Juno
Juno
Die Verwüstung war enorm. Da es noch kaum Tag gewesen war,
hatten die Monster fast keine Gegenwehr erfahren als sie in die
Stadt gestürmt waren. Sogar als die Sages und Scolars die steinernen
Brücken, welche die einzelnen Teile der schwebenden Stadt
verbanden, zerstörten, hatte es nicht aufgehört. Wie aus dem
Nichts waren immer mehr Gegner erschienen und den meisten
Menschen war nur die Flucht geblieben.
Ruîn und ihre Gilde erschienen nahe des großen Hauptplatzes der
größten Insel und waren sofort mitten im Gefecht. Es waren nicht
hunderte, nein, es schien ihnen als wären hier tausende Monster
unterwegs. Fast alle Gebäude und Denkmäler hier waren bereits
zerstört, und man musste sehr gut aufpassen nicht auch noch über
die Trümmer zu stolpern. Sie hielten sich dicht zusammen am Fuße
einer umgestürzten Statue um erstmals die Lage zu überschauen.
Zahlreiche Kämpfe waren um sie herum schon im Gange, und so
strebten sie auseinander um sich den anderen Gruppen anzuschließen.
Südlich des Platzes an dem noch vor einigen Stunden eine
Kafra ihren Dienst getan hatte, waren die meisten Kämpfer
versammelt, eine zweite Front hatte sich im Norden nahe des
Sage Castles verschanzt um den Zugang zur Valkyre zu schützen.
Es hatte nicht lange gedauert bis man bemerkt hatte, das dieser
Übergang das Ziel des Angriffs war.
Überall erschienen Monster aus dem Nichts, und es waren
beinahe nur die Stärksten die umherzogen.
Das erste was Ruîn zu Gesicht bekam waren eine Mistress
of Shelter, ein Thanatos Odium und ein Skeggiold. Sie hatte
zwar schon bei vielen WoEs und Trainingspartys mitgemacht,
doch hier war nun alles anders. Von überallher hörte man
Befehle und Warnungen, überall gingen Kämpfer zu Boden,
schrieen Verwundete und kreischten Monster.
Sie kämpften, Stunde um Stunde, doch der Monsterstrom
hörte nicht auf. Kaum einer wagte daran zu denken was sich
wohl zeitgleich in Prontera abspielte.
Über der Stadt zogen sich die Wolken zusammen, hunderte
Storm Gusts tobten über die fliegenden Inseln. Ruîn hielt
sich in der Nähe ihrer Freunde als plötzlich neben ihnen
ein riesiges Monster, überseht mit zahlreichen Augen und
schwarzen Schwingen durch eines der Gebäude stürmte.
„Das ist Satan Morroc!“
Isan riss Ruîn zurück und einige Peco Reiter preschten nach
vorne. Sie sah Thuris einem Scolar ein Zeichen geben und
dann kam sofort ein Asura. Jeran ließ ein Bragi hinter ihnen
erklingen während Duir geschickt ein Paar Fallen für den
Mob des großen Monsters ausgelegt hatte.
Dann zitterte die Erde.
Heftig wurden beinahe alle auf den Boden geschleudert.
Satan Morrocs Erathquake Attacke.
Ein paar High Priester versuchten mit Sanctaury den
Verwundeten zu helfen während das Monster zu einem
Area Stun ausholte.
„Verdammt noch mal! Der sollte weit unter Morroc
versiegelt sein!“
Ein High Wizzard ging zwischen ihnen in Deckung bevor
er wieder einen Storm Gust über den Mob zog.
„Wie die Stadt jetzt aussieht will ich gar nicht wissen.“
„Ihr wisst schon das der Letzte der Satan Morroc besiegt hat,
jetzt als wahnsinniger Geist Menschen in einem Turm tötet?“
Isan schaufelte allerhand Trümmer und Gestein in ihr Cart,
um ihren Cart Revolution Angriff zu verstärken.
