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Kaizoku no Baroque

II. Der salzige Wind der See
von

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Minerva

Es duftete nach frischem Fisch und salziger Seeluft. Die paar Leute, die hier noch Beschäftigung hatten liefen den Kopf voller Dinge an ihr vorbei, ignorierten das kleine Mädchen, dass sich ihren Weg am Steg entlang bahnte. Sie blinzelte, als sie etwas mürrisch nach einem ganz bestimmten Schiff suchte. Sie wusste nicht, wie es aussah, wusste nicht, wonach genau sie suchen musste. Immer wieder versuchte der Wind ihren Hut von ihrem Kopf zu blasen und die Sonne machte es auch nicht leichter. Wieder und wieder kniff Iroko die Augen zusammen. Irgendwo hier musste es doch sein. Bossus Geschmack sollte wirklich nicht allzu kompliziert sein zu entdecken. Manchmal war er wirklich vorhersehbar, vor allem was seinen Stil anging. Insbesondere für ihr Kunstverständnis. Sie musste einfach nur nach etwas suchen, was ihrem Geschmack so gar nicht entsprach. Auch wenn sie gern zugab, dass es zumindest nicht hässlich sein würde. Nur eben... typisch Crocodile.

Endlich lichtete sich die Menschenmenge etwas und sie konnte das passende Schiff erkennen. Oh ja, das sah genauso aus, wie Iroko es sich vorgestellt hatte. Sie blieb direkt davor stehen und hielt sich die Haare etwas aus dem Gesicht. Das Schiff, das nun vor ihr einsam im trüben Wasser des Hafens schaukelte war groß, genau wie ihr erstes. Dreimaster, große Segel, zwölf Kanoniersluken an beiden Seiten, rotbraunes Holz, getäfelt. Ein sehr großes Deck, zwei Ebenen, wobei die hintere zwei Meter höher lag als das untere Deck, auf ihr lag hinter dem Steuerrad noch ein kleiner Navigationsraum. Eingesäumt waren die Flächen von üppig verzierten und neu lackierten Geländern, sogar die Netze, die in die Rahen hinauf führten, waren völlig neu. Die Reling war aus demselben Holz wie auch der Rumpf und ebenso schön und prunkvoll verziert - man kam gar nicht auf die Idee, dass dies ein Piratenschiff sein könnte. Das markanteste an diesem Schiff war wohl die Gallionsfigur. Es war wieder eine Frau, nackt, mit wallenden schönen Haar, tiefen Augen und einem spitzen, brennenden Blick. Sie trug eine Rüstung, einen reichlich verzierten Helm und Gauntlets sowie einen Speer in der Hand. Es sah aus wie ein Kriegsschiff und doch war es von einer geheimnisvollen Schönheit. Das war es, das musste es sein. Es war das einzige Schiff, das noch im Hafen lag, von den kleinen Handelsschaluppen und Fischerbooten abgesehen, die hier jeden Tag zu sehen waren. Das war sie also, die Minerva.

Leise seufzte sie und wandte sich wieder ab, um nach den Anderen Ausschau zu halten. Sie ließ keine Gedanken in ihren Kopf, nahm einfach was kam. Aber insgeheim war sie schon neugierig, wer auftauchen würde und wen sie vielleicht nie wieder sah. Iroko wusste nicht, wann hier jemand ankommen würde. Konnte noch Stunden dauern, aber sie hatte einfach keine Lust mehr irgendwo in der Stadt abzuwarten. Sie hatte es eilig und zumindest konnte sie hier sehen, wenn etwas passierte. Nach einer ganzen Weile setzte sie sich auf eines der aufgestapelten Fässer, die jemand am Steg hatte stehen lassen. Noch etwas länger konnte sie warten. Etwas.

Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie zwei vertraute Stimmen hörte, nur leise und gedämpft in der Ferne. Als sie den Kopf in die Richtung drehte, bemerkte sie wie die beiden sich näherten. Ihr Boss und Robin, scheinbar ganz normal in ein Gespräch vertieft. Sie bemerkten sie erst auf die letzten Meter. Crocodile schenkte ihr nur einen kurzen Blick, der zeigte, dass er nicht überrascht war sie hier zu finden. Robins Blick wirkte irgendwie sicherer, als sie dem Mädchen in die Augen schaute. Noch immer vorsichtig und scheinbar unterschwellig besorgt, aber Iroko gab nichts darauf. Stattdessen blickte sie hinter die zwei, um auf den Nächsten zu warten.

Robin gab es schnell auf, etwas zu dem Mädchen sagen zu wollen. Es fiel schwer, die richtigen Worte zu finden. Also sah sie sich das Schiff an. Minerva hatte Crocodile es getauft. Ihr gefiel der Name. War es ihre neu aufkeimende Hoffnung, die ihr suggerierte, dass sie sich dort wohl fühlen würde?
 

»Bist du schon lange hier?« Crocodiles Stimme hatte mehr Kraft als beim letzten Mal, dass sie ihn hatte etwas sagen hören, aber dennoch schwang etwas eigenartig Fremdes dabei mit.

»Eine Weile.« entgegnete sie gewohnt monoton und schenkte ihm nicht einen einzigen Blick.

