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Tempora Nova

von

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Mein Butler, letzte Worte

Schnell und ungezügelt lief ich den steinigen Waldweg entlang, der mich nach London führen würde.

Ich war immer noch wütend, und meine Wut schien in keinster Weise nachzulassen, selbst als ich schon die ersten Umrisse Londons sehen konnte, die hinter den Wipfeln der Bäume aufzutauchen begannen.

Was hatte Sebastian sich bloß dabei gedacht? Ich war sein Herr, und ich gab die Befehle! Er wusste doch, dass Lizzy ein mir sehr wichtiger Mensch gewesen war, warum konnte er also nicht verstehen, dass ich sie nicht in die Hände dieses Shinigami geben wollte? Sie hatte mir das Leben gerettet, hatte sich für mich geopfert, da schuldete ich es ihr wenigstens, dass sie eine angemessene Beerdigung bekam…

Umso länger ich darüber nachdachte, umso wütender wurde ich. Warum hatte Sebastian es überhaupt in Erwägung gezogen, diesen nichtsnutzigen Sutcliff mitzunehmen? Wollte er doch etwas von ihm? Eigentlich war es absurd, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. In meinen Augen war es mit uns beiden vorbei, bevor es überhaupt wirklich begonnen hatte, also was scherte es mich überhaupt noch? Dennoch wollte der Gedanke an ihn nicht aus meinem Kopf weichen.

Als ich in die Gassen Londons einbog, bemerkte ich zunächst nicht, dass die Leute mich komisch anstarrten und es war mir auch vollkommen egal. Es war außerdem nicht einmal verwunderlich, dass sie mich anstarrten. Immer noch trug ich Lizzy in den Armen, ihre Kleidung war zerrissen, genau wie meine eigene es war. Trotzdem lief ich mit starr nach vorne gerichtetem, abwesendem Blick weiter, dachte nicht wirklich weiter über etwas nach. In meinem Kopf waren die einzigen Dinge, die noch wirklich waren, die Bilder des Kampfes, die Bilder von Lizzys Tod, der Rest verschwamm einfach nur und ich nahm die Außenwelt nicht einmal mehr wirklich wahr. Wie hatte das Ende wohl ausgesehen? Wie war es wohl, wenn man starb?

„Wenn Ihr wissen wollt, wie es sich anfühlt, zu sterben, dann seid Ihr gerade auf dem besten Weg, es möglichst bald zu erfahren…“ Ich erschrak als ich Sebastians Stimme hinter mir hörte und drehte mich schlagartig um. Er war mir also doch gefolgt.

Auf eine unverständliche Art und Weise machte es mich glücklich, zu wissen, dass er mich nicht hatte fallen lassen, dass er nach allem noch an meiner Seite war, doch es war nicht das, was ich eigentlich gewollt hatte. Nicht umsonst hatte ich ihm seine Freiheit zurück gegeben. Ich hatte gewollt, dass er geht und mich vergisst, auch wenn ich einräumen musste, dass ich in diesem Moment nicht einmal mehr nachvollziehen konnte, warum ich das gewollt hatte.

Es vergingen einige Sekunden, in denen wir uns einfach nur anstarrten. Sein Blick war warmherzig und besorgt, doch ich erwiderte ihn nur kalt. Selbst die Passanten schienen die seltsam pulsierende Aura um uns wahrzunehmen, die ein Kampf zwischen Liebe und Hass zu vereinen schien. Manche blieben für einen Moment stehen und sahen verheißungsvoll zu uns und tuschelten, doch ich ignorierte sie alle, Sebastian tat es mir gleich.

„Du bist also wieder hier.“, meinte ich schließlich kalt. Was hätte ich denn sonst auch sagen sollen? Es gab nichts mehr, dass ich ihm noch zu sagen hatte, in meinen Augen wäre es das Beste gewesen, wenn Sebastian mich einfach in Ruhe gelassen hätte, doch dieser sture Butler gab so schnell nicht auf.

Eigentlich wusste ich selbst nicht so genau, warum ich mich so dagegen wehrte, Sebastian weiter an meiner Seite zu haben. Auf der einen Seite wollte ich, dass er bei mir blieb, aber irgendetwas sagte mir, dass es falsch sei, dass ich doch nach dem Tod meiner Verlobten nicht einfach zu einem Mann gehen konnte und…

„Ja das habt Ihr gut erkannt, junger Herr…“, gab er mit leicht säuerlichem Tonfall zurück, lief ohne weitere Blicke an mir vorbei, und aus mir selbst unerfindlichen Gründen lief ich ihm nach, schaffte es jedoch nicht so ganz, ihn mit der Leiche meiner Verlobten auf dem Arm einzuholen, weshalb ich einfach einige Schritte hinter ihm lief.

