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Tempora Nova

von

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Mein Herr, unerwartete Komplikation

Ich war zunächst ein wenig verwundert…

Mein Herr hatte mich wirklich geküsst, nach allem was passiert war – vielleicht auch genau weil all dies passiert war – und es hatte mich auf eine gewisse Art und Weise glücklich gemacht, auch wenn nun wirklich nicht der Zeitpunkt war, um über so etwas nachzudenken.

Trotz dieser kleinen Geste der Zuneigung fühlte ich mich immer noch schuldig, auch wenn ich im Prinzip nichts dafür konnte. Lady Elizabeth war gestorben, weil ich nicht aufgepasst hatte, weil ich meinem Herrn achtlos in seiner Wut eine Waffe zugeworfen hatte, die jedes Lebewesen mit nur einem einzigen Schlag töten konnte, weil ich nicht bemerkt hatte, dass hinter dem Bewusstsein des Engels noch ein zweites verborgen war, welches mit aller Kraft versucht hatte, wieder nach oben zu gelangen…

Ich hatte in meiner Rolle als perfekter Butler gänzlich versagt. Es wäre meine Pflicht gewesen, die Verlobte des Herrn zu schützen, dennoch hatte ich es nicht geschafft, sowohl sie als auch meinen jungen Herrn heil aus der Sache heraus zu bringen.

Ich fragte mich immer wieder, ob ich nicht doch etwas gespürt hatte, ob ich es einfach nur ignoriert hatte, weil mit die Lady, trotz ihrer Freundlichkeit, die sie mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, doch immer ein Dorn im Auge gewesen war…

Doch was spielte das nun noch für eine Rolle? Sie war tot und mein Herr würde es irgendwann verkraften. Zumindest versuchte ich, mir all dies einzureden, um mein schlechtes Gewissen zu mindern, doch all die Gedanken ließen mich nicht los. Ich liebte Ciel und trotzdem hatte ich nicht das beschützt, was ihm wichtig war und ihn glücklich machte. Ich bin wirklich ein egoistischer Widerling, ein durchschnittlicher Dämon, der sein eigenes Verlangen nicht unter Kontrolle hatte.

Langsam stand ich auf - nach dem mein Herr sich bereits umgedreht hatte und den toten Körper seiner Verlobten in seine Arme hob - wollte mich aufmachen, die Bediensteten zu warnen, als ich aus den Augenwinkeln etwas Rotes sah.

Blitzschnell drehte ich mich um und erblickte niemand anderen als, zu allem Übel, Grell Sutcliff, der mit seiner Death Scythe und einem wütenden Ausdruck dastand und mich finster anblickte.

„Sebas-chan! Wie kannst du nur! Warum musste ich mit ansehen, wie diese Rotznase dich küsst?! Was hat er, das ich nicht habe!!“ Natürlich, war was auch anderes zu erwarten gewesen. Dieser lüsterne Shinigami konnte natürlich nicht ein einziges Mal einfach sein Anliegen nennen und dann wieder verschwinden, ohne gleich an Drama in fünf Akten aufzuführen. Manchmal konnte ich wirklich gut verstehen, warum William immer so gestresst und überarbeitet war.

„Was zur Hölle willst du denn hier?“, ertönte die genervte Stimme meines Herrn. Er schien auch nicht gerade begeistert, dass der Shinigami so plötzlich hier eingedrungen war.

„Was ich will? Deinen Butler, du Rotznase! Ich will meine heiße, verbotene Affäre mit ihm!“ Während Grell wie eine etwas seltsam anmutende Tänzerin im Raum umher hüpfte und fragwürdige Dinge mit seiner Death Scythe anstellte, versuchte ich den aufkommenden Schauder und Ekel zu unterdrücken, schaffte es jedoch nicht ganz und verzog für einen Moment angewidert das Gesicht.

„Also Grell Sutcliff. Entweder Sie beantworten die Frage meines jungen Herrn anständig, oder ich werde Sie ohne zu zögern töten und hier hinausbefördern, und zwar an einen Ort, an dem man nicht einmal mehr Ihre Leiche finden wird.“ Es war nicht schwer zu merken, dass ich ziemlich genervt war, und meines Erachtens nach schien Grell es verstanden zu haben.

