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Wenn der Boden unter den Füßen brennt

Bonney x ??? | Nojiko x Ace
von

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Von Seuchen und Plagen

„Tut mir leid, dass wir wegen mir den Trip verschieben müssen.“, hustete Bonney halb und sah ihre beste Freundin entschuldigend an. Diese schüttelte den Kopf und drückte ihr den kalten Waschlappen zurück auf die Stirn. Ace lief durch ihr Zimmer und sah sich um. Er war das erste Mal hier.

Nojiko und Law wechselten sich unter der Woche ab. Sie kam Montag, Mittwoch und Freitag, er Dienstag, Donnerstag und Samstag. Am Sonntag hatte sie ihre Ruhe.
 

Das ging jetzt schon eine ganze Woche so, das Fieber wurde glücklicherweise besser. Trotzdem kam sie sich vor wie ein Invalide oder noch schlimmer. Sie wollte nicht krank an dieses Bett gefesselt sein. Und sie wollte sich Nojikos Geschichten aus der Schule nicht anhören. Die war ihr zum gegenwärtigen Zeitpunkt nämlich scheißegal.

Sie seufzte tief und sah aus dem Fenster. Insgeheim fragte sie sich, was Kid machte. Ob er seine Wohnung schon bezogen hatte?
 

Es war beinahe so, als hätte sich ein Loch in der Erde aufgetan und er wäre verschluckt worden. Highway to Hell. Seltsamerweise kam ihr das wirklich plausibel vor. Wahrscheinlich akzeptierte ihr Gehirn im Fieberwahn einfach alles. Im Moment war sie zu ausgelaugt es zu hinterfragen.

Als das Pärchen gegangen war, sie war heilfroh darüber, stellte sie die Musikanlage an und schloss die Augen. Im Kunst-Unterricht hatten sie manchmal zur Musik gemalt. Bilder schossen ihr durch den Kopf, von wilden Landschaften und fremden Welten. Alles war bunt und schrill und stach ihr fast die Augäpfel aus. Ihr Gehirn schien gegen die Schädeldecke zu springen, solch ein Schmerz durchzog sie. Deswegen flackerte alles vor ihrem inneren Auge, ehe es schwarz wurde. Schwarz war wahrlich eine beruhigende Farbe.
 

Als sie das nächste Mal die Lider öffnete, sah sie verschwommen, dass jemand neben ihr saß. Bonney nahm an, dass es Law war und streckte ihre Hand aus. Die Finger, die sie umfingen, waren aber nicht beruhigend kalt, sondern beunruhigend heiß. Sie blinzelte heftig und setzte sich auf. „Kid…“, kam es heiser aus ihrer Kehle und sie fing heftig an zu husten. Er reichte ihr eine Tasse Tee und blickte ziemlich besorgt drein. Sie trank und hielt sie danach in den Händen, konnte so seinem Blick ausweichen. Die Teeoberfläche zog kleine Kreise.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte sie leise und augenblicklich hörte sie ein genervtes Seufzen. „Mal ehrlich, Bonney, nach was sieht es denn aus?“, meckerte er los. „Du liegst krank im Bett und Ace muss mir Bescheid geben?“.

Sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Finger legten sich um ihren Unterarm, weswegen sie den Kopf hob. Sein Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck angenommen, aber sie wusste, dass er keineswegs böse war. Höchstens enttäuscht…
 

„Ich wollte dich nicht belästigen, du hast selber genug Scherereien… Es ist nur eine einfache Erkältung.“, antwortete sie, einen kleinen Unterton Trotz nicht verbergend. Er beugte sich vor und schnipste ihr gegen die Stirn. „Lass das mal meine Sorge sein.“, brummte er. Sie stellte das Porzellan beiseite und sank zurück in die Kissen.

Sie musste sich aus seiner Anziehung raushalten, sonst wäre sie ewig ein Mond, der um den Planeten „Kid“ kreist.
 

„Weißt du noch, wie du als Kind immer geweint hast, wenn ich gestürzt bin?“. Diese Frage überraschte sie doch sehr. „Klar, unsere Eltern waren sogar beim Arzt. Die haben das Mitfühlschmerz genannt.“. Bonney wusste noch sehr genau, wie weh ihre Knie getan hatten, obwohl sie nur neben Kid stand, als dieser sie aufgeschlagen hatte. Oder ihr Finger, nachdem er ihn sich in der Tür eingeklemmt hatte.