„Ihr müsst wissen, dass Ihr Eure Spiele so nicht mehr lange weiterspielen könnt, Ciel.“, führte er weiter aus und ich hätte ihm für seinen überheblichen Tonfall am liebsten eine gescheuert, wäre ich nicht verhindert gewesen.

„Auch wenn Ihr es vielleicht selbst nicht glauben könnt, liegt mir sehr viel an Euch und ich bin nicht gewillt, Euch einfach so gehen zu lassen, geschweige denn möchte ich es verantworten, wenn Euch etwas zustößt. Trotzdem solltet Ihr wissen, dass ich nicht der geduldigste bin, und wenn Ihr mich weiterhin so schlecht behandelt, dann nehme ich das Angebot, meine Freiheit zurück zu bekommen dankend wieder an und verschwinde…“

Was bildete er sich eigentlich ein, so dreist zu mir zu sein! Und dass er vor mir herlief und ich ihm folgte wie ein unartiger Hund war ja wohl das Allerletzte!!

Es schien als hätte er meine Gedanken wieder einmal mitbekommen, denn er blieb plötzlich stehen und drehte sich zu mir um. Sein Blick war im Gegensatz zu vorhin um einiges kälter und er lächelte nicht mehr, doch die Sorge in seinem Blick war nicht verschwunden.

„Wenn du willst, dann geh eben! Ich habe es dir doch freigestellt!“, giftete ich ihn an. Warum handelte ich nur so schrecklich? Warum konnte ich ihm nicht einfach verzeihen, wo es doch kein besonders großes Vergehen war? Das war doch im Prinzip einfach nur kindisch, was ich hier tat…

„Ciel…“, er seufzte kurz auf, dann verbeugte er sich vor mir.

„Ich liebe Euch, und das wisst Ihr. Wenn Ihr also bitte einfach einsehen könntet, dass Ihr gegen den Engel ohne meine Hilfe nicht die geringste Chance habt, dann vergessen wir das Ganze hier und machen gemeinsam weiter. Ich will Euch nicht verlieren…“

Er…will mich also nicht verlieren? Wieso nach allem was ich getan hatte? Warum verzieh er mir so einfach und ich konnte es nicht? Warum war ich nur so kalt und verschlossen, obwohl er mir so viel Wärme entgegen brachte?

Langsam lief ich an ihm vorbei und blieb hinter ihm stehen, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte, doch meine Stimme war nach wie vor gefasst.

„Sebastian lass das endlich. Geh und bring dich verdammt nochmal einfach in Sicherheit! Ich schaff es auch alleine, den Engel zu besiegen und wenn ich es geschafft habe, dann werde ich dich finden und dann können wir noch einmal von vorne anfangen. Aber nicht unter diesen Umständen…“

Die Tränen liefen meine Wangen hinunter, und ich krallte meine Nägel immer fester in den toten Körper meiner Verlobten. Ich würde unter Garantie sterben, wenn ich gegen den Engel antrat, doch so konnte Sebastian wenigstens leben. Es würde nichts mit uns werden, nicht wenn ich mich weiterhin so verhielt. Ich hatte ihm verziehen, daran war kein Zweifel mehr, doch die Wut war der Sorge gewichen und machte das alles nicht gerade leichter.

„Ich spüre doch, dass Ihr weint…“, meinte Sebastian schließlich und plötzlich spürte ich eine seiner Hände langsam meine Brust herabgleiten, die andre verfing sich in meinen Haaren und zog ganz vorsichtig daran.

„Dann lernt eben, ohne mich klarzukommen und sterbt, wenn Ihr es für richtig haltet. Aber bitte seit nicht so töricht, junger Herr. Mein Körper gehört immer noch bis zum letzten Haar Euch, genauso wie mein Herz und meine Seele, also ruft mich bitte…“

Dann war er verschwunden. Ich konnte ihn nicht mehr spüren, nirgends…

Meine Tränen, von denen ich geglaubt hatte, sie wären für immer versiegt liefen mir nun zügellos und ungehemmt die Wangen herab und meine Fassade, die ich mir über all die Jahre aufgebaut hatte, war zerbrochen, doch trotzdem lief ich weiter und gab nicht auf. Ich würde es schaffen, egal wie, doch es gab ein Gedanke, der mir immer und immer wieder durch den Kopf ging

Es tut mir so Leid, Sebastian!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Juju108
2011-12-02T22:13:03+00:00 02.12.2011 23:13
wooow *gerade ganze FF in einem Zug bis hierhin durchgelesen hab* einfach nur toll! Will unbedingt wissen, wie es weiter geht, also schreib bitte schnell weiter *Motivationscookies dalass*
LG, Juju-chan
Von:  ParadoxKanata
2011-11-15T23:18:24+00:00 16.11.2011 00:18
T_______T
Armer kleiner ciel
nicht weinen
und viel zu kurz das kapitel Q___Q
will mehr lesen >.<


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