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Drachenauge

Löwenherz Chroniken I
von

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Der Kaiser der Drachen

Eines jener neuen Reiche, die nach dem vierten Weltkrieg entstanden waren, war Drakani. Geografisch nach heutigen Standpunkten bemessen, befand es sich dort, wo einst China gewesen war. Der Großteil der Bevölkerung bestand aus Drachenmenschen, jener neuen Rasse, die sich dort mit Vorliebe versammelte, um unter Ihresgleichen zu sein. Es gab noch normale Menschen und auch andere Rassen, aber jede von ihnen versuchte, unter sich zu bleiben. Die Menschen, früher so verfeindet miteinander, rückten zusammen, um sich gegen den gemeinsamen Feind zu verteidigen und als Antwort darauf zogen auch die anderen Rassen es vor, unter sich zu bleiben.

Regiert wurde dieses Volk ebenfalls von einem der ihren, auch wenn das nicht immer so gewesen war. Im Jahr 2901 war den versammelten Bewohnern erstmals ins Bewusstsein gerückt, dass sie jemanden brauchten, dem sie folgen könnten, der ihnen eine gemeinsame Identität außer dem Dasein als Drachenmenschen gab, immerhin hatten alle anderen Völker auch so jemanden.

Just in jenem Jahr tat sich ein bis dahin unbekannter junger Mann besonders hervor. Albus de Silverburgh besiegte zahlreiche Monster und auch Banditen, die das Land unsicher machten und auch im Umgang mit anderen Menschen bewies er rasch Führungsqualitäten, so dass er mit einer überwältigenden Mehrheit zum Anführer bestimmt wurde und er sich dann selbst zum Kaiser ernannte. Bald darauf gründete er eine Familie und dank seines neuen Status war es ohne jede Frage, dass seine Kinder die Thronfolge im Fall seines Todes übernehmen sollten.

So kam es, dass im Jahr 3000, dem Jahr, in dem unsere Geschichte beginnt, sein jüngster Sohn Ryudo, der selbst in seinem Volk von allen nur Ryu genannt wurde, den Titel Kaiser innehatte – auch wenn ihm das nicht sonderlich gut gefiel.

Mühsam unterdrückte er ein Gähnen, während er dem heutigen Bericht seines Beraters lauschte. Immer wieder fielen ihm Strähnen seines violetten Haares in die Stirn, die seine Sicht beeinträchtigten, weswegen er sie fahrig zurückstrich. Auch wenn sein Berater, ein älterer Herr, dessen Haar bereits ergraut und dessen Gesicht von Falten gezeichnet war, es sich nicht anmerken ließ, wusste Ryu ganz genau, dass seine eisblauen Augen hinter den Brillengläsern jede Bewegung, die er tat, bemerkten und sie sich gedanklich notierte, um es ein andermal zur Sprache oder direkt einen Friseur zum Kaiser zu bringen.

Zumindest waren die Audienzen bereits vorbei, das war für ihn um einiges schlimmer als die Stunden, die er mit seinem Berater verbrachte. Es störte ihn nicht, mit so vielen Menschen zu tun zu haben, er genoss den Kontakt zu seinem Volk, aber manche von ihnen kamen mit derart lächerlichen Anliegen zu ihm, dass es ihm grauste, besonders da jeder von ihm erwartete, eine Lösung für diese Probleme zu finden. Aber was sollte man jemandem antworten, der wissen wollte, wie er seine Spielschulden bezahlen sollte? Ryu fragte sich ohnehin, warum es so überraschend viele Spieler in seinem Volk gab, die sich deswegen verschuldeten... oder waren es immer dieselben, die stets erneut mit dem Problem zu ihm kamen?

