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Return from Past to look in Future

Sasu/Saku
von

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Unterm Sternenhimmel wie damals

Unterm Sternenhimmel wie damals
 

Ihre türkisgrünen Augen verfolgten den Sand, der unter ihren Füßen aufstob, als sie die Straße entlang lief. In Konoha war der Sommer in vollem Gange und besonders an diesem Tag war es drückend heiß. Der Boden war so trocken, sodass jeder, der ihn passierte, reichlich Dreck und Staub abbekam.

Sakura Haruno schüttelte kurz ihre rosanen, schulterlangen Haare aus und sah zum Himmel. Die Luft war zum Zerreißen gespannt.

"Sakura!"

Das Mädchen drehte sich um. Ino, ihre beste Freundin kam auf sie zugetrabt und hielt einen Meter vor ihr.

"Du sollst sofort zu Tsunade kommen! Sie hat eine Mission für euch!"

Sakura nickte nur und sprang auf die Dächer ihres Heimatdorfes. Das war kein ungewöhnliches Bild. Viele der Ninjas benutzten diese Abkürzung.

So, kümmerte es niemand, als die Sechzehnjährige in einer rasanten Geschwindigkeit von Dach zu Dach hüpfte, um so schnell wie möglich zum Hokageturm zu gelangen. Als sie das Büro des Dorfoberhauptes betrat, waren die Mitglieder ihres Teams auch schon da.

"Hi, Sakura-chan!"

Naruto grinste Sakura breit an, während Sai sie genauso emotionslos wie immer und mit einem Nicken begrüßte. Kakashi, der schon seit Beginn des Team 7, ihr Lehrer war, stand direkt vor Tsnuades Tisch und erwartete ihre Erklärung, warum sie nun alle hier erscheinen mussten.

Sakura wunderte sich, das ihr Sensei schon da war. Eigentlich war er dafür bekannt, immer zu spät zu kommen. Die Mission schien also von großer Wichtigkeit zu sein.

"So, da ihr nun alle hier seid, kann ich euch ja jetzt über eure Mission aufklären. Ihr werdet Koichi zurück in sein Dorf begleiten."

Koichi war der Sohn eines Feudalherren und diese Woche auf Besuch in Konoha gewesen, um einige interne Verträge mit Tsunade auszuhandeln.

Sakura seufzte still. Koichi war zwar nett, aber unheimlich nervig. Ja, sogar noch nerviger, als Naruto. Die ganze Zeit hatte er darum gebettelt, das Sakura mit ihm ausging. Natürlich hatte sie dem entsagt und darauf hin, war er fast die ganze Zeit, in der er nicht bei Tsunade gewesen war, hinter ihr her gerannt. Selbst bei ihrem täglichen Training war er immer wieder aufgekreuzt, um, wie er es nannte, etwas von den Konoha-Nins zu lernen. Aber merkwürdigerweise, hatte er dabei immer nur Sakura beobachtet. Niemand hatte das sonderlich gewundert.

Sakura war zu einer wunderschönen und äußerst starken jungen Frau herangewachsen, und fast jeder Mann, egal wie alt, schaute ihr schmachtend hinter her, wenn sie durch die Straßen lief. Ein Wunder, das bisher niemand in Ohnmacht gefallen war. Dateeinladungen hatte sie bisher immer ausgeschlagen. Jeder wusste warum. Aber niemand außer Naruto, verstand es.

"Na endlich geht der wieder!", sprach Naruto laut aus. "Der war ja sowas von anstrengend!"

"Das musst du gerade sagen, Naruto!", erwiderte Tsunade gereizt. "Wie auch immer! Ich möchte das er unversehrt Zuhause ankommt! Verstanden?"

Team 7 nickte bedächtig und verließ dann das Büro der Hokage. "Wir treffen uns bei Sonnenaufgang am Tor", sagte Kakashi und schlug sein Isha-Isha-Paradies auf. "Bis morgen, Leute."

