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Tempora Nova

von

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Mein Butler, Trauerspiel

Nach wie vor leicht genervt von Maylenes aufdringlichem Verhalten machte ich mich auf den Weg in mein Arbeitszimmer. Es gab noch einige Dinge, die ich mit Sebastian besprechen musste, bevor Lady Elizabeth hier auftauchte.

Wie gewöhnlich ging der Dämon einige Schritte hinter mir her, jedoch ungewohnt war immer noch die Stille, die zwischen uns herrschte, seit ich zu einem Dämon gemacht worden war… Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich seine Stimme einmal vermissen könnte, jedoch war nun genau dies der Fall.

Früher war es so gewesen, dass er mir wenigstens den kompletten Tag lang meine Termine vorgehalten hatte, und selbst wenn wir einmal eine Auseinandersetzung hatten, war er stets normal geblieben, abgesehen von einigen Sticheleien, die ich weitgehend ignorieren konnte, doch sein Schweigen wurde mit der Zeit unerträglich, und sein kalter, vorwurfsvoller Blick machte die Sache nicht gerade besser.

Ein Teil in mir wollte ihn fragen, was sein Verhalten auf sich hatte, doch ich verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Wo kämen wir denn hin, wenn der Herr schon nach dem Befinden seines Butlers fragen musste? Wenn er etwas zu sagen hatte, dann sollte er dies gefälligst tun.

Ich konnte nicht sagen, wo diese Wut in mir auf einmal herkam, doch sie war da und ich wusste, dass Sebastian sie spüren konnte. Es schien ihn zu befriedigen, mich so zu sehen.

Für mich war es mehr als nur grauenhaft, zu wissen, das man als Dämon die Gefühle und Gedanken anderer Wesen erspüren konnte, denn da ich diese Fähigkeit besaß, bedeutete es, Sebastian konnte es auch. Er hatte es die ganze Zeit gekonnt!

So kalt ich nach außen hin auch war, er hatte immer gewusst, was ich wirklich dachte… Und dieser Gedanke trieb meine Wut noch weiter in die Höhe.

Ich nahm alle meine Konzentration zusammen und verschloss meine Gedanken vor seinem Geist, und umso länger ich es versuchte, umso besser funktionierte es. Nun konnte er nicht einmal mehr erahnen, was ich fühlte oder dachte, und das war auch gut so. Einen Butler gingen nur die Angelegenheiten seines Herrn, in denen er behilflich sein konnte oder musste etwas an, den Rest zu erfahren, stand ihm nicht zu.

Als wir bei der Tür zu meinem Arbeitszimmer angekommen waren, blieb ich kurz stehen, und wartete darauf, dass Sebastian die Tür öffnete. Der Dämon schien eine Weile zu zögern, doch dann erfüllte er seine Pflicht.

Ich trat durch die Tür, dicht gefolgt von Sebastian. Ich wusste nicht, woran es lag, dass er so viel näher hinter mir lief, als gewöhnlich, doch irgendwie bekam ich eine Gänsehaut und meine Beine schienen für einen Moment die Kraft verloren zu haben, doch das legte sich sofort wieder.

Ich sah mich einen kurzen Moment in dem Zimmer um, und bemühte mich nun nicht mehr, meinen Geist vor dem Dämon zu verschließen, sondern ließ mich von etwas überwältigen, dass ich schon so lange nicht mehr gespürt hatte.

Ich war zu Hause…daheim.

„Sebastian…wir sind zu Hause!“

Ich wusste nicht warum, aber ich musste es laut aussprechen. Sofort bemerkte ich, was ich da gerade gesagt hatte, doch die Situation ließ sich jetzt ohnehin nicht mehr retten, also akzeptierte ich es einfach.

„Ja, my Lord. Ihr seid hier zu Hause. Für mich war das nur eine Unterkunft.“

Was sollte das heißen? Warum sagte er das? Ich hatte bis jetzt immer gedacht, dass ich ihm hier ein insgesamt sehr angenehmes Leben bereitet hatte, doch in diesem Fall hatte ich mich darin getäuscht. Erst jetzt erkannte ich, wie undankbar er war, denn jetzt, wo es nicht mehr darauf ankam, meine Seele so zu formen, wie er sie brauchte, schien er mich so zu behandeln, wie er mich wirklich sah. Seid dem Vorfall auf der Insel war er immer unerträglicher geworden… Und eigentlich wollte ich es nicht wahrhaben, aber sein Verhalten verletzte mich. Mehr als ich mir zugedacht hatte.

Ich drehte mich um und sah ihn wütend an. Ich schaffte es nicht mehr, mein Gefühle unter Kontrolle zu bringen, doch um zu verhindern, mich komplett zu entblößen, ließ ich nur die Wut nach draußen durchdringen.

