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Intensivtraining

Kapitel 14: Intensivtraining
 

Naruto und Sakura standen am Treffpunkt und wunderten sich. Sie waren zwar beruhigt, dass Kakashi wieder in seine alten Verhaltensmuster fiel, dennoch war es ein wenig merkwürdig nach seinen zwei Anfällen von Pünktlichkeit. Sasuke hingegen war noch nie zu spät gewesen und das war nun wirklich ein Grund zur Sorge, zumal er offensichtlich viel Wert auf ordnungsgemäße Pflichterfüllung legte. Momentan trösteten sich die beiden mit dem Gedanken, dass er einfach nur verschlafen haben könnte. Sie konnten ja nicht ahnen, wie es um Sasukes Schlaf bestellt war.
 

"Was machen wir? Wollen wir nachsehen, wo die beiden geblieben sind?", fragte Sakura.
 

"Also, wenn ich noch einmal ohne Erlaubnis ins Uchihaviertel gehe, köpft mich Sasuke, glaub ich. Und ich hab keine Ahnung, wo Kakashi-sensei wohnt."
 

"Jetzt, wo du es sagst, ich weiß es auch nicht. Er ist eben ein echter Geheimniskrämer", lächelte die Kunoichi.
 

"Yo", ertönte es wie auf Kommando neben ihnen, als Kakashi, auf einem Ast hockend und die Hand zum Gruß erhoben, in einer Rauchwolke erschien.
 

"Sensei, wissen Sie, wo Sasuke ist?", wollte Sakura wissen, ohne weiter auf seine Begrüßung einzugehen. Kakashi blickte sich um.
 

"Ist er noch nicht da?"
 

"Sonst würde Sakura-chan kaum fragen", meinte Naruto mürrisch. Er mochte es nicht, dass Sasuke selbst dann der Mittelpunkt von Sakuras Interesse war, wenn er gar nicht anwesend war. Außerdem machte er sich Sorgen. Der gestrige Tag war ihm immer noch im Gedächtnis. Sasuke war so abweisend gewesen. Und so abwesend. Ob nicht vielleicht doch was passiert war? Ach Quatsch, dann wüsste er doch schon längst Bescheid. Oder?
 

"Naruto, ich glaube, Sasuke färbt wirklich auf dich ab. Nun mal keine Bange, es ist doch erst eine Viertelstunde. Wir fangen inzwischen ohne ihn an."
 

"Aber Sensei, wir fangen doch nie an, ohne dass alle Mitglieder da sind!"
 

"Jetzt tut mal nicht so, ihr beiden. Es ist ja nicht so, als ob ihr nicht zweieinhalb Jahre ohne Sasuke trainiert hättet. Also Kampfaufstellung bitte. Und benutzt nicht zu viel Chakra, ihr werdet es nachher noch brauchen." Nur weil der Uchiha mal ein paar Minuten später kam, war das kein Grund zum Ausrasten, fand Kakashi. Er war schließlich auch nur ein Mensch. Allerdings gab ihm die gestrige Nacht auch zu denken. Sasuke war ziemlich wütend gewesen. Wer wusste schon, was er noch angestellt hatte. Wenn er nicht bald kam, würden Sakura und Naruto sich auslaugen und dann könnten sie die Barriere nicht trainieren. Sasuke macht ihm unbewusst einen Strich durch die Rechnung. Kakashi grübelte eine Weile vor sich hin, wie er denn nun am besten vorgehen sollte, als er plötzlich Schritte neben sich vernahm. Natürlich machte er sich vorher nicht durch sein Chakra bemerkbar.
 

"Wo warst du?"
 

"Ich...hab verschlafen", sagte Sasuke leise und nur widerwillig. Sein Blick war auf den Boden geheftet und Kakashi erinnerte sich an die Szene vor einer Woche, als sie Sasuke im Dorf getroffen hatten, ohne dass er es bemerkt hatte. Die Haltung jetzt war ähnlich. Diese stumpfen Augen, zwar längst nicht so schlimm wie letzte Woche, aber immer noch auffällig, die leicht hängenden Schultern. Außerdem schien es dem Uchiha schwerzufallen, sich in der Realität zu halten.
 

"Wirklich?", fragte Kakashi, bereute es aber fast sofort, denn Sasuke sah zu ihm auf und der Jounin konnte eine gewisse Betroffenheit in dessen Augen ausmachen.
 

