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Salazar Slytherin

Ein Leben im Schatten
von

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Chapter Three

Es war Wochenende und Salazar braute in seinem Labor einige der kniffligeren Heiltränke, deren Vorräte im Krankenflügel regelmäßig aufgefrischt werden mussten. Da öffnete sich die Tür und ein schüchterner kleiner Hufflepuff aus der dritten Klasse lugte herein.

„Äh, guten Morgen Lord Slytherin...“

„Was ist?“, knurrte dieser nur genervt. Sein Trank brauchte mindestens vier Stunden lang ständige Beaufsichtigung. Er konnte sich keine Unterbrechungen leisten, wenn er heute noch genug Zeit haben wollte, um noch etwas Felix Felicis zu brauen. Ließ sich hervorragend auf dem Drogenmarkt verkaufen. Und wenn ihn jemand erwischen sollte, nun, das Zeug war ja alles andere als schwarzmagisch, nicht wahr?

„Äh, Entschuldigung, aber Lord Gryffendor schickt mich. Ihr werdet im Lehrerzimmer erwartet.“

Slytherin fluchte leise in Parsel und scheuchte den Hufflepuff mit einer Geste fort.
 

Salazar fügte in rascher Folge geriebenes Zweihorn, Krötenwarzen und einen Scheffel Käferaugen hinzu, bis der Trank Stadium sechs erreicht hatte und matt bläulich schimmerte. Dann sprach er rasch einen Zauber, der den Trank in diesem Zustand halten würde bis er wieder kam.

Verfluchter Gryffendor, dachte er sich, als er mit wehendem Umhang die Kerker verließ. Was dachte der sich eigentlich, wer er war!? Ihn ständig zu sich zu zitieren, als hätte er nichts besseres zu tun! Dem würde er wirklich mal die Leviten lesen müssen. So ging das einfach nicht weiter, Freundschaft hin oder her.
 

„Ah, da bist du ja! Dann sind wir ja vollständig“, rief Godric mit großzügiger Geste, als Salazar den Raum betrat. Sein Zorn legte sich ein wenig, als er sah, dass auch die Ladys anwesend waren.

„Du wolltest mich sehen?“, fragte er höflich an Godric gewandt. Egal was für Probleme er mit dem Ritter haben mochte, er stritt sich nicht vor Frauen.

„Eigentlich nicht, nein. Hätte gut auf deine Gesellschaft verzichten können. Heute geht’s um Rowena, aber sie hat gedacht, mein Name würde dich eher aus deinem Loch locken als ihrer.“

Der Blick, den Salazar Rowena zuwarf, war bissig. Der, den Godric abbekam, war absolut tödlich.

„Oh bitte, hört auf!“, fuhr die schwarzhaarige junge Lady dazwischen und erhob sich. „Heute soll ein Tag zum Feiern sein! Verderbt mir bitte nicht die Laune, ja?“ Sie lächelte Salazar an, klimperte sogar mit den Wimpern. Er schnaubte, teils beleidigt, teils verächtlich. Er war kein dummer, heißblütiger Jüngling mehr! Die Masche zog bei ihm nicht, egal ob sie von seiner Frau oder einer der Gründerinnen kam. Oh, Ravenclaw wusste ihre Schönheit schamlos auszunutzen, das schon. Sie war auch klug, konnte aber nicht den Mund halten. Sie lernte schnell, überließ die harte Arbeit der Umsetzung aber immer anderen. Durch und durch verhätschelte kleine Adelige. Was sie allerdings nicht davor gerettet hatte, von ihrem Vater einen Bräutigam vorgesetzt zu bekommen. Inzwischen war sie zum dritten Mal Witwe und das nicht ohne Grund.

Ganz im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Helga. Deren Heirat war ebenfalls arrangiert und sie, wie es üblich war, zur Hausfrau und Mutter erzogen worden. Doch anders als Rowena hatte Helga sich nie beschwert. Nur hatte ihr Mann ihre gesamte Mitgift verspielt, bis sie nicht einmal mehr das Geld hatten, um ihre Kinder in die Lehre zu schicken. Sie waren bei den Ravenclaws untergekommen. Mittlerweile war auch Helga eine sehr glückliche Witwe, die in ihrem Beruf als Lehrerin voll aufging. Wenn man die Hintergründe ihrer Freundin kannte, nicht weiter verwunderlich.

Salazar würde den Teufel tun, auf diese Dämonin hereinzufallen. Sie war nur freundlich wenn sie etwas wollte und auch wenn sie bereit war, sehr weit zu gehen, um es zu bekommen, durfte man niemals den Fehler machen, ihr wirklich zu verfallen. Sie hatte etwas gegen Männer, die ihr Heiratsanträge machen wollten.
 

