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Baru Dunia

von

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Verabschiedung

Als er am nächsten Morgen erwachte, nahm er seine Umgebung das erste Mal wirklich bewusst war. Die Felle, auf denen er lag, waren graugrün mit mintgrünen Streifen. Auch die Vorhänge vor dem Fenster schienen aus dem ungewöhnlichen Fell zu sein. Er setzte sich auf und sah sich weiter um. Von der Decke hingen Netze, in denen viele Stoffe untergebracht waren und doch hingen sie hoch genug, damit man problemlos darunter hindurch laufen konnte. Der Raum, in dem er geschlafen hatte, war relativ groß und er entdeckte, dass Salva wenige Meter neben ihm auf einem anderen Fellbett schlief. Wie es schien war er zu früh aufgewacht. Sollte er sich alleine ein wenig umsehen, oder würde dies nur unangenehm auffallen? Er beschloss, heute nicht auf Wanderschaft zu gehen, doch er schwor sich, dass er sein Vorhaben umsetzen würde, wenn er nochmal früher als Salva aufwachen sollte. Plötzlich regte sich Salva in seinem Bett: „Guten Morgen, ich hätte nicht gedacht, dass du schon wach bist.“
 

„Ich glaube, ich wache immer so früh auf, ich fühle mich fit und ausgeschlafen.“
 

„Das ist sehr gut, denn das wirst du heute brauchen. Wir gehen zu einer Verabschiedung, zieh dir etwas Vernünftiges an.“, forderte der Grünhaarige ihn auf.
 

„Was ist eine Verabschiedung und was ist etwas Vernünftiges?“, fragte er ein wenig verwirrt, als Salva aufgestanden war.
 

„Bei dir wird das Ganze etwas schwierig, aber wir werden einfach einen ungefärbten Stoff nehmen, ich zeig dir später, wie du ihn binden musst. Was eine Verabschiedung ist, das wirst du noch früh genug erfahren, aber es wird sehr lehrreich für dich sein.“
 

„Ähm… ist das wirklich in Ordnung, ich meine… kann ich mich irgendwie erkenntlich zeigen?“
 

„Es ist schon in Ordnung, Sanando ist der Meinung, dass du sehr wichtig bist für unser Volk, also denke ich, dass du dich noch früh genug revanchieren kannst, mach dir mal keinen Kopf.“
 

„In Ordnung…“
 

„Warte hier, ich hole den Stoff und helfe dir beim Anziehen.“, sagte Salva, bevor er aus dem Zimmer verschwand und kurz darauf mit einem beigen Stoff zurückkehrte. Er half Recuro dabei, den Stoff anzulegen und Recuro fühlte sich sichtlich unwohl, denn der Stoff, der nur aus einem Rechteck bestand, wurde unter seinem rechten Arm durchgeführt und auf seiner linken Schulter zusammengeknotet. Beim Laufen zeigte sich teilweise seine komplette linke Seite hüllenlos.
 

„Ähm… Salva? Ich fühle mich etwas unwohl… warum ist dein Stoff türkis und meiner so bleich?“
 

„Entschuldige, ich hätte es dir vielleicht vorher erklären sollen, aber es ist besser, wenn ich es dir später im Zusammenhang erkläre und nun komm, sonst sind wir zu spät und das wird nicht gerne gesehen.“, er nahm den Dunkelhaarigen bei der Hand, als sei dieser eine kleines Kind und zog ihn hinter sich her. Als sie den Raum, in dem sie genächtigt hatten, verließen, kamen sie in einen weiteren hölzernen Raum, der allerdings wesentlich größer war. Der Raum hatte viele Fenster und war auf der einen Seite mit vielen Fellen ausgelegt. Recuro hätte sich gerne noch weiter umgesehen, doch Salva zog ihn gnadenlos weiter, bis sie ins Freie gelangten. Sie gelangten auf eine Art Platz, auf dem nichts anderes war, als Rasen, der im Moment scheinbar die Bevölkerung von Nai trug. Weiter hinten entdeckte Recuro viele hölzerne Bogengänge, dem hölzernen Tunnel gleich, durch den sie am Vortag gegangen waren, und schloss, dass in diesen wohl noch mehr Jaím wohnten. Als sie auf den Rest der Gruppe zutraten, bemerkte er etwas Eigenartiges: Der Platz schien auf der linken Seite von Dunkelheit begrenzt zu sein.
 