Das einzig Schlimme an den Stunden mit seinem Berater, war der Ort an dem diese Unterredungen stattfanden. Statt im weiträumigen Audienzsaal, saßen sie in einem Raum hinter diesem, der wesentlich kleiner war. Ein großer Schreibtisch fand darin Platz, so wie drei Stühle – mehr als drei Leute darin würden nur zu Beklemmungen führen – und ein gut gefülltes Bücherregal, allerdings kannte Ryu von all den darin befindlichen Folianten nur die Titel, gelesen hatte er sie nie. Ansonsten gab es nur noch ein Fenster, durch das milchiges Licht hereinfiel, das aber nie geöffnet wurde, so dass die Luft stickig war und einen dazu verleiten wollte, zu gähnen. Aber ein Gähnen hätte nur dazu geführt, dass auch dieses notiert und gegen ihn verwendet worden wäre.

Er betrachtete seinen Berater oft nicht als jemand, der für, sondern eher gegen ihn arbeitete – aber das war auf sein junges Alter zu schieben, wie seine ältere Schwester Joy immer sagte.

„Eure Hoheit?“

Die Stimme seines Beraters riss ihn aus den Gedanken und lenkte ihn wieder auf das eigentliche Gesprächsthema. „Was ist los?“

Der Mann schüttelte tadelnd mit dem Kopf. „Ihr dürft nicht einfach mit Euren Gedanken fortschweifen, hier geht es immerhin um wichtige Dinge.“

Am Liebsten hätte er erwidert, dass er all das, was besprochen wurde, nicht als wichtig erachtete, aber er beließ es dabei, dass er das lediglich dachte. Sein Berater, so sehr er ihn auch manchmal als Feind betrachtete, war wichtig für ihn, es wäre kontraproduktiv, ihn gegen sich aufzubringen, nicht zuletzt, weil das zu Ärger mit Joy geführt hätte.

„Verzeiht, Sir Pail.“

Argus Pail war nach Albus' Tod von Joy zu Ryus Berater ernannt worden, sie vertraute diesem Mann, also musste Ryu das ebenfalls tun. Meist fiel es ihm nicht sonderlich schwer, bei faktischen Fragen zweifelte er auch nicht an dem Wissensstand des Mannes, aber er war jung und wollte eigentlich andere Dinge tun als mit einem alten Mann über irgendwelche Bedürfnisse des Landes zu sprechen. Argus verstand das entweder nicht oder es war ihm zum Wohle des Landes egal und das wiederum störte Ryu noch mehr, auch wenn er wusste, dass er es nicht böse meinte.

„Worum ging es nochmal?“

In Argus' Augen leuchtete erneut Tadel auf, aber schon im nächsten Moment kehrte er zu seiner altbekannten Professionalität zurück. „In der Bevölkerung wächst die Befürchtung vor den Menschen in Ektorn.“

Südlich von Drakani, in etwa dort, wo sich einst Indien befunden hatte, existierte das Land Ektorn, eine der letzten Bastionen der aussterbenden Menschen. Es war bekannt, dass sie die Bewohner ihres Nachbarlandes fürchteten und sie den Verlust ihrer eigenen Zivilisation beklagten. Das wiederum flößte Ryus Volk Furcht ein und ließ sie glauben, dass die Menschen beständig planten, sie auszulöschen.

In unregelmäßigen Abständen wurden dann Gerüchte laut und Ryu musste diese wieder entkräften, sei es durch eine Ansprache oder durch ein spontan organisiertes Fest. Zumindest Feste waren ein guter Grund, um Kaiser zu sein, aber wenn er zu viele in einem Jahr gab, erntete er wieder Tadel von seinem Berater.

„Dasselbe wie immer?“

Argus schüttelte mit dem Kopf. „Dieses Mal halten sich die Gerüchte hartnäckig, mit den üblichen Methoden wird das nicht getan sein, fürchte ich.“

Aufmerksam blickte er Ryu an, wie üblich, wenn sich ein neues Problem auftat. In solchen Momenten wollte er wissen, ob der Kaiser in der Lage wäre, sich etwas einfallen zu lassen, das dieses Problem klärte. Aber wie immer blieb sein Gehirn leer, keine Antwort tauchte aus den Tiefen seines Bewusstseins auf. In solchen Momenten war er davon überzeugt, dass Seline die bessere Kaiserin geworden wäre, ihr wäre bestimmt in jeder Situation etwas eingefallen.