„Sieh dir das an!“, forderte Rowena begeistert und deutete auf den Tisch, um den herum die Sessel postiert waren, auf denen die Gründer es sich bequem gemacht hatten. Darauf lag ein silbernes, mit Edelsteinen verziertes Diadem, das Salazar bekannt vorkam. Ah, genau, es war der Kopfschmuck, den Ravenclaw auf ihrer zweiten Hochzeit getragen hatte. Gerade wollte Salazar fragen; „Ja, und?“, als er ein Prickeln im Nacken spürte. Ein Prickeln wie von starker Magie.

Mit einer Mischung aus Neugier und Ehrfurcht hob er das Diadem hoch und betrachtete es. Es war ein ganz nettes Schmuckstück, ja, aber das war nur zweitrangig. Durch das Metallgeflecht wob sich eine unglaublich starke Magie. Da waren alte Schutzzauber, Geistmagie und noch etwas, das er nicht erkannte. Was wirklich bemerkenswert war.
 

„Was macht es?“, fragte er staunend.

„Es ist grandios, nicht wahr? Ich habe Monate daran gearbeitet und endlich ist es fertig.“

Salazar widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. Danach hatte er nicht gefragt!

„Es erhöht die Konzentrationkraft und Intelligenz des Trägers“, sagte die Hexe schließlich, „stärker als jedes herkömmliches Mittel.“

Salazar sah sie irritiert an. „Wozu brauchst du das? Du bist doch schon genial.“

Rowena wurde ein wenig rot. „Sag doch nicht sowas!“, meinte sie spielerisch.

Salazar sah sie verständnislos an. Das war kein Kompliment, sondern eine ernst gemeinte Frage gewesen! Nun, aber das war ja mal wieder typisch Rowena. Sie verschwendete ihren brillianten Geist darauf, etwas vollkommen Nutzloses zu erfinden. Jedenfalls nutzlos für sie.
 

„Was hast du damit vor?“, fragte er, als er widerstrebend das Diadem zurücklegte.

„Oh, nun ich dachte, ich gebe es meiner Tochter, wenn sie heiratet. Aber bis dahin muss es sicher aufbewahrt werden.“

Hier schaltete sich Godric ein: „Ich habe bereits eine Reihe von Schutzzaubern darauf gelegt, die es vor Zerstörung bewahren. Aber wenn es darum geht, es vor Dieben zu schützen, dann bist du genau der Richtige dafür.“

„Willst du damit sagen, ich sei paranoid?“, fragte Salazar und hob eine Augenbraue.

„Das auch, aber eigentlich eher, weil du früher selbst mal... Du weißt schon.“

Es war gerade mal zehn Uhr morgens und Salazar hatte bereits nicht übel Lust, Godric den Hals umzudrehen. Nannte ihn dieser Bastard doch tatsächlich einen Dieb!

„Er meint, dass du ein toller Fluchbrecher bist“, versuchte Helga rasch, den Fehler wieder gut zu machen. „Du hast die meiste Erfahrung in sowas.“
 

„Schön“, presste Salazar zwischen den Zähnen hervor. „Was für ein Schutz soll es denn sein? Wie viele Gliedmaßen sollen dem Dieb abfallen, wenn er das Ding berührt? Ich könnte ihn auch aus allen Poren bluten lassen oder in das Diadem hineinziehen, sodass sein Geist bis in alle Ewigkeit daran gebunden ist...“

Die Gründer starrten ihn an.

„Ich wollte das Diadem an meine Kinder weitergeben, Salazar...“

„Ach, der macht doch nur Spaß“, behauptete Godric. „Er wird dir den Gefallen tun, Rowena.“

Die Schwarzhaarige sah zweifelnd zu ihm auf.

Salazar bleckte die Zähne.

„Aber wenn du zu viel zu tun hast, verstehe ich das natürlich auch“, meinte sie rasch.

„Oh, keine Ursache“, erwiderte Salazar gefährlich freundlich und griff wieder nach dem Diadem. „Vertrau mir ruhig. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
 

Er tat es natürlich nicht für sie. Aber dieses Diadem war wirklich außergewöhnlich und er brannte darauf, es zu untersuchen.

„Du entschuldigst doch?“ Rowena quietschte auf, als Salazar ihr mit einer blitzschnellen Bewegung ein Haar ausriss.

