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Kaizoku no Baroque

II. Der salzige Wind der See
von

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Tara Lim - Ein neuer Horizont

Das Mädchen schluckte hart und allein der Anblick löste Sehnsucht, Schmerz und Nervosität in ihr aus. Plötzlich waren da so viele Gefühle, die sie nicht mehr ignorieren konnte, nicht in diesem Moment. Sie waren hier. Sie... waren wirklich... hier. Starr geforen starrte sie weiter auf das Schiff und spürte wie ihre Entschlusskraft davon schmolz. Sie wollte wegrennen und nicht mehr zurück blicken.

»Ich glaub es ja nicht!« klang es plötzlich neben ihr und ehe sie es sich versah, sah sie ein erbostes hübsches Gesicht vor sich. Die grünen Augen erstachen sie fast und doch konnte sie in ihnen Wärme und Liebe erkennen, wie sie nur vor langer Zeit kannte. Die Blauhaarige schüttelte sie kurz durch. »Du kannst was erleben, Kleine!«

Mit starren, weit aufgrissenen Augen blickte sie Paula entgegen, alle Worte steckten in ihrem Rachen fest. Sie schluckte heftig, aber nicht einmal ein Röcheln kam hervor.

Ehe sie es sich versah drückte sich ein Finger an ihre Nasenspitze und schnipste sie zurück. »Was sollte das auf Toshi-o-Toru eigentlich? Nicht Mal den Mumm gehabt uns Tschüss zu sagen, huh?! Aussteigen hin oder her, so nett hättest du wirklich noch sein kann, du Göre!«

Iroko begann zu schniefen und spürte wie ihr Tränen über die Wangen rollten. Oh Gott, was war den jetzt mit ihr los? Sie konnte das Zittern ja kaum abstellen. »Ich... ich...«

Und prompt hatte sie ihre Brüste im Gesicht, als sie sie heftig umarmte und durchknuddelt. »Kleine Göre du! Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wie geht es dir? Was hast du so gemacht? Gehts dir gut? Hast du neue, nette Leute gefunden? Was machst du überhaupt hier?«

Doch noch immer hatte Iroko alle Mühe überhaupt Sauerstoff einzuatmen. Paula erleichterte es ihr nicht gerade. Mit bebenden Fingern versuchte sie sie von sich wegzudrücken. »...«

Die Köchin ließ es geschehen, ging in die Knie, legte die Hände an die kleinen Schultern und sah ihr lächelnd ins Gesicht. »Man, es ist so schön dich zu sehen. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Niemand hat ja erzählt was nun eigentlich los war. Es ist so schön, zu gesehen, dass du noch gesund und munter bist.«

Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und ein leises Knurren war zu hören. Das galt ihr selbst. Sie wollte sich zwingen, endlich wieder die Kontrolle über ihren verdammten Körper zu übernehmen. Und während sie sich die Tränen aus den Augen wusch, zerrte sie ihre Stimme wieder an die Oberfläche. »Mir geht's gut. Aber... wie... wie geht es euch?«

Nun strahlte sie. »Uns gehts gut. Ist alles noch ziemlich eigenartig, aber langsam wird das wieder.«

»Besser? Was ist… ist mit...?« Herr im Himmel, sie wollte doch nur wissen, ob alles in Ordnung war. Mehr wollte sie doch gar nicht sagen, mehr wollte sie von Paula nicht.

»Mit Bossu und Robin? Oh, die sind wieder fit.« Ihr Lächeln nahm etwas ab. »Ziemlich verliebte Vögel, die sieht man kaum mehr, so selten gehen die aus ihrer Kabine. Aber hey, jetzt Mal genug von uns, erzähl endlich von dir!«

»Wa...?« Ungläubigkeit starrte ihr entgegen. Dann schüttelte sie plötzlich den Kopf. »Gibt nichts zu erzählen. Im Verhältnis zu euch, habe ich nichts erlebt.«

Das brachte Paula dazu die Unterlippe nach vorn zu schieben. »Bla bla, nun erzähl schon!«

»Iroko?« Ertönte es von der Seite, ehe ein zweites bekanntes Gesicht neben sie trat. Er wirkte ganz anders, als sie ihn kannte. Gals Gesicht war fast sorgenlos, nicht so angespannt wie sonst, die Kleidung locker und die Haare im Pferdeschwanz nach hinten gekämmt. Er wirkte wie einer der Touristen in seiner Bermudahose und einem weiten Tshirt.
 

»Ja, hey Gal! Sieh wer aus seinem Loch gekrochen kam!« Sie knuddelte Iroko kurz nochmal.

Als sie ihn so sah, kamen ihr gleich wieder die Tränen, doch zumindest schaffte sie es diesmal sie gleich abzuwehren. Das ging doch auf keine Kuhhaut! »...Mister Three...«

Er wirkte etwas traurig bei diesem Namen, doch schnell hellte sich sein Gesicht wieder auf. »...Nicht mehr, Iroko.« Er war so ruhig, wie sie ihn kannte, nur die Arroganz war verschwunden. Langsam kam er näher und zwang sich sie nicht zu täscheln, denn er wusste, dass sie das nicht mochte. »Was machst du denn hier?«

Sie murmelte nur unverständlich. »...Sightseeing...«

»Oh, ist es hier schön?« Seine Augen leuchteten bereits.

Als sie die beiden so sah, kam ihr der Gedanke, dass was auch immer passiert sein mochte, scheinbar hatte es sie rein geschwaschen. Diese beiden zumindest. Sie wirkten so viel... lebendiger. »...Wenn man volle Inseln, die für Touristen ausgelegt sind mag...«

Gal lächelte weiter, sagte aber nichts mehr sondern musterte sie nur.

»Also Iroko!« Paulas Blick war wieder ernst. »Nun aber zurück zur Sache. Wie geht es dir!«

Sie machte plötzlich einen Schritt zurück. Oh, sie fühlte sich so fehl am Platz. »...Gut, sagte ich doch.«

Ihr Blick verfinsterte sich weiter, doch sie wirkte eher wie eine Mutter, die sich sorgte. »Wirklich? Ist was passiert?«

»Nein, nichts. Ich tue nur jemandem einen Gefallen. Deswegen bin ich hier und als ich Ossan getroffen habe und er mir gesagt hat, dass ihr herkommt, dachte ich... ich dachte... ich wollte nur…« Ihr Kopf richtete sich gegen den Boden, bis ihre Augen hinter der Kreppe ihres Hutes verschwand. Warum nur tat es plötzlich so weh, die zwei zu sehen?

In diesem Moment spürte sie die weichen Hände der Frau ihre Arme streicheln. »Tut mir leid... sollen wir wieder gehen? Hast du Angst? Keine Sorge, ich glaube niemand hat bisher Verdacht geschöpft.« Dann etwas leiser. »Bossu meinte Robin hätte zugestimmt sich zu verkleiden.«

Das brachte Iroko dazu die Stirn zu runzeln. »Was?«

»Ich meine, du bist ausgestiegen. Du hast sicher keine Lust mit uns gesehen zu werden.« Sie zuckte die Schultern. »Es ist immer noch gefährlich, auch wenn alles gut gelaufen ist. Aber die Chancen stehen gut.«

»Ich bin doch nicht ausgestiegen, weil ich Angst hatte!« erklang es empört. »Was interessiert mich das denn? Seit wann denn?«

Nun wirkte Paula irritiert. »Warum denn dann?«

»...Robin hat euch… euch nichts gesagt?«

Die Blauhaarige blähte die Wangen wieder etwas auf. »Pff, als ob. Keiner hat ne Ahnung was los war. Deswegen war ich dir ja auch so böse, dass du nicht Mal den Anstand hattest dich zu verabschieden!« Sie kniff ihr in die Wange, worauf Gal sie zu besänftigen versuchte.

»Hey, lass sie, das tut doch weh!«

»Pfff, soll es doch! Hat auch weh getan sie los zu lassen. Selbst wenn es Bossus Entscheidung war.«

»Tu doch nicht so...« flüsterte das Mädchen leise und entfernte sich weiter von ihr.