Er hob die Schultern. „Ich weiß nicht, was wir tun könnten.“

Argus schloss die Augen, was bedeutete, dass er innerlich seufzte, doch statt einen eigenen Plan zu präsentieren, wechselte er das Thema und setzte die Besprechung fort als hätte er das eben nie erwähnt und als wäre es eigentlich gar nicht weiter wichtig.

Ryus Gedanken drehten sich allerdings weiterhin um dieses Thema, was in ihm den Wunsch weckte, mehr über das Gerücht zu erfahren, er musste wissen, was in der Stadt erzählt wurde. Möglicherweise würde ihm dann auch ein Einfall kommen, was er dagegen tun könnte.

Aber ganz so einfach durfte er den Palast nicht verlassen, deswegen müsste er sich etwas anderes einfallen lassen.

Als die Besprechung schließlich endete und er sich auf den Weg zum Speisesaal machte, um das Abendessen einzunehmen, hatte sich bereits ein Plan in ihm gefestigt, den er direkt im Anschluss umzusetzen gedachte.

Ein roter Teppich dämpfte seine Schritte. Links und rechts davon war der weiße Boden zu sehen, der jeden Tag gesäubert wurde, so dass man sich regelrecht darin spiegeln konnte. Rechts von ihm, an der weißen Wand, waren in regelmäßigen Abständen die Wappen der Familie Silverburgh zu sehen, ein schlangenförmiger Drache, der sich kunstvoll wand, um sich selbst in den Schwanz zu beißen, eingerahmt von einem Kreis. Links von ihm war eine Fensterfront durch die man in den schattigen Innenhof sehen konnte, in dem sich ein kleiner Tempel befand, den eine unheilvolle Aura umgab, weswegen kaum jemand sich in dessen Nähe traute. So gut wie jeder Gang im Palast war nach diesem Muster aufgebaut, weswegen er selbst nach 18 Jahren manchmal noch Probleme hatte, sich zurechtzufinden und nicht selten ganz woanders landete als eigentlich beabsichtigt.

Außer ihm befanden sich auch mehrere Dienstmädchen auf dem Gang, die diesen im Gegensatz zu ihm allerdings beschäftigt durchquerten. Dennoch fand jedes von ihnen noch die Zeit für eine kurze Verbeugung und eine respektvolle Begrüßung, wenn es an ihm vorbeiging. Er erwiderte jeden Gruß mit einem einstudierten Lächeln. Früher einmal war es noch ehrlich gewesen, damals hatte er auch versucht, die Namen der Angestellten zu lernen, damit er diesen bei der Begrüßung nennen könnte, aber den Plan bald wieder verworfen, weil es aussichtslos gewesen war, es gab einfach zu viele – oft wechselnde – Angestellte.

Endlich angekommen, blieb er für einen kurzen Moment wieder stehen, um durchzuatmen, da sich das so gehörte, ehe man in einen Raum eintrat. Ihm war nicht aufgefallen, wie hastig er gelaufen war, aber nun holte ihn die Erschöpfung ein, was ihm wieder einmal zeigte, wie wenig Zeit er für sein Kampftraining aufbringen konnte.

Er öffnete die viel zu schwere, viel zu dunkle Tür, die in den Speisesaal führte. Der Raum war geradezu lächerlich groß, wenn man bedachte, dass nur ein großer Tisch darin stand, der Platz für etwa zwanzig Leute bot. Früher hatte er mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Schwestern hier gegessen. Seit dem Tod seiner Eltern allerdings, musste er allein essen. Joy war stets beschäftigt und die älteste Schwester, Seline, war auf eine Reise gegangen, die offenbar nie enden würde.