"Ja, wirklich. Sowas kann doch passieren", sagte Sasuke und klang so, als würde er sich selbst nicht so recht glauben. Er wandte den Blick schnell wieder ab, wahrscheinlich ahnte er, dass Kakashi ihn schon wieder analysierte.
 

"Na, da du jetzt da bist, können wir ja mit dem richtigen Training anfangen. Sakura! Naruto! Kommt mal her." Die beiden kamen auch sofort angelaufen, hatten sie sich doch sowieso nicht ernsthaft bekämpft und nur darauf gewartet, dass Kakashi sie rief.
 

"Oh, Sasuke-kun, was hast du denn da gemacht?", fragte Sakura und deutete auf sein Gesicht. Über Sasukes Unterlippe zog sich ein tiefer, blutiger Riss.
 

"Ich hab mir wohl im Schlaf auf die Lippe gebissen."
 

"Soll ich es heilen, dann stört es dich nicht mehr beim Sprechen."
 

Sakura folgte Sasukes zögerlichem Nicken umgehend und hielt ihre leuchtend grüne Hand an seinen Mund bis der Riss geheilt war. Naruto beobachtete die Szene argwöhnisch, allerdings nicht, weil er eifersüchtig war - ja zugegeben, er war ein bisschen eifersüchtig - sondern weil Sasuke komisch war. Naja, komischer als sonst. Er war viel gesprächiger - für seine Verhältnisse - sprach leise und schaute den anderen nicht in die Augen. Gestern war er noch gereizt gewesen, heute wirkte er irgendwie deprimiert. Auch wenn er sich scheinbar normal verhielt.
 

"Soll ich den Schnitt an deiner Wange nicht vielleicht auch behandeln? Der heilt erstaunlich langsam."
 

"Hn." Na endlich. Da war ein Stück echter Sasuke. Diese Kopie hier war Naruto irgendwie unheimlich.
 

"Hey, Teme, werd lieber mal wach. Wir müssen uns nachher auf dich verlassen können", sagte Naruto. Er kam nicht mit der Situation klar und wollte Sasuke durch Provokation in sein gewohntes Verhalten drängen, was auch prima klappte.
 

"Keine Bange, Dobe, ich lass dich schon nicht hängen." Sasuke war Naruto in diesem Moment unheimlich dankbar. Er kämpfte immer noch damit, seine aufgewallten Emotionen unter Kontrolle zu bringen und Naruto warf ihm mit seinen Sticheleien einen Rettungsanker zur Realität zu. Ob er das mit Absicht tat? Wenn ja, war sein eigenes Verhalten auffällig. Dann musste er sich mehr zusammenreißen. Und wie weit stand er neben sich, dass er die besorgten Blicke jetzt erst bemerkte?
 

"Wenn du dann fertig bist, Sakura, können wir ja zum Wasserfall gehen", sagte Kakashi.
 

"Was wollen wir denn beim Wasserfall?"
 

"Das wirst du dann schon sehen, Naruto", sprach sein Sensei und lief vorweg. Seine drei Schüler folgten ihm, ohne irgendetwas zu erwidern. Und so liefen sie ein paar Minuten nebeneinander her und Sakura wie auch Naruto warfen immer wieder Seitenblicke zu ihrem stillen Teamkameraden. Dieser schien allmählich aufzuwachen, falls man den Zustand vorhin wirklich der noch vorhandenen Müdigkeit zuschreiben konnte, die einen den ganzen Tag hartnäckig begleitete, wenn man es geschafft hatte, zu verschlafen. Als sie schließlich an ihrem Ziel angekommen waren, drehte sich Kakashi zu ihnen um und erklärte das weitere Training.
 

"Den ersten Teil habt ihr gemeistert, ihr könnt alle drei einen Schild formen. Jetzt geht es darum, eure drei Schilde schnell zu einer Barriere zu formen. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Wenn die Menge an Chakra der Schilde nicht annähernd gleich ist, wenn sie sich berühren, zerstört der stärkere den schwächeren Schild und das ist ja nicht das, was wir erreichen wollen. Also müsst ihr euer Chakra und euer Timing gut aufeinander abstimmen. Das trainieren wir erst einmal so und dann benutzen wir das Wasser, um zu sehen, ob ihr den Schild auch richtig einschätzen könnt. Bereit?"
 

"Aber klar, echt jetzt! Und was machen wir jetzt genau?"
 

