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Klassisch

KaiHiromi, ReiMao
von

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Nach Hause

Wieder erwachte ich in einem fremden Bett, mit dem Unterschied, dass ich nun sofort wusste, wo ich war, und Kai heute neben mir lag. Es war noch gar nicht richtig hell, und so fragte ich mich einen Augenblick lang, wovon ich wach geworden war. Dann hörte ich das rhythmische Vibrieren eines Handys ganz in der Nähe, aber ich konnte nicht sagen, wo das Gerät lag. Schwerfällt richtete ich mich auf und durchwühlte den Kleiderhaufen neben dem Bett, der ja gestern Abend noch einmal angewachsen war. Durch meine Bewegungen wurde nun auch Kai wach. „Was’n los?“, nuschelte er und zog sich die Decke über den Kopf. In diesem Moment fand ich das Handy, ausgerechnet in meiner Perücke von der Themenparty.
 

Das Grinsen, das sich dabei auf mein Gesicht gelegt hatte, erstarb jedoch beinahe sofort wieder, als ich nämlich erstens bemerkte, dass es sich um Kais Handy handelte und zweitens, dass Alyonas Name auf dem Display prangte. „Kai?“, sagte ich und rüttelte ihn, bis er endlich die Decke zurückschlug. Dann hielt ich ihm das Handy vor die Nase, sodass er beinahe schielen musste, um das Display zu sehen. „Hmpf“, machte er, bevor er es mir abnahm und abhob. „‘allo?“ Eine Pause. „Eto ya.“ Danach verstand ich nichts mehr. Er sprach in kurzen, abgehakten Sätzen, soviel bekam ich mit. Die Pausen waren recht lang. Während ich nervös an meiner Unterlippe kaute und sein Mienenspiel beobachtete, brach unwillkürlich die Realität wieder über mich herein. Ich war seit vorgestern Nachmittag nicht mehr zu Hause gewesen. Niemand wusste, wo ich war und vermutlich hatte uns auch niemand von der Party weggehen sehen. Das einzige, was passiert sein konnte, war, dass die anderen bemerkt hatten, dass Kai auch fehlte, als sie nach Hause gehen wollten und sich den Rest irgendwie zusammengereimt hatten. In einer Version, die nicht der Wahrheit entsprechen konnte, denn niemand würde auf die Idee kommen, dass Kai und ich in irgendeiner Weise miteinander im Bett landen würden. Aber ich würde heute nach Hause gehen müssen, allein wegen Mao und meiner Eltern. Es würde peinliche Fragen geben, das war klar. Hoffentlich genügte es, wenn ich ihnen erzählte, ich hätte bei Kai geschlafen und wäre zu faul gewesen, bei dem schlechten Wetter gestern nach Hause zu kommen. Und Kai hätte ja eine so tolle DVD-Sammlung und überhaupt.
 

Eine Bewegung neben mir riss mich aus den Gedanken. Kai hatte den Arm mit dem Handy sinken lassen. „Und?“, fragte ich neugierig. Er hob die Schultern. „Na was wohl?!“, entgegnete er, „Ob wir uns denn sehen und über alles reden könnten. Nein, da gibt’s nix zu reden, finde ich.“

„Das ist aber ziemlich hart, oder?!“ Ich fing mir einen tadelnden Blick ein. „Hör mal, Hiromi“, sagte er ungeduldig, „Das mit Alyona und mir lief jetzt schon lange und kompliziert genug. Ich hab langsam echt die Nase voll davon. Ist schon schlimm genug, dass sie mich wieder mal überreden konnte, überhaupt was mit ihr anzufangen.“

Allerdings gehörte, aus Alyonas Sicht gesehen, schon eine gehörige Portion Gefühlschaos dazu, den Ex um fünf Uhr in der Früh unbedingt anrufen zu müssen. Seltsam, so ein Durcheinander würde man bei den beiden absolut nicht erwarten. Sie taten ja immer so abgeklärt. Naja, Kai war es wohl auch, aber ich wollte mir nicht vorstellen müssen, wie viele Beziehungsauf- und –abs es hatte geben müssen, bis er an diesen Punkt gelangt war. Davon hatten wir anderen Bladebreakers ja auch nie etwas mitbekommen.
 

