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The cage

Kisame/Itachi
von

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So nah...

Als Itachi wieder einigermaßen zu sich kam, fühlte er sich vollkommen benommen. Seine Augen brannten und sein Gesicht fühlte sich geschwollen an. Er wusste, er hatte sich gehen lassen, Kisames Angebot, ihm Trost zu spenden, angenommen…einfach weil er die Einsamkeit nicht mehr länge ertragen hatte. Alleinsein…er hatte es schon immer gehasst, sich deshalb damals an Obito gewandt, der ihm ein wenig Zuneigung und Schutz gegeben hatte. Auch Obito war tot…es war Deidara gewesen, der ihn erschossen hatte, daran erinnerte er sich noch.

Trotzdem machte er ihm keinen Vorwurf, denn er wusste, dass Obito ihn vermutlich andernfalls erschossen hätte. Vielleicht hätte er Sasuke getroffen und dann wäre es seine Schuld gewesen. So konnte Itachi seinen Hass wie gewohnt auf Madara konzentrieren.

Er atmete durch, spürte das Brennen in seinen Augen…wie lange hatte er nicht mehr so geweint? Die letzten Tränen hatte er nach dem Tod seiner Eltern vergossen und nun…für Sasuke. Das war keine Schande und er wusste, dass er noch viele weitere vergießen würde, denn der Verlust ging ihm nahe.

Allein an Sasukes regloses Gesicht zu denken, trieb ihm erneut die Tränen in die Augen, doch er musste sich zusammennehmen.

Stattdessen versuchte er sich auf die Umgebung zu konzentrieren…auf den Mann, der hinter ihm lag und die Arme um ihn geschlungen hielt. Sie lagen beide auf der Seite, Kisames Kinn ruhte auf seinem Kopf…und Itachi verspürte keine Angst. Vielleicht machte ihn die Trauer um Sasuke taub für jegliche anderen Gefühle oder aber er begann, Kisame ernsthaft zu vertrauen.

Wie dieser ihn angesehen hatte, wie er für ihn da gewesen war, damit hatte Itachi nach allem, was passiert war, nicht gerechnet. Doch wenn er jetzt daran zurückdachte, wie Kisame sich nach der Zeit im Ryuuchidou ihm gegenüber verhalten hatte, so war klar, dass er sich verändert hatte.

Der Mann, der Sasuke und ihn aus Madaras Hölle befreit hatte und am vorigen Abend für ihn da gewesen war, hatte nichts mit dem Mistkerl gemein, der ihn gedemütigt und zum Sex gezwungen hatte. Kisame hatte ihn nie so verletzt, wie es Madara getan hatte, doch er hatte seine Wunden aufgerissen und ihn gequält. Wie konnte er das vergessen?

Und woher wusste er, wie lange Kisames Wohlwollen, ihn zu unterstützen, anhalten würde, ehe er ihn wieder packte und sich nahm, was er wollte. Dass er selbst es überhaupt zugelassen hatte, dass dieser Mann ihm Trost spendete…er verstand sich nicht.

Sicher hatte er einen schwachen Moment gehabt, aber rechtfertigte das seinen Leichtsinn? Nein, aber es war ihm ja auch alles egal gewesen. Er lächelte bitter, blickte vor sich an die grässlich rosarote Tapete…wo waren sie eigentlich? Und wie waren sie hierhergekommen? Er erinnerte sich kaum noch an etwas, war zu durcheinander gewesen…zu fertig mit den Nerven. Kisame hatte ihn irgendwann hier angebunden und geknebelt – aber anscheinend nicht, um sich an ihm zu vergehen.

Er hörte Kisames ruhigen Atem, was deutlich machte, dass dieser noch schlief. Sollte er ihn wecken? Itachi wusste, dass er kaum ein paar Schritte gehen konnte, ohne gleich umzukippen…er versuchte sich zusammenzunehmen, zu verdrängen und sich abzulenken, aber wenn er ehrlich war, wollte er einfach nur liegen bleiben.

Kisames Nähe war momentan der Einzige, der ihm etwas Halt gab und auch wenn er wusste, dass er sich auf dieses Gefühl nicht verlassen durfte, wollte er es. Er wollte den Beistand des Hünen annehmen, was immer dieser auch damit bezweckte. Itachi hätte alles in Kauf genommen, um nicht allein sein zu müssen, denn dann hätte er sich vielleicht wirklich etwas angetan.

