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A simple Job

von

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Eyes without a face

Die abendliche Sonne näherte sich langsam den Dächern der Häuser in der Vorstadt. Nana spielte vergnügt mit einem Wollknäuel als sie das Läuten der Klingel vernahm. Der Assassine stellte den Kochtopf vorerst bei Seite. Wie vermutet kam Mademoiselle Yvette mit ihrem Herr Vater für Nachverhandlungen. Ach, sie war einfach erheiternd durchschaubar. Er hatte mit den beiden eigentlich früher gerechnet, aber das Kaffee war schon kalt und fad. Deswegen wollte er ihnen zumindest ein kleines Menü zubereiten. Hierfür hingegen waren sie zu früh gekommen. Dann mussten sie sich eben mit etwas Wein zufriedengeben. Gemächlich schritt er zur Tür und hieß sie willkommen.
 

Yvette würdigte den Hausherren keines Blickes und lief schnurstracks mit einem kurzen „Abend!“ zu Nana hin und nahm sie gleich in ihre Arme. „So hatten wir es aber nicht abgesprochen junge Dame. Zeige bitte etwas mehr Respekt.“ erklang die Stimme des Vaters vorwurfsvoll hinter ihr. Der Killer sprach munter: „Geht schon in Ordnung.“ und reichte dem Gast seine Hand.

„Freut mich Sie kennenzulernen Herr…“
 

Dieser Mann, der Killer kannte ihn.
 

„Altenberger. Simon Altenberger. Es ist für mich auch eine Freude die Bekanntschaft mit ihnen zu machen.“
 

Diese Augen, Simon hatte das Gefühl sie schon einmal gesehen zu haben.
 

Beide blieben einen Moment in dieser Position erstarrt. Bis der Gastgeber sich wieder fangend fortfuhr: „Mein Name ist Emanuel Wolf. Nehmen Sie bitte Platz. Ich bringe etwas Wein. Anschließend können wir uns unterhalten.“

„Machen Sie sich bitte keine Mühe. Wir haben wirklich nicht vor so lange zu bleiben.“

„Nein, nein. Fühlen sie sich wie zu Hause. Ich möchte Sie unbedingt näher kennenlernen.“ Besser gesagt zumindest erfahren was sich in seinem Leben seitdem geändert hat.
 

Yvette saß bereits auf dem Sofa und beäugte die Inneneinrichtung. Sie fand alles irgendwie altmodisch und langweilig. Trotz dessen versprühte die Villa eine ungewohnte Wärme. Dieses Flair hätte sie bei diesem linken Typ nicht erwartet. Sie hätte ihn eher als einen ehrgeizigen Anwalt oder gerissenen Börsenmakler eingeschätzt, aber nicht als Weltenbummler und Kunstliebhaber. An den Wänden hingen sowohl exotisch anmutende Gegenstände als auch impressionistische Bilder. Sie konnte die Bilder einer konkreten Richtung zuordnen, da sie Kunst als Vertiefungsfach in der Oberschule gewählt hatte. Der großräumige Wohnbereich war eingetaucht in Abendrot. Das notwendige Licht hierfür ergoss sich durch ein großes Fenster auf der Westseite des Zimmers. Nana schnurrte währenddessen, da Yve sie an ihrem Hinterkopf kraulte.
 

„Warum kann ich die Augen dieses Mannes keinem Gesicht zuordnen? Ansonsten habe ich doch keine Probleme mich an Personen zu erinnern, die ich sogar nur beiläufig kennengelernt habe. Diese grün gesprenkelten kastanienbraunen Augen… Mal schauen. Vielleicht kann ich ihm zu seiner Vergangenheit etwas entlocken.“
 

„Simon. Wie klein die Welt doch ist. Nie hätte ich erwartet dich noch einmal zu treffen. Unsere Wege hatten sich schon vor langer Zeit getrennt und doch wohnen wir quasi seit Jahren in derselben Gegend ohne uns begegnet zu sein. Ob er mich wiedererkennen kann. Nein, die Gesichtsoperation hat mich in eine andere Person verwandelt. Selbst meine Stimmbänder habe ich damals manipulieren lassen, um die Wiedererkennbarkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Nur an meinen Augen, ließ ich nichts ändern. Ich muss mich anstrengen, um keine Angewohnheiten aus der Vergangenheit bemerkbar zu machen. Selbst die kleinste Geste, könnte mich womöglich verraten. Ich freue mich, dass er wohlauf ist und immer noch seine schöne kleine Familie hat. Um diese Idylle nicht zu gefährden, darf er mich nicht erkennen.“
 

Der fruchtige Spätburgunder war ungewöhnlich leicht zu vertragen und lockerte nicht nur die Gemüter, sondern auch die Zungen. Nicht umsonst hieß es “Im Wein liegt die Wahrheit.” Ob sie wirklich an die Oberfläche kommen würde interessierte beide Männer. Emanuel - dieser Deckname hatte keinerlei Bedeutung für ihn - wollte die Gäste nicht zu schroff hinausjagen, aber auch nicht zu lange bei sich haben. Vor allem Simon nicht. Dieser war am Forschen und versuchte durch seine einladende Art ihn aus der Deckung zu holen. Unwissend welche Folgen dies für ihn haben könnte. Der Assassine hatte sich auf die Nachverhandlung sehr gefreut und sich schon mögliche Taktiken vorbereitet, aber mit solch einer Wendung hatte er definitiv nicht gerechnet.
 

