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Blood Painted

von

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Belladonna

Ich blinzelte gegen das Licht und die Kopfschmerzen und vielleicht auch in der winzigen Hoffnung, meine Wut damit abzuschütteln zu können. Natürlich klappte es nicht. Die Tränen auf dem hübschen Gesicht riefen nicht mehr den heftigen Beschützerinstinkt in mir hervor, wie sie es schonmal getan hatten, weil ich nicht mehr wusste, ob sie echt waren. Kalt ließen sie mich natürlich auch nicht, was mich verärgerte.

"Jetzt hör auf, Hinata.", fuhr ich sie gereizt an.

"D-Du hasst mich jetzt..."

Seufzend blieb ich mitten auf der Straße vor ihr stehen. Die Leute starrten uns an, aber das war mir gerade egal. "Ich hasse dich nicht - Das könnte ich nie. Ich verstehe auch, wieso du dir das ausgedacht hast, aber du kannst mich so nicht halten... Ich... Wir..."

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich offiziell mit ihr Schluss machen musste, weil sie es trotz meiner Affäre nicht tun würde. Wer wusste schon, was sie nach der verrückten Idee mit der Schwangerschaft noch versuchen würde, um mich zu halten? Meine Angst vor dem Alleinsein schnürte mir die Kehle zu; Es war unendlich schwer, zu sprechen und zu atmen, ich fühlte mich, als würde ich an meiner Spucke ersticken. Es war schwer, sich von jemandem zu trennen, deshalb hatte ich auch immer an jedem Menschen, der in mein Leben getreten war, so festgehalten. Ich wollte Hinata auch nicht ausstoßen, aber ich hatte das Gefühl, sie nicht mehr sehen zu können, wenn unsere Beziehung beendet war, deshalb drückte ich mich ja auch schon seit Monaten vor dem unvermeidlichen Ende.

"Hör zu... Es wäre verrückt, noch zusammen zu bleiben, nach allem. Die Lügen, die Vorwürfe... Das würde für immer zwischen uns stehen, siehst du das denn nicht?"

"Nein. ER würde zwischen uns stehen. Du musst ihn nur verlassen, dann ist alles wieder wie früher. Wir können es einfach vergessen... Schau - Ich verzeihe dir. Und du verzeihst mir und alles ist gut, ja?"

Mit traurigem Blick schüttelte ich den Kopf. Seit Sasuke zurück war hatte ich gelernt, dass nichts die Vergangenheit zurückbringen konnte, egal, wie sehr man es sich wünschte. Die einzige Möglichkeit, die man hatte, war, an der Zukunft zu arbeiten. Aber ich sah meine Zukunft nicht an ihrer Seite. "Das ist... Hinata, was redest du? Ich kann ihn nicht verlassen. Er braucht mich und ich..."

Ich brachte es nicht über mich, ihr zu sagen, dass ich ihn liebte. So richtig offiziell hatte ich es ja noch nicht mal ihm gesagt und geantwortet hatte er erst recht nicht, was mich jetzt, wo ich darüber nachdachte, ärgerte.

"I-Ich brauche dich auch.", sagte Hinata leise.

Ich seufzte tonlos, weil ich nicht wusste, was ich noch tun konnte, damit sie verstand, dass es vorbei war und alles, was ich ihr noch anbieten konnte, meine Freundschaft war. "Ich will dir einfach nichts vormachen. Es ist besser, wenn wir..."

"Ich muss jetzt auch los.", unterbrach sie mich. Sie lächelte zwar, aber in ihren Augen glomm Panik und sie wich bereits zurück, als wäre sie auf der Flucht. "Wir reden dann, Naruto-kun."

Verwirrt und ungläubig sah ich Hinata nach, als sie die Straße hinunter hastete, nur weg von mir. Es war noch nie vorgekommen, dass sie vor mir weggelaufen war. Sie war in Ohnmacht gefallen, war ungeschickt geworden und hatte gestottert, aber abgehauen war sie noch nie. Und das alles nur, weil sie die Wahrheit nicht hören wollte.

Resigniert lief ich durch die fast leeren Straßen über denen an einem taubenblauen Himmel stahlgraue Wolken vorbei hetzten. Das Sahara-Wetter hatte zusammen mit den Wüstenbewohnern aus Suna die Stadt verlassen und sie in der stetigen Erwartung heftiger Gewitter zurückgelassen. Die meisten Fenster blieben geschlossen und die Leute verharrten in ihren Häusern. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie Angst hatten, viel mehr hielt ich die Reaktion der Dorfbewohner für Ungläubigkeit. Es war auch schwer vorstellbar, dass Jahre diplomatischer Aufwendungen einfach in den Wind geschlagen worden sein sollten. Leider waren die Taten an der Front mehr als überzeugend.

Ich war froh, dass Sakura ab und zu Sasuke schrieb, denn obwohl sie mich in ihren Briefen ignorierte und auch nicht auf meine Beziehung zu ihrem ewigen Schwarm einging, wäre ich wohl vor Sorge umgekommen, wenn wir gar nichts von ihr gehört hätten. Obwohl sie ihre Worte weiterhin kühl wählte, waren sie besser als nichts. Sasuke selbst, mit dem ich so viel Zeit wie möglich verbrachte, reagierte kaum auf ihre Aufmerksamkeiten - Zumindest dieser Umstand war eigentlich wie immer. Er lag auf seinem Bett, wenn ich ihn besuchte, und stierte an die schmutzige Zimmerdecke. Er hatte einen fiebrigen Glanz in den Augen, der mich besorgte, doch als ich dem Gefängnisarzt davon erzählte, konnte dieser keine Krankheit feststellen. Er sagte nur, dass Sasuke heftige Albträume hatte, was mir nicht gefiel, mich aber überraschte; Obwohl er, solange er in unserer Wohnung war, bei mir schlief, hatte ich schon lange keinen seiner nächtlichen Anfälle mehr erlebt und sie deswegen eigentlich für beendet gehalten. Helfen konnte mir der Mediziner bei dem Problem allerdings nicht, und das einzige Ergebnis, das ich durch meinen Bericht erzielte, war der, dass Sasuke sauer auf mich war.

"Es geht mir gut. Hör auf, diesen Quacksalber auf mich anzusetzen.", verlangte er eines Tages gereizt, als ich in seine Zelle trat.

Ich blieb vor der Tür stehen. "Es geht dir offensichtlich nicht gut. Du bist total übernächtigt und der Arzt sagt, du hättest wieder diese Träume... Sind es dieselben wie damals?"

Sasukes Augen waren kalt, als er mich einen Moment ansah, dann drehte er sich träge auf die Seite, der Wand zugewandt. "Ich träume davon, sie zu töten."

"Sie? Wer sind sie?"

"Alle.", wisperte er und rollte sich zusammen, sodass sein Gesicht im Schatten des leeren Stockbettes über seinem Schlafplatz lag. Seine Gestalt, die wieder knochiger geworden war, seit er hier war, schien unter jedem Atemzug zu beben und strahlte trotzdem etwas so Bedrohliches aus, dass es mir die Nackenhaare aufstellte und ich nicht wagte, mich ihm zu nähern. "Die Wachen. Die Häftlinge. Sie."

Diesmal verstand ich, wen er meinte. Sie. Hinata.

Ich leckte mir die plötzlich trockenen Lippen, dann ging ich rasch zu ihm und nahm ihn in den Arm, ohne auf sein Gesicht zu achten. Wenn wirklich Blutgier darauf zu sehen war, wollte ich sie gar nicht sehen.

"Du musst nicht eifersüchtig sein.", beruhigte ich zärtlich, denn diese irrationalen Träume mussten von der Verlustangst kommen, ganz sicher. Sie bedeuteten nicht, dass er Hinata oder sonst jemanden wirklich töten wollte. Deswegen war ich fast froh, dass er so etwas träumte und nicht wieder von lebenden Leichen seiner Familie; Er befasste sich mit dem hier und jetzt, mit mir und uns, nicht mit der Vergangenheit. "Es ist gut - Ich bleibe bei dir, egal, was passiert. Du brauchst keine Angst zu haben, vor nichts mehr. Weil du jetzt mich hast, ok?"

Eine Weile ließ er sich einfach nur schweigend halten, und mehr hatte ich eigentlich auch nicht von ihm erwartet, doch dann antwortete er tatsächlich auf mein Hilfsangebot. "Sag es nochmal.", verlangte er mit leiser, erschöpfter Stimme. Sein Körper war steif in meinen Armen, wehrte sich gegen die Berührung, aber ich ließ nicht los. Ich würde ihn nie mehr loslassen.

"Was willst du hören?", fragte ich, verwirrt, aber unverkennbar bereit, ihm alles zu geben, egal, was er brauchte.

