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Klassisch

KaiHiromi, ReiMao
von

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Social network II

Dieses Mal ist es wirklich etwas sehr kurz, dafür wird das nächste Kapitel umso länger^^
 

»Noch fünf Tage bis zum Konzert, der Countdown läuft!« Das postete ich an diesem Morgen auf meine Pinnwand. Wahnsinn, wie schnell die Zeit verging. Aber die Karten waren ja auch ungewöhnlich spät verkauft worden; normalerweise lagen ganze Monate zwischen Ticketbestellung und Konzert, vor allem, wenn es galt, eine Arena zu füllen. Aber das hatte MingMing wohl nicht mehr nötig, ihr Konzert hatte sich auch trotz der kurzen Fristen ausverkauft.

Ich hatte mir inzwischen einen Plan der Halle aus dem Internet heruntergeladen und wusste nun Bescheid, wo wir uns anstellen mussten. Außerdem hatte ich auch so eine Ahnung, wo die Tourbusse und die Laster für die Instrumente parken würden, denn dort musste ich auch hin, wenn ich die Jungs nach der Show sehen wollte. Aus der mentalen Vorbereitung war eine ernsthafte Planung geworden. Ständig überlegte ich, wie ich das Schöne mit den Nützlichen in Sachen Outfit verbinden konnte. Außerdem tüftelte ich an einem Zeitplan: Kyouyju hatte zwei Stehplatzkarten ergattert. An sich war das toll, denn von Sitzplätzen bei Konzerten hielt ich herzlich wenig. Jedoch würden wir sehr früh da sein müssen, um weit nach vorne zu kommen. Ansonsten würden wir nämlich rein gar nichts von der Show sehen. Das jedoch war wieder blöd für meinen Plan, nach Showdown die Halle zu verlassen, denn dann musste ich mich durch die ganzen Leute quetschen. Aber mit ein bisschen Glück fand ich ja vielleicht einen Seitenausgang.
 

Mao war an diesem Morgen nicht da, denn sie war noch einmal bei Rei geblieben. Die beiden wollten dann in der Stadt frühstücken gehen, worum ich sie sogar ein wenig beneidete. Es hatte schon was, morgens mit seinem Angebeteten bei Croissant und Latte Macchiato in der Fußgängerzone einen auf ganz europäisch zu machen. Mao hatte zu gegebenem Anlass eine Reihe Herzchen in ihr Profil gepostet. Max lud gerade fleißig, jedoch viel zu spät, die Fotos von der Mottoparty hoch, die ja nun auch schon ein paar Tage zurücklag. Natürlich hatte er auch Kai und mich geknipst, und ich musste zugeben, dass wir zwei sehr gut aussahen, wie wir da an der Bar saßen, als wären wir gerade aus einem 90er-Jahre-Kultfilm entsprungen.

Mir wurde immer noch heiß, wenn ich an die darauf folgende Nacht zurückdachte, aber im Moment baute ich gerade den nötigen Abstand dazu auf. Ich hatte die Jungs in letzter Zeit kaum gesehen, weil sich einfach nichts ergeben hatte. Meistens war ich mit Mao unterwegs oder hatte alte Schulfreundinnen getroffen, die eigentlich immer Zeit für eine Runde quatschen hatten. Ich war froh, dass ich mich so gut in Bewegung halten konnte, das machte den Kopf so schön frei, und inzwischen freute ich mich auch wieder auf Katsumi.
 

Heute jedoch hatte ich mir geschworen, nach allen Regeln der Kunst zu faulenzen. Rechner an und sinnlos gesurft, so musste das sein! Und scheinbar waren auch andere der Meinung, denn auf Facebook herrschte reges Treiben. Garland richtete die nächsten Veranstaltungen im „Kittchen“ ein und schickte mir jedes Mal eine Einladung. Einige Bands, die ich schon kannte, kamen wieder in die Stadt, also würde der nächste Monat sehr konzertlastig werden.

Und dann ploppte das Chatfenster auf. Es war von Kai aktiviert worden, was ich erst auf den zweiten Blick sah, denn er hatte ein neues Profilbild. »Hey Hiromi, du musst mir helfen«, stand da.

»Na was haste denn?«, schrieb ich zurück.