„Wir sind aber nicht alleine.“
Neben ihr sprang Thuris nach vorne für ein neues Asura
während der Satan wieder seine beiden riesigen Armen
auf den Boden niederschlug und das Beben wieder die Hälfte
aller Kämpfer niederriss. Schnell sprang Ruîn wieder zurück
auf die Beine, allerdings wurde es nicht besser. Irgendwas zog
an ihrer Kraft, sie konnte es fühlen. Ein Blick zu Isan zeigte ihr
das ihre Freundin es auch bemerkt hatte.
Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Es sind die Knochen!“
Isan und Ruîn fuhren herum. Ein High Priester deutete auf den
Platz hinter ihnen.
Überall ragten kleine weiße Knochen aus dem Boden.
Während sie die anderen weiterhin um den Satan und seinen
Mob kümmerten erklomm Ruîn mit dem High Priester die
umgestürzte Ruine eines Gebäudes und dann sahen sie es.
Ganz im Norden des ehemaligen Hauptplatzes stand es,
inmitten eines Kreises aus kryptischen Schriftzeichen.
„Komm zurück, sofort!“
Der Priester ergriff sie am Arm und sie liefen zurück zu den
anderen. Mehrere Lord Knights beschäftigten gerade den
Satan Morroc während sich ein paar weitere Kämpfer mit
den Monstern aus dem Mob beschäftigten.
„Dort hinten ist ein Entweihen! Er castet irgendwas.“
„Verdammt!“
Einige der Kämpfer riskierten einen kurzen Blick.
„Wir können hier nicht weg!“
Mit nur einem Schlag bebte wieder die Erde. Satan Morroc
und sein Gefolge gehörten zu den Stärksten Monstern die ihnen
je untergekommen waren. Und mit einem Mal zitterte die
gesamte Insel und der Boden unter ihnen hob sich.
Schnell sprang Ruîn auf die Reste des Gebäudes. Ein tiefer
Riss zog sich über den Platz, nicht mehr lange und die Insel
würde auseinander brechen und der Entweihen wäre außerhalb
ihrer Reichweite. Sie blickte hinüber zu ihren Freunden die
noch immer den Satan Morroc in Schach hielten und ihr Blick
traf Jerans.
Als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah schüttelte er den
Kopf doch es war zu spät.
Mit einem schnellen Satz sprang sie hinunter über den immer
breiter werdenden Spalt als sich plötzlich die Insel in zwei
Teile trennte. Aus der Ferne hörte sie Jeran schreien und als
sie aufblickte konnte sie das Monster direkt vor sich sehen,
keine 15 Meter weit entfernt.
Ein Entweihen Crothen.
Es sah aus wie ein Skelett das durch zahlreiche pulsierende
Ranken an einen hölzernen Pfahl gehalten wurde. Und der
Priester hatte Recht gehabt. Es castete irgendwas. Etwas
weiter im Westen hatte sich ein Kreis gebildet und ein schwarzes
Licht strömte daraus hervor. Der Blick des Monsters war
ganz auf diesen Kreis fixiert, was vermutlich der einzige Grund
war warum Ruîn jetzt noch am Leben war.
Schnell stand sie auf und rannte nach links, weg vom Entweihen
weiter zu dem schwarzen Kreis.
Als sie eine ihrer Giftflaschen zückte gab der felsige Untergrund
nach und der Boden wurde ihr beinahe unter den Füßen weggerissen.
Sie sprang nach vorne während hinter ihr zahlreiche Felsen
von der Insel abbrachen und nach unten fielen. Ruîn atmete
tief durch. Beinahe hatte sie vergessen das Juno meilenweit
über der Erde schwebte.
Einige dumpfe Geräusche erklangen hinter ihr und dann preschten
mehrere Peco Reiter auf das Entweihen zu. Erneut sprang sie auf
die Beine und suchte nach ihrer Giftflasche die ihr beim Sprung
aus der Hand gefallen war. Nur wenige Meter vor dem nun
fertigen Kreis lag sie am Boden.