"Mann, Naruto, wir werden versuchen, unsere Schilde zu einer Barriere verschmelzen zu lassen", sagte Sakura genervt.
 

"Klar, das weiß ich doch", grinste Naruto verlegen.
 

"Also, ich gebe das Startsignal und dann baut ihr Schilde auf. Los." Die drei Shinobi stellten sich nebeneinander und formten jeder ein Schild. Doch kaum berührten sich die Kanten, erloschen Sasukes und Sakuras Schild. Beide schauten Naruto an, der in der Mitte stand.
 

"Du solltest weniger Chakra nehmen, sonst löst du unsere Schilde auf", sagte die Kunoichi.
 

"Wir nehmen am besten als Maß zum Abwehren ein Kunai. Wir sollten alle die nötige Chakramenge einschätzen können. Dann verschwenden wir auch kein Chakra", sagte Sasuke. Der Uchiha schien wieder hochkonzentriert zu sein.
 

"Gute Idee, also los." Wieder formten die drei Schilde und diesmal erloschen sie nicht. Sie nahmen ein noch strahlenderes Blau an und verschmolzen.
 

"Sehr gut, jetzt versucht, eine Kuppel zu formen." Die drei konzentrierten sich, aber nachdem sich eine Halbkugel geformt hatte, erlosch die Barriere plötzlich wieder.
 

"Entschuldigt, aber das ist echt sehr anstrengend. Wenn man den Chakrastrom nicht konstant aufrecht erhält, erlischt der Schild ja sofort wieder", sagte Sakura und atmete einmal tief durch.
 

"Ja, das ist das Problem an der Barriere. Deshalb wird sie im Kampf auch kaum eingesetzt. Man muss perfekt aufeinander abgestimmt sein", erklärte Kakashi.
 

"Warum lernen wir das dann überhaupt?", warf diesmal Naruto ein.
 

"Weil ich glaube, dass ihr das meistern könnt. Euer Teamwork ist gut. Ihr müsst es nur intensivieren." Diese Worte spornten das Team an und die drei arbeiteten konzentriert weiter, obwohl Kakashi die Frage nicht wirklich beantwortet hatte. Nach ein paar Stunden und etlichen Pausen sah es so aus, als könnte die Barriere dem ersten Härtetest standhalten.
 

"Geht mal unter den Wasserfall und versucht, das Wasser von euch fernzuhalten." Gesagt, getan. Der Versuch endete mit drei völlig duchnässten Shinobi, die ihren Sensei wütend ansahen. Kakashi lächelte nur und meinte, es wäre klar gewesen, dass es beim ersten Versuch nicht klappen würde. Alle drei Genin überzeugten sich unabhängig voneinander, dass da eben keine Schadenfreude mitgeschwungen war und übten weiter, bis Sakura schließlich verkündete, dass ihr Chakra allmählich zur Neige ging. Kakashi erklärte daraufhin das Training für beendet und seine drei Schüler verließen ihre nassen Positionen. Gemeinsam liefen sie zurück zu ihrem gewohnten Trainingsplatz. Da nicht gesprochen wurde, drifteten Sasukes Gedanken wieder zum heutigen Morgen zurück, oder besser gesagt zur Nacht. Er hatte sich gestern Abend schon gedacht, dass der Frust, den er während des Trainings aufgebaut hatte, seine Träume nicht unbedingt verbessern würde. Und er hatte sich nicht geirrt.
 

Wie um ihn daran zu erinnern, dass er sich solche Schwächen wie im Training nicht erlauben konnte, hatte er die ganze Nacht wieder und wieder das Massaker miterlebt. Wie Itachi einen nach dem anderen niedermetzelte. Wie ihre Augen sich ungläubig weiteten und der Glanz in ihnen erlosch. Er hatte erneut den Unglauben gespürt, den er als kleiner Junge empfunden hatte. Unglauben, dass sein großer Bruder zu so etwas fähig war. Dass er ihn immer belogen hatte. Gekrönt wurde die Vorstellung von der Hinrichtung seiner Eltern, nur um dann von vorn zu beginnen. Er hörte jetzt noch den dumpfen Aufprall ihrer leblosen Körper. Es war so schwer abzuschütteln. Tsukuyomi hatte wirklich eine eindringliche Wirkung. Sasuke glaubte nicht, dass er jemals auch nur ein einziges Detail des Massakers würde vergessen können. Kein noch so leises Röcheln, kein vor Entsetzen erstarrtes Gesicht. Besonders nicht die kalten Augen seines Bruders, als er ihm erklärt hatte, er habe das alles getan, um seine Fähigkeiten zu testen. Und am wenigsten den Geruch des Blutes und seinen Geschmack.
 

