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You Always Meet Twice A Lifetime

Final Fantasy VII
von

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Knocking On Heaven's Door

~Am nächsten Morgen.~
 

"Ja?"
 

"Ich bin's, Boss."
 

"Corgan? Warum verdammt noch mal hast du dich so lange nicht gemeldet?"
 

"Ich konnte nicht früher. Diese Kerle sind enorm wachsam. Und bis ich eine abhörsichere..."
 

"Erspar mir dein Gelaber. Was gibt's Neues?"
 

"Die SOLDAT-Truppe hält sich immer noch Midgar auf und sucht nach diesem entlaufenem Versuchskaninchen. Gestern Abend scheinen sie es allerdings ausfindig gemacht zu haben. Ich denke, demnächst werden sie..."
 

"Unwichtig! Weißt du mittlerweile schon, wo sich ihr Hauptquartier befindet?"
 

"Nein. Die sind verdammt misstrauisch, was neue Mitarbeiter angeht. Den anderen Männern konnte ich auch nichts entlocken."
 

"Das hilft uns auch nicht weiter."
 

"Ich weiß, aber dafür hab ich noch eine andere brandheiße Info, die dich interessieren dürfte, Boss."
 

"Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Raus damit!"
 

"Sie haben Ärger mit einem ihrer Wissenschaftler. Beruga scheint sich abgesetzt zu haben. Er ist irgendwann gestern abend verschwunden. Die sind alle ziemlich aufgebracht deswegen."
 

"Wohin verschwunden?"
 

"Nach Junon - nehmen sie zumindest an. Dort soll er Kontakte haben und..."
 

Corgan wich gerade noch zur Seite aus, als ein Wurfmesser an ihm vorbeisauste und statt dessen in den Empfänger seines Funkgerätes einschlug, der mit einem Knistern seinen Geist aufgab.
 

Mit einem Fluch auf den Lippen zog er seine Waffe und wandte sich seinem Angreifer zu. Er stockte einen Moment, als er Shishimas dunkle Form in der Tür erkannte. Der starrte ihn nur wortlos an.
 

Corgan wartete gar nicht erst auf eine Reaktion, sondern eröffnete das Feuer. Shishima hechte sich jedoch zur Seite und ließ zwei weitere Messer durch die Luft sausen, welche die beiden Lampen des Raumes trafen, woraufhin es schlagartig dunkler wurde.
 

Ein weiterer Fluch entwich dem ertappten Spion. Er hätte darauf verzichten sollen die Rollos unten zu behalten, denn nun hatte er ein noch größeres Problem: Die Dunkelheit war Shishimas Verbündeter.
 

"So einfach kriegst du mich nicht!", schrie er und feuerte in die Richtung, in die er den Ninja verschwinden sehen hatte, ohne jedoch etwas zu treffen. Währenddessen bewegte er sich immer weiter rückwärts, bis er die Wand hinter sich spürte.
 

Ein weiteres Messer flog durch den Raum und traf Corgans rechte Hand. Mit einem Schmerzensschrei ließ er die Pistole fallen. Trotzdem zog er mit der unverletzten Hand so schnell es ging sein Messer und hechte der dunklen Gestalt, die sich gerade auf ihn werfen wollte, entgegen. Die Klinge traf auf etwas Weiches und versank darin, Corgans Freude darüber währte allerdings nur einen kurzen Augenblick, da nicht mal eine Sekunde später Shishimas Unterarmklinge durch seinen Hals fuhr. Mit einem entsetzten Blick und einem blutigen Röcheln fiel der Spion zu Boden, als der Ninja seine Klinge wieder hervorzog.
 

Shishima betrachtete seinen gefallenen Gegner solange, bis dieser seinen Verletzungen erlegen war, dann reinigte er seine Waffe an der Kleidung des Toten und schob sie in ihre Halterung zurück.
 

"Glückspilz", meinte er ausdruckslos, während er ohne zu zucken Corgans Messer aus seiner blutigen Schulter zog.
 

* * *
 

"Passt auf euch auf, ihr beiden", meinte Shera etwas besorgt, als sie Cloud und Cid zur Hintertür hinaus begleitete, wo die Tiny Bronco abgestellt war.
 

"Du machst dir zu viele Sorgen, Shera", brummte der Pilot während er begann seine Tasche, den Proviant und seinen Speer in dem Flugzeug zu verstauen. "Wir haben schon ganz andere Dinge überstanden. Da nehmen wir es doch locker mit ein paar... scheiße, was uns halt erwartet, auf!"
 

"Hast du vergessen, was ich dir erzählt habe?", fragte Cloud, der ebenfalls mit Beladen beschäftigt war. "Einer von denen war ein SOLDAT. Ein ziemlich fähiger noch dazu. So harmlos wird es also vielleicht gar nicht."
 

"Großartig!", schimpfte Cid. "Unterstütz sie auch noch. Wir kommen nie hier weg, wenn wir uns noch lange ihre ganzen Sorgen anhören."
 

"Ich will euch doch gar nicht aufhalten", sagte Shera auf ihre ruhige Art ohne irgendwie gekränkt zu wirken. "Ihr sollt nur vorsichtig sein."
 

"Ja, ja", murrte Cid und zündete sich eine Zigarette an.
 

"Keine Sorge, Shera", meinte Cloud, der etwas misstrauisch die Benzintanks beäugte die unmittelbar in Cids Nähe standen. "Uns wird schon nichts passieren. Ich bring ihn dir auch heil zurück. Dafür passt du gut auf Cesku auf."
 

"Natürlich", lachte die Technikerin, "dein Chocobo ist bei mir in guten Händen."
 

"Schleimer", war Cids einziger Kommentar, bevor er in die Pilotenkanzel der Bronco stieg. "Was ist jetzt, Kleiner? Willst du mitfliegen oder nicht?"
 

"Ich hatte ganz vergessen, wie schlimm er morgens ist", meinte Cloud scherzhaft zu Shera und kletterte ebenfalls ins Flugzeug.
 

"Normal schläft er um diese Uhrzeit ja auch noch."
 

Cid brummte etwas unverständliches und ließ den Motor der Tiny Bronco an.

"Macht's gut ihr beiden", brüllte Shera über den Motorenlärm hinweg. Cloud winkte zurück, aber Cid starrte nur geradeaus und ließ das Flugzeug auf seine private Start- und Landebahn hinausrollen. Der routinierte Pilot verschwendete keine Zeit damit lange herumzumanövrieren, sondern beschleunigte die Maschine schnell auf die zum Starten notwendige Geschwindigkeit und hob ab.
 

"Das war wirklich der herzlichste Abschied, den ich jemals erlebt habe", witzelte Cloud, als das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hatte. Der eisige Gegenwind erleichterte es den Flugzeuginsassen nicht gerade eine Unterhaltung zu führen.
 

"Spar dir deine verdammten Kommentare!"
 

"Ich will dir nur einen guten Rat geben", meinte der blonde Kämpfer ernster. "Meistens weiß man erst zu schätzen, was man hatte, wenn man es verloren hat."
 

"Kleiner, wenn du damit andeuten willst, dass Shera mich demnächst verlässt, bist schief gewickelt", rief Cid gegen den Wind und den Motorenlärm an. "Sie kennt mich schon sehr viel länger, als du bei klarem Verstand bist. Sie weiß, wie ich bin und dumm ist sie auch nicht. Wenn es so furchtbar für sie wäre, wie ihr alle immer denkt, wäre sie schon lange nicht mehr hier. Können wir dieses verfluchte Thema also einfach lassen?"
 

"Schon gut", meinte Cloud im normalen Tonfall, weshalb es Cid wahrscheinlich nicht mehr verstehen konnte, und lehnte sich in seiner Kanzel zurück. Er kannte Cid lange genug, um zu wissen, bei welchen Themen der Pilot grimmig abblockte. Es war immer am besten ihn in dieser Hinsicht einfach in Ruhe zu lassen.
 

Cloud wickelte seinen Schal fester um sich, während er seinen Kopf noch tiefer hinabsenkte. Er war zwar dick in seinen Mantel eingepackt, aber dennoch war die Tiny Bronco einfach das falsche Flugzeug für diese Jahreszeit. Zum Glück würden sie in ein paar Stunden weniger frostige Gefilde erreichen. Dann würde es zwar etwas wärmer werden, wenn auch nicht weniger windig.
 

"Was glaubst du, erwartet uns in Junon?", fragte Cid laut gegen den Lärm anschreiend.
 

"Ich habe keine Ahnung", rief Cloud zurück, als er sich wieder aufrichtete. "Ärger, nehme ich stark an. Falls Junon überhaupt der richtige Ort ist."
 

"Willst du lieber woanders anfangen? Wir müssen sowieso in Costa del Sol zwischenlanden."
 

"Nein, mit Junon anzufangen ist, glaube ich, das beste. Aber warum die Zwischenlandung?"
 

"Die Bronco ist nicht die Highwind. Wenn wir über den Ozean wollen, brauchen wir einen vollen Tank. Es sei denn, du willst die Maschine wieder zu einem Boot umfunktionieren." Cids zynischer Unterton war trotz des Geschreis herauszuhören.
 

"Du sagst das, als wäre das damals meine Schuld gewesen."
 

"Das war es!", stellte der Pilot fest. "Und ich hab mir geschworen so etwas nie wieder zuzulassen! Wenn ich nur an diese verdammten Muscheln denke. Wie lange ich gebraucht hab um die Mistdinger abzukratzen..."
 

"Schon gut! Ich hab ja nicht verlangt, dass wir das wiederholen müssen."
 

"Das will ich auch gehofft haben!"
 

"Wann denkst du, kommen wir in Junon an?", fragt Cloud. Langsam tat ihm seine Stimme vom vielen Schreien weh.
 

"Es ist ein ziemlich langer Flug. Kurz vor Sonnenuntergang, schätze ich mal."
 

Cloud antwortete nicht drauf, sondern lehnte sich wieder zurück. Sie würden also fast den ganzen Tag für die Reise benötigen. Er wünschte sich es würde schneller gehen, aber das war wohl kaum möglich. Cid war auch kein Mann, der bei so etwas mehr Pausen einlegte, als unbedingt nötig waren. Außerdem war fliegen mit Sicherheit die schnellste Art zu reisen. Auf Ceskus Rücken wäre er bedeutend länger unterwegs gewesen. Weiter als bis zum Cosmo Canyon wäre er wahrscheinlich noch nicht gekommen.
 

Er konnte nichts weiter tun, als abzuwarten.
 

Cloud ließ seinen Blick zum weit entfernten Boden wandern. Die weiten Ebenen des Nordwestterritoriums hatten sie bereits hinter sich gelassen und eine breite Front von schneebedeckten Bergen breitete sich unter ihnen aus, während die Tiny Bronco unbeirrt ihren Weg nach Osten fortsetzte, immer der noch knapp über dem Horizont hängenden Sonnen entgegen.
 