"Was du letztens gesagt hast. Als du betrunken warst."

"Was...?", setzte ich nochmal an und stockte, als mir aufging, was er meinte. Seit er mich sprichwörtlich unter Drogen gesetzt hatte, hatten wir nicht darüber gesprochen und ich hatte meine Worte nicht wiederholt. Aber jetzt wollte - Brauchte - Sasuke diese Wahrheit, die mein Herz unregelmäßig schlagen ließ. Ich leckte mir die Lippen, doch meine Zunge fühlte sich plötzlich an wie ein trockener Lappen. Trotzdem tat ich, wie immer, was er wollte.

"Ich liebe dich."

Ich spürte, wie seine Muskeln sich entspannten, wie sein Körper langsam den Widerstand aufgab und sich mir öffnete. Sein Gesicht lag völlig in meinen Armen und es war das erste Mal, dass ich dieses blinde Vertrauen, das er mir beim Sex entgegenbrachte, außerhalb des Bettes von ihm bekam.

"Ich liebe dich, Sasuke."

Mit diesen Worten legte ich ihm mein Herz, meine Welt, zu Füßen und gab all die Zurückhaltung auf, die ich mir in den letzten Monaten aus Selbstschutz vorbehalten hatte. Und alles, was es für diese totale Unterwerfung gebraucht hatte, war eine Bitte von Sasuke. Ob er mein Geschenk annehmen würde oder es wegwerfen, das war noch nicht klar. Wie zu erwarten gewesen war, antwortete er nichts auf mein Geständnis. Er ließ sich einfach halten, saugte meine Kraft auf wie ein Schwamm das Wasser und ich ließ ihn gewähren.

Es fiel mir schwer zu gehen, als die Zeit gekommen war, aber es war sowieso schon Vorzugsbehandlung, dass ich mit ihm alleine sein durfte, also wollte ich es nicht ausreizen. Ich machte mir Sorgen um Sasuke, hatte aber letztlich keine Wahl, als die Besucherzeiten zu akzeptieren.
 

Es war spät und der Wind, der schon am Nachmittag die Wolken über den Himmel gepeitscht hatte, griff mir ins Haar, als wolle er all den unnötigen Ballast der letzten Monate einfach aus meinem Kopf blasen. Wie gern ich es ihm gestattet hätte.

Vielleicht war es jetzt ja so, wie es immer hatte sein sollen. Vielleicht hatte der Schreiber des Schicksals es so vorgesehen, dass alle mich hassen sollten und Sasuke alles war, was mir blieb. Immerhin war er in derselben haltlos einsamen Position; Es musste ja ein Kräftegleichgewicht herrschen in einer Beziehung.

Beziehung.

Es war nach wie vor seltsam, so zu denken, aber Sasuke war jetzt wohl offiziell mein fester Freund. Mein. Mit all seinen Ecken und Kanten, die ich so sehr liebte. Mit seinem mitleidlosen Egoismus und seiner wehrlosen Angst und seiner vernichtend stillen Ehrlichkeit... Gott, hatte ich ewig gebraucht, um mir das einzugestehen - Und das, wo es so offensichtlich war, was er für mich bedeutete.

Ich war in seltsam aufgeräumter Stimmung, als ich das Treppenhaus des Wohnhauses betrat. Mein Hirn war voll von tiefgründigen Gedanken über die Welt und die Liebe und ich war ehrlich irritiert, als das echte Leben sich in meine Sphären einmischte; Auf die Person, die ich auf dem Treppenabsatz vorfand, war ich absolut nicht vorbereitet. Sie sah aus, als hätte sie bis eben geweint, zeigte aber ein schmerzliches Lächeln, als sie sich von der Treppenstufe erhob, um mich zu begrüßen. Das war der einzige Gesichtsausdruck, den ich seit langem an Hinata gesehen hatte.

Sofort meldete sich mein Beschützerinstinkt, Mitleid und Reue - Und als neuste Komponente meines Gefühlscocktails: Widerwillen. Ich wollte sie nicht hier haben, hatte ihr die Lüge noch nicht verziehen und rang nach wie vor mit meiner eigenen. Außerdem hatte ich Angst um sie; Ihr Herz hätte schneller heilen können, wenn wir uns nicht ständig gesehen hätten, und ihr musste doch klar sein, dass es nichts ändern würde, wenn sie mir nachlief.

Trotzdem war meine Stimme weich, als ich stehen blieb, um sie zu begrüßen; In unsere Wohnung wollte ich sie nicht bitten. "Hinata. Was gibt es noch?"

Sie zupfte an ihrer Jacke und sah auf ihre Finger, hilflos und klein in der Nacht, den Blick unsicher auf meine Füße gerichtet. "Ha-Hallo, Naruto-kun... Ich wollte no-nochml mit dir reden - Bevor ich gehen muss."

Ihr Blick huschte zur Wohnungstür, aber ich machte, trotz meines höflichen Lächelns, keine Anstalten, sie hereinzubitten. Sie hatte gesagt, dass sie den Mann, den ich liebte, hasste. Sie hatte kein Recht, in unsere gemeinsame Wohnung, die plötzlich keine WG mehr war, zu kommen. "Gerne. Ich möchte nicht, dass alles... In einem Rosenkrieg oder so endet. Du weißt, dass ich dich nicht verletzten wollte - Das wollte ich nie."

Sie schüttelte den Kopf und ihre Augen blitzten im Flurlicht. Dann verlosch dieses Licht wegen der Zeitschaltung und ich konnte sie in der Dunkelheit kaum mehr ausmachen. "Oh nein. Es endet doch nicht."

Zuerst war ich verwirrt, dann verärgert und schließlich nur noch resigniert. "Doch, das tut es. Darüber hatten wir doch schon gesprochen. Nach allem, was war, können wir nicht einfach weitermachen... Das will ich auch gar nicht. Es tut mir leid, wie es passiert ist, aber ich hab jetzt eine neue Beziehung. Und ich denke, wir sollten uns ein bisschen Zeit geben und dann, wenn du überhaupt möchtest, können wir versuchen, wieder Freunde zu sein. Das wäre mir sehr wichtig. Aber mehr wird es nicht mehr sein, verstehst du das?"

"Aber du kannst nicht mit mir Schluss machen.", kicherte Hinata in fast hysterischem Tonfall, der mir sämtliche Nackenhaare aufstellte. "Mein V-Vater würde dich umbringen, we-wenn er wüsste, dass ich keine Ju-Jungfrau mehr bin."

Das schlug dem Fass jetzt schier den Boden aus und nahm mir jede Wärme aus der Stimme und dem Herzen. "Versuch nicht, mich zu erpressen, Hinata. Du weißt dass ich keine Angst vor Hiashi habe."

"Aber vor dem Alleinsein.", erwiderte sie, ungewöhnlich heftig und mit bitterem Spott. "Und das wirst du sein, wenn du dich auf ihn einlässt. E-Er kann sich dir nicht öffnen - Dazu ist er viel zu kaputt, und das weißt du. Er wird dich auffressen, um diese Leere zu füllen und es wird dich zerstören, nicht alles von ihm haben zu können, weil du genau das brauchst; Alles. Ihn kannst du nicht haben; Er gehört nicht mal sich selbst, sondern seiner Vergangenheit. Er ist Opfer seines Hasses und den kannst auch du mit all deiner Liebe nicht besiegen, so viel du ihm auch zu geben hast."

Ihre Worte machten mir Angst, weil ich instinktiv die Wahrheit in ihnen spürte, obwohl ich sie nicht hören wollte. Ich war frisch verliebt, ich wollte glauben, dass ich die Welt für ihn war und dass das immer so bleiben würde, verdammt. Und von meiner eifersüchtigen Exfreundin wollte ich mir das sicher nicht kaputtmachen lassen.

"Nein.", sagte ich leise. "Das ist eine Lüge. Ich kann..."

"Es ist wahr, Naruto-kun, und das weißt du auch. Ihn kannst du nicht haben..." Sie schüttelte den Kopf und nahm zärtlich meine Hand. "Aber mich."

Ich entzog mich ihrer Berührung, indem ich einen Schritt zurückwich. "Es ist vorbei zwischen uns. Es tut mir leid, aber so ist es."

"Bist du Masochist? Wi-Willst du, dass er dir wehtut?"

"Hör auf."

"E-Erst, wenn du aufhörst, dir etwas vorzumachen. Du bist, wer du bist - Und er auch. Das kann keiner von euch ändern."

