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Scheidewege

von

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Wahrheit

So, hier das erste Kaptitel meiner neuen Story.

Ich weiß, ich sollte eigentlich an meinen anderen beiden Schätzen weiterschreiben, aber es ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Und hier ist es nun, ich hoffe es gefällt euch. Natürlich ist nix mir, außer der Idee xD
 

Ach, und über Kommis und Favos würde ich mich natürlich megamäßig freuen^^
 

Also dann, los gehts ;)
 

__________________________________________
 


 

Es war vorbei.

Er war am Ende.

Er konnte einfach nicht mehr.
 

Seine Kräfte waren aufgebraucht. Und selbst wenn dem nicht so wäre, gäbe es dennoch ein entscheidendes Problem: Er wollte es gar nicht, hatte es nie gewollt, nichts von alledem.

Gequält kniff er die Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen aufzuhalten, was ihm aber nicht gelang. Er konnte die salzige Nässe auf seiner Haut spüren, wie sie langsam über seine Wangen floss, bis sie schließlich von seinem Kinn in das Waschbecken unter ihm tropfte.

Ein Schluchzen entwich seiner Kehle. Seine Hände krallten sich angestrengt an den Rand des abgenutzten Beckens, waren aber dennoch nicht in der Lage ein leichtes Zittern zu unterdrücken.
 

In dem Wissen, dass er jetzt, hier, wo er allein sein einziger Zeuge war und sich unbeobachtet fühlte, seine Gefühle nicht weiter würde unterdrücken können, öffnete er die von Tränen verschleierten Augen wieder. Langsam und geradezu unsicher glitt sein Blick höher, bis er sein verschwommenes Bild im Spiegel vor sich ausmachen konnte. In den ersten Momenten versuchte er noch ein Blinzeln zu unterdrücken, da er sich nicht wirklich sicher war, ob er in diesem Augenblick wissen wollte, wie er aussah. Die letzten Wochen hatte er sein Augenmerk nur äußerst selten seinem Spiegelbild gewidmet. Es fiel ihm dann einfach immer schwerer seine Maske, seine Arroganz aufrecht zu erhalten, mit dieser ganzen Farce weiterzumachen. Seinem eigenen forschenden Blick konnte er nicht standhalten.
 

Aber jetzt war es sowieso egal.

Er wusste, er war am Ende.

So würde es nicht weitergehen können.

Ein Seufzen rann über seine Lippen. Die ständigen Worte der Maulenden Myrthe, in deren Terrain er sich hier schließlich befand, ignorierend, schloss er seine Augen einen Moment länger als nötig, um den Schleier aufzulösen, und sah sich einen Augenblick später mit sich selbst konfrontiert.
 

Er sah wirklich furchtbar aus. Sein Gesicht war blass, seine Haut beinahe transparent. Blonde Strähnen hingen ihm wirr in seine Seelenspiegel, sein Haar war fahl, wirkte annähernd weiß. Das Grau seiner Augen erschien matt, erschöpft, das, was weiß sein sollte, war rötlich durchzogen.

Sein Blick glitt nach unten. Im Großen und Ganzen war er abgemagert. Aber jegliches Essen erschien ihm wie eine Qual. Genießen konnte er seit Monaten nicht mehr. Seine Hände waren schmal und filigran wie immer, aber seine Knöchel traten weiß hervor, zeigten seine Anspannung. Das weiße Hemd, das er trug, war knittrig, die oberen Knöpfe standen offen, nichts davon war typisch für Draco.

Seine Hand glitt über den Stoff seines linken Armes und schloss sich fest darum. Dort war es. Dieses verfluchte Mal. Er konnte es nicht sehen, aber das war auch nicht nötig. Er spürte es, er spürte ihn. Eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg über die bleiche Haut. Er hatte es nicht gewollt, ebenso wenig, wie er auf dem Boden im Dreck kriechen wollte vor diesem vermaledeiten, selbsternannten Lord.
 

Ihm war nie ersichtlich geworden, was seinen Vater dazu gebracht hatte, sich so zu unterwerfen. Als er ein Kind gewesen war, hatte er ihn stets verehrt, seinen Stolz und seine Stärke bewundert, seine Ansichten übernommen, ohne sie zu hinterfragen, er wollte ihm alles recht machen, von ihm respektiert, geliebt werden, sehen, dass sein Vater stolz auf ihn war.
 

Daher war Dracos Äußeres immer makellos gewesen, sein Verhalten hatte den Wünschen des Familienoberhauptes entsprochen, seinen Umgang hatte er durchgehend mit Bedacht gewählt. Er hatte gelernt, versucht, besser zu werden, besser als alle anderen, aber besonders als Harry Potter.

Ja, Harry Potter, sein ewiger Rivale, der ihn immer wieder an seine Grenzen getrieben hatte. Er hatte ihn gehasst, verabscheut, beneidet, maßlose Wut empfunden und ihn insgeheim doch immer schon ein wenig bewundert für seine Unnachgiebigkeit.
 

Und genauso wie der Hass auf Potter verraucht war, so konnte er auch die stete Verehrung für seinen Vater schon lange nicht mehr aufrecht erhalten. Dieser Umstand lag nicht nur daran, dass er es diesem sowieso nicht recht machen konnte, egal wie sehr er sich auch anstrengte. Er wollte dessen Vorstellungen einfach nicht mehr folgen. Sein Name, sein Titel als Malfoy, erschien ihm nun nicht mehr als Segen, etwas, worauf er sich ausruhen und womit er sich schmücken konnte, sondern als Fluch, den er nicht abzulegen vermochte.
 

Schon seit dem Zeitpunkt, an dem ein weinender Harry Potter mit einem toten Cedric Diggory in den Armen aus dem Nichts aufgetaucht war und verkündet hatte, dass der dunkle Lord zurückgekehrt sei, hatte er begonnen intensiv nachzudenken, über seine Familie und deren Vorstellungen, über die Todesser, über Potter, über Dumbledore…und über sich selbst.

Ihm war schon lange klar gewesen, dass er nicht so sehr etwas gegen Muggelstämmige hatte, wie er sollte, dass er dieser verrückten Schlange nicht folgen wollte, dass er mutig sein und ein anderes Leben führen wollte.

Aber er war sich nicht sicher gewesen, hatte Angst gehabt, um seine Familie, um sich selbst, vor dem, was passieren und vor dem, was nicht passieren würde.

Und nun war er so weit gegangen, dass er nicht mehr wusste, ob er überhaupt noch umkehren konnte.
 

Er war jetzt im Besitz dieses unsäglichen Mals und hatte einen Auftrag erhalten, von dem eigentlich alle Eingeweihten bereits vorher wussten, dass er nicht stark genug war ihn auszuführen. Dumbledore zu töten, das war keine Option für ihn.

Wenn der alte Mann, den er eigentlich nicht wirklich mochte, tatsächlich sterben würde, dann, dessen war er sich bewusst, würde die magische Welt in die Hände des dunklen Lords fallen. Und das durfte einfach nicht passieren. Ein Leben in einer solchen Welt war schlicht nicht vorstellbar, nicht für ihn.
 

Daher waren seine Mordversuche mehr als kläglich gewesen. Ein Fluch auf einem Schmuckstück, der eine seiner Mitschülerinnen traf. Ein Gift in einer Flasche, aus der Ronald Weasley trank. Keiner von beiden war je in Gefahr gewesen. Beide zeigten zwar gefährliche Symptome, aber weder der Fluch noch das Gift waren tödlich gewesen. Selbst, wenn man ihnen nicht geholfen hätte, so hätten sie sich beide ohne Nachwirkungen wieder erholt.
 

Er hatte es nicht einmal versucht.

Er hatte nicht einmal versucht, jemanden zu töten.

Nicht einmal versucht…
 

Ihm war klar, dass Dumbledore sich dieser Sache bewusst war. Vermutlich war er auch der Einzige, der ihn bereits gänzlich durchschaut hatte. Der Einzige, neben Severus Snape…

Er wusste, dass dieser seiner Mutter einen unbrechbaren Schwur geleistet hatte, auch wenn sie in dem Glauben waren, dass sie es geheim halten konnten. Es war nicht umsonst gewesen, dass er stets strebsam und ehrgeizig hatte sein müssen. Er war gebildeter und begabter, als man es ihm zutraute.
 

Ein trauriges Seufzen verließ seine Lippen. Sie wollten ihn beschützen. Seine Mutter. Sein Pate Severus. Das hatten sie immer getan. Im Stillen. Aber diesmal würde es andersherum sein. Er würde sie beschützen. Nur wie war für ihn noch nicht fassbar.

Dass er sich weiterhin duckte und ohne Widerworte dieses Schicksal annahm, war jedenfalls keine mögliche Option mehr. Es wurde Zeit, dass er eine Entscheidung traf, nicht nur im Verborgenen für sich, sondern so, dass sein Standpunkt nach außen ersichtlich wurde.
 

Sein Blick war fest, so fest, wie er lange nicht mehr gewesen war. Er konnte ihn deutlich im Spiegel erkennen. Plötzlich sah er, wie sich seine Augen vor Schreck weiteten.

Er war nicht mehr allein. Gut, er war die ganze Zeit über, die er in dieser Toilette verbracht hatte, nicht wirklich allein gewesen, schließlich war Myrthe nicht zu vertreiben, auch wenn sie es aufgeben hatte, auf in einzureden, aber nun befand sich noch eine weitere Person im Raum, und diese war kein Geist.

Aber so schnell wie die Anspannung ihn befallen hatte, wich sie auch wieder, sowohl aus seinen Gliedern als auch aus seinen Augen. Er wusste, wer dort stand und ihn anstarrte. Auch wenn sein Blick immer noch unnachgiebig auf den Spiegel gerichtet war, so konnte er es spüren.

Den misstrauischen, wütenden Gesichtsausdruck.

Den erhobenen Zauberstab.

Harry Potter.

Natürlich war er es. Schließlich war er die letzten Monate ständig um ihn herumgeschlichen. Er traute ihm nicht, warum sollte er auch? Außerdem kannten sie einander besser als manch anderen, auch wenn dieses Kennenlernen auf keine charmante Art und Weise stattgefunden hatte. Es war wichtig, seine Feinde zu kennen. Das war eine der ersten Lektionen seines Vaters gewesen. Über Freundschaft hatte er ihm allerdings nichts beibringen können…
 

Ein deutliches Seufzen verließ seine Lippen. Kurzzeitig hatte er ebenfalls mit dem Gedanken gespielt, den Zauberstab zu ziehen und ein Gefecht zu starten, aber seine Hände verweilten weiterhin auf dem Waschbeckenrand. Er war es leid, jemanden zu bekämpfen, den er nicht mehr als Feind betrachtete.

Er war müde.
 

„Malfoy!“ Potters Stimme war fest. Er spie seinen Namen förmlich aus. Seine Wut zeigte sich fühlbar an der Art, wie er sprach. Draco war einfach so unsagbar müde…
 

„Was willst du, Potter?“ Der Klang seiner Stimme hatte ihn selbst überrascht. Er war rau, beinahe kratzig, hatte einiges an Festigkeit verloren. Er räusperte sich, um den Kloß aus seinem Hals zu vertreiben.
 

„Was machst du hier?“ Wirklich eine gute Frage. Was sollte er darauf antworten? Er hatte sich die Seele aus dem Leib geheult, weil er einfach nicht mehr wusste, was er machen sollte? Weil da nur ein großer Scherbenhaufen war, den er neu zusammensetzen musste, obwohl ihm jede Art von Anleitung und Hilfe fehlte?

Nein, das war wirklich keine gute Idee. Der Zeitpunkt für soviel Ehrlichkeit war wahrlich noch nicht gekommen, vielleicht würde er das auch nie.
 

Sein tränennasses Gesicht blickte ihm aus dem Spiegel entgegen. Langsam wanderte seine Hand zum Wasserhahn und nahm ihn in Betrieb. Er senkte den Kopf und benetzte seine blasse Haut mit dem kühlenden Wasser, bevor er den Hahn zudrehte und sich dem anderen Jungen im Raum zuwandte.
 

„Ich wasche mir das Gesicht, und was machst du hier?“ Man konnte den Zorn in seinem Blick regelrecht anschwellen sehen. Was hatte er erwartet? Die Wahrheit?
 

„Verarsch mich nicht, Malfoy. Was heckst du aus? Du hast irgendetwas vor, das weiß ich.“
 

Während er sprach, kam er mit schnellen Schritten näher, seinen Zauberstab bedrohlich erhoben. Draco war im Begriff zurückzuweichen, ermahnte sich aber dazu, standhaft zu bleiben. Er war nicht gewillt zu kämpfen, aber wegzulaufen war keine akzeptable Lösung.

Seufzend fuhr er sich, völlig untypisch für ihn, durch die vom Wasser leicht feuchten Haare und blickte seinem Gegenüber nun direkt in die Augen.
 

„Was willst du von mir hören, Potter?“, brachte er ruhig hervor. Er sah, wie die Wut im Gesicht des anderen ein wenig der Überraschung wich. Dennoch überwog weiterhin der misstrauische Anteil.
 

„Die Wahrheit. Ich will die Wahrheit von dir hören! Du bist für diese Anschläge verantwortlich, oder? Ron wäre beinahe gestorben! Und…du bist…bist du….Zeig mir deinen Arm!“ Die Wut war zurückgekehrt, er konnte sie förmlich spüren. Sie schwebte zwischen ihnen, sodass er sie beinahe riechen konnte.
 

Er wusste nicht genau, warum er der Aufforderung nachkam, aber ohne den Blick abzuwenden führte er seine Hand an den Ärmel seines Hemdes und entblößte zögernd das dunkle Mal, sodass Harry es sehen konnte. Er sah, wie sich die Augen des anderen weiteten, wie die Wut aus ihnen wich und der Enttäuschung Platz machte. Enttäuschung? Hatte der berühmte Harry Potter, sein Rivale seit Jahren, bis eben etwa tatsächlich noch daran geglaubt, dass er mit seiner Ahnung falschliegen würde? Er war enttäuscht? Von ihm? Draco musste zugeben, dass ihn dieser Umstand verwirrte…und beruhigte…oder vielleicht auch beunruhigte? Er war sich nicht sicher…nicht sicher, ob er wollte, dass gerade ein Harry Potter in der Lage war, etwas Gutes in ihm zu sehen, dass es etwas gab, wodurch er ihn enttäuschen konnte…
 

„Ich denke, das beantwortet deine Fragen…“, war alles, was ihm noch über die Lippen kam.
 

Ihre Blicke trafen sich erneut. Sein eigener Blick war neutral, das wusste er, dafür hatte er jahrelang geübt. Aber in den Augen des anderen konnte er so viele Emotionen lesen, dass sie ihn beinahe zu erdrücken schienen. Da waren immer noch die Wut, das Misstrauen, aber eben auch dieses Übermaß an Enttäuschung, außerdem Bitterkeit und Missfallen. Und die nächsten Worte, die sein Ohr erreichten, ließen fast seine Gesichtszüge entgleisen, aber nur fast.
 

„Warum? Warum, Dra…Malfoy?“ Aus Dummheit, aus Feigheit, aus Angst…dachte er.

„Ich hatte meine Gründe.“, sagte er.
 

Ein stummes Seufzen entwich ihm. Er konnte es nicht mehr ändern. Alles was passiert war, er konnte es nicht ändern. Er hatte viele Fehler gemacht, falsche Entscheidungen getroffen. Er konnte es nicht ändern. Daher kam es nun darauf an, welche Entscheidungen er in Zukunft treffen würde. Jedenfalls musste sich etwas ändern, darüber war er sich im Klaren. Seinen Entschluss hatte er bereits gefasst, schon bevor Harry Potter ihm hier gegenüber getreten war.
 

Jetzt war es an der Zeit zu handeln. Mit festem Blick war er daher dabei an einem ruckartig aufmerksamen Jungen vorbei zur Tür zu schreiten, wobei er direkt neben ihm noch einmal stehen blieb. Dabei fiel ihm auf, dass er selbst nur wenige Zentimeter größer war. Er hatte gedacht, dass die Distanz zwischen ihnen irgendwie stärker wäre. Aber eigentlich spielte es auch keine Rolle.

Seine Hand hob sich wie von selbst und legte sich sachte auf die Schulter seines Rivalen. Er spürte den nun ausnahmslos erstaunten Blick des anderen auf sich, den er jedoch beschloss nicht zu erwidern. Sie waren sich sowieso schon nah genug. Er spürte, wie Harry zum Sprechen ansetzte, beeilte sich aber ihm zuvorzukommen.
 

„Egal, was du mich jetzt fragen willst, ich werde dir keine Antwort geben. Wir beide wissen das. Also spar dir die Mühe.“ Seine Worte waren kalt und hart. Manchmal wusste er selbst nicht, wie er es schaffte so zu klingen, wenn er sich doch eigentlich ganz anders fühlte.

Seine Hand erhöhte den Druck auf die Schulter des Jungen neben ihm. Er sah aus den Augenwinkeln wie dieser seinen Zauberstab langsam sinken ließ, ebenso wie seinen Blick.
 

Draco biss sich auf die Unterlippe. So sollte er diese Begegnung zwischen ihnen nicht stehen lassen, nicht mit diesen Worten, nicht, nachdem er doch beschlossen hatte, dass sich einiges ändern musste. Und dazu gehörte auch sein Verhältnis zu Harry Potter. Früher oder später würde er wahrscheinlich seine Hilfe brauchen, bei diese Sache versuchte er nicht einmal sich etwas vorzumachen.
 

Doch bevor er sich mehr Gedanken über seine weiteren Worte machen konnte, ging ein Ruck durch den Körper neben ihm. Der andere schüttelte Dracos Hand, die noch auf seiner Schulter lag, ab und wenige Augenblicke später spürte Draco schon die nächstbeste Wand im Rücken und die Spitze eines Zauberstabs an seiner Kehle. In seinen Augen konnte er den Zorn sehen, ebenso entging ihm der verdächtige Schimmer nicht. Er war wirklich wütend, das war nicht zu übersehen. Aber es war nicht dieselbe Wut, mit der sie sonst ihre Kämpfe ausfochten. Es war kein Hass in ihr. Er konnte wirklich keinen erkennen. Und er wartete. Darauf, was der andere tun würde. Darauf, was er sagen würde.
 

„Das ist es also, was du willst? Ich meine…du willst das wirklich? Glaubst du denn tatsächlich, dass er dich belohnen wird? Dafür, dass du tust, was er sagt? Denkst du, das macht dich reich und mächtig und überlegen? Ich meine, also, das kannst du doch nicht wirklich annehmen! Du bist zwar ein Arschloch, ein verlogenes, hinterhältiges, gemeines Arschloch…aber du bist doch nicht völlig bescheuert! Ich hätte dich echt für cleverer gehalten, Malfoy!“, schrie er ihm mit anschwellender Stimme direkt ins Gesicht.
 

Wow, wenn er sich auch bis jetzt noch nicht gänzlich sicher gewesen war, so war dieser Ausbruch nun ein eindeutiges Indiz für die Enttäuschung, die er bereits vorher zu spüren glaubte. Es war…ironisch. Sie waren Feinde gewesen…waren es irgendwie immer noch…und doch…

Vermutlich wünschten sie sich beide manchmal, dass es zwischen ihnen anders verlaufen wäre…in irgendeiner Art und Weise…welcher auch immer…

Er war sicher nicht der Einzige, der die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen hatte, wenn die seines Rivalen auch mutiger oder schwerwiegender gewesen sein mochten, dieser war dennoch ein Hitzkopf. Oft handelte er erst und dachte dann. Harry hatte seine Gefühle einfach nicht im Griff. Wie auch jetzt.

Und das brachte Draco zum Schmunzeln. Er konnte es nicht verhindern. Er sah die Züge des anderen verwirrt entgleisen. Nun war er nicht mehr in der Lage ein Lachen zu unterdrücken. Das war wirklich gar nicht typisch für ihn. Und doch…es brach einfach aus ihm hervor. Auch wenn es nur kurz andauerte, es hinterließ ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Er hatte nicht mehr gelacht seit…dem Tag, an dem er das Mal erhielt…
 

„Glaubst du, ich weiß das nicht?“ Ein Seufzen verließ seine Lippen, die weiterhin ein leichtes Lächeln zierte.
 

„Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, was mich erwartet? Welche „Belohnung“ mir bevorsteht? Was für eine Rolle ich in diesem Spiel spiele? Denn das ist es für ihn. Wir sind alle…“ …Marionetten…Schachfiguren… Sein Lächeln erstarb.
 

„…mit unserem Schicksal vertraut. Man kann eben nicht raus aus seiner Haut. Du nicht aus deiner, ich nicht aus meiner…“
 

„Das ist nicht wahr!“, schrien ihm die grünen Augen entgegen.

„Es muss nicht so sein, es…“
 

„…Verdammt, Harry! Hör auf!“ Es brach einfach aus ihm heraus. Unüberlegt. Das war unüberlegt. Er hatte ihn bei seinem Vornamen genannt. Er konnte in Harrys Blick lesen, dass diesem das durchaus bewusst war. Resignierend schloss er seine Augen für einen Moment, nur, um kurz darauf erneut von den grünen Seelenspiegeln seines Gegenübers fixiert zu werden.
 

„Du…“ Er sah den Zauberstab sinken.

„Ich weiß…“, unterbrach er Harry erneut.
 

„Wir wissen beide, was ich gesagt habe, keiner von uns ist taub, leider…“ Ein erneutes Seufzen. Ihm war das Lächeln in den Zügen des anderen nicht entgangen. Schließlich hatte er es bewirkt.
 

„Ja, keiner von uns ist taub…“
 

Es aus dem Mund des anderen zu hören änderte nichts an der Wahrheit der Worte. Er hatte ihn beim Vornamen genannt. Er konnte sich nicht erinnern, wann das das letzte Mal passiert war. War es überhaupt schon einmal in dieser Art passiert? Aber nun war es eben geschehen. Er konnte es nicht mehr ändern. Und auf mysteriöse Weise war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Sie lächelten beide, nur ganz leicht, aber es war ein Lächeln. Einfach so. Nur aufgrund eines Namens.

Dieser Umstand würde zwar noch nichts ändern, dennoch…es hatte sich bereits etwas verändert. Und das war in Ordnung. Für ihn. Früher oder später hätte es sowieso stattfinden müssen, warum also nicht jetzt und hier den ersten Schritt machen?
 

„Draco, du…“ Wow, alles klar, jetzt waren sie bereits zwei Schritte gegangen.
 

„Es ist genug, lass es gut sein, kannst du das?“

„Aber…“
 

„Wir können nicht raus aus unserer Haut, schon vergessen?“ Sein Blick drückte Unverständnis aus. Natürlich. Er war schon immer ungeduldig und dickköpfig gewesen.
 

„Aber du hast…“

„Ja, habe ich. Aber wir sind immer noch was wir sind. Nichts hat sich daran geändert. Wir stecken weiterhin in unserer Haut.“ Der Klang seiner Stimme war fest. Unumstößlich. Er ließ keine Widerworte zu.
 

Es war still. Harrys Blick war bitter. Er hatte seine Worte wahrgenommen und akzeptiert, wollte sie aber scheinbar nicht wahrhaben. Dracos Schritte hallten von den Wänden wider, als er nun abermals Richtung Tür schritt. Er griff nach der Klinke und drückte sie herunter. Er war bereit den Raum zu verlassen und doch…irgendetwas hinderte ihn daran. Und er wusste, was es war, als er seine eigenen Worte vernahm.
 

„Wenn…was du vorhin sagtest, dass du die Wahrheit hören willst…wenn ich…aus meiner Haut…du weißt schon…dann frag noch mal…“ Seine Stimme war leise, doch er war sich sicher, dass Harry ihn hörte.
 

„Und wann wird das sein, Draco?“ Und wieder. Der Name. Sein Name. Aus dem Mund des anderen. Es klang immer noch merkwürdig. Und doch…
 

„Glaub mir, du wirst es merken…Harry.“
 

Ein Lächeln. Er konnte es nicht sehen, aber er spürte es in seinem Rücken, ebenso wie Harrys Blick.
 

Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Vorbereitungen

So, hier kommt das nächste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch^^
 

Anmerkung: nix mir, außer der Idee...;)
 

Viel Spaß *kakaoausschenk*
 

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Draco saß konzentriert über seinen Büchern in der Bibliothek. Da es Zeit für das Abendessen war, befand er sich völlig allein in dieser Halle des Wissens, nicht einmal Madame Pince war mehr anwesend. Es herrschte absolute Ruhe. Dennoch stand Draco kurz vor der Verzweiflung. Es gab so viele Dinge zu beachten, so viele Aspekte, von denen er noch keine Ahnung hatte, wie er mit ihnen umgehen sollte. Waren einige seiner Vorstellungen überhaupt möglich? Er wusste es nicht. Im Moment hatte er das Gefühl, gar nichts zu wissen, obwohl sein Schädel kurz vor dem Zerbersten stand. Er hatte soviel gelesen, doch nichts davon erschien plausibel. Ein Seufzen rann über seine Lippen, während er sich müde über die Augen wischte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte.
 

Ihm war von vornherein klar gewesen, dass es nicht einfach werden würde, doch gerade schienen ihm die Hürden unüberwindbar. Er hatte vor einigen Tagen den Entschluss gefasst etwas zu verändern, dort, in dieser ungemütlichen Behausung der Maulenden Myrte, wo er Harry Potter begegnet war. Ihm war zu Beginn auch in den Sinn gekommen, gleich zum Schulleiter zu gehen und ihm von seiner Entscheidung zu berichten, ihn um Hilfe zu bitten, aber diesen Gedanken hatte er wieder verworfen.

Es war noch nicht an der Zeit.

Erst würde er noch etwas erledigen müssen.

Etwas, das ihm am Herzen lag.
 

Es gab nicht viele Menschen, die ihm wichtig waren. Seine Familie, sofern man seinen Vater und seine Tante Bella denn als so etwas bezeichnen konnte, gab ihm nicht gerade ein Gefühl von Geborgenheit. Sie waren niemals wirklich um SEIN Wohlergehen besorgt gewesen, eher um ihr eigenes…

Aber da waren diese zwei Menschen, die er nicht einfach so im Stich lassen wollte. Wenn er von einem Tag auf den anderen die Seiten wechselte, waren seine Mutter und sein Pate sofort in unmittelbarer Gefahr. Seine Mutter würde vom dunklen Lord die Strafe für Dracos abruptes Fehlverhalten erhalten, was sie sicherlich nicht überleben würde…

Und Severus wäre weiterhin durch einen unbrechbaren Schwur dazu gezwungen Dumbledore zu töten oder selbst dem Tod ins Auge zu blicken. Beides musste er versuchen zu verhindern. Aber wie?
 

Außerdem gab es noch eine andere Herausforderung, die gemeistert werden sollte. Er musste das verflixte Verschwindekabinett zerstören, und besser nicht nur das, was sich in Hogwarts befand. Wenn er auch in der Lage wäre, das Kabinett bei Borgin & Burke’s zu vernichten, wäre den Todessern die magische Möglichkeit genommen, unbemerkt nach Hogwarts zu gelangen. Doch das Problem war, dass seine Tante Bellatrix vorhatte, die Gerätschaft ins Manor zu bringen. Vielleicht konnte das aber auch von Vorteil für ihn sein. So sicher war er sich dabei noch nicht.
 

Jedenfalls waren das drei riesengroße Probleme, bei denen er bisher zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kam. Und über die vierte Angelegenheit wollte er lieber noch gar nicht nachdenken. Traurig fuhren seine Finger über sein linkes Handgelenk. Irgendwie musste er es fertigbringen, diese vermaledeite Verbindung zu dieser machthungrigen Schlange zu kappen. Ein weiteres Seufzen floss über seine Lippen. Aber im Bezug darauf hatte er noch nicht einmal annähernd eine Idee entwickelt. Am liebsten würde er vor Anspannung schreien.
 

Draco schloss die Augen und ließ in Gedanken Revue passieren, was er bereits herausgefunden hatte. Für seine Mutter würde ein Schutzzauber auf einem Armreif in Frage kommen. Allerdings müsste er diesen Zauber etwas modifizieren, damit er auch einem Fluch des dunklen Lords standhalten konnte. Er hatte dafür zwar schon die ein oder andere Idee, aber das würde vermutlich jede Menge magisches Potenzial von ihm abverlangen.
 

Was den unbrechbaren Schwur anbelangte, so war er sich da nicht wirklich im Klaren darüber, was er tun sollte. In der Bibliothek, weder im allgemein zugänglichen noch im verbotenen Abschnitt, hatte er Literatur finden können, jedenfalls nicht explizit. Vielleicht wusste er auch einfach nicht genau, wonach er suchen sollte.

Er hatte sich daran erinnert, bereits einmal etwas über diesen Schwur gelesen zu haben. Es war länger her, er glaubte es in einem Buch in der Bibliothek seines Paten gesehen zu haben, was die ganze Sache nicht einfacher machte. Denn wenn Severus selbst wusste, wie er den Fluch lösen konnte, warum tat er es dann nicht? Doch die Antwort auf diese Frage schoss Draco unerwartet schnell ins Gedächtnis. Er konnte es nicht, weil er sonst auffliegen würde. Er wäre entlarvt. Das hieß, wenn er versuchen wollte, diesen Schwur zu lösen, müsste er es auch noch so aussehen lassen, als wäre es aus Versehen passiert, als Nebeneffekt von irgendetwas anderem sozusagen. Und es blieb sowieso die Frage, ob man den Schwur überhaupt lösen konnte.
 

Ein Seufzen, das eher einem Knurren gleichkam, verließ seine Kehle. Warum hatte er sich gleich nochmal entschlossen, die Seiten zu wechseln? Ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war? Er schüttelte wirr den Kopf um seine trübsinnigen Gedanken zu vertreiben. Er hatte eine Entscheidung getroffen. So ein paar lächerliche Zauber würde er doch wohl hinbekommen! Das wäre doch gelacht! Ein zweifelnder Ausdruck legte sich auf seine Züge. Wenn er es sich selbst vielleicht einfach immer wieder sagte, würde er es irgendwann sogar selbst glauben.
 

Und dann war da noch die Sache mit dem Verschwindekabinett. Wie man es zerstörte, wusste er. Wie man es verwendete auch. Das Problem wäre nicht, zum jeweiligen Kabinett zu gelangen und es zu zerstören, sondern anschließend wieder einen Weg zurück nach Hogwarts zu finden, ohne vorher von einer Horde Todessern zu Schaschlik verarbeitet zu werden.
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er ein Poltern hinter sich hörte. Als er sich in die Richtung wandte, registrierte er auch den Ursprung des Lärms: das Griffindor-Trio. Natürlich. Wer auch sonst. Die hatten schon immer ein super Timing, um ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs zu treiben. Das Schlammblut − obwohl er sie jetzt vermutlich besser Hermine nennen sollte, schließlich hatte er nicht wirklich etwas gegen Muggelstämmige, alte Gewohnheiten waren eben nur recht schwer abzulegen − hatte soeben bei seinem Anblick alle Bücher fallen gelassen.

Er wusste ja, dass er sich in letzter Zeit etwas gehen lassen hatte, aber so schlimm, dass sein bloßer Anblick Schrecken verbreitete, konnte es nun auch wieder nicht sein. Prüfend fuhr er sich durch die gellosen Haare. Nein, alles in Ordnung, soweit er das beurteilen konnte.

Das Wiesel − oder doch besser Ron? Nein, zum Vornamen würde er sich vermutlich nicht gleich durchringen können… Weasley − ja, das ging − schoss bereits die wütende Röte ins Gesicht, wodurch er sich unlängst innerlich darauf vorbereite, gleich besonders freundlich begrüßt zu werden.
 

„Frettchen“, spie ihm der junge Zauberer auch sogleich entgegen. Ja, charmant wie eh und je. Doch er konnte nicht sagen, dass es ihn noch wütend machte. Es war nicht mehr von Belang. Er hatte derzeit wichtigere Kämpfe auszufechten. Schwerere. Dennoch, irgendwie…amüsierte es ihn. Auch, wenn man es seiner Miene nicht ansah. Vorerst hatte er beschlossen, seine Gesichtsausdrücke steinern zu halten. Sicher war sicher. Für überstürztes Handeln war nicht die richtige Zeit.
 

Er warf dem Goldjungen einen längeren Blick zu, der ihn ebenfalls musterte, und begann dann seine Bücher zu stapeln. Es hatte keinen Sinn mehr. Mit den drei Griffindors im Raum würde er sich sowieso nicht weiter konzentrieren können. Außerdem hatte er beschlossen, erstmal das Buch über den Schwur bei Severus ausfindig zu machen, und das möglichst unbemerkt. Er seufzte. Das dürfte ja spaßig werden, wo sein Pate doch immer so misstrauisch und aufmerksam war. Da musste ein Plan für den Plan für den großen Plan her, oder so ähnlich. Beäugt von drei zu Salzsäulen erstarrten Griffindors nahm er seine Materialien an sich und schritt langsam in Richtung Ausgang, seinen Mitschülern einen letzten, neutralen Blick zuwerfend. Auf dem Weg aus der Bibliothek drehte er sich nicht mehr um, konnte aber ein Augenpaar deutlich in seinem Rücken spüren. Harry. Er war versucht innezuhalten, aber er wies sich an weiterzugehen. Der Zeitpunkt Harry Potter einzuweihen, war noch nicht gekommen. Festen Schrittes verließ er den Raum, ohne Harrys Seufzen wahrzunehmen.
 

___________ ___________ ___________
 

Das war wirklich ein Kraftakt gewesen. Sein Pate war aber auch so skeptisch und vorsichtig, dass es wehtat. Im wahrsten Sinne des Wortes. Draco rieb sich die schmerzende Seite, an der ihn ein Schutzzauber gestreift hatte. Er hoffte, dass er wenigstens alle Beweise für sein Eindringen weitestgehend beseitigen konnte.

Seufzend ließ er das kleine Büchlein auf sein Bett fallen. Wenigstens hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Es wurde Zeit, genaueres darüber herauszufinden, wie unbrechbar dieser Schwur nun eigentlich war.
 

Nachdem er vorsorglich noch einen Heilzauber für seine Verwundung gesprochen hatte, setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett, zog die Vorhänge zu und sprach einen Silencio, nur zur Sicherheit. Dann öffnete er die soeben ergatterte Literatur und begann die entsprechende Seite zu suchen. Doch zu seinem Leidwesen konnte er sie nicht finden, da sie vorsorglich herausgerissen worden war. Typisch Severus.