Als sie den ersten Schritt nach vorne wagte sah sie den Kopf.
Langsam stieg er aus dem Portal nach oben.
Ein weißer Schädel gekrönt von einer toten Ranke, blaue und
rote Flammen unter sich herziehend. Mit ein paar schnellen
Schritten rannte sie auf das Monster zu und ergriff mitten im
Schritt die Flasche mit dem Assassinen Gift. Sie zog den
Korken heraus und schüttelte alles noch während des Laufens
über ihre Schwerter. Sie erhob ihre Waffen in demselben
Moment in dem auch der Naght Sieger seine beiden Schwerter
auf sie niederhieb.
Die Wucht schlug Ruîn mehrere Meter zurück. Sofort folgte
ihr das Monster. Sie schwang sich zurück auf die Beine und
griff ihn mit seitlichen Hieben an. Er durfte sie nicht noch einmal
so direkt treffen. Sie konnte hinter sich die Schreie ihrer
Mitkämpfer beim Entweihen hören, Hilfe konnte sie also nicht
erwarten. Mehrmals trafen ihre Schwerter aufeinander.
Ruîn wusste sie würde nicht lange standhalten können.
Weiter oben auf der Klippe der abgebrochenen Insel liefen
Jeran und Isan nach Osten um eine Passage auf den anderen
Teil der Insel zu suchen während Duir schnell neue Pfeile
zusammensuchte. Die anderen hatten es zwar geschafft Satan
Morroc zu schwächen, doch dieser war nun noch stärker
und wilder als vorher. Ohne Unterlass castete er seinen Area
Stun und den Eartquake. Im Todeskampf riss er die ganze
Reihe der Gebäude auf dem Hauptplatz bis hin zu den alten
Buchläden mit in seinen Tod.
Und dann hörte Duir einen Schrei der ihm das Entsetzen ins
Gesicht trieb. Danu.
Mehrere Überlebende standen zwischen den Trümmern und
halfen anderen sich zu befreien während vom Osten her schon
wieder mehrere Monster auf sie zukamen. Nur weil der
Satan Morroc besiegt war, hieß es nicht das sie aufatmen
konnten.
Während sich Thuris mit dem Scolar hinter ein Paar Lord
Knights zurückzog lief Duir an der langen Klippe entlang
aber er konnte Danu nicht finden.
Immer und immer wieder hieb der Naght Sieger auf Ruîn ein.
Sie hatte keine Ahnung wie lange sie noch durchhalten konnte,
hoffentlich hatten die anderen wenigstens den Satan Morroc
besiegt! Erschöpft fiel sie auf die Knie während das Monster
zum nächsten Schlag ausholte.
Doch als die Schwerter auf sie prallten blieb der Schmerz weg.
Stattdessen hörte sie Jemanden hinter sich. Sie warf einen
schnellen Blick über die Schulter während sie ihre Waffen gegen
den Naght Sieger erhob und erkannte einen High Priester und
einen Paladin.
„Pass auf!!“
Hinter ihr stand Helios und hielt sie im Sacrifice. Eine starke
Fähigkeit der Paladine die den Schmerz eines anderen auf sie
selber übertrug. Mehrere Kämpfer aus Helios Gilde waren
auf dem Weg zum Entweihen, sie mussten verhindern das es nicht
noch mehr solche Monster herbeirief.
So schnell sie konnte stieß sie mit ihren Schwertern zu aber der
Naght Sieger war stärker.
Immer wieder blockte er sie ab und traf sie. Doch solange sie
keinen Schmerz fühlte hatte sie die Oberhand. Sie musste ihn
verletzen, töten, irgendwas, solange Helios noch durchhielt.
Langsam wurde das Monster wütend, es sprang zurück und
begann zu casten.