"Ich will ihn ja auch so, wie er ist!", fuhr ich sie heftiger an als ich es beabsichtigt hatte. Sie erschrack, aber ich hatte gerade keine Lust, Rücksicht zu nehmen. In ihrem Blick flammte Angst auf, aber eigentlich hatte sie ja immer vor irgendetwas Angst; Vor ihrer Familie, vor Veränderung, vor der Liebe... Und in diesem Fall eben davor, mich zu verlieren - Aber das hatte sie schon, daran konnte sie nichts mehr ändern. Seltsam deutlich nahm ich plötzlich das Fehlen des heftigen Ziehens in der Brust wahr, das ihre Nähe früher bei mir ausgelöst hatte. Ich hatte nicht mal bemerkt, wann es verschwunden war, und jetzt war da nur noch leises Bedauern und aufkeimende Wut über Hinatas ungewohnte Sturheit.

"Bitte - Mach das nicht.", bat ich leise.

"W-Was...?"

"Bring mich nicht dazu, uns zu bereuen."
 

Weil kaum noch jemand in der Stadt war, konnte ich mich wenigstens nicht über Langeweile beklagen; Ich hatte einen Haufen Kleinkram im Dorf zu tun. Vielleicht hetzte Tsunade mich auch durch die Stadt um mich vom Grübeln abzuhalten, aber das funktionierte leider nicht. Ich machte mir unterwegs Sorgen um meine Freunde, besonders um Sasuke, Sakura und Hinata. Natürlich auch um Gaara, aber der war wahrscheinlich wenigstens sicher in irgendeinem Krankenhaus verstaut.

In Gedanken an sie erledigte ich alle Botengänge, auf die die Hokage mich schickte. Einer von eben diesen war es auch, der mich schließlich zu dem Trio zurückführte, das mit den Michelangelo-Fällen betraut worden war. Inzwischen sahen sie blass und erschöpft aus, was mich mit einer gewissen Befriedigung erfüllte - Ganz davon abgesehen, dass auch sie kaum erfolgreicher waren als Sakura, Sai und ich es gewesen waren.

"Und, wie läuft´s?", fragte ich gut gelaunt.

Niemand ging darauf ein.

Stattdessen antwortete die Anführerin knapp: "Wir haben Hinweise erhalten, denen du für uns nachgehst." Sie reichte mir eine Karte, auf der ein Punkt mit einem Kreuz markiert worden war. "An der gekennzeichneten Stelle soll ein unterirdisches Tunnelsystem beginnen. Wir kennen die Ausmaße noch nicht - Du wirst sie für uns ausloten."

"Und was hat das mit eurem Fall zu tun?"

"Wir haben den Verdacht, dass dieses System als Mittel zum unbemerkten Fortkommen genutzt wurde. Eigentlich waren die Tunnel für die Polizei von Konoha angelegt worden und wurden, seit diese aufgelöst ist, offiziell nicht mehr genutzt, aber es kann sein, dass der Straftäter auf welchem Wege auf immer davon erfahren hat."

"Ich hab noch nie was von diesen Wegen gehört.", gestand ich mit leisem Schauder; Ein Feind, der aus dem Untergrund zuschlägt und wieder verschwindet... Kein Wunder, dass die oberirdisch stationierten Wachen nie etwas gesehen hatten.

"Die Tunnelsysteme sind geheim angelegt worden. Außer den Uchiha, den Ältesten der damaligen Zeit und dem amtierenden Kage weiß niemand davon.", erklärte die Anführerin. "Tsunade-sama ist durch Zufall auf den Zusammenhang gestoßen, als wir ihr unsere Ergebnisse präsentierten. Allerdings kennt sie die Ausmaße des Systems auch nicht völlig, da im Laufe der Zeit viele Details verlorengegangen sind. Du wirst genau einzeichnen, wo es Ausgänge gibt - Vor allem in der Nähe der Tatorte."

"Und wenn er den Tunnel gar nicht benutzt hat?", warf ich ein.

"Es gibt kaum eine andere Möglichkeit, sonst hätten wir ihn längst erwischt. Aber es gehört auch zu deinen Aufgaben, Beweise für unsere Theorie zu finden, wenn es denn welche gibt. Und sei vorsichtig; Dort unten verläuft man sich leicht."

Sie lächelte schnippisch, was ich als Indiz dafür sah, dass ich entlassen war. Ich drehte mich um, hob als wortlosen Abschiedsgruß die Hand, in der ich die Karte hielt, und verließ den Raum.
 

Vielleicht war es nicht meine beste Idee gewesen, nachts hierher zu kommen.

Zumindest sah das verlassene, zerstörte Viertel im Mondschein nicht einladender aus, vor allem nicht, weil starker Wind Wolkenfetzen über den Himmel peitschte. Es war, als würden die Geister der Vergangenheit die Mainacht kälter machen als sie war. Zögernd betrat ich das Gelände, das noch immer abgeriegelt war und das, wie mir auffiel, als ich darüber nachdachte, immer noch Sasuke gehörte. Ob er es überhaupt haben wollte? Ich hatte ihn schon öfter gefragt, ob er das Viertel oder die Gräber seiner Familie besuchen wollte, aber er lehnte jede Erinnerung kategorisch ab. Vermutlich wurde er immer noch von Träumen geplagt und sagte mir einfach nichts darüber.

Außerdem sollte ich gar nicht hier sein; Ich hatte das Gefühl, ich hätte Sasuke um Erlaubnis bitten müssen. Aber mein Auftrag hatte ja nichts mit ihm oder seinen Ansprüchen auf dieses Viertel zu tun und er hätte sich vermutlich nur aufgeregt. Zumal; Wusste er überhaupt von dem Tunnelsystem? Er war sehr jung gewesen, als seine Familie ermordet wurde, vielleicht hatte man ihn noch gar nicht eingeweiht.

So jedenfalls versuchte ich, mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Obwohl ich natürlich in jedem Schatten eine Gestalt sah, war außer mir niemand auf dem Gelände. Ich sah mich ein bisschen um und landete schließlich vor dem ehemaligen Haus von Sasukes Familie. Die Natur hatte große Teile davon bereits zurückerobert; Vor dem einstmals gepflegten Hof wuchs eine kleine Linde und Gras und Moos sprossen an dem Wänden. Seltsam, dass Sasuke hier gewohnt haben sollte.

Vielleicht wäre er inzwischen auch unter normalen Umständen ausgezogen? Vielleicht wäre er jetzt mit Sakura zusammen und ich mit Hinata und zwischen uns wäre nie etwas passiert? Und wenn doch, was hätten seine Eltern dazu gesagt? Ich hätte sie gerne kennengelernt, nur, um zu sehen, ob Fugaku genau so wütend wäre wie Hiashi, als der von seiner Tochter und mir gehört hatte.

Der Gedanke an Hinata versetzte mir einen schuldbewussten Stich. Letztendlich hatte ihr Vater Recht behalten, was mich betraf.

Ich schob die Erkenntnis beiseite und warf einen Blick auf die Karte, laut welcher der gesuchte Tunnel ganz in der Nähe sein musste. Behindert von Schutt und Gestrüpp brauchte ich fast eine halbe Stunde, bis ich den Standort schließlich in einem Garten lokalisierte. Leider war außer verwilderten Bäumen und einer moosbewachsenen Statue nichts zu sehen, sodass ich mich etwas hilflos umsah. Natürlich könnte ich den Boden umgraben, aber dann wäre meine Anwesenheit nicht mehr so geheim wie geplant. In Ermangelung einer besseren Idee machte ich drei Doppelgänger, die genauso planlos wirkten wie ich, sich aber verteilten, um mir suchen zu helfen.

Ich wusste nicht, wie spät es genau war, aber der Mond näherte sich bereits den Wipfeln der Bäume im Garten an, als ich schließlich völlig verdreckt war und auf den noch immer tunnellosen Rasen blickte. Ich hatte wirklich alles versucht und war frustriert. Vielleicht waren ja die Pläne falsch und das hier nicht das richtige Anwesen? Aber ich konnte nicht jedes Haus des Viertels durchsuchen.

Resigniert lehnte ich mich gegen die steinerne Statue und erschrak als sie mit einem Knirschen verrutschte.

Hastig drehte ich mich um, um sie zurück an ihren Platz zu rücken - Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, überhaupt hier zu sein, und wollte keine Beweise dafür hinterlassen - Aber musste erkennen, dass sie sich keinen Millimeter gerührt hatte. Aber ich hatte doch die Bewegung gespürt und das Knirschen gehört, ganz sicher!

Neugierig geworden untersuchte ich den Drachen genauer. Er war fest mit dem Sockel verbunden, also hätte man schon das ganze, schwere Konstrukt anpacken müssen, um die Statue zu bewegen. Aber was hatte dann das Geräusch gemacht? Ich steckte die Hand ins Drachenmaul, fast in der Erwartung, der Kiefer würde zuschnappen. Natürlich tat er das nicht und im Schlund der Bestie war nichts außer Brackwasser vom Regen und Moos und weder die Zunge noch die Zähne waren beweglich.

