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War is now

von

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Das West-Bündnis

Am nächsten Morgen brachen wir, Gilbert, Gilbird und ich, zeitig nach London auf, wo das Meeting stattfinden würde. Eigentlich war es ja mein fester Vorsatz gewesen, Gilbert dieses Mal zuhause zu lassen, denn beim letzten Treffen hatte er durch sein Verhalten beinahe die Konferenz gesprengt, aber schließlich hatte er mich doch überredet, ihn und sein Combat Chicken mitzunehmen.
 

Am Abend hatte ich noch eine lange Diskussion mit meiner Chefin gehabt. Sie war strikt dagegen, gegen Russland in den Krieg zu ziehen, egal, ob Italien gegenüber internationale Verpflichtungen bestanden. Deutschland sollte nie wieder in einen Weltkrieg verwickelt werden.

Erst, nachdem ich ihr die Kriegserklärung gezeigt und ihr versichert hatte, dass ich nur reagieren, also nicht angreifen würde, gab sie nach und erlaubte mir, im Namen Deutschlands an der Konferenz teilzunehmen.
 

Also fuhren wir zu dritt in aller Frühe los und, obwohl die Reise etwas länger dauerte als geplant, gehörten wir dennoch zu den Ersten, die ankamen. Außer uns waren nur Roderich, Arthur und Francis da, außerdem noch Vertreter aus Tschechien und der Slowakei, mit denen ich aber noch nichts zu tun gehabt hatte und daher auch nicht näher kannte.
 

Etwas später kamen auch Vash und Elizaveta, von der Gilbert lieber gehörig Abstand hielt, hinzu und mir fiel auf, dass Liechtenstein gar nicht, wie sonst immer, an Vashs Rockzipfel hing. Als ich ihn darauf ansprach, erklärte er mir, dass sie sich momentan vor Arbeit kaum retten könne und er sie deshalb vertreten würde.
 

Eine halbe Stunde später traf mit Antonio, der es sich trotz seiner Verletzungen nicht hatte nehmen lassen zu kommen, der letzte Teilnehmer ein und eigentlich hätte die Konferenz starten können. Eigentlich, aber natürlich waren alle mit irgendetwas Anderem beschäftigt: Arthur und Francis stritten sich wie üblich (diesmal ging es um den Hundertjährigen Krieg), Elizaveta jagte Gilbert durch den Saal und wurde wiederum von Gilbird verfolgt, Alfred hörte sowieso nur sich selbst zu und sowohl Herakles als auch Antonio hielten ihre Siesta.
 

Da ich um die Versammlung gebeten hatte, war ich automatisch auch der erste Redner und deshalb lag es, wie eigentlich immer, an mir, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen und mir die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu sichern.

Normalerweise reichten dazu ein paar scharfe Worte, aber heute war die Stimmung angespannter und die Gemüter erregter, sodass den Meisten meine Aufforderung, sich zu beruhigen, eigentlich ziemlich egal war.
 

Der Besprechungssaal war nicht sonderlich prunkvoll, sondern eher zweckdienlich eingerichtet. Die Front wurde größtenteils von einer Art überdimensionalen Schultafel eingenommen, daneben hing eine Leinwand als Projektionsfläche. Auf dem Rednerpult, das mittig vor den Teilnehmern stand, lag ein Stück Kreide, bei dessen Anblick mir eine Idee kam.

Ich zerbrach es in zwei Teile und zog eines davon mit Schwung über die Tafel. Das Ergebnis war ein lautes Kreischen, dass Jedem in den Ohren hallte und alle Aufmerksamkeit, selbst die von Elizaveta und Gilbert, zu mir nach vorn lenkte.
 

„Guten Morgen“, begrüßte ich die anderen, „mir ist schon klar, dass ihr euch alle lieber weiterhin mit euren Privatstreitigkeiten beschäftigen würdet, aber vielleicht hättet ihr trotzdem die Freundlichkeit, mir für ein paar Minuten euer Gehör zu schenken.“ Sie waren tatsächlich still.

„Ich denke, die meisten von euch werden inzwischen mitbekommen haben, warum ich diese Versammlung einberufen habe. Für alle diejenigen, die es noch nicht wissen, erkläre ich es kurz.“ Meine Güte, selbst Herakles erwachte aus seinem Tiefschlaf und spitzte die Ohren. Nicht zu glauben.
 