„Wir wollen doch nicht, dass es dich umbringt, wenn du es das erste Mal aufsetzt“, meinte er zuckersüß. „Ich werde es an deine Signatur binden.“

Ohne die anderen Gründer noch eines Blickes zu würdigen – was fiel denen ein, ihn für jede Kleinigkeit einzustellen wie einen Hauselfen? - rauschte er aus dem Raum.

Er war noch nicht ganz außer Hörweite, als Godric sich zu Rowena hinüberlehnte.

„Du weißt schon, was der alles mit einem Haar von dir anstellen könnte, oder?“

Rowena wurde blass.
 

Salazar nahm das Diadem mit hinunter in seine Kammer. Auch wenn es für Rowena nutzlos war, er würde die Macht dieses Schmuckstücks nicht unterschätzen. Es konnte nur zu leicht missbraucht werden. Das würde ihn zwar nicht sonderlich interessieren, aber Rowena war darauf fixiert, das Diadem in ihrer Blutlinie zu belassen. Dafür gäbe es in der Tat eine Menge Schutzzauber, aber das Diadem würde wohl kaum von Männern getragen werden. Es würde also von Mutter an Tochter weitergegeben werden. Wenn eine von ihnen aber nur Söhne hätte, würde sie es an eine Schwiegertochter weitergeben wollen, die nicht das Blut der Ravenclaws teilte. Damit fiel eine Vielzahl an Schutzzaubern weg, die allein an die Blutlinie gebunden waren. Salazar musste einen anderen Weg finden...
 

Salazar betrat seine Kammer und stellte fest, dass Saliha nicht da war. Vermutlich hatte sie den Ausgang auf den Schlossgründen benutzt, um ein wenig im Wald jagen zu gehen. Salazar machte sich keine Sorgen um sie (ein Basilisk konnte ja wohl gut auf sich selbst aufpassen) aber er hätte hierbei gern ihren Ratschlag eingeholt. Nicht dass die Schlange regelmäßig geniale Einfälle hätte. Aber hin und wieder gab sie doch ein Kommentar von sich, der Salazar zu einer neuen Idee inspirierte.

Tatsächlich spielte er mit dem Gedanken, wirklich einen hässlichen Fluch auf das Diadem zu legen, einfach um Rowena zu ärgern. Aber das wäre unfair gewesen. Er war nicht wirklich wütend auf Ravenclaw. Salazar versorgte das ganze Schloss mit Zaubertränken und es war nur natürlich, dass man seine Meinung einholte, wenn es um dunkle Zauberer oder schwarze Magie ging. Das hätte ihn nicht so aufgeregt, wenn nicht... Wenn nicht Godrics ständigen Kommentare wären. Sie unterschieden sich von seinen gewöhnlichen Albernheiten. Es waren auch keine spitzen Bemerkungen mehr. Es war beißender Sarkasmus. Provokation. Was bezweckte dieser Idiot denn nur? Er musste doch wissen, dass es nicht gerade ratsam war, ihn wütend zu machen.
 

Frustriert ließ sich Salazar in einen Sessel fallen. Er fühlte sich rastlos und das nicht erst seit heute. Letzte Nacht hatte er gerade mal zwei Stunden Schlaf bekommen. Es war Vollmond gewesen und er war hinunter zum See gegangen, um frisches Flussgras zu ernten.

Salazar sah zu der Tür der Bibliothek hinüber, die sofort aufsprang, genau wie die zum Labor dahinter. Ohne auch nur den Zauberstab zu benutzen, rief er einen Auffrischungstrank zu sich. Kaum hatte er den getrunken, fühlte sich sein Kopf wieder klar an. Für einen Moment dachte er an den Heiltrank, der noch immer im Zaubertrankklassenzimmer auf ihn wartete, verwarf den Gedanken aber wieder. Der Stadiumszauber würde noch mindestens fünf Stunden halten. Bis dahin hätte er die Magie, die Rowena auf das Diadem gelegt hatte, entschlüsselt. Das mochte noch keine Garantie dafür sein, eine Kopie herzustellen, aber selbst wenn nicht... Rowena war nicht das einzige Genie in Hogwarts.

Salazar legte gerade das Diadem vor sich auf den Tisch und zog den Zauberstab, da fiel sein Blick auf die Pergamentrolle, die ebenfalls dort lag. Fast sofort überkamen ihn Erinnerungen an eine längst vergangene, aber ebenso rastlose Zeit. Er zögerte – dann legte er den Zauberstab weg und griff stattdessen zur Feder.
 