Naruto, Sai und Sakura nickten nur. Dann trennten sich ihre Wege. Naruto und Sai schlugen den Weg zu Narutos Lieblings-Ramenstand ein. Sakura machte sich auf den Weg in ihre Wohung.

Dort angekommen duschte sie sich erstmal. Schließlich hatte sie den ganzen Tag mit ihrem Team trainiert und war immer noch voller Dreck und Schweiß.

Nur mit einem Handtuch bekleidet und nassem Haar lief sie durch ihre Wohnung, in ihr Schlafzimmer und zog sich Unterwäsche, schwarze Pants und ein weißes Top an.

Gerade als sie in die Küche gehen wollte, um sich einen Tee zu kochen, blieb sie unvermittelt in der Tür stehen und schaute zu dem Foto, das seinen Platz schon seit einer halben Ewigkeit, so kam es Sakura vor, auf der weißen Kommode hatte.

Wie sonst auch, stand es dort, neben Sakuras Ninjaausrüstung und ihrem neuen Katana, das sie zum Abschluss ihrer Medic-Nin-Ausbildung von Tsunade bekommen hatte. Das Mädchen sah kurz zu Boden, ehe sie noch einen traurigen Blick auf die drei Genin und ihren Sensei warf und dann ihren Weg weiter ging.

Sie machte sich einen Tee zurecht, hockte sich damit auf die Couch und blätterte durch die Akten ihrer Patienten, die sie noch bearbeiten musste. Nach zwei Stunden hatte sie das zum Glück auch erledigt und konnte beruhigt schlafen gehen.
 

Irgendein Geräusch von draußen, riss die junge Frau aus ihren Träumen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Erst Vier.

Sie hatte noch reichlich Zeit, bis Team 7 sich am Tor von Konoha treffen würde. Aber die Zeit konnte sie eigentlich gut nutzen, um vorher noch ein wenig zu trainieren. Also zog sich die junge Konoichi schnell an, packte alle ihre Sachen, die sie für die kurze Reise brauchen würde, in ihren Rucksack und verließ ihre Wohnung.

Wie es ihre Gewohnheit war, schaute sie aber noch einmal auf ihr altes Teambild.

Seitdem sie ihm in Orochimarus Versteck wieder begegnet waren, und sie gesehen hatte, wie unendlich kalt seine Augen und seine Stimme geworden war, zog sich ihr Herz jedes Mal zusammen, wenn sie an ihn dachte.

Nein, Sakura! Reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich streng. Naruto wird ihn zurück holen! Ganz bestimmt!

Doch heute konnte sie sich nicht überzeugen. Die Worte klangen einfach nur hohl in ihrem Kopf. Sie wusste nicht, warum sie sie auf einmal als so leer empfand. Als steckte nichts mehr dahinter. Wenn Naruto das sagte, klang es anders.

So voller Hoffnung und unbändigem Willen.

Und wenn sie es sagte oder auch nur dachte, klang es einfach leer...

Sakura kaute auf ihrer Unterlippe, während sie zum Trainingsplatz lief und ihren Rucksack einmal schulterte.

Seit diesem Tag, wo sie ihn wieder gesehen hatte, war irgendetwas anders. Zumindest bei ihr.

Sie fühlte diese schwarze Leere immer weiter in ihr Herz eindringen. Sie verschlang es, wie ein gieriges Tier, dessen Hunger nicht gestillt wurde. Und es war kalt. Eiskalt.

Sakura blieb stehen und sah zum Himmel, der noch in blaue Dunkelheit getaucht war. An seinem Firmament funkelten Millionen kleine Lichter, die diesen frühen Morgen eigentlich schön einläuteten.

Doch als die Konoichi ihre Augen wieder hinabwandern ließ, erschrak sie. Sie war gar nicht zum Trainingsplatz gelaufen. Sondern hier her!

Zu der steinernen Bank, auf der er sie vor drei Jahren niedergelegt hatte und gegangen war. Fort von ihr. Von Naruto. Von Konoha.

Sakura. Danke für alles.

Sie zuckte zusammen. Seine Stimme. So...ja noch so wie früher. Distanziert, aber nicht unendlich kalt. Nicht so wie jetzt.