Da ihm das aber zu einsam geworden war, hatte er eines Tages seinen Leibwächter gebeten, mitzuessen – und das war zu einer Gewohnheit geworden.

Dementsprechend befand er sich bereits hier und unterhielt sich mit einem der Küchenmädchen, wobei er sich immer wieder mit der Hand durch das schwarze, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar fuhr. Sein Name war Dracon Lionheart und er war dem Kaiser mehr vertraut als sein eigener Vater und nicht selten hatte er sich bereits gewünscht, dass dieser Mann wirklich sein Vater wäre. Dann wäre er nicht an all diese Pflichten gebunden und könnte tun und lassen, was er wollte. Außerdem sahen sie sich ähnlich, wie der Kaiser fand, dieses leicht feminin wirkende, spitz zulaufende Gesicht, die feingliedrigen Finger... es war eine Schande.

Lionheart unterbrach sein Gespräch und wandte sich Ryu zu, als er diesen bemerkte. „Eure Hoheit, wie schön, Euch zu sehen.“

Seine blauen Augen verrieten, dass er sich wirklich freute, anders als wenn er mit so manch Angestellten im Palast sprach. Er stand nicht auf, um sich zu verneigen, das bereits stehende Küchenmädchen machte allerdings sofort einen Knicks, als ihr ebenfalls bewusst wurde, dass er hier war. „Ich werde das Essen sofort servieren!“

Damit wirbelte sie bereits davon in Richtung Küche.

Ryu setzte sich gegenüber von Lionheart an den Tisch und atmete erleichtert auf. „Endlich ist der Tag heute vorbei.“

Der Leibwächter schmunzelte. „Anstrengend?“

„Langweilig“, erwiderte Ryu seufzend. „Dasselbe wie immer. Audienzen, Beratungsgespräch...“

Er legte die Stirn in Falten, als er wieder daran dachte, was Argus ihm erzählt hatte. „Lionheart, habt Ihr von den neuen Gerüchten über Ektorn gehört?“

Im Gegensatz zu ihm durfte sein Leibwächter den Palast verlassen, weswegen er sich bei ihm oft über Gerüchte informierte, die im Umlauf sein sollten. Aber an diesem Tag enttäuschte er ihn, er schüttelte mit dem Kopf. „Nicht, dass ich wüsste, aber ich war auch schon eine Weile nicht mehr außerhalb des Palastes unterwegs.“

Im selben Moment wurden sie beide von demselben Gedanken heimgesucht. Lionheart schmunzelte. „Scheint als würden wir heute Nacht wieder einen kleinen Ausflug unternehmen.“

Ryu nickte zustimmend und endlich einmal lächelnd. „Ja, so sieht es aus. Es ist schon eine Weile her, nicht wahr?“

Früher hatten sie sich oft aus dem Palast geschlichen, um in der Hauptstadt etwas zwanglose Zeit zu verbringen, aber seit gut einem Jahr war das kaum noch möglich gewesen, weil Ryu nachts zu müde gewesen war und seinen Schlaf gebraucht hatte. Außerdem waren sie einmal von einer sehr eifrigen Wache erwischt worden, der Tadel von Joy klang ihm an diesem Tag noch in den Ohren.

Dementsprechend aufgeregt waren er und Lionheart auch. Beide waren nicht sehr von dem Leben im Palast angetan, obwohl einer von ihnen sogar hineingeboren worden war. Ständig wurde man beobachtet, überwacht und man durfte kaum einen Schritt hinauswagen. Es war ein Leben im goldenen Käfig und Ryu hasste es mit jedem Jahr mehr.

Er wusste, dass es Lionheart genauso ging und war daher dankbar, dass sein Leibwächter dennoch blieb, obwohl ihm freigestellt war, zu gehen. Ohne seinen Vertrauten wäre das Leben noch um einiges eintöniger.