Auch das Äußere der Statue war moosbewachsen und dreckig - Bis auf eine Stelle unter der ausgestreckten Pranke des Drachen. Man sah zwar kein Scharnier oder ein anderes Zeichen dafür, dass der Arm sich bewegen ließ, aber es war unwahrscheinlich, dass ausgerechnet an dieser Stelle die Zeichen der Zeit nicht aufgetreten sein sollten. Ich betrachtete die Klaue genauer und drückte fest dagegen...

Und tatsächlich: Erneut das knirschende Geräusch.

Mein Herz hüpfte aufgeregt in der Brust auf und ab. Das hier war genau die Art Geheimgang, nach der ich gesucht hatte. Blieb nur noch die Frage, wer sonst noch von der Installation gewusst hatte - Und wer sie für seine Zwecke nutzte.

Mit ein bisschen Kraft schaffte ich es, den Arm des Steindrachens nach hinten zu drücken, was das Tier traurig entstellt wirken ließ. Trotzdem erwies es mir seinen Dienst; Die fordere Platte des Sockels, auf dem die Figur stand, rutschte zur Seite und gab den Blick auf einen dunklen Schacht frei. Ich kniete mich hin, um ihn zu begutachten. Muffige Luft schlug mir ins Gesicht und ein Luftzug krauste mein Haar, als würde der Tunnel atmen.

Irritiert blieb ich einen Moment hocken, dann schüttelte ich den Kopf und sprang beherzt in die Dunkelheit. Als ich durch die Schwärze segelte kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht zuerst hätte prüfen sollen, wie tief der Schacht war. Bevor Panik mich erfassen konnte, kam ich aber auch schon auf dem Boden auf. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen, hätte aber weit schlimmer enden können.

Erleichtert rappelte ich mich auf die Beine und tastete nach der Wand, um einen Anhaltspunkt über meinen Aufenthaltsort zu bekommen. Der Stein war feucht und kalt unter meinen Fingern, schien aber behauen und stabil. Um den Eindruck zu bestätigen kramte ich eine Taschenlampe aus meinem Rucksack. Ihr Lichtkegel fiel auf einen überraschend großen, runden Tunnel, der von der Feuchtigkeit des Erdreichs glänzte. Gerade, als ich mich einigermaßen zurechtgefunden hatte, hörte ich erneut das knirschende Geräusch des sich bewegenden Steins und blickte nach oben. Tiefste Schwärze war alles, was ich sah. Der Eingang war wieder geschlossen.

Ich leckte mir nervös über die Lippen, beschloss aber, mir erst Gedanken darüber zu machen, wie ich hier wieder rauskommen sollte, wenn ich meinen Auftrag erledigt hatte, also sah ich mich erst mal prüfend um. Rechts und links von mir führte der Tunnel unbestimmbar weit, bis sich das Licht der Taschenlampe in der Dunkelheit verlor. Die Luft war so kalt, dass mein Atem Wölkchen produzierte. Nach kurzem Zögern ging ich nach rechts, wobei ich meinen Weg möglichst genau auf meiner Karte einzeichnete, um später zurück zu finden.

Meine Schritte machten platschende Geräusche auf dem Boden und ich ertappte mich selbst dabei, immer wieder über die Schulter zu blicken. Obwohl ich mich selbst dafür auslachte, blieb das ungute Gefühl. Ich versuchte, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren und dadurch abzulenken.

Der Tatort, welcher dem Uchiha-Viertel am nächsten war, war das Sägewerk, neben dem die Kinder verbrannt worden waren. Mit einem Schauder machte ich mich in diese Richtung auf, in Gedanken bei den dreizehn unschuldigen Toten und ihren Familien. Entweder Vater oder Mutter oder beide waren Shinobi und für das Verbrechen, in die falsche Familie geboren worden zu sein, hatten sie sterben müssen...

Der Gedanke an diese Möglichkeit machte die Vorstellung, vielleicht nie Kinder zu bekommen, fast erleichternd.

Nach einer Weile zeigte mir die Karte, dass ich ungefähr bei dem Sägewerk sein müsste und ich begann, mich umzusehen nach einer Leiter oder einem Tunnel, der dem ähnelte, der mich hier runter gebracht hatte. Ich war auf meinem Weg an mehreren Abzweigungen vorbeigekommen, hatte mich bisher aber an den Haupttunnel gehalten, um mich nicht zu verirren. Jetzt inspizierte ich auch die Nebenwege und in einem von diesen entdeckte ich auch tatsächlich den gesuchten Aufstieg. Eine rostige Leiter führte an die Oberfläche. Ich stieg sie hoch, weil ich eine Pause von der dunklen Enge unter der Erde brauchte und mich etwas an dem ehemaligen Tatort umsehen wollte.

Der Geruch nach Wald und Frühsommer ließ nichts von den Gräueltaten erahnen, die sich im Winter hier ereignet hatten. Ich ging zu der Stelle, an der der Scheiterhaufen gebrannt hatte, und schloss für einen Moment die Augen. Unverarbeitete Schuld ließ mir flau im Magen werden als ich die Kränze, Spielzeuge und Kerzen sah, die die Familien im Gedenken an ihre Kinder hier abgelegt hatten. Fotos von lachenden Kindern standen in hübschen Rahmen auf dem Boden. Die altbekannte Übelkeit kroch aus dem Bauch meine Kehle hoch und hinterließ dort einen bitteren Geschmack. Ich wollte weglaufen, zwang mich aber zu bleiben und jedem der Kinder ins Gesicht zu blicken.

Ich wusste später nicht mehr, wie lange ich dort gestanden hatte, als ich mich schließlich abwandte.

Der Platz vor dem Fabrikgebäude war perfekt abgeschirmt von den Bäumen; Niemand hätte jemanden gesehen, der aus dem Tunnel kam. Es war mehr als wahrscheinlich, dass auch genau das passiert war - Aber natürlich fehlte es nach wie vor an Beweisen.

Im Tunnel machte ich ein Kreuz etwa da auf der Karte, wo der Eingang sich befand, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Wie bereits erwartet fand ich auch an den anderen Tatorten einen Ausgang, an manchen sogar mehrere ganz in der Nähe. Das bewies natürlich noch nichts, erklärte aber einiges, sollte der Täter das unterirdische System tatsächlich genutzt haben. Es war schwer zu glauben, dass das nicht der Fall sein sollte, denn wie sonst hätte sich jemand völlig unbemerkt durch das schwer bewachte Konoha schleichen sollen?

Als ich schließlich in der Nähe von Sunas Botschaft aus dem letzten Tunnelausgang stieg war ich erschöpft und wollte zu Sasuke. Ich starrte zu dem dunklen Fenster empor, von dem ich wusste, dass Gaaras Zimmer dahinter lag und fragte mich, wie es ihm jetzt wohl gerade ging.

Seit die Kämpfe in den Grenzgebieten angefangen hatten, hatte ich weder von ihm noch von seinen Geschwistern gehört, was mich beunruhigte. Ob sie wohl sicher nach Hause gekommen waren? Ob die Ärzte in Suna ihrem Kazekage besser helfen konnten als die hiesigen Mediziner? Ob es Temari und dem Baby gut ging? Und ob sie wohl schon wusste, was es werden würde? Ich wusste nicht mal, in welchem Monat sie war, was mich plötzlich deprimierte.

Seufzend wandte ich mich von dem Gebäude ab, um mir die Nacht mit einem Bericht und der Sehnsucht nach meinem Geliebten und meinen Freunden um die Ohren zu hauen.
 

Ich schlief schlecht, seit ich alleine war, schlug mir oft ganze Nächte auf der Straße um die Ohren. Die Ausgangssperre war aufgehoben, weil sie schlichtweg nicht mehr realisierbar war. Viel zu viele Shinobi waren in Sunas Grenzgebiet. Trotzdem schien es die Leute nicht in die Frühsommernächte zu ziehen; Es war nie viel los, wenn ich einsam durch das Dorf patroullierte.

Die Leute hatten Angst.

Gerade deswegen entlud sich aber dort, wo die wenigen Nachtschwärmer dann doch aufeinandertrafen, heftige Spannung und ich gab mein Bestes, diese gewaltfrei zu lösen. So hatte ich das Gefühl, wenigstens einen Teil meiner Verantwortung zu tragen, obwohl ich in Gedanken ständig bei meinen Freunden in den Grenzgebieten war. Noch hatte Tsunade ihre Verhandlungstaktik zwar nicht aufgegeben, weshalb noch keine größeren Eskalationen passiert waren, aber es hatte durchaus schon kleinere Scharmützel gegeben und eigentlich wartete jeder nur noch darauf, dass der Zunder Feuer fing.

