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Wenn der Boden unter den Füßen brennt

Bonney x ??? | Nojiko x Ace
von

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Wie man sich entliebt

Traumlos blieb sie aber nur bis kurz vor dem Morgen.
 

Bei Rot stehen, bei Grün gehen. Das war einer der einprägsamsten Sprüche aus ihrer Kindheit. Und normalerweise hielt sie sich auch heute noch daran. Allerdings war das hier kein normales Szenario. Warum oder wovor sie wegrannte, wusste sie nicht. Geschweige denn, wohin sie rannte.

Ohne darüber nachzudenken, überquerte sie die rote Ampel. Ganz großer Fehler!

Sie hörte den Lastwagen nicht, sah ihn aber auf sich zu kommen. Und Kid saß am Steuer… ein Umzugswagen… Ihr letzter Gedanke, ehe sie von der Straße gerammt wurde…

Bonney schreckte hoch und erkannte, dass es nur ein Traum gewesen war. Sie atmete tief durch, während sie sich den kalten Schweiß von der Stirn wischte. Ihre Augen schweiften aufgeregt umher. Fast hätte sie vergessen, dass sie bei Law war. Da entdeckte sie diesen auch schon am Schreibtisch sitzend. Die Pinkhaarige hielt die Luft an und beobachtete seinen Rücken. Als ob er den stechenden Blick genau spüren könnte, drehte er sich um und musterte sie kurz aus seinen dunklen Augen.
 

Er griff nach seiner Kaffeetasse und überwand die kurze Distanz zwischen ihnen, um diese Bonney zu reichen. Sie nahm sie dankend entgegen und trank einen Schluck. Darauf hustete sie aber heftig. „Was ist das denn für eine Teufelsbrühe?“ fluchte sie und stellte das Getränk schnell auf den Nachttisch. Er zuckte mit den Achseln, grinste aber amüsiert als er antwortete: „Schwarzer Bohnenkaffee. Meine spezielle Mischung.“
 

Sie war wirklich verwundert, wie er dieses heiße Teer seine Kehle runter bekam. „Gibt’s vielleicht einen Milchkaffee nach Bonneys spezieller Mischung?“ Es war anmaßend Ansprüche zu stellen, wo sie doch ein Gast war und Law sie gestern aus einer ziemlich blöden Situation gerettet hatte. Aber so war ihre Art und das wusste er genau. „Gut, dass ich gestern Abend nochmal los bin, um Milch zu kaufen.“, erklärte er sachlich. Dass er vorbei gefahren war, war purer Zufall gewesen. Und ohne die auffälligen Haarfarben seiner Freunde, hätte er diese auch sicher nicht erkannt.
 

Als ihm jedoch auffiel, um wen es sich handelte, hielt er sofort an. Es war wie ein Reflex gewesen, er konnte die Anspannung deutlich spüren, als die Autotür geöffnet wurde. Mit seiner Einschätzung hatte er demnach nicht so falsch gelegen. Wobei das bei dem Thema „Bonney und Kid“ eigentlich nichts Außergewöhnliches war. Seit er die beiden kannte, hatten sie sich öfter in den Haaren. Dass sie früher mal ein Herz und eine Seele gewesen sein sollten, konnte er sich kaum vorstellen. Das war etwas, das sich seiner Logik entzog. Unter diese Dinge fiel aber genauso, dass Bonney Gefühle für diesen rothaarigen Schwachmaten hegte. Wo sie doch Besseres verdient hätte. Zum Beispiel…
 

Sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos und er strahlte diese gewohnte Abwesenheit aus. Bonney beäugte ihn, da er weder Anstalten machte, dass Schweigen nochmal zu brechen, noch, ihr einen Milchkaffee zu machen. Deswegen stand sie jetzt selber auf und machte sich auf den Weg in die Küche. Auch wenn sie sich hier nicht so gut auskannte, wie bei Nojiko oder Kid, fand sie, wonach es sie verlangte: Den Kaffeevollautomaten.
 

Sie verbrachte noch einige Stunden bei ihm, die er größtenteils mit Lernen verbrachte und sie mit Nachdenken. Gerne hätte sie ihn um Rat gefragt, er wusste eigentlich immer eine Lösung. Aber etwas in ihr sträubte sich dagegen, weswegen sie es schlussendlich bleiben ließ. Sie wollte ihren Freunden nicht ihre Probleme aufbürden, langsam musste es diesen zum Hals raushängen.

