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Return from Past to look in Future

Sasu/Saku
von

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Kleiner Umweg

Kleiner Umweg
 

Es war spät.

Der letzte Uchiha-Erbe und sein Team streiften durch die Wälder, ganz in der Nähe von seiner alten Heimat. Er konnte sie sogar durch die Baumkronen sehen. Konoha!

"Sag mal, Sasuke! Wann machen wir endlich eine Pause? Ich bin total fertig!", rief Suigetsu zu ihm hinüber."

"Gleich", erwiderte Sasuke nur genervt, während sein Blick auf den Dächern von Konoha haftete.

Zwar schaute er völlig gleichgültig darauf, doch in seinem Inneren herrschten Zwiespaltereien. Er gab es zwar nicht gerne zu, aber irgendwie fehlte ihm dieses Dorf ein wenig. Als er vor drei Jahren zu Orochimaru gegangen war, hatte er Naruto gesagt, das er, Sakura und ihr Sensei ihm absolut nichts bedeuteten.

Zu Anfang hatte er seinen eigenen Worten geglaubt.

Doch schon kurz nachdem er bei der Schlange das Training aufgenommen hatte, war ihm aufgefallen, das er sie vermisste. Doch auch jetzt, wollte er sich das nicht eingestehen. Er richtete seinen Blick stur geradeaus und wies sein Team an, tiefer in den Wald zu gehen.

Nach ungefähr fünf Kilometern hielt Sasuke auf einer kleinen Lichtung.

"Wir werden hier übernachten", sagte er."

"Sieht ja nicht sehr einladend aus", meinte Suigetsu, schwang sein Schwert von der Schulter und trieb es in den Boden.

Karin und Juugo sahen genauso wenig begeistert aus, von dem Platz, den ihr Teamleader ausgewählt hatte.

Sie gaben jedoch keine Widerworte. Stattdessen befolgten sie seine weiteren Anweisungen Holz zu sammeln.

Als Sasuke das Holz mit einer kleinen Feuerkugel entzündete, holten seine Teammitglieder auch schon ihr Essen aus den Rucksäcken.

Sasuke saß etwas Abseits und dachte über sein weiteres Vorhaben nach. Itachi war hier irgendwo in der Nähe gesichtet worden. Also würden sie nicht mehr lange brauchen um ihn aufzuspüren. Es konnte sich nur noch um wenige Tage handeln, bis Karin sein Chakra ausmachen würde.

Sasuke zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete die Dunkelheit des Waldes links von ihm.

Nicht weit von hier war Konoha. Seine alte Heimat.

Sasuke seufzte unhörbar.

Sollte er dem Dorf vielleicht einmal einen kurzen Besuch abstatten? Er könnte in sein altes Haus gehen und die Vorräte holen, die dort noch gelagert wurden. Und er könnte...nein, den Gedanken verbot er sich.

"Ich geh noch mal kurz los! Bin spätestens im Morgengrauen wieder da", sagte er zu seinem Team und sprang auf den nächsten Ast."

"Soll ich dich nicht begleiten, Sasuke-kun?", fragte Karin."

"Nein", erwiderte er nur kalt und rannte los.

Er handelte zwar gegen seine Natur, aber merkwürdigerweise kümmerte ihn das heute nicht. Vielleicht weil er seinem Ziel nun endlich so nahe war. Bald würde er Itachi gegenüber stehen und sich dafür rächen, was er seiner Familie angetan hatte.

Wenige Minuten später, hatte er den Rand des Waldes schon erreicht und erblickte das Tor Konohas. Von hier aus konnte er die Hokage-Köpfe im Felsen sehen und den großen roten Turm, wo Tsunade ihr Büro hatte. Sasuke ließ seinen Blick zu den Wachposten am Tor schweifen.

Die beiden Anbu waren nicht besonders aufmerksam.

Nach nur ein paar Augenblicken, in denen er sich vorsichtig angeschlichen und sie mit seinem Sharingan außer Gefecht gesetzt hatte, schritt er schon entspannt den Weg entlang, den er damals gegangen war. Nur in die andere Richtung.

Ob er vielleicht auf Naruto treffen würde? Was würde Naruto sagen, wenn er ihn sah? Würde er ihn immer noch zurück holen wollen? Oder würde er ihn jetzt doch verstoßen, so wie es jeder in diesem Dorf tat? Nun, vielleicht nicht jeder, aber schon die meisten...