Blut symbolisierte für Sasuke mittlerweile nicht nur den Tod, sondern die ganze Beklemmung dieser Nacht. Das Gefühl, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, wenn seine Clanmitglieder ihm sagten, dass er sie rächen müsse und wenn er das nicht könne, sterben müsse. Und den tief einschneidenden Verrat der Person, der er so vertraut hatte. Er konnte weder den Anblick, noch den Geruch und schon gar nicht den Geschmack der roten Flüssigkeit ertragen, die doch eigentlich für das Leben stand.
 

Am Ende seines Traumes wurde er wieder in dieses tiefe, tiefe Blutmeer gezogen und Sasuke fragte sich, was passieren würde, wenn er irgendwann den Grund erreichte. Dann war er hochgeschreckt, immer noch den metallischen Geschmack im Mund und den Blutgeruch in der Nase, was er ja gewohnt war - er hatte sich mal wieder die Unterlippe blutig gebissen. Doch als er sich wie gewohnt mit den Händen über das Gesicht fahren wollte, sah er das Blut an seinen Händen und seinem Unterarm und konnte nur noch schreien. Er schrie, bis er sich daran erinnerte, dass es sein eigenes Blut war und nicht das eines Clanmitglieds. Dass nicht er Blut an den Händen kleben hatte, sondern sein Bruder. Er hatte eine volle Stunde gebraucht, um das glauben zu können. Denn eigentlich war er schuld. Er war nicht rechtzeitig da gewesen. Und warum konnte er nicht einmal in seinen Träumen etwas unternehmen? Nein, er konnte nur danebenstehen und zusehen. Immer wieder. Verdammte Schwäche. Nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte, war er ins Bad gegangen, um die durchgebluteten Bandagen zu wechseln.
 

Er konnte doch nicht so die Fassung verlieren, nur weil er Blut sah. Auch wenn es erst kurz nach dem Aufwachen gewesen und sein Verstand noch vernebelt war. Und er durfte sich nicht so davon vereinnahmen lassen. Er bekam sonst zu wenig von seiner Umgebung mit, das hatte er heute gemerkt. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sich anders verhalten hatte. Sein Team aber schon. Und jetzt waren sie besorgt. Das durfte er nicht zulassen. Und er konnte auch nicht zulassen, dass sein Team wegen ihm in Gefahr geriet. Er musste sich mehr konzentrieren. Er musste-
 

"-aufpassen!", rief Naruto und hielt Sasuke im Arm. Dieser schaute verwundert zu Naruto hoch.
 

"Mensch, Teme, du kannst doch nicht einfach blindlings über eine Wurzel stolpern. Und dann reagierst du nicht mal. Was ist denn los mit dir?" Sasuke blickte sich um. Sie waren wieder auf dem Trainingsplatz. Das hatte er gar nicht bemerkt. Wohl aber bemerkte er die schiefen Blicke, mit denen er gemustert wurde. Soviel zum Thema nicht vereinnahmen lassen und nicht auffällig benehmen...
 

"Ich hab überlegt, wie wir die Barriere noch verbessern könnten. Es dauert immer noch viel zu lange, bis wir sie errichtet haben", versuchte Sasuke abzulenken.
 

"Aber Sasuke-kun, wir üben doch auch erst seit einem Tag.", konterte Sakura.
 

"Ja, und morgen geht es weiter. Bevor ihr geht, möchte ich euch noch etwas sagen. In vier Tagen haben wir eine Mission. Wir müssen eine wichtige Nachricht an den Kazekage in Suna überbringen."
 

"Wir besuchen Gaara!", freute sich Naruto, doch nicht so sehr, wie er es normalerweise getan hätte. Mit einem Seitenblick auf einen nachdenklich dreinblickenden Sasuke versuchte er, die Sorge zu unterdrücken. Es war ungewohnt für ihn, sich so oft zu sorgen. Ebenso wie es ungewohnt war, dass er sich nicht über den allmächtigen Uchiha lustig machte, den beinahe eine einfache Baumwurzel zu Fall gebracht hätte. Ob Sasuke das bemerkt hatte? Interessierte es ihn überhaupt?
 