Es schien ihn nicht weiter zu stören. Er nickte nur stumm, ehe er wortlos die Planke hinauf an Deck ging, um das Schiff zu inspizieren.

Die schwarzhaarige Frau sah ihm nur kurz nach, ehe sie sich ein weiteres Mal an Iroko wandte. »Bist du sicher, dass du unsere Hilfe nicht willst?«

»Ja bin ich.«

Seufzend drehte Robin sich ab. Sie wusste bereits, dass weiteres Reden bei dem Kind nichts bringen würde. Sie wusste aber auch, dass sie es nicht zulassen würde, dass Iroko in ihr Unglück lief. Ein bisschen Zeit hatten sie noch. Ein wenig. Letztendlich folgte sie Crocodile auf die Minerva. Erste, fast zaghafte Schritte auf ihr neues "Zuhause". Crocodile war inzwischen in dem kleinen Anbau auf dem oberen Deck verschwunden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit der Navigationsraum war. Robin dagegen blieb direkt auf dem Deck stehen und hielt die Nase in die Luft, schloss ihre Augen und atmete tief durch. Es fühlte sich richtig an, angenehm. Hatte sie das jemals auf einem Schiff gespürt? Seit wann war sie eigentlich so empfindlich für die Auren um sie herum? Sie war weiß Gott kein besonders spiritueller Mensch und dennoch... Ein leichtes Lächeln glitzerte auf ihren sonst so apathischen Zügen. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen wieder und nahm jeden Zentimeter ganz genau in sich auf. Iroko hatte Recht. Es war ganz Crocodiles Stil, aber das war nicht alles. Was das Mädchen nicht bemerkt hatte, war für sie ganz offensichtlich. Crocodile war nicht mehr der gleiche Mann, wie damals. Nicht mehr der Gleiche, der vor nunmehr vier Monaten Arabasta verlassen hatte. Sie wusste nur noch nicht, ob das wirklich gut war oder nicht.

Wie sie da so stand, bemerkte sie plötzlich aus dem Augenwinkel, dass sich noch jemand dem Schiff näherte. Ihre Augen weiteten sich leicht, als sie erkannte wer es war. Er war wie ausgewechselt, lief ganz langsam und bedacht, nicht schüchtern, sondern voller Entschlossenheit. Er blickte das kleine Mädchen auf dem Fass nur kurz an, ehe er die Planke hinauf lief. Auch Robin schenkte er nur einen kurzen, nichtssagenden Blick, ehe er ihr zunickte und dann schnurstracks in die Kajüten unter Deck steuerte. Er hatte seine Haare in einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden und trug ein blau-weiß kariertes Hemd zu etwas, das wie eine Badehose aussah. Es irritierte Robin nicht wenig, dass Gal so souverän an ihr vorbei gegangen war. Er wirkte so anders, voller Tatendrang, voller Mut und doch noch immer mit einer gehörigen Prise Obacht, Vorsicht und Distanziertheit. Als wüsste er wirklich, worauf er sich ein ließ.

Sie hatte tatsächlich zu kämpfen ihre Überraschung nicht zu zeigen. Anders als Iroko, die ihm nur eine erhobene Braue offenbart hatte, wollte Robin die ganze Zeit der Mund aufklappen. Gal war wirklich zurück gekommen? Das war überraschend. Milde ausgedrückt. Es machte sie glücklich, aber auch seltsam schwermütig. Sie hoffte so sehr, dass das nicht die falsche Entscheidung gewesen war. Allerdings hatte Crocodile Recht gehabt. Es war ihre Entscheidung. Jeder musste sich hier bewusst dazu entscheiden, die Gefahr einzugehen und in der Tat, Gal hatte scheinbar eine Entscheidung getroffen und würde dabei bleiben.

Und in der Tat. Gal wusste worauf er sich einließ. Hoffte er zumindest. Das war alles gewesen, worüber er die letzten Tage hatte nachdenken können. Ein ständiges Abwägen für und gegen die Crew. Wenn sie überhaupt noch eine Crew waren. Sonnenbrücken hatte ihm etwas gezeigt, hatte ihm etwas offenbart, was er zuvor nicht hatte sehen können. Sie hatten die Wahrheit gesagt, allesamt. Crocodile, Bon, Uma und Robin. Sie gaben etwas auf ihn, er war ihnen nicht egal, sie waren nicht nur egoistisch. Sie alle gaben etwas auf den Rest, sie alle wollten nicht wirklich gehen. Das hatte er eingesehen. Er wollte nicht gehen, nicht wirklich zumindest. Er wollte hier bleiben, bei den Menschen, die ihm ein Zuhause gegeben hatten. Selbst wenn es nicht mehr so viele sein würde, wie zu Anfang. Selbst wenn am Ende vielleicht nur er, sein Boss, Robin und Bon lossegeln würden. Er wollte es versuchen. Die letzte Chance. Eine endgültige. So viel war er ihnen doch schuldig, oder? So viel war er sich selbst schuldig.