* * *
 

Ajig, Jinua, Okita, Trax und Lorgan saßen bereits um den Tisch versammelt in dem gemieteten Konferenzsaal des Sky Fire's, als sich die Doppeltür ruckartig öffnete und Mishima den Raum betrat. Mit Ausnahme von Trax, dessen Kopf müde auf dem Tisch lag, wandten sich alle SOLDATs dem Kommandanten zu.
 

"Guten Morgen, Sensei", begrüßte ihn Okita mit einem Lächeln.
 

"Morgen miteinander", erwiderte der Kommandant der Truppe. "Wir..."
 

Mishima wurde unterbrochen, als hinter ihm jemand durch die Tür stürmte und ihm dabei gerade noch auswich.
 

"Ich bin pünktlich!", verkündete Raika lautstark und ließ sich auf ihren Platz neben Trax plumpsen, direkt gegenüber von Jinua. Die Frau ignorierte den Rotschopf jedoch vollends und folgte mit ihrem Blick Mishima, der ans entfernte Ende des Tisches trat und dort Stellung bezog.
 

"Wie ich bereits sagen wollte: Wir haben viel zu besprechen, also verschwenden wir keine Zeit. Trax, was hat die Observation von Miss Devon ergeben? Habt ihr herausbekommen, wo ihr Unterschlupf ist?"
 

Der Angesprochene hob seinen Kopf und strich sich einige Strähnen seiner ungewaschenen Haare aus dem Gesicht.
 

"Kann man so sagen, Boss", antwortete Trax wenig enthusiastisch. "Es ist der 'Siebte Himmel', diese Bar, selbst. Einer meiner Männer hat sich darin bis zum Schluss aufgehalten, aber weder dann, noch die Stunden danach ist Devon dort rausgekommen. Ich hab den Männern aufgetragen sofort Bescheid zu geben, wenn sich daran etwas ändert."
 

"Gut, wir können also davon ausgehen, dass sie dort Zuflucht gefunden hat", meinte Mishima. "Was habt ihr über die Bar rausgefunden?"
 

Trax schlug eine Mappe auf, die ihm zuvor als Kopfkissen gedient hatte und begann die Infos vorzutragen. "Ist eine stinknormale Bar, kein angesagter Treffpunkt, kein Dreckloch. Sehr beliebt bei den Händlern und Handwerkern der Umgebung..."
 

"Komm zum Wesentlichen."
 

"Zwei Stockwerke, unten die Bar, oben die Wohnung der Besitzerin. Zwei Eingänge, eine Vorder- und eine Hintertür. Die Treppe im Hinterraum der Bar ist der einzige Zugang zur Wohnung."
 

"Irgendwelche besonderen Vorrichtungen?"
 

"Nichts. Ist eine stinknormale Bude."
 

"Was hast du über den Besitzer rausgefunden."
 

"Besitzerin", korrigierte der SOLDAT seinen Kommandanten, dann huschte in Grinsen über sein Gesicht und er ließ die Mappe in Mishimas Richtung über den Tisch gleiten. "Das dürfte dir gefallen, Boss. Die Kleine ist keine Unbekannte."
 

Mishima schnappte sich die Mappe und ließ seinen Blick kurz darüber wandern, dann zog er überrascht die Augenbrauen hoch.
 

"Lockheart, Tifa", sagte er schließlich.
 

"Das war doch das Mädel bei Avalanche, nicht wahr?", mischte Okita sich nicht ein.
 

"Die Kampfsportlerin", fügte Raika hinzu.
 

"Gut, dass wenigstens ein paar von euch ihre Hausgaben machen", meinte Mishima und blickte Ajig kritisch an. Der Vize-Kommandant ignorierte den Blick jedoch.

"Nur die beiden?", fuhr Mishima fort. "Sonst hält sich dort niemand auf?"
 

Trax schüttelte den Kopf. "Gestern waren es nur die beiden Weiber, und soweit meine Jungs in der kurzen Zeit herausfinden konnten, lebt Lockheart dort ansonsten allein."
 

"Das kommt uns gerade recht. Setzt die Beobachtung den Tag über noch fort, wenn sich nichts neues oder ungewöhnliches ergibt schlagen wir heute Nacht zu."
 

"Ich will das machen, Kommandant", meldete sich Raika zu Wort und sprang auf.
 

"Trax", sagte der grauhaarige SOLDAT und ließ die Mappe über den Tisch zurückgleiten. "Schnappt dir deine Männer und erledige das. Morgen früh will ich Erfolge sehen!"
 

"Zu Befehl", antwortete der langhaarige lasch.
 

"Kommandant, ich...", begann Raika sich zu beschweren, verstummte aber als der strenge Blick Mishimas sie traf. Etwas unverständliches murmelnd ließ sie sich zurück in ihren Sessel fallen und verschränkte schmollend die Arme. Mit Ausnahme von Lorgan schien keiner der Anwesenden Jinuas zufriedenes Lächeln zu bemerken.
 

"Kommen wir zum nächsten Punkt", fuhr der Kommandant fort und schloss damit das Thema ab. "Ihr habt es wahrscheinlich ohnehin schon mitbekommen: Doktor Beruga ist seit gestern abend verschwunden. Da es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass er Opfer einer Entführung geworden ist, können wir davon ausgehen, dass er von sich aus abgehauen ist."
 

"Ich nehme an, wir sollen ihn wieder einfangen", warf Jinua ein.
 

"Genau..."
 

Bevor Mishima fortfahren konnte, wurde plötzlich lautstark die Tür des Raumes aufgestoßen und ein lebloser Körper mit einer blutverschmierten Halswunde stürzte ins Innere. Die versammelten SOLDATs sprangen auf und wandten ihre Aufmerksamkeit dem Störenfried zu. Über dem getöteten Soldaten stand Shishima im Türrahmen und musterte die versammelten mit seinem finsteren Blick. Alle bemerkten das blutige Loch in der linken Schulter des Ninjas.
 

"Darf ich erfahren, was dich dazu veranlasst, einfach meine Männer umzubringen?", fragte Mishima mit einem gereizten und drohenden Tonfall, während er eine Hand an den Griff seines Schwertes legte.
 

"Er war ein Spion", antwortete Shishima unbeeindruckt. "Ich habe ihn dabei erwischt, wie er seinem Auftraggeber von Berugas Verschwinden berichtet hat."

"Und wer soll das sein, sein Auftraggeber?"
 

"Midgar", sagte der Ninja kurz angebunden. "Höchstwahrscheinlich."
 

"Und warum sollten wir dir glauben?", fragte Ajig misstrauisch.
 

"Ich habe keinen Grund euch anzulügen", entgegnete Shishima ungerührt und fixierte Ajig mit seinen schwarzen Augen, dann warf er etwas auf den Tisch, was dort klappernd aufschlug. "Aber das dürfte wohl die letzten Zweifler unter euch überzeugen. Das hatte er bei sich. Nicht gerade die Standartausrüstung eurer Leute, oder?"
 

Die versammelten SOLDATs blickten auf die elektronischen Überreste des Kastens, den Shishima auf den Tisch geworfen hatte.
 

"Ein Funkgerät, oder?", fragte Raika etwas unsicher.
 

"Richtig", belehrte sie Lorgan. "Aber nicht irgend eins. Mit dem hier können verschlüsselte Nachrichten über kurze bis mittellange Distanzen übertragen werden."
 

"Schön und gut, aber ein richtiger Beweis ist das auch nicht", meinte Jinua wenig überzeugt und richtete ihren Blick wieder auf Shishima - oder zumindest wollte sie das, aber der dunkelgekleidete Mann war nicht mehr zu sehen. Verärgert verzog sie das Gesicht. "Wo zum...?! Ich kann diesen Kerl nicht ausstehen!"
 

"Da bist du nicht allein", meinte Okita, als auch die anderen SOLDAT-Mitglieder die Abwesenheit des Ninjas bemerkten. "Und ich traue ihm nicht."
 

"Ich auch nicht", ergriff Mishima das Wort und gewann somit die Aufmerksamkeit seiner Gefolgsleute zurück. "Dennoch wüsste ich nicht, welchen Grund er hätte, uns anzulügen. Also müssen wir davon ausgehen, dass Corgan ein Spion war, und das kommt uns absolut nicht gelegen."
 

"Was wollt Ihr jetzt tun, Sensei?"
 

Mishima dachte einen kurzen Moment nach, bevor er weitersprach. "Trax, du fährst fort wie besprochen. Wegen dem entlaufenen Doktor: Okita, du und Lorgan..." Mishima brachte mit einem kritischen Blick Raika, die gerade etwas einwerfen wollte, dazu den Mund zu halten. "...und Raika, ihr heftet euch Berugas Fersen und schnappt ihn euch. Alle in Midgar befindlichen Männer, die Trax nicht benötigt, sollen euch begleiten."
 

"Zu Befehl, Sensei", grinste Okita.
 

"Ajig, Jinua, ihr begleitet mich zurück ins Hauptquartier. Wenn unser Spion hier herausgefunden hat, wo es ist, dürfen wir es auf keinen Fall unverteidigt lassen."
 

"Kommandant", meldete sich Ajig zu Wort, "Wäre es dann nicht besser, noch ein paar mehr Männer mitzunehmen. Wir haben zwar noch genügend Posten im Hauptquartier, aber trotzdem..."
 

Mishima schüttelte den Kopf und schnitt seinem Vize das Wort ab. "Wir wissen nicht, wie viele Spione uns Midgar, oder wer auch immer, bei den Neuzugängen untergeschoben hat. Und wenn sie noch nicht wissen, wo unser Hauptquartier liegt, dann wollen wir ihnen auch keine Gelegenheit geben das herauszufinden. Und um absolute Anfänger scheint es sich bei unseren Gegnern auch nicht zu handeln; Unser toter Spion hier war immerhin in der Lage Shishima zu verwunden." Er machte eine kurze Pause. "Noch irgendwelche Fragen?"
 

Als daraufhin niemand mehr etwas sagte, nickte der Kommandant zufrieden und richtete sich zu voller Größe auf.
 

"Das wäre alles. Wegtreten!"
 

* * *
 

"Ich bin wieder da!", verkündete Tifa als sie mit ihrer Hüfte die Wohnungstür zuschob und dann die beiden großen, braunen Tüten, die sie mitgebracht hatte, in die Küche schleppte.
 

Elena, die gelangweilt auf der Couch gelegen und das nicht besonders spannende, nachmittägliche Fernsehprogramm verfolgt hatte, erhob sich und schlenderte zu Tifa in die Küche.
 

"Du warst lange weg", meinte die Turk und warf einen neugierigen Blick in die Tüten.
 

"Mh, ich weiß", antwortete Tifa und begann die Einkaufstüten auszupacken und die Lebensmittel in den Regalen und dem Kühlschrank zu verstauen. "Ich war einkaufen", erklärte sie schließlich, als Elena sie fragend anblickte.
 

"Das sehe ich." Elena ließ ihre Hand in einer der Tüten verschwinden und zog einen Apfel heraus, in den sie genussvoll hineinbiss.
 

"Die sind nicht gewaschen", teilte ihr Tifa mit.
 