Sie stemmte die Hände in die Hüfte. »Du hast es echt gut, dass du nicht in diesen blöden Plan eingebunden warst! Und klar hab ich mir Sorgen gemacht. Selbst wenn Bossu meinte es sei alles erledigt und dir ginge es gut!«

»Ich hätte auch gar nicht mitgemacht!« Ihre Stimme klang höher als zuvor, aufgeregt beinahe, ein selten gesehenes Phänomen bei Iroko.

»Verständlich.« Die Frau seufzte und blickte zu Boden. »...Ich habe es auch nur getan, weil ich Bossu noch etwas schuldig war. ...Du weißt warum.« Sie schielte kurz zu Gal, der zum Glück nicht wusste warum. »Aber inzwischen hab ich wieder Hoffnung. Er liebt sie wirklich. Und auch wenn ich nicht bereit bin mein Leben für sie hinzuwerfen, bin ich doch dafür bereit dafür zu kämpfen, dass wir zusammen als Crew noch ein wenig herum reisen können.« Dann glitt ihr Blick zurück auf die Minerva. »Er hat mich gebeten zu bleiben und er wusste von Anfang an, dass Robin ihn vielleicht nie wieder sehen wollte. Und trotzdem hat er es getan. Es war für uns alle schwer, aber ich habe versprochen bei ihm zu sein.« Nun grinste sie die kleine an und streckte die Zunge raus. »Auch wenns echt schwer war.«

»Gut, wenn es euch gut geht, dann...« Hastig wandte sie sich ab. »Mehr wollte ich nicht wissen.«

»Hey, willst du etwa schon gehen?« Gal wirkte etwas traurig. »Wir haben uns so lange nicht gesehen.«
 

Iroko sah ihm entgegen und plötzlich fiel ihr etwas ein. Einen Moment sagte sie gar nichts, kramte in ihrer Tasche nach etwas und hielt es ihm dann entgegen. »Ich habe vergessen dir das zu geben.« Es war ein blauer Skizzenblock. »Darin sind alle Inseln, die ich für dich zeichnen sollte.«

Sein Gesicht erhellte sich sofort und nun umarmte auch er sie, wenn auch nur kurz. »Dankeschön, Iroko, das bedeutet mir viel.«

Das war eindeutig nicht ihr Tag. Erneut presste sie ihre Tränen zurück. »...Er ist nicht mal zur Hälfte voll, aber...« Wieder schluckte sie hart. »...Du wirst wohl jetzt immer aus Erinnerung bauen müssen oder... zeichnest du selbst?« Auch wenn sie sich das kaum vorstellen konnte. Gal bekam nicht mal ein Strichmännchen zu stande. Zumindest nicht auf Papier.

Sein Kopf drehte sich etwas zur Seite und er wirkte nachdenklich. »Hmm, ich weiß nicht. Ohne dich wird es wohl schwer werden.«

»Tut mir leid…«

»Awww, Iroko.« Paula knuddelte sie wieder durch. »Du bist ja so eine Heulsuse geowrden. Hahaha.«

Sie drückte sie heftig zurück und stolperte von ihr weg. »Lass mich doch in Ruhe.«

»Kihiihihi…« Paula hatte selbst Tränen in den Augen und gerötete Wangen. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht«

»Hör auf damit!«

»Oi oi, nun zick Mal nicht so rum.« Sie winkte sie zu sich. »Komm wir gehen aufs Schiff und sagen den anderen Hallo.«

»Nein!« kam es außer sich von ihr, sie trat den Rückwärtsgang ein. »Ich habe mit euch doch nichts mehr zu tun.«

»Nun hab dich Mal nicht so!« Wieder der Zeigefinger, der an die strenge Mutter erinnerte. »Hallo sagen kannst du ja wohl noch, oder?«

»Warum sollte ich? Ich habe was ich wollte.« Ausreden! Sie brauchte Ausreden! Sie konnte sie nicht alle ertragen, das würde sie zerbrechen. Erst Ossan, dann Paula und Mister Three und... jetzt noch die anderen? Nein, das ging auf gar keinen Fall. Es war so schon nicht einfach sich überhaupt erst einzugestehen, wie sehr sie diese Menschen vermisste, wie sehr sie dieses Zuhause vermisste und dass sie... dass sie zurück wollte.

»Und was wolltest du?«

»Sehen, dass es euch gut geht! Muss man sich ja Sorgen machen, wenn man die Zeitungen heutzutage liest!«

»Kihihi, also magst du uns doch!« Sie stach ihr in die Seite und nahm sie dann in die Hand. »Los, komm schon!«
 

Das Mädchen wehrte sich aber noch immer, die Stimme nun schon panisch. »Nein! Lass mich los! Ich will nicht!«

»Iroko...« Nun kam Gal etwas näher und sah sie ängstlich an. »Was ist los?«

Bittere Tränen rollten jetzt wieder über ihr Gesicht. »Lasst mich in Ruhe! Ich will das nicht. Ich will euch nicht alle wieder sehen. Ich will nicht... will nicht, dass es so weh tut.«

Nun lies Paula sie los, dergleiche besorgte und dennoch traurige Blick in ihren Augen.

Sie nahm sie kaum noch war, rieb sich heftig über die Lider. »Ich hatte schon mit allem abgeschlossen, ich hatte mich schon längst entschieden und dann mischen sich Bossu und Robin ein und dann muss ich euch wieder sehen... das ist nicht fair! Ich... ich ertrage das nicht! Ich will das nicht schon wieder!« Warum nur? Warum konnte ihr Herz sich nicht mehr beruhigen? Warum fühlte sie sich so leer? Warum hatte sie es nicht vorher bemerkt? Ja, sie hatte mir der Welt abgeschlossen, aber das Ende war nicht gekommen, dank Crocodile und Robin und jetzt, wo die Welt weiter an ihr vorbei zog, erst jetzt bemerkte sie wirklich, wie sehr sie ihre Crew ins Herz geschlossen hatte. Dass sie sie wirklich in ihr Herz gelassen hatte. Jeden einzelen von ihnen aufgenommen. Den gleichen Fehler begangen wie damals. Deswegen tat es so weh, nicht wahr? Deswegen hatte sie Ossan kaum ansehen können, deswegen rollten die Tränen ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Es war ihre neue Familie geworden. Aber sie wollte keine Familie! Sie brauchte das nicht!

»Iroko… es tut mir so leid, was alles passiert ist.« Paula berührte sie nicht mehr, sah sie nur noch durchdringend an. »Die letzten Wochen und Monaten waren wirklich schrecklich. Aber es ist nicht mehr zu ändern. Wir haben alle Fehler gemacht und wir alle haben schreckliche Dinge gesagt und getan. Wir haben alle gelitten. Es tut mir leid.«

Sie schüttelte hastig den Kopf. »Hör doch endlich auf damit...« kam es schon flehend. »...Ich habe das kaum... kaum noch mitbekommen. Ich... ich hatte doch schon alles aufgegeben, schon vor... so langer Zeit.«

»Iroko.« Ihre Stimme war leiser geworden. »Ich bitte dich nicht zu bleiben, obwohl ich es mir wünschen würde, ich will doch nur noch ein bisschen Zeit mit dir verbingen.«

Ungläubig und aus verweinten Augen starrte sie der Frau vor sich entgegen.

»Möchtest du nicht?« fragte diese noch leiser.

