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Ryokochu

von

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Prolog

§| P r o l o g |§


 


 

Der Busfahrer war die reinste Katastrophe.

Tetsuya hatte gleich gewusst, dass er nicht fahren konnte. Man sah es dem Typen regelrecht an.

Dass er überhaupt zu einem Führerschein gekommen war, wunderte ihn mindestens genauso sehr wie die Tatsache, dass er sich auf den ganzen Scheiß hier überhaupt erst eingelassen hatte.

Knurrend stand er auf und hielt sich gleich darauf auch schon hilfesuchend an der obersten Pritsche fest, als der Bus scharf in die Kurve ging.

»Verdammt noch mal!«, rief er laut, doch seine Stimme kam gegen die von Chester Bennington einfach nicht an.

Nori hatte sich kurz vor ihrer Abfahrt bereits angewöhnt seine Musik mit voller Lautstärke zu hören. Im Moment schien „Faint“ sein absoluter Favoritensong zu sein, denn seit geschätzten zwanzig Minuten lief nichts anderes. Eigentlich mochte Tetsuya Linkin Park, aber zurzeit riss das Geschrei des Sängers ganz schön an seinen Nerven und regte ihn nur unnötig auf.

»Mach endlich die beschissene Musik leiser!«, fuhr er seinen Mitfahrer gereizt an.

Nori schien ihn gar nicht zu hören. Er wippte weiterhin im Takt des Liedes mit dem Kopf auf und ab und sang leise den Text mit.

Tetsuya hob die Hand und schlug ihn mit der Innenseite auf den Hinterkopf. »Hey! Dreh das Teil endlich leiser!«

Der Andere rieb sich den Schädel und warf ihm eisige Blick zu. »Du bist so ein Idiot!«, zickte er ihn an.

»Halt die Fresse und tu endlich, was man dir sagt!«

Widerwillig und murrend stoppte Nori die Musik und holte die CD heraus. »Zufrieden?«, fragte er mit einem übertrieben freundlichen Lächeln. Seine Augen hingegen schienen förmlich Funken zu versprühen.

»Total.«, war die unüberzeugte, monotone Antwort.

Tetsuya drehte sich um.

Keine zehn Sekunden später grölte ihm der Sänger von Three Days Grace „I hate (everything about you)“ durch die Boxen hinterher.

Er verstand Noris musikalische Botschaft, die eindeutig an ihn gerichtet war, und wünschte ihm frühen Haarausfall, sowie den Reißwolf für seine Klamotten, während er die Hände zu Fäusten ballte, um nicht gleich auf ihn loszugehen. Es würde nichts bringen, den Kleinen vermöbeln zu wollen.

Haru saß nicht weit weg von ihnen und auch, wenn er zutiefst in einem Buch vertieft zu sein schien, wusste Tetsuya, dass er genau mitbekam, was hier ablief. Oft genug hatte Haru Nori vor ihm gerettet, wenn sie sich wieder einmal gestritten hatten und bei Tetsuya alle Sicherungen durchgebrannt waren. Nein, wenn dieser gutmütige Riese in der Nähe war, lohnte es sich nicht Nori verkloppen zu wollen.

Zähneknirschend kämpfte er sich zum vorderen Teil des Busses, der seit einigen Tagen so etwas ähnliches wie sein Zuhause darstellen sollte.

Der große Reisebus war kein gewöhnliches Fahrzeug. Bis auf den Fahrersitz und zwei Sitzreihen je rechts und links waren alle anderen Bänke rausmontiert worden. Stattdessen befanden sich hier nun zwei Pritschen auf beiden Seiten und darüber noch mal je eine, dass man sich wie zu Kinderzeiten im Hochbett vorkam. Er selbst schlief unten, oben würde er es keine fünf Minuten bei diesem Geschaukel aushalten, ohne runterzufallen.

Das Bad lag ganz hinten. Es bestand aus einer engen Dusche, einem Klo und einem Waschbecken mit Spiegel. Jeden Morgen entstand ein bitterlicher Kampf um die Alleinherrschaft dieses kleinen Raumes, auch, wenn diese nur maximal eine halbe Stunde andauerte. Gut, es gab auch Ausnahmen. Nori schloss sich nicht gerade selten für sage und schreibe eine ganze Stunde ein und brachte somit den ganzen Badverkehr durcheinander, dass die anderen Schlange stehen mussten in der Hoffnung, sich hoffentlich bald die Zähne putzen oder endlich Erleichterung auf der Toilette finden zu können.

Die kleine Küche, die aus einem winzigen Herd, ein paar Schränken, einem kleinen Kühlschrank und einer nicht gerade breiten Arbeitsfläche bestand, hatte die linke Bushälfte größtenteils für sich beansprucht. Etwas weiter gegenüberliegend war ihre geradezu poplige Essecke. Eine Bank , zwei Stühle und ein Tisch in deren Mitte.

Für gewöhnlich quetschte sich nur eine Person durch die „Abteilung“ Küche. War auch besser so, ansonsten würde man wohl zwischen Tischecke und Herd einfach stecken bleiben.

Doch nun versuchte Tetsuya gegen jede Logik vorzugehen und sich an Kisho vorbeizuschieben, der mitten im Weg stand.