Erneut seufzend massierte er sich die Schläfen. Wieder eine neue Hürde. Konnte denn nicht mal etwas einfach sein? In seinem Gedächtnis suchte er nach einem Spruch, den er sich erinnerte, mal irgendwo gelesen zu haben. Ein schlichter Reparo würde vermutlich zu mild sein, um diese Seite wiederherzustellen. Da musste er wohl in seine schwarzmagische Trickkiste greifen. Nachdem einige Zauber keine Wirkung gezeigt hatten, erfüllte der Te Recrea endlich die ihm zugedachte Aufgabe. Die Seite entstand von neuem, als hätte sie nie gefehlt. Schließlich war er doch noch in der Lage die gewünschten Worte zu lesen.
 

Aber was ihm die Ansammlung von Buchstaben verriet, wollte nicht wirklich seinen Gefallen finden. Sofern sein Latein noch gut genug war, stand dort, dass man einen unbrechbaren Schwur im Prinzip nicht brechen konnte. Das war verdammt noch mal zum Verrücktwerden! Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben! Wer erfindet denn bitte solche verfluchten Schwüre?
 

Ärgerlich blätterte er noch weiter in dem Büchlein herum in der Hoffnung, doch noch einen Geistesblitz zu bekommen. Als er dann schon kurz davor war, dieses unnütze Ding explodieren zu lassen, kam ihm eine kleine, handgeschriebene Randnotiz ins Blickfeld. Dort stand, dass der Schwur mit einem gewissen Fluch namens Angite reagierte und sich dadurch seine Wirkung auflöste, was für den Getroffenen im Grunde nicht mehr von Belang war, da der Zauber, soweit bekannt, stets tödlich endete, insofern nicht vorher gewisse Vorbereitungen getroffen wurden.
 

Angite… Hastig blätterte Draco durch eines der Bücher, das er sich aus der verbotenen Abteilung der Bibliothek „ausgeliehen“ hatte, und fand wenig später das Kapitel, nach dem er gesucht hatte. Angite ... Dieser Zauber war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, jetzt wusste er auch wieder warum. Dort stand er beschreiben.

Es war ein Fluch, der jemandem Kehle und Herz zudrückte, ihn tiefe Angst fühlen ließ, bis zum Tode. Das klang natürlich durchaus grausam, aber mit dem richtigen Schutzzauber endete ein Zusammentreffen mit eben Genanntem nicht lebensgefährlich.
 

In Dracos Geist manifestierten sich verschiedene Puzzleteile, die er nun zu einem Ganzen zusammenfügen konnte. Rasch erhob er sich, suchte einige Materialien aus seinem Schrank zusammen und verließ eilig sein Zimmer. Sein Weg führte ihn zum Raum der Wünsche, den er die letzten Monate viel zu oft aus falschen Gründen betreten hatte müssen. Den Kopf schüttelnd, um die schlechten Erinnerungen abzuwerfen, ging er mit geschlossenen Augen mehrfach an der kahlen Wand vorbei, bis sich die gewünschte Tür offenbarte. Dahinter lag ein Labor, wie er es selbst gern besitzen würde. Sein mitgebrachtes Hab und Gut legte er auf einem Tisch ab und begann sogleich seine geistigen Bilder in die Tat umzusetzen.
 

Nachdem er Stunden über dampfenden Kesseln zugebracht hatte, ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Vor ihm befanden sich ein glänzender Armreif und eine schlichte Taschenuhr. Zufrieden lächelnd steckte er beide Gegenstände in seine Taschen und ließ den Raum der Wünsche hinter sich.

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Draco war totmüde. Sein mitternächtlicher Arbeitseifer hatte ihn teure Stunden an Schlaf gekostet. Ausgelaugt stützte er seinen Kopf auf der Tischplatte vor sich ab. Im Hintergrund hörte er dumpf die Stimme Slughorns, die ihn daran erinnerte, dass sie soeben eine Doppelstunde Zaubertränke genießen durften. Ein Lächeln kroch über seine erschöpften Züge. In der letzten Nacht hatte er mehr komplexe Tränke produziert, als der Professor es sich je vorstellen können würde. Sein Bedarf an irgendeinem Gebräu war für heute reichlich gedeckt. Doch leider hatte er darauf nicht wirklich Einfluss.
 

Bereits im nächsten Moment rief ihr Lehrer die Gruppen für den heutigen Zauber auf. Matt erhob sich Draco und begab sich zu seinem Partner für den heutigen Tag: Hermine Granger. Natürlich. Irgendein Griffindor musste es selbstverständlich sein. Als hätte er mit etwas anderem gerechnet.

Herzhaft gähnend setzte er sich neben das Mädchen, während er musternde Blicke auf sich spürte. Es war nicht einmal nötig hinzuschauen, um ihren Ursprung auszumachen. Es waren die üblichen Verdächtigen. Der Junge, der es einfach nicht schaffte zu sterben, und die rothaarige Massenproduktion. Er sollte wirklich damit anfangen, sich seine Gehässigkeit abzugewöhnen. Aber manchmal vergaß er einfach noch, dass er ja beschlossen hatte, jetzt irgendwie auf deren Seite zu stehen.
 

Seufzend betrachtete er die Zutatenliste und ging mit einem knappen „Ich hol mal eben, was wir so brauchen…“ an Hermine Richtung Vorratskammer. Bepackt mit unterschiedlichsten Kräutern ließ er sich erneut auf den ihm zugewiesenen Platz fallen und verfasste auf Papier sein Protokoll. Dann wandte er sich wieder seiner Teampartnerin zu, die ihn ständig vorsichtig von der Seite taxierte.
 

„Wenn du schon mal den Blauwurz schneiden würdest, könnte ich mich um die Rattenschwänze kümmern.“, schlug er vor und machte sich daran, den Kessel vorzubereiten. Weiterhin ruhten zwei braune Augen auf ihm und versuchten, aus ihm schlau zu werden.

„Hast du gehört, was ich gesagt habe, Granger?“, versuchte er nochmals ihre Aufmerksamkeit auf seine Worte zu lenken.

Nach einem kurzen Zusammenzucken antwortete Hermine mit einem Nicken. Er schien sie wirklich zu verwirren. Ob Harry ihr von ihrem Gespräch erzählt hatte? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Er war sich nicht sicher…
 

Sie arbeiteten konzentriert und kamen gut voran, während die Zeit nur so vorwärts schlich. Er musste zugeben, dass die junge Hexe ein angenehmer Arbeitspartner war. Sie führte ihre Aufgaben exakt durch, wenn vielleicht auch ein bisschen zu pedantisch. Dennoch, so schnell war er selten mit einem anderen Mitschüler vorangekommen. Letzte Nacht hätte er ihre Hilfe wirklich gebrauchen können, dann wäre er jetzt voraussichtlich auch nicht so unendlich müde.
 

Solange sie den Trank köcheln lassen mussten, lauschte Draco unauffällig den Gesprächen seiner Mitschüler. Er konnte Rons misstrauisches Gemurmel nicht genau verstehen, aber das Thema, über das er mit Harry sprach, war nicht wirklich schwer zu erraten. Es ging mit Sicherheit um seine Wenigkeit.

Als nächstes widmete er Neville und irgendeinem anderen Typen seine Aufmerksamkeit, die wesentlich deutlicher sprachen als die zwei Experten hinter ihm. Nach dem aktuellen Stand ging es anscheinend um Schmuck. Langweilig. Desinteressiert hörte er ihnen weiterhin mit einem Ohr zu, während er leicht vor sich hin döste. Schmuck war nun wirklich nicht sein Themengebiet.
 

Doch mit einem Schlag war er hellwach und saß kerzengerade. Warum war er darauf denn nicht schon vorher gekommen? Brauchte es da wirklich erst zwei Trottel, die sich über Schmuck unterhielten, damit ihm ein Licht aufging?

Rasch kritzelte er sich auf ein Blatt Papier, was ihm im Moment durch den Kopf schoss. Diese Idee war einfach zu genial, als dass er sich gestatten würde sie wieder zu vergessen, nur um seine Contenance zu wahren. Im Augenblick spürte er nämlich nicht nur die vertrauten Blicke auf sich ruhen, sondern besaß die Aufmerksamkeit des gesamten Klassenraumes. Und das Beste daran war: es war ihm völlig egal. Dennoch rief er sich im Anschluss dann doch zur Ruhe. Zuviel Interesse an seiner Person konnte er momentan nicht wirklich gebrauchen.
 

Als er sich halbwegs gefangen hatte, tat er einfach so, als wäre nichts passiert. Nur schien der Rest des Raumes sich ihm nicht anschließen zu wollen.

Vorsichtig füllte er ihren nun fertigen Trank ab, ließ ihn von einer völlig verblüfften Hermine absegnen und brachte ihn zum Lehrerpult. Sich der Blicke sehr wohl bewusst, packte er anschließend seine Sachen und machte sich auf in Richtung Tür. Bevor ihn noch irgendjemand aufhalten konnte, ertönte auch schon der Gong, der das Ende der Stunde verkündete.
 

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Im war bewusst, dass das, was er sich da zurechtgelegt hatte, ziemlich riskant war. Es würde nur klappen, wenn jeder einzelne Schritt funktionierte. Skeptisch gegenüber seinen eigenen Plänen fuhr er sich durch die Haare.
 

Er hatte einen schützenden Armreifen für seine Mutter. Den unbrechbaren Schwur konnte er brechen. Ihm war durch das belanglose Gespräch über Schmuck ein Weg eingefallen, sich nach der Zerstörung des Verschwindekabinettes zu retten. Und nachdem er sich all diese Puzzleteile zusammengesetzt hatte, fiel ihm tatsächlich auch eine Möglichkeit ein, die Verbindung zum dunklen Lord, die durch dieses verhasste Mal auf seinem Arm bestand, zu lösen. Aber nur, wenn wirklich alles klappte. Wirklich alles…
 

¬Seufzend erhob er sich. Es hatte keinen Sinn, sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Er hatte bereits alle Vorkehrungen getroffen. Es war an der Zeit zu handeln. Er tastete noch einmal seine Taschen ab, nur um sicher zu gehen, und umfasste fest seinen Zauberstab. Dann machte er sich auf den Weg zum Astronomieturm.

Als er die große Halle passierte, sah er sich plötzlich Harry Potter gegenüber. Irgendwie schien dieser immer dann aufzutauchen, wenn Draco mit sich haderte. Er durfte sich jetzt nicht hinreißen lassen. Die Angst vor dem, was er da vorhatte, schnürte ihm die Kehle zu, trotzdem war der Zeitpunkt noch nicht gekommen, um Hilfe zu bitten. Diese Aufgabe musste er allein meistern. Und wenn er es nicht schaffte, dann…dann…
 

In den Augen Harrys sah er ebenfalls Angst…und Entschlossenheit, Mut, Ernsthaftigkeit. Vermutlich war er nicht der einzige, der heute etwas wagen würde. Ach, verdammt. Seufzend wandte er sich ab und erklomm die vor ihm liegenden Stufen. Dem Blick des anderen konnte er im Moment einfach nicht lange standhalten…

Er hätte vielleicht einen Brief schreiben sollen oder so. Falls er es nicht schaffte. Aber würde das irgendetwas ändern? Wenn er es nicht schaffte, dann war er eben nicht stark genug gewesen. Würde er es da verdienen, dass man ihn dennoch anerkannte? Er hatte viele Fehler begangen. Eigentlich hatte er nur Fehler begangen. Jetzt musste er erst einmal beweisen, dass auch er ein wenig Respekt verdiente. Er musste es beweisen, nicht nur Harry Potter und allen anderen, sondern vor allem sich selbst.
 

Als er die letzten Stufen überwunden hatte, warf er einen Blick auf die Ländereien von Hogwarts, während er ein unscheinbares Fenster öffnete. Er zog ein Amulett aus seiner Tasche und legte es behutsam auf die schmale Fensterbank. Tief durchatmend bettete er seine Hand auf das filigrane Schmuckstück und schloss die Augen. Es war Zeit. Und mit dem nächsten Wimpernschlag war er verschwunden.
 

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Anmerkung:

Te Recrea ist lateinisch und heißt soviel wie "Stelle dich wieder her!"

Angite (ebenfalls lat.^^) heißt in etwa "Schnürt die Kehle zu!" oder "Ängstigt (das Herz)!"

Konfrontation

So, jetzt gehts endlich weiter^^
 

Ich wünsch euch viel Spaß und hoffe, es gefällt euch.
 

*kakaoausteil* *schokoladehinstell*
 

Und: immer noch nix mir, außer der Idee;)

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Angespannt hielt er die Luft an, während sich seine Augen langsam öffneten. Nachdem er sich aufmerksam seine Umgebung angesehen hatte, atmete er erleichtert durch. Bis hierher war alles gut gegangen. Um sich herum erkannte er das gewünschte Ziel: sein Zimmer im Manor.

Er war also ohne Komplikationen angekommen. Ein erleichtertes Seufzen glitt über seine vor Aufregung ganz trockenen Lippen.

Zwar war seine Landung hier etwas unsanft gewesen, aber damit hatte er bereits gerechnet. Vorsichtig rieb er sich über die angestoßene Stelle an seinem Hinterkopf, während er ein grün schimmerndes Amulett vom Boden aufhob und sich selbst ebenfalls in eine senkrechte Position brachte.

Sanft fuhr er mit den Fingern über den glatten Edelstein, der in schlichtes Silber eingefasst war. Es schien das Ebenbild des Schmuckstücks zu sein, das er im Astronomieturm abgelegt hatte, aber dennoch nicht das gleiche.

Ein Lächeln legte sich auf seine Züge. Die beiden Zwillingsjuwelen waren ein Geschenk gewesen. Von dem einzigen echten Freund, den er je hatte. Von einem Menschen, dem er wirklich vollends vertraut, dem er alles erzählt hatte. Und diese Person war ausgerechnet sein Kindermädchen gewesen…
 

Ein Schatten an Trauer überlagerte die schönen Erinnerungen. Sie war während seiner Kindheit immer für ihn da gewesen. Seine engste Bezugsperson. Seine Familie. Doch eines Tages war sie einfach nicht mehr wiedergekommen. Sie hatte ihn allein gelassen. Ohne ein Wort des Abschieds. Seine Mutter hatte ihm gesagt, er wäre nun alt genug und bräuchte keine Nanny mehr. Aber niemand hatte ihn gefragt, was er denn brauchte…

Als er sich weinend in sein Zimmer zurückgezogen hatte, erwarteten ihn dort auf seinem Bett ein Brief und ein Päckchen, mit zwei identischen Amuletten. Er erinnerte sich noch genau an den Inhalt des Schreibens. An die Worte, die sie ihm hinterlassen hatte. Die bei ihm das Gefühl ausgelöst hatten, sie wäre in seiner Nähe, wobei sie dennoch so unerreichbar weit entfernt blieb. Diese so bedeutungsvollen Worte…

Dass sie ihn liebe wie einen Sohn.

Dass er immer an sich glauben solle.

Das er ein guter Mensch sei und ein großes Herz habe…
 

Und das Amulett…

Vor seinem geistigen Auge sah er die Zeilen des Briefes, wie in sein Unterbewusstsein eingemeißelt: “Draco, wenn du irgendwann jemandem begegnen solltest, bei dem du das Gefühl hast, angekommen zu sein, bei dem du dich stark fühlst, sicher, den du beschützen, den du nicht verlieren willst, dem du vertraust, dann hast du denjenigen gefunden, dem die andere Hälfte des Edelsteins gehört. Die zwei Teile eines Ganzen werden euch verbinden, ihr werdet euch immer wiederfinden. Egal wie groß die Distanz ist, das Amulett wird sie überwinden. Ich weiß, dir ist jetzt nicht klar, wen ich damit meinen könnte, aber glaube mir, wenn es soweit ist, wirst du es wissen.“
 

Ein Seufzen rann über Dracos Lippen. Er hatte bisher die Bedeutung dieser Worte noch nicht erfahren, nicht einmal wirklich begriffen. Vielleicht würde er das auch nie. Er wusste nicht, ob es dort draußen jemanden gab, der in ihm solche Gefühle hervorrufen konnte. Er war sich auch nicht so wirklich sicher, ob er das überhaupt wollte. Verdiente er das denn? Er hatte soviel falsch gemacht. Außerdem wusste er selbst nicht, wer er eigentlich war, wer er sein wollte, wer er sein könnte. Im Prinzip wusste er noch nicht einmal etwas über Freundschaft… Irgendwie war er anscheinend nicht der Typ dafür. Er konnte nicht behaupten, seit dem Verschwinden seiner Nanny jemals wieder damit in Berührung gekommen zu sein…

Seine Grübeleien versanken im Chaos seiner Gefühle. Bei diesen Gedankengängen geriet er stets in eine Sackgasse. Das einzige Ergebnis zeigte sich ihm in Form von Kopfschmerzen. Erschöpft rieb er sich die Schläfen. Es war und blieb ein Buch mit sieben Siegeln…
 

Aber die Funktion des Schmuckstücks hatte sich ihm auch darüber hinaus erschlossen. Man konnte zwischen den Amuletten reisen. Das würde sein Weg hinaus sein, hinaus aus dem Manor, zurück nach Hogwarts. Dummerweise hatte er es an der Unterseite seines Schreibtisches versteckt, was jetzt im Nachhinein wahrscheinlich nicht eine seiner besten Ideen gewesen war. Das Gesicht verziehend rieb er sich erneut über die Stelle, an der sein Schädel Bekanntschaft mit der Tischplatte gemacht hatte. Anscheinend brauchte er gar keine Todesser oder Voldemort, er konnte sich auch selbst ganz gut außer Gefecht setzten.

Ein weiterer Seufzer entglitt ihm. Über seine eigene Unfähigkeit würde er sich später immer noch den Kopf zerbrechen können, auch wenn er es dann vielleicht eher mal gedanklich und nicht mit einem Brett versuchen sollte. Jetzt musste er jedenfalls erstmal erledigen, was er sich vorgenommen hatte…
 

Mit dem Amulett um den Hals bewegte er sich möglichst leise durch sein Zimmer und sammelte all seine ihm wichtigen Habseligkeiten zusammen, schrumpfte sie und steckte sie in seine Taschen. Er schenkte diesem Raum, in dem er so viele Jahre verbracht hatte, in dem sich ein Großteil seines Lebens abgespielt hatte, einen letzten Blick und öffnete, mit einem alten Unsichtbarkeitszauber belegt, den er vor langer Zeit von seinem Paten gelernt hatte, die Tür zum Flur. Vorsichtig und beinahe lautlos, aber bis zum Zerreißen gespannt, machte er sich auf in Richtung des Zimmers, in dem sich das Verschwindekabinett befand. Das, welches in Hogwarts stand, hatte er bereits erfolgreich untauglich gemacht, wodurch er nun genau wusste, wie er vorzugehen hatte. Als er das angestrebte Gästezimmer erreicht und die Tür ins Schloss fallen lassen hatte, lehnte er sich erst einmal erschöpft an das Holz hinter sich und atmete durch. Ihm war klar gewesen, dass die Angst sein ständiger Begleiter sein würde, aber er war nervöser als vermutet. Merlin sei Dank war er niemandem auf dem Flur begegnet.
 

Fahrig fuhr er sich durch die Haare und analysierte forschend den Raum. Er murmelte ein paar Zaubersprüche, die ihm verrieten, dass sein Vater und der dunkle Lord es anscheinend nicht für nötig hielten, weitere Schutzzauber innerhalb des von Schutzzaubern umgebenen Hauses zu verwenden. Gut, das würde Draco einiges an Arbeit ersparen. Konzentriert und geübt platzierte er mehrere, vorbereitete Fläschchen im Kabinett, legte einen Stillezauber darüber und sprach schließlich klar und deutlich eine Folge verschiedener Flüche. Die Fläschchen leuchteten auf und zerbarsten, ließen Rauch aufsteigen, aber alles blieb völlig still. Der junge Zauberer atmete erleichtert durch. Das Wichtigste wäre geschafft. Beide Geräte waren zerstört. Eine große Last brach von seinen Schultern, denn selbst, wenn alles andere misslingen sollte, so hätte er trotzdem etwas vollbracht, auf das er stolz war, auf das er stolz sein konnte, ja sogar durfte. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Zügen. Er hatte das erste Mal das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben. Und überraschenderweise fühlte es sich um Vieles besser an, als er erst vermutet hatte. Der Sturm in ihm schien sich augenblicklich zu beruhigen.
 

Aber als sich plötzlich die Tür öffnete, wurde Draco völlig überrascht aus seiner Gefühlswelt gerissen und stand da wie erstarrt. Der vorher angewandte Unsichtbarkeitszauber hatte seine Wirkung verloren, da ihn die Flüche einfach zuviel Konzentration gekostet hatten. Er würde eher als geplant entdeckt werden. Angespannt biss er sich auf die Unterlippe, so stark, dass er sein eigenes Blut schmeckte. Er konnte nur hoffen, dass es nicht gleich der dunkle Lord persönlich war. Das wäre vermutlich sein Tod. Fest umklammert erhob er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die knarrende Tür, bereit zum Angriff, wenn es denn sein musste. Als er jedoch sah, wer soeben den Raum betrat, senkte sich seine Hand wie von selbst. Direkt vor ihm stand die blonde Hausherrin. Seine Mutter…
 

Verwirrt wanderte ihr Blick zwischen dem rauchenden Verschwindekabinett und ihm hin und her. Dracos Gedanken rasten. Wenn jetzt jemand an dem Zimmer vorbeiliefe, wäre seine Anwesenheit auf der Stelle bekannt. Schnellen Schrittes bewegte er sich auf seine Mutter zu und schloss geistesgegenwärtig die immer noch geöffnete Tür. Solange sie allein waren, war sein Plan noch durchführbar, wenn auch die gegebenen Umstände nicht eingeplant waren. Aber er hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass alles seinen Vorstellungen entsprechend ablaufen würde. Für eine Auseinandersetzung mit einem Todesser war sein magisches Potenzial allerdings noch nicht wieder hochgefahren. Er brauchte noch einen Moment der Ruhe. Daher war das immer noch einer der für ihn günstigeren Zwischenfälle. Außerdem konnte er seiner Mutter so persönlich sagen, welchen Weg er gewählt hatte, dass er nicht so weitermachen wollte wie bisher…
 

„Draco, was…wieso bist du hier? Was ist passiert? Wer war das?“ Sie zeigte auf das weiterhin leicht vor sich hin qualmende Kabinett. Draco fuhr sich verlegen durch die Haare. Wie sollte er ihr nur erklären, dass er sich gegen alles entschieden hatte, was die Erziehung seiner Familie ausmachte? Gegen alles, was man ihm beigebracht hatte…

„Ich…ich habe es…ich…“
 

„Du hast es unbrauchbar gemacht…“ Es war eine bloße Feststellung. Als hätte sie damit gerechnet.

Draco nickte, da er irgendwie nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Würde sie es verstehen? Würde sie seine Entscheidung akzeptieren? Was, wenn nicht? Mit einem Mal war er sich nicht mehr so sicher, ob er das Richtige tat. Ob das, was er vorhatte, möglich war. Doch seine Gedanken verflüchtigten sich, als er in die Arme seiner Mutter gezogen wurde. Sie würde ihn nicht verurteilen. Er konnte er selbst sein. Jetzt. Er spürte es. Für einen Moment schloss er die Augen und gab sich der Wärme hin. Es war ein seltenes Gefühl. Seine Mutter hatte ihn nicht oft in den Arm genommen. Er wollte die Erinnerung festhalten. Nur noch einen Moment. Dann fasste er sie sanft an den Schultern und brachte ein wenig Distanz zwischen sie, sodass sie einander in die Augen sehen konnten. Ihr Blick war weich. Dracos Züge entspannten sich automatisch.
 

„Mutter, ich…“

„Ich weiß, Draco. Du musst es nicht erklären. Es war richtig so. Aber es hätte nicht deine Aufgabe sein sollen. Es wäre an mir gewesen, das zu tun. Aber ich… ich selbst hatte einfach nicht den Mut dazu…“ Ihr Blick war bitter. Mütterlich legte sie eine Hand an die Wange ihres Sohnes und strich ihm anschließend eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Finger ergriffen sein Handgelenk und fuhren über das grausige Mal, mit dem er gezeichnet war. Eine Träne rann über ihre Haut.
 

„Ich habe das nie gewollt. Ich wollte nie, dass du einer von ihnen wirst. Du bist nicht wie sie, Draco. Du bist vielmehr…“ Ihre Lippen verließ nur ein Flüstern. Ein Schimmern erfüllte die Augen des jungen Mannes, woraufhin er für einen kurzen Moment seine Seelenspiegel schloss, bevor er wieder dem Blick seiner Mutter begegnete.

„Ich werde dir helfen.“ Ihre Stimme war fest. Sie meinte es ernst, schien entschlossen, aber erntete nur ein Kopfschütteln ihres Sohnes.
 

„Nein. Ich muss das wirklich…das muss ich allein machen. Es war meine Entscheidung. Wenn ich das nicht ohne Hilfe schaffe, dann…“ Er kniff die Lippen zusammen. Weiterhin ihrem Blick standhaltend griff er geübt in seine Tasche, holte einen dezenten Armreif hervor und reichte ihn ihr.
 

„Aber…nein, Draco…ich…“

„Wenn du etwas für mich tun willst, dann…trage den hier und…überlebe den kommenden Krieg und…rufe um Hilfe…“ Seine Stimme verlor mit jedem Wort an Festigkeit. Behutsam streifte er ihr das Schmückstück über das Handgelenk und küsste ihre Hand.
 

„Aber, Draco, du kannst doch nicht allein…“

„Mutter…“ Seine Stimme klang erschöpft.

„Was ist mit Albus Dumbledore? Geh zu ihm. Ich bekomme dich schon irgendwie aus dem Schloss, ich…“

„Mutter, bitte, wenn du mir jetzt hilfst, bist du so gut wie tot, also…“
 

Ein feines Lächeln erwärmte ihre Miene. Ein weiteres Mal strich sie ihrem Sohn leicht über die Wange.

„Es spielt keine Rolle mehr, Draco. Nichts hält mich hier. Nicht mehr. Dein Vater…er ist nicht mehr derselbe. Lange schon nicht mehr. Ich bin müde…“

Draco ergriff die Hand an seiner Wange und hielt sie fest. Er schluckte die Tränen herunter, die aufgrund der Worte seiner Mutter hervorbrechen wollten.

„Für mich spielt es eine Rolle.“ Seine Stimme war rau. „Wenn du es nicht für dich machen willst, dann tue es für mich, okay? Ich…ich habe einen Plan. Ich habe mir das hier gut überlegt, ich kenne einen Weg hinaus. Bitte.“
 

Ein leichtes Kopfschütteln seiner Mutter war alles, was er als Antwort bekam. Dracos Züge wurden hart.

„Gut, dann…werde ich eben die Todesser alarmieren und wir werden ja sehen, was dann passiert…“ Draco erhob seinen Zauberstab und setzte zum Sprechen an, wurde aber rechtzeitig von seiner Mutter am Arm gepackt.

„Das ist Erpressung, Draco. Aber ich denke, das ist dir klar…“ Der Klang ihrer Stimme war nicht in der Lage, die Resignation zu verbergen. Der blonde Jungzauberer schenkte ihr ein warmes Lächeln.

„Ja, das ist mir klar…“
 

Erneut schloss er seine Mutter in den Arm und schob sie schließlich in Richtung Tür, die er ein Stück breit öffnete. Nachdem er ein paar magische Worte gemurmelt hatte, ging er zurück bis auf die Höhe des Verschwindekabinetts, ließ den Qualm zu demonstrativen Zwecken erneut verstärkt aufrauchen und blickte seiner Mutter fest in die Augen.

„Schrei um Hilfe“, verließen die Worte flüsternd seine Lippen.

Seine Mutter schloss kapitulierend die Augen und gab im nächsten Moment einen markerschütternden Schrei von sich, gefolgt von einem „Bella, schnell, komm her…“.

Draco schenkte ihr ein letztes Lächeln bevor seine Lippen ein ‚Tut mir leid’ formten und er sie mit einem Schockzauber außer Gefecht setzte.
 

Hastig wanderte sein Blick durch den Raum und suchte nach möglichen Auswegen. Den erst eingeplanten Weg in die Bibliothek seines Vaters würde er angesichts der Situation von seiner Liste streichen müssen. Das bedeutete, er würde keinen Zauber für die Aufhebung des Mals auf seinem Arm finden…

Aber ohne Severus zu helfen, wollte er nicht verschwinden. Er atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Als die Tür schneller als erwartet aufsprang, stand er seiner Tante Bellatrix, die die Situation sofort zu erfassen schien, direkt gegenüber. Sie hatte ihm nie wirklich getraut, soweit er wusste.

„Draco, du elender Verräter…“, spie sie ihm entgegen.

Gerade noch rechtzeitig suchte er Schutz hinter einem massiven Sessel, wodurch ihn der ausgestoßene Fluch knapp verfehlte. Nur zwei Meter rechts von sich sah er die Tür, die ihn in den großen Speisesaal führen würde. Von dort war der Weg zu seinem Paten nicht weit, das spürte er.
 

Knapp hinter sich hörte er die wütenden Schreie seiner Tante, die ihm durch Mark und Bein gingen. Er hatte keine Wahl. Zwei Meter, das müsste er schaffen. Er sprengte die Tür mit einem Zauber, rannte durch seinen zur Ablenkung eingesetzten Rauchzauber und versiegelte die Tür mit einem Fluch. Dieser reagierte nun mit der vorher gesprochenen Magie und würde beide Ausgänge des Raumes verschließen. Das sollte Bellatrix einige Momente beschäftigen.

Draco machte sich eiligst auf in Richtung Tür, musste jedoch nach wenigen Schritten innehalten. Er ließ sich auf die Knie sinken und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Seite. Einer der Flüche, die seine Tante wirr durch das Zimmer geschickt hatte, musste ihn gesteift haben. Schwer atmend testete er ein paar Heilzauber, die zu Dracos Nachteil keine Besserung brachten. Er kniff erschöpft die Augen zusammen und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Irgendetwas Schwarzmagisches musste ihn tangiert haben. So konzentriert wie möglich durchforstete er sein Gedächtnis nach einer Linderung und flüsterte die entsprechenden Zauber, die ihm einfielen. Keiner konnte ihm wirklich helfen, aber ihre Kombination schien zumindest die unerträglichen Schmerzen zu lindern. Tief sog er die Luft in seine Lungen und richtete sich wieder auf. Vorerst würde es gehen, ihm blieb keine Zeit sich auszuruhen.
 

Trotzdem trugen ihn seine Füße nur wenige Schritte weiter. Keuchend stützte er sich an einem massiven Klavier ab, das im hinteren Teil des Saales vor einem Wandspiegel stand, und schloss kurz seine Augen, um den Schwindel zu vertreiben. Ein Blick auf die Wunde an seiner Seite verriet ihm, dass seine Tante wirklich keinerlei Zuneigung für ihn zu empfinden schien. Der Fluch schmerzte höllisch und breitete sich immer weiter aus. Einen kurzen Moment lang blitzte Panik in seinen Augen auf, die aber im nächsten Augenblick von Entschlossenheit vertrieben wurde.

Ihm war vorher bewusst gewesen, worauf er sich eingelassen, was er beschlossen hatte. Ein wenig Zeit blieb ihm noch, die er auch nutzen wollte. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Konzentriert machte er sich wieder auf den Weg Richtung Tür, wich aber erschrocken zurück, als sich diese plötzlich öffnete. War er solange in Gedanken versunken gewesen, dass Bellatrix sich bereits befreit hatte? Wenn ja, dann hätte er in seinem derzeitigen Zustand keinerlei Chance…
 

Tief die Luft in seine Lungen saugend, erhob er den Zauberstab. Als der Eindringling den Raum betrat und die Tür wieder hinter sich schloss, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Der Mann, nach dem er gerade noch auf der Suche gewesen war, stand nun hier unmittelbar vor ihm…
 

„Draco, was machst du hier? Was…?“ Er klang verwirrt. Sein Blick glitt durch den Raum und suchte nach einer Antwort. An Dracos Verwundung blieb er hängen. Nun weiteten sich seine Augen vor Überraschung.

„Was ist passiert? Wer war das?“ Wut und Sorge vermischten sich und brachten Draco, auch wenn die Situation irgendwie nicht passend schien, zum Lächeln.

„Sev…ich…“ Schnellen Schrittes bewegte sich sein Pate auf ihn zu, hielt aber auf Dracos Worte hin inne.
 

„Bleib, wo du bist. Bitte. Wir haben nicht viel Zeit. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären.“ Der Klang seiner Stimme war nicht sehr laut, gewann aber etwas an Festigkeit. Als er dem Blick seines Paten begegnete, registrierte er, dass er seine Aufmerksamkeit hatte. Severus schien zu spüren, dass dies nicht die rechte Zeit für Diskussionen war.

„Ich habe die Kabinette vernichtet. Beide. Ich will nicht mehr auf dieser Seite stehen…“

In den Augen seines Vertrauten sah er Erstaunen, aber auch so etwas wie Stolz aufblitzen.

„Gut.“, war alles, was Severus Snape erwiderte. Draco wollte zu einer Erklärung ansetzten, ließ es aber bleiben. Er wusste, dass es nicht nötig war. Severus verstand ihn. Er schien sogar darauf gehofft zu haben. Diese Erkenntnis erleichterte ihn mehr, als er geglaubt hätte.

„Was hast du jetzt vor? Wie ist dein Plan? Du hast doch einen Plan, oder?“
 

„Ja, habe ich… Hast du die Taschenuhr dabei, die ich dir geschenkt habe?“ Er sah seinen Paten seine Taschen abtasten und eine silberne Uhr hervorholen. Dabei wendete er seinen Blick nicht von dem jungen Malfoy ab.

„Ich nehme an, das ist kein gewöhnlicher Zeitanzeiger... Was hast du vor, Draco?“

„Ich werde den unbrechbaren Schwur brechen…“ Er spürte, wie der sonst so gefasste Zaubertränkelehrer erschrak.

„Ja, ich weiß, ihr dachtet, ich hätte es nicht mitbekommen, aber weißt du, ich bin keine Sieben mehr. Ich bekomme mehr mit, als man mir zutraut…“

Severus Blick wurde weich, weicher als jemals zuvor.
 

