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Schutzbestie

Meine Freiheit ist der Preis für deinen Schutz
von

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Erkenntnisse

Hoffe es gibt überhaupt jemanden, der das hier liest und Spaß dran hat.

Nur zum Verständnis, das Ganze spielt in einem Paralleluniversum, in London, der heutigen Zeit. Die politischen Verhältnisse sind jedoch etwas anders, besonders die zwischen England und Irland. Irland wird in dieser Geschichte Erin genannt. Ich orientiere mich bei der eirischen (also irischen) Gesellschaft an der, die dort im Mittelalter üblich war.

Und auch London ist nicht so, wie es hier in dieser Welt ist. Es ist nur eine grobe Orientierung. Viel Spaß beim Lesen.
 

~~~
 

Nathaniel
 

Nat kehrte in die Bibliothek zurück. Er hastete erst einmal zwischen die Regale, ohne darauf zu achten, bei welchem Themengebiet er landete.

„Das war eine selten dämliche Aktion!“, fauchte er, wobei er die Stille der Bibliothek störte und ein gezischtes „Psst!“ zu hören bekam.

Er hielt inne und legte seine Stirn an das kühle Metallregal. „Warum? Warum hab ich das getan? Klar, ich war sauer über diesen Unsinn, den sich diese Stümper geleistet haben! Aber das reicht nicht. Ich hätte ihn doch einfach in Ruhe lassen können, aber nein, ehe ich es selbst recht begreife, pass ich schon auf ihn auf!“ Nat schüttelte sich, dabei wollte er keinen Schützling. Er wollte sein eigenes Leben leben, ohne Verantwortung für jemand anderes.

„Und dann noch dieser Blödsinn! Aber jetzt regt er sich garantiert darüber auf und grübelt nicht über diese scheußliche Vision nach. Kein Wunder das Hellseher als psychisch labil gelten, wenn die öfter so etwas sehen! Hoffentlich gibt das keinen Ärger, ich hätte ihn schließlich fallen lassen können. Und eigentlich tut man so was auch nicht.“

Nat seufzte. Wenn er schon noch in der Bibliothek war, konnte er doch gleich... „Wo waren noch mal die allgemeinen Nachschlagewerke?“ Er ging zum Plan und suchte den Standort der Nachschlagewerke. Reihe um Reihe an dicken Büchern mit roten, blauen, grünen und schwarzen Einbänden füllten die Regale. Manche hatten goldene Schrift auf dem Rücken, andere weiße und einige schwarze Schrift. „Brockhaus, nein. Wo sind hier die Biografien?“

Nat musste um mehrere Regale herumlaufen bis er die Biografien entdeckte. Schließlich zog er den Band A bis C der „Important Magical Families of Europe“ aus dem Regal.

„Chiarore, Angelo del, * 24.6.19XX ist der älteste Sohn von Maria del Chiarore und Lucius Morgan del Chiarore dem Earl of Blackwater und derzeitige Lord Counselor of Clairvoyance des Parlaments von England.“, las er, mehr stand dort nicht. „Bis auf das Geburtsdatum wusste ich das schon.“

Er schlug del Chiarore nach und grummelte. „Gründerfamilie Venedigs, Glashütten auf Murano, Verbindungen zu allen begabten europäischen Adelshäusern, na klasse.“

Aber Informationen über Angelos Familie väterlicherseits fand er in dem Band nicht.

„Also probier ich’s mal unter M.“ Gesagt getan. Nat überflog den Text zur eirischen Adelsfamilie Morgan.

„Die Familie Morgan ist in Erin seit Jahrhunderten unter den Filid (gäl. Seher, Dichter, Künstler, Sg. Fili), vertreten. Sie gelten auf dem Gebiet der Hellseherei als hochbegabt, da Mitglieder der Familie häufig sowohl in die Zukunft als auch die Vergangenheit blicken können. Zudem ist es einigen von ihnen möglich ihre Gabe kontrolliert einzusetzen. Die Filid Erins stellen noch heute wichtige Ratgeber des Ri (gäl. König) von Erin und sind in Erin durch das Gesetz geschützt.