„Ist ja gut, du musst ja nicht immer gleich so unfreundlich werden, mein Täubchen.“, meinte er schließlich und wandte sich an Ciel.

„Um genau zu sein, wurde ich von diesem Sklaventreiber William beauftragt, die Seele deiner Verlobten einzusammeln. Ich muss Ihren Cinematic Record überprüfen und darüber entscheiden, ob sie ein guter oder schlechter Mensch war.“ Er grinste meinen Herrn zu allem Übel auch noch an, als seien seine Worte nicht mies genug gewesen, und ich war kurz davor, den Shinigami in seine Einzelteile zu zerlegen und zurück an den Absender zu schicken. Doch ein Eingriff meiner Seite war nicht mehr nötig.

„Du widerlicher Lustmolch! Mach bloß, dass du Land gewinnst, sonst zeige ich dir, wie es sich anfühlt, von einem Dämonenschwert in der Mitte durchgeschnitten zu werden! Abgesehen davon hab ich mit dir noch eine Rechnung wegen Madam Red offen, also sei besser froh, dass ich dich nicht eigenhändig erwürge!“

Mein Herr war wütend, daran war kein Zweifel, aber mit dieser blinden Wut versuchte er lediglich die Trauer in seinem Inneren zu überspielen, um nach außen hin nicht schwach zu wirken. Er war wirklich ein sehr beeindruckender Dämon…

„Junger Herr, es ist an der Zeit aufzubrechen. Da wir Eure Verlobte ohnehin zu Undertaker bringen, um sie bestatten zu lassen, wäre es ja nicht unbedingt ein Problem, wenn Mr. Sutcliff uns begleiten würde und…“

„Halt deine dumme Klappe, Sebastian! Seit wann bestimmst du denn, wann es Zeit ist, zu gehen?! Ich bin dein Herr und ich gebe hier nach wie vor die Befehle, also wage es bloß nicht, irgendetwas bestimmen zu wollen! Dieser Shinigami bekommt meine Lizzy nicht! Ich befehle dir, Sebastian, du wirst nichts tun, was die Beerdigung von Lady Elizabeth verhindern könnte!“

„Yes, my Lord…“

War ihm die Lady wirklich so wichtig gewesen? Hatte er sie am Ende doch geliebt und ich hatte nur nie erkennen wollen, dass er doch Gefühle für sie hatte? War es reiner Frust gewesen, und die Tatsache, dass wir nun auf Ewig aneinander gebunden waren, dass er mich an sich hatte herangelassen? Bedeutete ich ihm überhaupt etwas?

Mein schlechtes Gewissen von einigen Minuten zuvor war gewichen und es war nur Verunsicherung und Wut geblieben. Ohne groß zu zögern schlug ich Grell nieder – was keinen besonderen Grund hatte – und trat auf meinen jungen Herrn zu.

Was bildete er sich eigentlich ein, in solch einer Situation an nichts anderes als an diese Nichtigkeit einer Beerdigung zu denken? War ihm eigentlich klar, in welcher Gefahr wir uns befanden? Wir mussten hier so schnell wie möglich weg, das war das Wichtigste, aber der junge Herr…

Ich packte ihn an den Schultern und drückte ihn fest gegen die Wand.

„Vertrag hin oder her Ciel, wir sind nun beide Dämonen, auch wenn ich nach wie vor Euer loyaler Diener bin. Dennoch, seid Ihr Euch eigentlich darüber im Klaren, in welcher Lage wir uns befinden? Wir werden von einem Engel verfolgt, der es darauf abgesehen hat, uns zu töten! Mein Herr ich bitte Euch, ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass Ihr Euer Leben verliert! Gebt diese verdammte Leiche dem Shinigami und lasst uns zusehen, dass wir vorerst von hier verschwinden, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, diesen Engel zu töten!“

Ich schüttelte ihn einige Male kräftig und sah ihm mit flehendem Blick an, doch sein Ausdruck blieb kalt und emotionslos. Er legte Lizzy über seine Schulter und hielt sie mit nur einer Hand fest, während er mit der anderen ausholte und mich so heftig schlug, dass ich gezwungen war, ihn loszulassen.