„Da hast du wohl recht. Du bist mehr, als man dir zutraut. Manchmal vergesse ich, dass auch du nur eine Maske trägst…

Also, sie werden gleich hier sein, was machen wir jetzt? Was hast du vor?“

Die Worte seines Paten ließen Wärme in ihm aufsteigen. So musste es sich anfühlen, wenn ein Vater seinem Sohn vertraute. Jedenfalls stellte er es sich so vor. Einen kurzen Moment hielt er das Gefühl fest, bevor er seine Gedanken für das, was bevorstand, ordnete. Dann wandte er sich an seinen Paten.

„Steck die Uhr wieder ein. Pass auf, dass du sie nicht verlierst. Wenn die Todesser den Raum stürmen, werde ich dir einen Fluch schicken. Du musst dich von ihm treffen lassen. Er wird, wie ich hoffe, den Schwur brechen und dich verletzten, aber nicht tödlich enden.“

Bevor er weiter sprach, holte er tief Luft.

„Damit es glaubwürdig ist, musst du mir auch einen Fluch schicken und mich am besten auch treffen, sonst werden sie dich verdächtigen.“
 

„Aber, Draco…“ Der junge Zauberer unterbrach ihn mit fester Stimme.

„Wir machen es so, oder ich ergebe mich, damit du nicht auffliegst.“

Severus Blick war bitter. Es erinnerte Draco an seine Mutter. Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen. Diese Zwei, seine Mutter, sein Pate, waren seine Familie. Niemand sonst in diesem Haus.

„Das ist Erpressung, Draco…“ Ein seltenes Lächeln, er würde es beinahe ein Schmunzeln nennen, wenn es nicht so absurd in Bezug auf Severus Snape klingen würde, zeigte sich an den Mundwinkeln seines Paten.

„Wie ich sehe, hast du dazugelernt…

Nun gut, wir machen es so. Aber wie willst du hier herauskommen? Hast du das bedacht?“
 

Ein Nicken war das Letzte, was Draco ihm schenkte, bevor er mehrere Flüche durch den Raum schickte, die überall in der Nähe seines Paten Spuren eines Kampfes hinterließen. Auch dieser stieg nun in dieses lebensbedrohliche Spiel mit ein und tat es dem jungen Zauberer gleich. Sie hinterließen ein Feld der Verwüstung, das jeden überzeugen sollte, dass hier kein vertrautes Gespräch stattgefunden hatte, sondern ein Kampf auf Leben und Tod.

Als die Türen zerbarsten, machten sie sich bereit für ein verabredetes Spektakel mit ungewissem Ausgang. Todesser stürmten den Raum, allen voran Bellatrix und sogar Voldemort persönlich, die versuchten, das Geschehen zu überblicken, ohne sich vorerst einzumischen. Seine Tante hatte zwar bereits zornig den Zauberstab erhoben, wurde aber vom dunklen Lord zurückgehalten, der amüsiert die Szenerie beobachtete. Vermutlich wollte er nun die Loyalität seines langjährigen Anhängers genauer beobachten.
 

Zur gleichen Zeit, als Severus Snape seinem Patenkind einen Fluch schickte, warf auch Draco ihm einen „Angite“ entgegen. Beide Zauber trafen schnell und ohne den Verdacht zu erwecken, nicht ernst gemeint zu sein, ihr Ziel und warfen die Getroffenen weit zurück. Draco wurde gegen den Spiegel geschleudert und kam hinter dem Klavier zum Liegen, während sein Pate an die Wand prallte und bewusstlos zu Boden glitt.
 

Dracos Atem ging schwer. Der Fluch hatte ihn umgehauen. Er wusste, dass ein glaubhafter Zauber wichtig gewesen war, aber die damit verbundenen Schmerzen ließen seinen Verstand für kurze Zeit Sterne sehen. Als er wieder halbwegs bei Bewusstsein war, trafen wütende Stimmen seinen Rücken. Eine davon war die seines Vaters, die andere gehörte seiner Tante Bellatrix. Keuchend versuchte er, sich etwas aufzusetzen, und blinzelte ein paar Mal, um den Schleier vor seinen Augen zu vertreiben. Er hatte Glück gehabt. Der Schwall des Zaubers hatte ihm zwar die unterschiedlichsten Schmerzen quer durch seinen Körper geschickt, ihn aber auch hinter das Klavier befördert, was eine halbwegs geschützte Position war. Jedenfalls in Anbetracht der Situation.

In den um sich herum verteilten Splittern des Spiegels sah er die Horde Todesser hinter sich. Und auch einen am Boden liegenden Snape. Aber sein Brustkorb hob und senkte sich schwach. Draco atmete erleichtert aus, zuckte aber zusammen, als ein hasserfülltes Lachen an seine Ohren drang. Angespannt umklammerte er seinen Zauberstab.
 

„Lucius, wie von dir erwartet, hast du einen Verräter hervorgebracht, du wirst gebührend dafür bestraft werden… Aber erst…“ Die Stimme des dunklen Lords war kalt und hassgetränkt, gepaart mit einem verächtlichen Amüsement. Die Situation schien ihn in gewissem Maße zu erheitern. Draco biss sich hart auf die Unterlippe, um vor unterdrückter Wut nichts Unüberlegtes zu machen. Er hoffte, dass Voldemort noch einen Moment länger seinen Hass lediglich in Worten ausdrücken würde, da er ein paar weitere Minuten brauchen würde, bis er soweit erholt war, dass er den Zauber des Amuletts bedenkenlos verwenden konnte. Anscheinend wollte ihm der dunkle Lord diesen Gefallen auch tun.
 

„Draco, Draco, Draco… Ich muss zugeben, es war mutig von dir, hier allein aufzutauchen, aber auch so unendlich dumm…“ Ein kaltes Lachen verließ seine Kehle.

„Was glaubst du denn, was du bewirken könntest? Du bist ein Nichts. Und es gibt keinen Weg hinaus aus diesem Schloss. Du wirst es nicht einmal mehr aus diesem Zimmer schaffen, das verspreche ich dir…“ Draco konnte das kalte Lächeln förmlich spüren.
 

„Aber my Lord, der verfluchte Bengel hat das Kabinett zerstört. Es ist unbrauchbar…“ Das Zischen seiner Tante war hassdurchdrängt und er konnte nahezu das Knistern in der Luft fühlen, als die Erkenntnis Voldemort erreichte. Es war höchste Zeit für Draco, von hier zu verschwinden.

„Du…duuuuuu…“, war alles, was der dunkle Lord ihm noch wütend entgegenschickte, bevor er begann, mit Flüchen um sich zu werfen.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, dich tot zu sehen.“, schrie er durch den Raum.
 

Die Flüche flogen durch den gesamten Saal, prallten an den Wänden ab und ließen auch das Klavier in seinem Rücken mehrfach beben. Er musste hier weg. Draco griff nach seinem Amulett und versuchte, die Stimmen um sich herum auszublenden, damit er sich besser konzentrieren konnte. All seine Kräfte sammelnd, dachte er an den Ort, an den er wollte. Er öffnete seine Augen wieder und atmete tief durch. Lautlos begann er den erforderlichen Zauber zu sprechen. Aber kurz, bevor dieser seine Wirkung entfaltete, prallte ein Fluch von einem Spiegelsplitter ab und raste frontal auf Draco zu. Als die Magie seine Brust traf, erkannte er den Zauber und weitete vor Schreck die Augen. Der Todesfluch…

Dann zog ihn das Amulett in einen Sog und ließ eine verwirrte Horde Todesser im Manor zurück…
 

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Angestrengt atmend fiel Draco hart auf den Boden des Astronomieturms. Der Todesfluch…

Ihn hatte ein Avada Kedavra getroffen, aber er war noch am Leben, wenn er sich im Moment auch nicht wirklich lebendig fühlte. Tastend fuhr er über seinen Arm und erspürte einen Reif, der dem, den er seiner Mutter geschenkt hatte, ähnelte. Es schien zu funktionieren. Das war gut. Er war sich nicht sicher gewesen…
 

„Ma…Malfoy?“, erreichte eine ihm nur allzu bekannte Stimme sein Gehör.

Gequält und immer noch heftig atmend öffnete er die Augen und erblickte einen völlig verwirrten Harry Potter in Begleitung eines zumindest ansatzweise überraschten Schuldirektors. Dass er das noch erleben durfte, den sonst so allwissenden Professor verblüfft zu sehen, ließ ihn lächeln, auch wenn es in Anbetracht seiner körperlichen Verfassung etwas schief wirkte. Der Schmerz war kaum noch zu ertragen.

„Was…?“ Harry schien nicht in der Lage zu sein, die richtigen Worte zu finden. Draco konnte es ihm nicht verdenken, dies hier war schließlich keine wirklich alltägliche Situation. Komischerweise lagen gerade ihm die passend erscheinenden Worte auf der Zunge, wo er doch sonst nicht gerade für seine Eloquenz bekannt war. Er blinzelte einige Male, um seine Sicht etwas zu klären, und suchte dann den Blick des anderen Jungen.
 

„Hey, Harry…frag noch mal…“
 

Es war nur ein Flüstern, das über Dracos Lippen glitt, aber der Goldjunge hatte ihn sehr wohl verstanden. Seine Augen weiteten sich.
 

„Mal…Draco…“ Seine Stimme klang rau.
 

Doch bevor Harry auch nur noch zu einem weiteren Wort ansetzten konnte, weiteten sich Dracos Augen und die Schwärze des dunklen Mals verschlang seinen Träger…

Erwachen

So meine allerliebsten Leser,

endlich geht es weiter. Ich weiß, es hat lange gedauert, aber ich hoffe, dass euch dieses Kapitel für die Wartezeit entschädigt. Es ist auch etwas länger geworden^^.

Über eure Meinung würde ich mich natürlich wie immer freuen.

Meinen lieben Kommischreibern möchte ich mich an dieser Stelle auch noch mal ganz herzlich bedanken, ihr seid super.;)

Ein Extradank geht natürlich an meine geliebte Sid_Vicious^^
 

Also dann, viel Spaß beim Lesen.
 

*kaffeeeinschenk* *kuchenanschneid*
 

greetz, bumble^^
 

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Um ihn herum war es dunkel und kalt, verflucht kalt. Überall. Aber am kältesten war es in seinem Inneren. Die Kälte war so einnehmend, dass sein Herz zu erfrieren drohte. Er hörte unheimliche Schritte, die vom Boden widerhallten, Schritte, die immer näher kamen, Schritte, denen er nicht zu entkommen vermochte. Trotz der Dunkelheit konnte er seinen hastigen Atem dampfen sehen. Er hatte Angst. Angst, die durch seine Glieder rauschte, sein Blut zum wallen brachte, sein Herz derartig schnell schlagen ließ, dass es sich so anfühlte, als wolle es seinen Brustkorb zerbersten. Und dann begann er zu rennen, so schnell er konnte. Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Er schien sich dabei jedoch nicht einen Schritt zu bewegen.
 

Trotz der Kälte spürte er den Schweiß, der von seiner Stirn perlte, seinen Rücken hinunterlief. Die Schritte im Hintergrund wurden lauter, deutlicher. Er versuchte verzweifelt, von der Stelle zu kommen, seine auferlegte Starre abzulegen. Er war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Schritte wurden immer schneller, donnernder, gefährlicher. Sie brachten seinen Atem zum Rennen, sein Herz zum Rasen, seinen Kopf zum Dröhnen.

Er wollte schreien, sich von seiner Angst und Anspannung lösen. Die Schritte näherten sich mit jeder Sekunde. Er konnte sie spüren. Die Schwärze drohte ihn zu ergreifen, ihn in sich aufzusaugen. Doch es war nicht die Dunkelheit um ihn herum, die ihn auffraß, sondern eine innerliche Flut an Schatten, die nach ihm griffen, ihn erstickten. Ein hohles, hasserfülltes Lachen drang an sein Ohr. Das war es. Das Ende. Er wusste es. Er fühlte es. Und er war bereit…
 

Plötzlich trat absolute Stille ein. Jedes Geräusch war verebbt. Er nahm nur noch die Aura eines Körpers direkt hinter sich wahr, die er nicht zuzuordnen vermochte. Er schloss seine Augen, auf alles vorbereitet. Etwas streifte leicht seinen Rücken, entfachte einen Schauer. Es fuhr langsam herauf zu seiner Schulter und es schien ihm, als würde eine Hand sanften Druck ausüben. Und dann wich alle Angst aus seinem Körper, als wäre sie nie da gewesen. In ihm breitete sich eine Wärme aus, die jegliche Spannung löste. Die Dunkelheit wich einem feinen Licht, das sich still ausbreitete und ihn zu erfüllen begann. Es war, als würden starke, kräftige Arme ihn umschlingen, ihm Halt geben.
 

Langsam spürte er, wie sich liebevolle Lippen seinem Ohr näherten. Eine dunkle, ihm bekannte Stimme hauchte ein paar undeutliche Worte. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, ihren Inhalt zu verstehen, schaffte es aber nicht. Als er sich herumdrehte, blickte er in die wundervollsten Augen, die er je gesehen hatte. Doch im nächsten Moment stellte er mit Entsetzen fest, dass sie sich voller Angst weiteten. Die Dunkelheit kehrte zurück, einnehmender als zuvor, und er spürte, wie der warme Körper langsam aus seinen Händen glitt und sich in Luft aufzulösen begann. „Hilf mir!“, war das Letzte, was sein Ohr vernahm…
 

Keuchend riss Draco die Augen auf und schoss in die Höhe, wobei ihn durch die abrupte Bewegung sofort Schwindel ergriff. Ohne einen Gedanken fassen zu können, schloss er angestrengt wieder seine Seelenspiegel und fuhr sich über die schweißnasse Stirn. Einige Momente rief er sich zur Ruhe, bis er erneut versuchte, seine Augen zu öffnen. Nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, wurde das Schwindelgefühl schwächer, nur leicht dröhnende Kopfschmerzen blieben zurück. Immer noch heftig atmend, bemühte er sich, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren.
 

Das Erste, was Draco feststellte, war die Stille um ihn herum. Nur seine eigene Atmung drang an seine Ohren. Doch gleich als Nächstes spürte er neben seinen Kopfschmerzen den Schmerz, der sich quer durch seinen ganzen Körper zog. Was bei Slytherin war denn nur passiert? Angestrengt versuchte er, sich umzusehen, musste aber aufgrund des stechenden Lichtes einige Male blinzeln, bevor er ein klares Bild wahrnehmen konnte. Erst sah er nur durchdringendes Weiß, weiße Schemen, weiße Wände. Doch nachdem er sich etwas im Raum umgesehen und orientiert hatte, schaffte er es, die schneeweißen Wände als das vertraute Krankenzimmer in Hogwarts zu identifizieren. Er war in Hogwarts. Hogwarts…

Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, zog eine leichte Bewegung direkt neben ihm seine volle Aufmerksamkeit auf sich. Denn dort, unmittelbar an seiner Seite, saß Harry Potter und schlief seelenruhig. Harry Potter…

Und mit einem Mal fiel Draco alles wieder ein. Ihre Begegnung im Reich der Maulenden Myrte. Der Entschluss, den er gefasst hatte. Seine nächtliche Zaubertrankherstellung. Sein letzter Aufenthalt im Manor. Der Todesfluch…
 

Vor Schreck weiteten sich seine Augen. Der Todesfluch Voldemorts hatte ihn getroffen! Er hob seinen linken Arm, was mehr schmerzte, als er erwartet hätte, und betrachtete, nachdem er den darüberliegenden Verband abgewickelt hatte, dieses vermaledeite Mal. Es war noch da. Aber er auch. Wieso? Wieso war er noch da? Eigentlich müsste er ziemlich tot sein. Ziemlich sehr tot. So tot, wie man nur sein konnte. Selbst mit den Zaubern, die er als Vorkehrung getroffen hatte, dürfte er die ungeheure Wucht des Fluches eigentlich nicht überlebt haben.

Leicht fuhren seine Finger über die Umrisse. Irgendetwas stimmte nicht. Es schien ihm, als würde etwas fehlen, doch er konnte nicht genau sagen, was es war. Er schloss seine Augen und probierte, sich zu konzentrieren. Doch er spürte…nichts. Die Energie, die das Zeichen stets umgeben hatte, fehlte. Doch so sehr er es auch versuchte, er konnte sie nicht finden. Noch eine Weile starrte er nachdenklich auf seinen Arm, ließ ihn schließlich aber sinken. Im Moment war er einfach zu müde und erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen. Vorerst schien er ja in Sicherheit zu sein, das musste reichen. Dass er diese ganze Geschichte soweit überlebt hatte, erschien ihm ohnehin wie ein Wunder. Und dann waren da vor seinem inneren Auge noch die Bilder dieses Traumes. Eines Traumes, der ihm so real vorgekommen war, den er noch in seinen Gliedern spüren konnte, den er nicht zum ersten Mal gehabt hatte…
 

Sein Blick glitt zurück zu dem schlafenden Jungen zu seiner Rechten. Harry Potter hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die auf dem Rand von Dracos Krankenbett lagen. Wie immer stand das schwarze Haar wirr in alle Richtungen ab und seine Brille lag schief auf dem Nasenrücken. Unter den geschlossenen Augen bemerkte Draco dunkle Ringe, doch sonst zeigte nichts in Harry Potters Gesicht, welche Bürde er zu tragen hatte. Bis auf die Narbe auf seiner Stirn natürlich. Diese blitzförmige Narbe, die ihn kennzeichnete, ihm keine Wahl ließ, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Sie hatte festgesetzt, wer Harry Potter war, als wer und wie er gesehen wurde.
 

Dracos Hand fuhr unbewusst über sein Mal. Auch er hatte eine Narbe. Doch es war keine Narbe, die man sehen konnte, kein eingebranntes Zeichen auf seiner Haut. Sie lag auf seiner Seele. Und mit jedem abwertenden Blick, jedem missbilligenden Wort, jedem Schlag seines Vaters war sie gewachsen. Und mit dem Gefühl, nie genügen zu können. Mit der Angst vor dem dunklen Lord, der seine Erziehung, seine Entwicklung und schließlich sein Leben bestimmt hatte. Mit der Erkenntnis, dass sein Dasein enden würde, bevor es überhaupt angefangen hatte.

In seinem Inneren war stets dieser Schmerz gewesen, der sich langsam ausgebreitet hatte, von dem er nicht wusste, wie er ihn aufhalten sollte, aber sehr wohl, dass er ihm eines Tages erliegen würde. Und diesen Umstand hatte er akzeptiert. Denn er hatte aufgegeben. Er war der Meinung gewesen, es gäbe für ihn nichts mehr zu verlieren. Er war taub geworden, für sich und für alles, was von Außen auf ihn einströmte. Er war bereit gewesen, sich seinem Schicksal zu fügen.
 

Und dann, noch in derselben Nacht, in der er seinen Zweifeln erlag, hatte er zum ersten Mal diesen Traum. Seitdem wiederholten sich die Bilder jede Nacht, immer wenn er einschlief, stets auf die gleiche Art und Weise. Nie änderte sich auch nur ein Detail. Und fortwährend sah er diese lebendigen Augen, die ihn um Hilfe baten. Er konnte nicht sagen wieso, aber diese Seelenspiegel hatten ihn aus seiner Lethargie gerissen, ihn erkennen lassen, dass es nie zu spät war, das zu tun, was man für richtig hielt. Dass es ihn auch stark machen konnte, nicht mehr viel zu verlieren zu haben, da er im Grunde nur gewinnen konnte. Und auch, wenn er auf viele Dinge keinen Einfluss zu nehmen vermochte, so würde er, wenn es denn sein Ende sein sollte, vielleicht wenigstens ein Stück von sich selbst wiederfinden können. Mit dieser Erkenntnis begann der Schmerz auf seiner Seele abzuebben.
 

Und irgendwie war auch Harry Potter dafür verantwortlich. Erst als sie sich getroffen hatten, dort, zwischen den Kacheln der Mädchentoilette im 2. Stock, hatte er beschlossen zu handeln. Er wusste nicht genau, woran es lag, doch aus irgendeinem Grund hatte Harry Potter Einfluss auf ihn. Und wenn er näher darüber nachdachte, dann war es eigentlich von Anfang an so gewesen. Dabei waren sie doch so verschieden. Doch stimmte das wirklich? Oder war es vielleicht gerade das, was sie auf unergründliche Weise miteinander verband?

Ein Seufzen glitt über Dracos Lippen. Es brachte ja doch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Seine Gedanken bewegten sich lediglich in einer Dauerschleife, die zu keinem klaren Ergebnis führte. Und die verdammten Kopfschmerzen waren auch nicht gerade eine Hilfe.
 

Fahrig wollte er sich durch die Haare streichen, traf aber nur eine Lage Stoff. Er tastete vorsichtig das Material ab und versuchte, sich zu erinnern, wann er sich denn eine Kopfwunde zugezogen hatte. Im nächsten Moment durchfuhr ihn ein markerschütternder Schmerz, durch den er ein Keuchen nicht unterdrücken konnte. Er hatte die verwundete Stelle also gefunden, wusste allerdings immer noch nicht genau, wie das passiert war. Irgendein Fluch musste ihn im Manor am Kopf getroffen haben. Und nach dem Schmerz zu urteilen, war er wohl schwarzmagisch gewesen. Draco stöhnte gequält auf, als er erneut über die verletzte Stelle fuhr.
 

Doch im nächsten Augenblick zog eine Bewegung zu seiner Rechten alle Aufmerksamkeit auf sich, wodurch er seine Wunden kurzzeitig vergaß. Harry Potter regte sich und schien soeben zu erwachen. Draco saß plötzlich stocksteif da und blickte einfach nur den Jungen neben sich an, der langsam die Augen öffnete. Für kurze Zeit wirkte es so, als wüsste er nicht genau, wo er war. Dann trafen sich ihre Blicke.

Da waren sie also, sie beide, Harry Potter und Draco Malfoy, und sahen einander schweigend an. Eine Weile schien die Zeit stillzustehen, bis Harry sich räusperte.

„...Malfoy…“, erreichte sein Name leise und nicht recht deutbar Dracos Ohr.

„…Potter…“, floss es in alter Manier, versucht kalt, wenn auch nicht so nachdrücklich wie gewohnt, über seine Lippen. Er bemühte sich, in den Augen seines Gegenübers zu lesen, was dieser dachte, schaffte es aber nicht. Eine leicht nagende Angst vor dem, was wohl als Nächstes passieren würde, ergriff ihn, während er mit erprobt ausdrucksloser Miene dem Blick des anderen standhielt. Doch kurz darauf löste sich seine innere Anspannung, als er das leichte Lächeln auf Harrys Lippen wahrnahm.
 

„Draco…“

Als er seinen Namen aus dem Mund des anderen hörte, erwiderte er, weniger offensichtlich, aber für Harry dennoch spürbar, das Lächeln und brachte ebenfalls den noch ungewohnten Namen des anderen über seine Lippen.

„Harry…“

Es war nur ein Wort, nichts weiter, nichts Besonderes. Nur ein Wort. Doch es erzeugte in den Augen seines Besitzers ein seichtes Funkeln und auf seinen Zügen ein deutliches Grinsen. Harry schien erleichtert zu sein. Immer noch blickten sie einander in die Augen. In diesem Moment wusste Draco, dass sich eindeutig etwas verändert hatte.
 

Ihm blieb allerdings keine Zeit mehr, näher darüber nachzudenken, denn im nächsten Augenblick öffnete sich auch schon die Tür zum Krankenzimmer, durch die der Schulleiter Hogwarts’ den Raum betrat. Wie immer lag ein unergründliches Schmunzeln auf seinen Lippen. Was er wohl dachte? Draco konnte sich keinen Reim darauf machen.

„Wie ich sehe, Mister Malfoy, sind sie wieder erwacht. Wie fühlen sie sich?“

Wie gewohnt konnte Draco am Klang seiner Stimme und an seinem Gesichtsausdruck nicht im Geringsten ausmachen, wie viel der weißbärtige Zauberer im Grunde wusste beziehungsweise nicht wusste. Allein schon die Tatsache, dass Dumbledore nur kurz nach seinem Erwachen bereits im Raum stand, irritierte ihn. Ob er die Allwissenheit dieses Mannes bewunderte oder verabscheute, da war er sich nie so richtig sicher gewesen. Wahrscheinlich etwas von beidem. Er mochte es einfach nicht besonders, im Ungewissen zu sein. Er überblickte aber sehr wohl, dass er auf die Hilfe dieses Mannes angewiesen war. Das war ihm bereits klar gewesen, als er vor nicht allzu langer Zeit die für ihn so folgenschwere Entscheidung, sich vom dunklen Lord zu lösen, getroffen hatte.
 

„Ich…lebe noch, Professor. Es könnte also schlimmer sein…“, antwortete er mit festem Blick. Seine Stimme klang noch recht brüchig und hatte insgesamt Einiges von ihrem sonst so vertraut hochnäsigen Unterton verloren, zeigte aber durchaus eine gewisse Entschlossenheit. Es brachte nichts, den Ernst der Lage zu leugnen. Ihm war bewusst, dass es nicht selbstverständlich war, dass er überlebt hatte. Und Dumbledore wusste das auch, wie Draco an seiner nun ernsthaften Miene ablesen konnte. Nachdem der weißbärtige Zauberer ihm einen weiteren, undeutbaren Blick geschenkt hatte, wandte er sich einem etwas nachdenklich dreinschauenden Harry Potter zu.

„Du hast lange genug hier gesessen, Harry. Du könntest sicherlich eine Dusche und etwas Schlaf vertragen. Geh und ruh dich aus…“

„Nein, Professor, mir geht’s gut. Ehrlich. Ich…“, erwiderte Harry eilig.
 

„Harry, ich bitte dich darum. Außerdem würde ich mich gern einen Moment allein mit dem jungen Malfoy unterhalten“, unterbrach Dumbledore Harry zwar ruhig, aber mit einem Ton, der kein Widerstreben duldete. Doch als Draco Harrys beinahe schon trotzigen Blick sah, konnte er ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Wie immer war Harry Potter ein Sturkopf. Aber noch schien er nicht entschieden zu haben, ob er tatsächlich widersprechen wollte oder nicht, und sah seinen Schulleiter und Mentor unverwandt an. Dieser schien geduldig Harrys nächste Reaktion abzuwarten.
 

Draco hatte beinahe das Gefühl, gar nicht mehr im Raum zu sein. Sein Blick wanderte zwischen beiden hin und her, bis er ein Seufzen nicht mehr unterdrücken konnte und Harry leicht am immer noch auf seinem Krankenbett liegenden Arm berührte, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Er hat Recht. Du solltest dich ausruhen. Wir können später reden…“ Unverwandt sah er Harry in die Augen, der ihm allerdings nicht zu glauben schien. Er war misstrauisch. Und Draco verstand das nur allzu gut. Wieso sollte Harry Potter gerade ihm Vertrauen schenken? Er schätzte seinen Umschwung ja selbst als plötzlich ein, auch wenn der Prozess an sich einige Monate umfasst hatte. Er seufzte.

„Ich werde schon nicht weglaufen. Na ja, zumindest würde ich nicht weit kommen, was?“, grinste er schief. Einen Augenblick war es völlig ruhig im Raum. Und auf einmal lachte Harry Potter los.

„Nein, würdest du wohl nicht…“, antwortete er grinsend. Dann nickte er.

„ In Ordnung. Ich komme später wieder.“, gab er ihm anschließend mit festem Blick zu verstehen.

„Ich weiß…“ Es war nur ein Flüstern, das Dracos Lippen verließ, doch es reichte.

Nach einem Moment der Stille stand Harry auf, tauschte noch einen Blick mit ihrem Schulleiter und verließ schließlich den Raum. Dann war es still.
 

Mit bedächtigem Schritt näherte sich Albus Dumbledore dem Bett, besah sich in aller Ruhe den unbequemen Stuhl, auf dem Harry geschlafen hatte, und zückte seinen Zauberstab. Für einen kurzen Moment weiteten sich Dracos Augen erschrocken, bis er erkannte, was der Professor im Sinn hatte. Dieser ließ sich nämlich kurz darauf in einen bequemen, weichen Ledersessel sinken, den er sich soeben herbeigezaubert hatte, und seufzte geradezu zufrieden auf. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Draco zu.

„Nun, Mister Malfoy, haben sie gut geschlafen?“

„Ja…ich denke schon. Ich hätte wahrscheinlich nur etwas mehr Schlaf gebrauchen können…“, antwortete Draco, den diese Frage etwas verdutzte, schien sie ihm doch nicht von vordergründiger Bedeutung zu sein. Es gab weitaus Wichtigeres zu klären.
 

„Mhhh…bei Ihren Verletzungen waren drei Tage Heilschlaf vielleicht nicht völlig ausreichend, da haben Sie recht. Es ist mein Verschulden, dass…“

„DREI Tage?“, brach es ganz entgegen seiner sonstigen Natur einfach aus ihm heraus.

„Ich habe DREI Tage geschlafen?“

„Ja, aufgrund Ihrer Verletzungen war es nötig. Madam Pomfrey war eigentlich für einen Heilschlaf von einer Woche. Doch hinsichtlich der gegenwärtigen Situation konnte ich sie dazu bewegen, Sie sobald wie möglich in einen wachen Zustand zurückzubringen.“ Seine Stimmlage war ernst.

„Hinsichtlich der gegenwärtigen Situation?“, fragte Draco den Schulleiter nun mit forschendem Blick und einem nicht zu leugnenden mulmigen Gefühl in seinem Inneren.

Albus Dumbledore nickte.

„Ich weiß, dass Sie im Manor ihrer Familie waren. Was auch immer Sie dort getan haben, es hat Aufsehen erregt…“
 

„Aufsehen erregt?“ Es war nur ein Flüstern.

„Ja, Voldemort…hat es definitiv nicht mehr nur auf Harry Potter abgesehen…“, verließen die Worte sorgenvoll die Lippen des Schulleiters.

„Woher…wissen Sie das?“ Draco fühlte sich wie betäubt. Auch wenn ihm diese Tatsache eigentlich bewusst sein müsste, so fühlte er sich dennoch gerade, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen.

Was ist dort geschehen, Mister Malfoy?“, erkundigte sich sein Professor, ohne weiter auf die eben gestellte Frage einzugehen. Draco seufzte, beließ es aber vorerst dabei und konzentrierte sich auf die Worte seines Gegenübers.
 

Zweifelnd blickte Draco den sonst so weisen Zauberer an.

„Sie wissen es nicht?“ Dumbledore schüttelte den Kopf.

„Das heißt, dass Severus…dass Professor Snape nicht nach Hogwarts zurückgekehrt ist?“

Abermals schüttelte er den Kopf.

„Nein, ist er nicht, Mister Malfoy. Es gibt seit drei Tagen kein Lebenszeichen von ihm.“

Draco war wie erstarrt. Sein Pate war nicht zurückgekehrt. Er befand sich noch beim dunklen Lord. Ihm war nur nicht ganz klar, ob das schlecht oder im Grunde eigentlich sogar gut war. Sein Gefühl sagte ihm, dass es bedeutete, dass Voldemort seine heimlichen Beweggründe und persönlichen Rettungsaktionen im Manor nicht erkannt hatte, sonst wären sowohl der Tod seiner Mutter als auch der seines Paten wahrscheinlich schon zu demonstrativen Zwecken öffentlich verkündet worden. Jedenfalls hoffte er es.
 

„Was ist im Manor passiert, Mister Malfoy?“, holten ihn die Worte seines Schulleiters zurück in die Realität. Aufgrund der abermals so förmlichen Anrede verzog Draco leicht das Gesicht.

„Wissen Sie, ein…M-a-l-f-o-y“, betonte er seinen Namen besonders, „bin ich wohl nicht mehr, jedenfalls keiner, der der Familie Ehre macht oder was auch immer.“ Er seufzte. „Mein Vater hat mich zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich schon enterbt. Diese formelle Ansprache ist also wirklich nicht nötig, Professor.“

Draco erkannte ein leichtes Schmunzeln auf den Zügen von Albus Dumbledore.

„Also gut, Draco, was ist vorgefallen? Warum warst du dort?“ Draco fuhr sich erschöpft über die Augen und seufzte. Einmal atmete er noch tief durch, bevor er den Schulleiter direkt anblickte. Ihm war bewusst gewesen, dass er es früher oder später würde erzählen müssen, doch konnte er eine gewisse Unsicherheit nicht leugnen. Es fühlte sich schwieriger an, als er erwartet hätte.
 

„Ich habe…in den letzten Ferien das dunkle Mal bekommen… Mein Auftrag war es, Sie…umzubringen. Aber das wussten Sie ja bestimmt, oder?“ Draco erntete ein Nicken, das ihn nicht überraschte.

„Und dass der dunkle Lord mich mit dieser Aufgabe nur verspotten wollte, dürfte ja wohl auch klar sein. Trotzdem habe ich es versucht… Was sie natürlich auch wissen…“ Wieder ein Nicken. Und ein Schmunzeln.

„Und dass ich mir nicht wirklich viel Mühe gegeben habe, irgendwen umzubringen, haben sie sicherlich auch bemerkt…“ Wenn er es nicht besser wüsste, würde er fast annehmen, dass Albus Dumbledore soeben breit grinste. Es brachte ihm seine Entschlossenheit zurück.

„Ich wollte einfach nicht. Und ich konnte es auch nicht. Dann habe ich eine Entscheidung getroffen…“
 

„Welche Entscheidung, Draco?“, fragte sein Schulleiter mit nun wieder ernster Miene.

„Entweder ich schaffe es, das zu tun, was ich für richtig halte, und die zu beschützen, die mir wichtig sind, oder ich…geh drauf bei dem Versuch…“ Ob der Wortwahl blickte ihn Albus Dumbledore einen kurzen Moment verdutzt an, bevor er erneut seine Stimme erhob.

„Was ist passiert im Manor, Draco?“, forderte der weißbärtige Zauberer nun schon beinahe eine Antwort.

„Ich wollte die zwei Verschwindekabinette, die den Todessern einen Weg nach Hogwarts geboten hätten, zerstören, was ich auch geschafft habe. Außerdem war es mir wichtig, Severus Snape und meine Mutter nicht in…Gefahr zu bringen… “ Dracos Stimme wurde immer leiser, bis nur noch ein Flüstern zu vernehmen war. Doch Albus Dumbledore hatte seine Worte sehr wohl verstanden und lehnte sich nun erstaunt in seinem Sessel zurück. Er schien Nachzudenken. Dann räusperte er sich.
 

„Ich nehme an, dass du mir noch keine Details erzählen möchtest über das, was dort passiert ist?“

Draco blickte ihm in die Augen. Er wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. „Nein, ich möchte…ich kann nicht…ich weiß nicht…noch nicht…aber…ich denke...“ Kurz stockte er und atmete tief durch. „Kann ich sie etwas fragen?“

Der Schulleiter nickte langsam.