»Ich krieg demnächst Besuch und hab grad festgestellt, dass ich ein Kopfkissen zu wenig habe, weil Minerva mein zweites vor ein paar Wochen okkupiert hat. Hast du noch eins übrig?«

»Kommt drauf an, wessen heiliges Haupt sich dann darauf betten wird«, tippte ich, um ein bisschen mehr zu erfahren. Kai musste man ja meistens alles aus der Nase ziehen.

»Rothaarig«, erschien im Fenster und ich schnaubte kurz. Manchmal war das bei ihm die Antwort auf alles und nichts.

»Yuriy kommt dich besuchen?«, hakte ich nach, »Was verschafft uns denn die Ehre?«

»Langeweile, schätze ich. Boris, Sergeij und Ivan sind um die Zeit wohl nicht da, und er wollte nicht alleine zu Hause hocken.«

»Oha. Ja, okay, kannst eins von mir haben. Wann brauchst du es denn?«

»Irgendwann Ende der Woche. Ich sag noch mal Bescheid, okay? Danke schon mal!«

»Passt schon«, schrieb ich noch und klickte das Fenster dann wieder zu.
 

Yuriy also…ein Blick auf die Seitenleiste verriet mir, dass er auch online war. Wie spät war es eigentlich gerade in Moskau? Es musste extrem früh am Morgen sein, also hatte er entweder durchgemacht oder war zu einer unmenschlichen Zeit wachgeworden. Ich hatte neulich irgendwo aufgeschnappt, dass er jetzt einen Blog für seine Fotos hatte, den er Gott sei Dank auch auf Englisch führte. Der war wirklich nicht schlecht, und die Bilder bewiesen, dass Yuriy allemal Talent hatte. Vielleicht bekam ich ihn ja dazu, mal ein paar ordentliche Aufnahmen von mir zu machen, denn ich hatte seit einer Ewigkeit kein seriöses Foto mehr von mir gesehen. Wieder einmal überlegte ich, ob ich nicht einfach einen Chat anfangen sollte. Irgendwie hatte ich in letzter Zeit den Drang, ein paar Leute näher kennenzulernen. Kurzerhand klickte ich auf das kleine Quadrat in der Seitenleiste und schrieb auf Englisch: »Hab gehört, du beehrst uns bald mit deiner Anwesenheit?« Und wartete. Es war irgendwie aufregend, ausgerechnet Yuriy Ivanov anzuschreiben, denn ich hatte bis jetzt, ganz ehrlich, immer ein wenig Angst vor ihm gehabt. Ich wusste einfach nicht, was er von mir hielt.
 

»Kai, die alte Klatschtante«, erschien in diesem Moment im Fenster. Wow, er hatte tatsächlich geantwortet, obwohl er mich gar nicht so wirklich kannte. Ich erinnerte mich plötzlich an das erste und bisher einzige Mal, bei dem wir so etwas wie Kommunikation betrieben hatten: Es war während der letzten Weltmeisterschaft gewesen; ich hatte auf dem Korridor gestanden und verzweifelt versucht, dem Getränkeautomaten die zwei Dosen Cola zu entlocken, für die ich ihn gerade bezahlt hatte. Ich hatte es mit schütteln und treten versucht, aber mit meiner Statur war ich nicht gegen das Gerät angekommen, bis auf einmal Yuriy hinter mir stand und mit seinem kratzigen russischen Akzent so etwas sagte wie: „Einmal kräftig da oben gegenschlagen.“ In diesem Augenblick war auch schon eine Faust an mir vorbeigesaust, und ich hatte kurz Angst um die Gesundheit des Automaten gehabt; doch meine Coladosen klapperten daraufhin fröhlich im Ausgabefach.
 

»Und sonst so?« , erschien auf dem Bildschirm. Ganz großes Kino. Ich grinste, doch dann fiel mir etwas ein. »Sag mal, kennst du eine Alyona?«

»Ich kenne eine ganze Menge Alyonas :D «

»Kais Alyona?«

»Ach die…seine Freundin.«

»Seine immermalwiederwennesgeradepasst Freundin«, schrieb ich.