Ihre Augen wurden immer größer und größer. »...Ich... ich...« Dann kniff sie sie fest zusammen und brüllte beinahe über den ganzen Platz. »DOCH DAS WILL ICH!«
 

Überrascht riss sie die Augen auf und begann erneut zu starren. »...Nein, ich meine... ich...«

»Awwww!« freudig klatschte Paula darauf in die Hände und riss sie dann in ihre Arme, knuddelte sie nochmal durch und zerrte sie dann hinter sich an der Hand mit Richtung Minerva. »Dann auf zu den anderen!«

»Nein! Lass mich!« Sie wehrte sie heftig. »Das war nicht so gemeint!«

Doch die Köchin ließ sie nicht los und schleifte sie die Planke hinauf. Gal war allerdings nicht dabei, er suchte - nicht ganz unbewusst - nach Bon. Als Iroko seinen Namen erwähnt hatte, hatte er schon die ganze Zeit gehen wollen. Aber erst jetzt konnte er sich unbemerkt davon schleichen. Das kleine Mädchen verstand nur die Hälfte von dem Gebrabbel, das nun aus Paulas Mund floss. Die große Frau zog sie über die Planke hin auf das Deck und herunter in die Kombüse. Noch immer war ihr Gesicht sich nicht sicher ob es weinen oder lachen sollte. Als sie endlich die Tür zur Küche aufriss und mit Iroko fest an der Hand hineinging, erntete sie überraschte Blicke von den beiden Männern, die dort standen. Miki und Crocodile hielten beide eine Tasse in der Hand und schienen durch die Blauhaarige in ihrem Gespräch unterbrochen worden zu sein. Iroko roch den angenehmen Duft von Zimt und Apfel - sicherlich Mikis Getränk - sowie den herberen Geschmack von schwarzem Tee. Doch da waren noch andere Gerüche, die mit einem Mal auf sie eindroschen.

Paulas Geruch, vorwiegend von Parfum und Körpercremes getüncht; der schwefelige Geruch des Herdes, der ein wenig defekt war und ihn immer ausströmte, wenn er angeschaltet worden war; der Geruch des Holzes und der Dielen, der Duft von frischer Farbe; Mikis Geruch und Crocodiles Geruch. All diese Dinge ertränkten sie in ihren Erinnerungen an den Ort, die nun so nah waren, wie nie zuvor. Die Gedanken, Gefühle, die sie stets zurück gedrückt hatte, sprudelten dadurch hervor und drohten sich ihrer zu bemächtigen. Hier, in dieser Kombüse zu stehen, erinnerte sie an ihre Crew und an die Zeit mit ihnen. Es erinnerte sie an etwas, das sie nur mit dem Wort "Zuhause" richtig greifen vermochte.

Paula ging gleich in die Knie und kuschelte Iroko noch einmal von hinten, ehe sie sie nach vorne stieß, die Hände in die Hüften drückte und den beiden Männern siegessicher die Zähne entgegen bleckte. »Seht Mal wen ich aufgegabelt hab!«

Mit weit aufgerissenen Augen, die Tränen noch immer aus ihren Augen kullernd, konnte das Mädchen nichts anderes tun, als schwer zu schlucken und sich bemühen, nicht den Mund aufklappen zu lassen. Ihr Herz raste so schnell, dass sie befürchtete, es würde ihr gleich davon laufen. Das war es. Das war es, was sie wollte. Aber... sie konnte unmöglich... sie konnte doch nicht mit offenen Augen den gleichen Fehler machen. Nicht das zulassen, was sie überhaupt erst zu dem gemacht hatte, was sie heute war. Ein Kind, das furchtbare Angst vor einer dunklen, undurchsichtigen Zukunft hatte. Nicht länger mochte sie das Unerklärliche, suchte nicht mehr nach Antworten. Das war doch vorbei…

Im nächsten Moment nahm sie nur einen verschwommenen Schatten war, ehe sie in Mikis Armen lag. Der Riese hatte sie hochgenommen und presste sie nun an sich, sein Geruch jetzt direkt in ihrer Nase. Er roch irgendwie nach Schießpulver und frischen Kräutern. Seine Monsterhände hielten sie aufrecht, sanft, vorsichtig. Und dann hörte sie sein Schluchzen, eine hastige Atmung und spürte seine Tränen auf ihre eigenen fallen. »Iiiiirooookooooooo....«

Starrgefangen in diesem Schwall von Gefühlen hielt sie den Atem an, sagte nichts, starrte nur weiter. Sie befürchtete, dass sie selbst, wenn sie wollte, kein Wort sagen konnte. Das war einfach zu viel für das Kind, zu viel, viel zu viel.

Als sie nicht reagierte, ließ er sie wieder herunter, wischte sich langsam mit dem Arm über das Gesicht. »...«

Ihr irritierter, fast verängstigter Blick glitt von Miki zu Crocodile und wieder stockte ihr Atem.

Auch er wirkte gelinde gesagt irritiert, versuchte aber sich das nicht anmerken zu lassen. Er lehnte etwas verkrampft an der Theke und blickte sie stumm an*

Währenddessen klebte Paula wieder an ihr und drückte ihre Wange an die Ihre, dass sie blinzeln musste. »Ich wusste doch, dass du noch etwas Anstand hast, Kleine! Bleibst du noch auf was zu Essen? Hast du Hunger? Was willst du essen? Ich hab alles da, was du willst. Eis, Süßigkeiten, Fleisch, vegetarische Gerichte, Pfannkuchen, Omletts vom Frühstück...« Die Liste fuhr fort.

Iroko schloss die Augen. »...Sei bitte ruhig, Paula.«

»Und Hühnchen und Klöpschen und Forelle und eh?«

Das Mädchen ignorierte sie und blickte nur zu ihrem ehemaligen Boss, die Stimme seltsam wacklig, beinahe nur ein Flüstern. »Sie.. .Sie sind glücklich... Sie... Sie sind endlich glücklich... nicht wahr?«

Crocodile wirkte mehr als nur distanziert, nickte lediglich stumm und musterte sie weiter.

»Sei nicht so frech, junge Dame!« schnatterte Paula über sie her.

Irokos Blick änderte sich plötzlich. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, ihre Augen strahlten richtig, der Mund verzog sich zu einem raren Grinsen. »Hat ja lang genug gedauert.« Diesmal fielen ihre Augen zu Boden, lächelten ins Nichts. »Ich hatte immer Angst, dass der Schmerz zu groß sein könnte, dass Sie niemals... dass Sie niemals wirklich das finden können, was Sie immer gesucht haben. Aber... es ist schön zu wissen, dass... dass Sie es bekommen haben. Sie... Sie haben es verdient...«

Ihm klappte der Mund auf, doch er schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Stattdessen starrte er sie weiter an.

»Ich hoffe Sie passen gut auf Robin auf... ich meine, ich weiß, dass Sie das werden...« Das Mädchen schüttelte den Kopf. Was erzählte da nur für einen Mist?

»Awww, Iroko! Du magst uns also doch noch!« Und wieder wurde sie in die Mangel genommen.

»Lass mich bitte los Paula...« Ihre Stimme drohte immer wieder zu brechen. Das Lächeln war verschwunden, der Blick leer, fast traurig, verängstigt.
 

»Warum bist du hier?« erwiderte Crocodile nun endlich, etwas unsicher. »Hast du Bon getroffen?«

Sie nickte. »Ich bin zufällig hier, weil... ist auch egal, warum. Und ja, ich habe Ossan im... uh, im Zirkus getroffen und als er mich gesehen hat, da... ich habe ihn kaum abschütteln können. Er sitzt jetzt noch in dem Hotel und kann sich nicht fortbewegen.«

»Also hat er dir alles erzählt?«

»Sagen wir, das Meiste. Den Rest konnte ich mir schon denken. Ist ja nicht gerade ein Geheimnis, dass Nico Robin tot ist und dennoch seltsame Sachen passieren.Vor allem Ihr Name ist... immer wieder in aller Munde.« Langsam, sehr langsam bekam sie sich wieder unter Kontrolle. Solange Paula die Finger von ihr ließ.

Er schluckte hart. »Was soll das heißen?«

»Hayu. Ich will gar nicht wissen, was da passiert ist. Aber das trägt eindeutig Robins Handschrift. Und Ihre, nicht wahr? Ich bin nur noch hier, weil ich sehen wollte, ob alle wohl auf sind. Scheinbar ist dem so.«

»Meinst du jemand schöpft Verdacht?« entgegnete ihr Boss etwas leiser, unsicher.