„Glauben sie, dass mit Professor Snape alles in Ordnung ist?“

Dumbledore sah Draco ernst an.

„Ich denke schon. Wenn es anders wäre, wüssten wir es wahrscheinlich bereits.“

Draco nickte nun ebenfalls. Geistesabwesend schloss er seine Seelenspiegel und fuhr sich für kurze Zeit über seinen unverbundenen linken Arm, dann schlug er seine Augen wieder auf und suchte erneut den Blick von Albus Dumbledore.
 

„Professor, kann ich Sie noch etwas fragen?“ Er erntete erneut ein Nicken. Immer noch fuhren seine Fingerspitzen leicht über die dunklen Umrisse auf seinem Arm.

„Mein Mal ist noch da, doch irgendetwas ist anders. Die Energie, ich kann sie nicht mehr spüren. Warum?“ Der Schulleiter schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Ich kann es nicht genau sagen, Draco. Mir ist aufgefallen, dass die Aura nicht mehr dieselbe wie zuvor ist, aber… Kannst du dich daran erinnern, was geschehen ist, kurz nachdem du im Astronomieturm gelandet bist?“ Draco dachte angestrengt nach.

„Ich…habe Sie gesehen und…Harry…Potter und dann… Nein, danach ist alles schwarz…“ Der Professor nickte nachdenklich.

„Im Prinzip ist genau das geschehen. Alles wurde schwarz…“

„Wie meinen Sie das?“, fragte Draco, der mit der kryptischen Antwort des Schulleiters nicht so recht umzugehen wusste.
 

„Dein Mal, Draco. Es war so, als würde die Dunkelheit deines Males, deinen Körper in Besitz nehmen. Die Schwärze breitete sich über deine gesamte Oberfläche aus. Es schien dich zu absorbieren. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich habe auch nie davon gehört…“ Dracos Augen weiteten sich erschrocken.

„Wir haben keine Möglichkeit gefunden, es aufzuhalten. Aber auf einmal leuchtete der Ursprung deines Mals grün auf und saugte die Dunkelheit geradezu von deinen Gliedern. Solch ein grünes Blitzen habe ich bisher nur bei EINEM anderen Zauber gesehen...“

„Bei welchem…?“ Es war nur ein atemloses Hauchen, das Dracos Lippen verließ, während er Dumbledore entgegenblickte.

„Sag du es mir.“, entgegnete ihm der Professor forschend. Draco sah ihn an, senkte jedoch im nächsten Moment seinen Blick. Er schloss die Augen und atmete tief durch.

„Der Todesfluch…Es ist der Todesfluch…“ Es war nur ein Flüstern. Eine Hand auf seiner Schulter drängte ihn dazu, den Blick zu heben. Die blauen Augen seines Gegenübers verlangten nach einer Erklärung.
 

„Der dunkle Lord hat…er hat…sein Todesfluch…er hat mich getroffen…“ Nun war es an Albus Dumbledore, seine Augen ganz gegen seine Gewohnheit mit einer Mischung aus Überraschung und Erschrockenheit aufzureißen. Nachdenklich, ohne den Blick von Draco zu nehmen, lehnte er sich zurück.

„Warum bin ich noch am Leben, Professor?“ Der Schulleiter betrachtete ihn, antwortete jedoch lange nicht. Dann schüttelte er langsam den Kopf.

„Ich weiß es nicht, Draco. Der Einzige, der den Todesfluch je überlebt hat, ist…“

„…Harry Potter…“, unterbrach ihn Draco nickend. „Ich weiß.“

„Du bist sicher, dass der Fluch dich getroffen hat?“ Draco nickte erneut.

„Hast du irgendeinen Einfall, wie du seiner Wirkung entgangen sein könntest?“ Analysierend musterte Dumbledore ihn. Draco dachte angestrengt nach. Er durchforstete seine Gehirnwindungen nach einer Lösung, war aber innerlich viel zu aufgewühlt und erschöpft dazu, auch nur einen klaren Gedanken ergreifen zu können. Matt schüttelte er den Kopf.

„Ich habe einige Zauber zu meinem Schutz verwendet, aber…ich weiß nicht. Ich…“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter.

„Wir werden es noch herausfinden. Was zählt ist, dass es dir gut geht. Du solltest dich erstmal ausruhen. Wir können später noch einmal darüber sprechen.“ Draco nickte schwach.
 

Ich möchte dir nur noch eines sagen.“ Dumbledore blickte ihn nun wieder ernst an. „Das, was du getan hast, war äußerst leichtfertig und unvernünftig von dir. Es war außerordentlich unklug, dich solch einer Gefahr auszusetzen. Und auch…“ Sein Blick wurde milder. „…äußerst mutig.“ Dracos, der die Predigt des Professors geduldig über sich ergehen ließ, riss überrascht die Augen auf anlässlich seiner letzten Worte. Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er sich einfach nur verhört hatte oder tatsächlich von Dumbledore gelobt worden war.
 

„Du hättest um Hilfe bitten können.“, ermahnte ihn sein Schulleiter aber gleich wieder ernst. Draco nickte leicht.

„Ich weiß, aber…diese eine Sache musste ich allein machen. Doch jetzt…na ja…ich bin noch am Leben…daher würde ich gern auf dieses Angebot zurückkommen und…ich bitte Sie um Hilfe…“ Ein leicht unsicheres Lächeln lag auf Dracos Miene. „Ich kann nicht wieder zurück. Ich habe kein…Zuhause mehr…“ Dracos Finger verkrampften sich in seiner Bettdecke. Er senkte den Blick. Erst als er die Worte selbst ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass es stimmte. Er hatte keinen Ort mehr, an den er gehörte…
 

„Draco, sieh mich an.“, zwang ihn die Stimme seines Schulleiters dazu, aufzublicken.

„Du kannst nicht wieder zurück, nie wieder, das ist richtig. Aber…in Hogwarts wird immer ein Platz für dich sein, solange du es wünscht.“ Seine Augen schauten ihn fest und sanftmütig zugleich an. Draco erwiderte seinen Blick lange, bevor er leicht zu nicken begann.

„Danke, Professor…“ Erschöpft lehnte er sich zurück und schloss einen Moment lang seine Lider. Er fühlte, wie die Erleichterung durch seine Glieder floss. Er konnte bleiben. Er hatte darauf gehofft, doch sicher war er sich bis gerade eben nicht gewesen.
 

Bewegungen und Geräusche neben ihm ließen ihn seine Augen wieder aufschlagen. Der Professor stand nun in aufrechter Haltung neben seinem Bett und hatte den bequemen Sessel bereits in seinen Urzustand zurückversetzt.

„Ich denke, für heute sollten wir unser Gespräch beenden.“ Ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen. „Außerdem wartet bereits jemand ungeduldig vor der Tür.“ Dumbledores Zeigefinger wies zu dem einzigen direkten Zugang zum Krankenzimmer, auf den er sich augenblicklich zubewegte. Sobald er die Klinke heruntergedrückt und die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte, trat auch schon Harry Potter in den Raum, dessen Haare noch nass schimmerten. Er trug frische Kleidung. Albus Dumbledore legte seinem Schützling eine Hand auf die Schulter und blickte ihn eindringlich an. „Er braucht Ruhe, Harry. Sorge dafür, dass er sie bekommt.“ Dann nickte er Draco ein letztes Mal zu und verließ das Krankenzimmer. Wieder war es still.
 

Harry näherte sich langsam dem Bett, zog denselben Stuhl, auf dem er zuvor eingeschlafen war, näher an dieses heran und setzte sich. Eine Zeit lang blickten sie einander einfach nur in die Augen und schwiegen. Die Stille um sie herum war beinahe greifbar, ebenso wie die Spannung zwischen ihnen, die ihr innewohnte. Dann räusperte Draco sich.

„Nun frag schon, Harry.“ Den noch immer ungewohnten Namen betonte er nachdrücklich, was dessen Träger erneut zum Lächeln brachte und die angespannte Situation zwischen ihnen aufzulockern schien.

„Auf welcher Seite stehst du? Ich will die Wahrheit wissen, egal, wie sie lautet…“, platzte es geradezu aus Harry Potter heraus. Es war so, als hätte die Frage seit Tagen auf seiner Zunge gelegen und verzweifelt versucht, endlich auszubrechen. Draco überlegte einen Moment. Eigentlich hatte er genau das erwartet, und doch war es nun schwieriger zu beantworten, als er gedacht hätte. Weil er es im Grunde nicht wusste. Stand er denn überhaupt schon auf einer Seite? Und gab es denn nur zwei Seiten? Draco seufzte. Er spürte immer noch Harrys intensiven Blick auf sich liegen und atmete tief durch. Dann sagte er das Erste, was ihm in den Sinn schoss.
 

„Na ja, auf der Seite, auf der Voldemort nicht steht, würde ich sagen…“ Er lächelte schief und wartete gespannt auf Harrys Reaktion. Eine Weile schien er in Dracos Augen nach der Wahrheit zu suchen, dann legte sich ein breites Lächeln auf seine Züge.

„Gute Antwort…“

Draco spürte, wie die Angespanntheit aus seinen Gliedern wich. Harry blickte ihn weiterhin fest an. Er brach den Blickkontakt auch nicht ab, als er langsam aufstand. Dann streckte Harry Potter ihm plötzlich seine rechte Hand entgegen. Verblüfft und fragend zugleich hob Draco eine Augenbraue.

„Ich weiß noch nicht, ob ich dir vertraue oder ob wir…Freunde werden könnten, aber…ich würde gern von vorn anfangen und es versuchen. Was sagst du?“

Draco war sichtlich überrascht. Er fühlte sich viele Jahre zurückversetzt, wo sie in einer ähnlichen Situation gewesen waren, nur mit vertauschten Rollen. Und so gern er im Moment auch die Hand des anderen ergreifen würde, brannte ihm dennoch eine Frage auf der Seele, ohne deren Beantwortung er nicht wusste, ob er es auch tun könnte.

„Warum?“
 

Harry Potter stutzte kurz, zog seine Hand aber nicht zurück. Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, dann nickte er, mehr zu sich selbst als zu Draco.

„Du weißt, dass ich eine Verbindung zu Voldemort habe, oder?“

Draco nickte leicht, wobei sein Blick aufmerksam auf Harry ruhte.

„Manchmal, wenn er sehr aufgebracht ist, dann…kann ich fühlen...sehen, was er sieht…fühlt. Ich weiß nicht genau, was du getan hast, aber es hat ihn unglaublich wütend gemacht. Egal was es war, du kannst nicht mehr zurück….“ Sie sahen einander direkt in die Augen.

„Nein, kann ich nicht…“

„Du musst ihm echt geschadet haben und bist dabei fast…gestorben…“ Harrys Stimme war immer leiser geworden. Draco dachte darüber nach, ob er etwas dazu sagen sollte, entschied sich dann aber, einfach zu nicken. Gleichzeitig wurde ihm auch klar, woher Dumbledore wusste, dass er im Manor gewesen war. Harry Potter musste es durch die Augen des dunklen Lords gesehen haben…

„Deshalb…“ Mit diesem einen Wort streckte ihm Harry seine Hand noch ein kleines Stück mehr entgegen, um das Ende seiner Erklärung zu betonen, und wartete ab. Einen Moment zögerte Draco noch, dann hob er seine Hand und ergriff die seines Gegenübers.

„Gut. Lass es uns versuchen, Harry…“ Ein leichtes, fast unsichtbares Lächeln erschien auf seinen Zügen, das wahrscheinlich nur Harry Potter auffiel. Dieser grinste nun zufrieden.
 

Einen Augenblick später ließ ein Klopfen an der Tür die beiden auseinanderfahren. Gleich darauf betraten Hermine Granger und Ron Weasley den Raum. Draco wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Als er Harry skeptisch ansah, kratzte sich dieser nur verlegen am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern.

„Ich hab ihnen nicht erzählt, dass ich hier bin…“, rechtfertigte er sich beinahe.

„Wo solltest du sonst sein? Du warst die letzten drei Tage kaum woanders.“, warf nun Hermine trocken in den Raum, während sie zum Fenster ging und die Läden aufstieß, um etwas frische Luft in den Raum zu lassen. Dann zog sie sich wie selbstverständlich einen Stuhl neben Dracos Bett und setzte sich. Anschließend sah sie Harry vorwurfsvoll an.
 

„Du hättest uns wirklich sagen können, dass er aufgewacht ist.“, sagte sie tadelnd. „Wir haben uns schließlich auch Sorgen gemacht.“ Harry lächelte entschuldigend.

„Also…ich nicht…“, meldete sich nun auch Ron zu Wort, der immer noch unschlüssig im Raum stand. Hermine verdrehte die Augen.

„Halt die Klappe, Ron. Er ist schwer verletzt. Außerdem sind sowohl Professor Dumbledore als auch Harry der Meinung, dass er Voldemort geschadet hat. Wir sollten ihm eine Chance geben…“, wies sie ihn bestimmt zurecht.

„Aber…aber…er ist…Malfoy…Draco Malfoy, DER Draco Malfoy. Und soweit ich weiß, nicht unser Freund. Außerdem ändert der sich doch nicht einfach! Der…“, wandte Ron aufgebracht und verständnislos zugleich ein.

„Ron!“, unterbrach ihn seine Freundin scharf. „Wenn es dir nicht passt, dann kannst du ja einfach verschwinden!“

Der Angesprochene wollte schon protestieren, seufzte dann aber resignierend, nachdem er Harrys Blick begegnet war. Diese Debatte führten sie nun schon seit drei Tagen, daher wusste er, dass seine Meinung dabei irgendwie außen vor bleiben würde. Er suchte sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich, allerdings ans Fußende des Bettes, mit Abstand zu den drei anderen Anwesenden.

„Jaja, ich wollte es ja nur gesagt haben. Aber wenn wir uns demnächst dann auch noch auf Voldemorts Seite schlagen, dann spiel ich echt nicht mehr mit.“
 

Draco blickte perplex zwischen allen Dreien hin und her. Das Griffindor-Trio saß rings um sein Bett verteilt. Hermine Granger hatte ihn soeben verteidigt. Und sogar das Wies…Weasley - Daran würde er sich wohl nicht so bald gewöhnen… - war nicht aus dem Raum gestürmt. Das alles war definitiv irgendwie…absurd. Und als er Ron Weasleys skeptischen Blick auf sich spürte, konnte er sich nicht mehr beherrschen und fing einfach an zu lachen.

Sorge

So, liebe Leser, es geht weiter^^
 

Ich möchte mich an dieser Stelle mal bei all meinen lieben Kommischreibern bedanken.

Also KuroganeYuu, Baby_Gold, Kagomee16, Engelchen_Fynn und natürlich meine herzallerliebste Sid_Vicious, ein großes Dankeschön an euch.

Über alle anderen Leser freue ich mich natürlich auch total;).
 

Und nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.
 

Ich hoffe, es gefällt.
 

*käsekuchenanschneid* *kaffee/kakaohinstell*
 

greetz, bumble^^
 

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Es war merkwürdig. Er konnte seine Gedanken nicht wirklich ordnen. Sein Geist wollte ein klares Bild formen, doch in seinem Kopf entstand einfach keines. Eine Woche lag nun seit seinem Erwachen im Krankenzimmer hinter ihm und es fühlte sich so an, als führe er ein völlig anderes Leben als zuvor. Alles hatte sich schlagartig verändert. Und das nicht nur um ihn herum, sondern auch in seinem Inneren. Zum ersten Mal hatte er nicht das Gefühl, ein Spiel spielen zu müssen, seine Maske aufmerksam wahren zu müssen, überhaupt irgendetwas zu müssen. Sein einziger Zwang lag bei und in ihm selbst. Das war wirklich neu für Draco.
 

Er hatte den Umschwung freiwillig gewählt, doch seine Auswirkungen waren ihm nicht bewusst gewesen. Alles wandelte sich so schnell, dass er sich selbst nicht mehr so recht erkannte. Er blickte in den Spiegel, betrachtete sein Bild und sah doch nicht sich selbst…

Es war, als hätte er vergessen, was sein Inneres ausmachte, als hätte er es dort im Manor zurückgelassen. Doch wenn er ehrlich war, dann hatte er auch nicht damit gerechnet, dass er überleben würde, dass er Gelegenheit dazu haben würde, über sich selbst nachzudenken…
 

Dessen ungeachtet schien er dem dunklen Lord mit seinem Handeln tatsächlich effektiv geschadet zu haben. Die unbändige Wut Voldemorts hatte sich bereits wie ein Schatten über die Magierwelt gelegt. Kaum einer wusste wirklich, was eigentlich geschehen war, doch fast jedem Zauberer war nun bewusst, dass Draco Malfoy sich mit einem Knall vom dunklen Lord abgewandt haben musste.
 

Albus Dumbledore, den Draco immer noch nicht so richtig einzuschätzen vermochte, stand jetzt irgendwie auf seiner Seite, oder er selbst auf dessen? Mit Gewissheit konnte er das nicht sagen. Die Angelegenheit mit den Seiten war für ihn noch nicht völlig geklärt. Denn auch wenn er definitiv wusste, wo er nicht stand, so kannte er seinen tatsächlichen Standpunkt noch nicht genau. Hatte er denn überhaupt noch die Kraft, sich jemals wieder für irgendwelche Seiten zu entscheiden? Bisher waren seine Entschlüsse diesbezüglich ja nicht besonders klug gewesen…
 

Doch er hoffte, dass sich mit der Zeit ein Platz ergeben würde, an den er passte, zu dem er gehören könnte. Vielleicht sogar an einer Stelle, die er nie für möglich gehalten hätte.

Denn auf für ihn unergründliche Weise entwickelte sich irgendwie eine Freundschaft mit Harry Potter und dessen…Anhang…
 

Ein Lächeln stahl sich auf Dracos Züge, als er an Weasleys - sie hatten sich wortlos mit einem Blick darauf geeinigt, dass sie den Vornamen des anderen einfach noch nicht ohne Unbehagen über die Lippen bekamen - missmutiges Gesicht dachte. Zugegebenermaßen gerieten sie seit seiner Genesung regelmäßig aneinander, meist nur wegen Kleinigkeiten. Trotzdem war es durchaus anders als früher. Ihr gegenseitiger Hass, die übermäßige Abneigung verebbten mit jedem Gespräch mehr. Lediglich leichte Skepsis blieb zurück. Nur einig waren sie sich dennoch fast nie. Aber er konnte nicht behaupten, dass es ihm missfiel. Es war auf unerklärliche Art und Weise erfrischend. Sie stritten auf einem neuen Level, doch sie stritten, und irgendwie wollte er darauf auch nicht verzichten. Es hatte ihm gefehlt. Das ständige Aneinandergeraten. Mit Weasley.
 

Draco war erstaunt, dass dieser ihn bisher noch nicht auf seinen Tötungsversuch am Schulleiter, der schließlich den Griffindor selbst erwischte, angesprochen hatte. Harry könnte seine fehlende Mordabsicht eventuell von Dumbledore selbst erfahren haben, doch war er sich eigentlich sicher gewesen, von Ronald Weasley damit konfrontiert zu werden. Beinahe hätte er es sogar angesprochen, doch dann entschied er sich doch dagegen. Er würde Rede und Antwort stehen, wenn es nötig wäre, doch erst einmal zog er es vor, es dabei zu belassen. Es gab so viele ungeklärte Fragen zwischen ihnen, auch er selbst wollte gern unzählige Dinge erfahren, aber er wusste auch, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen war, völlig offen zu sprechen. Vielleicht war das auch ein Grund für die häufigen Auseinandersetzungen mit Weasley. So konnten sie die Spannung, die zwischen ihnen lag, einige Momente lang überbrücken.
 

Und wenn sie es doch einmal schafften, einander nicht anzuschreien, dann ließen sie ihren kleinen Krieg beim Zauberschach weiterverlaufen. Draco schüttelte lächelnd den Kopf. Er musste zugeben, dass der andere ein durchaus guter Spieler und spannender Gegner war. Sie brachten es fertig, stundenlang mit beinahe stoischer Ruhe und nur gelegentlichen Blickduellen auf das Brett zwischen sich zu starren, um am Ende nicht mehr als ein Remis zu erwirken. Sie führten geistige Gefechte, die er Weasley nie zugetraut hätte. Er musste sich eingestehen, dass er den anderen diesbezüglich stets unterschätzt hatte. Öffentlich würde er das natürlich dennoch nie zugeben. Er hatte seine Einstellung nur abgeändert und sie nicht rücklings mit einem Messer erdolcht und eine Klippe heruntergestoßen. Er war eben immer noch…er.
 

Und daher freute es ihn nur noch mehr, dass sie es durch ihr neues gemeinsames Hobby, das wohl niemand für möglich gehalten hätte, doch tatsächlich schafften, Harry Potter, der wirklich ein miserabler Spieler und verhältnismäßig ungeduldig war, derart auf die Palme zu bringen, dass dieser ihnen das Schachbrett vom Tisch stieß.
 

Selbst Hermine - ihr Name glitt ihm überraschenderweise verhältnismäßig einfach über die Lippen, wenn auch nur gedanklich - hatte daraufhin von ihrem Buch aufgeblickt und ein leichtes Kichern nicht unterdrücken können. Draco grinste, während er einen Blick aus dem Fenster warf. Irgendwie mochte er dieses Mädchen. Was er selbstverständlich nie gegenüber irgendjemandem so ausdrücken würde.

Dass sie übermäßig intelligent war, wusste er ja bereits. Doch er hatte gelernt, dass sie nicht nur wiedergeben konnte, was in all den vielen Büchern stand, die sie bereits durchstöbert hatte, sondern durchaus auch debattierfreudig war. Irgendwie brach das Eis zwischen ihnen vor wenigen Tagen, als sie sich hitzig über die Wirkung eines fragwürdigen Zaubertrankes stritten, um am Ende nach einigem Hin und Her verdutzt festzustellen, dass sie einer Meinung waren.
 

Und Harry… Eine absonderliche Faszination hatten sie immer aufeinander ausgeübt, doch nun begann Draco, langsam zu verstehen, woher sie kam. Es klang zwar bizarr, aber irgendwie waren sie sich ähnlicher als vermutet. Ein bisschen wie zwei Seiten einer Münze. Nah beieinander und dennoch unüberwindbar voneinander getrennt. Draco war nicht in der Lage das Warum zu erklären, nicht einmal sich selbst, trotzdem vertraute er Harry Potter.
 

Es war ihm nie besonders leicht gefallen, sich auf andere Menschen wirklich einzulassen, weshalb er es wahrscheinlich auch niemals gewagt hatte, echte Freundschaften einzugehen. Eigentlich war er stets ein Einzelgänger gewesen. Ein wenig, weil er es selbst so gewollt hatte, zum Großteil aber, da ihm aufgrund seines Namens und dessen Bedeutung keine andere Wahl geblieben war. Man hatte ihn immer nur als einen Malfoy, einen künftigen Anhänger des dunklen Lords gesehen, nie den Menschen dahinter zu erkennen versucht. Er selbst hatte lange gedacht, dass es so sein müsste. Von klein auf trichterte sein Vater ihm ein, wie er sich zu verhalten und zu leben hatte. Erst viel zu spät war ihm bewusst geworden, dass er selbst als Einziger entscheiden konnte, wer und wie er sein wollte.
 

Und bei Harry Potter war es ähnlich. Auch er steckte in einem Schicksal fest, das er nicht selbst gewählt hatte. Doch er trug es ergeben auf seinen Schultern und folgte seinem Weg in eine ungewisse, aber sicherlich blutige Zukunft. Weil er es für das Richtige hielt…
 

Die letzten Tage hatte Draco viel Zeit mit diesen drei Griffindors verbracht, die er in den vormaligen Schuljahren wirklich verachtet hatte. Für das, was sie waren, für Dinge, die sie taten beziehungsweise nicht taten und zum Teil auch lediglich so, ohne erdenklichen Grund. Hass war eine einfache Sache. Wenn man sich einmal für ihn entschieden hatte, zeigte er sich als zuverlässiger Freund und Gefährte. Hinter ihm konnte man sich verstecken, seine wahren Gefühle vergraben, schützen, was tief in einem selbst gerade dabei war zu zerbrechen. Immer wenn er kurz davor war, seine Erfahrungen nicht mehr ertragen zu können, breitete sich diese wohlige Wärme des Hasses und der Verachtung in ihm aus und umgab ihn wie ein schützender Schild. Es hatte ihn viel Kraft gekostet zu begreifen, dass diese Wärme nicht echt war. Dass sie ihn niemals würde ausfüllen können…
 

Betrübt glitt sein Blick zu dem Krankenbett vor sich und blieb an dem Mann hängen, der in eben diesem lag. Severus. Sein Pate…

Man hatte ihn vor drei Tagen gefunden und er war seitdem nicht aufgewacht. Draco machte sich wirklich Sorgen. Severus Snape war ihm all die Jahre mehr ein Vater gewesen, als es sein eigener jemals würde sein können. Er hatte ihn immer versucht zu schützen, vor seiner Familie, vor Voldemort, und auch vor Dracos eigenem Charakter, der ihn stets in Schwierigkeiten brachte. Nun war er hier, vor ihm, verwundet, und der junge Slytherin wusste nicht einmal, was geschehen war. Trug er die Schuld an den Verletzungen des anderen? Und auch, wenn es nicht auf seinen Zauber zurückzuführen war, mit dem er seinen Paten im Manor getroffen hatte, so war dennoch sicherlich er der Grund, warum der erfahrene Zauberer so zugerichtet worden war. Er hatte auf Dracos Worte vertraut und jetzt musste er dafür büßen…
 

Der blonde Slytherin schloss kurz seine Augen und nahm mehrere tiefe Atemzüge. Dann blickte er wieder in das so ruhig wirkende Gesicht, das stumpfes, schwarzes Haar umrahmte, und nahm sanft die rechte Hand des anderen in seine eigene. Sie war kalt. Was nicht ungewöhnlich war. Nicht für Severus Snape. Dennoch spürte er, wie die Kälte sein Herz ergriff. Erneut. Wie schon sooft. Aber diesmal war er nicht bereit, sich ihr einfach zu ergeben, einfach aufzugeben. Jedenfalls noch nicht…
 

Die sich öffnende Tür riss ihn aus seinen Gedanken, doch er wandte ihr nicht den Blick zu. Er konnte fühlen, wer ihm nun Gesellschaft leistete, wer ihm eine Hand sacht auf die Schulter legte. Er wusste es, weil er nichts Magisches zu spüren in der Lage war. Über die Jahre hatte er gelernt, unterschiedliche Auren wahrzunehmen und einzuordnen. Und nur ein einziger Zauberer, den er kannte, vermochte es, derart effektiv seine Energie zu unterdrücken. Albus Dumbledore…
 

Draco war sich immer noch nicht ganz im Klaren darüber, was er eigentlich von diesem Mann hielt. Anfangs hatte er ihn stets für einen Spinner gehalten, irgendwie eigenartig, merkwürdig. Alles, was er von sich gab, war uneindeutig und schwafelig, was Draco gehörig auf die Nerven ging. Doch jetzt…

Langsam begannen die vorerst so unsinnigen Worte an Bedeutung zu gewinnen. Er entdeckte ihre Weisheit. Wichtiger war ihm allerdings, dass er bei dem alten Mann auf Verständnis stieß. Damit hatte er nicht gerechnet. Trotzdem bekam er Hilfe, als er sie benötigte. Und dafür war er dankbar, dafür respektierte er den fähigen Zauberer.
 

„Er wird wieder genesen, Draco. Er ist verletzt, aber er wird sich wieder erholen.“, drang es leise an sein Ohr, wobei die Hand auf seiner Schulter leichten Druck ausübte.

„Was…“ Seine Stimme klang belegt. Draco räusperte sich, bevor er erneut das Wort ergriff.

„Was ist passiert, Professor?“, fragte er, auch wenn er nicht ganz sicher war, ob er die Wahrheit wirklich wissen wollte.
 

„Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, doch ich denke, Voldemort hat ihn bestraft.“, bemerkte der weise Zauberer ruhig. Draco nickte langsam und hielt die Hand seines Paten ein Stück fester.

„Meinetwegen… Er hat ihn meinetwegen bestraft…“, verließ es flüsternd seine Lippen. Dumbledore blickte den Jungen einen Moment forschend an, dann zauberte er sich einen bequemen Sessel herbei und ließ sich neben ihm nieder. Anschließend seufzte er ungewöhnlich tief. „Ich fürchte, dass du damit Recht hast.“
 

Draco nickte und schloss ergeben seine Augen.

„Aber ich glaube nicht, dass Voldemort eure Verbindung durchschaut hat…“, wandte Dumbledore beschwichtigend ein. „Sonst wäre Severus vermutlich nicht mehr am Leben. Du musst ihn wirklich maßlos verärgert haben, Draco.“ Ein leicht anerkennendes Schmunzeln lag auf den Zügen des alten Zauberers.
 

„Dennoch ist es meine Schuld, dass…“

„Niemand trägt hier die Schuld.“, unterbrach ihn der Professor sanft. „Severus war und ist sich der Gefahr zweifellos bewusst, die von Voldemort ausgeht. Und dieser brauchte einen Sündenbock, an dem er seiner Wut freien Lauf lassen konnte. Weil du eine durchaus mutige Entscheidung getroffen hast, die weder er dir zugetraut hatte noch, wie ich zugeben muss, ich selbst.“ Draco blickte ihn überrascht an.

„Ja, du hast mich richtig verstanden. Das, was du getan hast, hatte selbst ich nicht erwartet. Und ich muss eingestehen, dass mir so etwas nicht allzu oft passiert.“ Das Schmunzeln auf seinen Lippen wurde breiter.
 

„ Und dass du überlebt hast, ist ebenso erstaunlich. Doch ich meine nun, den Grund zu kennen…“ Dumbledore griff in die Tasche seiner Robe und holte einen silbernen Armreif hervor. „Die Magie, die auf diesem Schmuckstück liegt, ist recht raffiniert. Sie ist zwar nicht in der Lage, den Todesfluch zu neutralisieren, aber sie leitet ihn einfach um, sodass der Avada Kedavra nicht seine tatsächliche Macht ausüben kann. Des Weiteren glaube ich auch, dass diese Magie dafür verantwortlich ist, dass die Verbindung des dunklen Mals zu Voldemort gebrochen wurde. Der Todesfluch wurde dahingehend abgeleitet, dass er nicht dich sondern die Energie des Mals zerstörte.“ Dumbledores Blick war fest auf Dracos Augen gerichtet. „Du hast ihn an deinem Handgelenk getragen. Woher hast du diesen Reif?“

Der blonde Slytherin griff langsam nach dem Silberschmuck und drehte ihn einige Male in seiner Hand, bevor er antwortete.

„Ich…er gehört mir. Ich meine…ich habe ihn verzaubert…“
 

Dumbledore lehnte sich zurück und sah den jungen Malfoy nachdenklich an.

„Wie?“, fragte er nach einer Weile des Schweigens. Draco überlegte einige Augenblicke, bevor er seine Stimme erhob.

„Ich habe einen…schwarzmagischen Verwandlungstrank mit ein wenig Felix Felicis und einigen starken Abwehrzaubern kombiniert. Ich dachte, dass das richtige Maßverhältnis eventuell auch in der Lage wäre, die Unverzeihlichen abzuleiten.“ Er schaute seinem Schulleiter kurz in die Augen, dann betrachtete er wieder den Reif in seinen Händen. „Die Magie ist zwar nicht gänzlich zuverlässig, wirkt also nicht bei jedem Zauber beziehungsweise Zauberer, vor allem auch, weil ich es nicht testen konnte. Außerdem ist sie noch dazu an mich gebunden und wirkt nur, wenn ich es tatsächlich will, aber der Versuch schien mir sinnvoll, was Besseres ist mir nicht eingefallen…“ Seine Stimme war gegen Ende immer leiser geworden und schließlich zuckte er lediglich mit den Schultern, als wüsste er nicht, ob diese Erläuterung wirklich hilfreich war.
 

„Was Besseres ist dir nicht eingefallen, hm?“ Ein Lächeln lag auf den Lippen von Albus Dumbledore. „Du bist wahrlich mehr als du scheinst, Draco. Es ist nicht verwunderlich, dass Voldemort sich von dir bedroht fühlt.“

„Bedroht? Wie meinen Sie das?“, fragte der junge Slytherin ein wenig verwirrt.

„Das, was dort im Manor deiner Familie geschehen ist, was du getan hast, es macht ihm Angst. Er weiß nicht, wie du all das bewerkstelligen konntest, wie du entkommen konntest. Du hast ihn vor seinen Anhängern bloßgestellt. Weißt du, es gibt nur einen Grund dafür, dass bereits die gesamte Zaubererwelt Kenntnis darüber hat, dass du Voldemort schaden wolltest.“ Mit diesen Worten verstummte Albus Dumbledore. Er schien über etwas nachzudenken.
 

„Welchen?“, erkundigte sich Draco, den die schweigsame Pause des Professors ungeduldig werden ließ.

„Er hat es selbst verbreitet.“, warf der weise Zauberer nach kurzem Zögern ein. „Und das lässt nur eine Erklärung zu: Er wünscht deinen Tod, im Moment wahrscheinlich sogar mehr als den von…“

„…Harry Potter…“, beendete Draco selbst den Satz des Schulleiters, der lediglich nickte.

„Das erklärt Einiges.“, lächelte der junge Malfoy bitter. „Manche der Slytherins verhalten sich…merkwürdig. Die Stimmung ist…gespannt…“

Dumbledore nickte beunruhigt. „Ich hatte es befürchtet. Es gefällt mir nicht, doch einige Mitglieder deines Hauses könnten sich in Anbetracht der Situation durchaus zu unvernünftigen Handlungen hinreißen lassen. Dein Status ist nicht mehr der gleiche wie zuvor, was gefährlich werden könnte…“
 

„Ich verstehe…“, seufzte Draco verärgert. „Wer auch immer Voldemort meinen Kopf liefert, verdient sich einen Orden.“

„Ja, das vermute ich.“, bestätigte Dumbledore seinen Verdacht. „Und ich gehe davon aus, dass er auch jemandem den direkten Auftrag erteilt hat, als Loyalitätsbeweis sozusagen…“

Draco sah auf und seine Augen weiteten sich, als er dem Blick des Professors begegnete.