Als das Küchenmädchen mit einem kleinen Servierwagen zurückkehrte, schwiegen beide wieder, damit außer ihnen niemand etwas von ihren Plänen erfahren würde. Aber beiden genügte ohnehin ein Blick, um klarzustellen, dass sie wussten, wo und wann sie sich später treffen würden.

Während des Essens sprachen sie, aufgrund der Anwesenheit des Küchenmädchens, nur über all jene Dinge, die Ryu im Laufe des Tages erlebt hatte. Meist war es immer dasselbe, denn als Kaiser erlebte er nicht sonderlich viel Abwechslung, aber Lionheart lauschte ihm immer geduldig und manchmal bot er sogar Lösungsansätze, die er zuvor nicht hatte sehen können. Aber wann immer Ryu von den verschuldeten Spielern sprach, lachte der Leibwächter immer nur.

Als sie sich nach dem Essen wieder voneinander verabschiedeten, sahen sie sich erneut mit einem verschwörerischen Blick an, den keiner außer ihnen zu deuten wusste – zumindest glaubten sie das.

Ryu legte den Weg in sein Zimmer zurück. Seit seiner Geburt lebte er in diesem Raum, selbst eine seiner ersten Kindheitserinnerungen beinhaltete dieses Zimmer. Es war geradezu riesig, das fand selbst er, obwohl er es gar nicht anders kannte. Das Buchregal, das eine ganze Wandseite einnahm und bis an die Decke reichte, beinhaltete mehr als dreihundert Bücher, die er alle bereits mehrmals gelesen hatte, nicht wenige davon waren sogar schon richtiggehend abgegriffen. Auf seinem Schreibtisch befand sich alles, was man zum Briefe schreiben brauchte, obwohl er ohnehin nie dazu kam, einen zu schreiben und er nicht einmal wüsste, an wen er einen schicken sollte. Selbst die kaiserlichen Briefe wurden von einem Sekretär geschrieben, so dass er sie nur noch unterschreiben musste.

Er öffnete die Balkontür und ließ die kühle Abendluft herein. Früher hatte er abends oft seinen Ausblick über die gesamte Stadt bewundert, aber inzwischen war er davon müde geworden, so dass er sich nach tiefem Durchatmen wieder abwandte und zu seinem Bett hinüberging. Es war ein Himmelbett mit Vorhängen, die man schließen konnte, wenn man von der Welt nichts mehr wissen wollte, aber er tat das nie, nicht einmal, wenn er wirklich in einer solchen Stimmung war.

Da es noch einige Stunden dauern würde, bis er sich gefahrlos mit Lionheart treffen könnte, ließ er sich auf das viel zu weiche Bett nieder. Nach dem langweiligen Tag, der viel zu früh begonnen hatte, schafften es die Geräusche der Stadt rasch, ihn in einen unruhigen Schlaf zu wiegen.
 

Blut. Es war eindeutig Blut, das auf seinen Händen klebte und von dem Rot langsam zu Braun wurde, während es trocknete. Sein gesamter Körper erschauerte unter der Erkenntnis.

Eine Stimme erklang, die undeutlich und wie aus weiter Ferne seinen Namen rief. Die Stimme war süßlich, versuchte, ihn aus seinem Versteck zu locken, aber er wusste, dass das eine schlechte Idee war. Das Blut auf seinen Händen kam immerhin nicht von ungefähr, die Ursache war der Rufende.

Auch wenn es ihm nicht gefiel, aber er musste die Leiche zurücklassen. Er schloss die Augen des Toten, murmelte eine leise Entschuldigung und richtete sich dann auf.

Hastig begann er zu rennen, zwischen den Bäumen hindurch, lediglich von dem wenigen Mondlicht, das durch die Blätter fiel, begleitet. Sein Blut rauschte in seinen Ohren, er konnte sein eigenes, stockendes Atmen hören, während er sich seinen Weg durch den Wald bahnte.

