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Tempora Nova

von

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Mein Herr, die Ankunft

Nach wie vor verzog ich keine Miene.

Den Rest des Weges, den ich meinen jungen Herrn zurück zur Villa trug, schwiegen wir, auch wenn das schlechte Gewissen an mir zu nagen begann. Konnte ich meinen Herrn wirklich weiterhin so behandeln? Er trug keine Schuld an dem, was geschehen war, dennoch hätte ich es gut geheißen, wenn er wenigstens versucht hätte, mir einzureden, er würde für meine Freiheit und mein Leben sterben, denn was er nicht wusste war, das mein Leben bald ein Ende finden würde, wenn er nicht starb oder mir wenigstens erlaubte, die Seele eines anderen zu verspeisen. Irrtümlicherweise glaubten die meisten Menschen nämlich, dass sich Dämonen nur aus reinem Genuss die Seelen der Menschen einverleiben, doch dahinter war ein tieferer Sinn verborgen. Kein normaler Dämon würde freiwillig ein ruhiges Leben in der Hölle für Hetzjagten und Sklaventreiberei in der Menschenwelt aufgeben, wäre nicht der Sinn dahinter, zu überleben. Essen wir keine Seelen, sterben wir.

Selbstverständlich waren wir nicht daran gebunden, zu warte, bis uns ein Vertragspartner ruft, nein, wir konnten uns auch einfach so die Seelen von Verstorbenen schnappen, doch hatten wir einmal einen Partner, so waren wir an ihn gebunden, bis dessen Wunsch erfüllt war.

Und in meinem Fall hatte ich wohl einfach Pech gehabt, denn wenn ich nun meinen Hunger stillen wollte, war ich darauf angewiesen, dass Ciel Phantomhive einen Vertrag zu einem Menschen eingeht und mir diesen dann gnädiger weise überlässt. Doch trotz meines Hungers war ich viel zu Stolz, ihm das zu gestehen. Irgendwann würde er es schon bemerken, spätestens dann, wenn er meine Kräfte für irgendeinen Kampf benötigte, denn im Moment hatte ich nicht mal das Gefühl, diesen nichtsnutzigen Shinigami Grell Sutcliff schlagen zu können.

Hinter den Baumwipfeln tauchten nun langsam die ersten Teile der Villa auf. Ohne meinen Herrn anzuschauen, wagte ich zu sprechen.

„Mein Herr, wir sind fast angekommen.“, unterbrach ich unser Schweigen. „Wie soll ich eure Bediensteten und Lady Elizabeth von eurer Abwesenheit unterrichten? Was wünscht ihr, das ich sage?“

Meinem Herrn schien diese Frage sehr unwohl zu sein, denn statt sofort zu antworten, blickte er nur zu Boden und wich meiner Frage aus.

„Lass mich runter, Sebastian.“

„Sehr wohl.“ Ohne große Vorsicht lockerte ich meinen Griff und ließ Ciel hinunter gleiten. Erst nachdem wir einige Schritte gegangen waren, kam er nochmal auf meine eigentliche Frage zurück.

„Du wirst ihnen gar nichts sagen. Wie werden sie heute das letzte Mal sehen, danach wirst du sie alle in dem Glauben lassen, ich sei gestorben.“

Nun, das war sicher nicht der freundlichste Weg, sich zu verabschieden, aber es war mit Abstand der leichteste. Man konnte es ihm auch nicht verübeln, dass er diesen Weg wählte – in seiner Situation hätte sicherlich jeder so gehandelt, immerhin konnte er ihnen wohl kaum die Wahrheit erklären, zumal sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal geglaubt hätten.

„Nun gut, mein junger Herr. Dann werde ich eurem Befehl ohne zu zögern folgen.“

Einige Schritte hinter Ciel gehend, folgte ich ihm den unebenen Weg zur Villa entlang. Für einen Butler gehörte es sich immerhin nicht, direkt neben seinem Herrn zu laufen, und auch wenn ich zu gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen hätte, so war mir dies doch nicht erlaubt.

Stattdessen beobachtete ich einfach die Umgebung, die mir dank der letzten drei Jahre so unglaublich vertraut geworden ist. Es war schon ein seltsames Gefühl, nach so langer Zeit zu wissen, dass man diesen Ort bald nie wieder sehen würde…

Während ich darüber nachdachte, hätte ich fast nicht bemerkt, wie mein Herr bei den Rosenbüschen im Garten der Villa stehengeblieben war, und diese betrachtete. Ich war ihm bis auf wenige Schritte nachgelaufen und konnte gerade noch so anhalten, ohne Ciel über den Haufen zu rennen. Meine Güte, so etwas wäre mir früher auch nie passiert. Ich musste inzwischen wirklich furchtbar hungrig sein…

Glücklicherweise bemerkte der junge Herr mein Missgeschick nicht, und so stellte ich mich hinter ihn und wartete. Die Rosenbüsche waren wirklich gepflegt, fast so, als wäre ich niemals weg gewesen. Maylene, Bard und Finny mussten wirklich gute Arbeit geleistet haben, auch wenn ich mir das nur schwer vorstellen konnte.