„Darf ich dich was fragen?“, sagte ich.

„Hm?“

„Hast du sie mal richtig geliebt?“

„Hm.“

„Also so richtig tief und bedingungslos, so wie man das immer sagt?“

„Hm.“

„Krass.“ Da hatte er mir wohl etwas voraus. Ich kannte eher so das jugendliche Verknalltsein, die Freunde, die man ein paar Wochen lang hatte und dann in den Wind schoss, wenn sie langweilig wurden. Und die späteren Beziehungen, die zwar „ganz cool“ waren, aber auch irgendwann im Sande verliefen. „Was ist denn passiert? …Wenn ich fragen darf.“

„Du darfst. Das Alter, das ist passiert. Wir waren einfach mal zu jung.“

„Hä?“

Er begann mit dem Handy in seiner Hand zu spielen. „Naja, man kennt sich gut und kommt miteinander klar, das Verliebsein ist weg aber man würde trotzdem nicht auf die Idee kommen, sich nach was anderem umzusehen, aber irgendwann kommt einem der Gedanke, ob das denn jetzt alles gewesen sein soll. Ob das jetzt schon die ist, mit der du dein Leben verbringen wirst, wo du noch nicht mal weißt, ob das überhaupt die beste ist, die du jemals finden wirst. Und wenn du das einmal gedacht hast, geht’s eigentlich nur noch bergab.“

„Und dann habt ihr euch getrennt?“

„Jepp.“

„Und dann?“

„Na das Übliche: Erst stellst du deine Entscheidung infrage, dann fallen dir tausend Gründe ein, warum es richtig war und Jahre später hast du entweder nochmal was Richtiges gefunden oder findest deine Gründe rückblickend kitschig und bist plötzlich wieder der Meinung, dass dir so was nicht noch mal passieren wird.“
 

„Also kurz: Du hängst noch an ihr?“

„Naa, nicht wirklich“, ächzte er und drehte sich auf den Bauch. „Sie weiß einfach, wie sie’s machen muss. Und wenn ich grad nix besseres zu tun hab denk ich ‚Warum nicht?!‘ und fang wieder was mit ihr an…Bis sie dann wieder zu viel will. So geht das schon seit Jahren, immer mal wieder.“

„Klingt nicht gerade berauschend.“

„Ach, es geht.“ Er legte das Handy irgendwo auf dem Boden ab und fuhr sich dann müde durch die Haare. „Man gewöhnt sich daran. Ist sowieso erschreckend, an was man sich so alles gewöhnen kann.“ Dann legte er den Kopf auf seine verschränkten Arme und blinzelte träge. Ich saß noch immer aufrecht, hatte die Beine angezogen und stützte nun den Arm aufs Knie und den Kopf in die Hand. Von hier aus konnte ich durch das Fenster sehen, wie sich ein heller Streifen Licht am Horizont ausbreitete. Minerva saß wieder auf dem Fensterbrett und hob sich als schwarzer Umriss vom Himmel ab. Gestern Nacht musste sie draußen gewesen sein, sonst hätte sie sich sicher bemerkbar gemacht.
 

Ein Blick zur Seite zeigte mir, dass Kai wieder eingedöst war. Mit zunehmender Helligkeit waren immer mehr Einzelheiten seines Gesichts zu sehen. Ich konnte nicht behaupten, dass sein Anblick kribbelndes Herzklopfen bei mir auslöste; es war eher etwas anderes. Ein tiefes, warmes Behagen. In dieser Umgebung hatte ich das Gefühl, ein unabhängiger Mensch zu sein, was mir in Gesellschaft meiner Eltern manchmal fehlte. Ich war eine erwachsene, selbständige Frau und hatte hier doch ein Nest, das jeden Schutz in sich vereinte: Familie, Freundschaft und die Geborgenheit eines geliebten Menschen. Ich war noch nicht einmal zwei Tage hier und fühlte mich schon zu Hause. Nackt wie ich war, stand ich leise auf und schlich zum Fenster. An der Scheibe klebten immer noch ein paar Tropfen, aber es regnete nicht mehr. In den Häuserwänden, die den kleinen Innenhof umschlossen, auf den ich hinunterblicken konnte, gab es kein einziges Licht. Minerva sah mich mit ihren großen Augen an und brach in leises Schnurren aus, als ich die Hand hob, um sie zu streicheln. Was hatte Kai gesagt? Wenn sie bei meinen Berührungen schnurrte, mussten wir heiraten. Na das würde lustig werden. Vielleicht merkte sie ja instinktiv, dass ich nicht das Gleiche von Kai wollte, wie seine anderen Liebschaften. Und, verdammt noch mal, ich war ja auch keine dieser Liebschaften!