Wenn diese Sorgen es mich doch mal lang genug im Bett aushalten ließen, um tatsächlich zu schlafen, träumte ich schlecht; Der Traum von dem dunklen Flur, dessen abruptes Ende nicht half, war nach wie vor mein Dauerbegleiter. Ich träumte von Sasuke und Gaara, die sich stritten, und von Hinata, die mich verfolgte - Was sie tatsächlich getan hatte, bis sie an die Grenze versetzt worden war. Ich sah eine schwer verletzte Sakura, Temari, die ihr Baby verloren hatte, verstümmelte Menschen, Sasuke, der mich verließ, Blut und Häuser in Flammen. Es kam sogar so weit, dass ich Angst hatte, zu schlafen, und mich mit aller Macht wach hielt, bis es irgendwann einfach nicht mehr ging. Schließlich war ich so lange alleine in meiner Wohnung herumgelaufen, dass man sich offenbar Sorgen machte; Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit klingelte es an meiner Tür.

Ich lag in meinem Bett, frisch erwacht aus einem der Albträume. Träge öffnete ich die Augen und starrte an die Decke, während das unangenehme Geräusch der Türglocke sich in meinen schmerzenden Kopf bohrte. Einerseits war ich zu erschöpft, auch nur ans Aufstehen zu denken, andererseits war ich auch so ausgehungert nach Gesellschaft, dass ich es schließlich doch tat.

Shikamaru stand an der Tür. Er wirkte besorgt, als er mich erblickte. "Siehst ja scheiße aus.", war sein fachmännischer Kommentar.

"Hm.", antwortete ich schlagfertig. Ich trat zur Seite und er kam in die Wohnung, die noch nie so unordentlich gewesen war in den Monaten, die unsere WG hier schon bestand; Sasuke als Ordnungsfanatiker fehlte eindeutig.

Irgendwo zwischen getragener Kleidung, Coladosen und leeren Verpackungen von Fertiggerichten fand mein Gast einen Sitzplatz. Er beschwerte sich nicht, denn er war ab und zu in meiner vorigen Wohnung gewesen und kannte meine Einstellung zum Aufräumen. "Man hat dich lang nich gesehen.", brachte er den Grund für seine Anwesenheit direkt auf den Punkt.

"Das hätte man gekonnt, wenn man gewollt hätte.", fauchte ich, doch dann bereute ich die ungerechtfertigte Schärfe, schließlich wusste ich, dass ich mich zurückgezogen hatte wie ein sterbendes Tier. Erschöpft rieb ich mir die Augen. "Tut mir leid. Ich schlaf nur seit Tagen kaum."

"Was auch immer.", überging er meine Unhöflichkeit, sodass ich mich erleichtert setzen konnte. "Außerdem ist das nach den letzten Wochen kein Wunder... Du hast dir ziemlichen Ärger eingehandelt - Wie so oft. Die anderen sind echt sauer auf dich. Kiba wollte dir den Kopf abreißen, als er von Hinata und dir gehört hat."

Ich seufzte; Die Vorliebe ihres besten Freundes für meine Exfreundin hatte ich schon immer gekannt. "Kann ich mir vorstellen..."

"Ist wahrscheinlich gut für dich, dass alle erstmal weg sind."

"Jaaa...", erwiderte ich gedehnt und nicht besonders überzeugt. Sogar Konflikte mit meinen Freunden wären mir lieber, als diese beständige Einsamkeit. "Ich hoffe nur, dass alle unbeschadet zurückkommen... Hast du schon was von Temari und ihren Brüdern gehört?"

"Sie sind gut zu Hause angekommen und Gaara ist wohl auf dem Weg der Besserung, aber noch nicht wirklich auf dem Damm. Temari tut ihr Bestes, um den Rat und die Leute ruhig zu halten, aber wenn nicht bald etwas passiert, könnte es echt lästig werden."

"Es ist schon lästig."

"Kann man wohl sagen. Aber bisher ist noch nichts wirklich eskaliert und darüber können wir froh sein. Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit.", fügte Shikamaru düster hinzu.

"Wahrscheinlich. Es ist unglaublich, dass diese Rivalitäten immer noch bestehen."

"Ich glaube, in unserer Generation ist das auch gar nicht mehr so das Problem. Aber die Ältesten sind noch sehr in ihren Mustern gefangen... Was nach allem, was in de Vergangenheit passiert ist, auch kein Wunder ist."

"Aber das ist doch dumm! Wir sind doch zusammen viel stärker.", protestierte ich aufgebracht, woraufhin Shikamaru lächelte.

"Vielleicht. Aber stell dir vor, jemand würde deine Familie verletzen oder töten. Könnest du so jemandem jemals verzeihen?"

Ich dachte an Sasuke und Sakura und musste seufzend den Kopf schütteln. "Nein, das könnte ich nicht. Vermutlich hast du Recht, aber das ändert die Vergangenheit auch nicht. Alles, was wir tun können, ist unsere Zukunft gestalten."

"Tja, aber wer weiß schon, was die bringt?", sinnierte er nachdenklich, den Blick nach draußen gerichtet.

Ich vermutete, dass er an seine eigene Zukunft dachte; Das Kind, das er erwartete, seine Freundin und vielleicht zukünftige Frau, seinen kranken Schwager im Spe... Er hatte es nicht leicht und trotzdem war er hier, weil er wusste, dass es mir mies ging. Ich bekam ein schlechtes Gewissen wegen meinem Selbstmitleid, schämte mich sogar dafür.

"Was ist eigentlich mit Temari? Geht´s ihr gut?", wechselte ich das Thema in eine Richtung, die von mir weg führte.

Wir hatten noch nicht über die Schwangerschaft gesprochen, deshalb wusste ich nicht, wie Shikamaru wirklich über das Kind dachte. Vielleicht akzeptierte er es nur, wollte es aber eigentlich nicht. Doch zu meiner Überraschung legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, als er antwortete. "Es geht ihr gut... Ihnen beiden. Aber es wird ziemlich ätzend, sich um sie beide und meinen Paten zu kümmern. Temari wird schon jetzt unausstehlich bei der Aussicht darauf, nicht mehr überall mitmischen zu können."

"Kann ich mir vorstellen. Aber wahrscheinlich hat sie, wenn es so weit ist, genug Action."

"Ich glaub aber, sie mag Windelwechsel-Action weniger..." Shikamaru musterte mich nachdenklich. "Sie hat mit dir darüber geredet."

Das war keine Frage, aber als er sonst nichts mehr dazu sagte, antwortete ich trotzdem: "Ja, schon vor zwei Wochen. Sie war..." Mir fiel kein passendes Wort ein, weil ´aufgelöst` irgendwie nicht so recht zu der aufgeräumten Blondine passen wollte. "Erregt, könnte man es nennen."

"Jup, das kenn ich."

Ich lachte. "Das glaub ich dir gerne, Alter. Aber... Was ist mit dir?"

"Sorry, aber du bist nicht mein Typ.", witzelte er, doch dann wurde er mit einem Seufzen ernst. "Das nervt alles ziemlich, aber ich schätze, man kann es nicht ändern. Wir haben Verantwortung für das, was wir tun, und die werden wir annehmen. Zumal Temari mir vermutlich den Kopf abreißen würde, wenn ich versuchen würde, mich zu drücken."

"Und ihre Brüder würden auf deiner Leiche Samba tanzen... Aber du weißt schon, dass ´Die Verantwortung übernehmen` im Bezug auf ein schwangeres Mädchen eigentlich heißt, sie zu heiraten?", grinste ich, aber er ging nicht weiter darauf ein. Also stand das wohl tatsächlich auch schon im Raum.

Er lächelte sein schmales Lächeln. "Wer im Glashaus sitzt, Naruto."

Verlegen grinsend kratzte ich mich am Kopf, fast schon froh darum, dass er das Thema angeschnitten hatte. "Sorry, war nicht so gemeint."

"Schon klar." Er stand auf, öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Während er den ersten Zug tat, sah er nach draußen. "Was hast du vor?"

"Weiß nich. Im Moment hab ich echt an vielen Fronten zu tun."

"Dass du dich mal über Stress beschweren würdest, hätte auch keiner gedacht.", lachte Shikamaru und bließ eine Rauchschwade ins Freie.

"Beziehungsstress ist was anderes als Action. Es zerrt einfach an den Nerven und reibt dich mit der Zeit auf, bis zu nicht mal mehr weißt, warum du überhaupt aufstehst."

"Und? Für wen stehst du noch auf?"

"Für die Fans.", scherzte ich instinktiv, wobei ich jedoch Shikamarus Reaktion genau beobachtete, als ich weiter sprach. "Und für ihn. Es ist... Ich weiß nicht. Alles ist so viel lebendiger mit ihm."