"Ich sage euch das jetzt schon, damit ihr euch ordentlich ausruht und wir in vier Tagen pünktlich in der Früh starten können. Naruto, Sakura, ihr könnt schon mal nach Hause gehen. Sasuke, ich muss noch mit dir sprechen."
 

"Seien Sie bitte nicht zu gemein zu Sasuke-kun, Sie sind auch dauernd unpünktlich", meinte die Kunoichi, verabschiedete sich und verschwand mit Naruto. Kakashi sah seinen Schützling nachdenklich an und bekam einen skeptischen Blick zurück.
 

"Keine Angst, ich will dich nicht fragen, worüber du wirklich nachgedacht hast. Du würdest es mir ohnehin nicht sagen. Allerdings kann ich es nicht dulden, dass du meine Anordnungen nicht befolgst." Sasuke sah seinen Sensei fragend an.
 

"Du weißt also nicht, wovon ich spreche? Dann sieh dir mal dein linkes Handgelenk an." Der Uchiha tat wie ihm geheißen und erblickte sogleich den Grund für Kakashis Verstimmung. Die Bandage um seinen Unterarm hatte sich leicht rosa verfärbt. Sicher hatte das viele Wasser die Wunden aufgeweicht. Verflucht.
 

"Ich hab doch gesagt, dass du deine Schnittwunde heilen lassen sollst. Du gehst jetzt zum Krankenhaus und tust, was ich dir gesagt habe. Ich hab Sakura nicht gebeten, es zu tun, weil sie heute schon genug Chakra verbraucht hat. Es ist deine Sache, wie weit du diese Geheimniskrämerei treibst, aber gefährde damit nicht dein Team. Denn das tust du, wenn du verletzt durch die Gegend läufst und deinem Team so zur Last fällst. Besonders jetzt, wo eine Mission ansteht." Kakashi hatte eigentlich nicht so harsch auftreten wollen, aber das Wohlergehen seines Teams stand an oberster Stelle, da konnte er sich auch mal reinsteigern. Das war ja bei seiner Vergangenheit kein Wunder. Und er wollte sich nie wieder solche Vorwürfe machen müssen, wie er sie jetzt, nach all den Jahren, immer noch mit sich herumschleppte. Seine Worte schienen jedenfalls ins Schwarze getroffen zu haben, denn Sasuke versteifte sich und antwortete nur leise.
 

"Verstanden." Damit drehte er sich um und ging. Kakashi ließ es sich trotzdem nicht nehmen, ihm noch eine Warnung hinterherzurufen.
 

"Und wag es ja nicht, nicht im Krankenhaus aufzutauchen. Ich werde später persönlich dort vorbeigehen und nachfragen, ob du dir deine Schnittverletzung hast heilen lassen!"
 

~*~
 

Das war hart. Aber Kakashi hatte Recht, er konnte sich nicht so gehen lassen. In diesem Zustand war er wirklich nur eine Last. Er wusste aber auch, dass er es fast nicht ändern konnte, so reagierte er nun mal auf die Träume. Wenn es nur irgendeine Möglichkeit gäbe, traumlos zu schlafen. Bei Orochimaru hatte er sich bereits durch sämtliche medizinischen Bücher gelesen, die er unbemerkt in die Finger hatte kriegen können. Es gab diverse Jutsu, mit denen man für die Zeit des Schlafens das Unterbewusstsein ausschalten konnte, mit der netten Nebenwirkung, dass man komplett vergessen konnte, wer man war. Oder man wachte nicht mehr auf. Alles in allem gab es kein Jutsu, das ihm weiterhelfen konnte. Er musste damit irgendwie allein klarkommen. Ohne dass die andern darunter zu leiden hatten. Aber jetzt hatte er erstmal ein dringlicheres Problem. Wie zur Hölle konnte er im Krankenhaus seine Wunde heilen lassen, ohne dass jemand seinen Unterarm sah? Das war nur für seine Augen bestimmt. Und er konnte doch auch kein Sharingan auf das Krankenhauspersonal anwenden. Kakashi würde auf jeden Fall im Krankenhaus vorbeigehen und fragen, ob er sich seine Schnittwunde hatte heilen lassen. Ja, er würde nach seiner Verletzung fragen, nicht nach seiner Verletzung am Unterarm. Wozu spezifizieren, wenn es ohnehin nur eine gab? Und er hatte nicht von einer bestimmten gesprochen, die sich Sasuke im Krankenhaus heilen lassen soll. Wenn er sich woanders eine zufügte? Nein, Moment, da gab es noch eine andere Lösung. Verbissen grinsend ging Sasuke zum Krankenhaus, um Kakashis Anweisung zu befolgen.
 