»Alter, jetzt macht gefälligst Platz!«, fauchte er ihn an und quetschte sich mit Mühe und Not, sowie größter Anstrengung an seinen Mitfahrer vorbei.

Kisho verlor fast das Gleichgewicht und sah ihn schuldbewusst an. »Tut mir Leid.«

»Lass gut sein.«, schnaubte Tetsuya nur und ging weiter. »Und, verdammt noch mal, Kisho, steck gefälligst das Messer wieder zurück in die Schublade!« Er musste sich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass Angesprochener bei seinen Worten ertappt zusammenzuckte und das Küchenutensil schleunigst wieder weglegte. Diesen Irren konnte man wirklich keine fünf Minuten aus den Augen lassen!

Plötzlich stolperte Tetsuya über etwas, was auf einmal vor ihm lag und gerade eben mit Sicherheit noch nicht dagewesen war. Er geriet ins Taumeln und laut polternd landete er ziemlich ungraziös auf dem harten Boden.

Fluchend drehte er den Kopf nach hinten. Seine Füße lagen auf etwas weichem, flauschigen. Er kannte dieses scheußliche etwas hinter sich nur allzu gut.

»Du beschissenes Drecksvieh!«

Zur Antwort erhielt er nur ein breites, treuherziges Lächeln und das gewohnte Hecheln, das ihn manchmal richtig die Nerven kosten konnte. Warum lachten diese dämlichen Hunde eigentlich andauernd?! Als seien sie die glücklichsten Wesen auf dem Planeten Erde. Dabei hieß dumm noch lange nicht gleich froh.

Er hasste diesen Hund.

Sokrates war nicht nur auf einem Auge blind, sondern legte sich auch andauernd einem aus heiterem Himmel einfach vor die Füße und war somit die Stolperfalle Nummer 1. Am liebsten brachte er Tetsuya zum Fallen und der wusste auch genau warum.

Er war immerhin nicht blöd. Nori hatte es dem Vieh beigebracht, als Rache für seine Neckereien und Kopfnüsse, die er an ihn austeilte, wenn er ihm zu frech wurde. Und der Köter hörte auch noch auf den Zwerg!

Sauer scheuchte er Sokrates weg und schleppte sich zum Fahrersitz.

Wie anstrengend die paar Meter von den Pritschen bis nach vorne waren! Er kam sich vor, als hätte er eine ganze Weltreise unternommen!

»Hideaki!«, fauchte Tetsuya augenblicklich los, als er sein Ziel erreicht hatte. »Halt sofort den Wagen an! Ich brauch ‘ne Pause!«

»Wieso denn das?« Der Fahrer blickte kurz über seine Schulter zu ihm hoch.

»Du fährst saumäßig! Muss ich noch weitere Gründe nennen?!«

»Unsere nächste, geplante Rast ist aber erst ist einer halben Stunde.«, erwiderte der andere ruhig.

Das reichte! Tetsuya rastete aus!

Nori, Haru, Kisho, Sokrates, Hideaki… alle ließen sie ihn aus der Haut fahren! Das alles war einfach zu viel!

Ohne unnötig Zeit zu verlieren griff er an seine Seite und zog seine Beretta hervor. Brodelnd vor angestautem Zorn hielt er Hideaki die Waffe vors Gesicht. »Jetzt halt endlich den bekifften Bus an!!!«

»Tetsu-san! Wie kannst du deinem alten Herrn nur so etwas antun und ihm drohen? Ich bin enttäuscht von dir!«

»Schnauze!!!« Er stand kurz davor seinem Fahrer ernsthaft weh zu tun.

Haru musste zu ihnen kommen und ihn festhalten, damit es nicht Schläge für Hideaki donnerte.

Nori schimpfte auf ihn ein, wie er so gewissenlos sein konnte und einfach einen ihrer Mitfahrer angreifen wollte.

Kisho nutzte die Gelegenheit und kramte wieder bei den Messern rum.

Hideaki versuchte ihn zu beruhigen, erzielte aber mehr das Gegenteil und Sokrates… der lag auf dem Boden und sah dem ganzen Treiben einfach nur still zu, bis es ihm zu langweilig wurde und er den Kopf auf die Pfoten legte um ein wenig zu dösen.

Wie dieser Chaoshaufen auch nur einen Moment lang hatte glauben können einfach so ohne Probleme auf die Reise zu gehen und das auch noch mit so unterschiedlichen Menschen, das blieb ein Rätsel, das sie sich nicht mal selbst erklären konnten.

Sie wussten nur eins.

Damals hatte es noch so harmlos und vielversprechend angefangen.

Selbst, wenn da auch schon so manches deutliches Anzeichen für ein ziemlich skurriles Miteinander gewesen war…
 

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So, das Kapi wäre hochgeladen ^^

Ich schau, dass es schnell weitergeht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  little_butterfly
2012-02-03T13:06:18+00:00 03.02.2012 14:06
XD Hallo... eigentlich mag ich keine ff mit eigenen Charaktere, aber diese hier ist köstlich! Mir gefällt dein schreibstil sehr! Mach weiter... die Story hat ein favo verdient


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