„Gestern fielen die russischen Truppen ohne vorherige Warnung in Italien ein und konnten es ohne großen Widerstand einnehmen, denn außer Spanien hatte kein Land, auch Deutschland nicht, etwas von dem Angriff erfahren.“

Ein unruhiges Gemurmel erhob sich unter den Anwesenden, denn es versetzte alle in Unruhe, dass Ivan soweit im Westen agiert hatte.

Als ich weitersprach, wurde es sofort wieder totenstill, denn jeder erwartete einen Lösungsvorschlag oder zumindest einen Rat, was jetzt zu tun sei. Leider hatte ich nur eine weitere Hiobsbotschaft für sie. „Außerdem erreichte mich gestern Abend eine Kriegserklärung aus Russland, wenn niemand etwas dagegen hat, werde ich sie vorlesen.“ Natürlich hatte niemand etwas dagegen. Also las ich:
 

„Lieber Ludwig,
 

Wie du vielleicht schon bemerkt hast, steht Italien von heute an unter russischer Kontrolle. Damit Veneziano und Romano sich nicht so einsam fühlen, werden als nächstes zuerst Deutschland und dann nach und nach die Nachbarländer unserem Bündnis – vermutlich leider unfreiwillig – beitreten.

Dieser Krieg ist notwendig, da das Ansehen und der Einfluss Russlands und anderer Länder des ehemaligen Ostblocks in den Westeuropäischen Ländern zu sehr gesunken sind. Außerdem wurde der andauernde Frieden zu langweilig.
 

Unterzeichnet haben Russland, Weißrussland und China, dazu alle Staaten, die unter russischer Hand stehen.“
 

Es folgte eine angespannte Stille, keiner traute sich, die entstandene Spannung zu durchbrechen. Schließlich wagte es Francis doch: „Ludwig, mon ami, dass sind wirklich schlechte Nachrichten, die du uns überbringst. Als dein Freund würde ich dir gerne sagen, dass ich dir beistehe. Aber in meiner Verantwortung als Vertreter Frankreichs … muss ich wohl oder übel sagen, dass es sich hierbei nur um Deutschlands Problem handelt.“ Viele der Anderen nickten zustimmend, aber keiner von ihnen traute sich, mir in die Augen zu sehen.
 

Ich schluckte und warf Gilbert einen hilfesuchenden Blick zu, aber er grinste nur auf seine extrem selbstbewusste Art zurück und schien mir sagen zu wollen: „Komm schon, West, wir schaffen das auch zu zweit.“

Aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Deutschland konnte eine derartige Übermacht nicht allein schlagen.
 

„Ich weiß, dass die Erklärung an uns Deutsche gerichtet ist“, sagte ich und sofort gehörte mir wieder die gesamte Aufmerksamkeit, „aber Ivan gibt uns allen auch mit ziemlicher Sicherheit zu verstehen, dass Deutschland nicht sein letztes Ziel ist. Und keiner von uns kann es allein mit einer Allianz zwischen Russland, Belarus und auch noch China aufnehmen. Nicht mal Amerika.“ Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: „Und deshalb sollten wir ebenfalls ein Bündnis schließen.“
 

Eine weitere lange Unterbrechung entstand, in der alle über meine Worte nachdachten. Ich ging zu meinem Platz und ließ mich in den Sitz fallen.
 

Nach einer Weile erhob sich plötzlich Antonio und humpelte nach vorne. Der Arme sah ziemlich mitgenommen aus, besonders auffällig war der weiße Verband, der unter seinem dunklen Haar hervorleuchtete. Er begann zu sprechen und seine Stimme klang müde, aber er sah entschlossen in die Runde: „Spanien mag vielleicht kein allzu starkes Land mehr sein, speziell im Gegensatz zu Russland, aber trotzdem waren wir der Stärke der östlichen Allianz

vollkommen unterlegen und konnten ihre Macht am eigenen Leib erfahren. Deshalb kann ich Ludwig nur zustimmen, wenn er sagt, dass niemand allein eine Chance hat. Wir müssen einen Pakt schließen oder das westliche Europa, wie wir es kennen, wird aufhören zu existieren. Spanien wird sich einer Allianz auf der Stelle anschließen.“

Damit verließ er das Rednerpult und ließ sich erschöpft und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Stuhl sinken.
 