»Na was willst du wissen?« Warum kam ich mir auf seine Frage hin wie eine Stalkerin vor? »Wie lief das bei den beiden?«, traute ich mich dennoch zu tippen. Eine Weile lang blinkte daraufhin nur die kleine Sprechblase am unteren Rand des Fensters, die zeigte, dass mein Gesprächspartner etwas schrieb. Dann:

»Also ich weiß nicht viel über sie, nur, dass er sie drüben bei euch kennengelernt hat. Ich glaube, sie sind irgendwie zusammen zur Schule gegangen. Jedenfalls war er eine Zeit lang ziemlich heftig in sie verliebt, und sie wohl auch in ihn. Hat ja auch gepasst, ich hab die beiden einmal zusammen in Moskau getroffen, und ich weiß noch, wie ich dachte, dass die sich echt gesucht und gefunden haben. Wie die Faust auf das verdammte Auge halt.«

»Und was ist dann passiert? Ich meine, ich weiß, dass sie irgendwie auseinander sind, weil es nicht mehr so gepasst hat, aber…« Dieses Mal ließ ich den Satz unbeendet.
 

»Du bist ziemlich neugierig, Hiromi.« Ich fühlte, wie meine Wangen heiß wurden. »Also was nun?«, schrieb ich. Wieder wartete ich, bis die kleine Sprechblase erlosch und ein weiterer Absatz im Fenster erschien.

»Ich weiß auch nicht viel mehr. Irgendwann ist es bergab gegangen und die beiden waren auseinander. Und wieder zusammen. Und naja, ich glaub, du weißt, worauf ich hinaus will. Ist komisch mit den beiden.«

»Und was hältst du von Alyona?«

»Sie ist scharf. Und sie passt zu ihm. Aber sie muss ja auch irgendeine Macke haben, sonst wären sie ja bestimmt schon längst wieder zusammen.«

Das waren ziemlich dürftige Informationen dafür, dass sie von Kais wahrscheinlich bestem Freund kamen. Ein wenig frustriert stieß ich die Luft aus. Was hatte ich mit dieser Fragerei überhaupt bezwecken wollen? Die Idee war mir ganz spontan gekommen, und letztendlich war ich genauso schlau wie zuvor.

»Ivanov, ist dir eigentlich klar«, schrieb ich nach kurzem Zögern, »dass du hier die Klatschtante bist?«
 

»Das ist die Müdigkeit«, antwortete er prompt. Also doch durchgemacht. Was machte der Mann eigentlich die ganze Zeit? »Wie spät ist es denn bei euch?«, fragte ich.

»Fünf.«

»Okay, Ivanov, es ist Wochenende, was machst du?«

»Warum nennst du mich ständig Ivanov?«

»…Yuriy?«

»Danke. Und warum fragst du eigentlich nicht Kai selbst nach Alyona?«

»Spinnst du?!«

»War das eine Frage?«

Ich konnte nicht verhindern, dass ich daraufhin in leises Lachen ausbrach. Der konnte ja richtig sympathisch sein. »Wir müssen was zusammen machen, wenn du hier bist«, tippte ich, »Egal, was Kai sagt, wir zwingen ihn dann einfach, mitzukommen. Deal?«

»Deal.«
 

»Schön. So, und jetzt leg dich ins Bett :D«

»Das klingt nach einem durchaus erotischen Angebot.« Wieder Hitze in meinen Wangen. Diese Russen! Ich gab ein sehr leidendes Emoticon ein.

»Vergiss das Bett, Hiromi, ich mach mir jetzt einen Kaffee, und dann geht es weiter«, schrieb er, »Wir sehen uns dann in ein paar Tagen.« Und er war offline. Einfach so, ganz plötzlich. Wieder so ein Kerl, aus dem man einfach nicht schlau wurde. Und ich hatte mich gerade tatsächlich darauf eingelassen, mit ihm und Kai etwas zu unternehmen. Ich musste ganz schnell irgendjemanden finden, der noch mitkommen würde, ansonsten hatte ich wohl ein Problem, denn mit den beiden in Kombination würde ich allein nie fertig werden.
 

Noch ganz in Gedanken klickte ich mich wieder einmal durch diverse Profile, bis mir einfiel, dass Kai ja ein neues Bild hatte. Gott, war das nicht ein wenig armselig, dass das allein schon eine kleine Sensation an diesem Tag für mich war? Ich wollte es mir noch nicht eingestehen, aber eigentlich war mir langweilig. Vielleicht schlug mir das Nichtstun aufs Gemüt. Vielleicht hätte ich mir doch einen Job für die freie Zeit suchen sollen. Vielleicht hätte ich doch einen richtigen Urlaub planen sollen. Naja, hinterher ist man immer schlauer. Hätte ja auch nicht erwartet, dass ich nach dem Prüfungsstress doch so schnell wieder fit war.
 