Es machte ihm unvorstellbare Angst, seinen Gedanken überlassen zu werden…sich in seiner Einsamkeit und dem Verlust zu verlieren. Und ja, das war schwach, doch er konnte sich nicht mal dafür schämen. Er hatte bislang schon viel zu viel in Kauf genommen und jetzt, wo man ihm auch Sasuke entrissen hatte, fehlte das, was ihn sonst immer über Wasser gehalten hatte.

Es gab keine Hoffnung mehr…die einzige, die er noch hatte, war die, Madara für all das büßen zu lassen. Allein der Gedanke an diesen Scheißkerl ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen und seine Zähne knirschen.

Wieder fühlte es sich so an, als hätte man ihm ein Loch in die Brust gerissen…es schmerzte einfach zu wissen, dass er Sasuke niemals wiedersehen würde. Niemals wieder seine Stimme hören würde…sein kleiner Bruder…Itachi schluckte hart, als ihm erneut stumme Tränen über die Wangen liefen und er wehrte sich auch gar nicht dagegen.

Er konnte es nicht mehr ertragen und so tun, als ginge es ihm sonst wo vorbei. Das hatte er schon bei seinen Eltern tun müssen und es war schwer genug gewesen. Dieses Mal konnte er sich nicht einreden, dass er kaltblütig genug sei, so dass es ihm egal war. Nichts von alldem war egal.

 

„Du heulst ja schon wieder.“

Itachi zuckte zusammen, als er die raue Stimme vernahm, wie sie gegen seine Haare brummte. Der Griff festigte sich noch etwas, machte deutlich, dass der Hüne nicht vorhatte, ihn loszulassen. Und was tat er selbst? Weinen wie ein Mädchen…doch die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die gereizten Augen, atmete durch, ehe er zu einer Erwiderung ansetzte.

„Unsinn…“, murmelte er und war erschrocken über seine heisere Tonlage.

Kisame lachte ihn nicht aus, wies ihn auch nicht auf die offensichtliche Tatsache hin, dass er log. Stattdessen vergrub er das Gesicht an seinem Nacken, streifte diesen mit seinen Lippen. Itachi schauderte, nicht wissend, ob er sich nicht doch lieber dagegen zur Wehr setzen sollte. Allerdings war es nicht unangenehm, ebenso wie die Hand, die ungewohnt vorsichtig über seinen Unterarm strich.

Itachi schloss die Augen, versuchte sich zu beruhigen…es war in Ordnung. Es musste in Ordnung sein. Eine ganze Weile lagen sie nur so da und schwiegen, bis Kisame sich schließlich regte.

„Nebenan ist die Dusche.“

Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, versteifte sich der Uchiha. Wenn er nur daran dachte, wie oft er mit Kisame unter der Dusche gestanden hatte und wohin es geführt hatte. Die Erlebnisse im Gefängnis, als sie sich noch eine Zelle geteilt hatten, schienen Monate her zu sein…dabei war die Zeitspanne wesentlich kürzer.

Sollte er sich dagegen sperren? Seine Kleidung war zerrissen, in den Wunden klebte noch der Dreck, den Deidara bei der Explosion verursacht hatte und…er fühlte sich nicht wirklich wohl in seiner Haut. So gesehen war es nicht mal eine schlechte Idee, duschen zu gehen…zumindest wenn er allein wäre. Um dies zu signalisieren, befreite er sich aus Kisames Griff und erhob sich dann – nur um bei dem ersten Schritt sofort in die Knie zu sinken. Ihm wurde wieder schwindelig, doch bevor er zur Seite kippen konnte, spürte er, wie ihn jemand am Arm hochzog.

„Lass dir schon helfen…ist ja echt peinlich, was du hier veranstaltest.“

Itachi senkte den Blick, konnte nicht mal etwas zu seiner Verteidigung sagen. Es stimmte ja, er benahm sich wirklich lächerlich. Und was sollte es noch? Kisame hatte bereits alles von ihm gesehen…vor kurzem hatte er noch gewollt, dass er sich seinen Preis nahm, damit sie endlich quitt waren. Was stellte er sich an, wenn es sowieso keinen Sinn mehr im Leben gab?

Sein Körper war nur die Hülle und alles andere…würde sowieso nur noch für den letzten Akt herhalten. Madara hatte es tatsächlich geschafft…er hatte ihn gebrochen und diese Erkenntnis bewegte rein gar nichts in seinem Inneren. Da war nur noch Selbsthass und Verzweiflung. Das und die Trauer um seine Familie.