Zuhause überlegte sie weiter, wie sie ihren Plan des Entliebens umsetzen sollte.
 

Die letzten Tage in der Schule vor dem Abi, fiel keinem sonderlich auf, dass Kid fehlte. Einige schwänzten, um die Zeit sinnvoller zu nutzen, indem sie „intensiv“ lernten. Bonney jedoch wusste es und hatte noch keinem davon erzählt.

Fast in jeder einzelnen Minute sah sie zu Kids leerem Platz. Und merkte, wie deutlich sie ihn vermisste. Es war so ruhig, dass es ihr beinahe die Gehörgänge zerquetschte. Wenn man Stille hören konnte, war es soweit für die Klapsmühle.
 

Dabei ging die Pinkhaarige nur in die Schule, um daheim nicht so viel grübeln zu müssen. Mittlerweile machte das keinen großen Unterschied mehr. Lediglich in den Stunden mit ihren Freunden, konnte sie sich Belanglosigkeiten hingeben, wenn sie miteinander sprachen.

In der Mittagspause saß sie mit Nojiko und Ace an einem Tisch und erzählte ihnen von Kids Plänen. Den Schwarzhaarigen überraschte das nicht sehr, schließlich wusste er, dass Kids Vater schon vor Wochen abgehauen war. Er hielt es wohl einfach nicht mehr aus und setzte dem Ganzen jetzt ein Ende. Seinen Sohn dabei total außer Acht lassend.
 

„Außerdem hab ich beschlossen, mich zu entlieben!“ verkündete Bonney und sprach eher mit der Blauhaarigen als mit deren Freund. Ace war ein schlichtes Anhängsel, wobei er sich meistens eh nicht für ihre Themen interessierte. Die Pinkhaarige rechnete es ihm jedoch hoch an, dass er Kid nichts erzählt hatte. Auch wenn er dies eher aus Furcht vor Nojiko, als aus Mitgefühl mit ihr tat. Der Grund war ihr allerdings relativ egal.
 

„Entlieben?“ ihre beste Freundin sah sie sehr skeptisch an. „Ja, das muss doch irgendwie möglich sein!“, ließ sie sich nicht von ihrem Konzept abbringen. Einige Ansätze hatte sie schon umgesetzt, auch wenn sie eher kläglich gescheitert waren.

Das Lernen lenkte nur solange ab, bis Kids Randnotizen wieder auffielen.

Das Stricken hatte sie sich etwas beigebracht, ertappte sich jedoch dabei einen Schal für Kid fertigen zu wollen.

Ihre Mutter hatte nicht zugelassen, dass sie in der Küche werkelte und einen Kuchen backte. Das Haus sei noch nicht ganz abgezahlt  und eine Explosion konnten sie sich nicht leisten.

Selbst beim Tetrisspielen auf dem alten Gameboy, fühlte Bonney sich an ihren Schwarm erinnert.
 

Sie berichtete von ihren missglückten Versuchen und ihre Zuhörer konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Pinkhaarige rollte mit den Augen. „Helft mit lieber!“, nuschelte sie etwas beleidigt.

Zu ihrer Verwunderung war es Ace, der den Mund öffnete: „Wie wäre es mit einer Alternative?“ Seinen Vorschlag unterstreichend, deutete er mit einem Finger auf Law, der etwas entfernt mit einem Lehrer redete. Beide Mädchen drehten ihre Köpfe in die Richtung, in die er zeigte. Und danach im Sekundentempo wieder zurück zu Nojikos Freund.
 

Ihre verwirrten Blicke brachten ihn dazu, noch eine Erläuterung hinten dran zu hängen: „Na, am besten verliebt man sich neu, um eine alte Liebe zu vergessen.“

Danach zuckte er mit den Schultern. Eigentlich war diese Idee gar nicht so dumm. Bonney blickte erneut zu Law.

Es war ja nicht so, dass sie nicht schon mal daran gedacht hatte. Circa 80% der weiblichen Schüler hatten sich das wohl schon ausgemalt.
 

