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Die Vergessenen Phönixe

Die Geschichte der Gefallenen Helden
von

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Epilog


 

~*~

Epilog

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Alastor Moody war niemand, der die Toten betrauerte. Er rächte sie, er dachte an sie und er frischte die Erinnerungen immer wieder auf, aber er trauerte nicht. Er hatte vergessen, was es bedeutete, um jemanden zu trauern, schon damals im ersten Krieg, weil er einfach keine Zeit hatte. Jeden Tag neue Verletzte, neue Vermisste, neue Verluste. Es gab keine Zeit, um über diese Dinge nachzudenken. Er hatte zu viele zu Grabe getragen, die er nicht mehr Freunde, sondern schon Familie nennen würde. Er hatte ganze Familien beigesetzt, die dem Wahnsinn des Krieges zum Opfer gefallen waren. Wie sollte er da noch die Kraft finden, zu trauern, wenn sie benötigt wurde, um weiterzukämpfen? Für das Licht, die Freiheit. Die Hoffnung. Das war das einzige, wofür es sich in dieser Welt noch zu kämpfen lohnte. Rache war eine treibende Kraft für Moody, aber sie machte ihn nicht blind. Sie machte ihn gefährlich. Und sie hielt die Erinnerungen am Leben, die ihn in die alten Tage zurückversetzte. Jedes Mal, wenn er einen Raum betrat, erwartete er nun, die Geister derer zu sehen, die er bereits zu Grabe getragen hatte – und bei Gott, er sah sie! In den Augen der anderen, die dieselbe Entschlossenheit im Gesicht hatten wie damals. Wenn er in den Spiegel sah und sein narbenzerfurchtes Antlitz erblickte, Narben, gewonnen in Kämpfen mit den alten Kollegen. Sie waren immer an seiner Seite, begleiteten ihn in jede Schlacht, bis er schlussendlich ebenfalls fallen würde und ihnen dorthin folgte, wo sie nur noch Erinnerungen waren. Lebendig nur so lange, wie man sie nicht vergaß.
 


 

ooOoo
 

Mit einem finsteren Blick nach unten landete Moody mit seinem Besen im hinteren Teil des Gartens. Sein magisches Auge rotierte wie wild, während er sich wachsam umsah. Neben ihm landeten auch die anderen, die er trotz des Desillusionierungszaubers sehen konnte. Kaum waren sie gelandet und von den Besen und Thestralen gestiegen – oder vom Motorrad in Hagrids Fall – wurde die Hintertür des Hauses aufgerissen und Harry Potter stürmte nach draußen. Moody hielt eine solche Reaktion für deutlich zu riskant, schwieg jedoch und überging erstaunlich taktvoll das Begrüßungszeremoniell zwischen Potter und seinen Freunden.
 

"...aber so viele von euch hätte ich nicht erwartet!", hörte Moody Potters Stimme.
 

"Plan geändert", knurrte er mürrisch, während er sich bereits auf den Weg ins Haus machte, zwei große Säcke tragend. "Gehen wir in Deckung, ehe wir alles besprechen."
 

Er hasste ungeschützte Stellen. Er hasste Zeitverschwendung. Er hasste unnutzes Gerede vor einem Kampf – er war sich recht sicher, dass es dazu kommen würde – und er hasste Feiglinge. Momentan hatte er alles auf einmal: die ungeschützte Strecke, die vor ihnen lag, die Zeitverschwendung durch immer wiederkehrende Unterbrechungen, die mit dem unnutzen Gerede einhergingen. Man konnte sich über Lupins Hochzeit wirklich dann unterhalten, wenn sie das alles hinter sich gebracht hatten! Und dann war da noch Mundungus Fletcher, dieser verdammte Feigling. Sicher, die Idee stammte vom ihm und sie war nicht dumm, aber das in Kombination mit der natürlichen Feigheit des Kleinkriminellen ließ Moody misstrauisch werden. Erstens traute er Fletcher keine solche Idee zu und zweitens, warum vertraute dieser seiner eigenen Idee nicht?
 

"Zweites Problem", erklärte er Potter in seiner besten Briefingstimme. "Du bist minderjährig, das heißt, du hast immer noch die Spur auf dir."
 

"Die was?"
 

Moody rollte innerlich mit den Augen. "Die Spur, die Spur!" Seine Stimme war ungeduldig. "Der Zauber, der magische Aktivitäten im Umfeld von unter Siebzehnjährigen aufspürt, mit dem das Ministerium rausfindet, wenn Minderjährige zaubern!"
 