Er ließ sich von Kisame ins Bad stützen, nahm zur Kenntnis, dass dieses nicht besonders groß war. Es würde eng werden, vor allem wenn der Ältere dabei blieb. Kaum hatte dieser ihn losgelassen, begann er sich auch schon auszuziehen. Ungeniert wie immer.

 

Itachi nahm es hin, wollte weder diskutieren, noch dass der andere ihn aufzog. Er tat es ihm gleich, auch wenn er dabei seinen Blick mied. Im Moment fühlte er sich zu schwach für alles…sogar für seine Rache. Er war noch nicht wieder aufnahmefähig und deshalb würde es auch leicht werden, auszublenden, was Kisame ihm eventuell antat.

Als er nackt war, wurde er von dem anderen in die Dusche gedrängt, fand sich mit dem Rücken an der gefliesten Wand stehend vor. Beinahe hatte er ein Déjà-vu, als Kisame das Wasser anstellte, doch im Gegensatz zu damals war es angenehm warm. Sein zerzaustes Haar glättete sich unter der Nässe recht schnell, Blut und Dreck wurden von seiner Haut gespült…es war angenehm.

Kisame zog den Vorhang zu, kam noch näher, so dass er ihn beinahe mit seinem Körper berührte. Nur langsam hob der Uchiha den Kopf, blickte in die grünen Raubtieraugen, die ihn fixierten…eine Ewigkeit schien zu vergehen, doch es waren nur Sekunden.

Itachi wusste nicht, ob es nur das Wasser war, das über seine Wangen rann, doch er bezweifelte es. Er hielt den Atem an, als Kisame die Hand unter sein Kinn schob und sich vorbeugte. Es fehlte nicht viel, um seine Lippen auf den eigenen zu fühlen…und Itachi begann wieder zu zittern.

Er war vollkommen überfordert, mit allem und wenn Kisame ihn jetzt wollte, würde er eine Puppe missbrauchen. Itachi würde nicht fähig sein, darauf einzugehen…und er würde sich auch nicht wehren.

„…du machst mich wahnsinnig“, brummte der Hüne und schloss kurz die Augen, als würde er um Beherrschung ringen.

Itachi hatte dafür nur ein schwaches Zucken der Mundwinkel übrig.

„Womit?“, fragte er matt und spürte das Prasseln des Wassers auf seinem Körper. „…mit meinem Selbstmitleid oder meinem erbärmlichen Geheule?“

Es war triefender Sarkasmus und Kisame wusste es, denn er grinste ihn freudlos an.

„Beides.“

„…dann scheinen sich deine Vorlieben geändert zu haben“, wisperte Itachi und lehnte den Kopf in den Nacken, spürte die Wassertropfen nun auf sein Gesicht rieseln.

Es tat gut, wie die Tränen fortgespült wurden, die Augen zu schließen und sich gehen zu lassen. Was weniger schön war, war Kisame, der ihn mit seinem Körper gegen die Wand drückte. Itachi zuckte, sah ihn dann wieder an…ausdruckslos, wartend…es spielte doch keine Rolle mehr.

„Stimmt“, brummte der Hüne und funkelte ihn an. „Und rate, wessen Schuld das ist…“

Die Antwort erübrigte sich, deshalb schwieg Itachi und hielt dem Blick des Raubtiers stand. Kisame verhielt sich jedoch friedlicher als er es vermutet hätte. Es kam überraschend, als dieser an ihm vorbei nach dem Duschgel griff und sich etwas in die Handfläche laufen ließ.

Dann verteilte er es auf seinem Körper, angefangen bei der Brust…doch nach und nach berührten ihn seine rauen Hände überall. Es war nicht erregend und irgendwie hatte Itachi auch nicht das Gefühl, als sei das Kisames Intention. Die Finger bewegten sich ruhig, keinesfalls fordernd und er packte ihm auch nicht direkt in den Schritt. Beinahe angenehm fühlten sich die Berührungen an, doch er konnte sich nicht entspannen. Ein ersticktes Lachen, das kaum als solches zu erkennen war, verließ seinen Mund und er blickte zur Seite, sich wohl bewusst, dass Kisame ihn irritiert ansah.

Vielleicht hielt er ihn für verrückt. War er das? Vielleicht…eigentlich wollte er sich nur noch irgendwo verkriechen. Ob er Madara gewinnen lassen wollte? Nein…er wusste nur nicht, wie er wieder auf die Beine kommen sollte.

