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Torn

von

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Mission

"Sensei, was soll das alles?" Kakashi sah seinen Schüler, der neben ihm herlief, unschuldig an.
 

"Was genau meinst du?"
 

"Das alles. Erst bringen Sie uns eine Defensivtechnik bei, was überhaupt nicht Ihre Art ist. Dann verbraucht sie auch noch Unmengen an Chakra. Das Ganze vor einer Mission. Und jetzt nehmen Sie uns auch noch die letzte Möglichkeit, uns vor der Mission richtig auszuruhen. Das ist mehr als unvernünftig. Und ich glaube nicht, dass das nur dem 'besonders schönen Mond' geschuldet ist." Und selbst wenn es so wäre, was sollten die Schüler dagegen tun? Befehlskette war nun mal Befehlskette. Aber frustrierend war es allemal.
 

"Da hast du mich wohl erwischt", grinste Kakashi. "In Wahrheit war mir langweilig und ich konnte nicht schlafen. Und was die Technik angeht: Sie dient hauptsächlich dazu, euer Teamwork zu fördern und kann durchaus einmal nützlich sein." Der Jounin klopfte sich innerlich auf die Schulter für diese großartige Ausrede. Sasuke wusste ganz genau, wie wichtig ihm das Teamwork war. Außerdem hatte er das Gespräch erfolgreich von dem verfrühten Missionsstart weggelenkt. Dafür würde er keine glaubwürdige Ausrede finden können, denn es war von außen betrachtet schlichtweg Irrsinn.
 

"Hn. Und Sie beschweren sich, dass ich zu viele Geheimnisse hätte...", meinte der Uchiha betont ruhig. Naja, hätte ja klappen können. Immerhin löcherte ihn Sasuke nicht mehr, das war doch schon mal etwas wert. Seine beiden Teamkollegen hatten auch schnell in ihren Protesten resigniert. Lag wohl an der Müdigkeit. Als sie am Tor ankamen, sahen sie eine todmüde Sakura und einen schnarchenden Naruto. Offensichtlich hatten die beiden auch keine großartige Gelegenheit gehabt, sich auszuruhen. Nachdem Sakura sich aufgerafft und Naruto geweckt hatte, liefen drei der vier Shinobi mit äußerst wenig Enthusiasmus dem vierten hinterher, der mit seiner guten Laune momentan mehr als unsympathisch wirkte.
 

Sie liefen fast den ganzen Tag durch und erst als es schon dunkel war und die Sterne wieder hoch über ihnen leuchteten, gönnte Kakashi ihnen mehr als zehn Minuten Rast. Irgendwann mussten sie schließlich ihr Lager aufschlagen. Der Jounin wusste um die Geschicklichkeit Narutos beim Zelteaufbau, daher hatte er ihn Feuerholz holen geschickt. Ein Feuer im Wald zu machen, war grundsätzlich eine dumme Idee, da man leicht entdeckt werden konnte, aber Kakashi hatte so eine Ahnung, dass es dafür schon zu spät war und wollte Unbedarftheit vortäuschen. Seine Schüler waren nicht weiter darauf eingegangen. Sie vertrauten darauf, dass ihr Sensei wusste, was er tat. Trotz des vorverlegten Missionsstarts.
 

Als die Zelte waren schon längst aufgebaut waren, Naruto aber immer noch nicht zurückgekommen war, machte sich Kakashi langsam Sorgen. So lange konnte es nun auch nicht dauern, in einem Wald Feuerholz zu finden.
 

"Sensei, wollen wir Naruto nicht suchen gehen?", fragte Sakura.
 

"Mh, ich glaube, das wäre wohl besser. Vielleicht hat er sich verirrt", antwortete Kakashi.
 

"Wenn Sai hier wäre, könnten wir ihn aus der Luft suchen, das wäre am schnellsten und ungefährlichsten."
 