Er vermisste wirklich seine alte Truppe. Meadowes hätte niemals so viele unnötige Fragen gestellt. Sie hätte einfach nur gefragt: Was, wo und wie? Damit wäre alles geklärt gewesen. Aber nicht nur, dass Moody hier neben den eigentlichen Dingen wie den Problemen ihrer Operation und dem genauen Plan auch noch unwichtigere Sachen wie die Spur erklären musste, er wurde auch dauernd unterbrochen. War er nicht gerade dabei gewesen, den Plan zu erläutern?
 

"Wir benutzen die einzigen Transportmittel, die uns bleiben, die einzigen, die von der Spur nicht ermittelt werden können, weil wir keinen Zauber ausüben müssen, um sie zu benutzen: Besen, Thestrale und Hagrids Motorrad."
 

Er sah Potter scharf an, als würde er Widerworte erwarten, aber glücklicherweise hielt er diesmal den Mund. Moody hielt ihm das zugute. Er fuhr fort, alles wichtige zu erläutern, damit hoffentlich nicht allzu viel schief ging – dass etwas schief ging, daran zweifelte er keine Sekunde. Er war lange genug dabei gewesen, um zu wissen, dass Pläne nie ganz so verliefen, wie man es gerne hätte.
 

"Du, deine Tante und dein Onkel geht heute Nacht getrennte Wege, vollkommen einig, dass ihr nie wieder zusammenleben werdet, richtig?" Er wartete kurz Potters Nicken ab und fuhr fort. "Der einzige Trumpf, den wir haben, ist, dass Du-weißt-schon-wer nicht weiß, dass wir dich heute Nacht wegbringen."
 

Moody hasste sich selbst dafür, dass er nicht Voldemort sagen konnte, aber es war klar, dass er sich das dringend abgewöhnen musste. Nachdem Dumbledore ihnen allen immer wieder gesagt hatte, sie sollten ihn Voldemort nennen, rechnete Voldemort wahrscheinlich damit und hatte seinen Namen mit einem Tabu versehen – davon ausgehend, dass nur seine Feinde ihn mit seinem gegebenen Namen ansprechen würden. Natürlich, die alte Truppe hätte sich nicht davon abhalten lassen, nicht, bis sie sich des Tabus ganz sicher waren. Er fuhr fort, den Plan zu erläutern, erwähnte die Tatsache, dass sie verschiedene Orte so verzaubert hatten, so, dass Voldemort nicht wissen würde, wo Harry nun wirklich hingeschickt würde. Hoffentlich versaute das niemand.
 

"Noch Fragen?", schloss er seine Erklärung ab, sich sicher, dass alles eigentlich klar sein müsste. Zumindest sah Moody nichts, was noch Erklärung bedurfte – es war eigentlich alles geklärt, oder?
 

"Ähm – ja", sagte Potter. "Sie werden vielleicht anfangs nicht wissen, zu welchem der zwölf sicheren Häuser ich fliege, aber wird das nicht irgendwie offensichtlich sein, sobald –" Er machte eine kurze Pause, scheinbar, um zu zählen. "– vierzehn von uns zu Tonks' Eltern aufbrechen?"
 

Er hat einen Punkt. Das war alles, was Moody dazu einfiel. Es wäre tatsächlich offensichtlich, aber dachte der Junge, man hätte daran nicht längst gedacht? Oder besser, Fletcher hätte nicht daran gedacht? Moody beschloss, ihn später noch einmal über die genaueren Umstände dieser Idee auszuquetschen. Irgendwie gefiel ihm diese Logik im Bezug auf Fletcher nicht. Zu viel des Guten. Wenn die Idee von jemandem wie Dearborn gekommen wäre, hätte er nichts in Frage gestellt. Es war schließlich Dearborns Fachgebiet gewesen, Strategie und Tricks und all das. Nicht, dass Moody sich nicht auch damit ausgekannt hätte, aber vermutlich hatte zu viel Gryffindor auf ihn abgefärbt – er war ein offener Kämpfer.
 

"Nein!", rief Potter, als ihm der Rest des Planes schließlich dämmerte. "Kommt nicht in Frage!"
 