Sie schlang die Arme um sich, als ein kühler Windstoß über ihren Körper streichelte.

Genau jetzt, in diesem Moment fühlte sie sich wieder so hilflos und verlassen, wie vor drei Jahren. Sie fühlte sich, wie die kleine Sakura, die sie einst gewesen war. Und die sie seit seinem Verschwinden, nie mehr hatte sein wollen.

Drei lange Jahre...

Nie wieder hatte sie schwach sein wollen. Kein Klotz mehr am Bein, den man immer beschützen musste.

Nein, nie wieder!

Sakura biss die Zähne zusammen und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, die sich unbemerkt an die Oberfläche gepirscht hatten.

Nie wieder wollte sie schwach sein! Nicht einen einzigen Moment! Sakura drehte auf dem Absatz um und rannte rüber zu ihrem eigentlichen Zielort, um wie geplant zu trainieren.

Sie ließ ihrem Kummer und Schmerz und ihrer Wut freien Lauf, sodass einige Bewohner Konohas etwas früher aus dem Bett geholt wurden, als sie eigentlich gewollt hatten.
 

Um kurz vor sechs traf sich Team 7 mit Koichi am Tor von Konoha. Doch anstatt Kakashis Anweisungen zu lauschen, hatte der junge Mann nur Augen für Sakura, die lässig wie eh und je neben Naruto stand. Dem, gingen Koichis Blicke langsam wirklich auf die Nerven. Aber heute riss er sich zusammen. Ohne das sie es mitbekam, warf Naruto einen scheelen Blick auf Sakura.

Er hatte ihr Training mitbekommen.

Die Erschütterungen hatten ihn regelrecht aus seinem Bett geworfen. Als er dann zum Trainingsplatz gegangen war und seine beste Freundin gesehen hatte, war es ihm schwer ums Herz geworden.

Schon lange Zeit trainierte Sakura sehr hart. Manchmal so hart, das sie schon ein paar Mal kurz vor dem Zusammenbruch gewesen war.

Heute war es zwar nicht so schlimm, doch das lag wohl nur daran, das sie noch auf eine Mission mussten, und Sakura ihr Chakra brauchte, falls sie angegriffen würden. Aber eines bereitete Naruto nach wie vor Sorgen. Sakuras Miene beim Training. So verbittert und wütend, hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen.

"Ist irgendetwas?", fragte das Mädchen plötzlich, schaute ihren Teamkollegen aber nicht an.

"Nein", log Naruto nur und sah wieder zu Kakashi.
 

Team 7 machte sich auf den Weg. Bis zu Koichis Dorf dauerte es eine Tagesreise, sodass dem Sohn des Feudalherren, viel Zeit blieb, Sakura anzuschmachten.

"Komm schon, Sakura! Geh bitte mit mir aus. Ich kann dir unser Dorf zeigen", bettelte Koichi."

Sakura wollte gerade erwidern, das sie dazu absolut keine Lust hatte, als Kakashi sich einmischte.

"Tut mir Leid, Koichi. Aber ich glaube dafür hat Sakura keine Zeit. Wir reisen schon im Morgengrauen wieder ab. Und bis dahin werden wir uns alle ausruhen müssen."

Die Konoichi warf ihrem Sensei einen dankenden Blick zu. Koichi schnaubte nur.

Der Rest der Reise verlief ohne Worte. Auch die Pausen fielen schweigend aus. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Kakashi las in seinem Isha-Isha-Paradies. Naruto aß etwas. Koichi zog Sakura mit seinen Blicken schier aus. Und die rosahaarige Medic-Nin saß unter einem Baum und hielt die Augen geschlossen. Sie dachte nach. Über viel zu viele Dinge. Aber sie wusste einfach nicht wohin damit.

Als sie weiter gingen und am frühen Abend das Dorf erreichten, betraten sie schon nach kurzer Zeit das Haus des Feudalherren. Während Kakashi noch etwas mit ihm und Koichi besprach, liefen Naruto, Sai und Sakura zu dem Hotel, in dem sie die Nacht verbringen würden. Sai und Naruto bekamen ein Doppelbettzimmer. Sakura dagegen ein einzelnes. Sie machten sich kurz zurecht, um sich daraufhin wieder im Flur zu treffen.