Nach der Eroberung Erins durch England ist die Familie Morgan verpflichtet dem Herrscher von England einen Lord Counselor zu stellen, da die Könige Englands zum Ardri (gäl. Hochkönig) Erins aufstiegen sind. Bis jetzt entstammen seitdem alle Lord Counselors of Clairvoyance der Familie Morgan, welche dafür Land und Titel in Erin erhalten blieb.“

Nat sah seufzend auf die Seite. Er hatte es ja geahnt, schlimmer konnte er es nicht treffen. „Hochadel, verdammt! Bloß nicht einschüchtern lassen! Immerhin war einer meiner Vorfahren das Model für die Statue in Gizé! Auch wenn ich in einem kleinen Dorf mitten in der Wüste geboren wurde, meine Vorfahren haben die Pharaonen beschützt!“, murmelte er. Na ja, mit dem Ruhm seiner Spezies war es schon eine ganze Weile vorbei und sehr lange hatte er auch nicht im Land seiner Vorfahren gelebt. Nun, sollte es mal Probleme wegen seiner mangelnden hochherrschaftlichen Abstammung geben, konnte er das immerhin anführen. Es war keine Lüge. Mitglieder seiner Familie hatten den Pharaonen als Schutzgeister gedient. Nur konnte er sich nichts dafür kaufen, die Pharaonen waren schon seit ein paar tausend Jahren passé.

„Wieso bei Ra mach ich mir darüber Gedanken? Ich tue ja so als könnte meine Abstammung mal wichtig sein! Ts, ich sollte mich besser um meinen eigen Kram kümmern! Also ab nach Hause, mich eine Stunde oder so aufs Ohr hauen und ins „Imago“! Ich muss heute Abend schließlich noch auf die Bühne. Ach ja, und Seiji will sicher, dass ich wieder übe, um in Form zu bleiben, für den Fall, dass ich meinen Schützling finde. Der Tag hat definitiv zu wenig Stunden, echt jetzt!“

Nat verdrängte, dass er besser mit Seiji über Angelo reden sollte, besonders da er ihn markiert hatte. Doch solch ein Gespräch konnte er Seiji nicht antun, nicht wenn er selbst zweifelte, was er tun wollte. Seiji trauerte immer noch um seinen Schützling, dabei war der nun schon fünf Jahre tot. Zum Glück gab Seiji sich nicht mehr die Schuld an Rics Tod, denn den hatte er nicht verhindern können. Es gab eben immer auch Dinge vor denen die Genii ihre Schützlinge nicht bewahren konnten. Ein Blutgerinnsel im Gehirn gehörte dazu, wenn der Schutzgeist keine Heilmagie besaß...

Mit einem Knall schlug Nat das Lexikon zu und stellte es zurück. Er gähnte, besser er setzte seine Überlegungen in die Tat um.

Seine Sachen waren rasch an der Garderobe abgeholt, in der Schlange davor döste er vor sich hin. Auf dem Weg zu seinem kleinen Apartment besorgte er sich eine Pizza, die er Zuhause aufwärmte und langsam verspeiste. Weil er keine Lust hatte sich umzuziehen, ringelte er sich auf dem Sofa ein und schlief eine Weile.

Das Klingeln seines Telefons riss ihn aus festem Schlaf. „Hm?“, grüßte er den Anrufer.

„Hast wohl geschlafen, was? Hi, Nat. Wir haben ein Problem. Mieke hat sich den Knöchel verstaucht. Jetzt müssen wir das Programm ändern. Komm am besten gleich vorbei.“

„Wie? Äh... in Ordnung, wann soll ich...“

„Schon vor zwei Stunden, nur keine Eile.“

Nat streckte sich. „Du bist wirklich witzig, Seiji. Wir haben noch Zeit, glaub ich.“

„Ja, drei Stunden, also hopp auf mit dir.“

„Hey, ich bin heute um sechs aufgestanden!“

„Und? Jetzt ist es Vier Uhr Nachmittag, also komm in die Hufe.“

„Und da sagt man Japaner wären so höflich.“

Seiji lachte nur. „Ich erwarte dich in fünf Minuten.“, meinte er nur und legte auf.

„Verfluchte Krähe!“, knurrte Nat ins Telefon, obwohl Seiji ihn nicht mehr hören konnte. „Fünf Minuten? Bin ich Superman oder was? Selbst, wenn ich renne wird das knapp!“

Zu seinem Glück hatte er sein Kostüm nicht aus seinem zweiten Rucksack geräumt. Nat stopfte nur noch eine Sporthose und ein T-Shirt dazu, ehe er mit dem Rucksack aus seiner Wohnung stürzte. Die Tür fiel krachend hinter ihm zu. Um schneller zu sein rutschte er auf dem Treppengeländer hinab. Die ältere Dame aus dem Erdgeschoss, mit der er geradeso einen Zusammenstoß verhinderte, schrie ihm irgendetwas von wegen „Rüppel“ hinterher, doch er achtete nicht darauf. Vor dem Haus begann er erst richtig zu rennen. Nun erst zerrte er sich die Riemen des Rucksacks über die Schultern, was im Laufen gar nicht so einfach war. Fliegen war nicht drin, er wollte sein T-Shirt nicht zerfetzen, außerdem war es zu kompliziert normale Gegenstände mitzuschleppen, wenn man auf die andere Ebene wechselte.