"Egal, ich bin hungrig", meinte Elena kauend und wechselte dann das Thema. "Du brauchst vier Stunden um das hier alles einzukaufen?"
 

Tifa, die gerade vor ihrem Kühlschrank niederkniete, seufzte ertappt. "Ich war nicht nur einkaufen."
 

"Sondern?", fragte die blonde Turk weiter. "Heute lässt dir aber auch alles aus der Nase ziehen. Wo warst du noch? Deinen Lover besuchen...?"
 

"Ich habe keinen Lover!", zischte Tifa genervt.
 

Elena biss unbeeindruckt ein weiteres Stück von dem Apfel ab. "Schon gut. Wo warst dann? Beim Friseur? Du solltest dir einen neuen suchen, man sieht nämlich nicht wirklich..."
 

"Ich war auch nicht beim Friseur!", schrie Tifa noch genervter und stand wieder auf. Sie drehte sich herum und blickte die immer noch unschuldig kauende Elena gereizt an. "Ich hab mich noch etwas in der Stadt umgehört. Zufrieden?"
 

Die Blondine schluckte den Apfelbrocken in ihrem Mund hinunter. "Umgehört? Wegen was?"
 

"Wegen dir!", sagte Tifa ernst und verstaute eine Packung Toast in ihrem Brotkasten. Sie bereute es, dass sie sich nicht einfach eine Ausrede einfallen hatte lassen, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass Elena ausgerechnet heute ihre Redseligkeit wiederfand.
 

Elena wirkte etwas verwirrt. "Wegen mir?"
 

"Ja, wegen dir. Ich habe bei ein paar alten Bekannten und Kontakten nachgefragt, ob vielleicht irgendein Gerücht über ein Labor, das Experimente an Menschen durchführt, bekannt ist", gestand sie. "Oder ob es jemanden gibt, der dir vielleicht helfen kann."
 

Elena ließ den Arm, in dem sie den Apfel hielt, sinken und starrte Tifa fassungslos an. "DU HAST WAS?!", brüllte sie schließlich aufgebracht.
 

"Du hast mich schon verstanden. Dir muss man ja helfen, weil du scheinbar nicht dazu in der Lage bist, dich aufzuraffen und dir selbst zu helfen."
 

Die Turk starrte Tifa noch einen Augenblick zornig an, dann warf sie den halben Apfel auf den Küchentisch, von dem er wieder runterrollte, und stampfte auf die Küchentür zu. Weit kam sie jedoch, da Tifa sie am Handgelenk packte und daran festhielt.
 

"Lass mich los!", zischte die Blondine aggressiv.

"Wo willst du hin?"
 

"Ich verschwinde", meinte Elena knapp und wich Tifas Blick aus. "Ich dachte, du hilfst mir, und dann fällst du mir so in Rücken..."
 

Tifa wurde es zu bunt. "Nicht so schnell!"
 

Sie riss Elena herum, schubste sie gegen die Küchenwand. Sie packte diesmal beide Handgelenke der anderen Frau und presste sie neben deren Kopf gegen die Wand. Elena wand sich unter Tifas eisernem Griff, konnte sich aber nicht befreien.
 

"Lass. Mich. Sofort. Los", knurrte sie noch eine Spur aggressiver als vorhin.
 

"Keine Chance! Es wird Zeit, dass du den Dingen mal in die Augen siehst!", antwortete Tifa hart, die mit ihrem Gesicht nahe an das von Elena gerückt war. Erste Schweißperlen bildeten sich bereits auf ihrer Stirn. Es war schwerer Elena festzuhalten, als sie gedacht hatte. Die andere Frau war kräftiger als sie aussah, und vor allem ihr rechter Arm, der unter Tifas Griff schon beinahe kochte, war kaum mehr zurückzuhalten.
 

"Was ist?", fragte Tifa herausfordernd. "Willst du dich wieder verwandeln?"
 

Elena starrte sie wütend an und versuchte weiter sich zu befreien.
 

"Glaubst du, ich habe es nicht bemerkt? Wenn du Angst hast, wenn dir was weh tut oder wenn du wütend bist, dann verlierst du die Kontrolle. Na los! Tu es doch! Verwandle dich, dann siehst du vielleicht endlich ein, dass du Hilfe brauchst!"
 

"Lass mich in Ruhe!", rief Elena ein weiteres Mal, aber diesmal klang es mehr wie ein Flehen, dann senkte sie ihren Blick und hörte auf sich zu wehren. Tifas Griff war scheinbar doch zu stark für sie. "Bitte..."
 

"Ich werde dich nicht in Ruhe lassen. Du brauchst Hilfe verdammt noch mal! Du musst in ein Krankenhaus. Ich sorge schon dafür, dass du nicht als Experiment endest..."
 

"DU HAST DOCH KEINE AHNUNG!", schrie Elena sie so plötzlich an, dass Tifa die Turk aus Schreck beinahe losließ. "Du willst mir helfen? Dann lass mich mit deinen Krankenhäusern in Ruhe."
 

"Warum? Erklär es mir, Elena!", forderte Tifa. "Wovon habe ich keine Ahnung?"
 

Der Blick der Turk sank abermals zu Boden, und sie seufzte mehrmals, bevor sie zu sprechen begann. "Sie nennen es den 'ShinRa-Faktor'. Vielleicht hast du schon davon gehört, wahrscheinlich aber eher nicht. Es interessiert sich ja niemand wirklich dafür, oder schlimmer: Die meisten befürworten es wahrscheinlich sogar."
 

"Was?"
 

Elena sah sie ernst an. "Weißt du wie viele ehemalige ShinRa-Mitarbeiter seit dem Untergang der Firma in Krankenhäusern einfach nicht mehr aus der Narkose aufgewacht sind, selbst bei noch so simplen Eingriffen? Oder wie viele 'versehentlich' die falschen Medikamente bekommen haben, die sie in sabbernde Krüppel verwandelt haben? Es müssen schon Hunderte sein, vielleicht auch schon Tausende."
 

Tifa schluckte schwer. Sie konnte irgendwie nicht glauben, was Elena ihr da erzählte. Sie wollte es nicht glauben.
 

Elena ließ ihren Kopf wieder hängen und begann zu schluchzen. "Ich war seit über drei Jahren bei keinem Arzt mehr. Ich traue ihnen einfach nicht mehr. Welchen Eid die Ärzte auch immer ablegen müssen - er gilt nicht für ehemalige ShinRas. Scheint ein privater Rachefeldzug der Mediziner zu sein."
 

Sie machte eine Pause und schluckte kurz. Tifa bemerkte ebenfalls wie sich in ihrem Hals ein Kloß bildete. "Vielleicht ist es ja sogar gerechtfertigt, aber so will ich auf keinen Fall sterben. Und ich war ein Turk. Irgendwer würde mich sicherlich erkennen." Elena hob wieder ihren Kopf und blickte Tifa flehend an. "Wenn du mir also helfen willst, dann halte mich bitte von Krankenhäusern fern. Dort bin ich alles andere, als gut aufgehoben."
 

Tifa ließ Elenas Arme los und trat einen Schritt zurück. "Das... das wusste ich nicht", sagte sie leise.
 

Elena nickte nur kurz und wischte sich die Augen trocken. "Ich weiß. Niemand weiß es - oder will es wissen." Sie rieb sich die roten Stellen an den Unterarmen, wo Tifa sie festgehalten hatte. "Ich seh ja ein, dass ich Hilfe brauche, aber..."
 

"Aber kein Krankenhaus", vollendete Tifa den Satz. "Das verstehe ich jetzt."
 

Sie atmete kurz durch und seufzte leise. Elenas Erzählung hatte sie mehr mitgenommen, als es sie zuerst gedacht hatte. Es war gut, dass es ShinRa nicht mehr gab, aber dass die ehemaligen Mitarbeiter den Zorn der anderen Menschen auf diesen Weg zu spüren bekamen...
 

Die Welt war immer noch alles andere als ein guter Platz zum Leben.
 

"Und was glaubst du, können wir sonst tun?", fragte die Turk ratlos.
 

"Ich weiß es auch nicht", gab Tifa kleinlaut zu. "Wir warten einfach ab, ob einer von meinen Bekannten etwas herausfindet, dass uns weiterhilft." Tifa begann zu lächeln und packte Elena kurz aufmunternd am Arm. "Irgendwie schaffen wir es schon." Anschließend drehte sie sich um und wies auf die immer noch halbvollen Einkaufstüten. "Hilfst mir den Rest der Sachen zu verstauen?"
 

Elena nickte und lächelte schwach. "Sicher doch." Dann machte sie einen großen Schritt vorwärts und schlang ihre Arme um die überraschte Tifa und drückte sich an sie. "Danke, Tifa, vielen Dank."
 

Tifa brauchte einen Moment um ihre Überraschung abzuschütteln, dann begann sie Elena mit einer Hand über die Haare zu streicheln. "Schon okay."
 

* * *
 

~Junon. Gegen Abend.~
 

Junons Flughafen, der sich auf der obersten Ebene der großen Küstenmetropole befand, war seit ShinRas Untergang kein alleiniges Eigentum mehr des Militärs und von Soldaten abgeriegelt, sondern diente nun täglich Tausenden von Händlern, Geschäftsleuten und Touristen als Reisepunkt. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass niemand den einsamen Rotschopf bemerkte, der auf dem Dach des Airport-Centers stand, und lässig seine Ellenbogen auf dem Gerüst abstützte, während er das große Flugfeld beobachtete, das sich vor seinen Augen ausbreitete.
 

Der Mann zog erwartungsvoll an seiner Zigarette und stieß bald darauf eine Wolke aus weißem Qualm aus, als er die beiden blonden Gestalten beobachtete, die ihr vor ein paar Minuten gelandetes Flugzeug entluden.
 

"Sieht so aus, als schulde ich dir einen Drink. Sie sind tatsächlich gekommen", stellt der Rothaarige fest.
 

"Wenn du wirklich daran gezweifelt hättest, wärst du doch gar nicht mitgekommen", antwortete eine kleine, katzenähnliche Gestalt, die auf der rechten Schulter des anderen Mannes saß, mit einer piepsigen Roboterstimme.
 

"Natürlich wäre ich gekommen. Allein schon um zu überprüfen, ob du die Wette verlierst. Aber woher wusstest du, dass sie hierher kommen."
 

"Ich wusste es nicht", grinste die Katze. "Aber als ich hörte, das Cloud und Cid Rocket-Town verlassen haben, habe ich angenommen, dass die Spuren sie hierher führen."
 

"Was willst du nun mit ihnen anstellen?", fragte der Rotschopf und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. "Sie anwerben?"
 

"Noch nicht", piepste sein kleiner Begleiter. "Erst einmal warten wir ab und sehen, ob sie wirklich deswegen hier sind. Wenn nicht, gibt es keinen Grund, sie mit hineinzuziehen."
 

"Und andernfalls hast du wieder zwei Leute mehr, die für dich die Drecksarbeit erledigen", meinte der Raucher zynisch.
 

