Nehemia V
Stadt im Nebel, dunkel und abweisend
Niesel durchnässt die Schatten
Pfützen mit altem Regenwasser
Ich verachte diesen Stadtteil
Mit seinen toten Gassen
Und lichtscheuen Bewohnern
Wind zerrt an meinen Ärmeln
Haare wie nasses Stroh, Haut wie ein Toter
Ein Knie schmerzt, ich bin gestürzt
Auf der Suche nach einem Mädchen
Mit einem weißen Kleid
Ich finde sie auf der Bank sitzend
Das weiße Kleid fehlt
Ihr helles Gesicht befriedigt mich
Ich versuche ein Lächeln
Unterkühlt und starr, wie so oft
Der Engel übersieht mich
Das indirekte Todesurteil
Irgendwann stirbt jeder
Die Eisenschlinge um ihren Hals
Enger und enger
Sie zappelt und windet sich
Blut soll über meine Hände fließen
Aber ich will Neues kennen lernen
Wie man den Tod heraufbeschwört
Nur ein toter Engel ist gut
Ein richtiger Engel ist sie jedoch nicht
Nur ein lebloses Mädchen im nassen Gras
Deren Leben ich mit Freuden genommen habe