Er hatte die Tarotkarte, die ihm auf Koko zugeflogen war, noch immer in der Hosentasche. Sie sollte ihm Mut geben, ihn daran erinnern, was er konnte, was in ihm steckte, was er für seine Crew getan hatte. Wie er den Mut aufgebrachte hatte, für sie einzustehen, ohne wegzulaufen wie er es immer getan hatte. Und sie erinnerte ihn an jene schrecklichen Stunden, die er in dem Tunnel verbracht hatte, an die Dinge, die ihnen widerfahren waren, an Robins Worte, an Umas Worte, an all die Wahrheiten, die ausgesprochen wurden. Er wollte nicht mehr weglaufen, nicht schon wieder. Und wenn er dabei starb, dann war dem eben so. Zumindest einmal, zumindest dieses Mal würde er kämpfen, selbst wenn er dabei drauf ging. Dann hatte er es zumindest versucht. Dann konnte er auf sich stolz sein. Dann war er zumindest einmal in seinem Leben ein richtiger Mann gewesen. Es ging ihm dabei nicht direkt um Robin. Ihm war durchaus bewusst, dass er mit ihr an seiner Seite noch gefährlicher lebte als je zuvor, aber darum ging es wirklich nicht. Es war ihm fast egal. Die Gefahr wirkte nicht mehr so groß, so allumfassend. Sie hatte sich verkleinert, durch die Anwesenheit seines Bosses, durch die der anderen, die ihm gezeigt hatten, dass man kämpfen musste, egal wie schwer der Weg aussah. Er würde nicht wegen Robin sterben, er würde sich nicht für Robin opfern. Er würde einfach nur ein Leben nach seinen Vorstellungen leben. Und wenn er dabei mit einer gesuchten Frau reiste, dann machte es das Ganze nicht schlimmer oder besser. Es war ganz egal. Und wenn er dabei starb, weil er versuchte für seine Freunde in die Bresche zu springen, egal um welchen es sich dabei handeln würde, dann war dem eben so. Aber zu sagen, dass er sich deswegen für Robin opfern würde, schien ihm absurd. Er wusste worauf er sich einließ. Ja, das wusste er wirklich. Nico Robin war ihm egal. Die Regierung war ihm egal. Das waren nur Namen, nur Dinge, die ihn nicht tangierten. Alles, was noch für ihn zählte, war dieses Schiff und die Crew. Sein Boss, Robin und alle, die noch kommen würden.
 

Mit auf Gals Liste der Freunde standen Uma und Miki und wieder war es Iroko, die nur einen kurzen Blick für die zwei Ankömmlinge hatte und Robin, die leicht überrascht zu ihnen schaute. Anders als Gal gingen die Zwei aber nicht einfach an ihr vorbei, sondern blieben vor ihr auf dem Deck stehen. Miki wirkte wie immer völlig gelassen und ohne Worte für sie. Nur seine Augen leuchteten merkwürdig intensiv. Erst auf den zweiten Blick hörte sie das aufgebrachte Bellen und das Schnüffeln Lassos, der um ihre Beine strolchte. Umas Ausdruck war dagegen ein richtiges Feuerwerk an Emotionen. Eigentlich war alles mit dabei. Wut, Schmerz, Irritation und Sorge, aber auch Mut und so etwas Ähnliches wie Zuversicht. Sie konnte nicht sagen, was in Uma wirklich vor sich ging, aber Robin vermutete der Grund dafür, dass sie überhaupt hier stand, lag bei Miki.

»Na gut, Kindchen. Hier sind wir. Ja, sind wir. Wir werden bleiben. Ja, alle beide.« Miki räusperte sich langatmig, woraufhin Uma nachsetzte. »Jajajajaja, alle drei. Alle drei.«

Mehr Worte folgten nicht. Sofort setzte Uma sich wieder in Bewegung, um ihre neuen Unterkünfte und die Küche in Augenschein zu nehmen. Miki trottete ihr langsam hinterher und nur Lasso blieb neben Robin, schnüffelte an ihren Füßen herum. Erst beim Abgang winkte Miki ihr nach. Er schien ganz zuversichtlich zu sein, nur bei Uma war Robin sich nicht sicher.

Und Recht hatte sie. Während Mikis Entscheidung praktisch schon auf Suimin gefallen war, haderte Uma noch jetzt mit der Situation. Für sie stand noch längst nicht endgültig fest, dass sie bleiben würde. Gut, sie war hier, und das wirklich nur für Miki. Sie hatte zwar versucht Robin ins Gewissen zu reden und nach deren Auftreten hatte es sich etwas verbessert, aber sie glaubte nicht an Wunder über Nacht. Das wirkliche Problem lag bei Uma an der Tatenlosigkeit. Das siechende Vergehen von den Dingen, die einem so unheimlich wichtig sind. Sie sah das Potenzial, aber sie würde erst daran glauben, wenn sie es spürte. Wenn sie spürte, dass Robin kämpfte, wenn sie spürte, dass das alles kein rein sinnloses Unterfangen war, das regelrecht nach Niederlage schrie. Sie hatte Gal in der Menge erkannt und fast erleichtert ausgeatmet. Er war weit vor ihnen gewesen, aber doch ganz deutlich erkennbar. Der Junge hatte offenbar etwas dazugelernt. Ja, da war die Chance, das hier raus etwas Gutes werden konnte. Aber das hing nun einmal nicht nur von ihr und auch nicht nur von Gal ab. Egal wohin sie blickte. Überall waren Probleme und das würde sich nicht von allein beheben, aber zumindest hatte Miki ihr etwas Geduld eingeredet. Warten. Sie sollte nur noch etwas warten. Miki, der Mann war so vertrauensselig. Er glaubte fest daran, dass sein Boss die Sache unter Kontrolle hatte, war sicher, dass Robin diesmal ehrlich war. War so davon überzeugt, dass beide eine Lösung für die Schwierigkeiten finden konnten. Irgendwie schien er wirklich zu glauben, dass die Lösung vom Himmel fiel, aber egal. Sie vertraute weder Crocodile noch Robin hundert prozentig, aber sie glaubte an Miki. Er war niemand, der leichtfertig seine Loyalität an jemanden verschenkte. Und alles, was er von ihr wollte, war ein kleines bisschen Geduld. Also gut, das konnte sie ihm geben. Für eine Weile. Ein bisschen.
 