"Was haltet ihr davon, wenn ich euch eine Nudelsuppe spendiere!", schlug Naruto breit grinsend vor."

"Seit wann hast du denn Geld?", fragte Sai, genauso monoton und desinteressiert wie immer."

"Hey, in der letzten Zeit hatte ich einige Missionen und habe mir was dazu verdient!", empörte sich der Chaosninja."

"Ja, aber es wundert mich trotzdem das du sogar so viel hast, um uns einen auszugeben!"

"Sai, hör jetzt auf damit! Ich hatte halt in letzter Zeit auch nicht viel Gelegenheit um Ramen essen zu gehen!"

Naruto wandte sich zu Sakura um, die mit gerunzelter Stirn hinter den beiden ging. Er sah sie in letzter Zeit viel zu oft, so nachdenklich und abwesend. Als heckte sie etwas aus.

"Hey Sakura!", sagte er dann aber und setzte seine ungetrübte Miene auf. Er wollte Sakura eine Stütze sein und nicht so jemand, der sie ständig nervte. Jedenfalls nicht mehr so doll wie früher. Sie sah zu ihm auf und lächelte ihn kurz an. Das Lächeln, das er schon viel zu lange an ihr vermisste.

"Ich komme gerne mit, wenn du bezahlst!", grinste sie.

Naruto, Sakura und Sai schlürften gerade ihre Portion Ramen, als Kakashi zu ihnen stieß. Ihr Sensei seufzte.

"Ist alles in Ordnung, Kakashi-Sensei?", fragte Sakura höflich." "Ja...", sagte er nur. Doch Sakura sah, wie ihr Lehrer unter seiner Maske die Miene verzog.

"Dieser Mann ist noch viel anstrengender als sein Sohn..." "Inwiefern?", fragte Sai."

"Nicht so wichtig...", winkte Kakashi ab."

"Kommen Sie schon Sensei! Was ist los?", ließ Naruto nicht locker." "Koichis Vater war nicht ganz zufrieden mit den Verträgen, die sein Sohn mit Tsunade ausgehandelt hat. Und jetzt..."

"Oh nein, sagen Sie nicht, das der Typ wieder mit nach Konoha kommt, um die Verträge nochmal neu auszuhandeln!", rief Naruto aus."

"Leider doch..." Kakashi seufzte wieder.

"Wenn der Feudalherr mit diesen Verträgen nicht zufrieden ist, dann soll er doch selbst mit kommen! Und nicht sein Spanner-Sohn!", murmelte Naruto wütend."

"Woher weißt du denn das er spannt?", fragte Sai."

Plötzlich wurde Naruto ganz rot im Gesicht.

"Nun...eh...hehe...", stammelte er nervös. "Das ist...also ich habe wirklich versucht ihn davon abzuhalten. Das müsst ihr mir glauben!" "Nun spucks schon aus!", drängte Sai."

"Nun, ich bin den Tag, als ich ihm von Tsunade aus, das Dorf zeigen sollte, mit ihm zu den heißen Quellen gegangen und da hat er...Eh Sakura, wo willst du denn hin?"

Sie hatte sich von ihrem Platz erhoben und machte Anstalten zu gehen.

"Ich gehe auf mein Zimmer. Die Reise war wohl doch etwas anstrengender als ich gedacht habe", erwiderte sie nur und lief los. Sie war keineswegs müde. So eine Tagesreise machte ihr schon lange nichts mehr aus. Aber sie hatte keine große Lust noch weiter Narutos Erzählungen über Koichi zu lauschen, zumal sie an dem Tag, an dem Tsunade Naruto mit Koichis Aufsicht betraut hatte, ebenfalls bei den heißen Quellen gewesen war. Und Naruto wusste das nun bestimmt auch.