Moody knurrte verhalten. Absolut eindeutig Potter. Gryffindor von Kopf bis Fuß, Held und Märtyrer. Zumindest würde er es werden, wenn er weiter auf diese Art agierte. Moody konnte dieses Getue nicht nachvollziehen. Einmal mehr wünschte er sich, dass seine alte Truppe hier wäre. Es hätte viel weniger Scherereien gegeben.
 

"Wenn es nicht anders geht, dann eben mit Gewalt", drohte Moody und funkelte Potter finster an – dieser verdammte gryffindor'sche Heldenmut! "Jeder hier ist volljährig, Potter, und es sind alle bereit, das Risiko auf sich zu nehmen."
 

Der Gryffindor ließ sich davon nicht beeindrucken, doch Moody kannte in diesem Punkt keine Gnade. Als Potter schließlich nachgab und Phase Eins des Plans begann, erlaubte Moody es seinen Gedanken, ein klein wenig abzudriften. Er beobachtete, wie sich sechs in Harry Potter verwandelten. Allesamt waren sie Kinder in seinen Augen. Die drei Weasleys, das Granger-Mädchen, Fleur Delacour... einzige Ausnahme war Fletcher, aber der war schlimmer als alle Kinder zusammen. Feige. Moody hatte sich mehr als einmal gefragt, was der im Orden zu suchen hatte, aber er beschwerte sich nicht. Sie brauchten jeden Mann. Sein Blick wanderte weiter zu den Beschützern. Es war nicht seine Wunschgruppe, aber es musste eben so gehen. Damals hatte man auch nehmen müssen, wen man kriegen konnte. Ein Team konnte eben nicht nur aus Franks und Alice' und Meadowes' bestehen. Genauso wenig, wie man einfach überall einen Dearborn oder Fenwick herzaubern konnte. Einziger Trost für Moody war, dass scheinbar die Prewetts würdige Nachfolger gefunden hatten: Die Weasley-Zwillinge machten ihren Onkels wirklich alle Ehre. Ihre Anwesenheit änderte jedoch nichts daran, dass Moody lieber Gideon und Fabian hier hätte statt Fred und George. Genauso, wie er lieber Meadowes statt Granger, Dearborn statt Fletcher, Fenwick statt Ronald und Amelia statt Fleur hier gehabt hätte. Bill war jemand, mit dem Moody klarkam – er schien die Rolle von Edgar eingenommen zu haben, zumindest in Moodys Augen. Arthur, Lupin und Hagrid waren früher schon dabei, Moody wusste, was er von ihnen erwarten konnte. Und Tonks? Nun, sie war tollpatschig, aber Aurorin. Er kam damit klar.
 

"Viel Glück, allesamt", schrie Moody, als sie schließlich startbereit mit sieben Potters im hinteren Teil des Gartens standen. "Wir sehen uns in etwa einer Stunde im Fuchsbau. Ich zähle bis drei. Eins ... zwei ... DREI."
 

Er stieß sich kraftvoll vom Boden ab, darauf achtend, dass Fletcher keinen Unsinn machte, und stieg nach oben. Der Wind zerrte an seinem Umhang, während er die Sensation des Kampfes spürte, die ihn immer erfasste, wenn er zu einem Einsatz aufbrach, heute wie damals. Sein magisches Auge rollte wild umher, während er sich nach allen Seiten umsah. Er entdeckte den Schwarm Todesser als erster, hatte jedoch keine Zeit mehr, einen Warnruf zu schreien. Mit der Geschwindigkeit eines geübten Aurors hatte er seinen Zauberstab in der Hand, gezielt und den Fluch losgeschickt. All das geschah nur in Sekunden – der Todesser hatte keine Zeit mehr, einen Schildzauber zu beschwören. Das magische Auge drehte sich und sah nach den anderen Potters, die sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuten. Soweit lief alles wie es sollte, abgesehen davon, dass sie nicht mit einem solchen Todesseraufgebot gerechnet hatten.
 

"Verflucht!", knurrte Moody, während er einem Fluch auswich. Und dann sah er ihn. Meadowes' Mörder, die Geißel der Zaubererwelt, Er, dessen Name nicht genannt werden darf – Lord Voldemort. Und er steuerte direkt auf ihn zu.

'Er denkt, dass Potter beim erfahrendsten Kämpfer ist', schoss es Moody durch den Kopf, aber es war nicht seine Stimme, sondern die von Alice, die ihn auf das Offensichtliche hinwies. 'Aber er irrt!' – Das war Meadowes' schadenfrohe Stimme.