„Wenn du krank warst… wusste ich es genau, denn dann gings mir ebenso beschissen.“, erzählte er. Davon wusste sie allerdings bisher noch nichts, denn er hatte es immer geheim gehalten. Er wollte nicht, dass sie sich wohl möglich schuldig fühlte.

„Jetzt weiß ich… warum du mich nie besucht hast…“, murmelte sie und zeigte ein bitteres Lächeln. Wie viel hatte er ihr wohl noch verschwiegen?
 

Andererseits fragte sie sich allerdings, ob er den Schmerz ihres Liebeskummers dann auch spüren konnte. Das anscheinend aber nicht. Was für ein blödes System!

Sie musterte den Rothaarigen, ehe ihr auffiel, wie schlecht er aussah. Seine Wangen waren gerötet, die Lippen spröde und Schweiß rann ihm die Schläfe entlang. Bei Bonney fiel jetzt erst der Groschen. „Ace hat dich nicht angerufen oder?“, wollte sie wissen. „Doch… aber ich wusste es schon vorher.“, grinste Kid. Ihre Hand legte sich auf seine Stirn, die verdammt nochmal glühte! Auch wenn ihre Beurteilung vielleicht getrübt war.
 

Bevor er ihr vom Stuhl kippte, packte sie ihn am Oberteil und zerrte ihn zu sich ins Bett. Anschließend heftig atmend. „Sag mal, wie viel wiegst du?!“, beschwerte sie sich. „Ich bin groß, okay?!“, verteidigte er sich halbherzig. Sie schlug die Decke über ihn und griff nach der Schüssel mit kaltem Wasser. Sie rang den Waschlappen aus und tupfte sein Gesicht ab. „Du Idiot… jetzt muss ich mich um dich kümmern, obwohl ich selber krank bin.“, zeterte sie. Dass er krank war, brachte sie irgendwie dazu, zu vergessen, dass sie es selbst war. Leben und Energie strömte durch ihre Adern, als wäre es nie anders gewesen.
 

Danach legte sie das kalt-feuchte Tuch auf seine Stirn und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine Sorgenfalte. „Genau deswegen… hab ich dir nie was gesagt.“, sprach er und versuchte diese Falte mit dem Finger wieder wegzustreichen. Sie hielt seine Hand fest, mit beiden Händen umfasste sie sie. Ihre Schultern fingen an zu zittern, Tränen tropften auf die Bettdecke. Er war sehr verwirrt: „Bonney?“ Als er sich jedoch aufsetzen wollte, drückte sie ihn zurück. „Ich hasse dich!! Wirklich…“, schluchzte sie. „Wie viele Geheimnisse hast du noch vor mir?! Ich dachte, wir wären beste Freunde!!!“.
 

Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er wischte ihr die salzigen Spuren vom Gesicht und zog sie dann an sich. „Natürlich sind wir beste Freunde.“, meinte er beschwichtigend, und das Zittern nahm ein wenig ab. Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust und er spürte eine feuchte Wärme durch den Stoff dringen. „Wieso hast du mir das dann verschwiegen?“, hauchte sie. Und eigentlich wusste sie es. Sie konnte sich die Erklärung sehr gut selbst zu recht legen. So gut kannte sie ihn noch. Ihre Frage jedoch bezog sich eigentlich auf seinen Vater. Vielleicht sollte sie das klarstellen, ehe er den Mund aufmachte.
 

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass dein Vater ein Arschloch geworden ist?“, platzte es förmlich aus ihr hervor. Als würde ihre Brust aufreißen und Glassplitter daraus hervorfallen. Darüber war er sehr überrascht, sie merkte, wie sich seine Brust unregelmäßig hob. „Hat Ace was gesagt?“, fragte er, sichtlich aufgebracht. „Ach, Ace wusste davon?! Und nein… dein Vater hat es mir selber bewiesen.“, erläuterte sie und sah ihm ins Gesicht. Sie wollte einen Ausdruck von Reue sehen, sie wollte, dass er sich entschuldigte. Stattdessen sprühte die Wut nur so aus seinen Iriden.