"Leider ist er nicht da, Sakura. Aber wir kommen auch ohne ihn zurecht. Sasuke, kannst du ein paar Bunshin erschaffen, um die Gegend schnell auszukundschaften?" Kakashi fand, dass es eine günstige Gelegenheit war, den Uchiha auszulaugen. Deshalb rief er auch seine Ninjahunde nicht, die Naruto im Nu gefunden hätten. Er hatte extra nicht von einer Suche gesprochen, weil eine solche Formulierung die beiden möglicherweise auf genau diese Idee gebracht hätte. Anscheinend war Kakashi das Glück hold. Er hatte seine Schüler richtig eingeschätzt. Sakura schien zu besorgt zu sein und Sasuke konzentrierte sich höchstwahrscheinlich zu sehr darauf, dem Chakraverbrauch unauffällig aus dem Weg zu gehen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Sasukes ganzes Spielchen keinesfalls eine gute Idee war. Er war bereits zu fixiert darauf. Wahrscheinlich hatte er auch deshalb überlegend die Augen geschlossen und brauchte eine Weile für seine Antwort.
 

"Das halte ich für keine gute Idee. So viele Schattendoppelgänger kann ich nicht lange aufrecht erhalten. Außerdem würden selbst drei Unmengen an Chakra verbrauchen, wären aber nicht sehr effektiv. Wir könnten allerdings wirklich aus der Luft suchen."
 

"Wie meinst du das?"
 

"Mein vertrauter Geist kann das für mich tun. Das würde auch wesentlich weniger Chakra verbrauchen. Außerdem ist er schneller als Ihre Hunde." Sasuke hatte also doch an seine vertrauten Geister gedacht. Hoffentlich dachte er nicht zu intensiv darüber nach, warum Kakashi nicht gleich seine Ninken vorgeschlagen hatte.

"Leg los." Sasuke nickte und ging einen Schritt von ihnen weg. Er biss sich in den Daumen und streckte seine Hand auf den Boden.
 

"Kuchiyose no Jutsu." Als die kleine Rauchwolke sich gelegt hatte, saß vor Sasuke auf dem Boden ein Falke. Dieser blickte seinen Beschwörer ehrerbietend an.
 

"Sasuke-sama. Ich hab Euch lange nicht mehr gesehen." Angesprochener hielt dem Falken seinen rechten Arm hin und der Vogel setzte sich auf diesen. Wahrscheinlich hatte Sasuke auch deshalb seine Unterarme immer bandagiert und die Siegel an diesen Stellen angebracht. Durch diese zusätzlichen Polster konnten die Krallen des Greifvogels nicht in seine Haut dringen.
 

"Kibou, ich brauche deine Hilfe. Kannst du jemanden für mich finden?"
 

"Natürlich."
 

"Dann sei meine Augen", sprach Sasuke und der Vogel schloss die seinigen. Der Uchiha aktivierte sein Sharingan, schloss seine Augen ebenfalls, murmelte ein paar Worte und tippte dem Vogel sanft auf den Kopf, direkt über dem Schnabel. Kibou öffnete seine Augen wieder. Deren Schwarz war einem tiefen Rot gewichen. Sasuke hob seinen Arm und gab dem Falken einen letzten Hinweis.
 

"Er ist nach Westen gegangen. Sei in spätestens fünf Minuten zurück." Der Falke erhob sich in die Lüfte und Sasuke nahm eine Stellung ein, die Kakashi schon einmal gesehen hatte. Er stellte die Füße einen Schritt breit auseinander, ging leicht in die Knie und hob seine Arme vor den Oberkörper. Jetzt verstand der Jounin, warum Sasuke so viel blind trainierte. Er sah jetzt vermutlich durch die Augen des Vogels, was bedeuteten musste, dass sein Körper hier unten momentan nichts sehen konnte. Bei einem Angriff musste Sasuke sich also auf andere Sinnesorgane verlassen, bis sein Vogel wieder zurückkam. Es war erstaunlich, wie sehr der Uchiha darauf bedacht war, sich in keiner einzigen Situation eine Blöße zu geben. Dabei verließ er sich augenscheinlich auch nicht gern auf seine Kameraden.
 

"Seit wann hast du Falken als vertraute Geister?"
 

"Schon eine Weile." Wie vielsagend. Musste der denn aus allem ein Geheimnis machen? Kakashi überlegte eine Weile, ob Sasuke seine andere Frage beantworten würde, aber nach einiger Zeit des Zauderns entschied er sich dazu, doch einfach zu fragen.
 

"Warum ausgerechnet Falken?" Naruto hatte als vertraute Geister Frösche, weil Jiraiya ihn dazu gebracht hatte. Aber Kakashi konnte sich nicht vorstellen, dass Orochimaru etwas mit den Falken zu schaffen hatte. Sasuke öffnete gerade den Mund, um zu antworten, ob nun ausweichend oder nicht, als sie über sich einen schrillen Schrei hörten.
 