"Ironisch, das über einen Mörder zu sagen... Aber immerhin hast du dich endlich für was entschieden." Shikamaru drückte die Zigarette auf dem Fensterbrett aus und ließ sie da liegen, dann drehte er sich mit verschränkten Armen zu mir um. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so tickst... Andererseits hast du schon immer an Sasuke geklebt, also ist es im Nachhinein doch nicht so überraschend. Wie auch immer, es ist deine Entscheidung. Weißt du, was du jetzt mit Hinata machen willst? Und Sakura. Soweit ich weiß, sind beide ziemlich ausgerastet."

"Kann man so sagen. Sakura redet seit Wochen nicht mit mir... Aber mehr als die Wahrheit sagen kann ich eben nicht."

"Ne, wahrscheinlich nicht. Und jetzt kannst du es auch nicht mehr ändern.", stimmte er zu und beendete damit die kurze Beziehungstherapie.

Obwohl er mir zu nichts geraten hatte, fühlte ich mich besser, was zum einen daran liegen mochte, dass seine bloße Anwesenheit mir gut tat und mein fast krankes Verlangen nach dem Aufenthalt in einer bestimmten Gefängniszelle für den Moment betäubte. Zum zweiten sonnte ich mich regelrecht in Shikamarus stiller Akzeptanz. Ich wusste nicht, ob es ihm wirklich egal war, was ich getan hatte oder ob er es tatsächlich sogar akzeptabel fand, aber ich hatte den vorurteilslosen Umgang mit einem Freund gebraucht. Er behandelte mich nicht anders als vor meinem Beziehungs-Aus mit Hinata und es machte Spaß, mit ihm zu reden.

Als er später ging, begleitete ich ihn noch ein Stück. Ich hatte Angst davor, alleine zu sein, außerdem hatte ich Sasuke fast zwei Tage nicht gesehen und ich vermisste ihn. Die Straßen waren leer, wie so oft in letzter Zeit und genauso fühlte ich mich, wenn ich wie eingekesselt in meiner eigenen Wohnung hockte. Es war verrückt, aber ich war in dieser Zeit tatsächlich lieber im Gefängnis.

"Übrigens war das gerade kein Freundschaftsbesuch.", eröffnete Shikamaru, als wir eine Weile in einvernehmlichen Schweigen nebeneinander hergelaufen waren. Meinen fragenden Blick erwiderte er nicht, als er fortfuhr; "Tsunade schickt dich an die Front."

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und wollte auch nicht verschwinden, als ich schwer daran schluckte. "Das... Das wird den Sunaranern nicht gefallen."

"Nein."

Tatsächlich gefiel diese Vorstellung aber mir am allerwenigsten. Ich hatte keine Angst vor dem Sterben, vor allem, wenn es zum Schutz des Dorfes war. Ich liebte meine Heimat und alle meine Freunde lebten hier, also war es meine Pflicht als Mann und Shinobi, sie zu beschützen. Was mir wirklich Angst machte war die Vorstellung, Sasuke nie wieder zu sehen. Nach allem, was uns bisher im Weg gestanden hatte, wollte ich ihn nicht sofort wieder verlieren. Immerhin betrachtete ich ihn gerade mal ein paar Wochen lang als mein. Mein bester Freund und Geliebter und alles, was ich im Moment hatte. Mein Alles.

Von diesen egoistischen Gründen abgesehen glaubte ich nicht, dass Sasuke alleine lebensfähig war; Das hatte er bereits oft genug bewiesen. Sicher, er hatte auch Sakura, aber sie war ihm gegenüber zu unterwürfig, um ihn eine Stütze zu sein. Davon abgesehen, dass auch sie sich im Moment nicht im Dorf aufhielt. Er brauchte jemanden, der ihn stützen und leiten konnte. Er brauchte - Und ich wusste, dass das der naive Wunsch jedes Liebenden war - Mich.

Ich hatte Angst davor, dass er sich selbst zerstören würde, wenn ihn niemand beschützte, obwohl ich ihm das nie sagen würde. Immerhin war alles, was ich wollte, sein Gesicht zu sehen, wenn ich aufwachte. Das würde nicht möglich sein, wenn ich weg wäre, und entsprechend schwer fiel es mir, es ihm zu sagen, nachdem ich mich von Shikamaru verabschiedet hatte. Den ganzen Weg zum Gefängnis grübelte ich darüber nach, wie ich es Sasuke am besten beibringen würde, aber mir fiel nichts ein, was angemessen erschien.

Es ging ihm nicht gut; Sein blasser Teint hatte einen Grünstich und er war gereizter Stimmung, als ich zu ihm gelassen wurde. Trotzdem fühlte ich mich bei ihm wohler als sonst irgendwo in dieser Zeit. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wäre er nicht im Gefängnis gewesen, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken daran, dass er hier zumindest einigermaßen sicher war. Die Häftlinge hielten sich nämlich, wie schon die Patienten der Jungend-Rehabilitationsanstalt, von ihm fern.

Ich schob den Moment, in dem ich ihm von meiner Abreise erzählte, so lange hinaus, wie ich konnte, was aber im Anbetracht der Situation nicht sonderlich lang war. Außerdem bemerkte er meine Unruhe, obwohl er nichts dazu sagte.

Als ich es ihm schließlich eröffnete, kurz, bevor ich gehen musste, sagte er lange Zeit nichts. Geschockt schien er jedenfalls nicht, also hatte er anhand meines Verhaltens schon so etwas in der Art geahnt. Dass es ihm egal war, wollte ich einfach nicht glauben. Schließlich hatte er seinen üblichen distanzierten Gesichtsausdruck zurück und wandte sich ab.

"Und das hat man dir heute erst gesagt?"

Gequält verzog ich das Gesicht. "Ja, und ich weiß auch nicht, wann ich gehen muss. Es tut mir leid."

"Du hättest gleich was sagen können."

"Tut mir leid, ich... Ich wusste einfach nicht, wie ich es dir sagen soll."

"Das dir auch mal die Worte fehlen würden.", entgegnete er zynisch. "Und ich nehme an, ich bleibe so lange hier?"

Seufzend gab ich die Entschuldigungen auf. "Ja. Ich werde versuchen, Baa-chan dazu zu bringen, dich hier rauszulassen, aber da sie das schon nicht wollte, als ich noch bei dir hätte sein können, wird sie es jetzt wohl erst Recht nicht zulassen. Sie ist echt stur."

"Ich dachte immer, das ist deine Lieblingsdisziplin."

"Ich kann doch auch nichts machen, Sasuke.", stöhnte ich genervt und drehte mich hilflos von ihm weg. "Ich will wirklich nicht gehen - Und noch viel weniger will ich, dass du hier bist. Aber ich muss zumindest versuchen, alle zu beschützen... Es geht ja auch um deine Sicherheit."

"Hör auf, dich zu rechtfertigen, das ist widerlich.", schnaubte Sasuke kühl. "Komm einfach wieder."

Jetzt war ich doch erstaunt. Mit diesem Satz hatte er offenbart, dass sein Problem nicht war, dass ich ihm so spät bescheid gesagt hatte, sondern dass ich überhaupt ging. Das änderte zwar nichts an der Situation, freute mich aber dennoch. Immerhin zeigte er nicht oft, dass ich ihm etwas bedeutete.

Mit zwei Schritten war ich bei ihm und nahm ihn in den Arm. "Ich bin bald zurück, mach dir keine Gedanken. Die Situation beruhigt sich sicher bald und..."

"Wenn du meinst." Sasuke schob mich von sich. "Aber Gaara geht es nicht besser und das wird es wohl so bald auch nicht mehr. Der Krieg könnte sich ausweiten."

"Das wird er nicht. Gaara wird bald gesund, das hat Temari Shikamaru geschrieben, und dann wird alles wieder wie vorher."

"Glaubst du?", entgegnete er spöttisch, was ich natürlich nicht tat; Noch nie war etwas nach einer Katastrophe so gewesen wie zuvor. Die sowieso schon angespannten Beziehungen hatten sich weiter verschlechtert und es würde lang dauern, bis das unter der Bevölkerung vergessen wäre. Den Leuten hatte Tsunades zögerliche Reaktion nämlich sowieso schon nicht gepasst.

"Es wird vielleicht etwas dauern, aber alles wird sich regeln.", antwortete ich mit einem überzeugenden Grinsen.

Sasuke hatte es aber nicht überzeugt, sodass kaum noch ein Gespräch möglich war und ich schließlich ging. Es war ein mieser Abschied, wo ich schon nicht wusste, ob ich vor meiner Abreise nochmal Gelegenheit bekommen würde, ihn zu sehen.
 

Es war früher Morgen, als ich Konoha mit einem Trupp von Kollegen verließ.