»Nein.« kam es völlig ruhig. Sie war wieder in ihrem Element, als würde sie einen Bericht an ihren Boss abliefern. »Man verdächtigt Sie nicht mal Bo...« Sie räusperte sich. »...Sir Crocodile.« Wow, das fühlte sich extrem unangenehm an. »Ich muss zwar sagen, dass es mich wundert, aber selbst der Blaue Fasan scheint auf ihrer "Seite" zu stehen. Zumindest ist die Marine genauso blauäugig wie eh und je. Das war wirklich mutig und... ziemlich bescheuert. Aber es hat offenbar funktioniert.«

Er atmete kaum hörbar und doch spürbar erleichtert aus. Nun verschränkte er die Arme und man merkte, dass seine Anspannung weniger wurde. Er musterte sie interessiert. »Und wie geht es dir?«

Ihr Atem stolperte schon wieder, aber sie ließ es sich diesmal nicht anmerken. Interessierte ihn das etwa wirklich?. »Gut...«

»Gut?« Seine Augenbraue hob sich. »Kann ich mir kaum vorstellen.«

Sie starrte wortlos zurück. Doch er schien ihrem Blick nicht stand zu halten. Irgendetwas war da. Einen langen Moment herrschte Ruhe, ehe er Miki und Paula einen bedeutungsvollen Blick zuwarf.

»Könntet ihr uns kurz alleine lassen?«

Miki nickte nur, gab Iroko ein kurzes Zeichen. "Renn nicht gleich wieder weg, bitte", sagte er und setzte sich dann in Bewegung. Auch Paula folgte ihm sichtlich irritiert, fast schon beleidigt und schloss die Tür dann mit einem Hüftschwung hinter sich.
 

Erst als sie das Klacken ihrer Schuhe leiser werden hörten, sah Crocodile das Mädchen wieder an. Diese ließ kein bisschen ihrer eigenen Irritation ans Tageslicht sickern. Und verwirrt war sie. Was wollte er denn jetzt von ihr?

Einen sehr langen Moment blickte er sie so an und sie konnte seinen Blick bis tief unter ihre Haut gehen spüren. Erst dann, nach einigen Sekunden seufzte er schwer und atmete tief durch. »Ich weiß, dass es dir ganz sicher nicht "gut" geht. Nicht nachdem, was auf Toshi-o-toru passiert ist.«

»Fragen Sie dann nur, um zu sehen, ob ich die Wahrheit sage?«

Er blickte sie aus dem Augenwinkel an. »Ich bin ehrlich: es gefällt mir nicht, dass Bon dir das alles erzählt hat.«

»Wenn Sie mir jetzt sagen wollen, dass Sie befürchten, dass ich Sie oder Robin verraten könnte, dann schämen Sie sich hoffentlich allein für den Gedanken.« Kam es vorwurfsvoll.

Er verschränkte die Arme. »Ich wollte dich nicht in die Sache mit rein ziehen. Aber nun ist es wohl eh zu spät.«

Sie imitierte ihn, legte ihre Arme übereinander und drückte sie sich vor die Brust. »Was soll das denn heißen?«

Noch einen Moment zögerte er. »Ich wollte dir nur sagen, dass…« Er blickte wieder weg. »Es geht mich zwar nichts an, aber... wie fühlst du dich? Nachdem, was passiert ist, meine ich.«

Es dauerte einen Moment, ehe sie den Schock über diese Frage geschluckt hatte. Warum zur Hölle nur fragte er sie das eigentlich? »...Leer, ausgesaugt und ziellos. Aber... ich denke, Sie kennen das Gefühl...« Sie konnte ihn kaum noch ansehen. Sie konnte sich gar nicht erinnern, jemals so frei über sich gesprochen zu haben, außer gegenüber Robin. Aber sie spürte noch immer so eine eigenartige Bindung zu diesem Mann.

»Und... erleichtert? Oder hast du Schuldgefühle?«

»Weder noch... ich...« Er hörte sie tief einatmen, die Stimme zitterte, aber er konnte auch sehen, wie sie ihre Fäuste zusammenquetschte, ihr Körper sich versteifte und sie alles in ihrer Macht tat, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren, nicht schon wieder. »...Ich dachte Toshi-o-Toru wäre das Ende für mich. Darauf habe ich mich... sechs Jahre lang vorbereitet. Doch das Ende kam nicht. Ich... es ist einfach nichts mehr übrig. Also doch ein Ende... nur anders, als ich gehofft hatte.«

»Ich weiß genau, was du meinst.« Seine Stimme kam unvorbereitet, mit so viel Verständis und Einfühlvermögen, wie sie es nie vermutet hatte. Und gleichsam waren seine Worte wie eine starke Schulter, die sie vom abrutschen abhielt.

Hastig stieß sie ihren Atem aus und spürte wie ihr Körper bebte, doch sie würde sich dem nicht ergeben. Sie konnte jetzt nicht aufgeben, nicht wo sie doch schon so weit gekommen war. »...Ich habe nicht darum gebten, aber... ich nehme an, so viel gute Erziehung wurde mir beigebracht. ...Danke. Danke, dass Sie... dass Sie mich beschützt haben. Ich hatte keine Gelegenheit es Ihnen vorher zu sagen.«

»...So war die Abmachung auf Suimin, nicht wahr?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein... Sie waren nicht nur mein Captain, Sie... Sie waren mein Freund... Sie hätten ihn für das gefoltert, was er mir und meiner Familie angetan hat... mehr als ich je hätte verlangen dürfen.« Ihr Kopf fiel nach vorn, versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren. »...Es tut mir leid.«

Nun verschränkte er die Arme wieder. »Dir muss nichts leid tun. Nur damit du es weißt: ich wollte dich testen.«

Das Überraschte sie nun doch etwas. »...Was testen?«

»Deine Entschlossenheit.« Sein Blick war klar und durchdringend. »Es hätte keinen Sinn gemacht dir deinen Vater zu überlassen, wenn du noch Zweifel gehabt hättest. Wolltest du, dass er gefoltert wird?«

Sie biss sich hart auf die Lippen, aber drückte sie doch wieder auseinander, als die Worte unfreiwillig ihren Mund verließen. »Erst nicht, aber... durch diesen Alterungsprozess war ich nicht mehr... nicht mehr so, wie ich es jetzt bin... das war wohl mein zukünftiges Ich und das wollte ihn foltern... oh ja... sogar sehr.«

»...Du kannst froh sein, dass Robin es beendet hat, ehe es soweit kam. Ich hätte ihn bis aufs Blut gefoltert.«

Ihre Hände zitterten wieder, stärker, dass sie sie in ihren Rocktaschen vergrub. »Ich weiß... das wollte ich. Ich wollte... dabei zusehen.«

»Willst du es auch jetzt noch?«

»Nein... Dafür... wäre ich wohl nicht stark genug. Noch nicht.«

»Dafür musst du nicht stark genug sein. Erspar dir das lieber.«

Sie knirschte mit den Zähnen. »Wissen Sie... ich weiß wie das ist, wenn man mit solchem Hass lebt. Hass, der einem plötzlich aus der Brust springt und aus einem einen Mörder macht. Robin nennt es immer das Monster in Ihrer Brust, ihr Ihrem Herzen. Ich habe es damals wieder erkannt, weil ich es selbst in mir spüre. Natürlich sind Sie mir weit voraus, aber... es ist immer noch da...wartet, lauert. Ich nehme an, je öfter man damit konfrontiert wird, desto eher gewöhnt man sich daran. Bis es einem eines Tages nichts mehr ausmacht. Töten... das macht mir heute schon nichts mehr aus. Zum Foltern... wer weiß wie viele Jahre da noch fehlen.«