Sasuke betrachtete den Weg unter seinen Füßen. Er kannte diese Verzierungen und Riefen in den Steinen viel zu gut. Bei seinem Weggang hatte er sie sich eingeprägt. Er wusste bis heute nicht warum.

Mit einem Mal spürte der junge Uchiha ein kräftiges Chakra in seiner Nähe aufleuchten. Sofort zog er sich hinter einen schattigen Baum zurück. Eine Hand ruhte auf seinem Katana. Als sein Sharingan umherschweifte und nach seinem Feind suchte, fiel sein Blick auf die steinerne Bank. Dort erschien wie aus dem Nichts eine schlanke junge Frau. Ihre schulterlangen Haare, die fast weiß in dem Mondlicht leuchteten, fielen ihr in die Stirn und verdeckten ihr Gesicht, als sich ihre Hände plötzlich darauf legten und ihr Körper zu beben begann.

Diese Gestik, diese Laute, die das Mädchen von sich gab, kamen Sasuke viel zu bekannt vor.

Aber das konnte doch nicht sein.

Sie hatte doch nie so ein starkes Chakra besessen.

Aber desto deutlicher Sasuke sie betrachtete, desto deutlicher wurden die Merkmale, der er mit ihr identifizieren konnte.

Aber wie, hatte sie so ein übermenschliches Chakra erlangen können, das sie wie ein riesiges Schild umgab?

Sasuke deaktivierte sein Sharingan und beobachtete sie nun mit normalen Augen. Als sie kurz eine Hand von ihrem Gesicht nahm, konnte Sasuke ihre Augen erkennen. Grün. Auch wenn es Nacht war. Sasuke erkannte, das es türkisgrüne Augen waren.

Sakura!

Sie fasste sich mit einer Hand an die Brust und schluchzte laut. Sasuke verspürte den dringenden Wunsch zu ihr zu gehen und sie zu fragen, warum sie weinte. Aber irgendwie dämmerte ihm die Antwort.

Weswegen sonst, sollte sie spät nachts hier her kommen und weinen? Genau hier her? Wo er sie zurückgelassen hatte.

Ein komisches Gefühl kam in seinem Inneren auf. Etwas was er schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Schuld.

Damals in der Nacht, als er gegangen war, hatte er das auch gefühlt. Auch wenn er es ihr nicht gezeigt hatte.

Es hatte ihm weh getan, seine weinende Teamkameradin dort liegen zu lassen. Und das nachdem sie ihm gesagt hatte, was sie für ihn empfand.

Ob sie ihn immer noch liebte?

Sasuke schüttelte den Kopf.

Was dachte er denn da jetzt bloß?

Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Sakura plötzlich den Kopf zum Himmel streckte und schmerzhaft aufschrie. Ihr Chakra brodelte gefährlich.

Konnte das wirklich alles sein Werk sein? Das sie so um ihn trauerte, als wäre er gestorben?

Sasuke zuckte unmerklich zusammen.

Vielleicht war er das in ihren Augen. Gab sie ihn auf? Hielt sie nicht mehr an Narutos Vorhaben fest?

Als er sie in Orochimarus Versteck wieder getroffen hatte, hatte sie noch so entschlossen ausgesehen. Ein Blick, der schier Wände durchbohren konnte, hatte sie ihm zugeworfen. Und eine starke Präsenz hatte sie ausgestrahlt.

Doch jetzt? Was war geschehen? Hatte ihr Aufeinandertreffen sie zweifeln lassen an Narutos Willen, ihn zurück zu holen?

Es kam ihm merkwürdig vor, das er sich selbst diese Fragen stellte, als stünde er auf Narutos Seite. Als wollte er jemals zurückkehren.

Ja, wollte er denn nicht?

Wieder wurden Sasukes Gedanken unterbrochen.

Er sah, wie die junge Konoichi plötzlich zusammenbrach. Sie kippte zur Seite, verfehlte jedoch die Bank und rutschte zu Boden. Sasuke hörte sie ein Wort flüstern: "Warum..."

Da konnte er nicht mehr an sich halten.

Ohne einen Blick in die Umgebung zu werfen, kam er hinter dem Baum hervor und ging zu ihr. Für einen Augenblick vergas er sogar sein Chakra zu unterdrücken.