~*~
 

Er raubte ihm wirklich noch den letzten Nerv. Was hatte er nun wieder getan? Diesmal war er körperlich fast vollständig einsatzbereit, bis auf die Verletzungen, versteht sich, aber geistig total abwesend. Was trieb dieser Junge nur? Wenn Kakashi seiner Theorie folgte, dann hatte er die letzte Nacht durchgeschlafen, wofür das nahezu voll aufgeladene Chakra sprach, und einen Albtraum gehabt, der ihn so aus der Bahn geworfen hatte, dass er sich noch Stunden später davon erholen musste. Wovon träumte er bloß? Das konnten doch keine normalen Albträume mehr sein...Und wenn er nach dem Aufwachen immer so war, konnte es während der Mission wirklich gefährlich werden. Dem Jounin kamen Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, sein Experiment außerhalb der Dorfmauern fortzuführen. Aber Sasuke würde misstrauisch werden, wenn er plötzlich jede Nacht bei ihm vorbeischneien würde. Er musste es wohl wagen, denn so konnte es nicht weitergehen. Den sonst so gefassten Uchiha so zu sehen, tat Kakashi weh. Und es erinnerte ihn schmerzlich an sich selbst, als er noch ein Kind war. Er wusste, wie wichtig Sasuke seine Fassung war, er würde sie nur aufgeben, wenn es gar nicht anders ging. Oder wenn er sich dessen überhaupt nicht bewusst war. Dafür musste er aber schon reichlich abgelenkt sein. Wenigstens hatte der Sturkopf auf ihn gehört. Kakashi war im Krankenhaus Ino über den Weg gelaufen und die hatte bestätigt, dass sie Sasuke eine Kunaiwunde geheilt hatte, die er sich während des Trainings zugezogen hatte. Sasuke hatte nicht mal Naruto beschuldigt.
 

Da Sasuke jetzt wieder volles Chakra hatte, war Kakashi sich sicher, dass er ihn auf der Lichtung finden würde. Allerdings kamen ihm Zweifel, als er schon fast bei der Lichtung war und immer noch nichts hörte. Chakra fühlen konnte er auch nicht. War der Uchiha einmal vernünftig und sparte es? Hatte ihm der Verlauf des Tages vielleicht doch zu denken gegeben und er verzichtete jetzt auf diese zusätzliche Belastung? Seine Hoffnung wurde enttäuscht, als er durch die Bäume spähte und Sasuke mitten im Fluss auf der Oberfläche stehen sah. Er stand da, die Füße in Schrittbreite auseinander, die Knie leicht gebeugt, mit vor der Brust erhobenen Armen und verbundenen Augen als würde er auf irgendetwas warten. Plötzlich kam ein Kunai aus dem Gebüsch geflogen. Sasuke hob die Hand und formte mit dieser gerade noch rechtzeitig einen Schild. Er versucht, seine Chakrakontrolle zu verfeinern. Gute Idee, dann verbraucht er beim Training nicht so viel. Aber worauf lief diese Sparmaßnahme hinaus? Hatte Sasuke Wind von seinem Plan gekriegt? Oder wollte er jetzt vielleicht versuchen, den Schlaf zu verzögern, indem er so viel Chakra wie möglich sparte? Kakashi, verrenn dich nicht. Das ist bislang nur eine Theorie. Und warum trainierte Sasuke eigentlich so viel blind? Sein Sharingan war doch seine stärkste Waffe, sollte er das nicht auch schärfen? Kakashi schaute ihm eine Weile zu, bis Sasuke einmal kurz seine Konzentration verlor und bis zu den Knien im Wasser verschwand. Da beschloss er, besser schlafen zu gehen.
 