Das Bettzeug raschelte. Kai hatte sich auch aufgesetzt, die Arme um die Knie geschlungen und sah mich nachdenklich an.
 


 

Um elf Uhr klingelte es plötzlich Sturm. „Lass mich raten“, meinte Kai und ging mit einem halben Brötchen in der Hand zur Tür. „Da will dich bestimmt jemand abholen.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Kaffee, sprang auf, griff nach meinen Klamotten und flitzte an Kai vorbei ins Bad, noch bevor seine Hand die Türklinke auch nur berührt hatte. Ich wollte nicht so aussehen, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gestiegen. Zumal es hier momentan nur ein Bett gab, aus dem ich steigen konnte.
 

Durch die Badtür hindurch bekam ich so ziemlich alles von der Konversation mit, die draußen geführt wurde. Anscheinend waren es Rei und Mao, die uns da überraschten. „Kai!“, rief Mao aufgeregt, „Ist Hiromi bei dir? Sie ist seit der Party neulich nicht nach Hause gekommen. Wir haben uns erst keine Gedanken drüber gemacht, weil du ja auch weg warst, wir dachten, ihr seid vielleicht zusammen in eine andere Bar oder so…aber dann ist sie am nächsten Tag nicht aufgetaucht und –“

„Sie ist hier“, unterbrach Kai, „Wir hatten ein bisschen viel getrunken, deswegen hat sie hier gepennt und wir haben gestern den ganzen Tag zum Auskurieren gebraucht.“

„Na Gott sei Dank!“, entfuhr es Mao.

„Da hat sie Recht“, meinte nun Rei, den ich nur gedämpft reden hörte, weil er so leise sprach. „Mao hat mir richtig Angst gemacht, bis wir losgegangen sind, um Hiromi zu suchen. Ich bin nur froh, dass der erste Versuch gleich ein Treffer war. Warum habt ihr euch nicht gemeldet?“
 

„Naja, wir hatten einen Mordskater und haben eigentlich den ganzen Tag geschlafen“, antwortete Kai. „Und jetzt hab ich gerade Kaffee aufgesetzt. Wollt ihr reinkommen?“

„Rein?“, fragte Rei ungläubig, „In deine Wohnung?“

„Ihr könnt auch einfach hier stehenbleiben.“

„Vergiss es, so eine Gelegenheit lass ich mir nicht entgehen!“ Ich schmunzelte ob dieses Ausrufes von Rei. Vermutlich hatte er gerade eben genauso aus der Wäsche geguckt, wie ich, als ich erfahren hatte, dass ich hier bleiben durfte. Nur ein paar Sekunden später hörte ich ein verzücktes Quietschen von Mao: „Wo hast du denn die schicke Katze her, Kai?“ Ich strich noch mal mein Kleid glatt, das jetzt, am Tag und ohne mein geschminktes Gesicht sehr seltsam an mir aussah. Außerdem erinnerte ich mich augenblicklich wieder daran, was dieses Kleid inzwischen alles miterlebt hatte. Dann öffnete ich die Tür und trat hinaus. „Tut mir so leid!“, rief ich, bevor irgendjemand etwas sagen konnte, „Ich hatte gestern so einen Kopf“ Ich deutete die ungefähre Größe mit meinen Händen an, „und konnte eigentlich an nichts anderes denken, als an Schlaf. Und als es dann wieder ging, war‘s schon so spät, dass ich gleich noch ne Nacht hiergeblieben bin.“