In der Nacht waren einige Leute von der Front zurückgekommen, jedoch ohne meine Freunde, wie ich deprimiert festgestellt hatte. Trotzdem hatte ich mit einigen der Heimkehrer gesprochen und so erfahren, dass es allen verhältnismäßig gut ging. Mein Trupp war bei einer kleinen, unscheinbaren Siedlung nahe der Grenze stationiert, von der keiner von uns je gehört hatte. Wir waren beauftragt, sie zu schützen, obwohl es so aussah, als würden die Überfälle der Suneraner bereits weniger werden. Man munkelte, das würde an Gaaras zunehmend besserem Gesundheitszustand liegen, aber wegen der geschlossenen Grenzen wusste niemand etwas Genaueres. Ich hoffte, dass die Gerüchte der Wahrheit entsprachen, denn ich machte mir Sorgen um meinen Freund, an dessen Zustand ich Schuld trug.

Von meinen Freunden war nur eine in meinem Team, und ich wusste nicht so genau, ob das zu meinem Vorteil gereichen würde; Genau genommen machte mich die Vorstellung, Sakura als Truppenärztin zu haben, eher nervös. Ich hatte außer ihren knappen Briefen an Sasuke nichts von ihr gehört und in denen hatte sie meine Existenz schlichtweg ignoriert, woraus ich schloss, dass sie mich nach wie vor hasste. Und Sakura war kein Mensch, von dem man gehasst werden wollte. Es war mehr als fraglich, dass sie sich mit der Vorstellung meiner neuen Beziehung angefreundet hatte, aber vielleicht hatte sie sich zumindest an den Gedanken gewöhnt und sich entsprechend etwas beruhigt.

Die Truppe war während der Reise ungewohnt still; Die normale angenehme Erwartungshaltung vor einer Mission gab es nicht, sie hatte Ungewissheit und vor allem auch Unwillen Platz gemacht. Viele von uns hatten Freunde in Suna, manche sogar Verwandte, und keiner wollte sich gegen diese wenden. Konohas Zivilisten schutzlos lassen wollte aber auch keiner, also folgten wir mehr als widerwillig unserer Pflicht. Ich wurde befragt, wie die allgemeine Lage im Haus des Kazekage war, weil alle von meiner Freundschaft zu Gaara und die meisten auch von seiner Liebeserklärung wussten. Sie gingen davon aus, dass ich mehr wusste über interne Vorgänge. Leider entsprach das nicht der Wahrheit, so sehr ich mir auch mehr Informationen über meinen Freund wünschte. Entweder glaubten sie mir meine Unwissenheit schließlich oder sie gaben es auf, mir mutgemaßte Geheimnisse entlocken zu wollen, jedenfalls hörte der Trupp schließlich auf, mich zu bedrängen und so verebbten auch die letzten Gespräche langsam.

Von da an waren es stille eineinhalb Tage bis zum Grenzgebiet, die mir genug Zeit zum Grübeln und Vermissen ließen. Immer wieder fragte ich mich, was Sasuke wohl gerade machte und wünschte mich zu ihm, sogar seine Gefängniszelle wäre mir recht gewesen. Es beunruhigte mich ein wenig, wie sehr ich an ihm hing, aber andererseits war es nie anders gewesen. Ich hatte immer bei ihm sein wollen, selbst damals, als ich ihn eigentlich noch gehasst hatte. Wann dieses freundschaftliche Gefühl wohl zu mehr geworden war? Ich holte tief Luft, weil es sich im Bezug auf ihn immer noch komisch anfühlte, so zu denken. Aber es gab keinen Zweifel mehr daran. Ich war schlicht und ergreifend Hals über Kopf in diesen Mann verliebt. Es fühlte sich anders an als das, was ich für Hinata empfunden hatte. Es war nicht unbedingt mehr, aber heftiger. Eine brachiale, endgültige Intensität, die mir manchmal Angst machte.

Erst die Ankunft in der kleinen Siedlung, der wir zugeteilt worden waren, schaffte es meine Gedanken von meinem Freund loszuschweißen. Die Dorfbewohner musterten uns skeptisch. Wir waren Fremdkörper in ihrer in sich geschlossenen Welt und noch dazu gefährlich. Es war nur verständlich, dass sie Angst hatten. Ich lächelte ein Paar von ihnen aufmunternd an, was einige zögernd erwiderten, während andere nur noch misstrauischer zu werden schienen. Aber letztendlich war es egal, was sie von uns dachten. Wir würden sie so oder so beschützen.

Kurz hinter den letzten Häusern waren ein paar Zelte aufgebaut worden und wir steuerten auf sie zu. Die bereits anwesenden Shinobi kleckerten aus ihren provisorischen Unterkünften um zu sehen, ob bekannte Gesichter unter den Neuankömmlingen waren. Die meisten wandten sich enttäuscht ab, nur vereinzelt gab es freundschaftliche Grüße.

Mein Blick blieb an einem großen, dunkelhaarigen Mann hängen, der uns fachmännisch musterte wie ein Metzger Rinder, die zu kaufen er erwog. Eine lange, dicke Narbe zierte seinen Hals und ich erschauderte; Die Wunde hätte ihn eigentlich töten müssen. Obwohl er meinen Blick sicher bemerkte überging er ihn unbeeindruckt. Mich wollte der Metzger scheinbar nicht kaufen.

"Genug geratscht jetzt. Hört her!", sagte er befehlsgewohnt, sodass alle Neulinge sich um ihn scharten. "Ich bin Saito Tomoki, euer Kommandant. Ihr werdet mich mit "Sir" ansprechen. Habt ihr verstanden?"

"Ja, Sir.", bestätigten wir wie aus einem Mund.

"Gut. Da einige von euch als Spaßvögel bekannt sind..." - Bei diesen Worten sah er seltsamer Weise mich an - "Stelle ich gleich zu Beginn klar, dass ich keine Extrawürste zulassen werde. Ich befehle, ihr führt aus, dann werden wir alle gut auskommen. Ist das klar?"

"Ja, Sir.", wiederholte die Truppe, die sich jedoch skeptische Blicke zuwarf. Mit dem war wohl nicht gut Kirschenessen.

"Ich möchte so wenige Tote wie möglich mit nach Hause bringen, also erinnert euch am besten an meine Worte. Das hier ist eine Ausnahmesituation, sogar für euch, also seid stets wachsam und sorgt füreinander. Wir sind hier alle füreinander verantwortlich. Wir werden eine Weile auf engstem Raum zusammenleben und -arbeiten, da ist Vertrauen eine Grundvoraussetzung. Verdient es euch von euren Kameraden; Verlasst euch auf sie, seid aber auch verlässlich. Fragen?"

"Nein, Sir." Langsam bekamen wir echt Übung als Chor.

"Gut. Die Leitende Ärztin wird euch noch ein paar Sachen sagen, dann könnt ihr auspacken. Anschließend gibt es die ersten Instruktionen. Bis dahin." Er nickte, ging und alle Neuankömmlinge entspannten sich merklich. Dieser Typ meinte es ernst, so viel war jetzt schon klar.

Die Gruppe tuschelte noch, als eine zierliche junge Frau vor trat und sich räusperte. Niemand schenkte ihr besondere Beachtung. Ich hatte ihre Anwesenheit nicht mal bemerkt, sonst wäre ich sicher nicht so locker geblieben. Die mangelnde Aufmerksamkeit holte sie sich eindrucksvoll, als sie ihre Stimme erhob.

"STILLGESTANDEN!", bellte Sakura mit einer Schärfe in der Tonlage, die uns alle an unsere Hokage erinnerte. Keiner zögerte auch nur eine Sekunde, ihrem Befehl nachzukommen.

Erst jetzt blickte ich auf und fand mich von zornigen, grünen Augen fixiert. Ich schluckte; Endlich stand ich meiner besten Freundin wieder gegenüber - Und sie schien über diesen Umstand alles andere als erfreut.

"Geht doch.", sagte Sakura zufrieden. "Nächstes Mal gleich so. Ich bin Haruno Sakura, der leitende Medic-Nin im Lager - Und auch der einzige. Das heißt, eure Dummheit ist meine Arbeit. Was wiederum bedeutet, dass ihr so wenig dumm handelt wie möglich, ich habe nämlich keine Lust, wegen eines Idioten Überstunden zu machen. Ich sehe das ganz rational: Ihr macht Mist, ich rette euch das Leben und zu Hause nehme ich es euch wieder weg. Klar?"

"Wie Kloßbrühe!", schoss es aus mir heraus, bevor ich nachdenken konnte.

Sakuras Lippen verzogen sich zu einem wölfisch-schmalen Lächeln. "Fast, Uzumaki. Du antwortest mit ´Jawohl, Sir!` wie jedem anderen Vorgesetzten gegenüber auch. Verstanden?"