"Gefunden." Einige Momente später kam der Falke im Sturzflug angerauscht und ließ sich wieder auf Sasukes bereits erhobenen Arm nieder. Sasuke legte seinen Finger auf die Stirn des Vogels und öffnete langsam die Augen. Das Sharingan leuchtete durch seine halboffenen Lider.
 

"Ihm geht's ihm gut, aber er bewegt sich anscheinend immer weiter vom Lager weg. Danke, Kibou. Zieh noch ein paar Kreise, vielleicht musst du uns den Weg zurück weisen." Damit ruckte Sasukes Arm wieder in die Höhe und der Falke stieg erneut auf. Elegant schwang er mit den Flügeln und schwebte durch die Lüfte. Sasuke sah ihm ernst hinterher. Dann schaute er Kakashi an.
 

"Geh ihn holen." Sasuke nickte und verschwand zwischen den Bäumen in der Dunkelheit. Als er bereits eine kleine Weile unterwegs war, fühlte er sich plötzlich sehr intensiv beobachtet. Das Gefühl wollte nicht weichen. Er konnte zwar kein Chakra spüren, aber das hieß gar nichts, schließlich konnte jeder fähige Ninja sein Chakra verbergen. Und die aufgestellten Härchen in seinem Nacken sprachen eine eindeutige Sprache. Er konnte die Gefahr förmlich greifen. Sein Gespür hatte ihn bislang selten enttäuscht. Also hatte er sich das heute nicht eingebildet...Der Uchiha mahnte sich zur Wachsamkeit und lief Richtung Naruto. Er konnte bereits das bekannte Chakra schwach spüren. Naruto war zwar ein fähiger Ninja, aber das würde er wohl nie ganz hinbekommen. Da Sasuke sich keine besondere Mühe gab, Laufgeräusche zu vermeiden, nahm Naruto ihn zeitig wahr.
 

"Komm näher." Der Angesprochene war verwirrt. Was wollte Naruto ihm denn hier mitten im Wald zeigen? War das auch wirklich Naruto oder jemand, der ihn täuschen wollte und Narutos Chakra perfekt imitieren konnte? Nein, das war doch Unsinn, wie sollte man das ganz individuelle Chakra kopieren können? Sasuke mahnte sich dazu, nicht der Paranoia zu verfallen. Er schritt nahe an seinen Teamkameraden heran.
 

"Was ist?"
 

"Irgendjemand ist hier. Ich hab mich bis vor Kurzem beobachtet gefühlt. Und seit du hier bist, ist das Gefühl wieder da. Spürst du es auch?", flüsterte Naruto. Der Uchiha nickte nur.
 

"Wieso bist du nicht zurückgekommen?"
 

"Ich dachte, ich könnte ihn aus der Reserve locken, aber er scheint geduldig zu sein."
 

"Naruto, das ist viel zu gefährlich alleine." Doch Naruto grinste nur und machte sich auf den Rückweg.
 

"Du vergisst wohl, dass ich nie alleine bin."
 

"Du solltest dich nicht blind auf Kyuubi verlassen."
 

"Den meine ich auch gar nicht. Ich benutze sein Chakra schon lange nicht mehr. Ich meine doch meine Schattendoppelgänger", sagte Naruto. Über Kyuubi sprach er nicht gern, denn er hatte schon einmal die Kontrolle über ihn verloren und Jiraiya hätte das fast mit seinem Leben gebüßt. Seitdem unterdrückte er den Fuchs verbissen und verließ sich nur noch auf seine eigenen Kräfte. Er war schließlich auch ohne den Neunschwänzigen ein sehr starker Shinobi. Sasuke war der betroffene Gesichtsausdruck Narutos nicht entgangen.
 

"Warum nicht?"
 

"Naja, ich hätte Ero-sennin mal fast umgebracht. Wenn ich die Kontrolle über Kyuubi verliere, dann übernimmt er mich, ich werde langsam von seinem Chakra umgeben. Das hast du doch schon mal miterlebt. Ich kriege immer mehr Schweife und irgendwann bin ich selbst der Fuchs", sprach Naruto und wurde zum Ende hin immer leiser.
 