„Wir haben seit heute Morgen versucht, dich zu erreichen“, entgegnete Mao mit vorwurfsvoll in die Seiten gestützten Fäusten, „Wir haben euch beide tausend Mal angerufen!“
 

Ich konnte ihre Vorwürfe mit wenigen Worten zerstreuen. Vermutlich war sie einfach nur froh, mich gefunden zu haben, also herrschte nach kurzer Zeit wieder vollkommener Friede, und wir saßen zu viert in Kais wirklich winziger Küche verteilt, die eigentlich nicht einmal ein Zimmer für sich war, und tranken Kaffee. Kai ließ sich nichts anmerken; er war wie immer und ließ nicht durchblicken, was wir inzwischen schon alles miteinander erlebt hatten. Ich fragte mich, ob ich genauso abgeklärt wirkte, obwohl ich mich seltsam gezeichnet fühlte, als stünde auf meiner Stirn so etwas wie „Ich war mit Kai Hiwatari im Bett“. Doch Rei und Mao schienen gar nichts zu merken, also wurde ich mit der Zeit entspannter.
 

Schließlich kam der Moment, an dem ich mich von dieser Wohnung verabschieden musste. Ich wurde ganz wehmütig, weil ich genau wusste, dass mein eigenes Zuhause nicht solche Gefühle für mich bereithielt. Es war eben das einfache Zuhause, das ich mir mit diversen Leuten teilen musste, das jeder kannte. Kein kleines, intimes Nest wie hier. Die Welt vor Kais Tür kam mir auf einmal sehr groß vor. Als ich mich von ihm verabschiedete, bekam ich natürlich keine Extrabehandlung. Er benahm sich mir gegenüber wie immer, hob die Hand zum Abschied und lächelte mich mit diesem Lächeln an, das er wirklich nur den guten Freunden zeigte und das trotzdem immer irgendwie unverbindlich war, als gehörte er gar nicht richtig dazu. Schade. Ich hoffte, nicht allzu geknickt auszusehen und rang mir ein Grinsen ab. Dann fiel die Tür auf eine seltsam dramatische Art und Weise ins Schloss. Du bist doch eine alte Seifenoperntante, schoss es mir durch den Kopf.
 

Den Weg zu mir nach Hause verbrachte ich schweigend. Ich merkte nicht einmal wirklich, dass Mao wieder mit zu mir kam, sich von Rei jedoch mit einem Kuss verabschiedete; erst, als sie mich fragte, was los sei, holte sie mich wieder aus meinen Gedanken. „Tut mir leid, bin noch ein bisschen müde“, nuschelte ich.

„Macht doch nix. Hey, lass uns ‚Gilmore Girls‘ gucken, hat gerade erst angefangen.“ Sie schaltete den Fernseher ein, doch ich genehmigte mir erst einmal eine Dusche. Während ich das Wasser über mich laufen ließ, eingezwängt in unsere enge Duschkabine, konnte ich nur an den Sex mit Kai denken. Gott, hatte er mich am Ende zur Nymphomanin gemacht? Ich konnte wohl nur hoffen, dass sich meine Euphorie in den nächsten Tagen legte. Vor allem, da auch bald das Konzert sein würde und ich mich mental darauf vorbereiten sollte, wenn ich an diesem Tag Spaß haben wollte. Konzerte bedeuteten Stress pur. Immer. Man musste schon mit einer positiven Einstellung dort aufkreuzen, um sich nicht die Laune verderben zu lassen und sich im Klaren darüber sein, wie alles ablaufen würde. Allerdings war ich noch nie auf einem Arenakonzert gewesen, sondern nur in Clubs. Ich hatte ja keine Ahnung, wie das funktionierte mit den verschiedenen Eingängen und den Rängen und was es da nicht alles zu beachten gab. Naja, Hauptsache, ich konnte etwas sehen. Und so hatte ich sogar für ein paar Minuten Kai vergessen.
 

Als ich mich jedoch wieder neben Mao setzte, dachte ich schon wieder daran zurück. Kai Hiwatari beim Sex, das war ein Anblick, der sich in die Netzhaut brannte. Ich wusste nicht, wie er das machte, aber er schaffte es immer wieder. Und ich wollte mit jemandem über ihn reden, zumindest darüber, was für eine krasse Person er war.