„Was hat der Bastard getan?“, knurrte er. Bonney hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Aber antworten tat sie ihm nicht. „Seit wann geht das schon so?“, hakte sie lieber weiter nach. Kid sollte besser nichts von dem Zwischenfall wissen, kam ihr in den Sinn. Er schien jetzt schon durchzudrehen.
 

„Du hast es auf den Punkt gebracht. Er ist ein Arschloch. Er war immer eins und wird immer eins sein!“. Der Rothaarige konnte viele Menschen nicht ausstehen, aber was sie da sah, war der pure Hass. Der, welcher sie auch überfallen wollte. Doch sie konnte den Kopf noch aus der Schlinge ziehen.

„Er ist dein Vater!“, verteidigte sie den Übeltäter. Auch wenn er mittlerweile so drauf war, früher war er kein schlechter Mensch gewesen. „Mein Vater ist tot.“, konterte er. „Er ist damals mit meiner Mutter gestorben und hat diese Hülle zurück gelassen. Diese Hülle, die bis obenhin voll mit Alkohol ist… und dabei zu diesem Mistkerl mutiert.“
 

Nach diesen Worten, verfiel er in Schweigen und schien nachzudenken. „Was war daran jetzt so schwer gewesen? Das hättest du mir Jederzeit erzählen können.“, murmelte sie und seine Pupillen fixierten sie. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust, wegen diesem blöden Blick!

„Deine Welt sollte nicht so zerstört, wie meine. Meine Eltern waren deine zweiten Eltern… und umgekehrt. Ich wollte nicht, dass du diesen Eindruck verlierst. Ich wollte nicht, dass du lernst jemanden richtig zu hassen.“, auf diese Erklärung wusste sie nichts mehr zu erwidern. Ihr Kopf legte sich wieder auf seine Brust.
 

Irgendwie schien er zur Ruhe gekommen zu sein. Und sie kam nicht umhin, wegen seinen Worten, ihn als Ritter in glänzender Rüstung zu sehen. Er wollte sie beschützen, aber sie in einen Turm zu sperren, war auch keine Lösung.

Sie spürte, wie sein Körper sich entspannte. Als sie wieder aufblickte, waren seine Lider geschlossen. Er war eingeschlafen. Wie erschöpft musste er in Wirklichkeit gewesen sein?

Sie streichelte über seine Wange und versuchte sich, die Struktur seiner Haut einzuprägen. Sie fuhr über leichte Stoppeln und schmunzelte dabei. Fast war sie gewillt sich über ihn zu beugen, ihn zu küssen, zu überfallen.
 

Ehe das passieren konnte, klopfte es an ihrer Zimmertür. Law sah ziemlich überrascht drein, als er die Tür einen Spalt geöffnet hatte. Sie legte einen Finger über ihre Lippen und kroch dann leise unter der Decke hervor. Die Pinkhaarige schlich sich aus ihrem eigenen Zimmer, nachdem dieses sozusagen übernommen wurde. Den neugierigen Blick wollte er gar nicht erst verstecken, sie führte ihn allerdings erst mal ins Wohnzimmer. „Willst du was trinken? Kaffee, Tee…?“, fragte sie ganz normal, als wäre nichts gewesen. Sie wickelte sich in eine Decke ein und setzte sich aufs Sofa. Er nahm in einem der Sessel Platz und schlug ein Bein über das andere. Seine Finger griffen ineinander und er sah sie ernst an.
 

„Schon kapiert… du musst nicht gleich die Denkerpose rausholen!“, nörgelte sie und rutschte etwas tiefer. Die Beine legte sie einfach auf den Couchtisch. Sie sah an die Zimmerdecke. „Er ist vorbei gekommen…“, fing sie an, suchte aber noch nach den richtigen Worten. Es war doch gar nichts passiert! „Und ist selber krank. Deswegen hab ich ihn ins Bett verfrachtet.“ „Und dann wolltest du dich wie der böse Wolf auf die Großmutter stürzen?“, warf Law amüsiert ein. Sie strafte ihn mit ihrem Killerblick. Er zuckte nicht mit der Wimper. Sie seufzte tief und laut: „Ich bin ein hoffnungsloser Fall oder?!“ „Ach, so schlimm würde ich es nicht bezeichnen. Eigentlich ist es ganz süß.“, so was ausgerechnet aus seinem Mund zu hören, brachte sie ein wenig ins Wanken. Er war niemand, der Komplimente verteilte, eigentlich sah ihm das ganz und gar nicht ähnlich. War das hier alles vielleicht nur ein Traum? Bestimmt würde sie gleich aufwachen… sie zwickte sich in den Arm und zischte etwas wegen dem Schmerz.
 