„Glauben Sie, dass…“

„Ja. Ich bin der Meinung, dass Severus die unmittelbare Anweisung erhalten hat, dich zu beseitigen.“, unterbrach ihn Dumbledore mit ernstem Ton.

„Und was…soll ich jetzt tun?“ Draco atmete tief durch.

„Wir werden uns etwas einfallen lassen.“, versuchte der Schulleiter seinem neuen Schützling gut zuzureden.
 

„Was werden wir uns einfallen lassen?“, kam es heiser aus Richtung des Bettes.
 

Bei diesen unerwarteten Worten zuckte der junge Malfoy leicht zusammen und auch die Augen Albus Dumbledores zeigten kurzes Erstaunen, dann wendeten sich beide ihrem Ursprung zu. Severus Snape.
 

Er war wieder bei Bewusstsein…

Annäherung

So meine lieben Leser,
 

es geht weiter, mehr Lesestoff für euch, das 6. Kapitel ist da;).
 

Ich wünsche viel Spaß und hoffe, es gefällt euch.
 

Über eure Meinung würde ich mich wie immer freuen.
 

*eiskaffeehinstell* *käsekuchenanschneid*
 


 

greetz, bumble^^
 

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Draco stand im Raum der Wünsche und schaute aus dem Fenster, während er auf die anderen wartete. Seit mehr als zwei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Krankenzimmer traf er sich nun schon regelmäßig hier mit dem Griffindor-Trio, wobei er häufig am Abend blieb und in diesem Zimmer schlief, da die Spannungen im Hause Slytherin mit jedem Tag unangenehmer wurden. Ein Seufzen glitt über seine Lippen. Wenn ihm das vor Jahren jemand erzählt hätte, dass er irgendwann gemeinsame Sache mit Griffindors machen würde und fast die gesamten Slytherins ihm feindlich gesinnt wären, dann hätte er es wohl schlicht nicht geglaubt. Und sich mit Harry und seinem Anhang zu arrangieren, war wirklich keine einfache Aufgabe. Er seufzte abermals.
 

Außerdem sorgte er sich um seine Mutter. Severus hatte ihm zwar versichert, dass der dunkle Lord seinen Zorn nicht an ihr abreagierte und sie ebenfalls nicht unter Verdacht zu sein schien, ihrem Sohn geholfen zu haben, doch das beruhigte Draco nicht wirklich. Dazu kam die Angst um seinen Paten, der zwar lebte und dessen Verletzungen nicht mehr bedrohlich waren, der aber auch unter strenger Beobachtung Voldemorts stand. Und er hatte diesen unsäglichen Auftrag, an den der blonde Slytherin nicht wirklich gern dachte. Wenigstens war zumindest der unbrechbare Schwur gebrochen, was ihn durchaus auf gewisse Weise stolz auf sich selbst machte.
 

Draco riss es je aus seinen Gedanken, als die Tür langsam geöffnet wurde. Nachdem er sich umgewandt hatte, blickten ihm tiefblaue Augen entgegen, während ihr Besitzer etwas zögerlich den Raum betrat. Der junge Malfoy verließ seinen Fensterplatz und machte es sich direkt daneben auf der großen Couch bequem, wobei er den nun etwas verloren mitten im Zimmer stehenden Rotschopf nicht aus den Augen ließ.
 

Er verstand, warum Ron Weasley sich etwas unbehaglich fühlte, denn sie waren bisher eigentlich nie allein und nur mit dem anderen konfrontiert gewesen. Und irgendwie hatte er eine solche direkte Konfrontation unbewusst immer zu vermeiden versucht. Nun schien die Situation jedoch beinahe prädestiniert dazu, ein ehrliches Gespräch miteinander zu führen. Wegzulaufen stand ja nicht zur Debatte, das wäre völlig gegen seine Prinzipien, leider. Er seufzte.
 

„Weasley, willst du dich nicht setzen?“, fragte er sein Gegenüber vorsichtig. Bei Ron konnte man nie wissen, wie er reagieren würde. Manchmal folgte ein Ausbruch auf die geringste Kleinigkeit, die Draco von sich gab, auch wenn er sich selbst nicht einmal einer bösen Absicht hinter seinen Worten bewusst war. Der Junge war einfach ein Pulverfass. Heute jedoch machte der andere nicht den Eindruck, sich angegriffen zu fühlen, denn er nahm einfach stillschweigend neben dem blonden Slytherin Platz.
 

Eine Weile saßen sie ruhig da und hingen jeder ihren Gedanken nach, wobei Draco stumm abwartete, dass der Griffindor das Wort ergriff. Er wusste nicht genau, wieso er sich so sicher war, dass Ron ihn schon bald etwas fragen würde, doch als dieser zum Sprechen ansetzte, fühlte er sich bestätigt.
 

„Also gut, wenn wir jetzt schon einmal hier sind…“, murmelte Ron beinahe ermutigend sich selbst zu, was den Slytherin ein wenig amüsierte.

„Ich habe mit Harry und sogar mit Dumbledore bereits darüber gesprochen und denke auch, dass ich es verstanden habe, aber ich…muss dich trotzdem fragen…“, warf der Rotschopf daraufhin ungewohnt leise in den Raum, während er Dracos Blick suchte.

„Dann frag mich.“, antwortete dieser nur nickend, da er damit bereits gerechnet hatte.
 

„Als du die Flasche für Dumbledore vergiftet hast, von der ich getrunken habe… War es wirklich ungefährlich? Ich meine, Harry sagte, selbst wenn er mir nicht geholfen hätte, dann wäre ich unverletzt aus der Sache herausgekommen, aber stimmt das? Hast du wirklich nicht ernsthaft versucht, den Schulleiter umzubringen?“ Der blonde Slytherin konnte in den Augen des anderen sehen, wie wichtig ihm die Antwort auf diese Frage war.
 

„Ich habe es nicht wirklich versucht, nein.“, schüttelte er ernst den Kopf. „Ich wollte weder Dumbledore noch dich oder sonst wen töten. Meine Mordanschläge waren zwar so präpariert, dass sie durchaus beabsichtigt wirkten, doch echte Gefahr bestand nie. Ich musste nur irgendwie meinen Willen zeigen, um etwas Zeit zu schinden und den dunklen Lord davon abzuhalten, mich zu bestrafen. Und auch wenn ich schon manchmal in einem Streit gesagt habe, dass ich deinen oder Harrys Tod wünsche…das ist nicht wahr. Es gibt nur einen, gegen dessen Tod ich wirklich nichts einzuwenden hätte, und das ist Voldemorts. Ich habe kein Interesse daran, dass du stirbst, hörst du?“
 

Draco hielt den Blick des anderen, der in seinen Augen wahrscheinlich so etwas wie Aufrichtigkeit suchte, immer noch fest. Er wusste, dass er damit mehr erzählt hatte, als gefordert war, doch es fühlte sich richtig an. „Beantwortet das deine Frage?“.

„Ich denke schon…“, brachte Ron etwas zögerlich hervor. „Es ist nur…ich…“ Er verstummte.

„Was?“, hakte Draco nach einer längeren Pause nach, was den Griffindor wieder aufblicken ließ.
 

„Es ist nur, dass ich es irgendwie nicht verstehe. Ich meine, tut mir Leid, ich weiß schon, dass Harry, Hermine und sogar Professor Dumbledore dir glauben und alles, aber es ergibt einfach keinen Sinn für mich, dass du plötzlich ganz anders sein sollst, als ich jahrelang gedacht habe. Es ist einfach unlogisch…“, sprudelte es nun regelrecht aus Ron Weasley heraus.

„Verstehe… Bist du denn der Meinung, dass ich hier nur eines meiner Spielchen spiele?“ Draco blickte seinem Gegenüber nachdenklich in die Augen.
 

Etwas unsicher schüttelte der junge Griffindor den Kopf.

„Nein, das ist ja das Problem. Ich verstehe es einfach nicht. Komischerweise glaube ich dir einerseits und dann auch wieder nicht. Ich…das ist echt verwirrend. Ich habe das Gefühl, dass ich selbst nicht mehr weiß, was ich eigentlich denke. Du hast sicherlich keine Ahnung, wovon ich hier überhaupt rede, oder? Mann, ich blicke ja selbst nicht so richtig durch….“, verlor Ron sich in seiner Erklärung.
 

„Ich denke, ich weiß schon, was du sagen willst.“, antwortete Draco schwach lächelnd.

„Echt?“, fragte der Rotschopf nun noch perplexer.

„Ja. Du traust mir eben einfach nicht, weil ich nun einmal ich bin. Das ist in Ordnung. Denn du hast Recht, ich bin ich, das wird sich auch nicht ändern, Weasley.“ Draco seufzte abermals, bevor er fortfuhr.
 

„Am Anfang hatte ich selbst Schwierigkeiten, meinen Wandel zu begreifen. Die Entscheidung, wirklich nur noch nach meinem eigenen Ermessen zu handeln, fiel mir ziemlich schwer.“ Nachdenklich fuhr er sich durch die Haare. „Weißt du, ich habe von klein auf Gehorsam gelernt. Lange Zeit hat meine Meinung einfach…nicht gezählt… Und dann schlug der Entschluss, den ich fasste, auch noch solch große Wellen… Voldemort will meinen Tod…alles, was ich je glaubte zu wissen, erwies sich…als falsch…“ Draco atmete tief durch. Das, was er hier preisgab, war viel, vielleicht zu viel. Doch die Augen des anderen trieben ihn dazu, weiterzumachen, sich einzugestehen, dass es sich gut anfühlte, endlich darüber zu sprechen. Nicht vor Harry, nicht einmal vor seinem Paten war er bisher so offen gewesen…
 

„Ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Jedenfalls habe ich nicht so weit gedacht. Und jetzt bin ich auf Menschen angewiesen, zu denen ich bis dahin nicht unbedingt eine gute Beziehung hatte. Glaube mir, Diese Situation missfällt mir absolut, wahrscheinlich sogar mehr als dir…“, beendete er seine Gedanken mit einem schiefen Grinsen. Ron nickte daraufhin grüblerisch und wirkte einige Momente lang äußerst abwesend, dann lachte er plötzlich kopfschüttelnd, als hätte ihn eine Erkenntnis getroffen, von der er selbst glaubte, dass er sie eher hätte sehen müssen.
 

„Ich habe echt noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre, in deiner Situation zu sein – also wenn das, was du sagst, tatsächlich wahr ist. Dann würde ich wirklich nicht in deiner Haut stecken wollen.“, grinste der junge Griffindor nun, doch kurz darauf wurde sein Blick wieder ernst. „Warum hast du es getan? Ich meine, warum hast du beschlossen, die Seiten zu wechseln? Wäre es nicht einfacher gewesen, zu bleiben, wer du warst?“
 

Draco biss sich leicht auf die Unterlippe. Er hatte dem anderen ja gestattet, ihn alles zu fragen, doch bei dieser äußerst persönlichen Angelegenheit wusste er nicht so genau, was er eigentlich antworten sollte. Er konnte sich ja selbst bisher nicht einmal so richtig erklären, woher er plötzlich den Mut genommen hatte.

„Ich weiß ehrlich gesagt keine deutliche Antwort auf diese Frage. Es sind mehrere Faktoren, denke ich.“
 

„Welche?“, wollte Ron auch sogleich genauer erfahren. Draco fuhr sich überlegend durch die Haare, während er dem anderen in die Augen sah.

„Du hast Recht, es wäre viel einfacher gewesen, zu bleiben, wer ich immer war. Und du kannst dir sicher sein, der, für den man mich oft hält, der bin ich in gewisser Weise auch, nicht alles ist Fassade. Dich auf die Palme zu bringen zum Beispiel, das bereitet mir verdammt viel Freude, doch ich glaube nicht, dass mich das zu einem schlechten Menschen macht…“, grinste Draco sein Gegenüber leicht an.
 

Im ersten Moment wollte Ron schon ob der offensichtlichen Anspielung aus der Haut fahren, dann entschied er sich jedoch scheinbar dagegen und schüttelte, ebenfalls grinsend, den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Aber…“ Sein Lächeln erstarb. „…bisher warst du in meinen Augen trotzdem immer ein…“

„…schlechter Mensch?“, beendete der Slytherin selbst den Satz des anderen.
 

„Ja…“, nickte Ron.

„Hm, vermutlich war ich auch einer, da hast du nicht Unrecht. Doch ich wollte keiner mehr sein…“ Seine Worte waren sehr leise.

„Aber warum?“, hakte der Griffindor nun ungeduldig nach, dessen Frage immer noch nicht beantwortet wurde.
 

Wenn er das nur wüsste… Draco seufzte, wie sooft heute. Kurz horchte er in sich hinein… „Vielleicht, weil ich es satt hatte, ständig Angst wegen Dingen zu haben, die ich eigentlich für falsch hielt? Weil ich einmal etwas schaffen wollte, worauf ich stolz sein konnte? Weil der Tod immer unmittelbarer bevorstand? Weil Menschen in Gefahr waren, die mir wichtig sind? Ehrlich, ich weiß es nicht…“
 

Draco gab gerade so viel von sich preis, dass es ihn selbst überraschte. Warum er ausgerechnet jetzt, ausgerechnet vor Ronald Weasley in der Lage dazu war, ehrlich zu sein, konnte er nicht erklären, doch es tat gut. Aber vielleicht hatte bisher auch einfach niemand die richtigen Fragen gestellt, um ihn dazu zu animieren. Er atmete tief durch.

„Hat…Harry dir von unserer Begegnung bei der Maulenden Myrte erzählt?“
 

Er sah, wie Ron leicht lächelte. „Weißt du, dass ist immer noch so komisch, dich seinen Vornamen benutzen zu hören.“ Sie blickten einander erneut direkt in die Augen. „Ja, er hat mit uns darüber gesprochen, aber erst als du…im Krankenzimmer lagst. Warum?“
 

Draco überlegte kurz, ob er wirklich bereit war, so offen zu sein, seine Maske weiter abblättern zu lassen. Doch eigentlich spielte es keine Rolle mehr. Und auf unergründliche Weise vertraute er Ronald Weasley, auch wenn er nicht wusste weshalb. Dann sog er abermals Luft tief in seine Lungen, bevor er sprach. „An diesem Tag hatte ich beschlossen, dass ich etwas ändern musste. Und ich glaube, die Begegnung mit…Harry…ist der Grund dafür, dass ich es auch umgesetzt habe…“

Der Griffindor nickte gedankenverloren.

„Wieso Harry? Was hat er gemacht?“, fragte Ron schließlich stutzig.
 

„Gute Frage. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Er hat sich im Prinzip wie immer verhalten. Doch irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, dass es ihm nicht egal war, auf welcher Seite ich stand. Ich hatte den Eindruck, er schien wirklich enttäuscht darüber zu sein, dass ich das Mal trug…“ Unbewusst fuhren seine Finger über den linken Ärmel seines Hemdes.
 

„Es war, als hätte er sich die Mühe gemacht, hinter dem, was ich sage und tue, mehr sehen zu wollen, als ich zeigte. Niemand hat vorher je den Versuch unternommen, Weasley. Irgendwie hat es mich angespornt, keine Ahnung wieso…“ Seine Stimme war nur ein Flüstern. Er spürte, dass ihm das Gesagte selbst erst jetzt so wirklich bewusst wurde.
 

„Ja, ich verstehe.“ Ron nickte. „Harry hat eindeutig die Fähigkeit, Einfluss auf Menschen zu nehmen…“ Draco spürte, dass der andere die eben gesagten Worte mehr an sich selbst richtete als an ihn… Dann wandte er sich wieder dem Slytherin zu.

„Weißt du, wahrscheinlich sollte ich dir das jetzt gar nicht erzählen, aber… Harry war irgendwie besessen von dir, schon seit Wochen. Obwohl, eigentlich schon von Beginn unserer Schulzeit an. Aber kurz vor deiner „Aktion“ ganz besonders…“ Seine Stimme war immer schwächer geworden. Er wirkte sehr nachdenklich.

„Warum erzählst du mir das?“, fragte Draco nun etwas irritiert. Ron schaute ihn daraufhin direkt an.
 

„Ich denke, ich begreife jetzt warum. Ich habe immer angenommen, dass er so auf dich fixiert war, weil er dich für einen durchtriebenen und schlechten Menschen hielt, den er entlarven wollte, das wollten wir schließlich alle. Doch nun dämmert mir langsam, dass er dich wahrscheinlich die ganz Zeit über irgendwie retten wollte oder so…“ Während seiner Worte fuhr er sich kopfschüttelnd durch die rötlichen Haare.

„Ich habe das echt jahrelang nicht erkannt…und sein abruptes Vertrauen in dich, nachdem du ihm und Dumbledore da auf dem Astronomieturm vor die Füße gefallen bist, das fand ich so dumm, so verdammt unsinnig, aber jetzt scheint es mir so, als hätte er immer schon darauf gewartet. Klingt bescheuert, oder?“
 

Draco spürte, wie seine Augenbraue überrascht in die Höhe wanderte. Die Schlussfolgerungen des anderen erwischten ihn wirklich eiskalt. Einmal, weil ihn die Überlegung zu Harry verblüffte, auf der anderen Seite aber auch, weil er Ron diese durchdachte, ruhige Betrachtung nicht im Geringsten zugetraut hätte. Doch als dessen Augen sich plötzlich erschrocken weiteten, als würde ihm erst jetzt bewusst, wie offen er gerade mit seinem ehemaligen Erzrivalen gesprochen hatte, konnte Draco nur noch grinsen. Ron erstarrte regelrecht.

„Hey, Weasley, mach nicht so ein Gesicht. Du hast keinen Grund, dir Sorgen zu machen. Ich werde unser Gespräch für mich behalten, wenn du das gleiche tust.“, versuchte er den anderen aus seiner Starre zu reißen.
 

„Ich bin nicht besorgt.“, antwortete dieser auch sogleich hastig.

„Ja, ist klar.“, grinste Draco und beschloss, einfach das Thema zu wechseln. „Ich finde, das war genug Ernsthaftigkeit für heute…Lust auf eine Runde Zauberschach?“

Als Erwiderung erntete er ein erleichtertes Nicken. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs standen kurz darauf ein gefülltes Schachbrett und ein paar erfrischende Getränke vor ihnen auf dem Tisch. Der blonde Slytherin erhob sich und nahm dem anderen gegenüber wieder Platz. Schweigend begannen sie ein Spiel, wie sie es in letzter Zeit sooft gemacht hatten, doch diesmal wirkte die Stimmung zwischen ihnen verändert. Sie war unbeschwerter, weniger angespannt.
 

Nach einer Weile, die sie angestrengt das Spielbrett betrachtet hatten, räusperte Draco sich, ohne jedoch aufzublicken. Er wusste, dass er nicht sagen musste, was er beabsichtigte, aber es schien ihm einfach der richtige Zeitpunkt.

„Hey, Weasley, sollte das jemals wieder zur Sprache kommen, werde ich es mit Sicherheit abstreiten, aber…du bist in Ordnung…“ Der Klang seiner Stimme war nicht laut gewesen, besaß jedoch eine Festigkeit, die deutlich machte, dass er zu seinen Worten stand. Und irgendwie befreite es ihn, den Mut aufgebracht zu haben.
 

Einen kurzen Moment stockte Ron daraufhin in seiner Bewegung, dann hob sich sein Blick und suchte den Dracos, bevor sich seine Augen wieder senkten und er einen Zug machte, während er beinahe beiläufig zum Sprechen ansetzte.

„Ich…sage es nur ungern, werde es ebenfalls immer leugnen und ich traue dir trotzdem kein Stück, nur um das klarzustellen…aber…ich denke, du bist auch…in Ordnung soweit…“ Seine letzten Worte waren mehr ein Murmeln als verständlich, doch der junge Malfoy hatte sie gehört.
 

„Wenn wir gerade dabei sind, über Dinge zu sprechen, die wir später bestreiten: Kann ich dich etwas fragen?“, wollte Draco etwas zögerlicher als gewöhnlich wissen. Ron schenkte ihm ein Nicken. „Besteht die Möglichkeit, dass ich es mir verdiene? Dein Vertrauen, meine ich…“ Seine Stimme war leise und er stellte selbst mit Erstaunen fest, dass ihm diese Frage weitaus schwerer gefallen war als jede andere. Sogar Dumbledore um Hilfe zu bitten erschien ihm rückblickend eine Kleinigkeit dagegen.
 

Ihre beiden Familien hatten gegenseitig stets nicht viel voneinander gehalten. Diese alte Verankerung in seiner Erziehung abzulegen, war für Draco und anscheinend auch für Ron wirklich nicht leicht. Daher schaffte er es auch nicht, den anderen dabei anzublicken, wofür er sich selbst verfluchte. Als sein Gegenüber jedoch keineswegs zu antworten gedachte, hob er vorsichtig den Blick, nur um gleich darauf in überraschte, blaue Augen zu schauen. Eine Weile schwiegen sie einander an, dann hielt Draco es nicht mehr aus.
 

„Weasley, hast du mir zugehört?“ Er wusste mit Sicherheit, dass der andere seine Worte vernommen hatte, seine Miene sprach Bände, doch er wurde langsam ungeduldig, wofür er sich am liebsten persönlich zurechtweisen würde, doch Selbstgespräche wären jetzt wohl keine so schlaue Idee. Daher beließ er es lediglich bei einem Seufzen über sich selbst.

„Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich mir das nur eingebildet habe, oder du mich tatsächlich gefragt hast, ob du irgendwie mein Vertrauen gewinnen könntest…“, riss ein perplexer Ron ihn plötzlich aus seinen Überlegungen.
 

„Du hast mich schon richtig verstanden. Und glaub bloß nicht, dass ich es noch einmal wiederholen werde.“, erwiderte Draco zwar mit dem alten, überheblichen Ton, der durch sein seichtes Grinsen aber deutlich an Schärfe verlor. Dabei versuchte er, seine Unsicherheit möglichst zu unterdrücken, was ihm ob seiner jahrelangen Übung, Merlin sei Dank, auch ganz gut gelang.
 

„Ich…sorry, ich…hab das jetzt echt irgendwie nicht erwartet…“ Rons Finger glitten leicht überfordert durch das rote Haar. Dann herrschte erneut Schweigen.

„Bekomme ich denn trotzdem eine Antwort?“ Der blonde Slytherin konnte heute einfach nicht abwarten.
 

„Äh, ich, ja klar. Also, sicher, ich denke schon…“, stotterte Ron vor sich hin, wobei sich eine leichte Röte über seine Wangen zog, die Draco dazu verleitete, ein Lächeln unterdrücken zu müssen.

„Gut…“, war alles, was seine Lippen verließ, bevor er den Blick wieder dem laufenden Spiel zuwandte. Eine Weile konzentrierten sie sich auf das Brett vor ihnen, dann unterbrach Ron die Stille.
 

„Warum? Warum willst du dir mein Vertrauen verdienen, Malfoy?“ Sie blickten sich an. Draco hatte bereits damit gerechnet, dass diese Frage noch folgen würde. Dennoch fühlte er sich unwohl dabei, antworten zu müssen. Er seufzte.

„Ich weiß nicht, ob es dir entgangen ist, aber ich habe nicht mehr viele Optionen, Weasley…“ erklärte der blonde Slytherin, während er einen weiteren Zug auf dem Schachbrett tat.

„Was meinst du? Ich glaube, ich verstehe nicht ganz…“
 

Draco schloss kurz die Augen und strich mit den Fingern darüber, wobei er sich nach hinten an die Couch lehnte. Als er sie wieder öffnete, begegnete er dem fragenden Blick des anderen.

„Weißt du, im Prinzip habe ich drei Möglichkeiten, Weasley. Entweder ich statte dem dunklen Lord noch einen Besuch ab und begehe damit quasi Selbstmord… Oder ich versuche es im Alleingang, wodurch ich ganz bald höchstwahrscheinlich sowieso von irgendeinem Todesser aufgespürt werde, womit wir irgendwie wieder bei Punkt eins wären… Oder ich bleibe hier, wo es halbwegs sicher ist. Auch wenn mich die Slytherins fast alle umlegen wollen und ich prinzipiell keine Freunde habe. Sind doch super Aussichten, oder?“
 

Auch Ron lehnte sich nun zurück und schien ernsthaft über Dracos Worte nachzudenken.

„Ich weiß, dass ich mich für eine Seite entscheiden muss, Weasley.“, zog er die Aufmerksamkeit des Griffindors wieder auf sich. „Voldemorts steht nicht zur Debatte und ich habe auch nicht vor wegzulaufen, also bleibt nur eure Seite übrig. Und mir ist durchaus klar, dass alles viel einfacher wird, wenn ich es schaffe, dich zu überzeugen.“
 

„Mich?“ Ron riss überrascht die Augen auf. „Nein, ich meine, Harry ist der Held. Er trifft die Entscheidungen. Herm und ich sind zwar meist dabei, aber…wir sind eigentlich nur Statisten. Versteh mich nicht falsch, Herm ist wirklich eine gute Hexe und kennt verdammt viele hilfreiche Zauber, aber ich…bin eben dabei…“ Der Griffindor schüttelte den Kopf und lachte tonlos auf. „Weißt du, dass ich das denke, habe ich noch nie jemandem erzählt…“
 

Draco verstörte das Bild, das sich ihm da bot. Und auch das, was der andere gesagt hatte, brachte ihn durcheinander. Er war der Ansicht gewesen, er wäre derjenige mit den Problemen, doch nun zeigte sich ganz deutlich, dass jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen hatte.

„Weasley?“

Der Angesprochene zuckte zusammen. Dann stand er abrupt auf und begann wirr durch den Raum zu laufen. „Oh Mann, was rede ich hier eigentlich? Vergiss es wieder, okay? Ich verstehe ja selbst nicht, was ich da eben gesagt habe. Ich…“
 

„Weasley!“, sagte Draco mit harter Stimme, was den anderen zum Stillstand brachte. „Setz dich hin und halt die Klappe!“ Zögerlich und hin und her gerissen zwischen Fügung und Widerspruch kam Ron der Aufforderung schließlich nach, dann senkte er den Blick und vergrub sein Gesicht in seiner Hand.

„Komm schon, sieh mich an, Weasley!“, verlangte der blonde Slytherin.

„Können wir die letzten Minuten nicht einfach vergessen?“, bat der Griffindor unbewegt und mit schwacher Stimme.
 

„Sieh mich an…“, versuchte Draco es nochmals, diesmal aber in weicherem Ton, was zu wirken schien, da der andere langsam den Kopf hob. Der junge Malfoy seufzte ob des niedergeschlagenen Ausdrucks in den blauen Augen.

„Was auch immer hier gerade passiert ist, wenn es dir hilft, verspreche ich dir, dass ich es keinem verrate. Wem sollte ich es auch erzählen, hm? Nennen wir es einfach meinen ersten Versuch, dein Vertrauen zu gewinnen, okay?“ Ron nickte leicht überfordert.
 

„Gut, Ach, und wenn es dich interessiert, ich glaube schon, dass du eine Rolle spielst. Und wenn auch nicht für die große weite Welt, dann doch auf jeden Fall für deine Freunde. Harry legt Wert auf deine Meinung und selbst wenn es den Anschein macht, dass er mich akzeptiert, so wird er es dennoch nie gänzlich versuchen, solange du es nicht tust.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Ron zweifelnd, was den jungen Malfoy erneut zum Seufzen brachte.
 

Weil er es mir gesagt hat, okay? Und jetzt lass uns weiterspielen.“ Mit diesen Worten richtete Draco den Blick wieder stur auf das Schachspiel. Auch sein Gegenüber konzentrierte sich nach kurzem Zögern wieder auf das Brett vor zwischen ihnen. Nebenbei war der Slytherin darum bemüht, seine Gedanken zu ordnen. Sie hatten heute definitiv jede Menge über einander erfahren. Nur ob das gut war? Das konnte er nicht beantworten. Vielleicht…
 

Draco konnte jedenfalls regelrecht spüren, dass die Spannung zwischen ihnen wieder gewachsen war, doch diesmal schien sie anders, weniger feindselig, etwas vertrauter. Und er kam nicht umhin zu bemerken, dass er sich in gewisser Weise darüber freute. Dann hob er triumphierend seinen Blick.

„Schach matt!“

Bevor Ron seinen Missmut über dieses Ergebnis äußern konnte, schwang die Tür auf und eine keuchende Hermine Granger und ein nicht minder abgehetzter Harry Potter betraten den Raum.
 

„Hey Jungs, tut uns Leid, wir haben in der Bibliothek irgendwie die Zeit vergessen.“, erklärte Hermine sogleich entschuldigend, dann blieb ihr Blick etwas irritiert an der ruhigen Szenerie vor ihr hängen.

„Sagt mal, habt ihr euch vertragen? Ich dachte eigentlich, dass ihr euch bereits gegenseitig die Köpfe eingeschlagen habt, wenn wir hier ankommen…“, gab sie zu.
 

Auch Harry warf ihnen beiden einen misstrauischen Blick zu, bevor er sich neben seinen besten Freund fallen ließ. „Also, Ron, was geht hier ab?“, fragte er auch sofort mit einer Mischung aus Skepsis und Amüsement.

„Äh, also, na ja…“, stotterte dieser daraufhin etwas unbeholfen.
 

„Nennen wir es einfach einen vorübergehenden Waffenstillstand.“, warf Draco daher nahezu beiläufig ein, während er sich ein Glas Kürbissaft einschenkte.

„Im Ernst? Ihr beide?“, fragte Hermine erstaunt, als sie sich neben den blonden Slytherin setzte, woraufhin die Angesprochenen lediglich bestätigend nickten.

„Super!“, verlieh Harry seiner Meinung diesbezüglich Ausdruck, womit das Thema für ihn auch erledigt schien, da er es im Anschluss abrupt wechselte. „Wie geht es dir, Draco?“
 

Dieser lächelte. Jeden Tag, seit er im Krankenzimmer aufgewacht war, hatte der andere ihm diese Frage gestellt.

„Genauso gut wie gestern, Harry. Du kannst wirklich aufhören, mich das immer wieder zu fragen. Meine Wunden sind fast alle gut verheilt.“ Schon während er sie aussprach, wusste er, dass er die falschen Worte gewählt hatte…
 

„Fast?“, klinkte sich auch gleich Hermine leicht besorgt in das Gespräch ein. Draco seufzte. Diese beiden waren echt dermaßen fürsorglich, dass es ihn nahezu nervte. Und sie würden auch nicht Ruhe geben, bevor er ihnen alles erzählt hatte, daher machte es mehr Sinn, gleich nachzugeben, sonst würde diese kleine Frage in ein abendfüllendes Programm ausarten.
 

„Mir geht’s gut Leute, ehrlich. Nur der Fluch meiner Tante, der mich gestreift hat, ist etwas…sagen wir penetrant. Aber Severus kennt einen guten Heiltrank dagegen. Wenn ich den noch ein paar Tage nehme, ist alles in Ordnung.“, erklärte er beschwichtigend.

„Wie geht es ihm? Snape, meine ich…“, fragte Hermine vorsichtig nach. Draco wusste, dass die drei Griffindors seinem Paten immer noch argwöhnisch gegenüberstanden, was sicherlich auch daran lag, dass er selbst nicht wirklich viel über Severus Snape preisgab. Doch im Moment schien es ihm einfach besser so.
 

„Es geht ihm ganz gut soweit, denke ich. Er spricht nicht wirklich darüber, was im Manor passierte, nachdem ich entkam…“ Das war gelogen. Sein Pate hatte ihm ausführlich erzählt, was in den Tagen geschah, die er verschwunden war. Aber anschließend hatte Dumbledore beschlossen, dass es besser wäre, wenn vorerst niemand außer ihnen die Wahrheit kannte. Ihm war zwar nicht ganz wohl bei der Sache, Harry und die anderen gleich zu Beginn ihrer noch sehr wackeligen Freundschaft, oder was auch immer das war, zu belügen, doch wirklich schwer fiel es ihm nicht. Gewohnheiten ließen sich eben nicht so leicht ablegen.
 

„Verstehe…“, antwortete Harry anschließend nachdenklich. Draco wusste, dass der Griffindor dem Zaubertränkelehrer mit Skepsis begegnete und einen Beweis für Schuld bei ihm suchte. Vorerst würde er das wohl nicht ändern können.

„Sagt mal, was habt ihr in der Bibliothek eigentlich gemacht?“, wechselte Ronald Weasley nun das Thema, um die etwas unheilvolle Stimmung zu übergehen, die entstanden war.

„Wir haben die große Hausaufgabe beendet, die wir übermorgen in Verwandlung abgeben müssen.“, erläuterte Hermine. „Hast du sie eigentlich schon fertig?“ Ihr Ton war merkwürdig süffisant für ihre Verhältnisse.
 

Rons Augen weiteten sich leicht panisch. „Hausaufgabe? Welche Hausaufgabe, Herm?“ Seine Stimme war ganz schwach.

„Ronald Bilius Weasley, willst du mir etwa sagen, dass du noch kein Wort abgefasst hast? Wir sollen eine ganze Rolle Pergament abgeben und diese Arbeit zählt 50 Prozent.“ In ihren Worten lag eine Schärfe, die ein wenig Angst einflößend wirkte.

„Eine Rolle Pergament? Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt… 50 Prozent…bei Merlin…ich falle definitiv durch…“, jammerte der Griffindor aufgelöst, während er in sich zusammensackte und seine Hände verzweifelt in seinen Haaren vergrub.
 

Draco beobachtete, wie Harry schon nach seiner Tasche greifen wollte, als Hermine ihn unwirsch anherrschte. „Du wirst ihm deine Arbeit nicht geben, Harry James Potter. Er muss lernen, seine Aufgaben selbst zu verrichten. Wenn du es doch machst, dann werde ich es merken und euch beide auffliegen lassen, das schwöre ich…“ Mit erhobenem Zeigefinger blickte sie abwartend von Ron zu Harry und wieder zurück.
 

„Aber Herm, ich meine, ist das nicht ziemlich gemein? Warum bist du denn so wütend? Und womit habe ich meinen vollen Namen verdient? Ich…“, versuchte Harry seine Freundin zu beschwichtigen, wurde jedoch je von seinem besten Freund unterbrochen, der ihm eine Hand auf die Schulter legte.
 

„Lass gut sein, Harry. Sie ist sauer auf mich. Sie wird ihre Meinung nicht ändern…“

„Aber…“ Doch weiter kam der Goldjunge nicht, da ihn Hermine sofort wieder unterbrach.

„Du hast ihn gehört. Das hat er sich diesmal selbst zuzuschreiben.“ Für einen Moment erdrückender Stille tauschten das Mädchen und der Rotschopf einen undeutbaren Blick, dann erhob sich die talentierte Hexe.
 