»Iroko.« Erwiderte er nun etwas strenger, aber dennoch distanziert genug um sie nicht zu belästigen. »Glaub mir, du solltest versuchen dagegen anzukämpfen.« Sein Blick ging direkt in sie hinein, fast durch sie hindurch und klammerte sich dennoch an ihr fest. Seine Worte kamen bruchstückhaft. »Ich habe das nie wirklich versucht. Ab einem bestimmten Punkt war niemand mehr da, nichts mehr da, was mich abgehalten hätte. Ich hatte nie moralische Zweifel zu töten, zu stehlen oder zu foltern. Meist war es sogar das, was ich mir gewünscht habe. Ich brauchte das, Iroko. Es gab eine Zeit da... musste ich Menschen töten. Es hat mir so eine perfide Genugtuung verschafft, dass den meisten Menschen die haare zu Berge stehen. Und ich habe nie darüber nachgedacht. Mir war einfach alles egal. Aber jetzt, wenn ich jetzt darüber nachdenke, kommen mir Zweifel. Ich kann es nicht mehr ändern, aber... du kannst dir nicht vorstellen wie eigenartig das ist, wenn du dich dabei ertappst alle deine Probleme mit dem Tod anderer zu besiegeln. Es ist mir so sehr ins Blut übergegangen, dass ich die Grenzen kaum noch sehen kann. Aber, es ist wichtig sie zu sehen. Verstehst du? Wenn du einmal an diesem Punkt angekommen bist, ist es schwer es wieder rückgängig zu machen. Und ich kann dir sagen... ich erinnere mich an die meisten Gesichter, denen ich beim Sterben zugesehen habe.«

Sie zuckte nicht davor zurück. Es überraschte sie nicht einmal. »Ich nehme an Robin hilft Ihnen dabei Grenzen zu erkennen oder zumindest ihr zu vertrauen, weil sie sie sehen kann.«

»Sie ist die einzige, die mich davon abhält. Und mir zeigt, wie krank ich geworden bin.« Sein Blick wurde stechender. An seinem Mundwinkel entfachte sich ein irres Grinsen, dass sein Gesicht entstellte. »Ich hätte die Folter an deinem Vater wirklich durchgezogen, weißt du? An einem mir Wildfremden. Ich kenne nur Bruchstücke von dem, was er getan hat, aber das hat mir gereicht. In diesem Moment ging es mir auch darum, die Fassade aufrecht zu halten, die ich Robin vorspielte, damit der Plan richtig lief. Aber mich überkam auch die Lust deinen Vater auseinander zu nehmen. Und weißt du warum? ...Weil ich es mit meinem Vater nicht tun kann. Er ist lange vor der Zeit gestorben, ehe ich mich an ihm rächen konnte. Aber selbst wenn ich ihn zerstückelt hätte, hätte es mir keine Genugtuung verschafft. Ich hätte nur mehr Blut an meinen Händen gehabt. Es hätte nichts geändert.«

»Wissen Sie, dass ist der Grund, warum Robin es getan hat.« Ihre Stimme klang eisig kalt. »Hat Sie Ihnen das gesagt?«

Darauf antwortete er nicht, starrte sie nur weiter an. »Verstehst du, was ich dir sagen will, Iroko? Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Aber du solltest auf dich aufpassen.«

»Ich bewundere Sie wirklich... Sie und Robin. Sie... weil Sie es irgendwie geschafft haben sich wieder zu öffnen und Robin weil... sie es wirklich geschafft hat den zu sehen, der Sie wirklich sind.«

Das lockte ihn wieder etwas. »Weißt du schon, was du jetzt tun wirst?«

»Das kommt auf ihn an.« Sie hielt das Amulett in Händen. »Was er als nächstes sehen will.«

Seine Augenbraue hob sich an. »Huh?«

»Sein Name ist Sierra. Er ist der Geist, der uns damals auf Omoide festgehalten hat und dem ich das Versprechen gab ihn nicht so wie die anderen im Stich zu lassen.«

Noch mehr Irritation schlich sich auf sein Gesicht. War sie jetzt verrückt geworden?

Iroko räusperte sich. »Sierra...?«

Und gleichsam hörte sie Sierras warme Stimme in ihrem Ohr und wusste, dass nur sie ihn hören konnte. Er flüsterte leise. »Ich folge dir, wohin auch immer du willst.«

Sie seufzte. »Ich glaube, er ist noch ein bisschen schüchtern und nein, ich bin nicht verrückt geworden, aber ich nehme an Sie erinnern sich noch etwas an diese Insel. Ist auch völlig belanglos.«

Crocodile musterte sie zurückhaltend und fragte sich innerlich wirklich, ob sie jetzt durchdrehte. Nun, konnte man ihr nach all dem, was geschehen war wohl nicht verübeln. Er nahm es hin und ignorierte ihren "imaginierten" Freund. Seufzend kratzte er sich am Hinterkopf. »Iroko... was ich sagen will ist...«

Ihr Auge zuckte. »Hey, wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie doch Robin!«

Nochmals das schwere Seufzen. »...Ja ja...«

»Ich bin vielleicht ein bisschen wahnsinnig, aber ich bilde mir bestimmt keine Geister ein! Robin war dabei, okay? Wenn Sie mir schon nicht glauben.«

Er blickte sie fast ein wenig angewidert an. »Okay, okay...«

»Ich mein es ernst Bossu! Grr… ich meine... "Sir Crocodile"...«

Er rieb sich murrend die Stirn.

Ihr rasselnder Atem kam zum Stilstand. Herrlich, jetzt dachte er wirklich, sie war verrückt. Na ganz toll.

»Wie auch immer...« Er blinzelte sie aus dem Augenwinkel an. »Was mache ich nur mit dir...«

»Was soll das heißen?«

»...Du weißt von dem Plan.«

Das brachte sie dazu die augen zu verengen. »Oh, jetzt bin ich aber gespannt.«

Nur ein Achselzucken. »Ist nicht mein Stil kleine Kinder umzubringen, aber ich könnte sicher jemand anderen finden, der das erledigt.«

Abweisend verschränkte sie die Arme. »Dann tun Sie, was Sie nicht lassen können. Sie machen mir keine Angst.«

Erneut musterte er sie aus dem Augenwinkel. »....Andererseits wäre es eine Schande so eine talentierte Kämpferin zu verlieren. Als Schützin ist sie zwar ziemlich schlecht, aber das ist unwichtig.«

»Pfff, ich habe das Schiff doch wohl getroffen. Ist es meine Schuld, dass ich so eine blöde Kugel nicht alleine in die Kanone hiefen kann?«

»Wir sind fast gesunken wegen dir.«

»Na, ich glaube nicht, dass das meine Schuld war. Immerhin waren Sie als Captain dafür verantwortlich.« Iroko ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Er war nicht mehr ihr Captain, es konnte ihr egal sein, was er sagte, was er dachte. Auch wenn ihr Herz noch immer schmerzte. »...Eine Kanone gegen sechs? Außerdem bin ich in jedem Fall besser auf nähere Distanz.«

Er seufzte nochmals und lehnte sich wieder an die Theke. »...Worauf ich hinaus will... Möchtest du zurück an Bord?« Er schüttelte schnell den Kopf. »Ich will dich sicherlich zu nichts drängen. Du weißt ganz genau, wie gefährlich es werden kann. Selbst wenn die Marine den Plan weiter schluckt. Ich muss dir nichts erzählen... du weißt es ganz genau. Und du weißt, was du sehen wirst, wenn du bleibst... auch wenn ich... mir vorgenommen habe nicht mehr... ganz so brutal zu sein.«

Sie konnte es gar nicht aushalten, das war einfach zu viel für sie. Ihre Augen schlossen sich erneut, der Kampfeswillen zertreten. »...Als würde mir das Angst machen. Als hätte es das jemals.«

»...Ich will es dir nur anbieten, Iroko.«

Er hörte sie schniefen. »...Ich... das...« Hastig rieb sie sich über die Augen bevor es wieder so schlimm wurde. »...Wieder Teil einer... einer Familie sein... die nur darauf wartet zerbrochen zu werden...«