Hinter sich hörte er einen lauten Knall, Fletcher war disappariert, dann war da ein leuchtend grüner Blitz, der auf ihn zuschoss. Todesfluch! Grünes Licht, und dann... nichts mehr.

Alastor Moodys lebloser Körper rutschte vom Besen und fiel in die tiefe Dunkelheit.
 


 

ooOoo
 

"... dachte, die Leute würden es gern sehen."
 

~ E N D E ~
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-11-01T01:27:18+00:00 01.11.2012 02:27
Ich glaube, ich habe ein Tränchen im Auge oder auch zwei...

Gerade hatte ich mal wieder eine Phase, in der ich unbedingt etwas aus dem Harry Potter Universum lesen wollte und bei der Suche ist mir diese kleine Sammlung ins Gesicht gesprungen und hat sich festgebissen, weshalb ich gleich mal alles in einem Rutsch durchgelesen habe.

Hm, wie soll ich sagen? Es hat mich gerührt, sehr sogar. Obwohl die Abschnitte immer sehr kurz waren, hast du den Figuren Leben eingehaucht. Mehr, als ihnen die Bücher je zugestanden haben. Und es war besonders, da auch die meisten Alternativen Universen und Marauder-Geschichten diese Charaktere aussparen. Es ist eben nicht leicht aus Nebensätzen Persönlichkeiten zu formen, aber du hast das so wunderbar gemacht.

Außerdem musste ich mehrmals auflachen und das teils bei Stellen, bei denen Lachen eigentlich was seltenes ist. Moodys beißender Sakasmus ist bei Todesmeldungen perfekt rübergekommen. Direkt danach hatte ich dann einen Kloß im Hals. Ich weiß ja jetzt gerade immer noch nicht, ob ich traurig bin oder nicht. Melancholisch, zum Schmunzeln aufgelegt, wie wenn man unter Tränen lacht. Es gibt irgendwie nicht das richtige Wort dafür, was diese Kurzgeschichten ausgelöst haben.

Zurückbleibt der Wunsch mehr über all diese Zauberer zu lesen. Eine wilde, abenteuerliche, kitschige, lachende Geschichte über ihre Zukunft zu finden. Aber sie haben keine Zukunft. Sie sind tot. Das ist zu fies...
Ich verabschiede mich jetzt mal vom Versuch diesen Kommentar den Anschein von konstruktiver Kritik zu verleihen und begebe mich auf die Suche nach etwas, das mich aufheitert xD
Von: abgemeldet
2011-09-05T17:02:39+00:00 05.09.2011 19:02
Erst wollt ichs nicht lesen, weils mir zu lang war. Dann hab ich gesehen, dass die einzelnen kapitel ne gute Easy-Reading-Länge haben. Und dann hatte ichs am Ende doch schon durch, bevor ich wirklich angefangen war, was sehr für deinen Schreibstil steht. Am besten fand ich natürlich die Weihnachtsszene im prewett-Kapitel, aber das kannst du dir glaube ich auch denken. Schließlich lache ich auch über Instant-Heiler auf Tüten - einfach bis zur markierung mit heißem Wasser aufgießen, genießen und wieder fit sein ;)

Insgesamt finde ich es einfach gut, wie du Nebencharaktere mit Leben füllst und das ganze auch so authentisch hinbekommst, dass es m.E. mit Rowlings Geschichte zusammenpasst. Dadurch, dass du in dieser FF im speziellen jedem Chara praktisch ein Kapitel widmest, passiert das hier noch flächendeckender als in den anderen FFs aus deiner Feder, welche ich bisher gelesen habe, da dort eben i.d.R. ein oder zwei Charaktere im Mittelpunkt stehen. Solang HP3 noch nicht im Briefkasten liegt hänge ich dir weiter an den Lippen (oder auf dem papier, dem Bildschirm...) und verfolge deine geistigen Ergüsse mit viel lachen, ein bisschen weinen und definitiv sehr viel Aufmerksamkeit und interesse :)

Von:  Tanja-chan
2011-08-14T10:29:44+00:00 14.08.2011 12:29
Soooo ich hab mihc jetzt durch alle Kapitelchen durchgelesen, und fand es echt super.
Finde die Idee echt schön dass du dich in der FF mit all jenen beschäftigt hast, von denen man sonst eigentlich höchstens in einem Halbsatz oder am Rande etwas liest.
Hat mir sehr gut gefallen!


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