Als er vor ihr hielt und für einen Moment, die schlanke Frau betrachtete, hoffte er inständig, das er sich geirrt hatte und das sie doch nicht Sakura war.

Sie sah elendig aus.

Viel dünner als bei ihrem Treffen. Und sie kauerte kraftlos im Staub, während ihr Chakra fast um sich schlug.

Warum konnte sie sich nicht rühren, wenn sie so viel Chakra besaß?

Er beugte sich zu ihr hinab, hob die rechte Hand und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Sein Herz machte einen Sprung.

Nein, leider hatte er sich nicht geirrt.

Es war Sakura.

Aber nicht die, die er mal gekannt hatte.

Er lud sie auf seine Arme und machte sich lautlos auf den Weg zu dem Haus ihrer Eltern. Doch als er auf den Balkon sprang, wo er Sakura oft hatte stehen sehen, wenn er früher immer daran vorbei gelaufen war, musste er sich direkt an die eine Rückwand pressen, um nicht von der jungen Frau entdeckt zu werden, die gerade auf dem Bett in dem Raum lag und fern sah.

Wohnte Sakuras Familie nicht mehr hier? Aber wo dann? Während er sich darüber den Kopf zebrach, wo er suchen sollte, spürte er, wie sich Sakura im Schlaf an sein Hemd klammerte und flach atmete. Sie hatte anscheinend einen Albtraum.

Obwohl es ganz und gar nicht seine Art war und sein Innerstes sich wie verrückt dagegen sträubte, strich er ihr dennoch mit einer Hand beruhigend über den Rücken.

Er wollte ihren Schmerz irgendwie lindern. Auch wenn er nicht wusste warum. Eigentlich konnte sie ihm total egal sein.

Und er war sich sicher, das sie das auch für ihn war.

Warum er gerade so handelte, kam wahrscheinlich davon das er im Moment etwas neben sich stand. Schließlich war Itachi hier ganz in der Nähe. Und bald würde er seine Rache bekommen. Da konnte er ruhig etwas sentimental sein. Außerdem sah es ja niemand.

So, nun wieder zu dem Problem.

Wo wohnte Sakura jetzt?

Eigentlich war es kein Problem so etwas für ihn rauszufinden. Zumal sich Sakura im Moment nicht wirklich gegen sein Sharingan würde wehren können, wenn er ihre Gedanken abtasten wollte. Aber eigentlich wollte er ihr das nicht antun. Zumal sie gerade schon einen Albtraum hatte.

Lautlos hüpfte er wieder von dem Balkon hinunter und hielt in einer Seitengasse. Plötzlich bemerkte er, wie zwei ihm wohlbekannte Ninja an eben dieser Gasse vorbeigingen. Ino und Shikamaru. Ein etwas ungewohntes Bild war, das sie Händchen hielten. Aber das interessierte Sasuke gerade nicht weiter. Vielleicht würde er ja in Inos Kopf die Antwort finden, die er suchte.

Aber dafür müsste Shikamaru erst verschwinden. Es würde ihm merkwürdig vorkommen wenn Ino plötzlich wie zur Salzsäule erstarrt dastehen würde. Er würde Gefahr laufen entdeckt zu werden. Und darauf hatte er gerade wirklich keine Lust.

Vorsichtig lugte Sasuke um die Ecke und sah dem Paar hinter her. Wirklich komisch, das ausgerechnet Ino, die doch früher auch so ein Fan-Girl von ihm gewesen war, sich ausgerechnet Shikamaru, den, den alles annervte, geschnappt hatte.

Er folgte ihnen unauffällig, bis Ino plötzlich anhielt und zum Himmel hinauf sah.

"Alles in Ordnung?", fragte Shikamaru sie.

"Ja, ich mache mir nur Sorgen um Sakura. Sie war heute so komisch, als sie von der Mission zurückkam."

"Ist denn irgendwas passiert?"

"Nein, nicht wirklich. Sie mussten nur diesen nervigen Koichi, der die ganze letzte Woche hinter Sakura her gerannt ist, wieder mit nehmen, weil die Verträge wohl nicht ganz korrekt ausgehandelt worden waren. Oder zumindest waren sie nicht nach den Wünschen von Koichis Vater gewesen."