Sein Blick sank zu Boden. »Ich hoffe, dass das nicht mehr geschieht. Aber du hast Recht, ich kann es nicht versprechen. Wenn wir entdeckt werden, stehen am Ende vielleicht nur noch ich und Robin da. Ich kann für nichts garantieren. Aber ich weiß, dass Robin dich lieber in ihrer Nähe haben würde, um auf dich aufzupassen. Und mir wäre es auch lieber. Du und ich... wir... haben viel gemeinsam.«

Gott, musste er das sagen? Er brachte sie wieder zum weinen. »...Bo...Bossu...«

»...Was ist?«

»...Wenn ich... wenn ich diesmal... dazu gehöre, dann... dann... Sie werden mich dann nicht wieder los. Ich meine... ich kann das... das nicht... noch mal...d urchmachen. Wenn ich bleibe und es geht alles kaputt dann... dann ist das wirklich das Ende.«

»...Es ist deine Entscheidung, Iroko. Du weißt, dass die Möglichkeit besteht, dass der Plan fehl schlägt. Und ich möchte dich sicherlich zu nichts zwingen.Ich wollte nur, das du weißt... dass du hier willkommen bist.«

»Sie... sie sind das Herz der... der Crew... können Sie mir sagen, ob... ob es sich lohnt?«

»Ich weiß du willst ein ja hören, aber das kann ich dir einfach nicht geben.«

Darauf schüttelte sie den Kopf. »Ich rede nicht davon, was sein könnte. Nicht, was sich Ihr Verstand in den nächsten Sekunden alles einfallen lassen könnte. Ich will von Ihnen wissen, ob Sie jetzt, in diesem Moment glauben... dass es sich lohnt. Lohnt es sich hier zu sein? Lohnt es sich hierfür zu kämpfen? Dafür zu sterben? Lohnt es sich sich die Welt zum Feind zu machen und nur für diesen Moment zu leben?«

»Ich kann nur für mich sprechen, Iroko.«

»Genau das... will ich wissen.«

»Sonst hätte ich das alles wohl nicht aufs Spiel gesetzt, oder?«

»Hätte genauso gut sein können, dass sie nun vollständig wahnsinnig geworden sind.«

Er grinste leicht. »Kann möglich sein.«

Ihre Mundwinkel zuckten leicht, dann wischte sie sich erneut Tränen von den Wangen: »Haben Sie mein Zimmer denn noch nicht "weitervermietet"?«

»An wen denn?« Crocodile wirkte ehrlich irritiert.

»Ich weiß nicht. Wenn sie wirklich wahnsinnig sind, kann man nichts ausschließen.«

»Also? Brauchst du Bedenkzeit?«

»Nein.« Schließlich sah sie endlich wieder zu ihm auf und ihr Herz raste erneut. Ihre Augen waren ganz klar, auch wenn sie noch immer Angst vor dem Schmerz hatte. Auch wenn sie nicht mehr die Gleiche war, auch wenn es nicht mehr so sein konnte, wie früher, es war eine Chance oder? Welches andere Ziel hatte sie denn sonst noch? Was konnte sie sonst tun, wo sie doch genau wusste, dass ihr Herz sich schon längst entschieden hatte. Sie verbeugte sich höflich vor diesem Mann, der nun wieder ihr Captain sein würde. »Ich... nehme an.«
 

Das entlockte ihn ein zwickendes Grinsen. »Willkommen zurück.«

Seufzend rieb sie sich die Schläfen. »Paula und Ossan werden mich... doch nie wieder auf den Boden herunter lassen...«

»Nun, das hättest du dir wohl vorher überlegen müssen.«

Mit einem riesigen Knall krachte die Tür zurück und für den Bruchteil einer Sekunde überkam Iroko das Bedürfnis sofort zu fliehen. Egal was Crocodile gesagt hatte, niemand konnte die Gänsehaut wieder gut machen, die ihr nun den Rücken herunter lief, als Bon Clay höchstpersönlich hereingesprungen kam und wie eine Hyäne, die ein totes Tier gewittert hatte, auf das fast unschuldige Mädchen herniederging. Oder doch eher wie ein Geier?

»AHHHHHHHHHHHH! IROKO-CHAN! WILLKOMMEN ZURÜCK!!!«

Und ehe sie auch nur einen Schritt hatte zurück machen können, die Furcht fast sichtbar in ihrem Gesicht drückte er sie an sich, knuddelte sie so heftig, dass ihr der Atem aus der Lunge entwich und sie leise röchelte. »Awwwwwwwwwwww! Leute! Wir sind wieder komplett!!!!«
 

Erst als Robin die Kombüse betrat, ließ Bon das Mädchen wieder herunter und damit zu Luft kommen. Aber nicht für sonderlich lange. Nun standen sie beide der Frau gegenüber, die sie beide besonders ängstlich waren zu sehen. Aber die Robin, die ihnen entgegenkam war nicht die schwachgekämpfte Frau von Arabasta und nicht die verzweifelte Kämpferin von Toshi-o-Toru. Es war einfach nur Robin, so wie sie kannten. Voller Ruhe, die sie ihnen entgegen strahlte und beide Herzen friedlicher schlagen ließ. Es war die Robin, der man vertrauen konnte, die, die ihnen nun ein ehrliches Lächeln entgegen warf. Ein Lächeln voller Erleichterung, voller Hoffnung und Glück. Ihr Blick wandtere zu Bon, dann zu Iroko und in ihren bildeten sich Tränen. Aber in diesem Moment waren alle im Raum, Crocodile ausgenommen, regelrechte Heulbojen, Bon ganz vorne. Er warf sich überschwenglich in ihre Arme, als er ihr Lächeln erkannte. Er hatte sich so fest vorgenommen, nichts der Gleichen zu tun, nicht ehe er wusste, wie es ihr ging, aber das übertraf einfach alle seine Wünsche.

Sie lächelte und Gott, sie lächelte so schön. Er hielt es kaum aus, presste sie an sich, vorsichtiger als er es bei Iroko getan hatte. Und alles was sie tat, war eine Hand auf sein Haupt zu legen und ihm leise ins Ohr zu flüstern, dass alles in Ordnung war. Es brach ihn in tausend Scherben und setzte ihn ganz neu zusammen. Die Angst, die Verzweiflung der letzten Wochen, Monate fiel von seinen Schultern. Er sah ihre lachenden Gesichter, das unheimliche Glück, hatte es schon gespürt, als er das Schiff betreten hatte. Es hatte sich gelohnt, ja, hatte sich das gelohnt. Vergessen war der Ärger, war der Hass, die Furcht, die er als Fremder in seinem eigenen Körper hatte erleiden müssen. Dieses Lächeln war es wirklich wert.

Geduldig wartete Iroko darauf, dass Ossan sich von Robin löste, aber darauf hätte sie vermutlich Jahre warten können und nachdem, was er ihr erzählt hatte, hatte er auch alles Recht der Welt dazu. Ein Blick auf Crocodile und Robin reichte schon aus, um zu wissen, dass es es wirklich Wert war hier zu sein, zu bleiben. Und als Robin sich dann endlich von Bon löste, ihm zuversichtlich auf die Schulter klopfte und sich bei ihm für seine Freundschaft bedankte, kamen auch dem Kind fast wieder die Tränen geschossen. Es wurde wirklich nicht viel besser, als Robin sich schließlich zu ihr kniete und ihr mit zittriger Hand durch das Haar strich, als sie ihr sagte, wie glücklich sie war, dass sie hierhergefunden hatte, dass es ihr gut ging und dass gehofft hatte, sie wieder zusehen. Dieser Glanz in Robins Augen brach alle Dämme. Iroko, wie Bon zuvor, warf sich in ihre Arme und wurde gleichermaßen umschlossen von Armen, die versprachen sie zu beschützen, die fest zuhalten, wenn sie nicht mehr konnte, die ihr ein Zuhause gaben.