Als sie in ihrem Hotelzimmer angekommen war, legte sie ihre Waffen ab und warf sich aufs Bett. Es war bereits dunkel draußen, aber schlafen konnte Sakura noch lange nicht.

Nach einer halben Stunde, in der sie an die Decke gestarrt hatte, stand sie auf und ging auf den kleinen Balkon hinaus. Das Dorf war sehr klein und bestand nur aus einer Haupt- und ein paar kleinen Nebenstraßen. Aber Sakura fühlte sich dennoch recht wohl hier. Sie konnte von hier aus, dichte Wälder, überschaubare hügelige Wiesen und auch einen großen See erkennen, der sehr zum Nachdenken einlud. Besonders in dieser lauen Nacht.

Und da Sakura nichts besseres einfiel, weil sie ohnehin nicht schlafen konnte, schnappte sie sich schnell ihr Katana und ein paar Kunai für den Notfall, und sprang dann lautlos und fast nicht sichtbar über die Dächer der wenigen Häuser.

Als sie das Dorf hinter sich gelassen hatte, ging sie einen langen schmalen Weg entlang. Nach ungefähr fünfhundert Metern, tauchte ein dunkelblauer glänzender See vor ihr auf. Die junge Konoichi setzte sich ans Ufer und sah hinauf in den sternenüberfluteten Himmel.

Das Wasser schwappte seicht um ihre Schuspitzen und beruhigte sie etwas. Vom Äußeren her wirkte Sakura so gelassen, ja fast schon so gleichgültig wie Sai, aber innerlich herrschte das pure Chaos.

Ihre gesamten Gefühle sprudelten über und wussten nicht wohin. Sie fanden keinen Ausweg aus ihrem Herzen, in das doch ein so großes schwarzes Loch geschlagen worden war, das man es gar nicht übersehen konnte. Und dennoch...fanden sie den Weg nicht.

Wieder fühlte Sakura sich wieder wie das kleine hilflose Mädchen, das nichts mit sich anzufangen wusste. Das nicht wusste, wohin es gehörte, und wozu es da war. Das schwach war. Ein Klotz am Bein. Sie schlang ihre Arme um ihre angezogenen Knie. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust, als ob es zu fliehen versuchte. Vor ihren erdrückenden Gefühlen.

Die Konoichi vergrub ihr Gesicht in ihren Knien. Wie hatte es nur passieren können, das aus ihr so ein emotionales Wrack hatte werden können? Wie nur?

Sakura. Danke für alles.

Sie schrak auf. Wieder seine Stimme in ihrem Kopf. In dieser Nacht, in der sie ihn nicht hatte aufhalten können. In der sie ihm gesagt hatte, was sie für ihn empfand. Und in der er ihr Herz mitgenommen hatte. Ja, das war es wohl...

Deswegen war sie so geworden.

Eigentlich wusste sie es schon seit eben dieser Nacht. Seit der Sekunde, in der er sie niedergeschlagen hatte, und sie auf der steinernen Bank erwacht war. Er hatte ihr Herz mit sich genommen. Er hatte sie zu dem werden lassen, was sie jetzt war. Ein Wrack. Ein starkes, fast unbezwingbares Wrack, das sich um jeden kümmerte. Um jeden sorgte. Niemals um sich selbst. Das zurücksteckte.

Sakura lächelte bitter.

Ja, sie war stark und fähig fast jede Art von Gebrechen und Krankheit zu behandeln. Aber diese Fähigkeiten verloren einiges an Aussagekraft, wenn man das Wort Wrack hinzufügte. Und genau das war sie.

"Sakura...", ertönte da Narutos Stimme leise hinter ihr.

Sie hatte ihn schon lange gespürt, aber nichts sagen oder unternehmen wollen, um ihn von ihr fern zu halten.

Er war der einzige der sie wirklich kannte und auch verstand. Und diese enge Freundschaft wollte sie nicht gefährden. War er doch der jenige und der einzige, der ihr immer Mut machte und ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.

"Wunderschön, nicht?", fragte er, als er sich zu ihr setzte und zum Himmel hinauf schaute.

Sie nickte.