"Koichi ist doch eigentlich ein echt korrekter Kerl. Warum will Sakura denn nicht mal mit ihm ausgehen? Oder warum geht sie nicht mal mit den anderen Shinobi aus, die ihr wie die Doofen hinter her gaffen?"

Sasuke wunderte sich. Sakura ging mit niemandem aus? Warum? Im nächsten Moment bekam er die Antwort, die er nicht hören wollte.

Ino drehte den Kopf zu ihrem Freund um.

"Du weißt doch genau warum...", sagte sie bitter."

"Ja, schon. Aber irgendwann muss sie doch auch mal los lassen. Es ist nun schon drei Jahre her. Und sie haben ihn gerade erst wieder getroffen und er hat eindeutig betont, das er nichts, aber auch wirklich gar nicht mehr mit ihnen zutun haben will. Wie kann Sakura dann immer noch zu ihm halten?", fragte Shikamaru verständnislos."

Ino seufzte.

"Du weißt doch, das sie..."

"Ja, aber es macht sie kaputt. Er macht sie kaputt. In den letzten drei Jahren hat sie sich total verändert, Ino. Und jetzt, als sie ihn wieder gesehen haben, ist es noch mal viel schlimmer geworden. Vielleicht will sie es sich ja selbst nicht eingestehen, aber sie verliert die Hoffnung. Und selbst Naruto wird ihr dabei nicht helfen können. Sie verliert sich selbst, weil sie ihn finden will..." Shikamaru nahm Ino in den Arm, als diese, betroffen von seinen harten Worten begann zu weinen.

"Wir müssen ihr helfen...", schluchzte das Mädchen."

"Aber wie sollen wir das machen, wenn sie sich zwischen den Missionen und der Arbeit im Krankenhaus in ihrer Wohnung verkriecht und niemand an sich heran lässt?", fragte Shikamaru, strich Ino aber dennoch aufmunternd über den Rücken."

"Wir finden eine Lösung! Und wenn ich diesen Blödmann persönlich hier her prügeln muss!"

Ino sah zu ihrem Freund auf und lächelte kurz, ehe sie sich von ihm loseiste, seine Hand nahm und ihn die Straße hinunter zog. Sasuke blieb weiter hinter ihnen als nötig. Obwohl er es nicht gerne zugab, aber dieses Gespräch setzte ihm mehr zu, als er wollte.

Eigentlich wollte er diese ganzen Worte einfach vergessen, aber er konnte nicht. So gefühlskalt hatte nicht einmal Orochimaru ihn werden lassen.

Er macht sie kaputt.

Eindeutig war er gemeint. Nach wem sonst, suchten Naruto und Sakura seit drei Jahren? Sasuke versuchte diese Gedanken abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht.

Er folgte seinen ehemaligen Kollegen und wartete geduldig, bis Ino und Shikamaru sich nach endlosen Minuten vor der Haustür verabschiedet hatten und in Inos Zimmer das Licht an ging.

Vorsichtig ließ er Sakura auf das Flachdach nieder und beugte sich kopfüber an dem Fenster herunter. Nach wenigen Sekunden, warf Ino einen scheelen Blick in Sasukes Richtung und war in seinem Sharingan gefangen.

Er löschte ihre Erinnerung, als er die nötigen Informationen beschafft hatte, ging wieder zurück zu Sakura, nahm sie auf die Arme und sprang lautlos und schnell über Konohas Dächer, bis sie bei Sakuras Wohnung angekommen waren.

Die Balkontüre stand sperrangelweit offen. Wahrscheinlich war Sakura fluchtartig aus der Wohnung gerannt und hatte gar nicht darauf geachtet, ob sie die Tür geschlossen hatte. Er betrat den Raum.

Es war das Wohnzimmer. Nach wenigen Augenblicken hatte er ihr Schlafzimmer entdeckt und legte sie auf ihr Bett.

Wo ihre Eltern waren, brauchte er gar nicht mehr herauszufinden. In Inos Gedanken hatte er gesehen, was vor einem Jahr mit ihnen geschehen war. Er empfand großes Mitgefühl für Sakura, die vor ihm auf ihrem Bett ruhte.

Ihre Lider zuckten.

Sasuke hockte sich neben sie und betrachtete ihr Gesicht.

