben. Fortitudo sah sie daraufhin lange schweigend an. Konnte deutlich in den Augen ihrer kleinen Schwester sehen, wie sehr es sie mitnahm, dass sie zwischen den Fronten stand und nicht wusste, für welche sie sich entscheiden sollte. Zum einen ja, wollte sie ihre Familie nicht verlieren. Aber zum anderen wollte sie auch den Magier nicht verletzen. Das und noch vieles mehr, was sie aus ihren Erzählungen erfahren hatte, machte ihr klar, dass Lumen auf Biegen und Brechen darauf beharte, dass sie sein wahren Wesen zukennen schien. Sie seufzte schwer.

„Das verstehe ich. Dennoch fällt es mir schwer, mich von dir zuverabschieden!“, sagte Fortitudo. Lumen presste die Lippen aufeinander. „Fortitudo bitte, mache es mir nicht noch schwerer, als es jetzt schon ist!“, jammerte sie und war den Tränen nahe.

War es so schwer, sie allein entscheiden zulassen, was gut für sie war?

„Das tue ich nicht. Aber es ist doch zuerwarten, dass es für uns schwer sein wird, von dir Abschied zu nehmen. Wer weiss, wann wir dich wiedersehen!“, sagte sie und umfasste die Schultern ihrer Schwester. Niemehr, ging es Lumen durch den Kopf und ihr Herz wurde noch schwerer, als es jetzt schon war. „Ich muss sehr bald los!“, sagte sie schnell um das Thema engültig zubeenden. Schließlich feierte ihre Schwester Hochzeit und sie wollte diesen Tag nicht mit Tränen und Abschiedsschmerz trüben. Darum hob sie den Blick und sah ihre Schwester festentschlossen an. „Sobald die Sonne…!“

Da hielt sie inne und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Bei den ganzen Festlichkeiten, der Freude und der Sehnsucht hatte sie gänzlich die Zeit aus den Augen verloren. Jetzt als sie aus dem Fenster sah und sah, dass sich der Himmel schon verdunkelt hatte und die ersten Sterne am Firnament flackerten, wurde sie sich bewusst, dass sie spät, viel zuspät, war. Sie musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig am verabredeten Ort ankomen wollte. „Ich…ich muss gehen!“, stammelte sie, raffte ihren langen Rock und eilte davon. Drängte sich durch die Reihen der Tanzenden und überhörte die Rufe ihrer Schwester.

Draußen im Hof holten sie ihr Vater und ihre Schwestern ein. „Lumen. Wohin willst du gehen?“, fragte ihr Vater, als sie die Tore erreichten. Einige der Wachen, die für diesen Abend aufgestellt waren, sahen erstaunt zu den Menschen, die angelaufen kamen. „Öffnet das Tor!“, rief Lumen aufgeregt. „Nein, lasst es geschlossen!“, erwiderte der König und holte als erster seine Tochter ein. „Lumen, was hast du vor?“, fragte er. „Ich muss zu ihm zurück!“, sagte sie. „Ich bin schon vielzuspät!“

An die Wachen gewandt, sagte sie. „So öffnet doch!“

„Nein!“, schrie nun König Sapientia. „Das Tor bleibt zu. Und Lumen. Du gehst nirgenwohin!“

„Bitte, versteh doch, Vater. Ich muss…!“, versuchte es Lumen verzweifelt, doch ihr Vater schnitt ihr laut das Wort ab. „Ich lasse nicht zu, dass du gehst. Wachen, nehmt die Prinzessin und bringt sie ins Schloss!“, befahl er. Die Wachen wollten schon tun was er sagte.

Lumen schrie entsetzt auf. Dann passierte alles ganz schnell.

Kaum dass sich der Himmel endgültig zum Abend verdunkelt hatte, zog ein kalter und heftiger Wind auf und fegte über sie hinweg. Alle fröstelten. Und ehe sich einer von dem ersten Schrecken erholen konnte, kam mit dem Wind die Dunkelheit. Sie schien sich wie ein Mantel über sie zu legen und zuverschlingen. Selbst das Licht der Sterne erlosch und die Lichter im Schloss vermochten es nicht, diese Finsterniss zurückzuhalten. Lumen wusste, was das zu bedeuten hatte und innerlich schrie sie entsetzt auf. Nein!