„Wenn du dich hier nicht zu Hause fühlst, warum warst du dann so lange bei mir!? Warum hast du nicht einfach meine Seele genommen und dich zurück in dein Loch verkrochen, wo du herkommst!? Du bist undankbar und fies, Sebastian! Ich hab mich grundlegend in deiner Art getäuscht!“, ich machte eine kurze Pause, um auf eine Reaktion meines Butlers zu warten, doch er schien noch mit sich zu kämpfen, also setzte ich noch einen drauf, auch wenn das gelogen war und ich sogleich tief bereute.

„Weißt du, Sebastian, als mir der Engel die Möglichkeit gegeben hatte, meine Vergangenheit wieder herzustellen, hätte ich es besser angenommen, dann wären wir beide niemals hierhin gelangt!“

Damit schien ich ihn getroffen zu haben. Er sah mich mit geschocktem Blick an und Tränen stiegen in seine Augen. Das war wirklich das letzte, was ich gewollt hatte.

Statt die Tränen wegzuwischen, ließ er sie einfach über seine Wangen rollen, einige Lichtstrahlen in dem schwach beleuchteten Zimmer trafen auf sie und brachten sie zum funkeln. Sebastian versuchte etwas zu sagen, doch er bekam keinen Ton mehr heraus. So aufgelöst hatte ich ihn noch nie gesehen.

Ich nahm alle meine Kraft zusammen, und tat etwas, das ich unter normalen Umständen nie getan hätte, doch wenn ich nun nichts unternahm würde ich ihn sicher verlieren.

„Sebastian…“, begann ich mit zitternder Stimme und gesenktem Blick. „Ich meine das nicht so. Das entspricht nicht der Wahrheit. Es…“

Ich musste es tun. Es ging nicht anders. Ich sah vom Boden auf und direkt in die nassen, mir so vertrauten Augen des Dämons. „Es tut mir Leid, Sebastian.“

Jetzt hatte ich ihn vermutlich endgültig aus der Fassung gebracht, denn er schaffte es nicht mehr, sich noch auf den Beinen zu halten, sondern sank auf dem Boden zusammen und begann zu schluchzen. Es war ein erbärmlicher Anblick, doch er tat mir so furchtbar Leid. War ich ein so schrecklicher Mensch, dass ich es sogar schaffte, einen Dämon zum Weinen zu bringen?

Ich musste mich von ihm abwenden, denn ich konnte seinen Anblick keine Sekunde länger ertragen. Er war zu meiner Schwäche geworden, seine Gefühle bedeuteten mir etwas, und das, was er über mein Verhalten dachte, war maßgebend für mich geworden.

Ich sah hinaus aus dem Fenster in den so wunderbar gepflegten Garten, betrachtete die Rosen für einen kurzen Moment und dachte nach. Warum war er mir so wichtig geworden? Ich konnte darauf keine Antwort finden.

Plötzlich erklang die Stimme von Angela und Ash in meinem Kopf. Was unrein, vernichte. Was ungewollt, vernichte. Es war furchtbar. Es war so furchtbar!

Ich versuchte die Stimmen aus meinem Kopf zu verbannen, doch im Raum war nur Sebastians Schluchzen zu hören. Es war zwar schon weniger geworden, aber dennoch…

Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle und ich sah keinen Ausweg mehr.

„Sebastian, töte mich. Ich möchte sterben.“, sagte ich mit kalter, emotionsloser Stimme zu ihm, und mit einem Mal verklang das Schluchzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Vanilla_Coffee
2011-12-31T12:16:27+00:00 31.12.2011 13:16
Sebastian nicht weinen ;__;
Da muss ich ja gleich mitweinen...
Also irgendwie hab ich das gefühl, dass die beiden ein wenig aneinander vorbei reden XD
Naja mal schaun was die FF noch so bringt ;)

LG
Amalia
Von:  KISHIRA_22
2011-08-17T09:23:08+00:00 17.08.2011 11:23
ahhh das war traurig T__T
die armen leiden still vor sich hin...
aber es ist trotzdem gut geschrieben. die beiden sind wirklich sie selbst und das finde ich ganz große klasse.
nur dass sebastian anfängt zu weinen hat mich stutzig gemacht, aber ich dnke diesen kleinen denkanstoß hat der junge lord gebraucht...
schreib schnell weiter maus ^^
<3
Von: abgemeldet
2011-08-16T13:05:15+00:00 16.08.2011 15:05
Oh mein Gott ! Q___Q Wie traurig ist denn das ?
Verdammt, nein !
Ciel soll nicht sterben :(
Das wäre total mies !! o:
Okay, aber abgesehen von dieser traurigen Sache finde ich es echt gut, dass du in jedem Kapitel eine andere Perspektive nimmst :) . Das find ich vorallem ziemlich gut :) Und abgesehen davon, dass du wirklich klasse schreibst, möchte ich, dass du schnell weiter schreibst :)

<3


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