"Genau", lachte der Roboter neckisch, wurde dann aber wieder ernster. "Wir können jede Hilfe brauchen, vor allem jetzt, wo es unseren Mann erwischt hat. Ich hatte gehofft, er würde sich länger verborgen halten können." Es folgte eine kurze Pause, in der die Beiden stumm das Flugfeld beobachteten. "Allerdings muss sich erst mal zeigen, ob wir sie überhaupt brauchen können."
 

"Also abwarten, und sehen was passiert?"
 

"Diese Methode ist dir doch ohnehin am liebsten. Stimmt's oder habe ich Recht?"
 

Der Mann antwortete nicht darauf, also beschränkten sich die Beiden darauf, Cloud und Cid bei ihrem Weg über das Flugfeld zu beobachten, bis sie das Airport-Center betraten. Der Rotschopf schnippte den Rest seiner Zigarette über das Geländer, klappte seine ins Haar gesteckte Sonnenbrille runter und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Innere des Gebäudes.
 

"Weißt du", meinte er zu seinem kleinen Begleiter, "ich wünschte nur, du würdest endlich einen weniger peinlichen Weg finden, mit mir in Kontakt zu bleiben."
 

"Warum? So macht es mehr Spaß."
 

"Ich mag dieses Ding nicht."
 

"Ich schon."
 

* * *
 

~Midgar. Vier Uhr früh.~
 

Gähnend kratzte sich Trax am struppigen Kinn, dann schüttelte er kurz seinen Kopf und versuchte die Müdigkeit zu vertreiben, was ihm aber wie immer nicht gelang. Sorgen machte er sich deshalb nicht. So war schon seit Jahren. Nur ein ordentlicher Adrenalinkick, wie der den er in paar Minuten erwartete, konnte ihn hellwach werden lassen. Aber er war gut genug, um auch ohne diesen Kick ein gefährlicher Kämpfer zu sein. Niemand landete bei SOLDAT, weil er ab und zu ein fähiger Krieger war. Nur die Besten, die jederzeit einsatzbereit waren, kamen dazu.
 

"Boss, wie sieht's aus? Fangen wir an?", meldete sich einer seiner Männer zu Wort.
 

Trax begann zu grinsen. Seine Leute waren, genau so wie er selbst, versessen darauf, wieder etwas Action erleben zu dürfen. Die fünf Männer, die ihn begleiteten, hatten ihm schon lange gehorcht, bevor sie alle zusammen in Mishimas Söldnertruppe eingetreten waren. Die Fünf hatten zu seiner Einheit gehört, als die Firma noch existiert hatte und waren auch nach deren Untergang noch bei ihm geblieben. Auch wenn sie mittlerweile Teil eines größeren Ganzen waren, würden sie immer 'seine Männer' sein und er 'ihr Boss' bleiben. Nur ihnen vertraute er blind.
 

"Ja", sagte er schließlich und drehte sich um. "Wir fangen an. Yakz, Denril, ihr beide begeleitet mich. Und ihr", wandte er sich an die übrigen, "wartet etwa zehn Minuten, dann verschafft ihr euch durch eines der hinteren Fenster Zutritt ins Obergeschoss."
 

"Verstanden," antworteten die Drei gleichzeitig, und schlichen dann eilig davon, um sich dem 'Siebten Himmel' von hinten zu nähern.
 

"Und was machen wir, Boss?"
 

Traxs Grinsen breitete sich aus. "Was wohl? Wir klopfen ganz geduldig und höflich an."
 

Er überprüfte ein letztes Mal seinen favorisierten Revolver, dann schob er ihn zurück in den Gürtel und marschierte seelenruhig, gefolgt von seinen beiden Begleitern, auf den Haupteingang der Bar zu. Die Schlacht konnte beginnen.
 

* * *
 

Sie hasste es. Es war nicht das erste Mal, dass ein - wahrscheinlich total betrunkener - Gast Stunden nach Ladenschluss anklopfte und eingelassen werden wollte. Normalerweise ignorierte Tifa solche Gestalten einfach, da das Geklopfe in ihrer Wohnung normalerweise ohnehin nicht sehr deutlich zu hören war, aber dieser nächtliche Besucher war besonders hartnäckig - und laut.
 

Genervt vergrub sie den Kopf unter ihrem Kopfkissen und versuchte das störende Geräusch einfach zu ignorieren, aber es gelang ihr nicht wirklich.
 

Nach ein paar Minuten, in denen der Störenfried fast unermüdlich weiter angeklopft hatte, setzte Tifa sich mit einem frustrierten Stöhnen auf und kroch aus dem Bett. Zornig schnaubend streifte sie sich ihren Bademantel über und schlüpfte in ihre Pantoffeln, dann stampfte sie aus dem Schlafzimmer.
 

"Schlaf weiter, ich regle das", sagte sie zu Elena, die sich ebenfalls aufgesetzt hatte, jedoch mehr verschlafen als verärgert dreinblickte.

Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte Tifa aus ihrer Wohnung und eilte die Treppe in ihre Bar hinunter.
 

"JA, VERDAMMT!", schrie sie aufgebracht, da der nächtliche Besucher immer noch anklopfte, und fuhr dann leise zu sich selbst murmelnd fort. "Wenn nicht mindestens jemand gestorben ist, sorge ich dafür, dass es bald so sein wird!"
 

Das Klopfen war auf ihren Ruf hin verstummt. Tifa erreichte schließlich die Vordertür ihrer Bar, entriegelte flink die Tür und riss sie dann wütend auf, während sie begann auf ihren Störenfried einzuschimpfen.
 

"HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHUNGUNG, WIE SPÄT ES IST? Ich hab schon seit drei Stunden geschlossen, also zieh Leine und such dir einen anderen..."
 

Tifa verstummte als sie den vermeintlich betrunkenen Störenfried genauer betrachtete. Sehr betrunken wirkte er gar nicht mal - seine beiden Begleiter ebenfalls nicht. Und die jahrelange Erfahrung sagte Tifa, dass es sich bei dem unangenehmen Geruch des Langhaarigen um alles Mögliche handelte, nur nicht um eine Alkoholfahne. Irgendetwas kam Tifa verdächtig vor - was mit der Tatsache zusammenhängen konnte, dass der Unbekannte sichtbar eine Vielzahl von Waffen bei sich trug und sie süffisant angrinste. Ein Blick in seine unnatürlich glänzenden Augen ließ endgültig ihre inneren Alarmsensoren angehen - bei dem Störenfried handelte es sich um einen SOLDAT.
 

Mit einem Schlag hellwach fuhr Tifa fort. "Ihr seht so aus, als könntet ihr die Öffnungszeiten noch lesen. Also was wollt ihr? Und ich hoffe für euch, dass es die Störung wert ist!"
 

"Miss Lockheart?", fragte der nächtliche Besucher unbeeindruckt.
 

"Was muss ich antworten um euch zum Verschwinden zu bewegen? Ja oder nein?", fragte die junge Frau übellaunig, unterband aber den Drang ihre Arme zu verschränken. "Komm also zum Punkt, Freundchen..."
 

"Trax. Einfach nur Trax", grinste das ungepflegte Langhaar. "Ich sehe schon, Sie wollen uns schnellst möglichst loswerden. Also um es kurz zu machen: Sie haben einen Gast. Den würden wir gerne mitnehmen."
 

"Einen Gast?" Tifa wurde nun endgültig hellhörig und spannte ihren Körper an.
 

"Blond, etwa die Größe." Trax hob eine Hand um die Größe der gesuchten Person anzuzeigen und ließ sie mehrmals gut einen halben Meter auf- und abwandern. "Sollte eine Beinprothese haben."
 

"Keine Ahnung wovon..." Tifa fuhr herum, als aus dem Obergeschoss das laute Klirren von zerbrochenem Glas zu hören war. "Was zum...?!"
 

Sie wandte sich schnell wieder ihrem Gegenüber zu, als dieser sich ruckartig bewegte und starrte in den Lauf eines glänzenden Revolvers. Trax hatte die Waffe sehr viel schneller gezogen, als sie es für möglich gehalten hatte. Mit einem Kopfnicken deutete er ihr an zurück zu gehen, während er und seine beiden Gefolgsleute die Bar betraten. Tifa hatte ihre Hände leicht erhoben und ging rückwärts bis sie den Tresen an ihrem Rücken spürte.
 

"Also schön, Schätzchen. Lassen wir diese Höflichkeitsfloskeln. Die Jungs und ich nehmen uns schnell, was wir brauchen, dann kannst du gerne deinen Schönheitsschlaf nachholen."
 

Tifa rutschte unauffällig mit dem Fuß aus ihrem rechten Pantoffel, bis sie nur noch mit den Zehen drinsteckte, während sie unerbittlich Trax Blick erwiderte.
 

"Und was, wenn ich etwas dagegen habe?"
 

"Süße, du bist wohl kaum in der Lage, um..."
 

Weiter kam Trax nicht, da Tifa plötzlich ihren Fuß hochriss und ihm damit ihren Pantoffel entgegen schleuderte. Der Schuh traf den SOLDAT gezielt an die Hand, wodurch der Schuss, den Trax in diesem Moment abfeuerte zur Decke gelenkt wurde. Die dunkelhaarige Frau zögerte nicht lange, sondern stürzte vorwärts und verpasste dem Schützen einen Tritt, der ihn Richtung Tür zurück taumeln ließ.
 

Sie vollführte eine schnelle Drehung und bedachte den überraschten Mann, der rechts von Trax gestanden hatte mit einem Kinnhaken, der ihn zu Boden schickte. Bevor sie jedoch noch weiter nachsetzen konnte bemerkte Tifa, wie der andere Gefolgsmann ebenfalls nach seiner Waffe griff. Auch Trax hatte ihren Treffer leichter abgeschüttelt als sie es erwartet hatte, und visierte sie nun an. Sie machte ruckartig kehrt und hechtete sich über den Tresen in Deckung, als die ersten Kugeln an ihr vorbei durch die Luft zischten.
 

Die Landung in dem engen Bereich zwischen Theke, Spüle und Regal war ungenehm, aber Tifa hatte schon schlimmere Sachen überstanden. Viel schmerzlicher war der Regen aus Glasscherben, der auf sie herab fiel. Das Pistolenfeuer hatte etliche der Flaschen an der Rückwand zerbersten lassen. Tifa streifte so schnell es ging ihren Bademantel ab und versuchte sich mit ihm gegen den Scherbenregen etwas abzuschirmen. Doch kurz drauf stellten ihre Gegner ohnehin das Feuer ein.
 

"Das war dumm, Baby", hörte sie Traxs Stimme. "Wir wollten gar nichts von dir. Hättest bloß mitspielen müssen, dann könntest du jetzt schon wieder friedlich schlummern."
 

Tifa antwortete nicht darauf, sondern sah sich hektisch nach einem Ausweg aus ihrer Situation um. Sie war zwar vorerst in Sicherheit vor den Kugeln ihrer Gegner, aber sie saß hier auch fest. Und noch dazu drängte die Zeit: Das klirrende Geräusch aus dem Obergeschoss bedeutete mit Sicherheit, dass auch Elena unerwünschten Besuch hatte.
 