"Ja. Ich habe bis jetzt kaum so einen schönen Himmel gesehen. Nur als..." Sie stockte, doch Naruto wusste sofort, was sie meinte.

"Als wir auf Mission waren", beendete er ihren Satz."

"Ja", flüsterte sie. "Erinnerst du dich noch daran, als wir das erste Mal draußen übernachtet haben? Der Himmel war genauso wie jetzt. Wenn nicht sogar die Sterne genau so stehen, wie damals..."

"Nein, die Sterne stehen sicher nicht so, wie damals. Aber dennoch strahlen sie uns genauso an. Weil sie genau wissen, das es irgendwann mal wieder so wie früher sein wird", erwiderte Naruto."

Sakura hob den Kopf und sah ihren Teamkollegen kurz von der Seite an. So ruhig hatte sie Naruto bisher selten erlebt. Es gefiel ihr, wenn er so nachdenklich war. Dann wirkte er so erwachsen, fast so wie... Sakure schüttelte den Gedanken ab.

Nein, Naruto war genau so wie er war und genau so sollte er auch sein. Nicht vergleichbar. Mit seinen frechen, azurblauen Augen, dem breiten Grinsen und dem ungetrübten Optimismus und Mut.

Sie rückte etwas näher an den Blonden heran und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Naruto wandte den Kopf zu ihr um und setzte sein typisches Lächeln auf.

"Bist du sicher, das die Sterne irgendwann mal wieder so wie damals stehen werden?", fragte Sakura unsicher."

"Ich habe es dir doch versprochen, oder nicht?" Narutos Grinsen wurde immer breiter, aber gleichzeitig auch wehmütiger.

"Ja, das hast du", erwiderte Sakura und drückte sich dicht an seinen wärmenden Körper.

Ein frischer Wind kam auf. Naruto bemerkte es sofort, als seine Teamkollegin zu frieren begann. Er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und schmiegte sie eng um Sakura, während die sich prompt zwischen seine Beine setzte und sich an ihn anlehnte. Wenn ein Fremder die beiden so gesehen hätte, hätte er wohl vermutet, das sie ein frisch verliebtes Paar waren.

Aber das waren sie nicht.

Naruto hatte seine Schwärmerei für Sakura schon vor einiger Zeit aufgegeben und endlich bemerkt, was Hinata für ihn empfand. Und für Sakura war Naruto ihr allerbester Freund, und sie liebte ihn wie einen Bruder. Besonders seit dem ihre Eltern vor einem Jahr, als sie auf Geschäftsreise gewesen waren, von bis heute unbekannten feindlichen Shinobi getötet worden waren.

Sakuras Hass gegen diese abscheulichen Menschen war schier unendlich groß. Zumal ihre Eltern keine Ninja und ihren Angreifern somit völlig wehrlos gegenüber gestanden waren. Sie begriff nicht, warum jemand so krank war und einfach jemand, der ihm nichts anhaben konnte, umbrachte.

Und dennoch...

Sakuras Hass veranlasste sie nicht dazu, so zu handeln, wie er. Sie konnte es einfach nicht. Aber vielleicht war das auch nur so, weil sie nicht wusste, wer derjenige war, der ihr ihre Eltern geraubt hatte. Wenn sie es wüsste, wäre sie dann anders? Würde sie genauso auf Rache sinnen und nach mehr Stärke suchen? Würde sie noch härter trainieren? Noch schweigsamer werden?

Sie wusste es nicht.

"Naruto?", fragte sie fast schüchtern, als sie diese Gedanken zu sehr einnahmen, und sie sie verdrängen wollte.

"Ja."

"Sollen wir ins Hotel zurückgehen? Langsam werde ich müde."

"Klar." Der blonde Ninja erhob sich und zog Sakura gleich mit auf die Beine. Dann gingen sie gemeinsam zurück ins Dorf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yukiko-Arakawa
2012-01-21T20:47:57+00:00 21.01.2012 21:47
Da das erste kapitel chon so gut war, frage ich mich wie gut der rest erst sein muss^^


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