Verdammter Mist, also kein Traum! Er schüttelte den Kopf.

„Hast du eigentlich eine Freundin?“, hörte sie ihre Stimme. Wie sie darauf gekommen war, wusste sie. Aber der beste Zeitpunkt war es weiß Gott nicht. Doch wann war schon der beste oder richtige Zeitpunkt?

„Meinst du nicht, du hättest es mitbekommen, wenn ich eine Freundin hätte?“, was bedeutete: Nein.

„Ich weiß nicht, was ich mitbekomme und was nicht… mein bester Freund seit Kindertagen liegt in meinem Zimmer, nachdem ich ihn zusammen gestaucht habe, dass er so viele Geheimnisse vor mir hat.“, schlug sie zurück. Sie kam sich vor wie eine Autobatterie, die sich immer wieder auf- und entlud. „Außerdem wissen meine Freunde wohl mehr über meine Probleme, als ich über ihre. Und von dir weiß ich am Allerwenigsten, da du es generell vorziehst, dir deinen Teil zu denken. Ist ja auch schön, wenn man so ausgeglichen ist… Aber mich macht das krank!“, eigentlich wollte sie ihn nicht angreifen. Doch, wo die Karten jetzt schon mal auf dem Tisch lagen. Sie konnte die Worte nicht ungeschehen machen.
 

Von ihrem Ausbruch doch ein wenig überrumpelt, rumorte es in seinem Inneren. Aber nach Außen zeigte er dasselbe Gesicht wie immer. Ausdruckslos. „Genau das mein ich.“, brummte sie. „Warum bist du so verfickt reif und zeigst nie deine Gefühle?!“

Ehe sie noch etwas sagen konnte, saß er neben ihr. Seine Hand fuhr unter ihr Kinn und sein Atem vermischte sich mit ihrem, als er ihr näher kam. „Weil das, zu dem hier führen würde.“, raunte er und legte seine Lippen auf ihre. Instinktiv schloss sie die Augen. Irgendwie schaffte er es, alles aus ihr raus zu saugen. Die Wut verpuffte, sie vergas, dass Kid in ihrem Zimmer lag, sie vergas den Schmerz, sie vergas beinahe, dass sie lebte.
 

Nach dem Kuss machte Law immer noch kein anderes Gesicht als sonst. „Du bist aber kein guter Arzt… deine Patientin zu küssen. Und wahrscheinlich wirst du jetzt auch krank.“, versuchte Bonney die Situation wieder aufzulockern. Da! Da sah sie das erste Mal Schmerz in seinem Ausdruck. Und aus irgendeinem Grund freute sie das. Nicht, dass es ihm wehtat. Aber, dass sie erkannte, was er dachte.

Ihre Hände legten sich auf seine Schultern, sie dachte nicht mehr nach. Sie war einfach überwältigt von dem, was sich hier ereignete. Automatisch drückte sie ihn runter aufs Sofa und kniete dann über ihm. Das tiefe Schwarz in seinen Augen verwandelte sich in einen Grauton. Das Grau an nebligen, verregneten Tagen. So stellte sie es sich in seinem Kopf vor. Grau, neblig, verloren. Sie wollte sich verlieren. Sie war es, die sich nun runterbeugte, um ihn zu küssen. Dabei spürte sie den Tod förmlich über sich stehen, wie er ihr die Sense an den Hals hielt.
 

Sie konnte spüren, wie seine Barriere aufbrach. Er verlor diese gewisse Distanz, als würde sie in ihn kriechen. Ihn von innen heraus vergiften. Seine geordnete Gedankenwelt zerstören. Es war ein erhabenes Gefühl. Ihre Zunge tauchte in seinen Mund und sie stellte sich vor, ihm etwas einzuflößen.

Als sie sich lösten, war sein Gesicht geprägt von Entschlossenheit. Er drehte sie so schnell, dass ihr ganz schwindlig wurde. Wie konnte er so schnell umschalten? Wie schaffte er es von tiefem Schmerz, zu tiefer Entschlossenheit?