Es war niemals Hass gewesen, der ihm den Antrieb gegeben hatte, sondern die Liebe zu seiner Familie…zu seinem Bruder. Das Bedürfnis, diesen zu schützen…ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür hätte er alles ertragen.

 

„…warum…?“

Itachi atmete tief durch, merkte, wie seine Sicht wieder verschwamm. Beherrschung war nicht mehr von Bedeutung, es war vollkommen gleich. Kisames Hände hielten plötzlich still, blieben an seinen Seiten liegen. Bereit, ihn aufzufangen…jedenfalls kam es ihm so vor. Brauchte er das? Jemanden, der ihn auffing, wenn er fiel? Doch er war schon längst am Boden…viel tiefer ging es wohl kaum.

„Was willst du noch von mir?“, murmelte er erschöpft und fühlte sich so schwach wie nie zuvor.

Er gab so ein jämmerliches Bild ab und unternahm nicht mal den Versuch, etwas daran zu ändern. Er hatte lange versucht, stark zu sein…gerade jetzt konnte er es nicht mehr sein.

Und Kisame sagte immer noch nichts, schien an ihm vorbei zu sehen. Warum die plötzliche Schweigsamkeit? Sonst hatte er doch immer einen Spruch auf den Lippen…immer eine Antwort parat, doch jetzt? Wusste er es selbst nicht?

Itachi bekam Kopfschmerzen, je länger er darüber nachdachte. Vielleicht sollte er einfach damit aufhören…er wollte ohnehin nur wieder schlafen.

„Hör auf, mich auszufragen“, brummte Kisame nur und ließ ihn dann los. „Das nervt.“

Mehr schien er nicht dazu sagen zu wollen, denn er wandte sich von ihm ab. Itachi lehnte sich an die Wand, sah zu, wie der Hüne den Vorhang beiseiteschob und aus der Dusche stieg.

Er wich ihm aus. Bisher war Kisame ihm noch nie ausgewichen, es war auch gar nicht nötig gewesen. Vermutlich hätte es unter anderen Umständen sein Misstrauen geweckt, doch jetzt konnte er sich nicht wirklich damit befassen. Es war einfach nur seltsam.

„Steh da nicht so rum…komm her!“

Itachis Finger schlossen sich um den Hahn, drehten das Wasser wieder ab, doch er bewegte sich nicht sofort. Mit entnervter Miene packte Kisame ihn grob am Handgelenk und zog ihn ruppig zu sich. Das Verhalten kam ihm schon bekannter vor, was nicht bedeutete, dass er es guthieß. Kisame trug nur eines dieser rosafarbenen Handtücher um die Hüften, was sich auf grausamste Weise mit seiner blaugräulichen Hautfarbe biss.

Itachi zuckte zusammen, als der Hüne ihm mit einem anderen flauschigen Handtuch die Haare trocken rubbelte. Er war kein Kind mehr…dennoch ließ er ihn machen. Schließlich wurde ihm der Stoff um die Schultern gelegt und er wieder aufs Bett gedrückt. Itachi blieb sitzen, blickte vor sich hin, während Kisame kurz seine Worte zu überdenken schien.

„Wir bleiben erstmal hier“, verkündete er ihm dann und sah auf ihn herunter. „Draußen wird immer noch ziemlich die Hölle los sein und hier sind wir erstmal sicher, kapiert? Außerdem geht es Zabuza immer noch ziemlich beschissen…“

Erst jetzt hob Itachi den Kopf, als ihm dämmerte, dass Kisames Kumpel von einer Kugel getroffen worden war. Durch die ganzen verworrenen Ereignisse hatte er das vollkommen vergessen.

„Er ist halb am Verbluten gewesen, aber Karin – das ist ne Freundin von uns, kann man sagen – hat ihn wieder hingekriegt. Hoff‘ ich jedenfalls…muss gleich mal nach ihm sehen.“

Itachi war klar, dass Kisame nur deshalb noch hier war, weil er nicht wollte, dass er eine Dummheit beging. Nicht so abwegig, wie er es gern gehabt hätte, doch er hatte zumindest nicht vor, wegzulaufen. Wohin denn auch? Unbewaffnet und in seinem Zustand…nein.

„Dann geh“, erwiderte er leise.

Kisame schnaubte.