Ein paar Stunden später stand Iroko endlich auf dem Deck des neuen Schiffes und sah es sich zum ersten Mal genauer an. Es wurde langsam spät und sie hatte es aufgegeben noch länger zu warten. Sie wunderte sich etwas, dass Bon noch immer nicht hier war, aber der Mann liebte seinen großen Auftritt. Dass Paula noch nicht hier war, wunderte sie dagegen gar nicht. Auch wenn sie gehofft hatte, dass ihre Worte zumindest etwas bezweckt hatten. Es war schließlich nicht gelogen gewesen. Sie wusste, dass es ihrem Boss weh tun würde. Sie spürte es einfach. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Letztendlich zuckte sie doch nur die Schultern und trat unter der Deck. Uma kam ihr im selben Moment entgegen, aber bekam nur das wortlose Kopfnicken, nach der Frage, ob niemand mehr gekommen sei. Seufzend blieb Uma im Gang stehen. So so, Bon ließ sich also Zeit und Paula kam nicht? Sie schüttelte den Kopf. Na schön, schade wars, aber sie würde nicht wieder daran zerbrechen. Miki hingegen war ein anderes Kaliber. Uma hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Riese einen Narren an ihnen allen gefressen hatte. Es würde ihm das Herz brechen. Ganz sicher. Und kaum an ihn gedacht, kam er auch schon auf sie zu, aus der Küche. Sie schüttelte den Kopf, als sie seinen fragenden Blick erkannte. Es dauerte zwar einen ganzen Moment, aber schließlich schlich ein verziehen seiner Lippen auf sein Gesicht. Trauer. Uh, na toll, ganz toll!

In eben diesen Moment hörten sie über Deck ein eigenartig dumpfes Klacken. Schritte, die über Deck fegten und die Treppen nach oben nahmen. Ein Teil der Schritte endete bereite, doch der zweite nahm den Weg in den Navigationsraum. Es klang ganz eindeutig nach High Heels.
 

Die Tür zum Navigationsraum schwang nach einem kurzen, gedämpften Klopfen auf. Crocodile hatte gar nicht die Möglichkeit gehabt herein zu bitten, da stand die Frau auch schon hinter ihm. Ungewöhnlich brav in einem bis zu den Knien reichenden rüschigen weißen Kleid, mit blauen Rosen und Ranken verziert. Die Haare in einer Hochsteckfrisur verstaut, wenig Schminke im Gesicht, weiße, hochhackige Sandalen. Nur der Gipsarm verunstaltete ihre hübsche Gestalt und die grünen Augen, die nun auf ihm ruhten. Paula schwang ein Mal ihren Kopf, um eine Strähne, die ihr ins Gesicht hing, nach hinten zu verbannen. Ihr Blick war nichtssagend, distanziert und doch lauerte ein Geheimnis in ihnen, wartete etwas auszubrechen. Nur kurz weilten ihre Augen auf ihm, dann erkundeten sie für einen kurzen Moment den Raum. Ein kleines, dunkles Zimmer, das gen Heck ausgerichtet war. Voller Karten und einigen Lampen, voller Bücher und ein breiter massiver Schreibtisch in der Mitte, zum Fenster ausgerichtet. Ihr Boss hatte wohl gerade etwas geplant, als sie unangekündigt hinein geplatzt war. Die Köchin ignorierte den Stich in ihrem Herzen, der dadurch ausgelöst wurde und blickte wieder zurück zu ihm, hinauf in seine nichtssagenden, kalten Augen. Seine Aura bedrohte sie bereits mit ihrer Allgegenwärtigkeit, drückte sie an die Wand und nahm ihr die Luft zum Atmen. Ja, das war ihr Boss. Allein sein Blick konnte einen Menschen sich unwohl fühlen lassen, schwach und klein, unbedeutend. Sie schluckte hart und hob den Kopf, straffte die Schultern, um ihn entgegentreten zu können.