„Ich hab nichts mehr zu verlieren oder?“, raunte er, förmlich ihre Gedanken lesend. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und seine Lippen schmeckten ihre Haut.

Sie tauschten Zärtlichkeiten aus, wie verliebte Teenager und doch umgab sie die Atmosphäre eines alten Ehepaars. Etwas, das nicht zusammen passte. Aber was nicht passt, wird passend gemacht.
 

Bonney durchströmte ein Gefühl von Zuneigung, Respekt, Stolz und Ehre zugleich. Es war merkwürdig, da ihr manches davon so fremd war. Aber sie sah es als Laws Welt an. Dort tauchte sie jetzt ein. Dort würde sie aufgehoben sein, abgeschirmt vom Rest der Welt. Dort würde sie durch den dunklen Wald wandeln, wie ein scheues Reh. Und auf den Jäger warten.

Ihr Kopf lag auf seiner Brust, so wie er es vorhin bei Kid getan hatte. Trotzdem erschien ihr das schon meilenweit entfernt. Seine Hand strich wie automatisch über ihr Haar.
 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, alles kam ihr so schnell vor. Aber wahrscheinlich war es unendlich lang gewesen. Es erübrigte sich, zu fragen, ob er mit ihr gehen wollte. Nach dieser Aktion war das doch ganz normal. Er wusste, dass sie ihn nicht liebte. „Noch nicht…“, nuschelte sie und lächelte etwas. Er verstand es sofort, stellte keine Frage. Er lächelte einfach zurück und küsste sie auf die Stirn.

Danach redeten sie über alles Mögliche. Wie das Abi war, dass in der Schule nichts Spektakuläres passierte. Und Bonney vertraute ihm an, warum sie jetzt so krank war. Dass sie zusammen gebrochen war, körperlich wie seelisch, nachdem sie Kids Vater getroffen hatte.
 

Was sie allerdings nicht merkten, Kid stand in der Tür. Er war aufgewacht und Bonney war nicht da gewesen. Jetzt fand er sie, in den Armen von Law, dem sie erzählte, was sie erlebt hatte. Er biss die Zähne fest aufeinander. Wer hatte hier denn Geheimnisse?

Trotz seines schlechten Zustands, warf er sich seine Jacke über und verließ das Haus. Alles so leise, dass die beiden nichts mitbekamen. Was er jetzt vorhatte, dazu brauchte er niemanden, der ihn aufhielt.
 

Auch wenn ihm jeder Knochen schmerzte und ihm so heiß war, dass er dachte, seine Haut würde abpellen, lief er weiter durch die Straßen. Es war nicht weit zu seinem Haus und er hoffte, dass er ihn dort antraf. Seinen Vater, der es gewagt hatte, Bonney so weh zu tun. Es war ihm egal, dass er ihn schlug. Es war ihm egal, dass er ihn wie Dreck behandelte. Aber es war ihm nicht egal, wenn er IHR etwas tat. Sie, die die einzige Konstante in seinem Leben war. Sie, die als Einziges übrig geblieben war.

Er trat die Haustür auf, selbst etwas erstaunt von seiner Kraft. Das Schloss sprang aus den Angeln, das Holz brach ein Stück. Kid konnte riechen, dass er hier war. Diesen Gestank würde er überall wieder erkennen. „Komm her, du elendes Schwein!“, schrie er und wetzte durch die Räume. Wie ein Berserker, nur noch ein Ziel vor Augen.
 

Er fand ihn mit einer Whiskeyflasche im Wohnzimmer auf dem Boden sitzend. Angelehnt an die Wand. Die Augen waren glasig und er lachte. „Hat dir deine kleine Freundin etwa von dem Zwischenfall erzählt?!“, ein blaues Auge zierte sein Gesicht. Bonney hatte ihm schon ordentlich eine verpasst. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was auf ihn zukam. Kid knackte mit den Fingerknöcheln und entriss ihm die Flasche. Er schmiss sie auf den Boden, damit er selbst sie nicht als Waffe benutzte. Ein Mord war das letzte, was er gebrauchen konnte. „Ich kann ja nichts dafür, dass du es nicht bringst! Sie hat doch nett gelächelt und wollte es! Kleine Schlampe!“, wetterte sein Vater und stand auf. Fast augenblicklich taumelte er aber zurück, da ihm Kid sogleich eine verpasste.
 