Nicht zum ersten Mal wünschte sich Tifa, sie hätte es sich zur Angewohnheit gemacht eine Waffe unter dem Tresen aufzubewahren. Sämtliche Nahkampffertigkeiten war nutzlos, wenn man hinter einer Deckung festsaß und zwei - oder drei - Gegner mit Schusswaffen nur darauf warteten, dass man den Kopf herausstreckte.
 

Sie seufzte leicht und sah sich um, was für Möglichkeiten sich ihr sonst boten. Sie brauchte ein Ablenkungsmanöver, um dann blitzschnell zum Angriff übergehen zu können. Sie hatte Stoff, genug hochprozentigen Alkohol und ein Feuerzeug hatte sie hier auch irgendwo herumliegen, allerdings widerstrebte ihr der Gedanke, innerhalb ihrer eigenen vier Wände eine Brandbombe zu zünden, ungemein.
 

"Was ist jetzt, Prinzeßchen?", ertönte die höhnische Stimme des SOLDAT. "Gibst du auf? Dann vergessen wir auch diese kleine Dummheit von gerade, und in zehn Minuten hast du deine Ruhe."
 

"Einen Dreck werde ich tun", rief Tifa zurück und zerriss einen trockenen Putzlumpen, während sie versuchte sich zu erinnern, wo sie ihren Feuerlöscher deponiert hatte.
 

"Ganz wie du willst, Schnitte", antwortete Trax. Kurz darauf erfolgten ein paar Schüsse, die weitere Flaschen zerbersten ließen. Tifa suchte abermals Schutz unter ihrem Bademantel. "Heiz ihr ein!", wandte er sich anschließend an seinen Begleiter.
 

Entsetzt riss Tifa die Augen auf. Sie musste nicht lange raten, was dieser Satz bedeuten sollte. Ihren Gegnern musste mittlerweile auch aufgefallen sein, dass sie in einer Pfütze aus leicht entzündbarem Alkohol saß. Sie hatte keine Zeit mehr, sich einen Plan zu überlegen; Sie musste handeln.
 

Die kampferprobte Frau packte eine noch heile und voll gefüllte Flasche, sprang auf und schleuderte sie mit aller Wucht in die Richtung, aus der sie Trax Stimme vernommen hatte. Das Wurfgeschoss sauste durch die Luft und traf den SOLDAT auch tatsächlich mitten auf die Stirn, dennoch schaffte er es vorher noch einmal seine Waffe abzufeuern. Tifa spürte einen heißen Schmerz an ihrem Oberarm, ignorierte ihn aber, da in diesem Moment ein brennendes Feuerzeug auf sie zuflog.
 

Tifa duckte sich wieder und hechtete seitlich hinter dem Tresen hervor, der kurz darauf zusammen mit dem Regal dahinter grollend in Flammen aufging. Erste Kugeln pfiffen um sie herum durch die Luft, als Tifa sich mit einem weiteren Sprung hinter einem Tisch in Sicherheit brachte, den sie im selben Moment umriss.
 

Etwas außer Atem überlegte sie verzweifelt, was sie nun tun sollte. Ihre Situation hatte sich nicht gerade gebessert, vor allem da jetzt auch noch ihre Bar in Flammen stand. Sie musste auch mit Schrecken erkennen, dass die von ihr gewählte Deckung nicht die beste war, als plötzlich zwei Kugeln das Holz der Tischplatte durchschlugen. Für einen Stellungswechsel war es allerdings schon zu spät: Keine Sekunde später durchzuckte sie ein stechender Schmerz, als sie etwas seitlich in den Brustkorb traf und ihr fast sämtliche Luft aus den Lungen presste.
 

Einen erstickten Schrei ausstoßend und mit schmerzverzerrtem Gesicht sank Tifa gegen den umgestürzten Tisch.
 

* * *
 

Elena gähnte verschlafen, als sie unter ihrer Decke hervorkroch. Tifa hatte zwar gesagt, sie würde sich alleine um den Störenfried kümmern, allerdings hatte sie ziemlich abrupt aufgehört zu Schreien und nun war schon seit einiger nichts mehr aus dem Erdgeschoss zu hören. Es konnte doch nicht solange dauern einen Betrunkenen zu verjagen, oder?
 

Sie hatte gerade beschlossen nach unten zu gehen und nachzusehen, als plötzlich mit einem lauten Klirren die Fensterscheibe in Tifas Schlafzimmer eingeschlagen wurde. Bevor sie die Situation überhaupt richtig erfassen konnte, stand Elena drei dunkel gekleideten Gestalten gegenüber, die durch Tifas Zimmertür das nur von der durchs Fenster scheinenden Straßenbeleuchtung erhellte Wohnzimmer betraten.
 

"Was wollt ihr?", fragte die Turk, auch wenn sie sich die Antwort denken konnte, und nahm eine drohende Haltung ein. Ihre Besucher schienen sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
 

"Du wirst vermisst", antwortete einer drei, "Und wir wollen dich zurückbringen."
 

"Nett von euch, ich hab aber keine Lust."
 

"Du hast aber kein Mitspracherecht, was diese Sache betrifft."
 

Elena schnaubte verärgert und sparte sich eine Antwort. Die drei Männer rückten näher und wirkten, als wären sie jeden Moment dazu bereit, sie anzugreifen. Sie waren unbewaffnet - zumindest soweit Elena es erkennen konnte. Anscheinend hatten sie den Auftrag sie lebend zurückzubringen.
 

Elena ballte ihre Hände zu Fäusten und rutschte in Kampfstellung. Sie war zwar nicht in Topform, aber einen Kampf mit den Dreien traute sie sich gerade noch zu. Schließlich war sie ein Turk.
 

Ihre Anspannung und Konzentration waren jedoch mit einem Schlag verloren, als im Erdgeschoss Schüsse ertönten. Erschrocken fuhr sie herum. "Tifa...!"
 

Sie fuhr abermals herum, als sie bemerkte, dass die drei Männer die Ablenkung ausnutzten und sich auf sie stürzten. Sie konnte dem ersten Schlag ausweichen und sogar noch mit einem Magenhaken kontern, der ihren Angreifer zurücktaumeln ließ, dann allerdings traf sie ein harter Schlag ins Gesicht. Von dem Treffer benommen taumelte sie zurück und wurde bald darauf mit einem ganzen Hagel aus Schlägen eindeckt, von denen sie nur einige mühevoll abwehren konnte.
 

Schließlich wurde sie von ihren beiden Gegner an die Wand gedrängt. In dem verzweifelten Versuch, sich aus ihren misslichen Lage zu befreien, begann sie nach ihren Kontrahenten zu treten. Einer ihrer Tritte traf auch tatsächlich sein Ziel, jedoch mit einer sehr viel größeren Wirkung, als Elena sich das vorgestellt hatte. Der Getroffene wurde quer durch den Raum geschleudert, durchschlug mit einem erschrockenen Schrei und lautem Klirren ein Fenster und flog nach draußen auf die Straße.
 

Elena und auch ihre beiden verbliebenen Gegner blickten einem Moment lang verwundert drein, dann bemerkten sie die Ursache der ungewöhnlichen Wirkung von Elenas Tritt. Sie hatten den Pechvogel mit ihrem bionischem Bein getroffen.
 

"Verzieht euch lieber", drohte sie den beiden Verbliebenen, "sonst passiert euch dasselbe!"
 

"Noch mal gelingt dir das nicht, Schlampe", antwortete einer der Männer unbeeindruckt und stürzte sich wieder auf sie. Der andere ließ nicht lange auf sich warten.
 

Abermals entbrannte wilder Faustkampf zwischen den Dreien, in dessen Verlauf Elena es zwar nicht schaffte noch einen weiteren Tritt von ähnlicher Effektivität zu landen, sich aber trotzdem ganz gut behauptete. Schließlich gelang es ihr sogar einen der beiden mit einem harten Schlag zu Boden zu schicken. In dem Glauben, es nur noch mit einem Gegner zu tun zu haben, stürzte sie sich mit voller Gewalt auf ihn. Sie wollte ihn so schnell wie möglich erledigen und Tifa endlich zur Hilfe eilen. Dann wurde sie plötzlich in den Rücken getroffen und kurz drauf fuhren zwei Arme unter den ihrigen hindurch und verschlossen sich hinter ihrem Nacken. Sie hatte ihren zweiten Gegner doch nicht richtig erledigt.
 

"Das war's dann wohl, Schlampe", grinste der andere und ließ seine Knöchel knacken, während er auf sie zuschritt.
 

Unfähig sich aus dem stahlharten Griff zu befreien oder auch nur ihre Arme sinnvoll einzusetzen, versuchte Elena es ein weiteres Mal mit Tritten, aber der Mann vor ihr wich ohne große Probleme aus, dann ließ er seine Faust in Elenas Magen schmettern. Der Schlag raubte ihr beinahe alle Luft zum Atmen und geplagt hustend sank sie in sich zusammen. Ihren Gegner beeindruckte das nicht im Mindesten. Er wiederholte die Prozedur noch viermal, dann packte er ihre Haare und zerrte sie daran in die Höhe. Er verpasste ihr einen Schlag quer über ihr Gesicht, dann ließ er sie wieder los. Elena ließ ihren Kopf wieder sinken und würgte erschöpft ein paar Tropfen Blut hervor. Dann begann er wieder so auf sie einzuschlagen.
 

Sie versuchte mit aller Kraft sich befreien, schaffte es aber einfach nicht.
 

Der Griff des Mannes hinter ihr war einfach zu fest und jeder Schlag des anderen raubte ihr mehr Kraft. Verzweiflung stieg in ihr auf. Sie sah keinen Weg sich aus ihrer gegenwärtigen Lage zu befreien, und mit jeder Sekunde die verstrich konnte sonst etwas mit Tifa geschehen. Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in ihrer rechten Körperhälfte breit, als sich ihr erschöpftes Stöhnen langsam zu einem zornigen Knurren wandelte.
 

"Hast du genug, Miststück?"
 

"TÖtE sIE! TöTE SiE ALle!"
 

"Lass... Lass mich endlich in Ruhe", presste Elena zornig hervor.
 

"Gibst du also endlich auf?"
 

"DU wEißT, DaSS dU ES tUN muSsT!"
 

"NeIn!", brüllte Elena wütend und befreite sich mit einem Aufbäumen aus der Umklammerung ihres Gegners.
 

Der Mann vor ihr machte überrascht einen Schritt rückwärts und wusste gar nicht wie ihm geschah, als sich plötzlich vier messerscharfe Krallen in sein Gesicht bohrten. Sein schmerzerfüllter Schrei verstummte allerdings schnell, als sich die Kreatur, in die sich Elena verwandelte hatte, in seiner Kehle verbiss.
 

Der Mann hinter ihr, der sie bis eben noch festgehalten hatte, starrte einen Augenblick fassungslos auf die Kreatur, die gerade dabei war seinen Kameraden umzubringen, und suchte dann schreiend das Weite indem er zurück durch Tifas Zimmer floh.
 