Und obwohl es eigentlich ihr Plan war, der Liebe ganz abzuschwören, dachte sie über diese Option nach. Wobei sich da doch ein gehöriger Zweifel auftat: Warum sollte Law ausgerechnet mit ihr etwas anfangen wollen?

Wo er sozusagen Traumschwiegersohn fast jeder Mutter war. Und so gut wie jedes Mädchen hätte haben können. Wieso sollte er da Bonney wählen?
 

Kid hatte sicherlich auch einige Verehrerinnen, aber bei ihm waren ihre Chancen größer ausgefallen. Nahm sie zu mindestens an. Außerdem war es ziemlich romantisch gewesen, sich vorzustellen, das Schicksal hätte sie zusammen geführt.

Vielleicht war es aber auch Schicksal gewesen als sie Law getroffen hatte?

Sie erinnerte sich an ihr Treffen auf dem Schulgang, als sie viel zu spät dran war und er nach dem Sekretariat fragte. Eigentlich hatte es absolut nichts Magisches.

Jedoch war er ihr auf Anhieb sympathisch. Und als er dann in ihren Bio-Kurs geschneit war, hatte sie ihn gleich zu sich gewunken, als ob sie alte Bekannte wären.
 

Auch heute hatte diese Sympathie keinen Abriss genommen. Wenn sie in die Tiefen seiner Augen sah, fühlte sie eine angenehme Ruhe. Und es kam ihr vor als würden sie sich schon ewig kennen. Nicht nur aus diesem Leben, sondern vielleicht auch aus vorherigen. Ganz erklärbar war das nicht… es war eine komplexe Emotion. Trotzdem war es keine Liebe… und sie wollte ihm nichts vorspielen. Sie fuhr sich durch die Haare und musterte die Tischplatte, auf der alle möglichen Kritzeleien verewigt waren.
 

Law nahm zwischenzeitlich Platz bei ihnen am Tisch. Sie wandte sich ihm zu und wollte wissen: „Bilden wir ein Paar für den Abiball?“ Sie hatte etwas sagen müssen und auf die Schnelle, war ihr nur das in den Sinn gekommen. Schließlich brauchte sie wirklich noch einen Partner, es war also auch ganz nützlich. Der Angesprochene verzog keine Miene bei dieser Frage und antwortete entspannt: „Wieso nicht?“ Mit keinem Wort erwähnte er, dass er dachte, sie würde mit Kid gehen. Er wusste ja auch nicht, dass der Rothaarige die Schule geschmissen hatte. Wenn Bonney ihn fragte, würde es schon seine Gründe haben. Ganz sicher würde er das Angebot nicht ablehnen.
 

Schon allein, weil ihm die ganzen anderen Weiber damit gehörig auf den Senkel gegangen waren. Er mochte Menschenaufläufe nicht sonderlich und dazu noch ein quietschendes Etwas neben sich, das hätte er nicht ausgehalten. Auch wenn die Pinkhaarige des Öfteren aufbrausend war. Das ertrug er ohne mit der Wimper zu zucken. Es war sogar nicht einmal ein ertragen, er erwartete es förmlich. Und freute sich darauf, so komisch das auch klang. Ihre Persönlichkeit war so gegensätzlich zu seiner, dass daraus wieder eine gewisse Harmonie entstand.
 

Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. „Ich freu mich schon. Auch wenn dir klar sein sollte, dass deine Füße malträtiert werden.“, fuhr sie mit dem Gespräch fort. Tanzen war nicht wirklich ihr Fall, nicht in diesem altmodischen Stil, der auf dem Abschlussball eingehalten werden würde. „Ich hab eine gute Reaktionszeit und werde wohl rechtzeitig ausweichen können.“, erwiderte er locker und stützte das Kinn in die Hand. Bonney lachte: „Das werden wir noch sehen!“ „Hört sich fast so an, als würdest du es mit Absicht machen wollen!“, erwähnte der Schüler und man konnte das Funkeln in seinen Augen förmlich sehen.
 

Die Schülerin war wie ein guter Pfeffer. Man brauchte immer ein bisschen davon, damit es ordentlich schmeckte. Aber man musste schon hart gesotten sein, um eine Überdosis runter zu bekommen.

Die beiden neckten sich noch etwas und bemerkten gar nicht, dass Nojiko und Ace den Tisch schon längst verlassen hatten.
 