„Du bist widerlich, Sebastian! Wenn du solche Angst hast, dann verschwinde doch einfach! Verkriech dich irgendwo, aber bleib mir bloß aus den Augen!“, er brüllte mich an und ich sah, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, die er zu verbergen versuchte, in dem er dem Kopf senkte, doch sie liefen seine Wangen hinunter und tropften geräuschlos zu Boden.

„Und ich dachte du… Und ich dachte du fühlst für mich, Sebastian. Du verstehst überhaupt nichts oder? Du bist so ätzend! Verschwinde doch, wenn du willst!“

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, oder wie ich mich verhalten sollte. Ein Teil von mir wollte ihn umarmen und sich entschuldigen, wollte ihn trösten und ihm sagen, dass das alles nicht wahr sei, und das es ihm Leid tut, doch der andrer Teil hatte ein zu großen Stolz, um all diese Dinge zuzugeben. Auch ich senkte nun meinen Kopf und sah zu Boden. Was sollte ich noch tun?

„Ist das…ein Befehl?“, fragte ich nur mit schwacher Stimme, da ich zu mehr nicht mehr in der Lage war.

„Das bleibt dir überlassen.“, er blickte zu mir auf und unsere Blicke trafen sich wieder, auch wenn immer noch Tränen über seine Wange liefen. Ich sah, wie seine Lippen zitterten und seine Fassade zu bröckeln drohte, doch er hielt sie aufrecht, versuchte die Risse mit letzer Kraft zu verschließen, um die Flut zurück zu halten.

„Wenn du deine Freiheit willst, dann geh! Ich erlaube dir, den Vertrag zu lösen, doch solltest du dich dafür entscheiden, dann brauchst du nie wieder zu mir zurück kommen! Wenn du mich hintergehst, dann will ich dich niemals wieder sehen!“

Mehr sagte er nicht, und er ließ mir keine Zeit zum Antworten. Er drehte sich um und lief hinaus, schmetterte die Türe zu, und nachdem der Schlag verhallt war, umhüllte mich nichts als Stille…

Was sollte ich tun? Er hatte mir meine Freiheit wiedergegeben, doch es lag nur an mir, ob ich sie annahm oder ob ich zu ihm zurückkehrte. Ich liebte ihn, daran war kein Zweifel, aber fühlte er dasselbe für mich? Oder wollte er mich nur an seiner Seite, damit ich ihm diente?

Ich strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die beim Kampf herausgerutscht waren und seufzte leise auf, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

„Sebastian…“, hörte ich Grells Stimme hinter mir und drehte mich langsam zu ihm um. Das erste Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, schien er mich anzusehen, ohne dabei irgendeine Rolle zu spielen, sondern aufrichtig bemitleidend, was nicht gerade viel besser war.

„Wenn er dich liebt, dann wird er dich rufen. Glaub mir, er sollte selbst sehen, was er an die hat, ohne, dass du ihm die ganze Zeit hinterherläufst.“

Ich wusste zwar, dass Grell das alles nicht ohne Hintergedanken hatte, aber irgendwie hatte er Recht. Mein Herr war nie von sich aus zu mir gekommen, immer war ich es gewesen, der den ersten Schritt getan hatte, egal um was es ging.

Ich sah Grell für einen Moment in die Augen und seufzte, wenn auch eher ungewollt.

„Da muss ich Ihnen Recht geben, wenn ich ihm weiterhin hinterherrenne, dann werde ich wohl gezwungenermaßen irgendwann so Enden, wie Sie.“

Ihm schien meine Antwort zwar nicht gefallen, aber statt irgendetwas darauf zu antworten, griff er mit beiden Händen nach meinem Frack und zog mich ein wenig zu sich.