„Sag mal, Mao“, sagte ich daher und versuchte, so sachlich wie möglich zu klingen, „findest du, dass Kai attraktiv ist?“

„Ach, naja…“ Mao schien das gar nicht verdächtig zu finden. Gut, wir hatten die letzten Tage ja sogar beinahe über sein bestes Stück gefachsimpelt (und was würde Mao eigentlich dazu sagen, wenn sie wüsste, dass ich darüber inzwischen im Klaren war?), also war die banale Frage nach Attraktivität wohl nicht weiter auffällig. „Also ich finde ihn schon gutaussehend. Er hat ja auch so ein bisschen diese russischen Züge, weißt du, was ich meine? Hier, das mit den Wangenknochen und so“ Sie deutete eine Linie auf ihrer eigenen Wange an. „Und bei den Augen, da sieht man es schon. Für mich ist das jetzt nichts, mir ist er ein bisschen zu eckig. Aber deswegen mag ich ja auch Rei: er hat irgendwie ein weicheres Gesicht. Was ich aber an Kai total…faszinierend finde, ist die Ausstrahlung. Er hat einfach eine total krasse Persönlichkeit, find ich.“ Ich nickte und lächelte ein wenig, weil sie ziemlich genau die gleichen Worte benutzte, wie ich.

„Ja“, sagte ich, „Ich glaube, das ist es gerade, was ihn so anziehend macht.“

„Ja, auf jeden Fall! Der kommt in einen Raum, und du denkst erst mal so ‚Wow, was ist das bitte für ein Typ?‘. Das passt halt voll zu ihm. Er ist ein Mann mit Ecken, und genau das macht ihn ja auch so attraktiv. Rei ist ja eher so der glatte Typ, der Coole, der dann aber auch ganz schnell mal zärtlich sein kann. Bei Rei fühle ich mich meistens einfach nur sicher.“
 

„Auch jetzt wieder?“ Das war die richtige Frage. Maos Gesicht bekam diesen Ausdruck, wie ich ihn nur in der ersten Zeit mit Rei bei ihr gesehen hatte. Dieses bedingungslose Verknalltsein schien wieder von ihr Besitz ergriffen zu haben. „Na, wie war eure gemeinsame Nacht?“, fragte ich spitzbübisch. Sie seufzte bedeutungsschwer, bevor sie mit der Sprache herausrückte: „Oh Gott, Hiromi, wo soll ich anfangen…Es klingt jetzt bestimmt total kitschig, wenn ich das erzähle, aber es war superromantisch. Also, es war jetzt nicht so mit Rosenblättern und dem ganzen Mist, um Gottes Willen, die Wohnung war…einfach mal aufgeräumt“ Sie kicherte. „Alles war ordentlich, nichts lag im Weg, das Bett war gemacht…Und wir haben gar nicht viel geredet, wie haben uns einfach nur hingelegt, ausgezogen und es ewig lange getan. Weißt du, ich kanns jetzt echt verstehen, wenn manche Frauen beim Sex heulen, das kann ja so schön sein…“

„Und habt ihr dann danach mal geredet?“

„Ja, natürlich. Er meinte, dass er mich ja liebt und mich gerne um sich hat, aber dass ihm alles zu schnell ging und er sich einfach eingeengt gefühlt hat…Ich versteh’s ja auch, irgendwie. Aber ich glaub, ich muss noch ein bisschen bei dir bleiben, wenn das geht?“

„Natürlich“, sagte ich sofort. Es freute mich ehrlich, dass es mit den beiden wieder aufwärts ging. Bei ihnen war es nun mal die große Liebe, sie würden sicherlich irgendwann heiraten und Kinder kriegen. Etwas anderes war ganz und gar unmöglich.
 