Als er sie das letzte Mal bei Orochimaru gesehen hatte, war sie schon sehr verändert gewesen. Auch wenn er es damals nie wahrgenommen hatte, aber sie war früher schon sehr hübsch gewesen.

Nur heute...

Sasuke schluckte, ohne das er es selbst bemerkte, als er eine Hand zu ihrem Gesicht hob und sie an ihre Wange legte. Ihre Züge waren entspannter, ihr Körper ruhig...und jetzt konnte Sasuke erst sehen, wie wunderschön Sakura geworden war.

Ihr langes rosanes Haar verteilte sich wie ein Fächer um ihren Kopf, während ihr schlanker Körper sich in die Kissen schmiegte.

Sasuke versuchte zwar seine Augen nicht so über sie schweifen zu lassen, aber er konnte nichts dagegen tun. Ihre Haut schimmerte in dem fahlen Mondlicht wie Silber, und von ihr ging ein wohlig samtiger Geruch aus, den Sasuke erst jetzt bemerkte. Wie von Kirschblüten...

Moment mal! Was machte er denn hier?

Er hatte doch eigentlich nur vorgehabt ein paar Vorräte zu holen und sich zumindest etwas umzusehen, und jetzt saß er hier neben seiner ehemaligen Teamkollegin im Zimmer und beobachtete sie, wie sie schlief.

Sasuke wollte aufstehen, aber irgendwie auch nicht. Irgendwie wollte er ihr beistehen. Ihr das zurückgeben, was sie verloren hatte.

Ihn. Ihre Eltern.

Aber er konnte nicht bleiben. Er musste zurück zu seinem Team. Er musste Itachi aufspüren und ihn töten.

Als der junge Nuke-Nin sich aufrichtete und aus dem Raum schreiten wollte, hielt ein leises Stöhnen ihn auf. Er wandte den Kopf um.

Sakura lag dort und begann den Kopf hin und her zu werfen.

Er ging zu ihr zurück und schaute sie wieder an. Die junge Konoichi verzog gequält das Gesicht und biss sich beinahe auf die Lippe.

"...nein...", kam es erschöpft von ihr.

Was sollte er tun? Er konnte sie schlecht wecken, und sie von ihrem Traum befreien. Wenn sie ihn sähe und versuchen würde ihn davon abzuhalten, abermals fort zu gehen...

Er wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber er wusste nicht, was er machen würde. Er wollte sie nicht verletzen. Äußerlich wie innerlich.

"Sasuke...", stöhnte sie."

Sasuke zuckte zusammen.

War sie wach geworden? Nein, sie schlief immer noch. Und sie träumte von ihm. Einen Albtraum. Sasuke hockte sich wieder neben sie und berührte ganz sachte ihre Hand. Vielleicht spürte sie das ja und beruhigte sich.

"Sasuke bitte...du darfst nicht weggehen. Nimm mich mit! Nein! Wenn du gehst, dann schreie ich...", presste sie zwischen ihren Lippen hervor.

Sasuke ertrug es kaum noch, sie so zu sehen. Was er ihr wirklich mit seinem Weggang angetan hatte, spürte er erst in diesem Moment. Und er vermutete, das das nur ein klitzekleiner Teil von dem war, was wirklich in ihr vor ging.

Aber was ging ihn das überhaupt an?

Ruckartig richtete Sasuke sich auf und verengte die Augen zu Schlitzen.

Ja, er war mit ihr in einem Team gewesen, und ja, sie waren soetwas wie Freunde geworden! Aber deswegen war er doch nicht dazu verpflichtet, sein Leben, nach ihren Vorstellungen zu gestalten, oder? Es war immer noch sein Leben und seine Entscheidung fort zu gehen! Er brauchte auf niemand Rücksicht nehmen! In seinem Leben ging es nur um ihn! Und das was für ihn das Richtige war! Da konnte niemand dran rütteln! Egal, wie sehr Naruto es auch versuchen würde, ihn von seinem Ziel abzuhalten.

Es war sein Leben, in das Naruto und Sakura nun mal ausversehen gestolpert waren!

Wütend wandte Sasuke sich von Sakura ab und maschierte fast trotzig aus dem Raum, Richtung Wohnzimmer.