„Ich dachte, du willst dich nicht einmischen?“, die Blauhaarige war doch sehr neugierig auf die Antwort ihres Freundes. „Das war doch nicht eingemischt. Ich hab lediglich eine Option erwähnt. Keiner zwingt sie dazu, das in die Tat umzusetzen.“, verteidigte sich der Schwarzhaarige. Sie liefen den Gang Hand in Hand zusammen entlang. „Sie hätte wahrscheinlich jede Idee umgesetzt!“, erwähnte Nojiko und sah ihn ernst an. „Du bist schließlich Kids bester Freund, wie kannst du ihr so was empfehlen?“, sie war doch etwas aufgebracht, wollte das vorhin aber nicht zeigen. Sie hatte nichts gegen Law, aber gegen die Logik mit neue Liebe zerstört alte Liebe. Liebe war nicht so einfach auszulöschen!
 

Ace blieb stehen und sah in das schmollende Gesicht seiner Freundin. Ein charmantes Lächeln zierte seine Lippen als er sich rüber beugte und sie auf die Stirn küsste. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass ich dich wegen einer neuen Liebe verlasse.“, raunte er danach. Sie versuchte ihre Erleichterung zu verstecken und tat gleichgültig: „Das weiß ich! Du könntest nie etwas Besseres als mich bekommen!“ Sie warf ihr Haar zurück und lief weiter. „Und wegen Kid: Er hat momentan genug andere Probleme und braucht keine quengelnde Bonney, die seine Aufmerksamkeit verlangt. Außerdem hat er bisher noch nicht mit einem Wort erwähnt, dass er Interesse an ihr hätte.“, erklärte der Schwarzhaarige. Wohl möglich war es einfach besser, wenn Kid nie etwas davon erfuhr. Und Bonney es auch irgendwie für sich abhakte und das Leben weiterging. Es konnte ein Vorteil sein, eine Episode zu überspringen, die kein gutes Ende nehmen würde.
 

Nojiko war ganz und gar nicht dieser Meinung. Kid, der Hohlkopf, stand einfach auf dem Schlauch und hatte noch nicht erkannt, was er an Bonney hatte. Sie hoffte, dass es ihm noch aufgehen würde. Sie wünschte sich für ihre beste Freundin, dass sie glücklich würde. Und wenn sie das mit Law sein sollte, würde sie sich auch nicht weiter einmischen. Falls das jedoch nicht der Fall sein sollte… Nun, Schweigen war noch nie ihr Ding gewesen.
 

Bonney sprach ihn an diesem Tag aber nicht auf ihren Plan an. Oder fragte ihn gar, ob er es mal mit ihr versuchte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Dafür brauchte es eine ruhige Minute und sie wollte es ihm erklären. Ihm etwas vorzuspielen lag ihr fern, wo er sie doch sofort durchschauen würde. Mit diesen schwarzen Augen, die einem die Seele aussagten. Wenn sie schon jetzt in einen Teil von ihm verliebt sein sollte, dann waren es seine Augen.
 

Sie wollte bis nach den Prüfungen warten, da hatte man den Kopf frei, um sich mit solchen Dingen zu befassen. Und so verstrichen auch die letzten Tage und das große, machthabende, furchteinflößende Abitur stand vor der Tür. Knie schlackerten, Zähne klapperten, Hände wurden schweißig, die Farbe wich aus dem Gesicht, das Herz pumpte schneller als es konnte, der Atem ging unregelmäßig. Am ersten Prüfungstag war ihr vor Aufregung so schlecht, dass sie sich morgens übergeben musste. Trotzdem zeigten sich die Aufgaben nicht allzu schlimm, sodass sie von Prüfung zu Prüfung relaxter wurde. Auch wenn Mathe bei manchen Fragestellungen ziemliche Tiefschläge ausübte. Bonney behielt die Nerven. Ehe man sich versah, war der ganze Rummel auch schon wieder vorbei und das Leben kehrte zurück in gewohnte Bahnen. So als hätte das Märchen „Abitur“ nie stattgefunden.
 