Es dauerte nicht lange, da stürmte auch Paula wieder herein. Anstatt sich jedoch auf das heulende Pack zu stürtzen, begann sie nur wieder zu schnattern, dass es doch alles schön und fein sei, aber noch lange kein Grund jetzt so rumzuflennen. Außerdem kündigte sie eine große Party an, gegen die sich keiner der Anwesenden wehren konnte. Sie wollte das Wiedersehen gehörig feiern - auf dem Schiff natürlich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Es muss wohl kaum erwähnt werden, wie Uma auf die Neuigkeiten reagierte. Als sie Bon wieder sah, ging das Geschnatter schon los, als Iroko dazu kam, brach Hölle über ihnen zusammen. Es dauerte fast zehn Minuten, ehe Uma zum ersten mal anständig Luft holte und nur kurz danach ging das Geschimpfe erneut vonstatten. Natürlich richtete sich das in erster Linie an Iroko. Uma, die genauso fuchsteufelswild gewesen war wie Paula über Irokos rapides Verschwinden, ließ die Sorgen nun ganz nach außen und verschaffte sich zu etwas Freiraum das Mädchen und danach auch Bon in die Arme zu schließen. Sie musste es Miki zu Gute halten. Ohne ihn, ohne seine Hoffnung, ohne seine Presistenz hätte sie die Crew verlassen, aber jetzt, in diesem Moment hätte sie glücklicher nicht sein können. Endlich ging es wieder voran, endlich waren sie wieder vereint. So wie es sein sollte. Ein vollständiges Baroque Works, zumindest soweit sie es betraf.
 

So zog der Tag sich dahin. Iroko und Bon standen im Vordergrund und natürlich nutzte der Schauspieler es zur heroischen Inszenierung seiner Heldentaten. Erst am Abend stieß Gal mit gesenktem Kopf dazu. Er hatte den ganzen Tag damit verbracht Bon in der Stadt zu suchen. Mehr als nur geknickt kam er zurück zur Minerva, nur um dort die Party bereits im Gange zu finden. Es gab Unmengen an Essen und Alkohol, laute Musik und das vollständige Baroque works. Das erste, was er von Bon hörte, war ein abgrundtief bösartiges Kichern, ehe er ihn in seine Stahlarme quetschte und ihm direkt ins Ohr kicherte, ihm versicherte, wie sehr er ihn vermisst hatte und dass definitiv kein Marinesoldat so niedlich war, wie Gal.

Unerwarteterweise bekam Gal daraufhin einen so roten Kopf, dass er ihn panisch weg stieß und erneut vom Schiff rannte. Das Lachen verfolgte ihn noch minutenlang. Bon hatte eindeutig seinen großen Auftritt. Er war so glücklich und so was voll geil, aber das durfte man Gal nicht sagen. So ein Auftritt reichte dabei wohl schon. Während Mister 3 sich beschämt und mit sich ringend am Hafen verkroch, ging die Party weiter. Eine Party, bei der vor allem Uma und Bon sich voll laufen ließen. Schon nach drei Stunden konnte man Uma gar nicht verstehen und Bon, nun Bon war eben Bon, wenn auch besonders schlimm. Miki war der Einzige, neben Iroko, der gar keinen Alkohol trank. Er war so schon eingeschränkt und diesen Moment wollte er so klar wie es nur möglich war genießen. Jede Sekunde davon. Von diesem Leben, das jeden Tag zu Ende sein konnte. Miki hatte viel gelernt über die letzten Monate, seit sie Arabasta das erste Mal verlassen hatten. Wie wichtig ihm dieses Zuhause geworden war, dass er für diese Menschen sterben würde, dass er sich respektiert fühlte und jedem von ihnen, vor allem seinem Boss, Respekt entgegen brachte. Er liebte die kleine Iroko und natürlich Uma. Er fühlte sich für Robin, Paula und Gal verantwortlich. Er liebte Bons Witze und es war so angenehm in Jazz' Nähe. Er hatte lange gesucht und endlich gefunden was es wert war beschützt zu werden. Er spürte es in seiner Seele, dass das nicht das Ende war, dass schlimme Zeiten bevor standen, dass sie würden viel durchmachen müssen, aber all das war gerade nicht so wichtig. Er genoss es. Er genoss es unwahrscheinlich.

Ähnlich ging es auch Paula. Sie war wieder fast die Alte. Robin hatte sich an ihr Versprechen gehalten. Ihr Boss war wieder der Alte und deswegen war Paula wieder bereit sich auf sie und die ganze Sache einzulassen. Endlich gab es eine reale Chance, dass alles gut werden würde. Es war zum Greifen nah. Selbst wenn sie Robin noch nicht ganz vertrauen konnte und noch immer auf Distanz ging, versuchte sie ihre gesamte Kraft diesen Menschen zu schenken. Ihnen Mut zu geben, ihnen ein Lächeln zu schenken - und gutes Essen natürlich. Auch sie ließ diesen Abend auf sich wirken, als ob es der letzte wäre. Vielleicht war er das auch. Wer wusste schon, was in Zukunft geschehen würde, wie lange sie so friedlich umherschiffen konnten. Sie hatte fest entschieden, dass sie dem noch eine letzte Chance gab. Eine allerletzte. Denn das war es wert. Das war Baroque Works allemal.

Jazz, der kaum von der Stelle wich, sagte den ganzen Abend über nichts, beobachtete nur. Es war schwer in seinen Kopf zu sehen, zu erahnen was er dachte. Doch auch er war noch hier, auch er saß bei ihnen und ließ Bon über sich ergehen.Während Robin sich, wie es ihre Art war im Hintergrund hielt und beobachtete, sich immer wieder gefallen ließ, dass Bon sie an sich presste und ihr theatralisch seine Liebe bekundete, hätte Iroko wirklich gern mit ihr getauscht. Sie war es gar nicht gewöhnt so im Zetrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Auch wenn Bons Aufmerksamkeit immer wieder in verschiedene, verschwommene Richtungen ging. Herrje, der Mann war betrunken. Vielleicht brachte ihn der zu erwartende Kater am nächsten Morgen etwas zur Ruhe. Aber Uma hockte wie eine Henne auf ihr und auch Miki wich nicht von ihrer Seite. Sie konnte es ihnen wohl kaum verübeln und für den Moment saugte ihr einsames Herz all das auf und weigerte sich, es wieder loszulassen. Sie alle lächelten, sie waren so glücklich. Es tat noch immer weh, der Gedanke, dass der Moment so schnell vorbeiziehen konnte. Das würde er. Sie wusste es. Es ging niemals gut aus, aber sie konnte nicht anders, als all dem eine Chance zu geben. Denn letztendlich sehnte sie sich nach diesem Zuhause.
 

Als Bon seinen hundertsten Drink intus hatte, wurde ihm zum ersten Mal schlecht und das bekam das Wasser zu spüren, als er sich übergab. Doch auch das konnte seiner Laune keinen Abbruch tun. Sein Kopf platze schon jetzt, sein Magen rebellierte und er sah nicht mehr deutlich. Sein Gleichgewichtssinn war im Eimer und er verstand selbst kaum noch, was er zusammenlallte, aber er war einfach so unbeschreiblich glücklich. Immer wieder sagte er es ihnen. Dass er sie alle sooo liebte, dass er so lange auf solch einen Ort gewartet hatte. Dass er doch gewusst hatte, dass das in ihnen steckte. Tja, das bewies es doch nur wieder. Bon Clay wusste eben Bescheid. Sollte noch einmal jemand behaupten Clay keinen sechsten Sinn für sowas!