Ein kleiner Schreckensschauer, der sich seelenruhig seinen Weg meinen Rücken hinunter bahnte, riss mich aus den Gedanken. Ich hatte das Bild gefunden und mich selbst darauf entdeckt. Ich wusste gar nicht mehr, dass dieses Foto überhaupt gemacht worden war, aber jetzt, wo ich es sah, fiel es mir wieder ein. Kurz bevor wir in den Club gegangen waren, hatten wir uns noch mal für Max in Pose geworfen, wir „einsamen Pulp-Fiction-Cosplayer“. Ich stieß divenhaft nichtvorhandenen Rauch aus meiner Zigarette aus und er ahmte täuschend echt John Travoltas Killerblick nach, und verdammt noch mal, wir sahen irgendwie aus, als gehörten wir zusammen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Stilinski-Hale-Pack
2013-04-17T21:27:09+00:00 17.04.2013 23:27
Ach du meine Güte!! Erst vor 1-2 Stunden deine FF entdeckt und ich bin unglaublich begeistert!! Ich bin so begeistert,dass ich nich mehr aufhören kann zu lesen! Ich habe eine sehr,sehr lange Zeit nur Englische FF's gelesen,da ich die meisten auf Deutsch geschriebenen nicht besonders mochte aber deins....!!!! *Q*
Du hast mich eiskalt an der Angel!! Ich freue mich so sehr,wie es weiter laufen wird,würde am liebsten die Nacht durchlesen~

LG Sakura-ssi
Von:  celebhel
2011-11-29T06:43:55+00:00 29.11.2011 07:43
Hi, hab deine Story gestern enteckt und bin schlichtweg begeistert!
Du schreibst so nah an der Realität das man sich ständig selber in der Geschichte wiederfindet.
Dazu kommt die Umsetzung der Figuren.
Du hast Kais Persönlichkeit quasi neu entdeckt *schmunzel*.
Naja sagen wir mal erweitert...Es passt so super zu ihm, man kann gut verstehen warum er so eine magische Wirkung auf Frauen hat.
Deine Darstellung von Kais Person gefällt mir auch viel besser als die von anderen Autoren, da er nicht plötzlich eine 180° Drehung macht und schreit "Ich liebe dich!!!" *naja etwas überzogen meine Darstellung, aber so in etwa läuft es in den meisten ff mit Kai*

Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht und hoffe du versorgst uns regelmäßig mit neuen Kapiteln ;-)

LG Celebhel

Ach ja....geil wäre auch ein Fanart von Kais neuem Profilbild ;-)
Von:  FreeWolf
2011-10-08T12:47:13+00:00 08.10.2011 14:47
Yuriy im Chat. *facebook ankratz* ich will auch! >O<
*grummel*

Nett geschrieben, ich freu mich auf Fortsetzung ;)

lg
Von:  Catan
2011-10-08T12:35:34+00:00 08.10.2011 14:35
Mist, jetzt ist das Kapitel bereits gelesen... wo bleibt das nächste? ^^
Mein Wunsch nach längeren Kapitel war eigentlich nicht ironisch sondern ernsthaft von mir gemeint gewesen. *lach*

Trotzdem hat es mir gefallen und wie sagt man manchmal:
In der Kürze liegt die Würze.

Gruß, Catan !

Von:  Scary_Mel
2011-10-08T12:24:18+00:00 08.10.2011 14:24
kurz... zuu kurz ~
sfz aber, es war gut das kappi :D
ich bin echt auf das nächste kappi ^^

immer weiter jah??:)

LG Revi
Von:  SkyAngel
2011-10-08T10:54:09+00:00 08.10.2011 12:54
Böse... es war... wirklich kurz.... ich brauche mehr....
einen "klassische" droge XD

grüße sky
Von:  man-chan89
2011-10-08T09:42:32+00:00 08.10.2011 11:42
also ich muss mich jetzt auch mal als absoluter fan deiner story outen :D

wieder ein echt tolles kapitel und ich bin echt gespannt wie es weitergeht *kaumabwartenkann*

weiter so ;D


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