„Komm, wir gehen weiter nach Vorne.“, der Grünhaarige ließ seine Hand nicht los und zog ihn durch die Massen, bis sie ganz vorne angekommen waren.
 

„Was passiert hier, Salva?“, Recuro konnte deutlich die erdrückende Stimmung spüren, die über dem Volk hing.
 

„Sieh genau hin. Siehst du die Frau, die dort auf dem Boden liegt? Sie ist vor vier Tagen verstorben. Unsere Haut wird blass und unser Dibuj verschwindet, wenn wir sterben.“, er deutete auf eine ältere, nackte Frau, die an der Grenze zu den Schatten lag und auf die alle Blicke gebannt waren. Es war sehr ruhig in der Versammlung, deshalb flüsterte Salva seine Worte auch nur.
 

„Was geschieht jetzt mit ihr?“
 

„Schau in die Schatten und warte ab.“, sagte er, ohne sich Recuro zuzuwenden, abwartend. Recuro schaute in die Schatten und versuchte etwas zu erkennen, doch es war zu Dunkel. Moment! Hatte sich da soeben etwas bewegt oder bildete er sich dies nur ein? Nein, dort war wirklich etwas und es musste etwas Großes sein, denn nun vernahm er auch die Schritte, die auf sie zukamen. Erschrocken wich er zurück, als vier riesige Tiere aus den Schatten auftauchten. Er war sich zu 100 Prozent sicher, dass er so etwas noch nie gesehen hatte. Diese Viecher waren nicht nur riesig, sie waren monströs, er würde ihre Höhe auf mindestens drei Meter schätzen. Er konnte keine Augen an diesen Wesen ausmachen, ein Rüssel hing ihnen im Gesicht und ihr Kopf war sehr kantig. Diese eigentümliche Musterung ihres Felles erkannte er sofort wieder, es war das Fell, das überall verwendet wurde. Als einer der Vieren sein Maul öffnete und einen markerschütternden Schrei erklingen ließ, blitzten die spitzen Zähne auf und er bemerkte, wie das Adrenalin durch seinen Körper jagte und sein Herz zum rasen brachte.
 

„Bleib ganz ruhig, sie tun dir nichts. Das sind die Elomanen, unsere Schamanen können sich mit ihnen verständigen und sind vor vielen Jahrtausenden einen Vertrag mit ihnen eingegangen. Wir geben ihnen unsere Toten, so wie die Natur sie hervorgebracht hat und jagen sie nicht, dafür verschonen sie uns ebenfalls und überlassen uns ihre Toten. Für gewöhnlich kommen die Elomanen an diese Grenze, um zu sterben und überlassen uns ihre Überreste. Wir essen ihr Fleisch, verwenden ihr Fell und bauen mit ihren Knochen.“, während er Salvas Erklärung lauschte, beobachtete er, wie einer der Elomanen sich verneigte und mit seinem Rüssel den leblosen Körper in die Dunkelheit hinfort trug.
 

„Und nun zu den Gewändern, wir tragen nur so spärliche Kleidung, die unserer Hautfarbe entspricht, um unsere Toten zu ehren.“
 

„Ich verstehe… das ist wirklich eine schöne Geste.“, sagte er, während er versuchte, seinen Blick von der Dunkelheit abzuwenden und plötzlich erblickte er einen Jaím, der seiner Meinung nach aus der Masse hervorstach. Er hatte goldene Haut, die das Sonnenlicht zu reflektieren schien, seine Haare waren lang und so türkis, wie Salvas Haut und seine Augenfarbe wusste er nicht recht zu deuten, er würde seine Augen gerne aus einer geringeren Entfernung betrachten. Ein wenig verwirrt von dem Anblick fragte er: „Wer ist das?“
 

„Ah! Das ist Avenir, man könnte ihn fast als meinen Cousin bezeichnen. Das Paar neben ihm sind meine Tante und mein Onkel, die Majia. Man kann nicht wirklich sagen, dass sie über unser Volk herrschen, aber sie leiten uns, sind wie eine Art übergeordnete Eltern.“
 

„Und warum ist Avenir nur fast dein Cousin?“
 

„Er sollte eine Verbindung mit meiner Cousine Salia eingehen, doch sie ist gestorben, bevor dies geschehen konnte, es ist noch gar nicht so lange her.“
 

„Oh, das tut mir leid, Salva.“
 

„Mach dir keine Gedanken, das ist nun mal der Zirkel des Lebens.“
 

„Dein Onkel und auch Avenir sehen sehr blass aus.“, bemerkte Recuro, als er die beiden näher betrachtete.
 