„Ich werde jetzt gehen. Ich habe Neville versprochen, ihm bei seinem Aufsatz zu helfen.“ Das Grinsen auf ihren Lippen war beinahe spöttisch. „Treffen wir uns heute Abend wegen dem Zaubertränke-Projekt, Draco?“ Dieser nickte lediglich, sichtlich perplex aufgrund der ganzen Situation. Dann verließ Hermine den Raum, ohne Ron auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
 

„Mann, sag mal, was ist denn hier gerade eigentlich passiert?“, bedachte Harry seinen besten Freund mit einem verwirrten, fragenden Ausdruck in den Augen. Dieser seufzte.

„Ach, sie ist verärgert. Und es ist meine Schuld. Ich habe Mist gebaut, denke ich…“, gestand er kleinlaut ein. „Ich habe neulich mit irgendeinem Mädchen geknutscht und sie hat es gesehen.“

„Welchem Mädchen denn?“, fragte Harry überrascht.

„Ach, irgendeinem eben, ist nicht wichtig.“, winkte Ron ab.

„Und?“, klinkte sich nun auch Draco in das Gespräch ein.
 

„Was und?“, fragte Ron verständnislos.

„Na ja, vielleicht bin ich auch einfach falsch informiert, aber ich dachte nicht, dass ihr ein Paar seid. Wieso bist du ihr dann Rechenschaft schuldig darüber, wen du küsst?“, verdeutlichte der Slytherin, was er meinte. Ernsthaft über diese Frage nachdenkend fuhr sich Ron durch die Haare. Dann suchte er den Blick des blonden Schönlings.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Wir sind kein Paar. Manchmal dachte ich zwar, dass es vielleicht möglich wäre und wir eventuell eines sein könnten, aber… Ach, keine Ahnung.“ Er senkte den Blick. „Ist jetzt auch egal, ich bin so oder so am Arsch…“
 

„Mann, Ron, ich gebe dir meinen Aufsatz trotzdem. Du kannst…“, versicherte Harry seinem Freund mit aufmunternder Stimme.

„Nein, das wirst du nicht, Harry. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass du eine schlechte Note bekommst oder sogar durchfällst. Glaub mir, sie würde es herausfinden und uns ohne mit der Wimper zu zucken verpfeifen. Was dieses Thema angeht, ist sie konsequent, das weißt du.“, wiegelte er das Hilfsangebot des anderen ab.

„Ja, ich weiß…“, seufzte der Goldjunge daraufhin resignierend.
 

„Ich werde dir helfen.“ Nachdem Draco diese Worte in den Raum gestellt hatte, wartete er die folgende Reaktion ab. Eine Weile schien ihre Bedeutung Ron nicht zu erreichen, dann hob dieser plötzlich abrupt seinen Blick und starrte ihn aus großen Augen an. „Was?“

„Du hast mich schon verstanden, Weasley. Granger hat zwar verboten, dass Harry dir hilft, aber von mir war nie die Rede.“ Ein leicht überhebliches Grinsen lag auf seinen Zügen, das an die altbekannte List eines Draco Malfoy erinnerte.

„Ist das dein Ernst?“
 

„Ja, sicher.“, nickte er bestätigend. Dann hielt er dem anderen einige Pergamente hin. „Hier ist mein Aufsatz. Behalte ihn bis morgen und lies ihn dir gründlich durch, mach dir ein paar Notizen, was du eben noch schaffst heute Abend. Morgen nach dem Unterricht können wir uns dann zusammensetzen und in etwas abgewandelter Form deine eigene Version schreiben. Das wird schon klappen.“ Ron starrte völlig fassungslos die Blätter vor sich an.

„Warum?“

„Ja, im Ernst, warum?“, beteiligte sich nun auch wieder Harry an dem Gespräch, der nicht minder überrascht schien.
 

Draco blickte dem Rotschopf daraufhin fest in die Augen. „Du erinnerst dich, worüber wir vorhin gesprochen haben?“ Ein Nicken. „Dann betrachte dies als den zweiten Versuch.“, war alles, was er sagte. Doch Ron schien zu verstehen, ganz im Gegensatz zu Harry. „Äh, würdet ihr mich aufklären?“
 

„Nein!“, erhielt er unisono seine Antwort aus beiden Mündern, dann stand der junge Weasley auf und ergriff grinsend die Papiere auf dem Tisch.

„Danke, echt, ich mach mich gleich ran. Wir sehen uns.“ Mit diesen Worten packte er seine Sachen und ließ die anderen beiden allein im Raum zurück.
 

Nach einer Weile des Schweigens durchbrach Harry wieder die Stille. „Du wirst mir nicht erklären, was hier eben passiert ist, oder?“ Draco schüttelte lediglich den Kopf.

„Verstehe.“ Der Goldjunge lächelte. „Was auch immer vorgefallen ist, ich finde es gut, dass ihr… na ja, besser miteinander klarkommt. Danke.“

„Es gibt nichts, wofür du dich bedanken müsstest, Harry.“, wehrte der Slytherin ab.

„Doch, es ist… Ich meine, ich weiß, dass Ron manchmal ziemlich schwierig sein kann und auch so unglaublich starrsinnig…“
 

Der Griffindor stockte kurz. Draco wusste, worauf der andere anspielte. Die Situation im vierten Jahr beim Trimagischen Turnier. Selbst er hatte damals mitgekommen, dass ihre Freundschaft auf die Probe gestellt worden war… Dann schien Harry sich wieder gefangen zu haben, denn er erhob erneut die Stimme. „Also was auch immer du gesagt oder getan hast, es muss etwas sein, was dir schwer gefallen ist, daher…danke…dass du zuerst über deinen Schatten gesprungen bist. Und dass du ihm helfen wirst…“ Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das verdeutlichte, wie ernst er seine Worte meinte.
 

„Du bist echt ein verdammter Samariter, Potter…“, seufzte Draco nur grinsend.

„Ja, vielleicht, aber das ist mir wichtig.“, versicherte der Goldjunge ernst.

„Ich weiß, Harry.“, nickte der Slytherin ihm schließlich ernst zu. „Was ist das eigentlich mit Granger und Weasley?“

Der Griffindor schüttelte den Kopf. „Das frage ich mich auch manchmal. Ab und an denke ich, sie sind für einander bestimmt und finden sich schon noch, auf der anderen Seite weiß ich selbst nicht so genau, ob ich das wirklich glaube.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

„Verstehe…“, sagte Draco, dann warf er einen Blick auf die Uhr.

„Ich bin noch mit Severus verabredet. Wenn ich nicht bald gehe, komme ich zu spät.“

„Ist in Ordnung, wir sehen uns später. Ich denke, ich werde Ron ein bisschen helfen mit seinen Notizen.“, versicherte der Goldjunge, während er sich erhob. Sie tauschten noch einen Blick, dann verließ Harry Potter den Raum.
 

Draco seufzte. Er wusste ja, dass es anstrengend werden würde mit dem Griffindor-Trio. Doch der heutige Tag hatte ihn jetzt schon geschafft…und er war noch nicht vorbei.

Langsam stand er auf und nahm seine Tasche. Sein Pate wartete sicherlich schon…
 


 

Wenige Minuten später befand sich Draco vor der Tür zum Büro von Severus Snape und klopfte leise, woraufhin ein festes „Herein!“ ertönte. Er betrat den Raum und setzte sich in den Sessel neben dem Schreibtisch, wie er es immer getan hatte. Ruhig wartete er ab, da sein Pate noch in einem Buch blätterte und sich Notizen machte, wobei er ihn ungern stören wollte. Nach kurzer Zeit legte dieser seine Unterlagen beiseite und blickte auf. Eine Weile sahen sie einander nur in die Augen, dann erhob der erfahrene Zauberer seine Stimme.

„Wie geht es dir, Draco?“
 

„Gut, denke ich. Dein Heiltrank wirkt…“, antwortete er mit einem sanften Lächeln. „Und wie geht es dir?“

„Besser. Ich werde es überleben.“, erwiderte dieser kurz und bündig. „Willst du wissen, woran ich gearbeitet habe?“ Draco nickte.

„Ich habe nachgelesen, wie du es geschafft haben willst, den Unbrechbaren zu brechen…“ Er hatte seinem Paten erzählt, welche Zauber Anwendung fanden bei seinem Vorhaben, doch dass dieser sich nicht nur mit seiner Erläuterung zufrieden geben würde, war ihm bereits vorher klar gewesen.
 

„Und? Hab ich die Wahrheit gesagt?“, fragte er daher grinsend. Severus Snape seufzte völlig untypisch.

„Ja… Wie auch immer du darauf gekommen bist, es ist eine brillante Kombination. Ich hätte es nicht besser machen können… Du musst einen guten Lehrer gehabt haben…“, erklärte der Zaubertränkelehrer mit ausdrucksloser Miene.
 

„Ja, den hatte ich…“, antworte Draco mit einem sanften Lachen. Der zufriedene Ausdruck auf den Lippen seines Paten entging ihm dabei nicht. Dann wurde er wieder ernst.

„In etwa einer Woche muss ich zurück zum dunklen Lord und ihm Bericht erstatten…“

Der blonde Slytherin nickte abwesend. „Okay…in einer Woche also…“

„Ja…“ Der Professor bedachte den Jungen vor sich nachdenklich, dann schob er ihm ein Buch zu. „Hier, du wolltest es immer haben. Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt da, dass du es bekommst…“
 

Draco blickte auf und ließ seine Augen über den Einband wandern, dann biss er sich auf die Unterlippe. „Jetzt, ja?“, meinte er beinahe schon resignierend.

„Ja, Draco…“

Sie tauschten einen Blick, der eine stumme Übereinkunft zeigte, dann nahm der junge Malfoy das Buch und schob es in seine Tasche.
 

„Und jetzt, erzähl mir von deinem Tag mit den vermaledeiten Griffindors…“, wechselte der Zaubertränkemeister ohne Umschweife das Thema. Draco konnte nur lächelnd den Kopf schütteln…

Abschied

Hey Leute,
 

tut mir echt voll leid, dass es so dermaßen lange gedauert hat, aber ich hoffe, die Länge des Kapitels entschädigt euch ein wenig ;)
 

Außerdem hoffe ich, dass ihr, trotz meiner langen Schreibpause, noch dabei seid^^
 

Über eure Meinungen würde ich mich wie immer sehr freuen.
 

*ausschlechtemgewisseneinköstlichesbüffethinstell*
 

allerliebste grüße,
 

bumble^^
 

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Draco saß im Raum der Wünsche auf einer riesigen Couch zwischen unzähligen Kissen. Das Zimmer an sich war nicht besonders groß, sodass die voluminöse Sitzgelegenheit beinahe den gesamten Platz einnahm. Hinter ihm gewährten zwei große Rundbogenfenster einen Blick auf das Grundstück von Hogwarts, während an den restlichen Wänden dicht gedrängt Bücherregale standen, die bis an die Decke reichten und mit der unterschiedlichsten Lektüre gefüllt waren. Insgesamt wirkte der Raum warm, freundlich und ruhig.
 

Leicht lächelnd schüttelte der junge Slytherin den Kopf, als er seinen Blick immer wieder umherschweifen ließ. Er wusste nicht im Geringsten, warum beim Auf- und Ablaufen vor der unsichtbaren Tür zum Raum der Wünsche ausgerechnet dieses Bild zustande gekommen war. Er erkannte durchaus, dass es nicht so recht zu ihm passen wollte, trotzdem kam er sich keinesfalls fehl am Platz vor. Einige Minuten, wie viele konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, schaute Draco sich einfach nur um, wobei seine Finger aber zu keiner Zeit aufhörten, über den Einband des Buches in seinen Händen zu streichen.
 

Es war das Buch, das sein Pate ihm vor etwa einer Woche geschenkt hatte. Kurz schloss er seine Augen und atmete tief durch, bevor er schließlich den Blick senkte und langsam den Buchdeckel öffnete, um die erste Seite zu betrachten. Mit zarter Schrift zeichnete sich dort lediglich der Name von Severus Snape ab. Nichts weiter. Dennoch musterte Draco die wenigen Buchstaben mit einer Ausdauer, dass man meinen könnte, er lese einen äußerst schwierigen Absatz einschlägiger Fachliteratur.
 

Sanft fuhren seine Fingerkuppen über das Papier, das durch gewisse Gebrauchsspuren sein hohes Alter verriet, dann blätterte er um, zwar immer noch ruhig, aber doch bestimmt, als hätte er ein Ziel vor Augen. Bei Seite 27 verweilte der blonde Slytherin schließlich. Sie hatte ihm stets am besten gefallen. Nirgendwo befand sich auch nur ein gedrucktes Wort. Das ganze Blatt war bis an den Rand gefüllt mit den Aufzeichnungen seines Paten, eine Seite, unauffällig versteckt zwischen…
 

Das leise Knarren der Tür ließ ihn abrupt aus seinen Gedanken aufschrecken und im gleichen Moment die Buchseiten schließen. Als er aufsah und in tiefgrüne Seelenspiegel blickte, deren Besitzer aufgrund von Dracos hastigen Bewegungen leicht verlegen im Türrahmen stehen geblieben war, entkrampften seine Glieder sich wieder. Ohne dass der Slytherin es verhindern konnte, schlich sich ein entspanntes Lächeln auf seine Lippen, woraufhin sein Gegenüber schließlich in Gänze durch die Tür trat. Dann räusperte Harry sich. „Hey…“

„Hey…“, antwortete Draco automatisch, während er das Buch neben sich ablegte.
 

„Störe ich? Ich meine, willst du lieber alleine sein? Ich kann auch gehen…“, stammelte der Griffindor beinahe schon entschuldigend, was den jungen Malfoy dazu veranlasste, lächelnd mit dem Kopf zu schütteln.

„Echt, Potter, du musst damit aufhören, so hypernett zu sein und mich wie ein rohes Ei zu behandeln, das wird langsam lästig…“, seufzte er auf altbekannt theatralische Weise. „Jetzt komm schon rein und setz dich…“

Harry ließ gemächlich seine Schulsachen auf den Boden sinken und nahm auf der monströsen Couch neben seinem ehemaligen Erzrivalen Platz. Erst dann widmete er seine Aufmerksamkeit erstmals dem Raum, was seine Augenbrauen dazu anregte, überrascht in die Höhe zu schnellen. Als er Draco erneut anschaute, lächelte er.
 

„Ich weiß schon, ungewöhnlicher Raum für mich, was?“, deutete der Slytherin den Blick des anderen mit einem schiefen Lächeln. Harry schüttelte zögerlich den Kopf.

„Nein, finde ich gar nicht. Irgendwie…passt er zu dir.“ Dracos Augenbraue hob sich zweifelnd.

„Echt jetzt, hör endlich auf mit dieser elendigen Höflichkeit.“, seufzte der junge Malfoy, während er den anderen musterte. Doch sein Gegenüber grinste nur. „So bin ich eben…“

„Nein, das ist nicht wahr, Harry. Du warst mir gegenüber nie so. Und ehrlich gesagt verhältst du dich deinen Freunden gegenüber auch anders, jedenfalls nicht so, als wären sie aus Glas…“, erwiderte Draco mit festem Blick, was den Griffindor seufzen ließ.
 

„Was ist los? Warum benimmst du dich nicht einfach wie immer?“, fragte der junge Malfoy daraufhin forschend.

„Weil…es nicht mehr so wie früher ist, sondern verändert, besser… Und ich will, dass es so bleibt…“ Am Klang der Stimme erkannte er, wie ernst Harry diese Worte waren, was ihn ebenfalls zum Seufzen brachte. Schließlich blickte er seinem Gegenüber direkt in die Augen und versuchte, in ihnen zu lesen, was sich nicht als besonders schwierig erwies. Harry Potter war ein offenes Buch, jedenfalls im Bezug auf seine Emotionen. Und der blonde Slytherin konnte lediglich aufrichtige Sorge sehen, gepaart mit Unsicherheit. Er schluckte. Auslöser für solche Gefühle zu sein, das war er einfach nicht gewohnt. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sich bemühte, seine wahren Gedanken in Worte zu fassen.
 

„Ja, es ist besser und ich…ich bin…“ Draco biss sich kurz auf die Unterlippe, während er versuchte, dem Blick des anderen standzuhalten und sich zu überwinden, das auszusprechen, was ihm auf der Zunge lag.

„Du bist?“ Die grünen Augen wirkten erwartungsvoll und zeigten im selben Moment die gleiche Angst, die der Slytherin in seinen Gliedern spürte. Doch irgendetwas in ihnen vermittelte Draco schließlich die Ruhe, die er brauchte, um zu erkennen, dass es keinen Grund gab, sich zu fürchten. Nicht für ihn. Nicht mehr. Nicht hier. Dann lächelte er leicht.
 

„Harry, ich bin…dir dankbar…“ Die Brauen des Griffindors hoben sich erstaunt. „…dafür, dass ich noch eine Chance bekommen habe…“

„Aber…“, wollte Harry ihn schon unterbrechen, doch Dracos Blick und ein deutliches Kopfschütteln brachten ihn zum Verstummen.

„Lass mich erst ausreden. Ich bin dir wirklich…dankbar für diese Möglichkeit, ein anderes Leben führen zu können. Und ja, du bist mit verantwortlich dafür, dass es funktioniert hat, dass wir jetzt hier sitzen, auch wenn du, wie ich dich kenne, am liebsten widersprechen würdest. Lass es einfach sein…“ Draco atmete tief durch. „Und ich will, dass du weißt, dass ich so denke, auch wenn ich gestehen muss, dass sich alles in mir sträubt, das zuzugeben…“ Er lächelte. „Und wenn ausgerechnet ich endlich anfange, mehr ich selbst zu sein, dann solltest du vielleicht nicht unbedingt gerade jetzt damit aufhören, meinst du nicht?“
 

Harry war im Begriff zum Sprechen anzusetzen, brachte aber keinen Ton über seine Lippen. Einige Momente blickten sie einander musternd in die Augen, dann ließ der Griffindor sich nach hinten gegen die Lehne sinken und bettete seinen Kopf darauf, während er die Raumdecke betrachtete. Eine Weile schwieg er und durchforstete seine Gedanken, bevor er sich räusperte.

„Weißt du, dass du kein völliger Trottel bist, das habe ich ja schon immer irgendwie geahnt, aber…das waren echt weise Worte…Malfoy…“ Man konnte das Lächeln in Harrys Stimme regelrecht hören, als er den anderen bei seinem Nachnamen nannte.
 

„Halt die Klappe, Potter.“ Als Harry aufblickte, konnte er sehen, dass der blonde Slytherin leicht grinste, und während er ihm in die Augen schaute, erkannte er, dass er sich umsonst Sorgen darüber gemacht hatte, sie könnten erneut Feinde werden. Die grauen Seelenspiegel waren nicht kalt, monoton und gekünstelt wie früher, sondern echt und voll von…ja, was war es? Wärme? Zuneigung? Wahrheit? Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, doch das schien ihm auch nicht wichtig, er würde schon noch dahinter kommen, was ihr Ausdruck bedeutete. Was zählte, war, dass er das Leben in ihnen förmlich spürte.
 

„Draco?“ Immer wenn er den Namen des anderen verwendete, musste er an ihre Begegnung im Reich der Maulenden Myrte denken. Irgendwie hatte sich an diesem Tag alles verändert. Jedenfalls für ihn.

„Was ist?“ Der junge Malfoy schaute den Griffindor fragend an. Harrys Züge waren sanft und entspannt, als er antwortete. „Danke…“
 

Draco stockte kurz, nickte dann aber leicht, ließ sich am Fußende des Sofas nach hinten fallen, wobei er das Buch, das er immer noch in den Händen hielt, in seiner Tasche auf dem Boden verstaute, und verschränkte anschließend die Arme hinter dem Kopf.

„Hättest du jemals gedacht, dass es so sein würde?“, durchbrach Harry nach einer Weile ihr Schweigen.

„Was? Dass ich neben dir stehe, wenn Voldemort kommt, um uns zu filetieren?“ Harry konnte nicht anders, als aufgrund der Wortwahl zu grinsen. Das war so typisch…na ja…Malfoy eben. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern. Jedenfalls hoffte er das… Dann wurde der Ausdruck in seinen Augen ernst. „Wirst du das denn? Ich meine, neben mir stehen?“
 

Draco konnte nicht verhindern, dass ein leichtes Lächeln über seine Züge huschte. Harrys Stimme verriet ihm immer, was der andere fühlte. Er hörte die Angst vor Voldemort heraus, die Sorgen, die er sich machte, und die leichte Hoffnung darauf, in dem bevorstehenden Kampf nicht allein zu sein.

„Ich weiß nicht, ob es eine Rolle spielt, denn du wirst dem dunklen Lord nicht ohne Hilfe gegenübertreten, du hast schließlich jede Menge Freunde, die das nicht zulassen würden… Aber…wenn es für dich von Bedeutung ist…ja…egal was passiert…ich werde an deiner Seite stehen…“
 

„Es ist nicht dasselbe. Sie verstehen es nicht.“ Er fühlte die Bitterkeit in Harrys Worten. „Ich liebe sie, aber sie verstehen es nicht, nicht so wie du… Und ich werde nicht zulassen, dass dir was geschieht…“, brachte er schließlich mit dem gewohnt sturen Trotz hervor, der Draco lächeln ließ. Dann überzog dessen Gesichtszüge eine gewisse Traurigkeit.

„Glaub mir, Harry, das liegt nicht in deiner Hand, und in meiner auch nicht. Was auch immer passieren muss, wird passieren… Und wenn es soweit ist, dann…hab einfach ein wenig Vertrauen, okay?“ Draco spürte, wie der andere sich wieder aufsetzte.

„Wie meinst du das?“
 

Der Slytherin erhob sich ebenfalls leicht, indem er sich auf seine Unterarme stützte, und blickte Harry in die Augen. Doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, von der er selbst nicht mal so richtig wusste, wie sie lauten sollte, sprang die Tür auf und eine wütende Hermine Granger betrat den Raum. Nachdem ihr Schulzeug achtlos auf dem Boden gelandet war, setzte sie sich mit verschränkten Armen neben Harry auf die Couch und lehnte sich nach hinten. Die beiden Jungs im Raum musterten sie eine Weile skeptisch, doch keiner von ihnen traute sich, das Wort zu ergreifen.
 

„Was?“, entfuhr es Hermine schließlich pampig, während sie beide mit einem wütenden Blick bedachte.

„N-nichts. Was ist denn mit dir los, Herm?“, antwortete Harry leicht überfahren, während er ein paar Zentimeter mehr Platz zwischen sich und seine Freundin brachte. Sicher war sicher. Abwechselnd sah sie daraufhin von einem zum anderen, bevor sie seufzte und den Kopf schüttelte.

„Nichts. Tut mir Leid, ihr könnt ja auch nichts dafür.“, erwiderte sie entschuldigend.

„Wofür können wir nichts?“, klinkte sich nun auch Draco vorsichtig in das Gespräch ein.

„Ach, ich bin nur so sauer auf ihn, er ist so ein Idiot!“, entgegnete sie, wobei sie mit ihrer Faust auf ein Kissen schlug.
 

„Was hat er jetzt wieder angestellt?“, seufzte Harry daraufhin, als wüsste er bereits, worum es ging.

„Wir hatten ein Vertrauensschülertreffen und er ist zehn Minuten zu spät gekommen und auch eher gegangen, weil er angeblich noch ein Gespräch mit irgendeinem Lehrer hätte. Als wenn das stimmen würde…“

„Äh, erklärt mir kurz mal jemand, worum es hier geht? Und ich wusste gar nicht, dass wir ein Vertrauensschülertreffen hatten…“, warf Draco, der ebenfalls diese Aufgabe im Hause Slytherin innehatte, verwirrt ein.
 

„Nein, nicht alle Vertrauensschüler, nur die von Griffindor. Und Ron denkt einfach, er muss sich nicht an die Regeln halten, aber die gelten für alle. Von wegen ein Lehrergespräch…“

Harry schenkte ihr einen etwas verständnislosen Blick, während er vorsichtshalber lieber noch ein Stück weiter von ihr fort rutschte, ehe er zum Sprechen ansetzte. „Äh, Herm, ist das dein Ernst? Ich meine, du kennst ihn, er war noch nie so der pünktliche Typ…und ausgerechnet dir ein Lehrergespräch vorzulügen, klingt nicht gerade nach ihm…“

Hermines Lippen waren lediglich noch schmale Striche.

„Das war ja klar, dass du dich auf seine Seite stellen würdest.“, warf sie ihm mit bitterer Stimme vor, woraufhin sie aufsprang, ihre Sachen schnappte und mit einem lauten Knallen der Tür sofort aus dem Raum stürmte.
 

Draco warf Harry einen verwirrten Blick zu. „Bei Salazar, was war das denn eben?“

„Ach, zwischen den beiden brennt seit ein paar Tagen irgendwie die Luft.“, seufzte der Griffindor. „Sie ist wegen jeder Kleinigkeit superwütend auf ihn. Und Ron…ich weiß auch nicht so genau. Normalerweise hat er daraufhin ebenfalls immer getobt, aber jetzt… Für seine Verhältnisse ist er verdammt…ruhig…irgendwie nachdenklich. Ach, keine Ahnung…“

Der Slytherin nickte überlegend. „Verstehe… Und was ist jetzt mit Granger?“
 

„Ich weiß nicht, ob es was nützt, aber ich werde ihr wohl mal hinterher gehen und versuchen, mit ihr zu sprechen.“, erklärte Harry. Anschließend stand er auf und bewegte sich auf die Tür zu. Mit der Klinke bereits in der Hand hielt er nochmals kurz inne und wendete sich zu Draco um. Sie blickten einander fest in die Augen und obwohl der junge Malfoy das Gefühl hatte, der andere wolle etwas sagen, blieb dieser stumm. Als er bereits den Eindruck bekam, die Luft zwischen ihnen wäre greifbar vor Spannung, wandte der Griffindor sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
 

Draco zog seine Arme weg und glitt nach hinten, während er tief durchatmete. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er einige Zeit die Luft angehalten hatte. Er wischte sich über die Augen und lachte tonlos. Manchmal, wenn Harry ihn ansah, glaubte er, dass dieser in ihm lesen könnte, so, als sähe er tief in seine Seele. Und dieses Gefühl war ihm dermaßen fremd, dass es ihm gelegentlich Angst machte. Er hatte so lange eine Maske getragen, so lange eine Rolle gespielt, dass er oft mit sich selbst um seine Existenz kämpfen hatte müssen, es gelegentlich immer noch tat. Doch dann, wenn Harry ihn anschaute, direkt in seine Augen blickte, bekam er häufig den Eindruck, der andere wüsste bereits, wer Draco Malfoy eigentlich war. Aber vielleicht hatte er es auch schon immer gewusst. Vielleicht konnte er ihn schon sehen, bevor der Slytherin überhaupt selbst dazu in der Lage gewesen war…
 

Das Knarren der Tür ließ ihn erneut den Kopf heben, doch dort stand nicht Harry, wie er eigentlich erwartet hatte, sondern ein breit grinsender Ronald Weasley. Dieser trat soeben in den Raum und kam schnellen Schrittes in seine Richtung, was Draco dazu veranlasste, sich aufzusetzen. Der Angesprochene blieb stumm vor ihm stehen mit einem für den Slytherin nicht so recht deutbaren Ausdruck in den Augen und diesem unglaublich breiten Lächeln.

„Hey Weasley, alles klar?“, fragte Draco vorsichtig, den dieser Anblick leicht verwirrte. Was war denn mit den Griffindors heute nur los? Erst der gluckenartige Goldjunge, dann ein Wutausbruch von Granger und nun ein beinahe übertrieben fröhlicher Ron Weasley. Und genau dieser zog im nächsten Moment ein Pergament aus seiner Tasche und hielt es Draco, immer noch schweigend, entgegen.
 

„Was ist das?“, wollte der Slytherin wissen, während er dem anderen das Schriftstück aus der Hand nahm und die geschriebenen Zeilen betrachtete, die ihm verdächtig bekannt vorkamen. „Ist das nicht die Hausaufgabe, die wir zusammen ausgearbeitet haben?“

„Ja…schau auf das Seitenende.“, antwortete ihm der Rotschopf regelrecht aufgeregt. Dracos Blick glitt über die Schrift, bis er bei den letzten Worten angekommen war. Danach folgte nur noch die Benotung: E. Das hieß Erwartungen übertroffen. Aha. Moment…ein E? Er sah herauf und musterte den Jungen vor sich, der, als könne er seine Gedanken lesen, bestätigend nickte. Der junge Malfoy betrachtete wieder das Blatt, als nächstes abermals den Griffindor, schließlich lächelte er. „Erwartungen übertroffen also… Ist doch ganz gut gelaufen, oder Weasley?“
 

„Ganz gut gelaufen? Mann, das ist die beste Note, die ich jemals bekommen habe!“, verkündete Ron, während seine Stimme sich vor Freude regelrecht überschlug. Daraufhin legte er seine linke Hand für kurze Zeit auf die Schulter des anderen und übte leichten Druck aus. „Danke Malfoy, echt jetzt.“

Aufgrund der zarten Röte auf den Wangen des Griffindors, die zeigte, wie ungewohnt es für ihn war, sich ausgerechnet bei seinem ehemaligen Rivalen zu bedanken, konnte Draco ein Grinsen nicht verbergen, als er lediglich nickte.

Ron setzte sich im Schneidersitz auf die riesige Couch und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Nachdem er interessiert die Einrichtung gemustert hatte, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Tasche auf dem Boden. „Sag mal, ist das nicht Harrys Kram? War er hier?“ Draco nickte bestätigend. Und als der Griffindor ihn fragte, warum sein Freund nicht mehr im Raum sei, erzählte der Slytherin ihm von Hermine, ihrem Ausbruch und ihrem fluchtartigen Verschwinden.
 

„Was ist denn da zwischen euch los, Weasley?“, erkundigte der junge Malfoy sich nach einigen Minuten des Schweigens.

„Sie ist wütend auf mich, weil…“ Ron seufzte. „Weil…ich weiß auch nicht so genau. Aber ich hab das Gefühl, es ist berechtigt. Oder vielleicht auch nicht. Ach, keine Ahnung…“

„Weasley, hättest du die Güte damit aufzuhören, in Rätseln zu sprechen?“, beschwerte Draco sich aufgrund der Wortwahl des anderen. Dieser ließ sich nach hinten sinken, an derselben Stelle wie zuvor schon Harry. Und wieder einmal verblüffte es den Slytherin, wie ähnlich sich die beiden Freunde in ihren Gesten doch manchmal waren, wenn ihre Gemüter sich auch um einiges unterscheiden mochten.
 

„Es hat sich…was verändert.“ Ron seufzte erneut, dann blickte er auf und in die grauen Seelenspiegel seines Gegenüber. „Weißt du, irgendwas war da immer zwischen uns. Ich meine, klar, wir haben uns viel gestritten und uns gegenseitig angenervt, aber da war die ganze Zeit so eine Spannung gewesen, zwischen uns. Ich glaube, dass fast all unsere Freunde dachten, wir würden irgendwann…na ja…du weißt schon. Aber jetzt…ich kann es nicht mehr fühlen…“ Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf. „Bei Merlin, ich hab echt keinen Schimmer, warum ich das ausgerechnet dir erzähle…Nicht mal Harry weiß das…“, gestand Ron, während er dem Blick des anderen versuchte standzuhalten.
 

„Vielleicht, weil ich so einen Vertrauen erweckenden Eindruck vermittle?“, antwortete Draco grinsend. Der Griffindor setzte sich daraufhin mit einem sanften, befreiten Lachen wieder auf. „Ja, das wird es wohl sein…“

„Weißt du, Weasley, es ist in Ordnung, wenn sich deine Gefühle verändert haben. Niemand trägt die Schuld daran. Außerdem hast du sie nie betrogen oder hintergangen, vor allem auch, weil ihr nie eine Beziehung hattet. Granger wird sich schon wieder beruhigen. Mach dir nicht so viele Gedanken…“
 

Die Worte des ehemaligen Rivalen sickerten in Rons Hirn und schafften es irgendwie, ihn zur Ruhe zu bringen. Er konnte nicht sagen, wieso gerade Draco Malfoy die Fähigkeit besaß, die richtigen Worte zu finden, die er hören musste, um sich besser zu fühlen. Und vor allem wusste er nicht seit wann. Und warum es ihn nicht störte. Eigentlich müsste es ihn stören. Aber es war nicht so. Er erinnerte sich daran, wie ihn der andere Tage zuvor danach gefragt hatte, ob er sich Rons Vertrauen verdienen könne. Und unfassbarer Weise hatte der Slytherin es tatsächlich irgendwie geschafft. Jedenfalls soweit, dass das folgende Wort ohne große Anstrengung über seine Lippen flossen: „Danke…“
 

Was er erntete, war erst ein undeutbarer Blick seines Gegenübers, dann Kopfschütteln und ein breites Grinsen. „Oh Mann, ihr Griffindors müsst echt aufhören, euch ständig bei mir zu bedanken. Das ist gruselig.“

„Gewöhn dich dran.“, lachte Ron aufgrund der Antwort. „Du gehörst jetzt schließlich dazu.“

Als beiden bewusst wurde, was der Rotschopf soeben gesagt hatte, entgleisten Draco für einen ungewohnten Moment die Gesichtszüge und Rons Wangen färbten sich leicht rosa.

„Ist das dein Ernst?“, fragte der blonde Slytherin bereits leise, ehe er genauer darüber nachdenken konnte. Irgendwie hatte er seine Contenance verloren, doch merkwürdiger Weise störte es ihn nicht. Jedenfalls nicht sehr.
 

„Ich…“ Ron fuhr sich verlegen durch die Haare. „Ja, ich denke schon. Und ich hab echt keine Ahnung wieso. Und wie du das geschafft hast… Irgendein Zauber, den ich noch nicht kenne, vielleicht?“ Er versuchte, leicht zu grinsen, was ihm jedoch etwas misslang, doch es bewirkte, dass Draco seine Ernsthaftigkeit verlor und seine altbekannte Haltung wiederfand.

„Na, wenn es so wäre, dann dürfte die Auswahl an möglichen Zaubern recht groß sein, was?“ Für diese süffisante Antwort landete überraschend ein Kissen im Gesicht des Slytherin, dass dieser gespielt empört zurückwarf. Diese kleine Geste aber brachte den Stein erst ins Rollen und so brach ein unmagisches Duell weicher Polster zwischen ihnen aus, das sie durch den ganzen Raum trieb.
 