Während er rannte, jagten sich gleichzeitig seine Gedanken durch seinen Kopf und verhinderten, dass er einen davon weiter verfolgen konnte. Der Tote, das Blut, der Verrat... all das wollte er genauer durchdenken, ohne das auch nur im Mindesten zu schaffen.

Eine plötzliche Bewegung vor ihm ließ ihn innehalten. Eine Gestalt war vor ihm aufgetaucht, doch bevor er diese im Mondlicht erkennen konnte, spürte er eine weitere Bewegung mehr als dass er sie sah – und im nächsten Moment spürte er ein heftiges Brennen an seinem Hals.

Er wollte schreien, aber nur ein Krächzen erklang, während er gleichzeitig fühlte, wie Blut aus der neu geschaffenen Wunde sickerte. Langsam stürzte er zu Boden, zu kraftlos, um seinem Gegenüber auch nur einen vorwurfsvollen Blick zu widmen.

Dieser wandte sich von ihm ab und ging langsam davon. Ehe ein schwarzer Schleier über sein Bewusstsein fiel, konnte er noch einmal die Stimme des anderen hören, die jede Emotion vermissen ließ: „Keiner von ihnen wird überleben, kein einziger.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-04-19T10:35:36+00:00 19.04.2012 12:35
Und zu guter letzt widme ich mich dann natürlich auch noch dem neuen Kapitel zu Drachenaugen, damit ich wieder einigermaßen up to date bin, auch wenn ich noch einige andere Sachen dann trotzdem noch offen stehen. *auf ihre Liste schiel*
Hm? Hatte das Kapitel nicht mal knapp 3000 Wörter oder spinne ich jetzt total? Nun ja, egal, kann mich auch gerade mit einem anderen Kapitel aus einer anderen Geschichte vertun. :,D
Nun, dann schau ich mal rein, was es hier so zu entdecken gibt. *anfang zu lesen*

Ich finde es für das Reich der Drachenmenschen äußerst passend, dass Drakani dort liegt, wo einst China war. =)

> auch wenn ihm das nicht sonderlich gut gefiel.
Wer ist schon gerne Kaiser, weil er der Sohn/Tochter von einem war? D:
Also mir wäre es eindeutig viel zu viel Verantwortung.

> Mühsam unterdrückte er ein Gähnen,
Ach ja, und natürlich langweilig. XD

> um es ein andermal zur Sprache oder direkt einen Friseur zum Kaiser zu bringen.
Hilfe. o___Ô
Da muss man ja aufpassen, was man tut.

> Er hob die Schultern. „Ich weiß nicht, was wir tun könnten.“
Nun, immerhin ist er ehrlich. D:
Besser, als sich mit Mühe und Not irgendetwas Albernes zurechtzulegen.

> Aber ganz so einfach durfte er den Palast nicht verlassen, deswegen müsste er sich etwas anderes einfallen lassen.
Verkleiden und ausreissen! :D

> Er öffnete die viel zu schwere, viel zu dunkle Tür, die in den Speisesaal führte.
Unverschämtheit ... wo sind da die Helfer? DX

> Seline, war auf eine Reise gegangen, die offenbar nie enden würde.
Dei Gratia? ^^

> Da ihm das aber zu einsam geworden war, hatte er eines Tages seinen Leibwächter gebeten, mitzuessen
Oh, das ist irgendwie süß. :D
Wäre mir an so einem großen Tisch allein aber auch viel zu einsam, auch wenn ich eigentlich bevorzugt alleine esse. D;

> „Scheint als würden wir heute Nacht wieder einen kleinen Ausflug unternehmen.“
Ich mag die Stimmung zwischen Dracon und Ryu gerade sehr, man merkt, dass sie vertraut miteinander sind. =)
Und das mit den nächtlichen Ausflügen finde ich, ist auch so ein Zeichen der Vertrautheit, wenn Ryu ja sonst den Palast nicht einfach so verlassen kann.
Jeder junge Kaiser braucht so einen kleinen Lichtblick, jemanden, der ihm das Leben etwas schöner macht.