Währenddessen lauschte Yvette verwundert wie gut sich die beiden verstanden. Als ob sie beste Kumpel wären. Sie sprachen gewählt und eloquent wie zwei feine Gentlemen. Doch sie konnte sich vom Eindruck nicht lösen, dass sie mit ihren Worten einen Duell ausfochten. Der kleinste Fehler würde womöglich zur Niederlage des anderen führen. Was ging da vor sich? Überhaupt sie waren eigentlich hier um Nana endgültig zurückzuholen, aber der Ausgang des Gesprächs war wieder einmal weniger zufriedenstellend als Yve es sich vorgestellt hatte.
 

“Ich glaube, wir sind uns einig, dass Yvette nicht nur im Falle Ihrer Abwesenheit durch Reisen, sondern auch an Wochenenden das Recht hat Nana zu sich mit nach Hause zu nehmen.”

“Exakt. Diese Erweiterung stellt für mich einen durchaus akzeptablen Kompromiss dar.”

“Ich würde sagen, dass wir hiermit eine Abmachung getroffen haben. Natürlich unter der Prämisse, wenn nötig kleine Justierungen vornehmen zu dürfen.”

„Natürlich.“

Zwar versuchte Yve im Hintergrund dazwischenzufunken, aber sie konnte den Fluss einfach nicht unterbrechen.

„Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn sie uns besuchen könnten. Ich möchte mich unbedingt für den Wein revanchieren.“

„Ich befürchte, dass wird mir in der nächsten Zeit nicht möglich sein. Als Verlagslektor habe ich etliche Manuskripte, die ich noch durchgehen muss. Die Kontakte zu meinen Autoren darf ich auch nicht allzu sehr vernachlässigen. Ich melde mich sobald sich eine Gelegenheit anbietet.“

„Macht mal bitte langsam! Ich denke, dass ich hier auch meine Meinung äußern darf!“

Verdutzt und mit hochgezogenen Augenbrauen blickten beide Männer Richtung der ehemaligen Herrin des Kätzchens.

„Yvette, ich glaube wirklich, dass es für dich und Nana so besser ist.“ musste ihr Vater geknickt seine Niederlage eingestehen. Mit leicht erstickter Stimme brachte sie nur noch ein „Aber, Papa.“ heraus, aber es half alles nichts mehr. Sie war definitiv nicht mehr die Herrin von Nana. Selbst ihr Vater hatte es nicht geschafft sie aus den Fängen dieser Gestalt zu befreien. Fast zeremoniell ging sie mit zögerlichen Schritten auf Herrn Wolf zu. Dieser erinnerte sie mit einem Lächeln im Gesicht: „Laut der getroffenen Vereinbarung musst du Nana erst morgen Abend zurückbringen.“

Yve machte einen Knicks und entgegnete spöttisch: „Sie sind so gnädig. Vielen lieben Dank Herr Wolf.“

Herr Altenberger verdrehte die Augen und gab einen leichten Seufzer von sich. Unverzüglich verließ Fräulein Altenberger die Villa mit Nana. Simon und Emanuel verabschiedeten sich mit einem Händedruck. Der Assassine blieb an der Tür stehen, bis er den Wagen nicht mehr sehen konnte. Er füllte sich noch ein Glas Wein und begab sich auf seinen Sessel. Nachdenklich versetzte er die rote Flüssigkeit mit leicht kreisender Hand in Bewegung. Die Vergangenheit. Würde sie ihn doch wieder einholen und schlucken wie ein Mahlstrom in einem blutigen Ozean?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schwabbelpuk
2019-03-12T18:12:57+00:00 12.03.2019 19:12
Hmm, also scheinen sich die beiden Männer irgendwie und irgendwo her zu kennen, richtig? Bin ja gespannt, was da noch für ein Twist kommt. ^^ Gut, dass Nana nicht komplett von dem verzogenen Gör mitgenommen wurde. Wieder ein schönes Kapitel, bin nach wie vor gespannt, wo die Reise hingehen wird.
Antwort von:  Desty_Nova
12.03.2019 21:56
Also der Killer hat seinen alten Freund bereits erkannt. Ob es andersherum auch klappt wird dann im nächsten Kapitel aufgeklärt. Eigentlich bemühe ich mich gar nicht Yvette so negativ darzustellen, aber es scheint, dass sie am Assassinen nicht vorbeikommt. Ich glaube, ich sollte in den nächsten Kapiteln versuchen sie in ein etwas besseres Licht zu rücken. ^_^°
Antwort von:  Schwabbelpuk
12.03.2019 22:10
Ahh, das wurde mir nicht so ganz ersichtlich, wer jetzt wen erkannt hatte. xD Aber danke für die Erklärung!
Ja, bisher komm Yvette wirklich leicht nervig rüber, tut mir leid. :')


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