~*~
 

Die letzten drei Tage vor der Mission verliefen ähnlich. Am Tage trainierten sie die Barriere, die sich allmählich sehen lassen konnte und in der Nacht trainierte Sasuke für kurze Zeit mit einem Bunshin Chakrakontrolle und Reaktionsfähigkeit. Am Abend vor Missionsbeginn ging selbst Sasuke ohne Zusatztraining nach Hause. Es passte ihm zwar nicht, aber er musste vor der Mission noch einmal schlafen. Nach Suna würden sie eine Weile unterwegs sein und wer wusste schon, was auf dem Weg dahin alles passieren konnte. Er wollte ausgeruht in diese Mission gehen. Also aß er noch schnell etwas und begab sich in sein Zimmer. Dort stellte er sich drei Wecker auf unterschiedliche Zeiten und packte sein Missionszeug zusammen. Dann legte er sich ins Bett, holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen.
 

Und da lag er nun. Eine Stunde, zwei und konnte einfach nicht schlafen. Das war doch verdammte Ironie. Da war er einmal bereit, seinen Körper mehr Ruhe zu geben und der verweigerte das einfach. Sasuke versuchte, sich irgendwie in den Schlaf zu lullen, aber es ging nicht. Einfach die Gedanken schweifen lassen. Am besten dachte er an sie. Sie war immer sein sicherer Hafen gewesen, wenn er schlafen musste. Durch diese beruhigenden Gedanken griff allmählich der Schlaf mit spitzen Fingern nach ihm. Er spürte, wie sein Bewusstsein sich nach und nach ausschaltete und er langsam im Nebel der Schlaftrunkenheit versank. Das war der schönste Moment beim Schlafen. Noch halb wach und doch schon wie in Watte gepackt. So entspannend.
 

"Yo." Sasuke schrak auf und wusste gar nicht recht, wo ihm der Kopf stand. Trotzdem hatte er das Kunai, das sich immer unter seinem Kopfkissen befand, in seiner erhobenen rechten Hand. Eine rein instinktive Reaktion, ebenso wie die Aktivierung seines Sharingan.
 

"Na, das ist aber eine nette Begrüßung", sagte Kakashi und schaffte es doch tatsächlich, vorwurfsvoll zu klingen.
 

"Was wollen Sie denn hier? Ich dachte, ich hätte beim letzten Mal klar gemacht, dass ich keine nächtlichen Besuche mag." Kakashi lächelte nur.
 

"Das mag schon sein, aber das ist eine Ausnahme. Die Mission wurde vorverlegt." Sasuke glaubte, nicht recht zu hören. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

"Warum?" Ja. Was zur Hölle rechtfertigte so eine sinnlose Aktion?
 

"Ach, weißt du, der Mond ist heute besonders schön. Und so eine Nachtwanderung ist doch was Wundervolles." Sasuke konnte seinen Sensei nur ungläubig anstarren. Das war ein schlechter Witz, oder?
 

"Nein, das ist kein Witz, Sasuke. Zieh dich an, die anderen warten schon am Tor." Damit verschwand der Jounin durch das Fenster, durch das er den Raum auch betreten hatte, um vor der Eingangstür auf seinen Schüler zu warten. Natürlich hatte Kakashi einen guten Grund für diese vermeintlich bescheuerte Aktion. Er hatte ein paar Stunden gewartet, damit die anderen beiden ein bisschen Schlaf bekamen und Sasuke sein Training absolviert hatte. Er hatte nicht ahnen können, dass der Uchiha mal vernünftig war und das Training ausfallen ließ. Und er wollte natürlich verhindern, dass Sasuke sich noch einmal richtig ausruhen konnte. Das würde ja seine Pläne zunichte machen. Und die gingen jetzt erst richtig los. Während er auf den nun sehr schlecht gelaunten Uchiha wartete, dachte Kakashi darüber nach, wie die Mission wohl verlaufen würde. Hoffentlich klappte alles so, wie er sich das dachte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  n-ani
2012-05-06T19:08:06+00:00 06.05.2012 21:08
Hi ^^

Gutes Kapitel ^^

Ich finde es gut das jetzt auch die Anderen langsam mitbekommen was Sasuke sich antut.

Bin gespannt wann Naruto schnallt was los ist ^^

Ich freue mich schon total drauf zu erfahren ob die Mission so verläuft wie Kakashi sie sich vorstellt.

Also supi gemacht und bis dann ^-^
Von:  fahnm
2012-04-24T19:19:02+00:00 24.04.2012 21:19
Klasse Kapi^^
Von:  Yukari21
2012-04-24T19:06:23+00:00 24.04.2012 21:06
Tolles Kapitel, ich mag Kakashis Art und finde deine Darstellung der Charaktere einfach gelungen. Freu mich schon auf die Mission des Teams.
Vg Yukari21


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