Er würde jetzt ganz schnell von hier verschwinden, zu seinem Haus gehen und ein paar Vorräte holen! Und dann würde er Konoha wieder verlassen. Keine Ahnung ob er je wieder kommen würde!

Als er gerade auf die offene Balkontüre zugehen wollte, fiel ihm etwas ins Auge.

Er sah nach links und entdeckte einen Bilderrahmen, der auf einer kleinen weißen Kommode stand. Er ging auf das Bild zu und nahm es in die Hand.

Es zeigte ihr Teamfoto von damals.

Sasuke und Naruto starrten mürrisch in die Kamera, während Kakashi hinter ihnen stand und die Hände auf ihre Köpfe legte. Sakura, die zwischen ihm und Naruto war, grinste als einzige von ihnen breit und fröhlich.

Fast wäre Sasuke das Bild aus der Hand gefallen, als er sich vor seinem heftig aufschlagenden Herzen erschrak.

Sakura...

Er hatte ihr ihr Lächeln geraubt. Ihr wunderbares, warmes Lächeln, das ihn damals schon oft aufgemuntert hatte, ohne das es ihm aufgefallen war.

Ja, sie hatte es immer geschafft.

Auch wenn es ihm oft tierisch auf den Wecker gefallen war, aber die Aufmerksamkeit, die Sakura ihm geschenkt hatte, hatte ihn des öfteren davor bewahrt aus der Haut zu fahren.

Stop! Hör auf...

Sasuke zuckte wieder zusammen und sah von dem Bild auf.

Hör auf! Bitte!

Der Wald des Schreckens. Die Chunin-Auswahlprüfung. Orochimaru. Der Biss. Der Angriff auf Sakura. Das Erwachen des Mals. Sakura...

Sie hatte ihn aufgehalten, als sie sich an ihn geworfen und ihn angefleht hatte aufzuhören, bevor er den anderen Ninja etwas noch Schlimmeres antat.

Sie hatte ihn damals beschützt, als Gaara sich auf ihn stürzen wollte, und wäre dabei fast selbst getötet worden.

Sie hatte die Suche nach ihm nicht aufgegeben, über all die Jahre...

Sie hatte ihre Eltern verloren und suchte nicht nach ihren Mördern. Nein, sie suchte ihn.

Warum nur, Sakura? Warum ich?

Sein Blick wanderte wieder auf das Bild und blieb an ihrem Lächeln hängen, das er so lange nicht mehr gesehen hatte.

In diesem Moment vergas er, das er eigentlich gar nicht hier sein sollte. Er vergas sein Team, das auf ihn wartete. Er vergas sogar Itachi.

Er dachte nur noch an ihr Lächeln. Ob er es wohl je wieder sehen würde?

Plötzlich ertönte ein Geräusch hinter ihm.

"Wer bist du? Und was willst du hier?"

Langsam drehte Sasuke sich zu ihr herum. Eigentlich hatte er genau das vermeiden wollen, aber jetzt war es wohl zu spät, um noch abzuhauen.

"Wer bist du?", fragte sie wieder.

Sie stand ungefähr drei Meter von ihm entfernt in Angriffsposition. Sie hielt ein Kunai in ihrer rechten Hand, das gefährlich im Mond funkelte. Sakuras grüne Augen musterten Sasuke angestrengt. Sasuke seufzte und öffnete den Mund:

"Erkennst du mich etwa nicht mehr? Sakura..."

Die junge Haruno erschrak, ließ das Kunai fallen und sackte auf ihre Knie. Seine Stimme erkannte sie also noch.

"Aber das...das kann nicht sein...", stammelte sie. "Sa..."

Er ging auf das zitternde Mädchen zu und hockte sich zu ihr hinunter.

"Sa...suke-kun..."

Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Und zu hören, wie sie ihn noch immer nannte. Sie sah zu ihm auf und er starrte zurück.

Der Glanz in ihren Augen...er war weg. Verschwunden.

Nach einigen Augenblicken schien sie seinem Blick nicht mehr stand zu halten. Sie senkte ihn.

"Hey, siehst du mich gar nicht mehr an?", fragte er sie etwas trotzig, hob eine Hand, legte sie an Sakuras Kinn und zog es wieder in seine Richtung.

Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber er wollte, das sie ihn ansah. Das sie ihm ansah, das es ihm leid tat. Auch wenn er es nicht sehr gut zeigen konnte.