„Und du?“, fragte Mao plötzlich, „Wie war deine Nacht mit Kai?“ Sie sprach das bedeutungsschwer aus, und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass das nicht ernst gemeint war. Sekunden, in denen mir sämtliche Gesichtszüge entgleist waren. Mao sah mich forschend an. „Hiromi? Alles in Ordnung? Hab ich was Falsches gesagt?“

„N-Nein“, stotterte ich, „Es ist nichts. Also, was soll schon gewesen sein? Ich hab geschlafen, und am nächsten Morgen hatte ich einen Kater.“

„Und er hat dich gepflegt…“

„Pff, von wegen, der war selber kaum ansprechbar.“

„Kann ich mir gar nicht vorstellen. Hast du wenigstens ein Foto gemacht?“

„Na wie denn, ich konnte mich kaum rühren!“

„Okay, das ist echt Ironie des Schicksals“, meinte sie, „Da liegst du schon mal bei einem total heißen Typen zu Hause rum, und dann geht’s euch so dreckig, dass du nicht mal über ihn herfallen kannst.“

„Jaa, schrecklich, nicht?!“, nuschelte ich. Wir saßen dann fünf Minuten schweigend nebeneinander und guckten fern. Mao kicherte ein paarmal über irgendwelche Witze, die ich gar nicht richtig mitbekam. Mein Kopf wurde einfach nicht frei. Wieder versuchte ich, an das Konzert zu denken, mich auf Katsumi zu freuen. Das klappte beinahe, aber nur, bis mir ganz plötzlich einfiel, wie Kai tatsächlich ganz leise meinen Namen geflüstert hatte, als er…Scheiße!
 

„Du, Hiromi…“ Ich sah zur Seite und in Maos Gesicht, die an ihrer Unterlippe knabberte. „Ich wollte dir jetzt echt nicht zu nahe treten, ich weiß ja, dass du nie mit Kai ins Bett gehen würdest. Tut mir leid.“

„Ach, schon gut“, presste ich heraus, „Ich weiß doch, dass das nur ein Scherz war. Kai und ich sind Freunde, weiter nichts.“ Ich wollte das mit besonderer Festigkeit sagen, damit es mir vielleicht auch wieder klar wurde. Wir waren Freunde, einfach nur Freunde. Und schließlich hatten wir auch gar nicht verliebt rumgemacht, hatten uns außerhalb des Bettes nicht mal wirklich berührt. Es gab also keinen Grund, jetzt so verrückt zu spielen. Und außerdem…war ich doch gar nicht sein Typ. Kai stand auf Frauen wie Alyona, die mit ihm mithalten konnten, sowohl optisch als auch intellektuell. Das einzige, in dem ich genauso gut war, wie Kai, war vielleicht das Sprücheklopfen. Nein, es war unmöglich, dass aus diesem kleinen Abenteuer mehr werden konnte, und jetzt musste ich mich nur noch damit abfinden. Ich brauchte ganz einfach einen Mann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Catan
2011-09-26T13:26:03+00:00 26.09.2011 15:26
Ich stimme -Vermouth- voll und ganz zu,
den einzigen Mann den Hiromi braucht ist Kai.

Das Kapitel war genau wie der Rest einfach nur schön zum lesen,
ich würde mir am liebsten noch längere Kapitel wünschen,
aber da spricht wohl eher meine Ungeduld aus mir, da ich
einfach nicht abwarten kann wie es weiter geht. *g*

Gruß, Catan
Von:  Cameo
2011-09-24T21:42:01+00:00 24.09.2011 23:42
Sie braucht keinen Mann, sie braucht Kai!
Punkt! >.<

Mir hat das Kapitel gefallen :)
Vorallem finde ich es schön, dass du Kai als einen "Menschen" beschreibst, der am Ende auch mit Problemen wie Beziehung udn so zu kämpfen hat :)
Mach weiter so <3
Von:  Scary_Mel
2011-09-23T16:39:51+00:00 23.09.2011 18:39
uuund wieder ein Kommentar :D
iwie hab ich immer Glück und seh diese Ff gleich wenn was neues on is xDD

jaah super Kappi und ich bin echt gespannt wie das mit KAi und Hiromi weiter geht!

und ich freu mich natürlich das Ray und Mariah wieder zueinander gefunden haben :D

auf das das nächste KApitel schnell kommen möge ^^

LG Revi~


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