"Naruto, du kannst nicht zum Fuchs werden. Du wirst immer der bleiben, der du bist. Der Dämon kann dich vielleicht für kurze Zeit überwältigen, aber ich glaube nicht, dass er Macht über dich hat. Deine Persönlichkeit ist zu stark für ihn." Naruto sah Sasuke, der konzentriert den Boden musterte, fassungslos an. Da war er wieder, der beste Freund, den er sich zurückwünschte.
 

"Meinst du...meinst du das ernst?"
 

"Sonst würde ich es nicht sagen, Dobe." Und zum ersten Mal ärgerte sich Naruto nicht über den etwas herabwürdigenden Spitznamen, den ihm Sasuke damals gegeben hatte, als er sich vor der gesamten Klasse bei Iruka beschwert hatte, weil er mit 'dem da' in ein Team eingeteilt worden war. Unglaublich, dass sich daraus eine Freundschaft entwickelt hatte.
 

"Du hältst mich wirklich für stark?" Naruto konnte es nicht glauben, deshalb musste er es einfach noch einmal hören. Er hatte immer um Sasukes Anerkennung gekämpft, darum, dass der Uchiha ihm sagte, dass er ihn als gleichberechtigt sah.
 

"Ich kann deinen jetzigen Stand nicht richtig einschätzen, aber du warst damals schon stark. Du warst so stark, dass ich deshalb wütend auf dich war. Du wurdest immer stärker und ich trat auf der Stelle." In der Tat war Naruto so stark geworden, dass sein Bruder die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatte. Er wusste damals schon, dass es dumm war und dass Naruto nicht darum gebeten hatte, aber er war eifersüchtig gewesen. Es hatte geschmerzt, als sein Bruder ihm gesagt hatte, dass er kein Interesse an ihm hätte und sich Naruto zugewandt hatte. Und es hatte noch mehr geschmerzt, als sein Bruder ihn so mühelos geschlagen hatte, als hätte er all die Jahre nicht wie ein Besessener trainiert, und ihm mit seinem verfluchten Mangekyou ein weiteres Mal den Grund für sein hartes Training vor Augen geführt hatte. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich eine Verbitterung in sein Herz geschlichen, die er selbst heute noch ab und zu spürte.
 

Naruto sah Sasukes verbissenen Gesichtsausdruck und bezog ihn fälschlicherweise auf sich. Er wollte nicht, dass sein Freund wieder wütend auf ihn wurde, jetzt wo er gerade so offen zu ihm war, deshalb musste er etwas unternehmen.
 

"Sasuke, wie kannst du das sagen? Du hast nie auf der Stelle gestanden. Und ich hab dich immer bewundert." So ehrlich und ernsthaft hatten sie sich noch nie unterhalten. Es war eine Entwicklung, die Naruto sehr gefiel. Endlich gab Sasuke ein paar seiner Gedanken preis. Aber die Grenze schien wohl erreicht, denn der Uchiha setzte wieder einen sorgfältig emotionslosen Ausdruck auf sein Gesicht.
 

"Ich bin niemand, den du bewundern musst. Du solltest dich nicht kleiner machen als du bist." Das kann ich nur zurückgeben. Aber Naruto behielt seinen Gedanken für sich. Er fragte sich, wann Sasuke sich diese Bescheidenheit zugelegt hatte, die schon an Selbstverachtung grenzte. Irgendwie wollte das nicht so recht zu dem stolzen Uchihaspross passen, der er für den Blondschopf immer noch war.
 

"Erzählst du mir irgendwann, was du bei Orochimaru alles erlebt hast?" Sasuke sah ihn für einen kurzen Moment prüfend an, dann wandte er sich wieder dem Boden zu.
 

"Nein. Da gibt es nichts erzählen. Er hat mich trainiert, ich hab ihn betrogen. Es war nur eine Mission." Aber Sasukes Augen, die für einen kurzen Moment ihren gefassten Ausdruck verloren hatten, straften ihn Lügen.
 