Die Kreatur ignorierte ihn. Sie wartete ab, bis sie sicher war, ihr Opfer getötet zu haben, dann richtete sie sich langsam auf und leckte sich das Blut von den Lippen.
 

Als aus dem Erdgeschoss weitere Schüsse ertönten, stieß die Kreatur ein wütendes Zischen aus und machte sich dann gebückt laufend auf den Weg in das untere Stockwerk
 

Die Jagd hatte erst begonnen.
 

* * *
 

"Alles in Ordnung, Boss?", fragte einer von Traxs Gefolgsleuten, der gerade dem anderen Söldner, welcher sich immer noch nicht richtig von Tifas Schlag erholt hatte, auf die Beine half.
 

"Ja, verdammt!"
 

Trax wischte sich mit einem zornigen Schnauben etwas Blut von der Stirn, wo Tifas geworfene Flasche ihm eine Platzwunde zugefügt hatte, dann marschierte er auf den Tisch zu hinter dem Tifa sich versteckt hatte. Einen normalen Menschen hätte die Wucht des Treffers wahrscheinlich kaltgestellt, aber er war schließlich kein normaler Mensch, sondern ein SOLDAT. In einer Stunde würde er nicht einmal mehr Kopfweh haben.
 

Die Bar brannte immer noch lichterloh. Die Flammen hatten bereits auf die hölzerne Decke des Raumes übergegriffen, und da auch der Rest der Inneneinrichtung fast gänzlich aus Holz bestand, begann das Feuer relativ schnell um sich zu greifen.
 

Vorsichtig, da er nicht wusste, ob sich seine Gegnerin immer noch wehrte, umrundete der SOLDAT den umgestürzten Tisch. Ein zufriedenes Grinsen überzog sein Gesicht als er Tifa erblickte, die zusammengesunken und schwach atmend gegen den Tisch lehnte. Ihre linke Hand hatte sie an die rechte Seite gepresst, wo ihr Nachthemd blutverschmiert war.
 

Trax fuhr ihr mit einer Stiefelspitze unter das Kinn und hob ihren Kopf an, bis er ihr in die nur noch schwach geöffneten Augen blicken konnte.
 

"Tja, Püppchen, hättest du mal brav mitgespielt, dann hättest du dir das alles erspart", meinte er abschätzig, dann zielte er mit seinem Revolver auf Tifas Kopf und drückte ab. Er verzog verärgert sein Gesicht, als nur ein leises Klicken ertönte.
 

"Sieht so aus, als hättest du noch zehn Sekunden länger zu leben", meinte er unbeeindruckt, während er seinen Revolver aufklappte und begann ihn nachzuladen.
 

Er war gerade dabei die letzte Patrone einzulegen, als seine Gefolgsleute plötzlich erschrocken zurück taumelten.
 

"B... Bo... Boss! Hinter dir!"
 

"Was?!", fragte Trax genervt und fuhr herum. Der genervte Gesichtsausdruck wich schnell einem überraschten, als er die abstruse Kreatur erblickte, die im hinteren Bereich der Bar stand und ihn grimmig anstarrte.
 

"Was zum Teufel ist das?!", schrie er und klappte im gleichen Moment seinen Revolver zu. Mit einem wütenden Schrei bäumte sich die Kreatur auf und sprang vorwärts. Trax feuerte seine Waffe ab, aber selbst wenn er getroffen hatte schien es seinen unnatürlichen Gegner nicht zu stören. Er hatte auch keine Zeit es genauer zu überprüfen oder einen zweiten Schuss abzufeuern, denn das Monster hatte die Distanz zwischen ihnen mit nur einem Sprung überbrückt.
 

Das reptilienartige Biest schlug mit seiner Klaue nach ihm und traf seine Hand. Ein entsetzter Schmerzensschrei entfuhr dem SOLDAT. Der Hieb hatte ihm nicht einfach nur die Waffe aus der Hand geschlagen, sondern ihm regelrecht das Handgelenk zerfetzt.
 

Die Kreatur sprang abermals vorwärts und Trax konnte nur durch eine Drehung verhindern, dass sie ihm ihre Zähne in den Hals schlug. Statt dessen verbiss sie sich in seiner linken Schulter. Der SOLDAT brüllte vor Schmerzen, zerrte aber mit seiner freien Hand eine seiner anderen Pistolen aus seinem Gürtel und versuchte einen Schuss auf das Ungeheuer abzugeben. Bevor er jedoch dazu kam, ließ die Kreatur von seiner Schulter ab und versetzte ihm einen Aufwärtshaken mit seiner Klaue. Die Krallen rissen ihm den Brustkorb bis zum Hals auf und zerfetzten dabei seine Luftröhre.
 

Verzweifelt nach Luft ringend sank Trax in die Knie, während er mit seiner Pistole einige ungezielte Schüsse abfeuerte, die nichts trafen. Ein panisches Gurgeln entrann seiner Kehle als das Monster seinen Kopf mit der Klaue packte und ihm die spitzen Krallen ins Fleisch bohrte. Dann brach es ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick.
 

Noch bevor Traxs Leichnam zu Boden gefallen war, hatte sich die Kreatur wieder aufgerichtet und musterte die verbliebenen beiden Männer mit ihrem bösartigen Blick.
 

Der Mann, der den angeschlagenen bis jetzt gestützt hatte, schrie entsetzt auf, ließ seinen benommenen Begleiter los und flüchtete zur Tür hinaus. Ohne lange zu zögern stürzte die verwandelte Elena sich auf den Verbliebenen und tötete auch ihn innerhalb weniger Sekunden.
 

Anschließend erhob sich die Kreatur und blickte sich in der brennenden Bar um, als sie jedoch keine weiteren Gegner ausmachen konnte, wich langsam der Zorn aus ihren Augen. Erschöpft sank sie auf die Knie, während ihre Muskeln erschlafften und sich ihre Hautfarbe wieder normalisierte. Zurück blieb nur eine hustende Elena, die sich auf dem Boden des brennenden Raumes zusammenkauerte.
 

"Ti... Tifa!", keuchte sie verzweifelt, als der Hustenanfall nachließ.
 

* * *
 

"Halt durch! Bitte halt durch!", flüsterte Elena immer wieder der bewusstlosen Tifa zu, die sie auf ihrem Rücken durch das nächtliche und kalte Midgar schleppte, während in einiger Entfernung die ersten Feuerwehrsirenen ertönten.
 

Sie hatte keine Ahnung, wo sie mit der verwundeten Frau hingehen sollte. Das nächste Krankenhaus, dass sie kannte, war ganze drei Sektoren von ihnen entfernt, und noch dazu auf der oberen Platte. Selbst auf dem schnellsten Weg würden sie mehr als eine Stunde benötigen um dorthin zu gelangen. Es war fraglich, ob Tifa so lange noch durchhalten würde.
 

Als sie Tifa verletzt und bewusstlos gefunden hatte, war ihr erster Gedanke Tifas Heilmateria gewesen. Dummerweise hatte Tifa ihren Lebensretter in den letzten Tagen wieder weggeräumt und versteckt. Elena hatte verzweifelt danach gesucht, die Materia aber in der kurzen Zeit nicht gefunden, dann hatten sie das brennende Haus verlassen müssen. Tifas gesamter Besitz war nieder gebrannt, und Elena hatte nichts unternehmen können.
 

Darüber machte sie sich gegenwärtig allerdings keine Gedanken. Im Moment war das Wichtigste jemanden zu finden, der Tifa helfen konnte. Nur wo? Elena kannte sich in Sektor 3 kein bisschen aus, aber irgendwo hier musste es doch einen Arzt geben. Es musste einfach einen geben!
 

Ein Gefühl der Panik beschlich Elena. Sie hatte furchtbare Angst um Tifa und ein schlechtes Gewissen. Ihre nächtlichen Angreifer waren einzig und allein wegen ihr gekommen, und deswegen war die andere Frau verletzt worden.
 

Wahrscheinlich würde sie sogar sterben, wenn sie nicht bald Hilfe bekäme.

Als sie um eine Ecke bog, schlurfte eine einsame Gestalt an ihnen vorbei, die sich fest in einen Mantel gehüllt hatte und die beiden Frauen keines Blickes würdigte.
 

"Schnell!", rief Elena, froh endlich einen Menschen getroffen zu haben. "Wo gibt es hier einen Arzt? Sie braucht Hilfe!"
 

Zu ihrem Schock ging die Gestalt einfach weiter.
 

"Hey!", schrie Elena aufgebracht und sprintete, so gut es mit Tifa auf Rücken ging, hinterher. "Wir brauchen einen Arzt verdammt noch mal!"
 

"Lass mich in Ruhe", lallte die Gestalt mit einer tiefen Stimme, die sie als Mann identifizierte, und marschierte unbeeindruckt weiter.
 

Elena schoss wütend vorwärts, so dass sie Tifa beinahe fallen ließ, packte den Mann an der Schulter, riss ihn unsanft herum und drückte ihn gegen die nächste Mauer.
 

"EiNEn ArZT, vERdaMmT!", kreischte sie ihn an und sprang ihm dabei beinahe ins Gesicht.
 

Der Mann wich erschrocken zurück, bis er mit seinem Kopf gegen die Wand stieß, und während er kreidebleich im Gesicht wurde, begann er zu stammeln.
 

"I... Ich... Nein!"
 

"SChNeLL!"
 

"Ich weiß k... keinen guten, hi... hier in der Nähe." Er schluckte ängstlich. "A... Aber zwei Straßen weiter wohnt Do... Doktor Malloy... soweit ich weiß. Praktiziert noch, ob... obwohl er keine Zulassung mehr hat und ist ein Säufer, aber er stellt keine Fragen."
 

"WO?!"
 

"Da lang", antwortete der Mann und deutete die Straße hinunter.
 

Ein Kribbeln durchfuhr Elena, als sie sich wieder beruhigte. Sie blickte den Mann noch kurz an, dann ließ sie ihn zu seiner sichtbaren Erleichterung los und eilte in angewiesene Richtung davon.
 

Nach ein paar Minuten fand sie in einer Seitenstraße tatsächlich ein Schild, das eine Kellertreppe hinunter zu einem 'Doc Malloy' wies. Elena stieg die Stufen hinab und klopfte unten angekommen an die alte Tür, die so aussah als hätte sie schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel und wurde nur noch von den schlampig draufgenagelten Metallplatten zusammen gehalten.
 

Elena verzog misstrauisch ihr Gesicht während sie sich umsah. Die Umgebung machte alles andere als einen guten Eindruck, vor allem wirkte dieser Keller nicht gerade wie eine vertrauenswürdige Arztpraxis.
 

Sollte sie doch noch weitersuchen, in der Hoffnung einen besseren Ort zu finden? Aber ob Tifa noch so lange durchhalten würde? Andererseits war es auch fraglich, ob Tifa hier geholfen werden konnte. So spät wie es war, würde wahrscheinlich ohnehin niemand öffnen.
 

