01
Hallo ihr, ^^
das ist nun meine zweite Geschichte auf Mexx und ich hoffe sie gefällt euch...
Vielen, vielen lieben Dank an Lilith_WelcometoHell, die so lieb war und dieses Kapitel gebetat hat!!! :D
Poster Boy
01
„Ich möchte den Geschäftsführer sprechen!“
Genervt schaue ich auf meine Armbanduhr. Schon eine geschlagene halbe Stunde diskutiere ich mit dieser Frau und es ist kein Ende in Sicht, dabei möchte ich nur schlappe zwanzig bedruckte T-Shirts bestellen. Das kann doch nicht so schwer sein. Aber die ältere Angestellte will mir einfach keine verkaufen. Sie sieht mich wieder grimmig an, dabei habe ich ihr gar nichts getan und betätigt nun endlich den Knopf der Sprechanlage neben der Hintertür.
„Kultaseni! Ko~m'ma'”, verlangt die ältere Frau mit starken Akzent.
Müde stütze ich meinen Ellenbogen auf den Tresen und schließe für einen Augenblick meine Augen. Ich brauche dringend etwas Schlaf und die Diskussion hat mich noch zusätzlich geschafft. Dabei ist es noch nicht einmal Nachmittag und ich könnte hier und jetzt einfach einschlafen.
Damit ich hier aber nicht noch im stehen einschlafe, öffne ich wieder meiner Augen. Die Angestellte ist mittlerweile verschwunden und es war mir so klar, dass sie sich aus dem Staub machen würde. So wickle ich meinen Schal wieder um den Hals und beschließe zu gehen. Bringt doch sowieso nichts. Setz ich mich eben zu Hause ran und mache selber welche. Noch bevor ich mich in Bewegung setze, öffnet sich die Tür zum Hinterzimmer einen Spalt breit und dunkle Augen erscheinen.
„Ist der böse Mann weg?”, fragen die dunklen Augen mich – sarkastisch, ich bin mir nicht ganz sicher.
Bei der Angestellten habe ich wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der wohl nicht mehr zu kitten ist. Ich fange an zu lachen. Die Person mit den schönen dunklen Augen kommt nun ganz aus seinem, mehr oder weniger, Versteck. Eine feine Strähne seines dunklen Haares fällt ihm dabei in die Stirn. Er sieht verdammt gut aus, wie ich bemerken muss. Model-like fährt er sich mit seinen Fingern durchs Haar, um die wohl widerspenstige Strähne aus der Stirn zu haben. Erst jetzt bemerke ich seine grün-braunen Augen, die vorher fast schwarz aussahen. Er ist ein paar Jahre älter als ich, das sieht man ganz besonders an seinen Augen und den Lachfältchen um den Mund herum. Ich schätze mal er ist hier der Chef.
„Was kann ich für dich tun?“, fragt er mich charmant.
Ich will mit dir essen gehen, antworte ich ihm blitzschnell in Gedanken. Wie wär's mit heute Abend - um sieben Uhr bei mir. Ich denke aber nicht, dass er auch schwul ist. Dafür ist er einfach zu männlich würde ich sagen. Er hat irgendwie nicht den Schwulenflair. Obwohl Brian Kinney ihn auch nicht hat. Hm ...
„Zwanzig bedruckte T-Shirts.“
„Du weißt, was du willst, das find' ich gut“ sagt er grinsend und notiert sich etwas. „Hast du einen Entwurf des Musters?“
Ich nicke, krame den Entwurf aus meiner braunen Umhängetasche und lege ihn auf den Tresen. Vielleicht sollte ich meine Annahme noch mal überdenken. Welcher Heterokerl ist bitte so freundlich und charmant zu einem anderen Mann? Er betrachtet meine Computerzeichnung genauestens, notiert sich wieder etwas und grinst mich an. Schwul oder nicht schwul, das ist hier die Frage.
„Selbst gemacht?“ fragt er scheinbar fasziniert und ich nicke zögernd. „Wirklich gut.“
„Am besten schickst du mir dein Muster per Mail, dann kann ich den Auftrag gleich abschicken.“ erzählt er und reicht mir die Visitenkarte des Shops. „Vorher musst du aber noch das hier ausfüllen, dann weiß ich welche Größen, Shirt-Farben und wo ich am Ende die bedruckten T-Shirts hinschicken soll.“
Vor mir liegt nun das Blatt Papier, worauf er vorher ein paar Sachen notiert hatte – inklusiv Kugelschreiber. Er will meinen Namen, die Lieferadresse, die Größen und Shirt-Farben. Zügig schreibe ich meinen Namen und gebe die Grundschule, in der ich arbeite, als Lieferadresse an. Zum Schluss noch Größen und Shirt-Farbe. Ich lege den Kugelschreiber zu Seite und reiche ihm das Blatt Papier. Er wirft einen Blick drauf und sieht mich wieder an. Ich bin wirklich überfragt. Normalerweise erkenne ich auf hundert Meter Entfernung, wer schwul ist und wer nicht. Aber bei Mr. Sexy habe ich keine Ahnung.
„Lars also.“ grinst er und lässt den Bogen unterm Tresen verschwinden. „Ich bin Marc.“
Er reicht mir die Hand und lächelt mich an. Schwul, kreischt es in meinen Kopf! Ich bin ehrlich verblüfft, wie schnell er von charmant zu seriös und zurück wechseln kann. Er ist eindeutig schwul, ansonsten wäre sein Verhalten ziemlich seltsam.
„Schön dich kennenzulernen.“ sage ich ehrlich und ergreife seine Hand.
Plötzlich wird die Tür zum Hinterzimmer aufgerissen und die ältere Angestellte erscheint wieder. Ein denkbar unpassender Augenblick, wie ich finde, weil ich gerade Händchen mit ihrem charmanten schwulen Chef halte. Warum zum Teufel musste sie auch jetzt kommen? Marc schaut sich etwas verwirrt um. Schnell lasse ich seine Hand los und starre die Angestellte grimmig an. Derweil wendet sie sich Marc zu.
„Kultaseni!“ faucht sie und fährt im viel zu schnellen Finnisch, wie ich heraushöre, fort.
Wild gestikuliert sie mit ihren Händen und hat einen zornigen Ausdruck im Gesicht. Sie redet über mich – ganz klar! Als ich in den Shop kam, hat sie genauso geguckt! Ich wünschte wirklich in diesen Moment Finnisch zu können, dann würde ich sie in ihrer Muttersprache bös' beschimpfen. Was glaubt sie eigentlich wer sie ist?
„Om'ma.“ sagt er, um sie zu beruhigen und fährt leise auf Finnisch fort.
Marc kann also auch Finnisch, was mich gerade irgendwie verblüfft. Er sieht gar nicht Finnisch aus, wie ich feststelle. Und die Dumpfbacke von Angestellter ist also seine Oma. Besser hätt' ich's nicht treffen können. Sie hasst mich – eindeutig und unbestreitbar!