„Nur, wenn du mir versprichst, dass du keine Scheiße baust – wobei…ich weiß ja, wie viel man auf dein Wort geben kann, ne?“

Der Vorwurf war ja zu erwarten gewesen, doch alles, was Itachi tat, war, sich ins Bett zu legen. Er wickelte sich in die Decke, drehte Kisame den Rücken zu und schloss die Augen.

„…ich warte hier“, murmelte er in den Stoff der Decke, doch war er sicher, dass der Ältere ihn verstanden hatte.

Wenn nicht, dann war es auch egal. Er wollte nur seine Ruhe haben…nicht mehr reden oder denken müssen. Als die Tür jedoch geschlossen wurde, wurde Itachi klar, dass er das Alleinsein genauso wenig ertrug. Was er auch tat, er war nicht fähig, sich gegen seine Gefühle zu wehren…und diese überrollten ihn. Immer wieder.

 

 

Warum…was willst du noch von mir…zu viele Fragen, auf die Kisame dem Uchiha keine Antwort geben konnte. Itachi sollte einfach aufhören, ihn so einen Stuss zu fragen, denn es nervte ihn gewaltig. Hatte der Junge überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ihm vorhin gefallen war, ihn nicht gegen die Kacheln zu drücken und sich zu nehmen, wonach es ihn verlangte?

Doch hätte er es getan, hätte er sich alles verbockt, was er sich bis hierhin erarbeitet hatte und das war nicht viel. Itachi vertraute ihm nicht, logischerweise klammerte er sich in seiner Verzweiflung einfach nur an den nächstbesten Menschen: Ihn.

Es war wirklich zum Kotzen, dass die Situation so festgefahren war…und Kisame merkte, dass er langsam ein Ventil brauchte. Das mit Zabuza war nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, er fühlte sich immer noch beklommen. Sein Kumpel hätte draufgehen können und was tat er? Itachi noch den Floh ins Ohr zu setzen, die Rache an Madara sei die Lösung seiner Probleme, war einfach nur irrsinnig gewesen. Innerlich wollte er sich selbst eine reinhauen für diese beschissene Idee.

Worauf würde es hinauslaufen? Dass sie wieder im Kugelhagel endeten? Dass es noch mehr Tote gab? Kisame war nicht feige, aber dies war ein Kampf, bei dem es keinen Gewinn gab…nicht für Zabuza, Deidara oder ihn selbst. Nur für Itachi, doch mit etwas Pech würde er am Ende selbst sein Leben lassen.

Kisame war nicht blöd, aber in letzter Zeit traf er immer wieder besonders dämliche Entscheidungen. Wäre Zabuza nicht sein bester Freund, dann hätte er wohl niemanden, der diese Scheiße mitmachen würde. Wenigstens war Itachi momentan viel zu lethargisch, als dass er direkt losrennen konnte. Hoffentlich würde das noch eine Weile so bleiben.

Er blickte auf, als ihm eine genervt wirkende Karin entgegen kam.

„Willst du deinen Kollegen besuchen?“, knurrte sie mehr, als dass sie fragte und er nickte nur etwas verdutzt. „Dann viel Spaß…der unverschämte Sack ist überm Berg.“

Kisame konnte nicht anders, als zu grinsen; endlich mal eine gute Nachricht.

„Also kann er dir schon wieder auf die Eier gehen?“

„Tse…besonders viel sagt er nicht, aber wenn er mal die Fresse aufmacht, bellt er wie ein Köter, den man lieber hätte einschläfern sollen. Vor allem wenn Blondie seinen Senf dazu gibt…nicht zum Aushalten!“

Sie stampfte mit dem Fuß auf, was ihr den Eindruck eines Kindes verlieh, dem man die Bonbons gestrichen hatte.

„Klingt für mich ziemlich gut“, meinte er nur und Karin murrte.

„Ganz toll…wie geht es deiner Sahneschnitte?“

„Beschissen“, erwiderte Kisame und sah sie warnend an. „Lass ihn in Ruhe, er will niemanden sehen, klar?“

„Ausgenommen von dir, eh?“, konterte die Rothaarige mit einem dreckigen Grinsen auf den vollen Lippen. „Ja, ja, ich weiß schon Bescheid…der Knast hat dich wohl dazu bekehrt, auf Männer umzusteigen…es gab mal Zeiten, da hättest du Frauen mit Kurven vorgezogen, mh…“

Kisame winkte grollend ab, wollte darüber nicht diskutieren. Auch wenn Karin sich ihm jetzt angeboten hätte, er hätte abgelehnt. Nicht nur wegen dem Uchiha, sondern weil er auch andere Dinge im Kopf hatte…er musste endlich Zabuza sehen und sich davon überzeugen, dass es ihm wirklich gut ging.