Seine Krankheit schaltete er momentan aus. Er war so in Rage, dass er seine eigenen Beschwerden nicht spürte. Die Faust seines Vaters im Magen spürte er aber sehr wohl. Er röchelte, ließ das aber nicht auf sich sitzen. Er packte den Nacken seines Erzeugers und schlug dessen Gesicht auf sein Knie. Ein Knacken verriet ihm, dass die Nase wohl hinüber war. Blut lief über dessen Gesicht, als er es abtastete. „Du Missgeburt!“, schrie sein Vater ihn an. „Deine Mutter hätte besser abtreiben sollen!“.

Jetzt sah er rot. Sein Vater hatte Bonney mitreingezogen. Und nun zog er seine Mutter auch noch mit rein. Sein Bein trat ihm die Füße weg und der schwere Körper landete auf dem Boden. Die Schuhspitze Kids versenkte sich immer wieder in dessen Fleisch. Tritt um Tritt wurde stärker, bis dieser Blut spuckte. Er setzte den Fuß auf dessen Kopf. „Du glaubst nicht, wie gerne ich dich zerquetschen würde.“, entwich es seiner Kehle dunkel.
 

Dann ließ er jedoch von ihm ab. „Aber vielleicht hast du recht… Mama hätte deinen Bastard lieber abtreiben sollen.“, sprach er leise. Eine Hand legte sich um sein Fußgelenk. Er sah hinunter in das rotz-, wasser- und blutverschmierte Gesicht seines Vaters. Seine Mutter hatte immer ihre Ähnlichkeit erwähnt. Wenn er daran dachte, überkam ihn das Gefühl, kotzen zu müssen. All den Ekel aus sich herauszubrechen, um endlich davon befreit zu sein.

„War das schon alles was du drauf hast?“, kam es von unten. Ein erneuter Tritt, dieses Mal gegen den Kopf. Dann war Ruhe.

„Mach dich nicht lächerlich, alter Mann.“, Kid lief in sein Zimmer.
 

Dort hockte er sich hin und vergrub das Gesicht in den Armen. War sein Vater tot? Er wusste es nicht… Er wollte ihn nicht töten… Aber er wollte ihn bestrafen. Er sollte für all das büßen.

Aus Verzweiflung rief er bei Ace an und bat diesen um Hilfe. Keine 20 Minuten später, stand der Schwarzhaarige in der Wohnzimmertür und näherte sich dem reglosen Körper von Kids Vater. Vorsichtig tastete er nach dem Puls an dessen Hals. Erleichtert atmete er aus. „Er lebt noch.“, berichtete er. „Aber er sollte in ein Krankenhaus… hilf mir, ihn hier raus zu schaffen.“
 

Die beiden Freunde trugen Kids Vater also zu Ace‘ Auto und legten ihn auf die Rückbank. Nojiko hatte auf dem Beifahrersitz gewartet und sah dem Szenario geschockt zu. „Ist er tot?“, wollte sie wissen und ihr Freund beruhigte sie: „Nein. Aber ich muss ihn ins Krankenhaus bringen.“

Er blickte zu Kid, der sich mit zitternden Händen eine Zigarette anzündete. „Ich werde sagen, dass ich ihn so am Straßenrand gefunden habe.“, erklärte er seiner Freundin und hatte dabei ein ernstes Gesicht aufgelegt. Das kam nicht allzu oft vor, aber wenn, wusste sie, wie wichtig es war. Sie nickte verstehend. „Ist in Ordnung.“, wenn er wollte, dass sie log, würde sie das tun.
 

„Würdest du dich um ihn kümmern?“, er deutete auf den Rothaarigen, der wie ein Geist in der Gegend stand. Auch die Blauhaarige wandte sich diesem zu. „Hab ich denn eine Wahl?“, sie hätte gerne Bonney gerufen. Allerdings war diese krank. Und das hier war eine Sache, die so wenige Leute wie möglich mitbekommen sollten. Sie seufzte und sah ihn vorwurfsvoll an. „Was man nicht alles tut…“, murmelte sie. „Danke!“, dass er in so einer Situation grinste, war schon ein wenig angsteinflößend. Aber das war eben sein Wesen. „Ich liebe dich.“, wisperte er und küsste sie zärtlich. Danach stieg sie aus und er fuhr davon. Hoffentlich würde das alles gut gehen.
 