Der Mord an meinen Eltern war wie ein böser Traum. Als ich wieder aufwachte, war ich stark, jedenfalls äußerlich. Mein Gesicht war eine undurchdringliche Maske und ich hatte einen Plan, was ich nun tun wollte. Obwohl es mir im Herzen weh tat, befahlt ich Balthaezar, allein im Wald zu warten, der sich an den trockeneren Teil des Sumpfes anschloss. Derweil ging ich zu den abgebrannten Ruinen meines Hauses und durchsuchte sie. Ich fand den alten Umhang meines Vaters. Er gab eine gute Decke ab, also nahm ich ihn mit. Glücklicherweise war er durch die Zauber, die darauf lagen, wasser- und feuerfest. Außerdem hat er magisch vergrößerte Taschen, in denen ich ein paar alte Schmuckstücke versteckte, die man zu Geld machen konnte. Dann rief ich meine schuppigen Freunde herbei und befahlt ihnen, nach meinen Eltern zu sehen. Besonders sollten sie nach dem Ring Ausschau halten, den Vater immer an seiner linken Hand getragen hatte. Ein altes Erbstück, das mir sehr wichtig war. Eine Stunde später brachte mir die kleine braune Schlange, dieselbe, die meine Eltern belauscht hatte, den schweren Goldring. Sie beschwerte sich lautstark, dass sie dafür durch Knochenstaub und Asche hatte kriechen müssen, aber ich hörte gar nicht richtig zu. Eigentlich war ich ja auch wütend auf sie, weil sie schon längst wieder vergessen hat, was meine Eltern am Abend zuvor besprochen hatten. Aber als Balthaezar fragte, was los war und ich es ihm erklärte, setzte er sich für meine kleine Braune ein und ich erlaubte ihr, mit uns zu kommen.

Die kleine Braune half mir, Freundschaft mit anderen Schlangen zu schließen. Sie gingen für mich auf die Suche nach Nahrung und versorgten meinen Bruder und mich. Dann nahm ich Balthaezar an die Hand und wir machten uns auf den Weg, wohin, wusste ich nicht.
 

Ein ganzes Jahr wanderte ich durch die Gegend, mied die Dörfer, ernährte mich von den Gaben meiner schuppigen Freunde und kümmerte mich um meinen kranken Bruder. In dieser Zeit nahm ich mir einiges vor. Ich wollte zauberstablose Magie lernen, hauptsächlich weil ich dachte, dass sie schneller wäre. Ich konnte die Höhle oder Laubhütte, in der ich gerade übernachtete, mit Schutzzaubern belegen, die mein Vater mir beigebracht hatte. Aber wenn ich draußen von einem Tier angegriffen wurde, musste ich weglaufen und das gefiel mir nicht.
 

Salazar tippte einige Male mit der Feder auf das Pergament. Unwillkürlich betrachtete er den Ring an seiner linken Hand, den er seit jenem Tag immer getragen hatte. Ein überaus mächtiges magisches Artefakt, ein Artefakt, dass er... niemals benutzt hatte. Nicht als seine Eltern gestorben waren und nicht als sein Bruder gestorben war. Erst hatte er seine Macht schlicht und einfach nicht erkannt... Und später hatte er sich davor gefürchtet, was sie sagen würden, wenn sie ihn heute sehen würden.
 

Diese eine Jahr war schlimm für ihn gewesen. Er hatte den Abschaum der Menschheit gesehen und sich zu ihm gezählt. Er war Nomaden, Zigeunern und Banditen begegnet. In der ein oder anderen Gruppe hatte sich sogar manch ein Magier versteckt. Er hatte einen Bruder und sich vor Dieben, Mördern und Kinderschändern beschützt. Mehrmals war er nur knapp am Tod vorbeigeschrammt. Aus diesen Erlebnissen war seine Vorliebe für giftige und große Schlangen geboren. Sie versprachen Schutz und Sicherheit, auch wenn er schlief.
 

Schutz und Sicherheit – das war es auch, was Rowena sich für ihr Diadem wünschte. Er sollte sich langsam an die Arbeit machen, wenn er heute noch den Heiltrank fertigstellen wollte. Morgen war Montag und er würde eine weitere Trainingsstunde mit Salviero haben. Der Junge machte sich wirklich gut. Ob er immer noch regelmäßig seiner Mutter schrieb? Salazar selbst sah keinen Grund dafür. Hogwarts war vielleicht alles andere als uninterressant, aber Salazar war kein Mann, der seiner Frau jedes Detail seines Alltags schilderte. Vielleicht würde er ihr von dem Diadem erzählen, wenn er in den Ferien zu ihr zurückkehrte. Aber bis dahin musste er mit der Arbeit auch fertig sein.

Salazar griff wieder zu seinem Zauberstab.



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