> Es war ein Leben im goldenen Käfig und Ryu hasste es mit jedem Jahr mehr.
Ich hasse es ja schon allein beim Lesen. D;

> Aber beiden genügte ohnehin ein Blick, um klarzustellen, dass sie wussten, wo und wann sie sich später treffen würden.
Wie bei Lan und No. <3
Jetzt mag ich die beiden erst recht. =3

> den keiner außer ihnen zu deuten wusste – zumindest glaubten sie das.
Oh je, klingt so, als würde eine böse Überraschung auf sie warten. >.<

> das eine ganze Wandseite einnahm und bis an die Decke reichte, beinhaltete mehr als dreihundert Bücher, die er alle bereits mehrmals gelesen hatte,
Um Himmels Willen, die hat er echt alle schon gelesen?! Mehrmals?! o____Ô“““
Nun gut, wenn man all die Jahre nichts anderes tun konnte und eh nicht raus durfte ... krass. D:

> Blut. Es war eindeutig Blut, das auf seinen Händen klebte
Wuss?! Was für ein Umschwung. o___Ô

Oke, also:
Dieses Kapitel hatte ja mal viele unterschiedliche Gesichter. Ganz zu Beginn eher geschichtliche Hintergründe. Dann der Blick in den gewöhnlichen Alltag von Ryu, in dem man ein Bild davon bekam, wie langweilig sein Leben größtenteils ist. Dann das Essen mit Dracon (ach ja, ich mag den Namen übrigens ^^), was wieder Lebendigkeit reinbrachte und auch mehr zum Thema freundschaftliche Beziehungen ging. Und zu guter letzt dann dieser letzte, mysteriöse Abschnitt. Also von Langeweile konnte hier absolut nicht die Rede sein. ;)
Vor allem das Ende hat mich wirklich so schauen lassen: O_O
Allein wegen diesem Ende (und Dracon :D), muss ich unbedingt weiterlesen.
Ich find’s auch toll, nun mehr über Ryu erfahren zu haben, nachdem man nur ein wenig über ihn in Dei Gratia mitbekam. Bisher finde ich generell gut, wie du die Geschichte aufgebaut hast, also ich erwarte noch viel, haha. Bis dahin warte ich brav, wie immer. :D
Von:  Lianait
2012-04-18T22:03:13+00:00 19.04.2012 00:03
Ich habe "Drachenauge" so lange verschmäht D; Auch wenn Russel erst spät dazu komm, aber wie konnte ich nur >_<

- befand es sich dort, wo einst China gewesen war.
Vor allem interessant in Betracht auf die chineische Geschichte bis hin ins Mittelalter. Wer hätte gedacht, dass mein Studium mal meine Betrachtung eines hypothetischen, futuristischen Geschichtsereignisses beeinflusst xD

- Drachenmenschen, jener neuen Rasse
Was mich jetzt interessiert, ist, wie die denn genau entstanden sind? :D

Ryu, wie das japanische Wort für Drache? :)

- besonders da jeder von ihm erwartete, eine Lösung für diese Probleme zu finden.
Blöd, so als Kaiser xD

- Aber ein Gähnen hätte nur dazu geführt, dass auch dieses notiert und gegen ihn verwendet worden wäre.
*lol* Wie so ein Strafmandat. "Alles was Sie sagen oder tun, kann und wird gegen Sie verwendet werden." xD

- seine ältere Schwester Joy
Ich dachte wegen DG irgendwie die ganze Zeit, dass es nur eine ältere Schwester, Seline, geben würde, keine Ahnung warum. Soll immer das jünkste Kind den Thron besteigen oder warum wäre Joy sonst nicht Thronerbin, sondern Seline gewesen?
Allerdings hoffe ich ja jetzt auch, dass Seline ihren Auftritt hat ^^