„Bis später, Karin“, würgte er sie ab und ging an ihr vorbei.

Er hörte sie noch grummeln, ehe sie davon stapfte.

„Ein Danke hätte dich nicht umgebracht…ungehobelter Kerl!“

Sollte sie rummeckern, das war ihm egal, schließlich wusste er sehr gut, dass sie sich meistens sowieso nur aufplusterte. Er hatte sowieso wichtigeres zu tun…und danach würde er sich wieder um Itachi kümmern…

 

 

Eben jener blinzelte leicht, als das Geräusch der Tür an seine Ohren drang…war Kisame schon zurück? Unwahrscheinlich, immerhin war er dafür viel zu kurz weggewesen, es hatte ja gerade mal dafür gereicht, dass er leicht wegdämmerte. Allerdings konnte er sowieso nicht mehr richtig schlafen, da seine Gedanken immer noch nicht zum Stillstand kommen wollten.

Er runzelte die Stirn, als er die fast lautlosen Schritte auf dem weichen Teppichboden vernahm…und dann wurde ihm bewusst, dass es sich nicht um Kisame handeln konnte. Tief atmete er durch, ehe er sich aufsetzte und den Kopf Richtung Tür drehte, um zu sehen, wer ihn störte.

Zuerst war er verwirrt, denn er hatte mit keiner Frau gerechnet. Er schätzte die Rothaarige auf um die 25 Jahre, die gleichfarbigen Augen schimmerten mit unverhohlener Neugier hinter den Brillengläsern. Sie war hübsch, trat mit solcher Selbstverständlichkeit vor ihn, dass er sicher war, dass es sich hierbei um diese Karin handeln musste. Eine Freundin, könnte man sagen…der einzige Mensch, den Kisame respektierte, wäre beinahe umgekommen. Er musterte die Kleidung der Frau, die aus kurzen Hotpants und einer bauchfreien, violetten Jacke bestand, die ihr trotz des Rottons aus irgendeinem Grund stand. Eine Freundin…ob er sie auch mal zu etwas genötigt hatte? Es sollte ihn eigentlich nicht mal kümmern.

Nur…was wollte diese Person von ihm? Ihn begaffen wie ein Tier im Zoo? Als würde er sich nicht unwohl genug fühlen…

„Hm…“, machte sie nachdenklich und funkelte ihn an, während sie den Kopf leicht schräg hielt. „So direkt aus der Nähe betrachtet, kann ich es verstehen…“

Itachi hob nur eine Braue, verstand nicht, was sie überhaupt meinte, doch sie grinste ihn nur wissend an.

„Na, du bist ein wirklich hübscher Bursche…sieht man jetzt besser, wo das ganze Blut und der Dreck dein schönes Gesicht nicht mehr verschandeln.“

Sie zwinkerte ihm zu, setzte sich dann einfach aufs Bett. Anscheinend machte ihr sein Schweigen gar nichts aus.

„Etwas blass vielleicht, die Nase ist angeschwollen, aber ansonsten siehst du definitiv besser aus als in den Nachrichten…kein Wunder, dass er dir hinterher läuft wie ein Hund.“

Also wusste sie über ihn Bescheid, doch eigentlich wunderte es ihn nicht mal.

„Vorausgesetzt, du bist so gut im Bett, wie man bei dem Körper vermuten könnte…“

Nun wurde es doch unangenehm, als sie seinen nackten Oberkörper fixierte und ihr die Brille dabei auf die Nasenspitze rutschte. Itachi erwiderte ihren Blick dennoch wie gewohnt kühl, gab sich beherrschter, als er sich fühlte.

„…aber wenn ihr euch im Knast kennengelernt habt, war es wohl eher ne Vergewaltigung oder? So das typische Klischee, ja, ja…“

Sie gab ein Seufzen von sich, das ziemlich theatralisch klang.

„Kein Wunder, dass er sich so bemüht…hat sicher einiges gutzumachen. Aber na ja, kann ja niemand wissen, dass er sich plötzlich verknallt…“

 

Itachi starrte sie an, als sei sie das achte Weltwunder, nicht wissend, ob es dazu etwas zu sagen gab. Kisame sollte verknallt in ihn sein? Das war ja lächerlich und wäre das alles nicht so makaber gewesen, vielleicht hätte er dann gelacht. Wenn er das überhaupt noch konnte.