Er machte nicht die Anstalten etwas sagen zu wollen. Scheinbar desinteressiert wandte er sich ihr gänzlich zu, lehnte sich an den Schreibtisch hinter ihm und zwang sich nicht die Arme zu verschränken. Seine Haltung sprach eine klare Sprache: Was willst du hier? Die Luft wurde immer dicker, sodass es der kleinen Frau ihr schwer fiel ihren Mund aufzumachen. Es war sowieso schon schwer genug ihm hier unter die Augen zu treten. Aber sie hatte es sich geschworen, sie hatte es verdient. Ihr ungebrochener Arm stemmte sich in ihre Hüfte, um ihr noch mehr Halt zu geben. Der Blick wurde kälter, um seine eigene Kälte aushalten zu können.

»Was ist? Warum sagen Sie nichts?«

Keine Regung, er war vollkommen starr, seine Stimme tonlos. »Was sollte ich sagen?«

Ihre Augenlider senkten sich etwas, gaben ihrem Gesicht eisigere Züge. »Ich weiß, dass Sie es mir nicht verzeihen können, was ich getan hab.«

Noch immer nichts.

Nun musste sie den Blick doch abwenden. Da hatte sie es, schwarz auf weiß. »Ich möchte mich hier sicherlich nicht rausreden oder irgendwelche Gründe finden, die es gar nicht gibt.« Eine Pause folgte, in der sie krampfhaft versuchte ihn wieder anzusehen, doch sie schaffte es nicht. Sie konnte ihm nicht in die Augen blicken. »Alles... was ich sagen wollte... ist...« Ein Kloß machte es ihr schwerer zu reden. Sie fühlte sich beengt, als würde er ihr die Kehle zudrücken. »…ist... nur...« Sie schloss die Augen unter der Last und verfluchte sich, dass sie ausgerechnet jetzt ins Stottern kam. Scheiße nochmal! »...Kch.«

Doch Crocodile schien keine Anstalten zu machen einzugreifen. Er stand nur weiter da, lehnte an seinem massiven Schreibtisch und musterte sie – das spürte sie bis unter ihre Haut. Es machte die Sache nur noch schwieriger. Schweiß brach in ihr aus, sie spürte ihn an ihrem Kleid reiben, fühlte wie sie anfing zu zittern. Wie sollte sie das nur machen? Wie brachte sie diese Worte nur heraus? Was würde nun überhaupt noch etwas bringen? Es war doch sowieso alles egal. Es war alles vorbei. Sie hatte hier nichts zu suchen. Sie gehörte nicht mehr hierhin, sie gehörte nicht mehr zu ihm. Es war Zeit sich zu verabschieden.
 

Endlich brachte sie den Mut auf aufzublicken und was er nun sah, waren die zitternden Augenaufschläge einer viel jüngeren Paula. »Was bringt das schon? Selbst wenn ich sage, es tut mir leid, würden Sie doch nichts darauf geben. Nicht wahr? Das macht nichts wieder gut. Selbst wenn ich es erkläre, hassen Sie mich noch immer dafür. Ich nehm es Ihnen nicht übel, wirklich nicht. Ich kann mir ja selbst kaum noch in die Augen sehen.«

Nun krachte ihr Blick zu Boden und das Zittern wurde schlimmer. »Es tut mir leid, Bossu... Wirklich, es tut mir leid... Ich... es war... ich konnte einfach nicht ansehen, was dieser Kerl mit ihnen machen wollte. ...Ich wollte Zeit schinden, wollte lügen, damit ich nicht zusehen muss, wie sie gefoltert werden. Iroko hatte Recht... es ging mir um mich. Ich wollte das nicht sehen. Ich wollte das nicht hören. Ich wollte nicht, dass sie für Robin sterben... Ich dachte...«

Nun kamen die ersten Tränen. »Ich dachte Sie interessieren sich nur für Robin... ich dachte wir sind Ihnen egal. Aber... aber... ich wollte mich noch bedanken, dass Sie mich vor diesem Typ gerettet haben. Ich... ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen überhaupt etwas wert wäre... Und... und... ich... ich wollte... Sie nicht verraten... nicht wirklich... aber ich wusste... ich wusste einfach nicht was ich noch tun soll. Ich war verzweifelt.«

Schluchzen, sie ließ den Kopf weiter hängen, dass er sie nicht sehen konnte. »Es tut mir leid... ich weiß, Sie wollen das gar nicht hören... es ist sowieso vorbei. ...Ich weiß, was ich zu tun habe. Tut mir leid... Ich werde Sie nicht weiter belästigen. Ich wollte... Ihnen das nur sagen...«

Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und wollte die Tür aufreißen, als sie seine tiefe und eigenartig gedrungene Stimme davon abhielt. »Paula, jetzt warte doch Mal.«
 

Ihre Hand zitterte inzwischen so sehr, dass sie es schwer hatte die Tür wieder zu schließen und den Knauf loszulassen. Seine Aura bedrängte sie noch immer, nahm ihr die Luft zum Atmen und geißelte ihre Tränen. Sie hörte Schmerz aus seinen Worten, aber da war noch etwas anderes, was sie nicht zu deuten wusste. »Ich möchte nur etwas klar stellen.« Sie hörte wie er versuche die richtigen Worte zu finden, es schien ihm genauso schwer zu fallen wie ihr. »...Ich sehe das, was du getan hast, nicht als Verrat an.«

Ihre Augen weiteten sich und für einen Moment setzte ihr aus. Was? Wie bitte? Zittrig drehte sie sich um, starrte ihn an.