Da sie jetzt viel Freizeit hatte, wollte sie bei Kid mal nach dem Rechten sehen. Es konnte wohl nicht schaden, schnell vorbei zu schauen und „Hallo“ zu sagen. Auch wenn ihr etwas mulmig war, wegen des Traums vor einigen Wochen. Sie redete sich ein, dass das alles nur Hirngespinste waren. Heil vor Kids Haus angekommen, sah es ziemlich verlassen aus. Zum Glück hatte Bonney den Schlüssel mitgenommen und Ruckzuck war sie drin. Die Räume waren größtenteils ausgeräumt, so als wäre es ein Geisterhaus. Alle Erinnerungen waren weggewischt worden. Dunkle Ränder an Böden und Wänden zeigten, wo eins Möbel standen oder Bilder hingen. Im Wohnzimmer fand sie einen zerbrochenen Bilderrahmen, Risse im Glas verliefen über die strahlenden Gesichter von Kid und seiner Mutter. Sie brachte das Foto in das Zimmer ihres Kindheitsfreundes, dieses war das Einzige, neben der Küche, welches noch möbliert war. Der Rothaarige war also noch nicht ausgezogen.

Etwas Erleichterung machte sich in ihr breit.
 

In der Küche strich sie über die Arbeitsplatte und lächelte. Hier hatte Kids Mutter versucht ihr beizubringen, wie man seine Lieblingspfannkuchen macht. Und hatte kläglich versagt. In den Duft vergangener Zeiten eingelullt, hörte sie plötzlich jemanden kommen. Als Kids Vater in der Tür stand, begrüßte sie ihn höflich. „Ach Bonney, du bist‘s!“, sagte der Mann, der irgendwie angenommen hatte, seine Frau stand in der Küche. Doch das hatte sie seit Jahren schon nicht mehr, sie war schließlich tot. Er lachte etwas und die junge Frau war sichtlich irritiert. Erst als er näher kam, roch sie den Gestank von Prozenten. Er war betrunken.
 

Außerdem kam er ihr, für ihren Geschmack, etwas zu nah. Weswegen sie nach hinten ausweichte. „Da komm ich hier her, um mich zu verabschieden…“, erklärte der Betrunkene. „Und finde doch noch etwas Schönes hier vor.“ Er grinste und dachte wohl, dass sein Kompliment bei ihr wirkte. Was war bloß in diesen gefahren? Eigentlich hätte sie ihm an den Kopf knallen sollen, wie er so unverantwortlich sein konnte. Wie er Kid so im Stich lassen konnte. Momentan schien er ihr aber sehr unberechenbar und es wäre vielleicht besser die Klappe zu halten. Auch wenn das wirklich Mühe kostete. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihre Wut zu unterdrücken.
 

„Du bist wirklich ganz schön groß geworden… und fraulich.“, er starrte auf ihren Busen, den sie augenblicklich mit verschränkten Armen bedeckte. Wenn er gleich noch anfing zu sabbern, nahm sie sich vor, ihm eine runterzuhauen. Alkohol konnte wirklich Monster aus den Menschen machen. Und bei diesem war es schon so fortgeschritten, dass sie nicht wusste, wann es angefangen hat. Oder doch, sie wusste es… nach der Beerdigung seiner Frau. Sogleich überkam sie Mitleid mit ihm. Aus dem netten Mann aus der Nachbarschaft war ein pures Wrack geworden. Weil er das Wichtigste in seinem Leben verloren hatte… Wobei er ja eigentlich noch Kid hatte. Nach dessen Verhalten zu schließen, war ihm dieser jedoch egal.
 

Als er noch näher rückte, spürte sie die Spüle im unteren Drittel des Rückens und konnte nicht weiter zurück. Angriff war die beste Verteidigung, weswegen sie sich jetzt an ihm vorbei quetschen wollte. Allerdings hatte er noch so viel Kraft, um sie fest zu halten. Ihr Herz schlug stark gegen ihren Brustkorb. Hoffentlich setzte das Adrenalin sie so unter Strom, dass sie sich lösen konnte. „Ich hätte ja nichts dagegen, wenn wir…“, raunte er, ihr so nah, dass sie von seinem Atem fast mitbetrunken wurde. Er spielte in ihrem Haar und sie war gewillt sich zu übergeben. Sie drehte den Kopf weg, er strich ihr über die Wange. „Sie sind betrunken!“, zischte sie, als wäre es eine Warnung. Und tatsächlich sollte er sich in Acht nehmen! Wieder erklang schallendes Gelächter aus seiner Kehle. „Was willst du denn machen? Nach Kid schreien? Fickt er dich auch gut genug?“, kam es verächtlich von dessen Vater.
 