~*~
 

Sakura saß vor ihrem Zelt und machte sich Sorgen. Sasuke war schon fast eine halbe Stunde weg. Wenn die beiden nicht bald wiederkamen, würde sie Kakashi noch einmal darauf ansprechen. Ohnehin fand sie es unglaublich, dass ihr Sensei so gelassen neben ihr sitzen und dieses verdammte Buch lesen konnte. Er wirkte, als würde ihn das alles überhaupt nichts angehen. Sasuke war zwar stark und Naruto ja auch, aber wenn sie überrascht oder überwältigt wurden, konnten sie auch nichts machen. Ab und zu hörte sie zwar den Schrei des Falken aus der Ferne, aber das beruhigte sie auch nicht. Würde der Vogel sie zu Hilfe holen? Oder blieb er bei seinem Meister? Nein, sie würde hier jetzt nicht in Panik geraten. Sie musste stark bleiben. Was würde Sasuke von ihr halten, wenn sie wieder die weinerliche, kleine Kunoichi werden würde? Und sie würde sich auch selbst nicht mehr im Spiegel ansehen können. Sie hatte nicht umsonst das mörderische Training von Tsunade durchgehalten, nur um jetzt einen Rückfall zu erleiden. Sie würde keinem mehr zur Last fallen und sei es nur, dass sie jemand beruhigen musste, das hatte sie sich vor langer Zeit geschworen. Die Zeiten der Hilflosigkeit waren vorbei. Sie war ein wertvoller Teil des Teams geworden, ihre Teamkameraden konnten sich auf sie verlassen. Und sie konnte sich auch auf ihre Kameraden verlassen. Dieser Gedanke gab ihr die Kraft, sich wieder gänzlich zu beruhigen. Wie von ihm herbeigerufen, erschienen in diesem Moment die beiden Vermissten auf der kleinen Lichtung. Naruto kratzte sich verlegen am Kopf, während er lautstark sagte:
 

"Ähm, sorry, ich hab mich ein bisschen verlaufen." Doch als die beiden näher herangekommen waren, veränderte sich Narutos Gesichtsausdruck und er flüsterte ihnen seinen Verdacht zu. Sasuke hob inzwischen seinen rechten Arm und Naruto sah ihn merkwürdig an. Für ihn musste es witzig aussehen, wie der Uchiha dastand. Ernste Miene, aber den Arm erhoben und in den Himmel spähend. Er wollte gerade fragen, was das werden sollte, als plötzlich ein Federbüschel angeschossen kam und auf Sasukes Arm landete.
 

"AH! Was ist denn das?", rief Naruto erschrocken.
 

"Mein vertrauter Geist", antwortete Sasuke und wandte sich dann dem Falken zu. "Kibou, hast du etwas Verdächtiges gesehen?"
 

"Nein, Sasuke-sama. Aber die Bäume stehen ziemlich dicht."
 

"Danke. Du kannst wieder gehen. Hier im Wald ist es zu gefährlich für dich." Sasuke strich seinem Falken zum Abschied über das Gefieder und Kibou verschwand. Naruto starrte Sasuke mit offenem Mund an. Sama? Wie hatte er das denn hinbekommen? Seine eigenen vertrauten Geister tanzten ihm meistens auf der Nase herum, außer, wenn es darauf ankam. Und wie vertraut er mit dem Vogel umgegangen war. Als wäre er ein sehr wichtiger Freund.
 

"Du hast wohl ein sehr inniges Verhältnis mit deinen vertrauten Geistern, oder?"
 

"Sie heißen ja nicht umsonst vertraute Geister. Und sie sind loyal bis in den Tod. Sie haben mir schon ein paar mal aus der Klemme geholfen."
 

"Hat dir Orochimaru den Vertrag mit den Falken besorgt?" Sasuke sah in mit unergründlicher Miene an.
 

"Orochimaru beschwört Schlangen, das solltest du eigentlich wissen."
 

"Kannst du die auch beschwören?"
 

"Ich hab nie einen Vertrag mit ihnen geschlossen." Kakashis Augenbraue zuckte für einen kurzen Moment nach oben. Das war keine klare Antwort gewesen. Warum wich Sasuke aus? Aber darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Jetzt musste er erst einmal dafür sorgen, dass sie alle ein bisschen Ruhe bekamen.
 