„Weißt du Sebastian, man sollte sich immer jemanden suchen, der einen genauso liebt, wie man es selbst tut. Warum lernst du dann also nicht einfach, mich zu lieben?“ Was war auch anderes zu erwarten gewesen? Ich drückte ihn von mir weg und trat ihn dieses Mal nieder, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

„Und ich dachte schon, ich könne ein einziges Mal ein zivilisiertes Gespräch mit Ihnen führen… Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss los und darauf aufpassen, dass meinem Herrn nichts zustößt.“

Es hatte keinen Sinn, jetzt darüber nachzudenken. Die Angst, meinen Herrn zu verlieren, war zu groß, als das ich es hätte verkraften können. Wenn ich gehen wollte, dann würde er mich jederzeit gehen lassen, doch jetzt würde dieser Zeitpunkt sicherlich nicht sein.

Ich wollte ihn, und ich würde an seiner Seite sein, immerhin war ich trotz allem noch ein höllisch guter Butler.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Pentragon
2011-10-27T11:46:00+00:00 27.10.2011 13:46
Das hier
>Dieser lüsterne Shinigami konnte natürlich nicht ein einziges Mal einfach sein Anliegen nennen und dann wieder verschwinden, ohne gleich an Drama in fünf Akten aufzuführen. Manchmal konnte ich wirklich gut verstehen, warum William immer so gestresst und überarbeitet war.<
War herrlich! Genau so etwas kann es ruhig häufiger geben, diese Art von trockenen Humor liebe ich! Und britischer Humor passt nunmal hervorragend zu Kuroshitsuji.
Grells Charakter hast du schön ausgeführt, vor allem wieder sein Verlangen nach der „heißen verbotenen Affäre“ (schöne Wortwahl xd). Obwohl er nicht zu unterschätzen ist und in der Situation mit der Kettensäge sicher angsteinflößend wirken kann, war er durch seine Worte einfach nicht ernst zu nehmen.
Das Ciel wütend auf Grell ist, ist klar, andererseits macht der ja auch nur seinen Job. Das er Lizzys Leben überprüfen muss tut er zwar genüsslich, weil er weiß das es Ciel schwer fällt, aber Grell muss es ja eh machen und das weiß Ciel auch. Soweit ich das verstanden habe nehmen die Shinigamis nur die Seele auf, den Körper hätte Ciel ja später trotzdem normal begraben lassen können.
Aber in dem Moment war er wohl wirklich zu wütend um grell einfach seine Arbeit machen zu lassen.

Sebastians zweifel kommen schnell, doch waren Ciels worte auch hart. Ich finds toll das sich Ciel hier nicht von Sebastian beirren lässt und ihm sogar mit einem Schlag zeigt, was er von dessen meinung hält. So ist Ciel nunmal. Und als Dämon ist er noch um einiges kälter.
Allerdings ist der plötzliche Stimmungswechsel echt heftig. Erst waren sich die 2 so nahe und dann, wegen den Worten die Ciel wegen Lizzy verloren hatte, sind sie gleich so auseinander. Die Liebe hat gerade mal angefangen und bröckelt schon – das ist hart.

Grells nette Worte, nachdem Ciel weg war – also einerseits glaube ich 100% das Grell so mitfühlend wäre! Er wird sehr oft als Trottel dargestellt, dabei darf man nicht vergessen das er im Manga schon ernster ist als im Anime. Und gerade was Herzenssachen betrifft kann er durchaus auch ernst reden, denke ich. Nur war es wieder erstaunlich wie schnell er umgeschwungen ist XD erst flirtet er, dann ist er böse, doch nachdem er niedergeschlagen wird kommt seine verständnissvolle Seite zum Vorschein *lol*
Aber bei Grell kann man nicht mal kritisieren, der ist einfach hormongesteuert XD und total unvorhersehbar. Und das er dann doch wieder von seiner Liebe zu Sebbi anfängt zu reden war perfekt, da hast du wieder die Kurve zu seinem nervigen Selbst gefunden XD

Von:  CeresDeBlois
2011-10-24T17:01:23+00:00 24.10.2011 19:01
endlich wieder ein kapitel*-* und wieder genauso gut wie die davor
ich freu mich schon darauf, wies weitergeht:D
Von:  ParadoxKanata
2011-10-23T23:02:09+00:00 24.10.2011 01:02
das kaptel ist toll *.*
super geschrieben x3
weiter so
freue mich schon aufs nächste kapitel =3


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