Davon abgesehen, dass er es auch gar nicht hören wollte. Warum quatschte ihn diese Frau jetzt mit so irrelevantem Zeug zu? Es ging hier nicht um Kisame…und es war Itachi auch vollkommen egal, was dieser eventuell zu fühlen meinte – wenn diese Karin nicht log.

„Glaubst du wohl nicht, was? Tja…ich kenne Zabuza und Kisame schon eine Weile und ich weiß genau, dass dieses Verhalten untypisch ist. Ach so, ich bin übrigens Karin.“

Itachi zeigte keine Regung, stellte sich auch nicht ebenfalls vor, denn sie musste längst wissen, wer er war. Warum redete sie hier so krampfhaft auf ihn ein?

„Bei Zabuza und Haku war es damals genauso…der Idiot war ihm richtig verfallen, hat jeden zusammengeschlagen, der ihn auch nur schief angeguckt hat. Er war außer sich, als sie ihn ihm genommen haben. Tja, was die Liebe mit einem treibt…mh…“

Liebe? Dass sie dieses Wort überhaupt mit Zabuza oder gar Kisame in den Mund nehmen konnte, erschien ihm mehr als nur unpassend. Itachi zuckte leicht, als sie ihm die Finger unters Kinn schob und mit dem Daumen seine Wange streichelte. Ihre Augen glühten, als sie ihn so unverhohlen musterte und sie näherte sich ihm langsam.

„Aber wer weiß…vielleicht stehst du ja gar nicht auf Kerle…na?“

Itachi hatte sich nie Gedanken darum machen können, auf was er stand oder nicht. Männer waren das, was er am häufigsten gehabt hatte, vielleicht war die Vorstellung, eine Frau anziehend zu finden, deshalb noch befremdlicher als es mit einem Mann…warum dachte er überhaupt darüber nach? Es war so irrsinnig, führte zu nichts.

Bestimmt packte er ihr Handgelenk, bohrte seinen Blick in den ihren, woraufhin sie ihn verdutzt ansah. Er wollte nicht angefasst werden. Schon gar nicht von einer Fremden.

„Oho! Du hast also doch Feuer!“, rief der Rotschopf freudig aus und entzog ihm mit einem Ruck ihre Hände, klatschte einmal in diese.

Noch immer verstand Itachi nicht, wozu diese Frau hergekommen war, denn bisher belästigte sie ihn lediglich und das war allenfalls anstrengend. Er hatte ohnehin nicht die besten Nerven.

„…verschwinde“, murmelte er bloß und legte sich dann wieder hin, schlang die Decke um sich und drehte ihr den Rücken zu.

Damit war das Gespräch für ihn beendet – es war sowieso sehr einseitig gewesen. Karin zeterte ein wenig hinter ihm, doch dann schien sie sich endlich geschlagen zu geben.

„Du bist auch nicht besser als die anderen drei! Stur und unverschämt, aber Hauptsache, ihr macht euch in meinem Laden breit!“, schimpfte sie und er hörte ihre stampfenden Schritte Richtung Tür schwinden.

Itachi vergrub das Gesicht im Kissen, atmete gepresst durch, doch er riss sich zusammen, bis sie weg war. Erst dann entrann ein erstickter Laut seiner Kehle…es war einfach zu lächerlich. Irrelevant und lächerlich, was diese Frau ihm da eben einzureden versucht hatte.

Kisame mochte sich verändert haben, aber niemals würde er tiefere Gefühle für ihn hegen. Vermutlich war er dazu nicht mal in der Lage, geschweige denn dass Itachi dazu imstande wäre. Alles in ihm war tot.

Sex war für ihn eine Qual, körperliche Nähe stieß ihn ab…Männer wie Kisame machten ihn krank. Trotzdem hatte er sich am Vorabend fallen gelassen, dem Hünen erlaubt, für ihn da zu sein. Er hatte sich an ihn geklammert, doch warum? Vielleicht weil er ihm das Gefühl gegeben hatte, er würde irgendjemandem noch etwas bedeuten. Weil er allein sein wollte und es dennoch nicht ertrug.

Er wusste genau, dass es in der Not schnell geschehen konnte, dass man sich an Menschen hing, die das entgegengebrachte Vertrauen nicht verdienten. Möglicherweise traf das auch auf ihn zu und er…suchte Kisames Nähe, weil er jemanden brauchte.