Nachdem sie sich einige Zeit lachend gegenseitig von der einen Ecke des Zimmers in eine andere gedrängt und sich einige ihrer altbekannten Wortgefechte, wenn auch mit weitaus weniger Feindseligkeit und mehr gespielter Entrüstung, geliefert hatten, stolperte der Griffindor unerwartet über die auf dem Boden verteilten Stoffgebilde, weswegen plötzlich nicht nur das Kissen, das er gerade im Begriff war zu werfen, Draco entgegen fiel, sondern auch er selbst.

Erst versuchten sie noch, das Gleichgewicht zu halten, ließen sich aber schließlich beide lachend auf das große Sofa sinken, das sich direkt hinter dem Slytherin befand.

Ron kam auf dem anderen zum Liegen, der ihn sanft abfing, und musste sich etwas nach oben auf seine Arme stützen, um Draco ansehen zu können. Immer noch leicht lachend blickten sie einander in die Augen, in denen der Griffindor zum ersten Mal überhaupt Freude zu erkennen glaubte. Ron hatte vorher nie direkt darüber nachgedacht, doch jetzt, da er den grauen Seelenspiegeln näher war als jemals zuvor, fiel ihm auf, dass er Draco nie wirklich hatte lächeln sehen. Ein echtes Lächeln, das seine Augen erreichte und sich in ihnen widerspiegelte.
 

Es faszinierte ihn, dass ausgerechnet diese Augen, die sonst lediglich Verachtung für ihn übrig gehabt hatten, nun eine Wärme ausstrahlten, die Ron irgendwie vereinnahmte. Und auch wenn er eigentlich beabsichtigt hatte, sich aufzusetzen, so bewegte sich sein Körper dennoch kein Stück. Immer noch verharrte er in der Position, in der sie gefallen waren. So als würde sich alles in ihm sträuben, diesen Moment zu zerbrechen, die neu entstandene Stimmung zwischen ihnen zu verlieren. Aber er wusste auch, dass er diesem Blick nicht viel länger würde standhalten können, obwohl er nicht zu erklären in der Lage war wieso. Langsam stemmte er sich weiter in die Höhe, bis er sich schließlich leicht abrollte, neben Draco auf dem Rücken liegend zur Ruhe kam und an die Decke starrte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er irgendwann begonnen hatte, die Luft anzuhalten, die nun mit einem Mal aus seinen Lungen drängte.
 

Wie von selbst drehte Ron den Kopf zur Seite, um den anderen betrachten zu können, der seinen Blick mit einem kaum merklichen Lächeln erwiderte, was den Griffindor irgendwie beruhigte. Dann atmete er tief durch, bevor er zum Sprechen ansetzte. „Mann, meine letzte Kissenschlacht ist schon eine Weile her. Hätte nicht gedacht, dass du dafür zu haben bist…“

Draco verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ließ seinen Blick musternd an die Zimmerdecke wandern. „Um ehrlich zu sein, hab ich so was noch nie gemacht. Das war das erste Mal…“ Der Klang seiner Stimme war ruhig und leise, und dabei so fest, wie er es von dem Slytherin gewohnt war, doch Ron glaubte auch noch etwas anderes herauszuhören, nur konnte er ihm einfach keinen Namen geben.
 

Eine Weile lagen sie still nebeneinander, was Ron mehr entspannte, als er geglaubt hätte. Draco strahlte eine derartige Ruhe aus, dass der Griffindor nur durch dessen bloße Anwesenheit seine Rastlosigkeit verlor. Und wenn er näher darüber nachdachte, dann geschah ihm dies nicht zum ersten Mal, da ihm schon in den letzten Tagen aufgefallen war, wie die innere Balance des anderen auf ihn abfärbte. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er den Slytherin manchmal um diese Entspanntheit beneidete, konnte er doch nicht so recht nachvollziehen, wie diesen gerade die aktuelle Situation so gelassen sein ließ. Aber weitaus mehr verwirrte ihn die Tatsache, dass dieser vermaledeite Schönling, dem gegenüber er sein Misstrauen doch eigentlich nicht hatte verlieren wollen, Einfluss auf ihn nahm und, ohne dass er bemerkt hatte, wann es anfing, langsam sein Vertrauen gewann. Und ebenso verwirrend war es, dass er über diese Angelegenheit immer wieder nachdenken musste.
 

Eine Bewegung zu seiner Linken unterbrach seine Gedankengänge und zog seinen Blick auf sich. Draco hatte sich langsam aufgesetzt und streckte seine Arme, ehe er sich durch die blonden Haare fuhr, was sein früheres Ich nie getan hätte, wie Ron sofort auffiel und was ihn daher lächeln ließ. Überhaupt war ihm nicht entgangen, dass er sich in letzter Zeit nur schwer davon abhalten konnte, den anderen zu beobachten. Darauf zu achten, was anders war als früher, neu, oder auch ähnlich beziehungsweise gleich. Herauszufinden, wer Draco Malfoy eigentlich wirklich war. Und irgendwie kam er nicht umhin festzustellen, dass er gar nicht so schlecht fand, was er entdeckte. Eher im Gegenteil. Und das brachte ihn ziemlich aus der Fassung, war aber gleichzeitig auch ungemein faszinierend.
 

Als Draco schließlich seine Tasche vom Rand des Sofas holte und vor sich abstellte, stützte Ron sich erst leicht mit den Armen ab, um den anderen besser betrachten zu können, bevor er sich letztlich doch ganz aufsetzte, als er mitbekam, dass der Slytherin etwas in seiner Hand hielt, das er nicht sehen konnte.
 

Und was er entdeckte, war…ein Buch…

Es sah alt aus. Auf dem Einband konnte Ron weder einen Titel noch irgendeinen anderen Hinweis auf seinen Inhalt entdecken. Doch die Art wie Dracos Finger vorsichtig über den Buchrücken strichen…es musste ihm viel bedeuten…

„Was ist das?“, übernahm seine Neugierde gleich darauf das Kommando über seine Stimmbänder.
 

Die grauen Augen warfen ihm kurz einen Blick zu, den er wie meistens nicht in der Lage war zu deuten, dann fuhren seine Finger ein weiteres Mal schweigend über den unscheinbaren Einband, bevor er langsam seine Stimme erhob.

„Es ist ein…Buch…“, war alles, was seine Lippen verließ.

„Äh, echt? Verblüffend. Wäre ich nie drauf gekommen.“, flossen die Worte murmelnd aus Rons Mund, woraufhin der junge Mann neben ihm den Kopf hob und eine Augenbraue auf altbekannte Weise hob. Dann grinste er.

„Wow, Sarkasmus, Weasley? Wirklich? Aus deinem Mund? Ich bin beeindruckt.“
 

Da war er wieder. Der Draco Malfoy, den er kannte. Der gleiche Ton, der überhebliche Gesichtsausdruck, der leicht spöttische Blick. Und doch saß dort jemand völlig anderes vor ihm, weil das Gefühl, das die Worte in Ron auslösten, ein anderes war, ihr Ziel ein anderes, weil er ob der Aussage augenblicklich ebenfalls grinsen musste. Und plötzlich erkannte er, dass der Draco Malfoy, der hier neben ihm saß, kein anderer war als vorher. Der Unterschied bestand darin, dass Ron nun hinter die stetige Maske des Slytherins blicken konnte, dass Draco es ihm gewährte, ihn durch seine Schutzmauer ließ. Nur ein wenig, dennoch…

Ihm wurde schnell bewusst, dass dieser Moment ein Geschenk war, doch bevor der Gedanke ihn durcheinander bringen konnte, durchbrachen die Worte des anderen seine irritierende Erkenntnis.
 

„Ich möchte dich um etwas bitten.“ Dracos Blick war jetzt wieder ernst, seine Stimme fest. Rons Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Ich…wie meinst du das?“

„Na, wie ich es sage.“, runzelte der Slytherin leicht ungläubig die Stirn. „Ich frage dich, ob du etwas für mich tun würdest und du kannst zustimmen oder ablehnen…“

„Äh…ja…ich weiß, was eine Bitte ist…“, erklärte der Griffindor etwas verdutzt und gleichzeitig irgendwie beleidigt.

Dracos Augenbraue hob sich aufgrund dieses unsinnigen Wortaustauschs lediglich leicht abschätzig, was Ron dazu veranlasste, sich verlegen durch die Haare zu fahren, bevor er ein entschuldigendes Lächeln aufsetzte. „Sorry, aber das klang einfach unglaubwürdig, dass du ausgerechnet mich um was bitten willst…“
 

Die grauen Augen blickten ihn einen Moment forschend an, dann nickte ihr Besitzer langsam, ehe er den Blick abwandte und leise seufzte. „Weißt du was, vergiss es einfach…“

Ruhig schob er das Buch wieder in seine Tasche, die er zurück auf den Boden stellte, und ließ sich selbst nach hinten gleiten, bis er gänzlich auf der Couch lag und erneut die Zimmerdecke mustern konnte.
 

Ron wusste, dass da gerade etwas schiefgegangen war, denn er konnte ganz klar spüren, wie die Mauer zwischen ihnen sich wieder wie von selbst aufgebaut hatte. Dabei war es gar nicht seine Absicht gewesen, Draco irgendwie zu verärgern oder zu beleidigen oder was auch immer er getan hatte. Wahrscheinlich war es nur aus Gewohnheit passiert. Aus der Gewohnheit, die Worte des jeweils anderen auf eine Waagschale zu legen, um auch jede kleine Nuance interpretieren zu können. Auch wenn die Interpretation falsch sein mochte.
 

Und genau das war geschehen. Er selbst hatte die Bitte des anderen, von der er noch nicht einmal den Inhalt kannte, sofort misstrauisch auseinander genommen, ihr eine Absicht unterstellt, die der Draco Malfoy, den er früher zu kennen glaubte, sicherlich darin versteckt hätte. Und der Slytherin hatte mit Rons Aussage das gleiche getan, indem er seinen Unglauben als Ablehnung auffasste, woraufhin die altbewährte Mauer zwischen ihnen wieder an Kraft gewann.
 

Und nachdem Ron, selbst verblüfft über seine momentane Kombinationsgabe, dies erkannt hatte, wurde ihm nur abermals allzu bewusst, wie schwierig es doch war, alte Gewohnheiten abzulegen, über den eigenen Schatten zu springen und den ersten Schritt zu tun. Und auch, wenn er sonst immer derjenige war, der als letzter Bereitschaft zum Sprung zeigte, so wollte er doch ganz und gar nicht, dass es wieder wurde, wie es vorher zwischen ihnen gewesen war. So kalt, distanziert und…leer.
 

„Es tut mir Leid…“

Die plötzlichen Worte des Griffindors ließen Draco überrascht aus seinen Gedanken aufschrecken und aufsehen, wobei er zweifelnd die Stirn runzelte. „Was meinst du?“

Ron fuhr sich seufzend durch die Haare, während seine Augen etwas ziellos durch den Raum wanderten, dann suchte er den Blick des anderen. „Es war nicht meine Absicht, deine Bitte…abzulehnen…von der ich ja nicht mal weiß, worum es dabei eigentlich geht. Ich denk manchmal einfach nicht nach, ich…“
 

„Lass gut sein, Weasley. Du musst dich nicht entschuldigen.“, unterbrach der Slytherin ihn nun ebenfalls seufzend, während er sich aufsetzte. „Es ist dein gutes Recht, mir nicht zu trauen und weiterhin skeptisch zu sein, bei allem, was ich sage.“ Dracos Blick war fest und irgendwie…verständnisvoll, was Ron völlig aus dem Konzept brachte, ein Konzept, von dem er geglaubt hatte, dass es eigentlich gar nicht existent war.
 

„Das ist es nicht…“, schüttelte er verneinend den Kopf. „Ich will gar nicht mehr misstrauisch sein. Vielleicht sollte ich es, aber ich habe es satt. Es ändert nichts. Du bist hier. Und wenn das tatsächlich alles nur eine Falle ist, irgendeines deiner Spiele, irgendeine List des dunklen Lords, dann…dann hätte ich zwar mit meinem Misstrauen recht gehabt, aber…aber…“

Dracos Augenbrauen hoben sich überrascht aufgrund des Ausbruchs, den der Griffindor gerade vorbrachte.
 

Er konnte die Wut und die Verzweiflung bei jedem Wort hören, was ihm wieder einmal bewusst machte, dass diese Situation für sie alle nicht einfach war, dass jeder sein Päckchen zu tragen hatte, seinen eigenen Kampf focht und dass es bei dieser Sache nicht mehr nur darum ging, sich selbst zu schützen. Er hatte sich dafür entschieden, Vertrauen zu haben. In Dumbledore, in seinen Paten, in den vermaledeiten Goldjungen Griffindors… Der irgendwie so etwas wie ein Freund geworden war. Und deshalb musste er jetzt auch Vertrauen in dessen Freunde haben. Er musste es einfach.
 

„Weasley…“ Der Angesprochene blickte ihn an. „Ich weiß nicht, ob es etwas bringt, wenn ich es abermals sage, denn nur weil ich es sage, bedeutet das natürlich nicht, dass es die Wahrheit ist und du es glauben musst. Aber…es ist kein Spiel. Nicht für mich. Keine Intrige, kein Hinterhalt. Ich habe euch nicht angelogen. Ich verspreche es, auch wenn ein Versprechen von mir vielleicht nicht viel wert ist…“
 

Sie sahen einander fest in die Augen. Ron versuchte, in den grauen Iriden des anderen zu lesen, etwas zu finden, woran er sich festhalten konnte, was ihm die Kraft gab, den Worten zu glauben. Denn das wollte er, so sehr, wie er selten etwas gewollt hatte. Und schließlich erkannte er diesen Ausdruck, der ihm den Anstoß gab zu nicken. Es war ein Ausdruck, den er nur zu gut begriff: Angst.

Zum ersten Mal überhaupt entdeckte er sie in den Augen des anderen. Die gleiche Angst, die er selbst hatte. Die Angst, allein zu sein. Völlig allein. Die Angst davor, keinen Grund mehr zum Weitermachen zu haben. Davor, sich ganz zu verlieren.
 

Dass er das Gefühl dieser Furcht kannte, hatte er zuvor mit niemandem geteilt. Nicht einmal mit Harry. Er wusste, dass sein Freund eine schwere Last zu tragen hatte, dass das Schicksal der Welt auf seinen Schultern lag, dass alle auf seinen Sieg hofften, dass sie für ihr eigenes Wohlergehen bereit waren, ihn zu opfern. Und ihm war klar, dass Harry das ebenfalls wusste. Diese Bürde mit unerschütterlichem Mut trug.
 

Doch es hatte ihn auch blind gemacht. Vor allem den Menschen gegenüber, die ihn liebten. Der Griffindor war sich bewusst darüber, dass Harry ihn, so sehr er Rons Meinung auch schätzen mochte, nicht als Bestandteil dieses Krieges sah. Oberflächlich waren es Gründe wie Besorgnis und Angst, doch in der Tiefe seiner Seele hatte Ron erkannt, dass das nicht die wirklichen Ursachen waren. Harry glaubte einfach nicht, dass sie ihm eine Hilfe sein würden, und er vertraute selbst auch nicht darauf, dass er mehr Stütze als Behinderung in einem Kampf auf Leben und Tod wäre. Der einzige, der Harry in diesem Krieg tatsächlich würde helfen können, war wahrscheinlich derjenige, der hier vor ihm saß. Und deshalb musste er einfach lernen, darauf vertrauen, dass Draco Malfoy in dieser Schlacht nicht auf der Seite der Todesser stand, auch wenn er ihr Zeichen trug.
 

„Alles klar, Weasley? Du wirkst…abwesend.“ Die Worte des anderen holten ihn aus seinen Gedanken. „Ja, ich…alles in Ordnung. Ich habe nur…nachgedacht…“

„Worüber?“, fragte ihn der Slytherin forschend. Einen Moment lang betrachtete er einfach nur die grauen Iriden, dann nickte er langsam.

„Ich will dir…vertrauen. Wirklich. Und wenn ich manchmal aus Gewohnheit…misstrauisch bin, dann…tut es…mir leid. Und solltest du mich immer noch um etwas bitten wollen, werde ich dir helfen, wenn ich es kann…“ Seine Glieder waren ungemein angespannt, während er das sagte, und entspannten sich erst, als er das beruhigende Lächeln auf den Zügen seines Gegenübers sah.
 

„Ich habe dir bereits gesagt, dass es keinen Grund gibt, sich zu entschuldigen. Es gibt nichts, was dir leid tun muss. Also lass es. Ihr Griffindors müsst aufhören, euch in meiner Gegenwart anders zu verhalten, als ihr es eigentlich wollt. Ich will mir dein Vertrauen verdienen und es nicht geschenkt bekommen. Und wenn du der bist, für den ich dich halte, dann wirst du mir das niemals einfach machen. Und das solltest du auch nicht. Das ist schlicht nicht deine Art.“, erklärte der Slytherin auf so unumstößliche Weise, dass es Ron wieder einmal…erstaunte. Im Bezug auf diese Standfestigkeit war er Harry auffällig ähnlich.

„Und was meine Bitte angeht…“, fuhr Draco fort, während er dieses eine Buch wieder aus seiner Tasche zog und es Ron entgegenhielt, „…ich wollte dich fragen, ob du das hier für mich aufbewahren könntest. Auch ohne zu wissen, was es ist. Denn meine zweite Bitte ist, dass du es nicht aufschlägst. Und niemandem davon erzählst.“

Der Griffindor nahm seinem Gegenüber langsam das Buch aus der Hand und fuhr zögerlich mit den Fingern über den Einband, ähnlich wie Draco es zuvor getan hatte. Dann sah er dem anderen in die Augen „Ich…warum darf ich es nicht öffnen?“
 

Der junge Malfoy lächelte leicht. „Es ist…privat.“

„Ist es da nicht sinnvoller, du behältst es?“, fragte Ron, weil er die Bitte nicht wirklich nachvollziehen konnte.

„Wie du bemerkt haben solltest, ist es im Hause Slytherin derzeit nicht gerade…sicher für mich. Mich selbst bin ich zwar noch in der Lage zu schützen, aber meine Habseligkeiten sind nicht unbedingt…gut behütet. Das Buch ist mir ziemlich wichtig und ich will nicht, dass es in die falschen Hände gerät“, erläuterte Draco ruhig.

„Und du glaubst echt, bei mir ist es…gut aufgehoben?“ Der Griffindor war sichtlich durcheinander. „Wäre es nicht besser, wenn du es Harry gibst? Oder jemandem, dem du vertrauen kannst?“
 

Seufzend fuhr der Slytherin sich durch die blonden Haare, was Ron abermals fasziniert beobachtete. Schließlich schenkten ihm die grauen Iriden einen beinahe weichen Blick, kombiniert mit einem bitteren Lächeln. „Vertrauen… Wie oft haben wir jetzt eigentlich schon darüber gesprochen? In diesem Schloss gibt es kaum jemanden, dem ich vertraue, wenn ich ehrlich bin. Ich versuche es, wie du versuchst, einen Grund zu finden, mir Vertrauen zu schenken, doch es ist schwer. Das weißt du selbst. Und Harry…“ Draco biss sich leicht auf die Unterlippe, ehe er fortfuhr.
 

„Im Prinzip vertraue ich ihm, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht würde widerstehen können, einen Blick hineinzuwerfen. Und du… Wenn ich von dir verlange, mir zu glauben, wenn ich dich überzeugen will, dann wird das wohl am ehesten funktionieren, wenn ich…anfange,…dir zu vertrauen.“

Ron brach betreten den Blickkontakt ab, da die Worte des anderen ihn irgendwie aus der Bahn warfen. Denn er glaubte ihnen. Vielleicht, weil er hoffte, dass dieser Draco Malfoy, der das eben gesagt hatte, tatsächlich echt war. Ein Draco Malfoy, von dem er sich gewünscht hätte, ihn eher kennen gelernt zu haben. Und ihm wurde bewusst, dass zwischen glauben, hoffen und wünschen nur ein schmaler Grat lag. „In Ordnung. Ich…bewahre es auf, bis du es wieder haben willst und…ich werde es nicht öffnen…“

„Unter keinen Umständen?“

Ron runzelte nachdenklich die Stirn ob dieser Nachfrage, nickte dann aber langsam. „Ja, unter keinen Umständen.“
 

Eine Weile fixierten ihn die Augen des anderen, dann nickte Draco ebenfalls zögerlich. „Danke…“

Ron fühlte, wie dieses kleine Wort Erleichterung durch seine Glieder schickte, dass es eine ungemeine Kraft besaß, die jedoch nicht wirklich in dem Wort selbst lag, sondern in der Art und Weise wie der Slytherin es ausgesprochen hatte. Eine weitere Gelegenheit, genauer darüber nachzudenken, bekam er jedoch nicht, da sich plötzlich die Tür öffnete, durch die Harry und Hermine das Zimmer betraten, woraufhin er das Buch in seinen Händen möglichst unbemerkt und reflexartig in seine Tasche gleiten ließ, die zum Glück nahe am Sofa stand.
 

Als er wieder aufblickte, nahm er sofort Hermines steinernen Blick wahr und seufzte tonlos. Die letzten Tage hatte er bewusst versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, da ihre Aufeinandertreffen jedes Mal in einen heftigen Streit ausarteten. Er konnte wirklich nicht sagen, was sich zwischen ihnen verändert hatte, doch er war sich im Klaren darüber, dass es an ihm lag. Dass er sich verändert hatte. Er kannte den Grund nicht, obwohl er sich manchmal nicht ganz sicher war, ob er ihn einfach nur nicht sehen, nicht identifizieren und offen legen wollte, oder ob er ihn tatsächlich nicht erfasste.
 

„Und, wie war dein Lehrergespräch?“, fragte Hermine mit einem Unterton, als hielte sie es immer noch für eine Erfindung.

„Äh, gut… Ich war bei McGonagall und sie hat mir meinen Aufsatz zurückgegeben…“, erklärte Ron leicht stockend, während er sich nach hinten lehnte.

„Ach, und dafür ruft sie dich in ihr Büro? Das glaubst du doch selbst nicht…“, gab das belesene Mädchen bitter von sich. Harry setzte sich nun ans Fußende des Bettes um Draco und Ron ansehen zu können, und zog Hermine einfach seufzend neben sich. „Herm, das Thema hatten wir doch schon. Wieso sollte er wegen einem Lehrergespräch lügen? Wie war dein Aufsatz?“, fragte der Goldjunge schließlich, während er seinen Freund anblickte.
 

Breit grinsend zog Ron das Pergament aus seiner Tasche und hielt es Harry entgegen. Dieser entfaltete die Rolle stirnrunzelnd, bis ein überraschter und gleichzeitig anerkennender Ausdruck seine Miene überzog, als er die Benotung registrierte.

„Mann, Glückwunsch. Kein Wunder, dass McGonagall dir das persönlich überreichen wollte.“, grinste Harry nun ebenfalls leicht. Auch Hermines Groll schien sich zu verflüchtigen, als sie einen Blick auf das Pergament warf, dann auf Ron, wieder auf das Pergament, und schließlich lobend und leicht entschuldigend nickte, so als gestehe sie dadurch ein, dass sie mit ihrem Vorwurf falsch gelegen hatte.
 

Der Rotschopf erwiderte ihren Blick dankbar und hoffte daraufhin, dass sich die Stimmung zwischen ihnen etwas entspannen würde. Das plötzliche, beinah betretene Schweigen, was als nächstes folgte, trug allerdings nicht zu seiner Entspannung bei, weshalb er Draco dankbar ansah, als dieser ein Schachbrett herbeizauberte und ihn wie beiläufig zu einem Spiel herausforderte. Diese minimale Geste schien auch Harry und Hermine aus ihrer Starre zu holen, woraufhin sie in ein Gespräch über irgendwelche Muggelsachen verfielen und den Slytherin und ihn ihrem Wettkampf überließen.
 

Während sie spielten, entging Draco nicht, wie Harrys Blick immer wieder an ihm hängen blieb. Er wusste, dass der andere noch eine Antwort von ihm erwartete. Leise seufzend fuhr er sich durch die Haare, ehe er den nächsten Zug machte. Als Ron seinerseits keinen Finger rührte, sah er fragend auf und blickte in musternde, blaue Augen, die ihn regelrecht fixierten.

„Alles klar, Weasley?“

„Dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.“, seufzte dieser mit einem schwachen Lächeln. „Weißt du, ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich bin nicht so begriffsstutzig, wie ihr immer glaubt. Ich habe durchaus mitbekommen, dass Harry dich beobachtet. Was ist los bei euch?“
 

Draco schüttelte schmunzelnd den Kopf. Dieser rothaarige Trottel erstaunte ihn doch immer wieder. „Ja, mir war schon klar, dass du mehr bist, als du scheinst, Weasley. Aber es ist nichts. Jedenfalls nichts, was ich in Worte fassen kann. Er…möchte auf eine Frage eine Antwort von mir, die ich ihm nicht geben kann…“

„Kannst du es nicht oder willst du nicht?“, hakte der Griffindor auf scharfsinnige Weise weiter nach, wie Draco nicht entging.

„Etwas von beidem, denke ich… Ist das…akzeptabel?“ Er suchte eine Antwort darauf in den blauen Iriden, bekam aber keine, was ihn irritierte.
 

Und da wurde ihm bewusst, dass Ronald Weasley nicht so leicht zu lesen war wie ein Harry Potter, der seine Empfindungen auf der Zunge trug, dass er anscheinend fiel eher wusste, was es bedeutete, eine Maske zu tragen…

Ron sah kurz zur Seite aus dem Fenster, so als befänden sich dort die passenden Worte, dann suchte er wieder Dracos Blick. „Ich…glaube schon. Jedenfalls verstehe ich es.“

Dracos Augen weiteten sich abermals überrascht ob der festen Antwort, was den Griffindor leicht zum Lächeln brachte. „Manchmal kann man eine Frage einfach nicht beantworten, wie klar sie auch gestellt sein mag…“
 

Dem Slytherin kam es so vor, als wären diese Worte nicht nur für ihn bestimmt, sondern als hätte der andere sie auch an sich selbst gerichtet. Und es verwirrte ihn, um wie vieles ähnlicher sie sich doch zu sein schienen, als er jemals geglaubt hätte. Denn dieser Ron Weasley hier vor ihm war klüger und reifer, als man es ihm zutraute. Das war nicht mehr der tollpatschige Trottel von früher, vielleicht war er es auch nie gewesen.

Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass Harry ihn immer noch aufmerksam musterte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge, als er ihm leicht zunickte und sich wieder Ron und dem Spiel zuwandte. Es gab Fragen, die man einfach nicht beantworten konnte…
 

Nachdem sie nach einer Weile ihr drittes Spiel beendet hatten, wobei jeder einmal gewann und alles in einem Remis endete, unterhielten sie sich noch eine Weile gemeinsam mit den anderen über nicht wirklich wichtige, aber vielleicht gerade deswegen entspannende Angelegenheiten, bis Harry einen Blick auf seine Uhr warf und anschließend aufsprang.

„Leute, es gibt nur noch eine halbe Stunde Abendessen. Wir sollten uns beeilen.“ Bei diesen Worten erhob sich auch Ron eiligst, dessen Magen wie auf Kommando zu knurren begann, was Draco lächelnd registrierte und anschließend ebenfalls aufstand.
 

Kurz darauf befanden sie sich alle vor der nicht mehr sichtbaren Tür zum Raum der Wünsche, woraufhin der Slytherin ungeduldig auf seine Uhr schaute und ausgiebig gähnte. „Ich denke, ich werde nicht mitkommen, sondern mich eher aufs Ohr hauen. Wir sehen uns morgen…“, war alles, was er noch sagte ehe er sich umwandte und langsam in Richtung Schlangengrube davonging. Stirnrunzelnd blickten die drei Griffindors ihm nach, ehe sie schließlich die entgegensetzte Richtung einschlugen. Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, blieb Harry jedoch plötzlich stehen und fuhr sich nachdenklich durch die Haare.

„Was ist, Harry? Stimmt was nicht?“, fragte Hermine, deren Stirn sich in Falten legte.
 

Langsam schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Nein…es ist nur…wegen…“

„Wegen…du weißt schon wem?“, hakte Ron vorsichtig nach.

„Nein…jedenfalls nicht nur…es ist wegen…wegen Draco… Ich muss noch…kurz weg…“, stammelte Harry leicht unzusammenhängend, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und in die Richtung davoneilte, in die der Slytherin kurze Zeit zuvor verschwunden war. Geistesgegenwärtig reagierte Ron sofort und folgte seinem Freund aus einem Impuls heraus, da ihn die Reaktion Harrys irgendwie alarmiert hatte, und ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass auch Hermine sich in Bewegung gesetzt hatte.
 

Als er auf Harrys Höhe ankam und ihn am Handgelenk festhielt, sodass dieser gezwungen war, mit ihm stehen zu bleiben, erntete er einen wütenden Blick. „Was soll das? Lass mich!“

„Aber was ist denn los, Harry, ich…“, doch weiter sollte er nicht kommen, da ein grünes Licht den Gang erhellte und ihn augenblicklich verstummen ließ. Harrys Augen weiteten sich. Nachdem alle drei einen Moment wie angewurzelt dagestanden hatten, rannten sie mit erhobenen Zauberstäben um die nächste Ecke, von wo der Lichtstrahl gekommen war.
 

Doch was sie dort erblickten, wollte keiner von ihnen wahrhaben. Hermine entwich ein spitzer Schrei und auch Ron musste sich die Hand auf den Mund pressen, um sich zur Beherrschung zu zwingen. Einige Momente standen sie einfach nur da und waren unfähig zu jeglicher Regung. Harry war der erste, der die Starre des Schocks ablegte und sich mit langsamen Schritten vorwärts bewegte, bis seine Knie nachgaben, direkt neben dem leblosen Körper vor ihm. Doch das durfte einfach nicht wahr sein. Das grüne Licht durfte nicht genau DAS grüne Licht gewesen sein, das er vermutete.
 

Zitternd hob er seine Hand und fuhr seicht durch die blonden Haare, ehe ein Ruck durch ihn zu gehen schien, der ihn den bewegungslosen Körper an den Schultern packen und heftig schütteln ließ. „Komm schon! Steh auf du verdammter Mistkerl!“

Mehrere Flüche verließen seine Lippen, die er dem anderen entgegenschrie, die nur den Zweck hatten, die Tränen, die sich ihren Weg bahnen wollten, zurückzudrängen, bis seine Freundin nun ihn an den Schultern packte und nach hinten zog.
 

Während Hermine mit weichen Worten versuchte Harry zu beruhigen, überbrückte Ron die letzte Distanz und ließ sich langsam neben dem bleichen Körper zu Boden sinken. Die grauen Iriden, die ihm erst vor kurzem noch einen Einblick in die Seele ihres Besitzers gewährt hatten, waren nun leer und fahl. Kein Atem verließ die erblassten Lippen, jedenfalls keiner, den der Griffindor wahrnehmen konnte. Zitternd glitten seine Finger erst an die Halsschlagader, anschließend, zur Sicherheit, noch an das Handgelenk, doch er spürte nichts.
 

Gar nichts.
 

Seine Hand legte sich bebend auf die ausdruckslosen Augen und schloss sie, da er ihren Anblick nicht mehr ertragen konnte. Er sah Harry, wie er sich an Hermine regelrecht festklammerte, um den Halt nicht zu verlieren, und auch die Augen des Mädchens zeigten pures Entsetzen. Ron schloss seine Seelenspiegel, spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, versuchte die Trauer, von der er nicht geglaubt hatte, sie in diesem Ausmaß im Bezug auf seinen einstigen Rivalen empfinden zu können, herunterzuschlucken, die Tränen zurückzuhalten. Das durfte einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht passiert sein. Es durfte nicht…
 

Schritte, die sich schnell näherten und schließlich direkt bei ihnen verstummten, brachten ihn dazu, aufzublicken.

In die Augen von Albus Dumbledore.

Und in ihnen konnte er lesen, dass es kein Traum war, keine Einbildung.
 

Sich schmerzhaft auf die Lippe beißend, sodass er den metallenen Geschmack seines eigenen Blutes wahrnehmen konnte, betrachtete er den Körper vor sich.
 

Und er wusste, dass es tatsächlich geschehen war.
 

Draco Malfoy war tot...

Verlust

So meine Lieben,
 

weiter gehts. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, es gefällt.
 

*Kaffee und Kuchen verteil*
 

allerliebste Grüße, bumble^^
 

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Es war eine Lüge.

Es musste einfach eine sein.

Es war nicht passiert.

Weil es nicht passiert sein konnte.

Weil Hogwarts sicher war.

Eine Festung.

Aber noch viel wichtiger:

weil er nicht wusste, wie er damit leben sollte…
 

Man könnte vielleicht behaupten, er wäre Verluste gewohnt, doch…er kam eindeutig ganz und gar nicht mit diesem zurecht. Deshalb war es einfach nicht wahr.
 

Weil es nicht wahr sein durfte…
 

Bitter lächelnd schüttelte Harry den Kopf. Über seine Gedanken. Seine Sturheit. Schlicht über sich selbst. Denn es war geschehen. Und er sah noch immer das bleiche, leblose Gesicht mit den starren Augen vor sich, umrahmt von glänzenden Fäden weißblonden Haares. Jede Nacht in seinen Träumen konnte er ihn sterben sehen, wobei jeder Traum eine Nuance veränderte, da er nicht beobachtet hatte, wie es tatsächlich geschehen war. Doch es fühlte sich nicht weniger real an. Weil er tot war. Draco Malfoy war tot. Und Harry hatte es nicht verhindern können…
 

Er fühlte sich, als wäre er in einem Alptraum gefangen. Noch vor einer Woche saßen sie gemeinsam im Raum der Wünsche und… waren zufrieden. Jedenfalls so zufrieden, wie man angesichts der allgemeinen, verqueren Situation eben sein konnte. Aber Harry war wirklich froh gewesen, erleichtert und…dankbar. Für Dracos Wandel. Dafür, ihn wirklich kennenlernen zu können. Sich in diesem bevorstehenden Krieg weniger allein zu fühlen. Doch auf einmal war dies alles fort, einfach unter seinen Füßen weggerissen. Und er glaubte zu fallen. Seit Tagen schon. Und er wusste, da war nirgendwo ein Netz, nichts, was ihn fangen konnte.
 