Nach Luft schnappend erreichte er sieben Minuten später das „Imago“.

Seiji stand in der Tür, den Blick auf seine Armbanduhr gerichtet. „Du hast dir aber Zeit gelassen. Du musst an deiner Kondition arbeiten. Nimm dir ein Wasser. Siehst aus als könntest du es brauchen.“

„Ach wirklich?“, stieß Nat nach Atem ringend hervor.

„In einem Wettrennen schlag ich dich locker und Hex erst recht.“

„Verflixte Krähe, kannst auch nur spotten!“, murrte Nat als er an Seiji vorbei das leere Varieté betrat. Der wuschelte ihm durch die verschwitzten Haare und grinste nur über Nats lahmes Fauchen. Nat holte sich ein Wasser und pflanzte sich auf den Tresen. Robert saß betreten auf einem Hocker davor.

„Also, was tun wir?“, fragte Nat.

„Nun Mieke fällt aus. Im Notfall kann ich noch andere Artisten erreichen, aber das klappt nur, wenn sie gerade Zeit haben und du weißt wie schwierig das bei guten Leuten ist.“, meinte Seiji. „Im übrigen, runter da, Miezekätzchen!“

Nat schnaubte, rutschte aber vom Tresen und nahm auf einem Barhocker Platz.

„Besser. Man könnte meinen, du hättest keinerlei Erziehung genossen.“

„Habe ich das denn?“

„Schluss mit dem Wortgeplänkel. Wir haben nicht viel Zeit. Ich dachte du könntest Mieke vertreten. Als Akrobat dürftest du gut genug sein.“

Nat starrte Seiji an. „Spinnst du?“

„Hex kann nicht. Sie muss Morgenfrüh pünktlich zur Schule.“

„Ach, und ich muss nicht in die Uni?“

„Soweit ich weiß, hast du Morgen erst am Nachmittag.“

„Ja, schon...“

„Dann ist doch alles geklärt. Probier es mal mit Robert.“

Nat schüttelte den Kopf. „Seiji, bitte... ich tret’ auf, aber nicht...“ Nat schluckte, wie sagte er das jetzt ohne Robert zu beleidigen?

„Probier es, okay?“

Nat seufzte. „Ich zieh mich um.“, murmelte er und verschwand zu den Garderoben. Die leere Wasserflasche ließ er auf dem Tresen stehen.

Umgezogen kehrte er zurück. Robert musterte ihn verwirrt, anscheinend hatte Seiji ihn nicht aufgeklärt, warum Nat so keinerlei Begeisterung aufbrachte.

Seiji hockte auf einem Barhocker. Seinen bernsteinfarbenen Augen entging nichts. „Fangt einfach mit ein paar Grundfiguren an.“, forderte er die Beiden auf.

„Ohne Dehnübungen?“, fragte Robert.

„Hast du doch schon gemacht.“, wurde ihm mitgeteilt, während Nat sich einmal ausgiebig streckte und dabei alle eine Muskeln dehnte. Es hatte Vorteile kein Mensch zu sein.

Hastig blickte Nat zu Seiji, der nickte. Er trat auf Robert zu.

„Einen Stuhl?“, fragte der.

Nat nickte nur. Er merkte wie er sich verspannte, als er seine Hände auf Roberts Unterarme legte und einen Fuß auf dessen angewinkeltes Knie stellte. Robert gab das Kommando und Nat stieg auf. Nun stand er auf Roberts Knien, steif ließ er es zu, dass sie sich auseinander lehnten.

„Ab!“, kam es Seiji. Beide gehorchten.

Nat unterdrückte ein Zittern. Er war diesem Menschen viel zu nahe. Er konnte Roberst Eigengeruch wittern. Krampfhaft schluckte er.

„Nat, das...“, Seiji brach ab als Nat heftig zusammen zuckte. Keine Sekunde später stand Seiji vor Nat. „Sieh mich an!“, befahl er, als er merkte, dass Nat den Blick gesenkt hatte. Nur langsam hob Nat den Blick. Er zitterte und wirkte als erwarte er einen Schlag.

„Verdammt!“ Wieder zuckte Nat zusammen.

„Nat?“, fragte Robert, der merkte, dass irgendetwas gar nicht stimmte.

Nat hob den Kopf und fauchte ihn über Seijis Schulter hinweg an. Robert erbleichte und stolperte zurück. Das Fauchen war nicht menschlich gewesen. Ehe er wusste wie ihm geschah wurde Nat am Handgelenk gepackt und von Seiji zu Boden gerissen, der auf ihm landete und ihn unter sich einzwängte. „Du sollst mich ansehen!“ Seijis Stimme war leise, fast sanft.