Elena besserte ihren Halt um die Verwundete nach und dachte gerade daran die Treppe wieder hochzusteigen, als die Tür mit einem lauten Knarren geöffnet wurde. Ein älterer Mann mit grauschwarzem, ungeordnetem Haar, faltigem, unrasiertem Gesicht und einem verschlafenen Blick steckte seinen Kopf heraus und musterte seine nächtlichen Besucher. Seine Alkoholfahne ließ Elena beinahe einen Schritt rückwärts taumeln.
 

Nun war sie definitiv der Überzeugung, dass sie hier falsch waren.
 

"Wat is?", fragte der Mann schläfrig und unterdrückte anschließend einen Rülpser.
 

"Äh... Ich... Wir", stammelte Elena. Sie wollte weg von hier. "Entschuldigen Sie die späte Störung, aber..."
 

Die Augen des Mannes öffneten sich alarmiert, als er die andere Frau auf Elenas Rücken bemerkte. "Is die Kleene verletzt?"
 

"Ja, sogar sehr schwer... glaube ich... Wissen Sie vielleicht den schnellsten Weg zum nächsten Krankenhaus?"
 

Der Mann trat zur Seite und machte die Tür weiter auf. "Ich kann euch helfen. Kommt rein! Ihr habt Glück, dass ich kaum schlafe."
 

Die Turk war von der Idee nicht sonderlich begeistert. "Wäre ein Krankenhaus vielleicht nicht doch..."
 

"Quatsch! Wenn dat alles ihr Blut ist, schafft sie's bis dahin nich' mehr. Also rein mit euch!", befahl der Mann und verschwand nach drinnen. Elena zögerte noch einen kurzen Moment, dann folgte sie ihm.
 

"Ich bin Doktor Malloy", stellte der Arzt sich vor, während er Elena durch eine heruntergekommene und verdreckte Wohnung führte. "'Doc' reicht aber vollkommen."
 

"Elena."
 

Malloy stieß eine weitere Tür auf, die in einen weiß gefliesten Raum führte, der zwar sauberer als der Rest der Kellerwohnung war, aber trotzdem den Vergleich mit einem echten OP-Saal haushoch verlor.
 

"Leg sie da hin", wies der Mediziner sie an und deutete auf einen weißen Tisch in der Mitte des Raumes.

Elena tat wie geheißen, wenn auch immer noch etwas zögerlich.
 

"Was is passiert?", fragte der Doc und marschierte wieder aus dem Raum.
 

"Sie wurde angeschossen", sagte Elena als sie ihm zuerst folgte, jedoch dann in der Tür stehen blieb. "Wir wurden..."
 

"Mehr interessiert mich nicht."
 

Malloy trat mit aller Wucht gegen eine gammlige alte Couch und weckte damit eine dürre Gestalt auf, die Elena anfangs überhaupt nicht bemerkt hatte.
 

"Los, El, aufstehen! Wir haben zu tun."
 

Gähnend und müde blinzelnd, aber ohne Widerworte, setzte sich der junge Mann auf, der einen ähnlich heruntergekommenen Eindruck machte wie der Doktor, nur das er um ein paar Jahrzehnte jünger war, um die zwanzig vielleicht.
 

"Hallo", grüßte er Elena kraftlos, als er sie bemerkte.
 

"Das is Elton, mein Assistent", stellte der Doktor den jungen Mann vor. "El, dass ist Elvira."
 

"Elena!"
 

Der Doc winkte uninteressiert ab und eilte zurück in den Raum, in dem Tifa lag. "Wie auch immer. El, wir müssen ne Kugel oder zwei rausholen. Hol mir ein paar Tücher, frisches Werkzeug und ne Flasche Whisky! Nimm von allem das Beste, was wir da haben, und beeil dich! Ich hasse es, wenn mir schöne Mädels verrecken."
 

Der junge Assistent verschwand nur kurz nickend in einem anderen Zimmer, während Elena den Arzt nur ungläubig anstarrte?
 

"Whisky?! Wollen Sie sich etwa auch noch während der Operation besaufen?"
 

Der Doktor blickte sie für einen Augenblick lang genervt an, bevor er antwortete. "Nein, aber ich brauch was zum desinfizieren."
 

Elena wusste nicht, ob er das gerade ernst gemeint hatte. Malloy war irgendwie schwer zu lesen für sie. Bevor sie jedoch etwas antworten konnte, fuhr er fort. "Aber wenn dir was nicht passt, Elvira-Schätzchen, kannst du gerne selbst dein Glück versuchen. Ich bin auch kein Unmensch: Du kannst gerne mein ganzes Equipment verwenden. Wenn du allerdings willst, dass ich deiner Freundin helfe, dann halt die Klappe, setzt dich da auf die Couch und warte! Also?"
 

"Schön", sagte Elena und blickte ihn grimmig an. "Helfen Sie ihr! Aber wenn Sie es vermurksen, dann..." Die Turk ballte ihre Fäuste und sah zu Boden.

Eigentlich wollte sie an diesen Fall nicht einmal denken. Sie richtete ihren Blick wieder auf Malloy. "Sie werden nicht mögen, was ich dann mit Ihnen anstelle."
 

Der Doc nickte nur kurz und marschierte dann in Richtung seines OP-Zimmers. "Keine Sorge. Mir ist heute noch kein Patient gestorben."
 

"Sehr beruhigend", meinte Elena sarkastisch. "Und ich heiße Elena!"
 

* * *
 

Elena hatte sich nicht auf die marode alte Couch gesetzt, wie der Doc es ihr angeordnet hatte, aber sie hatte auch sein - wahrscheinlich ohnehin nicht ernst gemeintes - Angebot, Tifa selbst zu operieren, nicht angenommen.
 

Statt dessen marschierte sie schon eine halbe Ewigkeit nervös in der muffigen Wohnung des Doktors auf und ab. Elton, der Assistent von Malloy, hatte ihr eine Tasse Kaffee und ein paar alte Klamotten gebracht. Diese hatten zwar genauso widerlich gerochen wie der Rest der heruntergekommenen und verschimmelten Bleibe, aber sie hatte sie dennoch angezogen.
 

Zum einen war sie froh gewesen, endlich in Socken schlüpfen zu können - ihr rechter Fuß war ordentlich durchgefroren gewesen, bei dem anderen war sie nur froh gewesen, ihn wieder verstecken zu können -, zum anderen war sie auf diesem Weg den blutigen Schlafanzug los geworden, den sie die ganze Zeit noch getragen hatte. Nur war zur Abwechslung fast nichts davon ihr Blut gewesen.
 

Elena nahm einen Schluck von dem Kaffee, der so schmeckte, wie sie sich etwa den Geschmack von dreckigem Abwasser vorstellte, aber sie wollte um alles auf der Welt endlichen den widerlichen Geschmack von Blut aus ihrem Mund spülen.
 

Überhaupt fühlte sie sich selbst so widerlich wie es schon lange nicht mehr - oder überhaupt jemals - der Fall gewesen war. Sie hatte getötet. Mehrmals.
 

Nicht, dass es das erste Mal für sie gewesen wäre oder es sich bei ihren Opfern um Unschuldige gehandelt hatte, aber trotzdem empfand sie im Moment nichts weiter als Ekel. Sie hatte die Männer nicht einfach nur getötet, sie hatte sie abgeschlachtet, in Stücke gerissen. Und das Schlimmste: Sie hatte nicht wirklich nach ihrem eigenen Willen gehandelt, es war mehr so, als wäre es ihr befohlen worden.
 

Abrupt blieb Elena bei ihrem Marsch durch die Wohnung stehen und verkrampfte sich. Mit aller Mühe unterdrückte sie einen Hustenanfall. Von ihrem niedergeschlagenen Gefühl abgesehen, ging es ihr auch körperlich nicht gut.
 

Ihr Herz raste wie verrückt, ihr rechter Arm pulsierte heiß und es war ihr praktisch unmöglich ihn zu entspannen, außerdem brannten ihre Lungen wie Feuer. Als ihr Blick in einen verdreckten Spiegel fiel, erschrak sie beinahe bei ihrem Anblick. Sie war leichenblass und der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie hoffte es zwar, glaubte aber nicht wirklich, dass ihr Zustand einfach nur auf ihre Nervosität und die schlechte Luft in der Kellerwohnung zurückzuführen war.
 

Sie nahm einen weiteren Schluck der schwarzen Brühe zu sich, in der Hoffnung wenigstens so das Brennen in ihrem Brustkorb etwas zu dämpfen.
 

Elena ging langsam wieder auf die Tür zu, die zu dem Operationsraum führte, und blieb gute zwei Meter davor stehen. Wie lange war der Doc nun mit Tifa schon dort drinnen? Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Zwei? Elena wusste es nicht. Sie hatte im Moment ihr komplettes Zeitgefühl verloren.
 

Mit jeder Minute, die verstrich, bereute sie es mehr, Tifa in diesen Keller geschleppt und sie anschließend mit dem versoffenen Doktor, seinem ebenfalls nicht sehr vertrauenserweckenden Assistenten und wahrscheinlich einer Billiarde von verschiedenen Krankheitserregern allein gelassen zu haben. Aber sie hatte einfach keine andere Möglichkeit gehabt.
 

Verzweifelt seufzend ließ sich Elena schließlich doch auf der Couch nieder, in deren durchgesessenen Sitzpolstern sie augenblicklich zu versinken begann. Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und stieß einen weiteren Seufzer aus.
 

Tifa hatte ihr vor ein paar Tagen ganz alleine geholfen, sie ohne viele Umstände wieder aufgepäppelt und sogar noch versucht ihr wegen dieser grässlichen Mutation zu helfen. Und was war ihre Art sich zu revanchieren? Sie hatte Tifa angeschrieen, mehrmals, hatte ihre Bar, wahrscheinlich ihre ganze Existenz abbrennen lassen und sie zu diesem Säufer geschleppt.
 

Elena ließ ihren Oberkörper nach vorne klappen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ein unangenehmes Kribbeln erfasste ihren rechten Arm und ihren gesamten Oberkörper, während der Kloß in ihrem Hals immer größer wurde. Sie konnte einfach nicht mehr.
 

In diesem Moment erschien es ihr praktisch wie eine Erlösung, als die Tür zum Operationssaal aufschwang. Noch im selben Moment sprang Elena auf und eilte hinüber, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als ihr Doc Malloy mit einer halbleeren Whiskyflasche entgegen wankte. Sie kniff sich mit aller Kraft in den rechten Arm, als Zorn in hier hochstieg und das Kribbeln beinahe unerträglich wurde. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, ergriff der Mediziner das Wort.
 

"Is' alles gut gelauf'n", lallte er zufrieden. "Die Kleene is' übern Berg."

Elena stieß ein erleichtertes Seufzen aus, während ihr ein tonnenschwerer Stein vom Herzen fiel.
 