Bons unsäglicher Glanz, der sich in das Wasser ergoss, hörte Gal auch von Weitem. Er traute sch nicht zurück zu gehen. Nicht, weil er nicht gern mitgefeiert hätte. Er wollte Iroko wiedersehen, aber Bon konnte er nicht unter die Augen treten. Schmerzhaft war ihm bewusst geworden, dass er ihn vermisst hatte. Nicht unbedingt als Freund, sondern als Mann. Und mit dieser Erkenntnis musste er erstmal klar kommen. So verbrachte er den Abend sich ärgernd und fluchend unter freien Himmel, bis die Sterne ihren Glanz verloren und in den nächsten, warmen Tag überglitten. Als Gal endlich zurück auf die Minerva kam waren die anderen mehrheitlich dabei ihren Rausch auszuschlafen. Nur Iroko und Jazz fand er an, die auf die Minerva aufpassten. Er nutzte die Zeit um mit Iroko zu reden. Diese nahm ihm gleich das Skizzenbuch wieder ab, fast wortlos, verlängerte ihr Versprechen. Und er ließ es sich nicht nehmen sie dafür zu umarmen. Der Tag verstrich schnell, als die beiden, wie in alten Zeiten, sich Tee aufbrühten und über die vergangene Zeit redeten. Nur allmählich rafften sich die anderen wieder auf und setzten gegen Abend die Segel. Auf Tara-Lim hielt sie nichts mehr und es war besser nicht allzu lange an einem Ort zu bleiben.
 

Bon johlte schon wieder, als die ersten Sonnenstrahlen den Horizont erreichten, die Meeresoberfläche in ein warmes Orange und blutiges Rot tauchten. Ein frischer Wind kam auf und weckte in den Piraten die Sehnsucht nach der offenen See. Der Lärm der Stadt lag hinter ihnen, die wilden Lichter, das Leben, das sich unruhig durch die Straße schlängelte und an diesem Abend so ruhige Töne auf der Minerva anschlug. Der Abend zuvor war bestimmt von wildem Feiern, aber in dieser Nacht lag beinahe eine heilende Stille über ihnen, löschte das brennende Feuer, wenn auch nur für begrenzte Zeit und hinterließ noch immer ein Flimmern. Während Suimin wie das Ende einer Reise ausgeklungen war, wie eine schwere Last auf ihren Schultern gelegen hatte, wurde Tara Lim zum Neubeginn. Auch hier setzten sie ihre Reise am nächsten Morgen fort, darin unterschied sie sich nicht von all den anderen Inseln auf ihrem Weg. Aber hier setzte ein neues Gefühl ein. Sie waren eine Crew, sie waren eine echte Piratencrew, mit ihren Schwächen und ihren Stärken, mit dem gleichen Ziel wie die anderen Segler, die sich aufs Meer trauten. Das Meer. Das Meer, das nach ihnen rief, die Stimme rau und unbändig, sanft und zärtlich. Und es versprach Freiheit.

Sie alle standen an Deck und betrachteten diesen Sonnenuntergang, der so viel mehr versprach. Mit schrecklichen Ringen unter den Augen, aber einem Strahlen, dass man befürchten musste blind zu werden, warf Bon plötzlich seine Hände in die Luft und kreischte über das gesamte Schiff. »Alle zusammen kommen! Wenn wir das diesmal richtig machen wollen, müssen wir auch richtig anfangen! Los, los! Alle herkommen, ich jammer euch sonst die nächsten Tage die Ohren voll! Jaha!«

Wieder ganz sie selbst, kam Iroko bereits näher. »Das wirst du so oder so Ossan.«

»Kehehehe, aber nicht so schlimm, wenn ihr jetzt brav mitmacht!« Er legte ihr einen Arm um die Schultern und wartete, bis selbst Jazz zumindest in Reichweite getreten war. Besser man hielt das Geschrei auf ein Minimum. Bon hob einen Arm in die Luft und legte die Hand in ihre Mitte, grinste dabei wie verrückt. »Ein Schwur, ein Versprechen, einen Wunsch. Alles was ihr wollt, es ist ganz egal. Was euch auf dem Herzen liegt und was ihr in dieses Zuhause stecken wollt. Ganz gleich, was es ist, es soll von Herzen kommen!« Kurz überlegte er. »Ahh! Eigentlich wünsche ich mir am meisten, dass sich alle unsere Wünsche erfüllen! Ohh und ich würde zu gern irgendwann auf einer großen Bühne stehen, die Performance meines Lebens geben!«

Uma, eh die Schnellste auf dem Schiff, legte ihre Hand so gleich über die seine. Das Prinzip war für sie mehr als eindeutig. »Ich möchte die Spezialitäten dieser Welt kosten! Außerdem meine Kräutersammlung komplementieren.«

Sie schubste Miki etwas an, dass auch seine Pranke auf Umas landete und es dauerte einen Moment, in dem er zu überlegen schien. »Iiiiich möööööchte Aaaaaabeeeeenteeeeeueeeer eeeerleeeebeeeeen.«

Paula war ganz gerührt und dennoch voller Energie. Sie nickte heftig und legte lächelnd ihre Hand in die Mitte des Kreises. »Ich möchte frei sein und so leben können, wie ich will. Ich möchte reich werden und mir endlich alles kaufen können, was ich mir niemals leisten konnte.«

Zögerlich folgte darauf auch Gal. Er blickte niemanden an, nur Iroko schielte er von der Seite an. »Ich möchte viele Städte bereisen und irgendwann... vielleicht so etwas wie ein Wachsfigurenkabinett eröffnen. Wo man Miniaturausgaben eben dieser Städte sehen kann.« Er grinste seine Partnerin verstohlen an. »Mit ein bisschen Hilfe natürlich.«

»Würde auch nichts draus werden, wenn du das selbst zeichnen müsstest.« kam es großschnäuzig von Iroko. Schließlich seufzte sie und legte ihre Hand auf die anderen, aber schien noch mit sich zu ringen. »Ich habe keine Ahnung, was ich will, was ich mir persönlich für die Zukunft wünsche, aber... ich hoffe ich kann es mit eurer Hilfe heraus finden.«

Kurz darauf folgte auch Jazz Hand, doch sein Blick war versteinert, unwillig etwas zu sagen.

Etwas unsicher legte Robin ihre Hand auf Jazz' und ihr Blick ließ kaum Einsicht in ihr Innerstes zu. Ihre Stimme klang noch immer etwas kühl, aber nicht distanziert. »Ich wollte immer nur eines: die Wahrheit. Ich möchte... ich möchte sie mit euch zusammen finden. Die Geister zur Ruhe legen und frei sein.«

Und schließlich legte sich die letzte Hand auf die ihre, rau und gleichsam wärmend. Crocodiles warmes Lächeln galt zunächst nur ihr, erst allmählich schweifte es in die Runde. »Ich möchte das, was ich gefunden habe, nicht verlieren. Nicht mehr so leichtsinnig aufs Spiel setzen und alles dafür geben, dass... wir zusammen erreichen, was wir erreichen wollen. Egal, was kommt. Egal, was sich uns in den Weg stellt... Ich möchte dafür kämpfen. Lasst uns das nicht vergessen.Wir könnenr einen neuen Weg beschreiten. Und ich bin sicher, dass wir gute Chancen haben unsere Wünsche zu erfüllen.«

»Und dabei unheimlich sexy aussehen! Hahahaha!«

»Das sowieso!« lachte Paula. »Auf ein neues Baroque Works!«

»Team Baroque, Team Baroque.« Stimmte Uma mit ein.

»Aye!«

»Aaaaayeee!«



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aja1992
2011-11-19T10:22:07+00:00 19.11.2011 11:22
so ein schönes Kapi^^
alle segeln wider zusammen Team Baroque^^
Von:  Ysaye
2011-11-19T09:22:38+00:00 19.11.2011 10:22
Schönes Kapitel ^,^ Baroque Works segelt endlich der Zukunft entgegen und Admiral Blaufasan hat (hoffentlich) die Augen zugedrückt, um ihr ein neues Leben zu geben. So hat also deine Geschichte einen stimmungsvollen Abschluss gefunden.

Und was wird dein nächstes Projekt sein? ;-)

Lg, Ysaye
Von:  fahnm
2011-11-18T21:41:33+00:00 18.11.2011 22:41
Hammer Kapi^^


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