Nat starrte zu ihm hoch. Er zitterte immer noch und hatte viel zu spät auf Seiji reagiert.

„Wo bist du?“, wurde er gefragt.

„Äh? Im Imago, warum...?“, stotterte er.

„Gut. Und was hast du gerade erwartet, das geschieht?“

„Ich...“ Nat schluckte, seine Augen verengte sich. Er wandte das Gesicht ab. „Das ich bestraft werde.“, flüsterte er.

„Es tut mir Leid. Ich hatte gehofft, dass du darüber hinweg bist.“ Seiji ließ ihn los und erhob sich.

„Hinweg? Darüber? Ja, klar, sicher doch!“ Seine Finger gruben sich durch die weiche Filzmatte unter ihm.

„Es tut mir leid, dass ich mich geirrt habe. Wir werden einen anderen Ersatz finden. Denkst du, du kannst auftreten?“

„Mich vor Menschen zur Schau stellen?“ Ein Grollen war in Nats Stimme. „Heute noch? Weißt du überhaupt warum ich damit wieder angefangen habe?“

„Ja, weil das Imago mein und Rics Traum war.“ Seiji kniete sich neben ihn. „Und ich bin dir dankbar dafür.“

Nat knurrte und rollte sich von Seiji weg.

„W-was ist eigentlich...?“, hörte er Robert.

„Das geht dich nichts an, Mensch!“ Nat schnellte hoch, nur um von Seijis Hand auf seiner Schulter zurückgehalten zu werden.

„Ruhig. Er hat damit gar nichts zu tun.“

„Nein, aber es waren Menschen, die mich behandelt haben wie eine wildes Tier! Die mich wie einen der Tiger dressiert haben! Die mich ausgepeitscht habe, wenn..., wenn ich Fehler machte. Die...“ Nat musste Luft holen.

Seijis Arme legten sich um ihn. „Du bist nicht mehr dort.“

Die Worte trafen Nat wie einen Schlag. Er war nicht mehr dort. Er sackte zurück, wobei er halb auf Seiji landete, der sich mit ihm auf den Rücken fallen ließ. Eine Hand fuhr in seinen Nacken, kraulte ihn beruhigend. Angespannt lag Nat da.

„Geh, bitte. Ich kümmere mich um alles.“, hörte er Seijis Stimme in dessen Brust rumpeln. Nats Ohren drehten sich zu den Schritten zu, die ertönten als Robert den Raum verließ. Unwillkürlich hatten sich seine Ohren gewandelt, während er aufgebracht war. Erst mit dem Klappen der Tür, ließ seine Anspannung etwas nach. Seiji kraulte ihn weiter. Nat schloss die Augen und roch den gewöhnten Duft des anderen Schutzgeistes. Er ließ sich fallen. Stoff riss als er seine wahre Gestalt annahm. Seiji kraulte ihn als wäre er ein kleines Kätzchen. Nach einer ganzen Weile begann ein Schnurren in Nats Kehle zu vibrieren.

„Besser?“

„Mhm“

„Katerchen du bist schwer.“

„Mrr.“ Nat schlang seine Arme um Seijis Brust und legte den Kopf an dessen Halsbeuge zurecht.

„Soll ich dich so zu Hex hochbringen?“

„Nein.“ Ein Seufzen entwich Nat. Er konzentrierte sich um seine komplett menschliche Gestalt wieder anzunehmen. Nun richtete er sich auf und zog das zerfetzte T-Shirt aus.

„Ich geh selber hoch.“, sagte er als er aufstand.

„In Ordnung. Es wird heute spät, aber du kannst gerne bleiben.“

„Hm, ist gut. Meine Sachen,...“

„Bring ich nachher hoch. Geh schon. Hex, hat sicherlich irgendeinen Film da.“

Nat hob die Hand und ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Futuhiro
2011-08-05T13:50:36+00:00 05.08.2011 15:50
Hmmmm ... das wirft viele Fragen auf. Wer ist Hex? Weis Robert, was los ist? Ist Seiji nun verträglich oder doch ein mieser Sklaventreiber? Ich hab gerade so einen Hä?-Effekt. ^^
Aber cooles Kapitel. Armer Nat. Wir werden sicherlich erfahren, was da weiter laufen wird. Ich freu mich auf´s nächste Kapitel.
Von: abgemeldet
2011-07-14T17:26:31+00:00 14.07.2011 19:26
Eine Sphinx oder? Oh verdammt, das ist cool^^
Auch das Kapitel ist toll...auch wenn mir Robert etwas leid tut...er kann ja wirklich nix dafür...^^'
Schreib weiter, das ist echt interessant!


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