Sie stellte sich zu Kid und berührte ihn leicht am Arm. „Komm.“, meinte sie knapp und hatte ihn noch nie so folgsam erlebt. Im Haus war sie ein paar Mal gewesen. Aber man konnte es an fünf Fingern abzählen. Die Küche hatte sie schnell entdeckt und verfrachtete den anderen da zunächst auf einen Stuhl.

Anschließend suchte sie das Wohnzimmer. Auf dem Boden glänzte das Blut, es war fast als Glück zu bezeichnen, dass es Parkett war. In einen Teppich wäre es wie eingebrannt gewesen. Der Rothaarige stand plötzlich hinter ihr. Er sah furchtbar bleich aus. „Scheiße…“, murmelte er und wollte ihr fast aus den Latschen kippen. Nojiko wurde etwas ärgerlich. Ihr Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. Sie stand auf und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Statt dich selbst zu bemitleiden, steh zu dem, was du getan hast!“, sagte sie fest und sah ihn dabei mit der gleichen Ernsthaftigkeit an, mit der Ace sie bedacht hatte.
 

„Und jetzt zeig mir, wo es Lappen und Eimer gibt. Wir müssen die Sauerei hier beseitigen.“, herrschte sie ihn an und sie gingen Putzutensilien holen. Nach einer halben Stunde erstrahlte der Boden und erschien als wäre hier nie etwas geschehen. Kid fuhr über das Holz. Nojiko traute ihrem Freund, wenn dieser ein Urteil fällte. Und wenn es hieß, seinem Kumpel zu helfen, auch wenn dieser eine Dummheit angestellt hatte, dann tat sie es. Es war nicht so, dass er keine guten Gründe gehabt hätte. Auch wenn Gewalt keine gute Lösung war.

„Danke.“, obwohl es leise war, verstand sie es doch sehr gut. Der sonst so coole Kid hockte neben ihr, weinte und dankte ihr. „Dank nicht mir… dank Ace… und Bonney. Es sind die beiden wofür ich das getan habe.“, antwortete sie scharf. Er musste lächeln: „Du bist schwer in Ordnung. Hast du noch ne Schwester?“. Für diese freche Bemerkung bekam er eine Kopfnuss verpasst.
 

Bis Ace zurückkam saßen sie zusammen auf dem Boden und starrten auf die Stelle, die jetzt rein war, ihnen aber immer noch blutrot vorkam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-05-11T18:35:00+00:00 11.05.2012 20:35
Oh mein fuckin' gott! Warum hast du mir gestern nucht gesagt das ich auf jedenfall weiter lesen sollte weil diese kapitel mir ganz besonders viel gefallen wuerde ..~ es war einfach fantastisch&' habs mir auch so erhofft, die szene mit Law& Bonney hat mir mal so extrem gefallen ! Aber naja irgendwie tur Law mit leid da es nur “one sided“ von seiner seite aus sein wird da Bonney ja eig mehr auf Kid steht.

Und Kid, er war verdammt badass, aber Ace& Nojiko hatten ein verdammt gutes timing ! Jetzt bin ich erst recht noch mehr dadrauf gespannt wie es weiter geht

-- XII
Von:  kate-susii
2012-03-27T17:42:16+00:00 27.03.2012 19:42
hey du :-)

die länge sagt mir auf jedenfall zu! :D
ich mag die Augenblicke der Zweisamkeit zwischen Kid und bonney :)
umso weniger will ich dass sich bonney entliebt :(
ich find die zwei gehören einfach zusammen ...
dass Kid seinen Vater so zugerichtet hat ist extrem und das Ace und nojiko ihm zu Seite standen find ich toll :)

hoffe es geht genauso spannend weiter
:) lg
Von:  DeadPool92
2012-03-26T14:36:09+00:00 26.03.2012 16:36
ok, jetzt hat kid wirklich was zu tun
will jetzt schon wissen wie es weitergeht T___T
deine FF wächst mir immer mehr ans herz

kid kann froh sein das er so einen guten kumpel wie ace hat, hab mir aber schon gedacht das kid seinen vater so fertig machen wird

die stelle mit bonneym und law war sehr schön beschrieben, hab immernoch gänsehaut ♥


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