Ich schluckte leicht. Das hier würde nicht lustig werden für die anderen, aber eine Frau mit Liebeskummer hatte sich offenbar vorgenommen, es für mich zur Hölle auf Erden zu machen. "Jawohl, Sir."

"Damit du es dir auch merkst, übernimmst du heute den Küchendienst. Das war´s von mir. Weggetreten."

Sie schaffte es irgendwie, ihr kurzes Haar durch die Luft peitschen zu lassen als sie sich abwandte und davon stolzierte und verschwand nach ein paar Metern zwischen den Zelten. Ich war beunruhigt. Bei dieser unvermindert starken Wut hatte ich nicht viel, was ich ihr entgegensetzen konnte, außer ein lausiges "Verzeih mir". Diese Bitte war so heuchlerisch, täuschte Reue vor, wo keine Hoffnung auf Änderung war und verlangte dennoch Absolution. Trotzdem konnte ich nicht anders als zu hoffen, Sakura würde mir vergeben, denn ich brauchte ihre Freundschaft.

Um mich herum hatten Gespräche eingesetzt , denen ich kaum folgte, als ich mit meinen Kollegen unsere jeweiligen Zelte suchte. Erst, als ich Sakuras Namen hörte, wurde ich wieder aufmerksamer.

"Ziemlich scharf, die kleine Krankenschwester, huh?", kommentierte einer der Männer.

Der Angesprochene zuckte die Schultern. "Zu wenige Möpse und zu große Klappe. Ich steh eher auf das Gegenteil."

"Ts...", machte ich im Vorbeigehen, wofür ich abschätzige Blicke kassiert.

"Was, Mann?", fragte der Busen-Fan angriffslustig.

Ich blieb nicht mal stehen, als ich antwortete: "Ich mein ja nur, dass du vielleicht still sein solltest, sonst beißt sie dir mit der großen Klappe noch was ab. Sie ist da nicht so zimperlich."

Mit diesen Worten bog ich um eine Zeltecke - Und wäre fast in Sakura gerannt.

Ihre Augen glühten - Grünes Feuer in der frühen Nacht - Aber ich hatte keine Lust, mit ihr zu streiten. "Können wir nicht...?", setzte ich an, ohne sie zu begrüßen.

"Ach, hör auf damit.", fuhr sie mich an. "Meinst du echt, du musst auf mich aufpassen? Das kann ich durchaus selbst."

Jetzt war ich doch verwirrt; Das störte sie? "Na ja, du warst ja nicht da..."

"Das ist egal. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein."

"Können wir nicht ganz normal darüber reden?", versuchte ich es nochmal, denn langsam dämmerte mir, dass sie doch nicht sauer war, weil ich sie verteidigt hatte. Sie war sauer, weil ich mich als ihr Freund verhielt, was sie nicht mehr in mir sah.

"Worüber denn?", fauchte sie. "Darüber, dass du Hinata betrogen hast? Oder darüber, dass du deine Freunde durch die Bank angelogen hast? Darüber, dass du dich an den Mann ranmachst, von dem du weißt, dass ich ihn liebe - Und der noch dazu dein Schützling ist? Ich glaube, dazu gibt es nichts mehr zu sagen."

Jedes ihrer Worte tat weh, als würde sie mich schlagen, weil sie die Wahrheit waren. Nur hatte ich dabei nicht an sie gedacht und auch an keinen anderen meiner Freunde. Ich hatte nicht mal so sehr an Hinata gedacht, wie es meine Pflicht gewesen wäre. Die Wahrheit war, dass es um Sasuke gegangen war, nur um ihn, die ganze Zeit. Und ein gemeiner, hässlicher Teil von mir wollte ihr auch all das vor die Füße werfen; Dass mein Leben sich nicht mehr um sie drehte, so wie Sasukes Leben es noch nie getan hatte. Er gehörte mir, mit allem, was er war.

Aber meine Harmoniesucht gewann dann doch: "Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut und Leute verletzt habe - Vor allem Hinata. Wenn ich könnte, würde ich vieles anders machen, glaub mir."

"Hör auf damit. Ich will einfach nichts mehr mit dir zu tun haben. Werd glücklich, wenn du meinst, dass du das so kannst, aber lass mich aus dem Spiel."

"Ich kann aber ohne dich nicht glücklich sein, Sakura-chan."

"Das ist nicht mein Problem!"

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verschwand zwischen den Zelten.

Bisher hatte ich gedacht, die Situation würde sich schon irgendwie einrenken, wenn wir Zeit miteinander verbrachten, aber so langsam kamen mir Zweifel und die machten mir Angst. Am liebsten hätte ich mit Sasuke darüber geredet, obwohl der wenig Verständnis im Bezug auf Sakura hatte. Er fand, unsere Beziehung würde sie nichts angehen und ich solle sie in Ruhe lassen, aber das konnte ich nicht. Trotz seines Unverständnisses hätte ich mich bei ihm besser gefühlt. Weniger alleine.

Traurig blieb ich eine Weile stehen, bevor ich es schaffte, mich abzuwenden und mein Zelt zu suchen.

Das hier würde eine sehr einsame Zeit werden.
 

~♥~
 

... Uff...
 

So lange hat es nun wirklich noch nie gedauert, etwas hochzuladen. Es tut mir unendlich leid, aber Oh mein Gott, die BOS frisst meine Zeit in einem Ausmaß, das ich nie für möglich gehalten hätte - Und leider ist keine Besserung in Sicht.

Ich hab mir zwar zwischendurch immer wieder Zeit für One-Shots genommen, die ich für BP hätte verwenden können, aber puh, schnell wird es hier leider trotzdem nicht weiter gehen.

Tut mir sehr, sehr leid!
 

Ich hoffe, euch hat das Kapitel dann wenigstens gefallen.

lG
 

-- Edit --
 

So, nach einem halben Jahr gibt es hier auch mal was neues... Wenn auch nur ein paar Zeilen, die dazu dienen, das sonst überlange nächste Kapitel abzukürzen. Ich hoffe, es bald hochladen zu können, also bis dannn!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  solty004
2014-02-21T09:44:39+00:00 21.02.2014 10:44
Hey,
Es war ein super Kapitel.

Armer Naruto zu erst hat er noch sein Gefühlschaos doch zum glückt macht jetzt Hinata was das sich es endlich gelegt hat. So das sich seine Entscheidung bestätigt das es richtig ist.
Auch wen er sich zu seid in die Einsamkeit zieht um seine Gedanken zu ordnen. Doch holt ihn etwas Shikamaru mit seinem Gespräch und das es Gaara etwas besser geht.
Mir hat es gut gefallen wie Naruto Sasuke im Gefängnis besucht hat und dort in den Arm genommen hat und sich nicht gewährt hat. Dan noch fordertet das Naruto ihm nach mal sagt das er ihn Liebt und das ohne Alkohol Einfluss. Ich glaubte er brauchte es als Bestätigung wen er es so sagt dass es damals ehrlich gemeint war und nicht wegen dem Alk. Doch wie es Naruto noch mal sagte endspante er sich in seine Armen und geniest anscheinen die Umarmung.
Es war auch schön zu lesen das er weil das Naruto bald und gesund wieder von der Front kommt. Auch wen er sauer war das er es erst jetzt ihm das gesagt hat. Wo ihm etwas abweisender und wider kühl werden lies doch diese Aussage zeigt wie schwer es ihm fällt das Naruto gehen muss. Er weil auch das sein Liebster bald zu ihm zurück kehrt.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
P.s.: Dachte schon das du nicht mehr weiter schreibst am dieser Story wie es so lange nicht weiter ging. Gott sei Dank habe ich mich geirrt!
Ach sorry das ich erst jetzt ein Kommentar schreibe da ich erst jetzt zu lesen gekommen bin.

Antwort von:  RedRidingHoodie
22.02.2014 18:39
Hey, danke für deinen Kommentar, ich freu mich wie immer sehr über deine Gedanken dazu :)
Natürlich bräuchte der Arme Naru eine Bestätigung, aber die wird er leider nicht bekommen - Achtung, Spoiler. xD Dazu hat er sich wohl den Falschen Freund rausgesucht... Aber naja, mal sehen, wie es weiter geht ( Ich weiß das ja auch immer eher so andeutungsweise ID )

Abbrechen werd ich die Story nicht, dazu macht sie mir zu viel Spaß, aber leider hab ich echt wenig Zeit dafür. :/ Ich hatte zwischendrin auch zeitweise keine Muse und wusste nicht genau, wie es weitergehen soll, aber weitergehen wird es sicherlich. Sind ja nur noch sechs Kapitel ID°

Dnake nochmal und ganz liebe Grüße :D
SaSi


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