„Beide sind noch sehr mitgenommen von dem Tod meiner Cousine, mein Onkel scheint es nicht verkraften zu können, er hat sie wirklich sehr geliebt. Aber mach dir keine Sorgen, Sanando kümmert sich gut um die beiden.“
 

Salva wollte ihn grade in ihre Richtung ziehen, um ihn vorzustellen, doch er hielt ihn zurück: „Ich fühle mich noch nicht bereit ihnen gegenüberzutreten, außerdem weiß ich gar nicht, wie ich sie anreden muss.“
 

„Du duzt sie ganz einfach. Würdest du sie Siezen, so würdest du sie beleidigen, denn wir sehen sie als unsere Familie… aber wenn du noch nicht dafür bereit bist, dann verstehe ich das, allerdings sollten wir nicht mehr allzu lange damit warten, dich vorzustellen.“, Recuro beobachtete, wie sich die Masse langsam auflöste und Salva zog ihn wieder mit sich, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte und sich umdrehte. Sanando hatte ihn zurückgehalten und begann zu sprechen: „Wie geht es dir heute, Recuro? Beginnst du dich langsam einzuleben?“
 

„Mir geht es gut, danke der Nachfrage und ja, ich denke, dass ich langsam beginne mich einzuleben, aber manche Dinge sind mir völlig fremd, während ich bei anderen Dingen denke, dass sie mir sehr bekannt vorkommen.“
 

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen, junger Mann. Ich will euch auch nicht weiter aufhalten, habt noch einen schönen Tag.“, er klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, bevor der Orangehäutige sich abwandte und sich unter die Leute im Dorf mischte.
 

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So, an dieser Stelle unserer Reise haben wir ein wichtiges, kulturelles Ereignis miterleben dürfen, wie hat es euch gefallen?

Und ich lasse euch an dieser Stelle mal spekulieren:

Wer könnte jetzt mit wem zusammenkommen?^^
 

lg~

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-03-19T14:44:03+00:00 19.03.2012 15:44
Ich überlege die ganze Zeit ob Salia wohl wirklich tot ist...
Ich würde ja beinah vermuten, dass nicht...
Naja wir werden sehen.
Avenir ist also gold und türkis...klingt interessant, ich will wissen wie seine Augen aussehen und das mit dem Dibuj ist wirklich sehr interessant.

Den Vetrag mit den Elomanen finde ich klasse und ich wüsste zu gerne ob diese Räume so was wie ein Holzbau oder das innere eines riesigen Baumes oder so sind^^
Oder ob das vielleicht gar kein Holz sondern Elomanen-knochen sind...
Bin auf jeden Fall sehr gespannt.
Von:  KaethchenvHeilbronn
2012-03-14T14:15:58+00:00 14.03.2012 15:15
Aww, ich fand das Kapi wunderschön :3
Irgendwie hat das ganze eine tropische Stimmung, und durch die Beschreibungen wirkt es so farbenfroh... X3

Die Erklärung von Salva über den Deal, den sie mit den Elomanen haben, fand ich sehr interessant, macht Sinn...so sollte man manche Sachen in unserer Welt auch mal lösen^^'
Wobei ich trotzdem irgendwie ein seltsames Gefühl dabei hätte, die Toten, auch wenn es nur noch tote Körper sind, solchen Tieren zu überlassen >.<

Okay, aber jetzt zu den Pairings... ;)
Mein Tipp ist:
Avenir/Recuro
und evtl Sanando/Salva, wobei ich mir gar nicht sicher bin, wie da dann Criada noch mitreinspielt...

Und für Salia war das ja mal ein kurzer Auftritt O.o Im Prolog wirkte sie doch noch so entschlossen... :´(
Hoffentlich erfahren wir noch, wieso sie sterben musste >.<


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