Sein Verstand war komplett verdreht und er wusste nicht mehr, was er tun sollte…was das Richtige war. Wie er wieder hoch kommen…zu sich selbst finden konnte. Wer war er überhaupt? Er hatte so lange diese Scharade mitgespielt, dass er es selbst nicht mehr wusste.

Bis vor kurzem war er ein Bruder gewesen…dazu da, den Jüngeren zu schützen, doch nun…was blieb von seiner Person noch übrig? Wer war er ohne dieses Band…ohne Madara und Akatsuki…was ging er mit einem Leben ohne Sinn oder Befehle an?

Die logische Antwort wäre gewesen, er solle für sich selbst leben. Eine ebenso plausible Möglichkeit wäre die Rache für seine Familie und Freunde…und danach? Wenn er tatsächlich überlebte…was wäre dann? Was hatte er dann noch? Was waren seine persönlichen Ziele? Wer wollte er sein?

Dass er darauf keine Antwort finden konnte, das war so niederschmetternd, dass es ihn wieder zurückwarf. In das Loch, in dem er sich am liebsten für immer verkriechen wollte…er lächelte bitter, während er das Gesicht noch fester in das Kissen drückte.

Und Kisame sollte in ihn verknallt sein? Ihn lieben können?

Als ob…Itachi konnte sich ja nicht einmal selbst lieben…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Auf die Gefahr hin, euch zu enttäuschen, habe ich dieses Zwischenkapitel geschrieben.
Ich wollte eigentlich nur eine Einleitung zu Itachis Geschichte...aber irgendwie kam mir jedes Mal der Sprung dorthin zu krass vor...deshalb ein Kapitelchen zum Nachdenken, bevor es ans Eingemachte geht.
Ich glaube, ich bin ganz zufrieden, auch wenn es nicht überragend ist.
Zu den Gründen für die lange Wartezeit ist zu sagen, dass ich viel Stress im Privatleben hatte, es gab eine wunderbare Hochzeit, auf der ich Trauzeugin war und es gab eine beschissene Magenschleimhautentzündung, die mich niedergestreckt hat.
Ich bin daher noch etwas benommen und muss ruhig machen, damit's nicht schlimmer wird.
Wenn ich also mal länger brauche, liegt das nicht daran, dass ich keinen Bock mehr habe oder euch für "weniger" Kommis strafen will...sowas mach ich nicht und ich lass mir das auch nicht nachsagen.
Ich lebe allerdings auch nicht nur für meine Storys...und bitte dafür um ein wenig Verständnis.
Ich finds davon abgesehen aber toll, dass ihr mir alle immer so lieb Feedback gebt - das macht mich sehr stolz und treibt mich an. :)

Daher danke noch mal und ich hoffe, ihr könnt mir das "hoffentlich-ganz-okay-Kapitel" verzeihen. ;)

Bald geht's spannender weiter! :D

LG Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2014-10-01T11:43:26+00:00 01.10.2014 13:43
Hey ´・ᴗ・`

wenn man so ahnungslos wie Itachi ist, kann das wirklich verwirren, wie er sich momentan verhält.

Den einen Satz beim Duschen fand ich so heftig, Kisame mit rosa Handtuch das sich mit seiner grau-blauen Haut beißt. Ich hab mich weg geschmissen vor lachen *kichert*

Wenn Itachi so jammert hatte ich auch das Gefühl, er versinkt im Selbstmitleid. Klar auch wenn es schwer ist was er durch macht, aber dieses Schwanken und aufgeben. hi hi ... und zwei sätze Später sagt es ja dann auch Kisam. *schnüff*

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2014-07-22T02:36:05+00:00 22.07.2014 04:36
Hei :)
Das letzte, was du getan hast, ist mich und alle andren zu enttäuschen! :D
Das Zwischenkapitel war super und ich bin froh, dass du nichts überstürzt! Das macht es realistischer und schöner, auch um einiges nachvollziehbarer. :)
Ich liebe deine FF ;D
Liebe Grüße
Von:  Hinatara
2014-07-17T21:11:41+00:00 17.07.2014 23:11
Danke, Karin, danke :'DD

Armes Itachi tut einem immer noch verdammt Leid... wird wohl die ganzen nächsten Kapitel so weitergehen D: immerhin Zabuza ist hart im Nehmen :)

Und mach dir keinen Stress - RL geht immer vor, und ich glaube kaum, dass irgendein Leser längere Wartezeiten als "Bestrafung für weniger Kommis" auffassen würde :)


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