Meteor Storm, Storm Gust, Stun Attack und Soul Destroyer,
ein Skill jagte den nächsten, bis Ruîn sich nicht mehr auf den
Beinen halten konnte und ein paar Meter nach hinten geschleudert
wurde. Ihre Verbindung zu Helios brach ab und neben ihr stürzten
mehrere Gebäude ein. Schnell schob sie einige Mauerreste von
sich. Sie war unverletzt. Allerdings konnte sie das Monster nicht
mehr sehen. Er musste hinter dem ganzen Geröll sein. Sie erklomm
die Gebäudereste und hörte irgendwo in der ferne Isan schreien.
Und dann hörte sie die Kinder.
In einem der Gebäude waren noch Kinder versteckt gewesen!
Vor ihr fegte der Naght Sieger einen Geröllhaufen zur Seite und
erhob seine Schwerter gegen drei kleine Mädchen. Ruîn schleuderte
eines ihrer Messer gegen den Kopf des Monsters während sie
zwischen die Kleinen und seine Schwerter sprang. Sie stieß die
Kleinen nach hinten „Lauft! Lauft!!“
Der Schmerz war unbeschreiblich. Das rote Schwert, das aus ihrer
Brust ragte war kalt wie Eis. Sie fühlte wie ihr der Boden unter den
Füßen entglitt, während der Naght Sieger sein Schwert in die Luft
hob und siegessicher brüllte. Ruîn sah den dunklen Himmel über
sich während ihre Hände die Kraft verließen und sie das rot
glühende Schwert losließ und dann war da nichts mehr.
„NEEIINN! NEIN, NEIN!!“
Heftig zog Isan an Jerans Arm um ihn zurückzuhalten. Es war vorbei,
sie konnten nichts mehr tun! Sie standen an der oberen Klippe und
sahen dabei zu wie das große Monster sein Schwert mit dem
durchbohrten Körper ihrer Freundin durch die Luft schwang und
Ruîn über den Abgrund in die Tiefe schleuderte, während hinter
ihm die Sonne am Horizont versank und die Welt ins Dunkel tauchte.
Langsam schob Danu einige Mauersteine von sich. Sie hatte
keine Ahnung wie lange sie Ohnmächtig hier gelegen hatte.
Um sie herum war es dunkel und still, lediglich der Wind pfiff
zwischen den Ruinen hindurch. Sie blickte sich um.
Überall lagen Menschen am Boden, teils verschüttet, teils sah
man nur Kleidungsfetzen unter Steinen herausragen. Tränen
schossen ihr in die Augen, dann sah sie die Monster.
Keine 20 Meter von ihr entfernt blickten sie die durchdringenden
Augen einer Horde Thanatos Begleiter an. Zitternd stand sie
auf und strich sich ihre rosa Priesterrobe glatt.
„Kommt nur her…“
Mit schnellen Schritten strömten die Monster auf sie zu.
Ein Griff in ihre Tasche zeigte ihr das sie noch genug Gemstones
hatte. Sie dachte an die vielen toten Menschen um sie herum,
sie dachte an ihre Familie, die glücklicherweise in Hugel noch
in Sicherheit war, sie dachte an ihren Mann Duir den sie vorhin
noch gesehen hatte und nun nicht wusste ob er überhaupt noch
am Leben war, und sie dachte an die Kinder, die vielen Kinder
die heute ihre Eltern verloren hatten.
Danu wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Für all diese
Kinder würde sie nun alles geben!
Für Isans Sohn Faihu, seine kleine Schwester Runa, und für
Ruîns Ungeborenes.
Als das erste Monster sie beinahe erreicht hatte riss sie die
Arme nach oben.
„REDEMPTIO!!“
Und mit einem Mal fuhr ein Blitz nach unten, durch sie hindurch.
Durch die Wucht wurde das Monster nach hinten geschleudert
während um sie herum alle gefallenen Kämpfer in die Luft gehoben
wurden.
Danu lächelte während sie zu Boden fiel.
Sie hatte es geschafft.
Durch ihren Tod würden einige der anderen Kämpfer wieder
Auferstehen! Es war das größte Opfer, das eine High Priesterin
zu geben in der Lage war.