Mit einem Blick auf die große Uhr verkündete Arthur, dass es an der Zeit für eine Pause wäre, jeder müsse die neuen Informationen verarbeiten und wahrscheinlich mit seinem Boss telefonieren. Außerdem würde draußen eine Stärkung auf sie warten. Bis auf Gilbert rührte die aber niemand an.
 

Nach einer guten halben Stunde, in der viel geredet und noch viel mehr telefoniert worden war, nahmen alle wieder Platz und dann erklärten sich einer nach dem anderen sowohl England, Frankreich und die USA, als auch Österreich, Ungarn und Griechenland bereit, einer Allianz beizutreten. Wenig später folgten noch Dänemark, Rumänien und Bulgarien. Der letzte, der zusagte, war Matthew, aber er schien sich dabei ganz und gar nicht wohlzufühlen, ganz im Gegensatz zu Alfred, der, ähnlich wie Gilbert, vor Vorfreude schon ganz hibbelig wurde.
 

Kiku schloss sich dem Bündnis nicht an. Er trat nach vorne, verbeugte sich höflich und sagte dann leise: „Verzeihen Sie uns, Ludwig-san, aber Japan wird an diesem Krieg nicht teilnehmen. Der letzte Weltkrieg hat uns gezeigt, dass aus Kämpfen nur Leid für unser Volk hervor wächst. Nihon ist lange genug eine Kriegsnation gewesen, wir mussten lernen, dass es sich im Frieden besser leben lässt. Es tut mir Leid“

Er verbeugte sich erneut und nahm wieder Platz.

Vash wollte sich ebenfalls nicht beteiligen. „Die Schweiz vertritt seit langer Zeit eine neutrale Position und wird diese auch beibehalten. Dasselbe gilt für Liechtenstein. Wir-“
 

Weiter kam er nicht, denn mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Alle fuhren herum, als ein Mann in der Uniform der Schweizer Garde herein stürmte. Vash sprang auf: „Was ist passiert?“ Der Mann schnappte nach Luft und antwortete dann: „Es tut mir Leid, wir konnten nichts tun, sie haben uns völlig überrascht.“ „Wer hat euch mit was überrascht?“ Vash klang ungeduldig, aber auch leicht besorgt. „Die Russen! Sie haben … Liechtenstein ist jetzt in russischer Hand.“ „WAS?!“ Vash starrte ihn so entsetzt an, als hätte der Soldat soeben den heutigen Weltuntergang verkündet. Vermutlich war es für den Schweizer auch nichts anderes als genau das.
 

Der Mann senkte den Kopf. „Wir konnten Liechtenstein nicht verteidigen. Und man lässt mich ausrichten, dass die östliche Allianz in drei Monaten den Krieg beginnt. Bis dahin sollen wir gut vorbereitet sein.“ Was ist mit den anderen Soldaten, die in Liechtenstein stationiert waren?“, fragte ich, denn ich hatte ein ungutes Gefühl im Magen. „Sie wurden alle getötet. Sie ließen nur mich am Leben, damit ich die Nachricht überbringen kann.“

„Danke.“ Vash wies ihn an, draußen zu warten, und drehte sich dann zu mir. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. „Die Schweiz tritt ebenfalls dem Westbündnis bei. Die Zeit der Neutralität und des Versteckens ist zu Ende.“
 

In den folgenden Stunden berieten wir über die West-Allianz, bereiteten ein Papier vor und unterzeichneten es. Zum Abschluss trat ich noch einmal nach vorn. „Wir haben drei Monate, um uns auf einen neuen Weltkrieg vorzubereiten, denn nichts anderes wird es werden. Das ist nicht viel, aber besser als nichts. In zehn Wochen treffen wir uns wieder und besprechen unsere Strategie. Viel Glück bis dahin.“

Einer nach dem anderen verließ den Raum, jeder hing seinen Gedanken über eine düstere Zukunft nach. Zum Schluss waren nur noch Arthur, Gilbert und ich übrig. Ich verabschiedete mich von dem Engländer und zog Gilbert hinter mir her. „Komm, Bruder, es gibt eine Menge zu tun.“



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