- Argus verstand das entweder nicht oder es war ihm zum Wohle des Landes egal und das wiederum störte Ryu noch mehr, auch wenn er wusste, dass er es nicht böse meinte.
Ein ewiger Teufelskreis xD

- letzten Bastionen der aussterbenden Menschen
Warum sterben die Menschen denn aus? Hat es was mit irgendwelchen Kilmaveränderungen oder so zu tun, oder liegt das einfach an ihrer geringen Anzahl?
Sorry, ich hab heute irgendwie viele Fragen... ;P

- erntete er wieder Tadel von seinem Berater
*lol* Irgendwie finde ich diese ironische Erzählweise sehr genial und ich muss die ganze Zeit lachen, wenn es um die Beziehung von Ryu und seinem Berater geht. xD

- dass Seline die bessere Kaiserin geworden wäre, ihr wäre bestimmt in jeder Situation etwas eingefallen.
Seline! *____________*
Ja, Seline fällt immer was ein. Naja, vielleicht nicht immer, wenn Russel in der Nähe ist <3 (xD) (Würde mir auch schwer fallen *hust*)

- hatte sich bereits ein Plan in ihm gefestigt, den er direkt im Anschluss umzusetzen gedachte
Heimlich und unter Tarnung aus dem Schloss schleichen? Fänd ich super xD

- ein kleiner Tempel befand, den eine unheilvolle Aura umgab, weswegen kaum jemand sich in dessen Nähe traute.
Ladons Tempel! <3

- die älteste Schwester, Seline, war auf eine Reise gegangen, die offenbar nie enden würde
Eine Reise, auf der sie Russel trifft? <3

- Dracon Lionheart
Ich nehme an, ein Nachfahre von Russel Lionheart, dem Geschichtsschreiber? :)

- „Scheint als würden wir heute Nacht wieder einen kleinen Ausflug unternehmen.“
Mir gefallen die Gedankengänge dieses Leibwächters xD

- – zumindest glaubten sie das
Wer sie jetzt wohl erwischt? xDDDD

- er nicht einmal wüsste, an wen er einen schicken sollte
Seline! *____*

Jetzt am Ende frage ich mich, ob die letzte Sequenz ein Traum ist, oder schon in die Zukunft vorgreift und einen Angriff der Menschen ankündigt, in dem Villeicht sogar der Leibwächert stirbt (Q___Q) und Ryu verletzt wird, wenn sie sich in die Stadt schleichen... Das werde ich wohl doch erst im nächsten Kapitel erfahren xD
Was ich noch sagen wollte: Mir persönlich gefällt diese "Rückentwicklung" nach dem Zivilisationssturz der Menschheit sehr gut, sodass es weniger technische Spielereien gibt und auch der Kaiser selbst Fechttraining hat.
Ah, sorry, ich hatte heute mal wieder meine Fangirl_momente und dazu auch noch so viele Fragen >_< Aber Seline und Russel und so! <3
Ach, ich warte jetzt schon wieder sehr gespannt (mit meinem nun anderes zu betrachtenden Earl Grey-Tee)! <3
Von: abgemeldet
2012-04-13T12:30:50+00:00 13.04.2012 14:30
Endlich kann ich mich wieder aufs Lesen konzentrieren, das hat ja ewig gedauert bis ich mich gefangen hab... -.-° Doch ja, schauen wir mal :)

Oh... der arme Ryu scheint sich ja ziemlich zu langweilen, oder? ;) Wenn er schon mal seine ganze Bibliothek von oben bis unten durchgelesen hat, und das mehrmals... auch dieses Kapitel ist dir gut gelungen. Gefiel mir sehr, vor allem das Ende hatte etwas. Deine Figuren sind mir sehr sympathisch, und außerdem habe ich nichts zu meckern :) Naja, vielleicht dann das nächste Mal, aber ich glaube eher nicht XD

Eine sehr schöne Geschichte und ich hoffe, das sie noch sehr lange weiter gehen wird! *.*


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