"Die Wunde am Arm war nur'n Kratzer", fuhr Malloy fort, "nichts Schlimmes. Die andere Verletzung... " Er unterbrach als er kurz aufstoßen musste. "Da hat sie ziemlich Glück gehabt. Irgen'was hat die Kugel vorher abgebremst, so dass sie nicht allzu viel Schaden angerichtet hat. Eine Rippe is' trotzdem hin. Wird ein paar Tage nicht viel rumspringen können und vielleicht etwas kurzatmig sein. Zuviel Blut hat sie auch noch nicht verloren, sie wird aber trotzdem noch ein Weilchen schlafen." Der Arzt setzte die Flasche an seine Lippen und nahm einen großen Schluck, bevor er absetzte und sich mit einem Ärmel über den Mund fuhr. "Operation gelungen, würde ich sagen."
 

"Danke, Doc", sagte Elena überaus erleichtert und eilte auf Malloy zu, der jedoch abwehrend seine freie Hand hob.
 

"Schon gut. Red'n wir lieber über die Bezahlung."
 

"W... Was?"
 

"Geld, Schätzchen. Arbeit muss bezahlt werden", meinte Malloy und wankte näher. "Aber ich bin gütig. Achthundert Gil und wir sind quitt. Nur Bargeld bitte."
 

"Achthundert Gil?!", schrie Elena. "I... Ich habe keine Achthundert Gil. Im Moment jedenfalls. Ich kann etwas Geld besorgen, aber das dauert etwas..."
 

Der Doc trat ganz an sie heran und fuhr ihr leicht mit einer Hand über die Wange. "Hey, kein Problem, Elvi... Elena-Schätzchen", korrigierte er sich. "Wenn du kein Geld hast... Schöne Mädels wie du können auch anders bezahlen." Sein Mund verzog sich zu einem anzüglichen Grinsen.
 

"Garantiert nicht!" Angewidert stieß Elena seine Hand beiseite und machte einen Schritt rückwärts.
 

"So", meinte der Arzt nicht sonderlich beeindruckt und ging wieder auf sie zu, wobei Elena immer weiter zurück wich. "Meinetwegen, ich habe auch nichts dagegen wenn deine Freundin die Rechnung begleicht. Die Kleine is' noch ein Stückchen hübscher. Ist dir diese Lösung lieber?"
 

"Nein!", stieß Elena entsetzt hervor. "Auf gar keinen Fall... sie ist noch bewusstlos und..."
 

"Solange sie nicht tot ist", meinte Malloy grinsend und trat wieder an die in die Enge getriebene Elena heran. Sein Gesicht nährte sich dem ihrigen bis auf wenige Zentimeter und blies ihr seine Fahne ins Gesicht. "Also, was ist jetzt? Eine von euch beiden muss die Rechnung bezahlen. Oder soll ich sie wieder aufschneiden und die Kugel zurück reinschieben?"
 

"Sie werden Tifa nicht anrühren!"
 

"Dann hast du also eine Entscheidung gefällt."
 

Der Doc kam mit seinem Kopf auf sie zu, doch Elena wandte ihr Gesicht beiseite, so dass sein nasser Kuss nur ihre Wange traf. Das schien ihn jedoch nicht weiter zu stören. Genussvoll ließ er seine Zunge über Elenas Gesicht gleiten, während seine Hände zu ihren Brüsten wanderten, und er begann diese unsanft durch ihre Kleidung hindurch zu massieren.
 

Elena schloss angewidert ihre Augen und ballte ihre Hände zu Fäusten. Das Kribbeln und Pulsieren in ihrem Arm steigerte sich ins Unermessliche. Dem Doc entging jedoch, wie Elenas rechter Arm sich plötzlich weiter verkrampfte, dann anschwoll und die Farbe die änderte.
 

* * *
 

Mit einem leisen Klicken öffnete Elena die Tür zu dem kleinen Motelzimmer und schleifte die immer noch bewusstlose Tifa hinein. Sie legte die Frau auf das breite Doppelbett und streifte ihr die übergeworfene Jacke, die den in Verbänden gewickelten Oberkörper bedeckt hatte, ab. Anschließend zog sie ihr die ohnehin zwei Nummern zu große Hose aus und warf sie zu der Jacke auf den Boden. Beide Kleidungsstücke hatte sie aus der Wohnung des Doktors mitgehen lassen.
 

Kurz darauf warf sie auch ihre eigenen Klamotten dazu, die wieder einmal über und über mit Blut bedeckt waren. Zum Glück war der Portier am Empfang zu müde gewesen um das zu bemerken, oder es hatte ihn einfach nicht interessiert.
 

"Bin gleich wieder da", sagte sie kraftlos zu Tifa und wankte ins Badezimmer.
 

Dort angekommen stemmte sie sich übers Waschbecken und schaffte es noch den Hahn aufzudrehen, dann brach endgültig die Last der vergangenen Nacht über sie herein. Elena erbrach einen Schwall aus halbverdautem Essen und Blut in das Becken. Noch während sie ihren Mageninhalt hervorwürgte und -hustete brach sie Tränen aus, die auch dann nicht stoppten als der Wasserstrahl die letzten schleimigen Reste ihres Erbrochenem in den Abfluss spülte. Vor Hysterie bebend hielt sie sich mit letzter Kraft über dem Waschbecken.
 

Jetzt war also doch geschehen. Sie hatte zwei unschuldige Menschen umgebracht. Der Doktor war zwar ein widerliches Schwein gewesen, aber er hatte Tifa geholfen. Er hatte es nicht verdient gehabt zu sterben, genauso wenig sein Assistent, der nur durch die Schreie des Arztes in den Raum gelockt worden war. Aber sie hatte wieder einmal die Kontrolle verloren und die beiden umgebracht, sie in der ganzen Wohnung verteilt.
 

"DAs hAsT dU gUT GeMAcHt."
 

Als sie die Augen schloss, sah sie abermals das Bild der verwüsteten, blutverschmierten Wohnung. Ihr schlechtes Gewissen wurde noch dadurch verstärkt, dass sie - als anschließend wieder zu sich gekommen war - alles an brauchbaren Klamotten und gefundenem Geld aus der Wohnung mitgehen lassen hatte. Sie redete sich zwar ein, dass Tifa und sie es nun nötiger brauchten als die beiden Toten, aber eine wirklich Entschuldigung war das auch nicht.
 

Sie wischte sich die Tränen weg, obwohl sofort weitere folgten, und spülte sich den Mund mit etwas Wasser aus. Anschließend drehte sie den Hahn wieder zu.
 

"HöR aUf Zu fLEnNeN! DU HAsT nUR DEiNe BeSTiMmUNg eRfÜLlT."
 

"Lass mich in Ruhe!" schluchzte Elena.
 

"DAs GeHt nIChT. ICh wErDE iMmER bEi DIr SeIN. IcH bIN dU."
 

"DU SOLLST DIE KLAPPE HALTEN!", schrie Elena und richtete sich auf. Aus dem Spiegel über dem Waschbecken starrte ihr die grässliche Fratze aus ihrem Traum entgegen.
 

"Du HAst hEuTE gUTe ARbeIt gELeIsTet", ignorierte die verzerrte Stimme sie. "AbeR dU hASt jEMaNdEn vErGEsSeN."
 

"Ich werde Tifa nichts antun!"
 

"AbEr eS iST dEiNE PFLiChT! DU MuSsT ALlE tÖTeN!"
 

"Ich. Werde. Tifa. Nicht. Töten. NIEMALS!"
 

"AbER dU mUsST. Du mUSsT, dU MuSSt, DU MUusSt..."
 

"NEIN!", brüllte Elena wütend. Ihre rechte Faust schoss vor und zertrümmerte den Spiegel. Tifa hatte ihr geholfen, sie würde ihr nichts antun. "Niemals."
 

Die grässliche Stimme meldete sich darauf nicht mehr, das erfüllte Elena mit etwas Zufriedenheit, aber mit nicht sehr viel. Sie fühlte sich immer noch miserabel. Schwer atmend zog sie ihren Arm, der seine normale Form hatte, zurück und betrachtete ihre Hand. Sie hatte sich ein paar kleinere Schnittwunden an den Knöcheln zugezogen, nichts ernstes jedoch.
 

Sie wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, dann taumelte sie langsam zurück ins Schlafzimmer. Einen Moment bleib sie neben dem Bett stehen und betrachtete die schlafende Tifa. Das Gesicht der Bewusstlosen wirkte friedlich und ruhig, fast so als wäre sie einfach nur müde gewesen und nicht schwer verletzt worden. Vom Gegenteil überzeugten allerdings die Verbände um ihren Oberkörper.
 

Bei all den schrecklichen Dingen, die in der heutigen Nacht passiert waren, war Elena unendlich froh darüber, dass Tifa durchgekommen war - und tief in ihrem Unterbewusstsein war sie auch sehr froh darüber, dass sie von den besonders schrecklichen Dingen auch nichts mehr mitbekommen hatte. Trotzdem wünschte sie sich, all das wäre nie passiert.
 

Elena zog vorsichtig die Bettdecke unter Tifa hervor und breitete sie über der bewusstlosen Frau aus, anschließend setzte sie sich neben ihr auf die Bettkante. Sie betrachtete die Bewusstlose noch eine Weile und strich ihr einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Elena spürte wie sie abermals von Trauer und ihrem schlechten Gewissen übermannt wurde.
 

"Mir tut das alles so leid", sagte sie leise. Elena beugte sich vor und gab Tifa einen sanften Kuss auf die Stirn, dann stand sie auf und ging zur anderen Seite des Bettes, wo sie sich nieder ließ. Sie zog sich die andere Decke über und rollte sich schluchzend zusammen.
 

Draußen dämmerte es bereits, als Elena schließlich einschlief.
 

---------- Ende Kapitel 8 ----------
 

Anmerkungen des Autors:

So... Is lange her, dass ich was gepostet hab, ich weiß, aber was soll ich sagen. Inspiration kommt und verlässt mich. Und im Moment bin ich ziemlich verlassen.

Das Kapitel hier ist aber eines meiner persönlichen Lieblinge, ich hoffe es hat euch auch gefallen. Achja, wer nicht drauf kommt, wer die beiden Gestalten am Flughafen von Junon waren, sollte das Spiel am besten noch mal spielen *g*

Ein paar Kommentare wären nett. Bis zum nächsten Mal!
 

Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leviath
2004-01-24T16:13:39+00:00 24.01.2004 17:13
Is bei mir mit dem Spiel zwar schon ne Ewigkeit her, aber das eine war mit 98%iger Wahrscheinlichkeit Caith Sid (oh mann, ich mag den nich deswegen schreib ich den sicher falsch XD )oder besser gesagt Reeve (schon besser ^^), das andere *grübel* Ich sollte die stelle nochmal lesen... bin was müde, da ich 4 Kapitel nonstop gelesen hab XD

Und dauernd über nervige Fehler gestolpert bin... Schick mir das Zeug mal zu, ich korrigier das ^^
*gähn* Jetzt tut mir mein Kreuz weh, nach 5-6 Stunden lesen... Aber da sieht man mal, ich bin ein Extrem Fall... wenn ich einmal von was besessen bin, komm ich nimmer los davon
und genau das ist Final Fantasy 7!
Ich liebe dieses Game einfach!
Weiter so !!

*schnüff*
die Arme Elena... *Elena Trostknuddel*
XD Ich fang an zu spinnen @_@
Oyasumi nasai


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