"Naruto, du übernimmst die erste Wache. In zwei Stunden weckst du Sasuke. Die letzte Wache übernehme ich." Damit entließ Kakashi seine Schüler in ihre Zelte, beziehungsweise Naruto an das bereits geschürte Feuer. Wenn Sasuke die mittlere Wache hatte, bekam er nicht viel zusammenhängende Zeit zum Ausruhen. Kakashi kam sich schon ein bisschen mies vor, seinen Schützling so systematisch zu erschöpfen. Er musste sich immer wieder sagen, dass es nur dem Wohl dieses Sturkopfes diente. Dass Sasuke es einem aber auch immer so schwer machen musste.
 

Naruto saß gespannt am Feuer und rechnete jede Sekunde mit einem Angriff. Doch auch nachdem seine zwei Stunden um waren, hatte niemand das kleine Lager attackiert. Er stand auf, um Sasuke zu wecken. Er betrat das Zelt und sah nur noch, wie der Uchiha sich erhob. Hatte der überhaupt geschlafen? Es wirkte, als ob er hier nur auf seine Wache gewartet hätte.
 

"Hast du gar nicht geschlafen?", fragte Naruto verwundert.
 

"Ich brauch nicht so viel Schlaf", meinte Sasuke abweisend und fand diese Lüge ziemlich bitter. Sein ganzer Körper schrie nach Schlaf und das war Kakashis Schuld. Hoffentlich kamen sie bald in Suna an.
 

"Na, wenn du meinst", sagte Naruto zögerlich und verschwand in seinem Zelt. Hatte Sasuke in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut? Er sah ziemlich erschöpft aus. Vielleicht überschätzte er ja seine Fähigkeit, auf Schlaf verzichten zu können.
 

Sasuke setzte sich im Schneidersitz an das Feuer und war dankbar, dass er diese Meditation perfektioniert hatte. Theoretisch könnte er die ganze Nacht Wache halten, für ihn würde das nichts ändern. Er konnte auch im Ruhezustand sofort auf Angriffe reagieren, sogar noch viel besser, da im meditativen Zustand seine Sinne geschärft waren. Aber er würde Kakashi trotzdem zu seiner Wache wecken. Wieso sollte der schlafen, wenn er seinen Schülern permanent die nötige Ruhe verwehrte? Langsam frustrierte es Sasuke, dass er nicht dahinter kam, warum sein Sensei das alles tat. Und dann höchstwahrscheinlich noch in Absprache mit Tsunade, denn die musste die Mission schließlich aussuchen und der Vorgehensweise zustimmen. Wieso sollte sie ein so leichtsinniges Verhalten dulden? Da musste einfach etwas dahinter stecken. Doch noch war Sasuke nicht im Ansatz auf die Idee gekommen, dass der ganze Aufwand wegen ihm selbst betrieben wurde.
 

Als Kakashi aus dem Zelt kam, öffnete Sasuke die Augen und sah ihn an. Natürlich musste er ihn nicht wecken. Hatte der Jounin überhaupt geschlafen? Ihm konnte es egal sein. Irgendwann brauchte auch er eine Pause und dann kämen sie alle zu ihrer wohlverdienten Ruhe. Das würde spätestens in Suna passieren. Da konnten sie ungefährdet schlafen. Hoffentlich in Einzelzimmern...
 

"Diese Meditationstechnik ist sehr effektiv, oder?", sprach Kakashi seinen schweigsamen Schüler an. Dieser nickte nur und wartete darauf, dass Kakashi sich neben ihn setzte. Er musste ihn noch etwas fragen.
 

"Was tun wir wegen der Verfolger? Sie sind noch da", flüsterte Sasuke.
 

"Vorerst unternehmen wir nichts. Ich frage mich nur, warum sie nicht schon längst angegriffen haben. Sie verfolgen uns nun schon sehr lange." Also war es Kakashi auch aufgefallen. Sasuke hatte etwa eine Stunde, nachdem sie Konoha hinter sich gelassen hatten, ein seltsames Gefühl gehabt. Als er dann Naruto gesucht hatte, war es zu intensiv geworden, um es als Paranoia abtun zu können. Sasuke war immerhin das erste Mal seit seiner Flucht von Orochimaru wieder außerhalb von Konoha-Gakure. Er rechnete an jeder Ecke mit Sound-Ninjas, die ihren Meister rächen wollten.
 

"Vielleicht sammeln sie erst Informationen."
 

"Wozu?"
 