Sein Blick war fest und doch war da noch immer dieses eigenartige Ding, das aus ihm schrie. »...Du hast gelogen. Sie hätten Robin nicht gefunden, nicht auf Nankin-Mushi. Du hast sie nicht in Gefahr gebracht.«

Ihr Mund klappte auf, doch weil sie nicht imstande war auch nur einen Gedanken zu bilden, klappte er gleich wieder zu, vollkommen ungläubig.

Seine braunen Augen bohrten sich ihr entgegen, als wollten sie in ihrem Innersten wühlen. Sie spürte ihn, als wäre er bereits in sie eingedrungen, so nah war er. »Du hast mich verraten, das stimmt. Aber das Schlimmste, was mir dadurch hätte drohen können, wäre die Aufgabe meines Titels gewesen. Zumindest wenn es nach der Regierung gegangen wäre. Dass dieser Sonnenbrücken nach seiner eigenen Moral gehandelt hat, hat die Sache aber erschwert. ...Versteh mich nicht falsch. ...Es hätte mir nicht sonderlich viel ausgemacht dort zu sterben. Nicht mit deiner Lüge. Weil du sie auf eine falsche Fährte geführt hast. Sie hätten Robin nicht so schnell gefunden. ...Ich verstehe deine Gründe. Ich verstehe sie ziemlich gut. ...Nur... dass du es weißt.«
 

Vollkommen perplex stierte sie ihm weiter entgegen, noch immer unfähig irgendwas zu denken oder zu sagen. Nur einige Worte purzelten ihr ungewollt aus dem Mund. »A... aber...« Sie blinzelte heftig, ihre Augenlider flatterten richtig vor lauter Irritation. Dann schüttelte sie den Kopf und blickte zu Boden.

»...Ich will dich nicht abhalten zu gehen. Ich habe es jedem von euch frei gelassen, ob er gehen will oder nicht. Ihr wisst alle, wie gefährlich es bei uns ist. Die letzten Wochen haben es zur Genüge gezeigt. ...Ich wünsche dir und Jazz... alles Gute.«

Nun kamen ihr wieder die Tränen, doch sie raffte sich auf ihn ein letztes Mal anzusehen, die Augen und Wangen völlig gerötet und eingeweicht von ihren salzigen Tränen. »Bossu...«

»...« Nun war es an ihm den Blick abzuwenden.

Bebend stolperte sie näher, scheute sich aber den letzten Schritt auf ihn zu zumachen. »...Soll das... soll das etwa heißen, dass... dass Sie... uns wirklich gern hatten? Soll das etwa heißen Iroko hat Recht? Sind wir Ihre Freunde? Bitte sagen Sie etwas! Bitte, Bossu!«

Irritiert starrte er sie wieder an und man sah, dass ihm für einen Moment der Atem stockte. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte.

Erneut schüttelte Paula den Kopf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Es tut mir so leid... ich hab alles kaputt gemacht. Ich wäre so gerne Ihre Freundin geblieben. Ich würde so gern alles rückgängig machen. Ich würde so gerne bleiben. Aber ich weiß, dass das nicht geht. ...Es tut mir so leid...«

Als das Schluchzen noch schlimmer wurde, hob Crocodile die Hand, ohne zu wissen, was er mit ihr tun sollte. Sie sank wieder zurück, doch seine Augen hefteten weiter an der blauhaarigen Frau vor ihm. Er wirkte unsicher, als würde er etwas zurück halten. Doch dann, plötzlich sank seine Stimme, ehe sie nur noch ein tiefes, dumpfes und unsicheres Hauchen war. »Paula... du... möchtest also bleiben?«
 

Wie ein kleines Kind nickte sie heftig, während sie sich das salzige Wasser aus den Augen wischte. »Ich weiß, dass es nicht geht... Ich verstehe das – wirklich. Ich habe Sie enttäuscht.«

»...Du kannst bleiben, wenn du möchtest. Aber...« Er wandte den Blick ab, in ein Nichts. »...ich... es wird... ich kann nicht...« Seine Hand legte sich an seine Stirn und sein Ausdruck wirkte gequält. »...hör zu... ich... wenn du wirklich hier bleiben willst, dann du musst du darauf gefasst sein, dass ich... ich werde...« Er atmete tief ein und blickte sie an, sammelte all seine verbliebene Kraft und kehrte wieder zu seiner alten Maske zurück. »...Wenn du bleibst, musst du etwas für mich tun.«

Verwirrt starrte Paula ihn unter ihren aufgequollenen Augen an. »...Was?«

»...Ich kann es dir noch nicht sagen. Aber... ich werde es, wenn du bleiben möchtest.« Sein Blick schrie um Hilfe, zumindest hatte Paula das Gefühl sie würden es tun, so hilflos wirkte er in diesem Moment. »Ich schaffe es nicht alleine.«

Einen sehr sehr langen Moment starrte sie ihn einfach nur an, als wäre sie in Stein gemeißelt. Ihr Boss wollte, dass sie blieb? Er wollte, dass sie ihm half? Was zum Teufel war los? Was war passiert? Was hatte er vor? Die Irritation hatte sich so sehr verstärkt, dass ihre Tränen aufgehört hatten sie zu belästigen. Nur noch ihr nasser, geweiteter Blick harrte auf ihm, klammerte sich an seine dunklen Augen, als wären sie Götzen. Und dann machte ihr Herz einen wohligen Sprung, als sie sich selbst die Worte sagen hörte, die sie lieber verheimlicht hätte. »Ich bleibe. Ich lasse Sie nicht im Stich, Bossu. Was auch immer es ist, ich werde Ihnen helfen.«
 

~ ~ ~
 

Es fehlte nur noch Bon.
 