Jetzt waren ihre Augen anders.

"Du fragst dich, was ich hier tue, nicht?"

Sie nickte nur seicht und senkte wieder den Blick. Hatte sie etwa Angst vor ihm?

"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nichts tun...", sagte er und versuchte sanfter zu klingen. Zumindest ein wenig. Doch sie sah ihn immer noch nicht an.

War sie so verstört von seinem plötzlichen Auftauchen, das sie es nicht einmal mehr schaffte ihm in die Augen zu schauen?

Damals hatte sie darum gebettelt, das er sie beachtete, und hatte sich über jeden Blick gefreut, der ihr gegolten hatte! Und heute, war nichts mehr von dieser Begeisterung und Freude übrig? Wie konnte das nur sein?

Er zog ihr Kinn wieder hoch, doch sie wich ihm aus.

"Sakura..."

Sasuke erkannte seine eigene Stimme nicht mehr wieder, als er ihren Namen aussprach. Es klang fast schon flehend. Das war doch nicht mehr er! Wie konnte ihm soetwas nur über die Lippen kommen? Er nahm sich strikt vor das nicht mehr zu tun, doch... "Sieh mich an."

Sie sah ihm wieder in die Augen.

"Sasuke-kun...", kam es kraftlos von ihr.

"Was machst du hier?"

Er versuchte sich zu fassen und erwiderte kühl:

"Ich bin nur auf der Durchreise. Ich werde gleich wieder verschwinden."

Sasuke sah, wie sie erlosch. Die Hoffnung, die Sakura einen Moment gespürt haben muss. Er wollte sich schon für seine gedankenlose Bemerkung entschuldigen, als ihre Lippen zitterten.

"Warum...bist du nach Konoha gekommen?", flüsterte sie, bevor er den Mund aufbekam.

"Mein Team und ich sind hier vorbei gekommen", erwiderte er." Hör auf damit!, schalt er sich.

Jetzt wo er etwas einfühlsamer sein wollte, konnte er es nicht. Was war nur mit ihm los?

Sasuke sah, wie Sakura ihm wieder auswich und sich schwerfällig erhob.

"Wenn du mir nicht sagen willst, was du hier möchtest, dann kannst du auch wieder gehen. Ich werde dich nicht aufhalten", sagte sie monoton.

Sakura? Nein, das bist doch nicht du?, dachte der Uchiha.

Sie würde ihn niemals wegschicken! Was war nur mit ihr passiert?

"Bitte...", begann sie plötzlich zu schluchzen.

"Sasuke...geh, wenn du nicht hier bleiben willst..."

Unmerklich zuckte er zusammen. Etwas was in dieser Nacht schon viel zu häufig vorgekommen war.

Gebannt sah er zu, wie Sakuras Tränen auf dem Boden aufkamen, und wie von jemand anders gesteuert, beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte:

"Willst du wirklich, das ich gehe?"

Sakura riss wütend die Augen auf.

"Du wirst doch sowieso wieder gehen! Egal ob ich versuche dich daran zu hindern oder nicht!", presste sie hervor.

Sasuke spürte, das sie noch viel bedrohlicher und lauter klingen wollte. Aber sie konnte es nicht.

Vorsichtig sah sie zu ihm auf und blickte tief in seine Augen. Er schaute ebenso zurück.

Sein Herz schlug zwar ruhig, aber dennoch fühlte er sich seltsam zerissen und aufgewühlt.

"Sasuke...", flüsterte sie mit einem Mal.

Wieder dieser Schmerz. Die zerstörte Hoffnung.

"Bitte..." Ihr versagte die Stimme, als sie zusammenbrach.

Er fing sie auf und sah in ihre erschöpften Augen, aus denen immer noch Tränen flossen.

"Sakura...willst du das ich gehe?", fragte er."

"Was glaubst du?", erwiderte sie ganz leise, sodass Sasuke sich wirklich anstrengen musste, um sie zu verstehen. Er beugte sich zu ihr hinab und fragte wieder:

"Willst du das ich gehe?"

"Nein..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aki23
2012-01-13T19:17:28+00:00 13.01.2012 20:17
Hi!
Ich finde die FF bisher sehr, sehr gut!
Du kannst wiklich sehr gut schreiben, mach weiter so!
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
LG Aki23


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