Ehe sie es sich versah und etwas sagen konnte, packte sie wie aus dem Nichts schon eine eisigkalte Hand und riss sie zurück. Die Kälte, die über sie hinweg gefegt war, war nun hinter ihr und schien malzumal kälter zuwerden. Raubte ihr den Atem. „Nein, nicht. Das bitte nicht!“, wimmerte sie innerlich. Sie spürte in ihrem Rücken, dass der Magier genau hinte rihr stand, noch bevor sie einen Blick nachhinten geworfen hatte. Als sie dann doch ochschaute, sah sie in das finstere Gesicht des Magiers Tenebrae. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Da riss er sie zurück. Ohne Erbarmen. Ohne Verständniss.

Ihr Vater und ihre Schwestern schrien auf. Sie ebenfalls. Doch als sie nachhinten fiel, und in die Dunkelheit gezogen wurde, verstummte ihr eigener Schrei.

Sie konnte nur die ihrer Familie hören, bevor alles um sie in tiefster Schwärze verschwand.

Mit schnellen Schritten und ohne den Griff um ihr Handgelenk zu lockern, zog der Magier sie unerbittlich hinter sich her. Sagte dabei kein Wort. Sondern schaute nur wütend vor sich hin und war für das Flehen und Entschuldigen der Prinzessin taub. In seinem Kopf herrschte nichts als Schwärze. Er fühlte nichts mehr. Sondern ging einfach weiter. Strauchelte die Prinzessin oder wurde langsamer, riss er an ihrem Handgelenk, sodass sie glaubte, er würde ihr den Arm auskugeln. Dass sie dabei schmerzlich aufschrie, interessierte ihn nicht.

Ihr Weg führte sie durch einen langen Flur. Nur schwach konnte sich Lumen an diesen erinnern. Als Tenebrae jedoch die massive Eichentür öffnete und ihr der feuchte, modrige Geruch in die Nase stieg, wusste sie, wohin dieser Flur führte. In Lumen verwandelte sich alles zu Eis. Tenebrae brachte sie zu den Verließen. Instinktiv stemmte sie ihre Hacken in den Teppisch und wollte sich aus seinem Griff winden. Daraufhin warf der Magier ihr einen zornigen Blick zu. In diesem lag soviel Zorn und Hass auf sie, dass sie ihren Widerstand auf der Stelle aufgab und sich gehorsam die Stufen hinunter ziehen ließ. Kaum dass sie die Treppe hinter sich gelassen hatten und nun im kargen Gang standen, wo sich links und rechts die Zellen befanden, schaute Lumen Tenebrae flehend an. „Bitte…!“, kam es ängstlich aus ihrem Munde. „Ich habe die Zeit vergessen!“

Doch Tenebrae dachte nicht daran, ihre Worte zuhören. Erneut zog er sie mit sich. Lenkte die Schritte dann zu einer der Zellen. Als sie an dessen Schwelle standen, stiess er sie hinein und noch bevor Lumen sich umdrehen und aus der Zelle rennen konnte, knallte der Magier ihr schon die Türe vor der Nase zu. „Nein!“, schrie sie panisch und schlug mit den Fäusten gegen das dicke Holz, bis ihre Hände aufrissen und zubluten begannen. Sie wollte hier raus. Raus aus diesem Loch, in dem Finsterniss herrschte. Sie schrie nach Tenebrae. Er solle sie rauslassen und ihr vergeben. Doch das einzige was ihr antwortete war ihr Echo. Das dumpf im leeren Zellengang verklung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Pamuya_
2015-11-08T17:19:25+00:00 08.11.2015 18:19
Puh! Arme Lumen! Ständig hat sie daran gedacht rechtzeitig wieder bei Tenebrae. Wenn ihr Vater nicht so stur gewesen wäre. Auf der einen Seite kann ich ja verstehen. Er liebt seine Tochte und will sie nicht ins Unglück stürzen lassen. Aber durch sein Handeln hat er alles schlimmer gemacht. Ich hoffe nur, dass Tenebrae rechtzeitig zur Vernunft kommt, bevor er noch was Schlimmeres macht.
Von:  Hidan_1975
2015-09-21T01:46:02+00:00 21.09.2015 03:46
Schuld hat einzig u allein Lumen's Vater.Somit hat er Tenebrae erzürnt,nya eher Tenebrae's Zorn auf sich gezogen.

Aber dafür Lumen einzusperren,find ich wiederum gemein.




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