"In unserer Gruppe ist immerhin ein Jinchuuriki. Vielleicht suchen sie nach Schwächen, um dann unsere Gruppe optimal überwältigen zu können. Vielleicht wollen sie uns auch erst zermürben, indem sie uns in Daueralarmbereitschaft versetzen. Es sind sicher gute Ninja, keine Trottel, die sich aus Versehen verraten haben. Glücklicherweise haben wir bis jetzt nur eine Technik zeigen müssen und die hätte ich im Kampf ohnehin nicht eingesetzt." Kakashi sah seinen Schüler an und fragte sich erneut, wie Orochimaru sein Training gestaltet hatte. Sasuke ging wesentlich analytischer vor als früher und dabei war er schon immer der Besonnenste aus Team 7 gewesen. Es sei denn, man schaffte es, ihn zu reizen, dann ließ er dummerweise alle Vorsicht fahren.
 

Das Objekt seiner Gedanken erhob sich und begab sich in sein Zelt. Kakashi lächelte belustigt. Wollte er ihm etwa vorgaukeln, dass er die letzten beiden Stunden schlafen würde?
 

Sie brauchten noch einen anderthalben Tag bis nach Sunagakure.

Und an der Situation hatte sich nicht viel geändert. Immer noch wurden sie verfolgt, doch ihre Beobachter taten nichts. Erst als sie von Temari an den Toren Sunas begrüßt wurden, ließ das Gefühl der ständigen Beobachtung bei allen nach.
 

"Willkommen, Team 7. Schön, dich wiederzusehen, Naruto. Gaara wird sich sehr freuen, dich zu sehen", begrüßte Temari, die inzwischen zum Jounin aufgestiegen war, die vier Konoha-Nins.
 

"Mmmmh, wir werden nur leider nicht viel Zeit haben zu plauschen. Wir werden nämlich sofort wieder aufbrechen, nachdem wir dem Kazekage die Nachricht überbracht haben." Zwei Ninjas sahen Kakashi besonders geschockt an. Der eine, weil er gehofft hatte, ein bisschen Zeit mit seinem rothaarigen Freund verbringen zu können und der andere, weil der Leichtsinn nun endgültig seinen Gipfel erreicht hatte. Das konnte Kakashi nicht tun! Die Verfolger hatten sich sicher nicht verzogen, sondern nur auf die Lauer gelegt. Und sie würden in ihrem müden Zustand eine leichte Beute sein...
 

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Kibou heißt übrigens Hoffnung, falls mich das Wörterbuch nicht im Stich gelassen hat. Sasukes Falke hat ja im Manga noch keinen Namen. Ich finde den Namen passend, weil ein Falke oft als Vogel der Krieger dargestellt wird und in vielen Völkern mit der Sonne in Verbindung gebracht wird. Licht = Hoffnung ^^ Außerdem, wer würde nicht gern die Fähigkeit haben, erhaben hoch über allem zu schweben? Ein toller Ausdruck von Freiheit. Und irgendwie ist Freiheit ja auch mit Hoffnung verbunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yukari21
2012-05-21T18:48:06+00:00 21.05.2012 20:48
Na jetzt bin ich aber sehr gespannt, ob und wann Sasuke den von Kakashi erhofften Erschöpfungszustand erreicht hat und einschläft. Und natürlich auch wer es mitbekommt, falls er imSchlaf sprechen sollte. Nur sein Sensai oder nur Sakura oder Naruto oder doch alle drei??? Du schaffst es wirklich hervorragend den Spannungslevel aufrecht zu erhalten. Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel. vg Yukari21
Von:  fahnm
2012-05-17T22:04:00+00:00 18.05.2012 00:04
Super Kapi^^
Von:  Puppenprinzessin
2012-05-17T11:42:21+00:00 17.05.2012 13:42
Hach~
Ich freue mich immer wie irre, wenn du ein neues Kapitel hochlaedst; es ist schoen zu lesen, wie die Geschichte langsam voranschreitet. Es geht nicht zu schnell & mal kann super verfolgen wieso bestimmte Dinge passieren.
(Schade, dass sie nur kurz in Suna bleiben - ich bin so ein Gaara-Fan. Aber vll kommt er ja nochmal vor :D)
Bin ganz gespannt wann Kakashi Sasuke endlich beim 'schlafen' erwischt - & wie es mit ihm & Naru weitergehn.
Liebe Gruesse;
<3


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