Der Abend dämmerte, die Sonne begann gerade unterzugehen, war bald nur noch eine rot-leuchtende Kugel am Himmel und die Temperaturen senkten sich ebenfalls träge. Es war längst nicht mehr so heiß wie vor ein paar Stunden und Robin saß inzwischen auf der Reling und starrte auf die Stadt vor sich. Bis auf Bon waren sie alle wieder zurück gekommen. Sie konnte es wirklich kaum fassen, nicht begreifen und gleichzeitig konnte sie das gierige Schlagen ihres Herzens nicht ignorieren, das ihr sagte "es ist noch nicht vorbei, es gibt noch Hoffnung für euch". Nicht nur für sie und Crocodile, sondern für Baroque Works. Was als Untergrundorganisation angefangen hatte, um ein schreckliches Geheimnis aus der Vergangenheit aufzudecken, hatte in einem Desaster geendet und scheinbar... scheinbar ging es jetzt doch noch weiter. Sie sollte sich nicht zu viel dabei denken, nichts interpretieren, aber... sie waren alle hier und Bon? Nein, Robin war sich sicher, dass er noch kommen würde, kommen musste. Sie war sich über niemanden so sicher, wie über Bon.

Es dauerte nicht mehr sehr viel lange, da erkannte sie seine Silhouette. Groß, wie immer mit dem exzentrischen Mantel, der ihm um die behaarten Beine wehte. Die letzten Sonnenstrahlen fielen ihm auf den Rücken, so dass sein Gesicht kaum auszumachen war. Seine Schultern waren leicht nach vorn gebeugt und er wirkte seltsam niedergeschlagen. Kurz vor der Rampe blieb er auf dem Steg stehen und sein Kopf hob sich langsam. Fast vermisste Robin noch dramatische Musik, eine Geige oder Trommelschlag. Als er aufblickte, erkannte sie Tränen, die ihm sein Make-up verschmierten. Ein paar weitere Sekunden passierte gar nichts, ehe er in lautes Kreischen ausbrach. »Ahhhhhhhhh, Robin-chaaaaaan!!!!!«

Sein Kreischen wurde immer lauter und nach nur kurzer Zeit rann ihm der Rotz aus allen möglichen Körperöffnungen. »BHUHUHUHUHUUHUHUHUUHU!!!«

Irritiert stand sie auf und kam den Steg herunter. »Bon? Was ist de-« Doch sofort unterbrach er sie, riss den Arm nach oben, reckte den Kopf zur Seite und schrie weiter. »Ahhh, komm nicht näher Robin-chaaaan, sonst bringe ich nicht fertig, was ich geplant hab!«

Vorsichtig zog sie die Augenbrauen nach oben. »Ich versteh nicht ganz.«

»Buhuhuhuhuhu! Rooooobiiiin-chaaaaan!«

Mitten auf dem Steg hielt sie nun inne und betrachtete den Mann unsicher, als auch Uma sich über die Reling beugte- »Neee, was krakeelst du denn schon wieder so hier rum, eh? Eh? Was soll das? Was soll das denn? Jetzt mach nicht so ein Drama, sondern komm endlich hoch. Wir warten hier nur noch auf dich. Ja, auf dich, du Schnecke!«

»Buhuhuhuuhu!« Das Gejammer wurde noch schlimmer. »Umaaaaaa! Mähhhhhhhhhhhhhhhh! Ich werde euch alle soooo vermissen!«

»Vermissen? Was soll das denn heißen? Ne, ne? Nenenenenenenene?«

Robins Blick wurde langsam düster. »Du willst nicht mitkommen?« Das konnte doch gar nicht sein.

»Buhuhuhu, es tut mir so leid Robin-chaaan!« Endlich warf er sich, in einer halben Drehung auf sie und drückte sie besitzergreifend an sie. »Ahhhh! Sei mir nicht böse! Ich liebe dich doch Robin-chan!!! Aber ich muss was gaaanz Dringendes erledigen. Ja, gaaanz extrem dringend. Ich komme wieder. Ich schwöre es. Ja, bei meinem Leben!« Nur Bruchteile nachdem er mit seiner Ansprache begonnen hatte, segelte ein neues Schiff in den Hafen, besonders markant an seinem pinken Rumpf auszumachen. Es war Bon's Schiff, seine alte Crew, die ihnen damals zum Abschied gewunken hatte. Auch dieses Mal winkte man ihnen entgegen, aber es wirkte anders. Bon heulte sich noch immer bei Robin aus. »Ahhhhhhhhhhh! Sei mir nicht böse, Robin-chan!«

»Ich…«

»Biiiiiitteeeeeeeee!«

»Was...Bon..« Sie schob ihn etwas von sich. »Was hast du denn vor?«

Er schniefte herzzerreißend und drückte den Kopf gegen Robins. »Erinnerst du dich noch an Kawari-ori? Die Winterinsel mit den ganzen alten Leuten und dem kleinen Mädchen?«

»…Ja.«

Nun kam auch Gal an Deck und blickte perplex auf das Schauspiel, das da geboten wurde. Nur ein paar Meter daneben stand Crocodile, dessen Miene nichts verriet.