Stiche durchfuhren sie. Wie konnte Kid es nur solange aushalten? Warum hatte er nichts gesagt?

Und wie konnte man so etwas Vater schimpfen?! Sie konnte und wollte die Wut nicht länger zurückhalten. Seine Hand glitt zwischen ihre Beine, da hob sie das Knie und rammte es mit voller Wucht in seine Weichteile. Er krümmte sich und spuckte etwas Galle. Sie holte aus und versenkte ihre Faust in seinem Gesicht, woraufhin er zurück taumelte. Tränen der Wut platzten aus ihr heraus. „Sie sind ein verdammtes Arschloch!!!“, sie spürte Hass in sich auflodern, und ehe der zu Tage kriechen konnte, rannte sie aus diesem Haus.
 

Ihre Hand schmerzte, Ekel überzog ihre gesamte Haut, aber am schlimmsten war der Gefühlssturm, der auf sie niederprasselte. Kid musste das bestimmt schon länger aushalten… schon Jahre. Und sie hatte nie etwas bemerkt! Sie war eine furchtbar schlechte Freundin! Wieso hatte sie das nie hinter seinem Grinsen gesehen?

Zuhause riss sie sich die Kleider förmlich vom Leib und sprang unter die Dusche. Sie drehte das Wasser so heiß sie konnte. Hier würde niemand ihr Schluchzen hören. Außerdem konnte sie sich reinwaschen… von den Berührungen und dem Geruch. Aber auch von der Schande, dass sie nie eine große Hilfe gewesen sein musste.
 

Sie stand eine Stunde unter dem Wasserstrahl und schrubbte sich den Körper wund. Sie versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, grub ihre Fingernägel tief in ihre Haut. Erst als sie ein ungeheurer Schwindel überkam, stieg sie aus der Dusche und wickelte sich notdürftig ein Handtuch um den Leib. In ihrem Zimmer schaffte sie es nicht mal mehr zum Bett, ihr Köpf drückte so sehr. Schließlich landete sie auf dem Boden, wo sie liegen blieb, bis ihre Eltern sie so fanden.

Sie legten ihre Tochter behutsam ins Bett und ihre Mutter legte einen kalten Waschlappen auf ihre Stirn. Anscheinend hatte ihr Immunsystem nach dem ganzen Stress den Geist aufgegeben… und Bonney glühte vor sich hin. Wenigstens würde dann eventuell alles in ihr absterben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-05-10T18:04:04+00:00 10.05.2012 20:04
Kids Vater ist ja mal voll der bastard, entschuldige meine ausdrucksweisse ~ und ace, hat mal den besten Part gehabt! Super guter Vorschlag& diese Kapitel hat mein fangirl Herz höher schlagen. Aber naja ich hoffe das Bonney weiß das es nicht so einfach ist sich zu entlieben, sowas passiert nämlich nur unbewusst.

Oh und Weinfass jetzt so ein Kid/Bonney/Law Ding wird; haette ich absolut kein Problem damit :D~

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XII
Von:  kate-susii
2012-03-24T11:29:04+00:00 24.03.2012 12:29
wundervolles kapitel :):)
mir gefällts auch sehr gut dass bonney jetzt versucht ihre liebe zu Kid zu verdrängen ;)
aber meiner Meinung nach soll es ihr nicht gelingen :D fänd so ne dramatische Wende, die bonney und kid eine friede-freude-Eierkuchen-Zukunft ermöglicht schon ziemlich cool!
mit einer großen Portion Drama versteht sich :)
der Vater ist ja mal voll widerlich :( oa Kid tut mir so leid ;(
ich hoffe ihre Beziehung kommt wieder in die Fugen...
bin schon soooo gespannt was das nächste kapi zu bieten hat :D
liebste grüße :)
Von:  DeadPool92
2012-03-22T13:48:46+00:00 22.03.2012 14:48
wow, wie immer ein sehr emotionales kapitel T_T
also die idee mit law und bonney gefällt mir auch sehr gut, allerdings hat sie ja gerade durch die liebe schon einen guten freund verloren

hoffentlich kommt kid nochmal bei ihr vorbei ♥


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