Seine Freunde versuchten es, immer wieder, doch er ertrug es einfach nicht. Ihm war klar, dass er sich ungerecht verhielt, egoistisch, aber immer wenn er sie anblickte, dann erinnerte er sich. Daran, wie Draco und Ron stundenlang Schach gespielt, wie der Slytherin mit Hermine über Literatur oder Zaubertränke oder was auch immer diskutiert hatte. Und er erinnerte sich an diesen letzten Abend, an dem er den anderen noch soviel hatte fragen wollen. Doch all das würde nun für immer unbeantwortet bleiben. Denn Draco Malfoy war nicht mehr am Leben.
 

Am Anfang hatte er es nicht geglaubt, nicht glauben wollen, es für einen wirklich richtig schlechten Scherz gehalten. Und er hatte noch gehofft, irgendetwas machen zu können. Doch die Hoffnung war vor zwei Tagen regelrecht pulverisiert worden, als Albus Dumbledore das Schuljahr mit einer Trauerrede beendete. Und auch wenn Harry sonst nicht wirklich zuhörte, wenn der Professor seine Reden hielt, so war dieses Mal jedes Wort so fest in sein Gedächtnis eingebrannt, als würde er immer noch dort im großen Saal sitzen und den Worten des weisen Mannes lauschen…
 

Eben dieser Mann mit den klugen, blauen Augen hatte von Verlust gesprochen.

Und davon, dass die Menschen nicht immer das waren, was sie zu sein schienen.

Dass man sich manchmal die Mühe machen musste, hinter die Fassade zu blicken.

Und er erzählte von Draco Malfoy.

Einem Draco Malfoy, der eine mutige Entscheidung getroffen, der sich in die Schlangengrube begeben, dem dunklen Lord erheblich geschadet und dadurch seinen Zorn auf sich gezogen hatte.

Einem Draco Malfoy, der mehr war, als man ihm zutraute.

Und der für seine neu gewonnene Überzeugung schließlich starb.

Als jemand, den man wohl als Helden bezeichnen konnte…
 

Die Stille im Saal hatte die Luft beinahe greifbar vor Spannung gemacht. Alle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch der Meinung gewesen waren, Draco Malfoy wäre ein Mistkerl und ein Anhänger Voldemorts, wirkten nun überrascht und bestürzt zugleich, was wohl auf den größten Teil der Schülerschaft zutraf. Nur einige Slytherins setzten steinerne Mienen auf. Doch all das fiel Harry nur den Bruchteil einer Sekunde auf, denn seine Aufmerksamkeit lag gezielt auf einer einzigen Person. Einer Person, die kurz nach dem Professor an der Stelle eingetroffen war, an der Draco starb. Die ohne jegliche emotionale Regung den Tod offiziell festgestellt und den Leichnam fortgebracht hatte. Bei der Harry sich einfach sicher war, dass er der Täter sein musste. Snape… Es musste Snape gewesen sein…
 

Er erinnerte sich noch, wie er einen Umhang um eine Ecke verschwinden hatte sehen, als sie Draco fanden. Und er wusste, dass kaum ein Schüler, auch keiner aus Slytherin, so ohne weiteres den Todesfluch anwenden konnte. Und es gab einfach niemand anderen, dem gegenüber Draco so unvorsichtig gewesen wäre, seinen Zauberstab nicht zu ergreifen. Harry hatte ihn die letzten Wochen über und auch schon die Jahre zuvor lange genug beobachtet, um zu wissen, dass der Slytherin seinen Mitmenschen gegenüber eher misstrauisch und vorsichtig war und gerade in letzter Zeit seinen Zauberstab ausnahmslos immer griffbereit getragen hatte.
 

Und diese Tatsache machte ihn nur noch wütender. Draco hatte seinem Paten vertraut. Und auf dessen Wunsch hin hatte auch Harry versucht, Severus Snape mehr Vertrauen entgegenzubringen. Und nun war der Slytherin tot und sein ehemaliger Zaubertränkelehrer hatte mit unbewegter Miene und dem verborgenen dunklen Mal auf dem Arm vorn neben dem Schulleiter gestanden. Lebendig.
 

In Harry brannte der blanke Hass, den er selbst in seinen Fingerspitzen zu spüren glaubte. Seufzend schloss er die Augen und ermahnte sich innerlich zur Ruhe. Dass er zu solchem Hass, der wild durch seine Venen strömte, von ihm, seinen Gedanken Besitz ergriff, fähig war, versetzte ihn manchmal in Angst.
 

Er war ein Ergebnis seiner Verbindung mit Voldemort und doch auch ein Teil von ihm selbst. Und gelegentlich hatte Harry ihn einfach nicht unter Kontrolle. Dann wusste er nicht mehr, ob er ihm standhalten könnte oder irgendwann erliegen würde. Und in Dracos Gesellschaft hatte er zum ersten Mal das Gefühl gehabt, jemanden gefunden zu haben, der das verstand. Der in der Lage war, nachzuvollziehen, dass es nicht nur schwarz und weiß gab, sondern Unmengen an Grautönen.
 

Manchmal erdrückte es Harry regelrecht, was die Menschen um ihn herum von ihm erwarteten.

Er, derjenige, der Voldemort besiegen sollte.

Musste.

Konnte.

Der Goldjunge.

Der Vorzeige-Griffindor.

Der Junge, der überlebt hat.
 

Alles Titel für ihn. Titel, die nur einen Farbton zuließen: strahlendes Weiß. Sie setzten ihre Hoffnungen in ihn, schenkten ihm ihr Vertrauen, doch niemand versuchte, den echten Harry Potter hinter all den Namen zu erkennen. Und auch wenn er wusste, dass seine Freunde ihn mit seinen Facetten und Farbtönen kannten, so war Draco doch der Erste gewesen, der es zudem zu verstehen schien. Weil er selbst weder weiß noch schwarz war…
 

Doch all das spielte nun keine Rolle mehr. Sie hatten ihn verloren, bevor sie ihn überhaupt richtig finden konnten. Den echten Draco Malfoy. Fest presste Harry seine Lippen aufeinander und die Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten, während seine Finger sich an der Stelle in sein Shirt krallten, unter der sein Herz lag. Es tat weh. Es tat einfach so verdammt weh. Warum nur? Warum fühlte es sich nur so an? So, als wäre ein Teil von ihm selbst ebenfalls gestorben…
 

Sie hatten sich kaum gekannt, wenn man die vielen Jahre des Hasses einmal unbeachtet ließ. Und im Prinzip war Harry sich im Klaren darüber, dass ihm auch die wenigen Wochen, in denen sie einander näher gekommen waren als je zuvor, keinen wirklichen Einblick in Dracos Seele gewährt hatten. Da er noch immer nicht in der Lage war, den anderen auch nur ansatzweise zu lesen. Zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Durch das Dickicht an gekünstelten Gesichtsausdrücken zu blicken. Den grauen Nebel der undurchschaubaren Iriden zu durchdringen. Also warum? Warum schmerzte es so unsagbar?
 

Seufzend vergrub er sein Gesicht in den Händen. Draco Malfoy war und blieb ein Rätsel. Eines, das Harry gern irgendwann gelöst hätte. Und er verfluchte sich selbst für seinen verdammten Stolz, der ihn all die Jahre davon abgehalten hatte, klein bei zu geben. Auf den anderen zuzugehen. Ihm seine beschissene Hand entgegenzustrecken und verdammt noch mal endlich Frieden zu schließen. Und manchmal bereute er es, Dracos Hand damals, an seinem ersten Tag auf Hogwarts, nicht einfach angenommen zu haben. Denn vielleicht hätten sie einander helfen, von dem jeweils anderen lernen können. Vielleicht wäre dann jetzt alles anders. Vielleicht würden sie… Ja…vielleicht… Alles war nur ein großes Vielleicht…
 

Vielleicht schmerzte es deshalb so sehr. Weil er die Chance hatte verstreichen lassen. Nicht nur eine… Und weil er nicht wusste, ob er sich das je würde verzeihen können. Doch was am meisten wehtat, war die späte Erkenntnis, dass er ihn brauchte. Ein wirklich verdammt egoistischer Grund. Und der vermaleite Slytherin hatte erst sterben müssen, damit Harry dies erkannte. Das war verflucht schlechtes Timing. Das war immer etwas gewesen, was sie gemeinsam hatten. So richtig schlechtes Timing. Gepaart mit einer ungesunden Menge Stolz.
 

Eine plötzliche Hand an seiner Schulter ließ Harry zusammenzucken und brachte seine Glieder in Alarmbereitschaft, wodurch ihm erst auffiel, wie tief er in Gedanken versunken gewesen sein musste. Als er aufblickte und in Hermines besorgte Iriden sah, entspannten sich seine Schultern augenblicklich.

„Du warst nicht beim Essen, Harry…“ War alles, was sie sagte.

„Ich…hatte keinen Hunger…“, murmelte der Griffindor, während er sich nach hinten in den Sessel lehnte. Ihre Augen wirkten…entkräftet.

„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Gestern? Vorgestern? Das ist nicht gesund, Harry…“ Sie klang beunruhigt. Eine Weile blickte er sie schweigend an, dann seufzte er.

„Weißt du, Herm, das ist mir echt egal…“
 

Seine Freundin nickte langsam, dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Doch er konnte noch nicht mit Bestimmtheit sagen in welche Richtung.

„Du isst nichts, du sprichst kaum noch mit jemandem, verkriechst dich in irgendwelchen Ecken des Schlosses, sodass keiner weiß, wo du bist… Ich verstehe, dass du trauerst, aber…du scheinst zu vergessen, dass du nicht der Einzige bist. Auch wir haben ihn verloren, weißt du?“ Jetzt konnte er es spüren. In ihrer Stimme lag Wut.

„Ja, ich weiß…“, antwortete er daher leicht verlegen.
 

„Nein, weißt du nicht.“, entgegnete sie unwirsch, was Harry überrascht die Augen aufreißen ließ. „Woher solltest du das auch wissen? Du hast dich in dein Schneckenhaus zurückgezogen und beschlossen, still vor dich hin zu leiden. Und dabei blendest du einfach alles und jeden aus. Ich kann es verstehen, aber…es macht mich auch so unsagbar wütend. Weil du uns ausschließt. Und weil du nicht einmal bemerkst, wie wir uns fühlen. Ich meine, hast du auch nur einmal mit Ginny gesprochen? Aber noch viel wichtiger: Ist dir überhaupt aufgefallen, dass dein bester Freund seit diesem einen Tag kein Wort mehr gesagt hat?“
 

„Was…Ron?“, fragte Harry ungläubig.

„Ja, Ron… Der Typ, der sonst keine zwei Minuten seine Klappe halten kann. Der nie nachdenkt, bevor er spricht. Er hat seit fünf Tagen kein einziges Wort mehr gesagt, Harry… Und du hast es nicht einmal mitbekommen…“ Er spürte, wie der Vorwurf in ihrer Stimme unter seine Haut kroch und ein unangenehmes Kribbeln zurückließ.

„Und…warum?“, fragte er nun schuldbewusst. Seine Freundin seufzte.

„Ich weiß es nicht, Harry. Er spricht nicht. Und schon gar nicht mit mir. Ich habe stundenlang neben ihm gesessen, seine Hand gehalten, mit ihm geredet, doch alles, was ich als Antwort bekam, war ein leerer Blick. Er weint nicht, er sagt nichts, er ist nicht wütend. Er ist wie erstarrt.“
 

Harry hörte die Sorge in ihrer Stimme, gepaart mit Schmerz, und ihm wurde klar, dass er kein besonders guter Freund war. Entschuldigend ergriff er ihre Hand. „Tut mir Leid, Herm. Ich…hab nicht nachgedacht. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich…ich…sorry…“

Seine Stimme brach. Hermine lächelte ihn sanft an, während sie seine Hand leicht drückte. „Schon gut, Harry…“
 

Es waren nur drei kleine Worte, doch sie schickten eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper, dass der Griffindor nicht anders konnte und ihr Lächeln dankbar erwiderte.

„Ich geh und rede mit ihm…“, versprach er anschließend. Auf ihr Nicken hin erhob er sich und machte sich auf den Weg zu Ron, hielt allerdings nochmals inne und drehte sich mit fragendem Blick um. „Sag mal, wo ist er eigentlich?“

Das Mädchen seufzte, ehe es antwortete. „Ich denke, im Raum der Wünsche…“

Er sah sie noch einen Moment an, spürte die Sorge in ihren Augen, die Trauer, den Schmerz. Er war wirklich blind gewesen. Und er wusste, auch wenn er keine Ahnung hatte woher, aber er wusste einfach, wäre jemand anderes gestorben und Draco noch am Leben, hätte der Slytherin ihm schon längst einen Arschtritt verpasst und den sprichwörtlichen Spiegel vorgehalten. Und mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck verließ er den Gemeinschaftsraum…
 


 

Als Harry kurz darauf vor der entsprechenden Wand auf und ab zu laufen begann, manifestierte sich in ihm nur der Gedanke, dass er Ron sehen wollte. Doch als die Tür erschien und er bereits die Hand auf der Klinke hatte, hielt er inne. Was wollte er ihm eigentlich sagen? Was konnte er denn sagen? Er kam ja kaum mit seinem eigenen Kummer zurecht. Wie sollte er da jemandem Trost spenden? Außerdem plagte ihn ein wirklich schlechtes Gewissen, denn Hermine hatte den Nagel auf den Kopf getroffen mit ihren Worten. Er hatte es nicht mitbekommen. Seine eigene Trauer war ihm um so vieles wichtiger gewesen, um so vieles wichtiger vorgekommen. Und obwohl er Ron als seinen besten Freund bezeichnete, konnte er nicht erklären, wie dieser sich jetzt fühlte. Er wusste es schlicht nicht, hatte nicht darauf geachtet.
 

Seufzend strichen seine Finger über den metallenen Griff. Egal wie lange er darüber nachdachte, es würde nichts ändern. Denn derjenige, dem er dies sagen müsste, befand sich auf der anderen Seite der Tür. Langsam die Klinke herunter drückend, stieß er schließlich das massive Holz auf und trat in den Raum. Während die Tür langsam mit der Wand hinter ihm verschmolz, blickte sich Harry überrascht in dem Zimmer um. Seine Augen glitten über deckenhohe, prall gefüllte Bücherregale, große Rundbogenfenster und eine mit Kissen überflutete, riesige Couch, auf der sein Freund lag und ins Leere starrte. Es war genau der gleiche Raum, in dem sie vor einer Woche noch mit Draco saßen, der Raum, den der Slytherin erschaffen hatte. Harry fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog.
 

Vorsichtig ging er näher an das Sofa heran.

„Hey…“ Er wusste, dass dieses eine Wort nicht besonders viel aussagte, doch es wollte ihm auch nichts Besseres einfallen. Dass er keine Antwort erhielt, überraschte ihn nach dem, was Hermine erzählt hatte, nicht sonderlich. Sein Blick glitt über das Bild seines Freundes, dessen Augen weiterhin ausdruckslos an die Decke gerichtet waren und der in den Händen, die auf seinem Bauch lagen, ein unscheinbares Buch hielt.
 

Langsam ließ Harry sich neben Ron auf die Couch sinken, zog die Beine zum Schneidersitz und betrachtete den anderen eine Weile stumm, ehe er sich räusperte.

„Ron?“ Keine Reaktion. Nicht einmal ein Zucken oder ein anderes Zeichen dafür, dass er ihn überhaupt gehört hatte. Harry seufzte. Was hatte er erwartet? Dass ein Wort reichen würde, um den anderen zum Reden zu bewegen, wenn er schon seit Tagen schwieg? Doch was musste, was konnte er sagen? Welche Worte würden die richtigen sein? Und gab es sie überhaupt? Er wusste es nicht. Aber vielleicht war das auch nicht wichtig…
 

„Weißt du, ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll…“ Die Wahrheit war das Einzige, was ihm einfiel. Deshalb würde er es einfach damit versuchen. Auch wenn jedes einzelne Wort ihm selbst einen Stich versetzte. „Als er…Draco…als er…dort lag, da…hab ich es nicht geglaubt. Ich konnte das einfach nicht glauben. Nur wenige Minuten zuvor hatten wir noch hier in diesem Raum gesessen und dann… Seitdem sehe ich sein Gesicht, eigentlich immer…wie er dort liegt…seine Augen waren so…tot. Ich kann nicht aufhören, daran zu denken. Ich habe seit Tagen an nichts anderes gedacht. Auch nicht an…euch…an dich…an Herm…Ginny…es…tut mir leid…“ Harry musterte seinen Freund, der seine Lider geschlossen hatte und völlig teilnahmslos wirkte, doch die zusammengepressten Lippen verrieten ihm, dass der andere ihm durchaus zuhörte. Daher fuhr er einfach fort.
 

„Weißt du, ich konnte…kann…ich kann es nicht ertragen. Und dieses Gefühl…es ist so übermächtig, dass…ich habe schlichtweg alles ausgeblendet… Vorhin…Hermine hat mir…na ja…sie war wirklich wütend. Auf mich. Und sie hat mir erzählt, du hättest aufgehört zu…reden… Ich hab es nicht einmal gemerkt, Kumpel…“ Er ergriff den Unterarm des anderen und drückte ihn leicht, nur, um…er konnte nicht genau sagen warum. Vielleicht um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich da war?

„…ich weiß nicht einmal, warum du nichts sagst. Oder warum dich sein Tod so…mitnimmt. Ich meine, auch wenn es besser zwischen euch lief…ich dachte nicht, dass…ich…es tut mir leid, Ron…du…“ Seine Stimme mitsamt seinem Gestammel versagte, als er Ron seufzen hörte und im nächsten Moment das erste Mal seit Tagen, wie ihm soeben auffiel, in die blauen Iriden seines Freundes blickte.
 

„Es ist okay, Harry. Du warst schon immer so. Ich bin nicht sauer…“ Der Klang seiner Stimme war unnatürlich…ruhig, wie Harry auffiel. Aber er sprach, weshalb ihm ein erleichtertes Seufzen entrann. Dann runzelte er die Stirn. „Ich…wie meinst du das? Ich war schon immer so?“

„Na ja…nach den Begegnungen mit Voldemort…den Visionen…nachdem Sirius…starb… Wenn dir irgendwas zuviel wird, dann ziehst du dich zurück…“, antwortete Ron mit einem zugleich sanften und traurigen Lächeln, während er sich aufsetzte. Harry blickte in die blauen Augen und nickte langsam, als er über die Worte nachdachte.

„Du…kennst mich ziemlich gut…“

„Ja…du bist mein bester Freund, Harry…“ Und immer noch war seine Stimme so unnatürlich ruhig.
 

„Immer noch? Obwohl ich echt ein mieser bester Freund war in letzter Zeit?“, antwortete er mit einem bitteren Lächeln.

„Wir sind eben, wie wir sind, Harry. Herm ist manchmal nervtötend besserwisserisch, ich habe mein Temperament nicht unter Kontrolle und bin zugegeben ab und an auch etwas, na ja, schwer von Begriff, und du…gelegentlich ziemlich selbstbezogen. Aber eben auch der verdammte, künftige Retter der Welt. Du kannst dir etwas Egoismus leisten, glaub mir. Das ändert nichts daran, dass du mein bester Freund bist. Nichts kann das ändern.“
 

Harry spürte, wie die Worte des anderen für einen Moment ein seltenes Glücksgefühl durch seine Glieder schickten, das ihm eine Sicherheit und Stärke gab, die niemand sonst ihm zu schenken vermochte. „Danke…und…trotzdem…es tut mir leid…“
 

„Ich weiß…“ Wieder diese merkwürdige Ruhe.

„Ron, was ist los mit dir? Warum…hast du tagelang geschwiegen? Und warum bist du so…ruhig?“, fragte Harry nun mit einer Sorge, die er nicht verbergen konnte. Wie angenehm ihm die Worte des anderen auch waren, so spürte er doch, dass irgendetwas sich verändert hatte. Von dem unkontrollierten Temperament, über das Ron vorher noch gesprochenen hatte, konnte man nun gar nichts wahrnehmen.
 

„Es…er fehlt mir…“ Harry beobachtete, wie die Finger seines Freundes sanft über den Einband des Buches in seinen Händen fuhren, während er das sagte. „Das ist doch völlig absurd, oder? Dass er ausgerechnet mir so fehlt? Ich meine, ich vermisse ihn. Ich! Ihn!“ Seine Stimme hob sich einen Moment lang und ließ Harry das alte Temperament spüren, das ihm irgendwie eine gewisse Sicherheit verschaffte, dann wurde Ron wieder ruhig.

„Vor einiger Zeit, da…hat er mich gefragt, ob er sich mein Vertrauen verdienen dürfe. Draco Malfoy bat mich um mein Vertrauen. Verstehst du das? Ich jedenfalls nicht… Und er hat mir geholfen…bei dem Aufsatz…einfach so…ohne Gegenleistung. Wobei er verdammt geduldig mit mir war, denn ich hatte wie immer nicht besonders viel Ahnung von dem Zeug, über das ich da schreiben sollte.“ Die blauen Augen seines Freundes suchten seinen Blick.
 

„Wir haben über so viele Dinge gesprochen, Harry, und ich glaube, dass er wirklich ehrlich war. Ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber…“ Er seufzte. „Und er gab mir das…“ Kurz hob er das Buch in seinen Händen, um anzudeuten, was er meinte, dann fuhren seine Finger wieder sanft über den Einband.

„Was ist das?“, fragte Harry neugierig.

„Ein Buch…“

„Ach, wirklich? Faszinierend. Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen…“, murmelte Harry aufgrund dieser Antwort seufzend. Und Ron konnte nichts anderes tun, als zu lächeln. Denn es erinnerte ihn an den Moment, in dem Draco ihm diese ungewöhnliche Bitte nahe brachte.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was es ist. Er bat mich nur, darauf aufzupassen.“
 

„Und…willst du es nicht öffnen und…nachschauen?“

Die blauen Augen sahen ihn eine Moment lang forschend an, dann schüttelte sein bester Freund langsam den Kopf. „Ich habe es…versprochen…“

„Aber…er wird es nicht…er wird nicht…kommen und…es zurückverlangen…“, brachte Harry, dem die Worte sichtlich schwer fielen, über die Lippen.

„Ich weiß…aber…ich habe ihm versprochen, es nicht zu öffnen. Egal unter welchen Umständen…“ Die letzten Worte waren lediglich ein Flüstern. „Was würdest du tun?“
 

Harry überlegte einen Moment, ehe er antwortete. „Ich denke, ich würde…es mir ansehen…“

Ron nickte leicht, dann lächelte er. „Er hat gesagt, dass du das tun würdest.“

„Wer?“

„Malfoy… Er sagte, deine Neugierde wäre größer…“ Ron lächelte noch immer.

„Dann…kennt…kannte er uns wohl ziemlich gut, was?“, entgegnete Harry mit einem abwesenden Nicken. „Im Gegensatz zu uns. Ich habe jedenfalls das Gefühl, nichts über ihn zu wissen…“

„Ich weiß, was du meinst…“, drang das nachdenkliche Flüstern des anderen an sein Ohr.
 

Und dann fiel Harry wieder ein, was seine beste Freundin ihm erzählt hatte. „Warum hast du eigentlich so lange geschwiegen? Herm meinte, du hättest nicht mit ihr geredet…“

Ron ließ sich seufzend nach hinten aufs Sofa sinken und schloss kurz die Augen, ehe er sie wieder öffnete und Harry anblickte.

„Ich weiß nicht. Ich konnte einfach nicht mit ihr darüber sprechen. Und ich wollte es auch nicht. Mit niemandem. Und du hast doch schließlich auch mit keinem darüber gesprochen, nicht einmal mit Ginny, oder?“ Harry schüttelte bestätigend den Kopf, ehe Ron leise fortfuhr. „Außerdem…es laut zu sagen macht es…real…“

„Aber du redest jetzt…mit mir…“, warf Harry zweifelnd ein.
 

„Ja…du bist mein bester Freund…schon vergessen?“ Seine Stimme klang wieder so sanft…beinahe gelassen…

„Wie kannst du so ruhig bleiben? Warum bist zu gar nicht wütend?“, fragte Harry schließlich mit melancholischem Unterton. Er selbst war nicht in der Lage, die Trauer oder den Zorn oder beides zusammen auch nur einen Moment lang zu unterdrücken. Seine Worte trugen stets etwas davon mit nach außen.

„Oh, glaub mir, ich bin wütend, Harry. Eigentlich auf alle. Auf dich, auf mich, Malfoy, Dumbledore… Aber all meine Wut…ändert nichts…sie kann ihn nicht zurückbringen…“ Das sagte er, und seine Stimme blieb weiterhin beherrscht.
 

„Derjenige, auf den du wütend sein solltest, ist Snape.“, spie Harry nun seine Vermutung mit aller Verachtung aus. „Er hat ihn getötet. Ich weiß es einfach.“

„Draco hat ihm vertraut…“ Es war nicht mehr als eine Feststellung, die Ron da äußerte, doch sie ließ nun Harry seinen Freund sanft anlächeln, woraufhin dieser fragend seine Stirn in Falten legte. „Was ist?“

„Du hast ihn Draco genannt…das erste Mal…“

„Ja…und ich werde es ihm nie ins Gesicht sagen können…“, erwiderte Ron mit bitterer Miene, woraufhin das Lächeln des Goldjungen ebenfalls erstarb. „Warum glaubst du, dass es Snape war?“
 

Harry überlegte einen Moment, dann erzählte er seinem Freund von dem, was er gesehen hatte, von dem, was er vermutete.

„Und was willst du nun? Rache?“, fragte Ron vorsichtig, woraufhin er lediglich ein Nicken erntete.

„Glaubst du wirklich, das ist der richtige Weg? Ich meine, wir können nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, dass Snape ihn getötet hat. Was ist, wenn du falsch liegst?“, brachte der Rotschopf seine Bedenken zum Ausdruck.

„Dann müssen wir es beweisen. Mit Veritaserum oder so…“
 

Ron spürte, dass er seinen Freund wohl nur schwer von diesem Vorhaben abbringen können würde. Wenn sich Harry Potter einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte…

„Okay…“, seufzte er daher ergeben. „Aber für so was werden wir Hilfe brauchen. Und ich schätze mal, die einzige Person, der dazu ein Plan einfallen würde, ist…“

„…Hermine…ja, ich weiß…“, seufzte nun auch Harry.

„Sie wird es dir ausreden wollen, das ist dir klar, oder?“, erwiderte Ron vorsichtig.

„Ja, ist mir klar…“ Dem Goldjungen entwich erneut ein Seufzer, während er sich langsam erhob. Wenn er das nicht gleich hinter sich brachte, würde er wohl ewig damit zaudern. Hermine um so etwas zu bitten, das würde ein Kraftakt werden.
 

Er nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie auch Ron sich langsam erhob, während seine Gedanken bereits versuchten die passenden Worte zu finden, die Hermine überzeugen konnten. Als er schon die Klinke in der Hand hatte und sein Freund neben ihm stand, hielt er allerdings inne, blickte sich abermals im Zimmer um und musterte Ron.

„Warum dieser Raum?“
 

Nun sah sich auch der Rotschopf einen Moment lang schweigend um, ehe er mit einem weichen Lächeln antwortete. „Ich weiß nicht… Hier ist es, als wäre ein Teil von ihm noch da… Jedenfalls fühlt es sich so an…“ Er sagte nicht, dass es noch viel mehr für ihn war. Dass er Draco in diesem Zimmer zu spüren glaubte. Dass er noch nicht bereit war, diese brüchige Verbindung aufzugeben, die sie in den zurückliegenden Wochen zu knüpfen begannen. Dass es ihm Halt gab. Dass er in den letzten Tagen eigentlich jede freie Minute hier verbracht hatte…
 

Als er den Blick von den Bücherregalen abwandte und in das intensive Grün seines Freundes schaute, konnte er allerdings sehen, dass ihr Schmerz einander sehr ähnlich war. Und das erste Mal in seinem Leben wusste er nicht, ob er Harry aufhalten würde, sollte dieser die Grenze überschreiten und sich zur endgültigen Rache entscheiden. Mit diesem Gedanken verließ er schließlich den Raum der Wünsche, gefolgt von seinem Freund, dessen Ausdruck beängstigend zwischen Hass, Wut und Trauer schwankte. Keine gute Kombination, wie Ron bereits ahnte. Eine Kombination, die Schwierigkeiten regelrecht prophezeite. Doch einen weiteren Verlust würde er nicht akzeptieren.
 

Koste es, was es wolle…



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Remi-cookie
2016-12-16T17:56:54+00:00 16.12.2016 18:56
*klopf klopf*
Öhmm jemand da?
Ja? Nein?
Wenn nein, dann wirklich schade. Ich habe die Geschichte gelesen und war und bin gerührt. *einen tränchen verdrück* ich meine dracy mein armer dracy ist tot really tot.
Ich finde diese Geschichte echt toll vom schreibstil als auch von dem Inhalt. Ich würd' mich echt freuen, wenn es iwie weiter geht. Auch wenn es Jahre her ist. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlicherweise zuletzt.
Mit vielen grüßen
~remi~
Von:  BlackDuck
2012-08-11T18:41:33+00:00 11.08.2012 20:41
eine schöne Story hast du hier. besonders dieses Kapitel gefällt mir. freue mich schon auf weitere kapitel.

grüße BlackDuck
Von:  Libellchen
2012-08-02T08:13:17+00:00 02.08.2012 10:13
Die Annäherung zwischen Draco und Ron ist wirklich gelungen, man konnte sich die Beiden richtig vorstellen, wie sie umeinanderherum schleichen und über ihren eigenen Schatten springen - wobei Draco ja mehr springen musste als Ron. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Beiden noch richtig gute Freunde werden. Draco versteht Ron erstaunlicherweise sehr gut.
Was die Angelegenheit mit Snape angeht, habe ich ein ziemlich ungutes Gefühl bzgl. des Buches, das Snape Draco gerade jetzt gegeben hat. Warum ausgerechnet jetzt? Hat Snape Angst, diesmal nicht mehr zurückzukommen?
Von:  Kagomee16
2012-07-31T08:46:36+00:00 31.07.2012 10:46
ein schönes kapi^^
draco und ron versuchen sich also zu vertragen? find ich gut^^
mach weiter so^^

lg kagomee16
Von:  Kagomee16
2012-06-01T04:41:25+00:00 01.06.2012 06:41
ui^^
ein schönes kapi^^
mach schön weiter so^^

lg kagomee16
Von:  Sid_Vicious
2012-05-05T07:32:45+00:00 05.05.2012 09:32
Sooooo, da ich ja die Ehre hatte dieses Megakapitel vor allen Anderen zu lesen und du mit mit deinen zwei Kommis zu 'Einer dieser genialen Pläne' ein bisschen schlechtes Gewissen gemacht hast, hier auch meine Anmerkungen.

Im Übrigen nennst du mich Streber und haust uns dann hier so ein Teil um die Ohren...dreist ;)

Ich fang mal am Ende an, weil ich es einfach super gut gezeichnet finde. Ron in seiner typischen Anti-Draco-Haltung, der aber eigentlich schon gar kein Mitspracherecht mehr hat, weil die gute Herm sich eben einfach entschieden hat. Wäre ich Dray (und das wäre ich gern mal), würde ich auch lachen. Ganz entgegen meiner Gewohnheiten^^

Das bringt mich zum Nächsten... Draco ist toll <3. Seine Gedankengänge sind wunderbar komplex und manchmal so lustig. Er ist natürlich ein biscchen verändert, ein bisschen weicher, ich finde aber, das ist völlog legitim und auch gar nicht OOC. Er hat ja nun auch eine einschneidende Veränderung durchgemacht und du hast das auch in diesem Kapi wieder sehr gut erklärt.

Jetzt zu Dumbledore. Ich sehe ihn wirklich die ganze Zeit vor mir. Wie er sich kurzerhand einen Sessel herbeizaubert, wie er immer wieder schmunzelt und seine ja doch ganz eigene Art zu reden. Rowling wäre stolz auf dich. Ich jedenfalls bin es. Dumbsi zu schreiben ist quasi die Königsdisziplin der HP Fanfiction.

Ach und was ich unbedingt auch noch extra hervor heben muss, ist der Moment in dem Harry dann auch aufwacht, und die beiden sich erst einmal nur anstarren, dann ihre Nachnamen sagen, um schließlich doch die Vornamen zu nutzen. Welch großartige Zeichnung des Wandels in ihrer Beziehung.

Uh da hätte ich glatt noch vergessen, dich wegen der Traumsequenz voll zu schmachten. Auch hier hatte ich Kopfkino vom Feinsten. Vor allem natürlich wegen der Augen *mit den Zeigefingerspitzen aneinander tipp*.

Jetzt endet aber auch endlich mein Megakommi für dein Megakapi. Vielen Dank dafür und ich will meeeeeeeehr.

Lieb dich.

p.s. Danke für die Erwähnung meiner Wenigkeit in deiner 'Eröffnungsrede' ;)
Von:  Kagomee16
2012-04-29T18:14:48+00:00 29.04.2012 20:14
ein wirklich schönes kapi^^
freue mich wirklich darauf wie es nun weiter gehen wird^^
schreib bitte schnell weiter^^

lg kagomee16
Von:  Engelchen_Fynn
2012-03-08T15:41:22+00:00 08.03.2012 16:41
Okay, ich hab vorher gewusst, dass es ein Fehler sein würde, eine Fanfic zu lesen, die nicht abgeschlossen ist. Immer wieder nehme ich mir vor, genau das nicht zu tun und immer wieder ... Na ja, lassen wir das. *seufz*

Zunächst einmal mal ich deinen Schreibstil, lässt sich gut und flüssig lesen. Und die Story an sich ... Mahan, ich find sie einfach genial. Und hier kommen wir zu dem Problem mit den nicht abgeschlossenen Geschichten: Ich will wissen, wie es weitergeht. Sofort! *hust*

Ich hoffe sehr, du bist noch an der Story dran, November ist ja schob reltiv lange her. Tu mir den Gefallen und lass dieses Meiterwerk nicht unvollendet, ja?

lg
Fynn
Von:  Kagomee16
2011-11-14T07:19:43+00:00 14.11.2011 08:19
du machst es aber spannend^^
schreib schnell weiter^^

lg kagomee16
Von:  Sid_Vicious
2011-11-12T13:19:45+00:00 12.11.2011 14:19
hhhhhhhhhhh wie spannend oO
Draco ist so toll. Wie er das Alles wieder geschafft hat. Ach der Gute :)

Ich bin sehr beigeistert und habe mir fast in die Hosen gemacht, weil ich nicht aufhören wollte zu lesen^^

Ich will MEEEEEEEEEEEEHR


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