Für einen Moment sah ich, wie der junge Herr lächelte. Weiße Rosen waren immerhin seine Lieblingsblumen.

Unten hatten wir nur schwarze Rosen, was eigentlich sehr schade war, da ich selbst ohnehin Lilien bevorzugte, aber immerhin war das besser, als gar keine Pflanzen zu haben. Vielleicht sollte ich versuchen, ein paar von den weißen Rosen mitzunehmen, da dies meinen jungen Herrn sicher erfreuen würde, allerdings konnte ich nicht garantieren, dass das auch funktionieren würde. Einen Versuch wäre es dennoch sicherlich Wert.

Nach einiger Zeit hörte ich, wie Ciel ein leises Seufzen von sich gab und sich dann mit schnellen und bestimmten Schritten wieder gen Villa wand. Ich konnte seine Nervosität spüren und hatte unglaubliche Lust, irgendetwas Fieses darauf zu sagen, doch ich schluckte jegliche Bemerkung hinunter. Immerhin war der junge Herr nun mir denselben Fähigkeiten wie ich gesegnet, und so würden die Konsequenzen für mein Fehlverhalten wohl eine wenig härter ausfallen, als zuvor, wenn ich es wagte, ihn zu demütigen.

Ich trat vor meinen Herrn und öffnete ihm die Tür.

Kaum waren wie eingetreten, wurden wir auch schon von einer Salve Schüsse begrüßt, die einen normalen Menschen sicherlich schon zwei Mal getötet hätten. Und selbstverständlich war mein Anzug wieder einmal ruiniert, aber da ich ihn heute wahrscheinlich zum letzten Mal trug, kümmerte mich das nicht mehr wirklich.

Was daraufhin geschah, beeindruckte mich allerdings schwer, auch wenn ich mir dies nicht anmerken ließ. Statt mich damit zu beauftragen, sprang mein Herr aus eigener Kraft hoch auf das Geländer und packte die Schützin, die auf uns geschossen hatte. Zwar wusste ich, dass mein Herr nun diese Fähigkeiten besaß, dennoch hatte ich nicht erwartet, dass er so schnell lernen würde, sie einzusetzen.

Die Schützin war natürlich keine andere, als Maylene, dennoch zeigte mein Herr vorerst keine Gnade. Obwohl sie eine Frau war, drückte er sie mir aller Kraft an die Wand und hielt sie an ihrem Hals.

„Ist das denn die feien Art, seinen Herrn zu begrüßen, wenn er nach Hause kommt?“

„Junger Herr!!“, krächzte sie, und versuchte, die Hände Ciels von ihrem Hals zu bekommen. Als er nach kurzer Zeit endlich losließ, schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich.

„Herr, wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, Euch jemals wieder zu sehen! Wo wart ihr denn so lange? Wir müssen sofort Lady Elizabeth benachrichtigen! Und die anderen, Bard und Finny!“

Jäh unterbrach er ihren Redeschwall und drückte sie von sich weg.

„Das hat dich nichts anzugehen. Lad Lizzy von mir aus für heute Nachmittag ein, aber nur bis am Abend, hast du verstanden?“

Ohne weitere Worte wandte er sich wieder an mich. „Und du kommst mit, Sebastian. Wir haben noch einiges zu besprechen.“

Selbstverständlich folgte ich seinem Befehl, auch wenn ich nicht verstand, wie er nach alledem immer noch so kaltherzig zu anderen Menschen sein konnte…

Es war so lange her, dass er sie alle gesehen hatte, da hatte ich schon erwartet, dass er sich wenigstens ein bisschen freute...aber nunja.

Mal sehen, was mich nun erwartete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Vanilla_Coffee
2011-12-31T11:52:13+00:00 31.12.2011 12:52
Oh man Sebastian hats echt schwer von jetzt an ._.
Aber Ciel wird sicher nicht so kaltherzig sein und ihn verhungern lassen ^-^ Auch wenns im Moment anders aussieht XD
Bin schon gespannt was die beiden jetzt noch alles so klären müssen.

LG
Amalia
Von: abgemeldet
2011-08-16T12:24:04+00:00 16.08.2011 14:24
Ich scließ mich Kishira_22 an !
Seba soll nicht sterben .3. Das geht doch nicht ! O: Ciel und Seba gehören zusammen :/
Trotzdem gefällt mir die Art, wie du die beiden erscheinen lässt sehr gut :) Wie gesagt, dein Schreibstil ist wundervoll <3
Von:  KISHIRA_22
2011-08-06T10:28:28+00:00 06.08.2011 12:28
uh...seba darf nich sterben T__T
ciel kann ihm ruhig etwas abgeben. ich meine dem kleinen sollte es ja wohl nich schwerfallen ein paar menschen in einen vertrag zu verwickeln *lach*
eine sehr angespannte stimmung zwischen den beiden. irgendwie möchte man ihnen helfen...
wieder ein schönes kapi und ein toller schreibstil. ich find es gut, dass du die perspektiven welchselst.
schreib schnell weiter, ja? ich kanns kaum noch erwarten^^

glg kishi


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