»Buhuhuhu, bevor wir auf unbestimmte Zeit davon segeln und nie vielleicht nie wieder zurück kommen, muss ich mein Versprechen einlösen, was ich der kleinen Tima gegeben habe.« Kaum hatte er das gesagt, drehte sich sein Schiff etwas und man konnte massenweise Kontainer erkennen. »Buhuhuhu, Kleider, Essen und noch mehr, was das Herz begehrt!«

Robin's Augen wurden immer größer. Ja, sie konnte sich an diese Insel erinnern. Die erste Station auf ihrer Suche nach Pluton. Eine einsame Insel, auf der es praktisch nichts gegeben hatte außer Schnee und diese verwahrlosten, kranken, dem Tode nahen Menschen. Und sie erinnerte sich auch an Bon's Versprechen dem Mädchen gegenüber. Das Mädchen, dass nicht einmal gewusst hatte, was ein Bonbon war und jetzt wollte der Inbegriff der Süßlichkeit ihnen zur Rettung eilen.

Noch immer presste er sich an sie und schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen. In keiner Sekunde ging sein Blick zu seinem Boss oder zu Gal, nur Robin schien ihm wichtig zu sein, in diesem Moment. Irgendwann ließ er dann doch locker und starrte der Frau tief in die Augen. »Hab Geduld, Robin-chan, ich bin bald wieder bei euch. So schnell könnt ihr gar nicht segeln, da bin ich schon wieder da!« Er weinte noch immer und als Robin zum Sprechen ansetzte, küsste er sie unvermittelt auf die Stirn und flüsterte. »Pass auf Iroko-chan auf und... auf dich, Robin.«

»Ich...« Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Viel Zeit ließ er ihr nicht, sprang einfach plötzlich im Lauf auf die Reling seines eigenes Schiffs und heulte sich die Seele aus dem Leib, winkte ihnen theatralisch und wirbelte immer wieder umher, dass sogar die Sonne blass wurde. Alles glitzerte um ihn herum, schon beinahe so sehr, dass einem die Augen weh taten. Das Schiff setzte sich in Bewegung. »Bald sehen wir uns wieder! Wartet auch mich! Ich kehre zurück! Ich schwöre es!!!«
 

Robin stand einfach nur da und zum wiederholten Male an diesem Tag wollte ihr der Mund aufspringen. Was zum? Nur Uma konnte es nicht aufhalten und ratterte vor sich hin. »Hääää? Was? Was? Was? Was? Was? Was? Das ist sein Ernst? Er geht? Er geht? Was? Was? Was?«

Auch Gal wirkte mächtig irritiert. Sein Mund stand ein Stück auf, und als er dies bemerkte, klappte er ihn gleich wieder zu. Damit hatte er nicht gerechnet.

Es dauerte ewig, ehe Robin sich darauf besann und mit leicht hängendem Kopf die Planke wieder herauf kam, sich an Deck stellte und jetzt nur noch darauf wartete, dass das Schiff ablegte. Bon war... nicht hier? Das war tatsächlich schmerzhaft. Es machte sie richtig unglücklich. Sie konnte ihn verstehen. Bon würde sein Versprechen einhalten und dann zu ihnen stoßen, aber... es war merkwürdig. Besser sie dachte nicht zu lange darüber nach. Ausgerechnet Bon?

Uma stand noch immer über der Reling gelehnt da und starrte dem sich entfernenden Schwanenschiff nach. »....Eh?«

Crocodile hatte sich schon längst wieder umgedreht und war unter Deck verschwunden, als Gal endlich den Mund wieder aufbekam. Auch er starrte noch ungläubig seinem alten Zimmerpartner nach. »Er... ist weg.«

Etwas aufgebracht klatschte Umas Faust auf die neue Reling der Minerva. »Da brat mir einer nen Storch. Ich hätt ja mit allem gerechnet, nur nicht damit!«

Ihr Gegenüber wirkte etwas geknickt, wandte sich nun aber von ihr ab. »Er kommt ja wieder.«

Darauf erwiderte die Maulwurfsfrau nichts. Er würde wieder kommen. Nur wann?

»Alle an Deck, wir legen ab!« hörten sie Crocodile dumpf rufen. Kurz darauf war Jazz bereits in den Netzen.

Robin drehte sich noch ein letztes Mal um und blickte über ihre Schulter zurück, an den Horizont an dem Bons Schiff verschwand. Er hielt sein Versprechen. Das war Bon Clay, so wie sie ihn kannte. Aber musste das jetzt sein? Sie hätte ihn so gerne um sich herum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aja1992
2011-09-27T17:20:33+00:00 27.09.2011 19:20
Hammer Kapi^^
Aber auch ein wenig traurig^^
macht weiter so^^



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