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Eine zweite Chance

Valon/Mai
von

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The feeling of guilt

Tatsächlich kam es zum Duell zwischen Ryuzaki und mir, schnell wurde mir klar, dass er sich verbessert hatte und seine Strategien generalüberholt waren. Neue Monster, Fallen und Zauberkarten erwarteten mich in dieser Zusammenstellung. Erstaunt sah ich ihn an, er war besser geworden, aber nicht besser als ich. Nach wie vor machte er gewisse Fehler, die er sich bereits in der Vergangenheit angewöhnt haben musste und somit zu einer Marotte seinerseits wurden. Auch seine Mimik verriet sehr viel über ihn, was ihm selbst wahrscheinlich gar nicht bewusst war. Jedes Mal wenn er eine Karte gezogen hatte, die ihm zum Sieg verholfen konnte, grinste er und zuckte ungewöhnlich mit dem linken Mundwinkel. Obwohl ich ihn auf diese Weise zu durchschauen vermochte, dauerte dieses Duell länger als erwartet. Irgendwann jedoch hatte ich es geschafft ihn in seine Schranken zu weisen.
 

Ich war die Ruhe selbst, als ich meinen Trumpf spielte und ihn bezwang. Wie früher erwartete ich, dass er wütend tobte und sich die Niederlage nicht eingestehen könnte. Doch er handelte ganz anders, stattdessen stapfte er einmal sauer mit dem Fuß auf, seufzte und lächelte dann wieder. Dann hielt er mir seine Hand hin, kratzte sich mit der anderen am Hinterkopf – so dass seine Mütze wenige Zentimeter verrutschte – und bedankte sich für das faire Duell. Seine Handlung war unerwartet, aber erfreulich. Er war auch kein Kind mehr. Es fiel ihm offenbar viel leichter, mit seinen Niederlagen umzugehen und aus ihnen zu lernen.
 

Etwas zögerlich erwiderte ich den Händedruck und machte mich daraufhin wieder auf den Weg. Die Vorrunden waren nun so gut wie beendet, dieser Umstand veranlasste mich dazu mir die Teilnehmerlisten anzusehen. Seto Kaiba war der ultimative Endgegner, ein Beweis dafür, wie arrogant er war und dass er große Stücke auf sich selbst hielt. Dabei wollte der Großteil der Spieler hier die Chance ergattern sich gegen den Duel Monsters Champion, in gewissen Kreisen sogar König der Spiele genannt, zu duellieren. Yuugi nahm vermutlich nur auf Kaibas Geheiß am Turnier teil. Er war noch nie sonderlich scharf auf Turniere gewesen, weil er ungern im Mittelpunkt stand, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an seiner Schüchternheit mit verschuldet war.
 

Kurz grübelte ich, mein Blick flog über die ganzen Namen. Hinter vielen Namen war ein Kreuz zu erkennen, was zeigte, dass dieser Spieler bereits ausgeschieden war. Valon hatte erwähnt, dass er gegen Yuugi verloren hatte, also bestand die Möglichkeit, dass Jounouchi ebenfalls hier war. Die beiden waren unzertrennlich. Auf jedem Foto mit Yuugi war Jounouchi meist irgendwo im Hintergrund zu sehen, der entweder nichts mitbekommen hatte oder kindische Fratzen machte. Nervös wanderte mein Blick schneller über die Anzeigetafel und unbewusst biss ich mir dabei auf die Unterlippe.
 

Sein Name war dabei! Es waren nur noch 16 Teilnehmer, was bedeuten musste, dass die letzten Spiele in diesem Moment ausgefochten wurden. Da mir kein weiterer Gegner zugeteilt wurde, ging ich davon aus, dass ich bereits zu den glücklichen Acht gehörte. Ob er es auch schaffen würde? Ungern erinnerte ich mich an unser letztes Duell. Ich war besessen und hatte ihm die Schuld an all meinen Problemen gegeben, weil ich zu schwach war, selbst die Verantwortung zu übernehmen. Ich hatte so viele Fehler gemacht, war dann davon gelaufen und floh vor meinen Taten.
 

Ich hatte ihm nicht einmal „Auf Wiedersehen“ gesagt und wir hatten uns jahrelang nicht mehr gesehen, es wäre nicht verwunderlich, wenn er mich nicht mehr sehen wollen würde. Zumindest konnte ich mir selbst nicht verzeihen, also konnte ich unmöglich von ihm erwarten, dass er es konnte. Aber ich wollte das, was zwischen uns lag und unsere Freundschaft belastete, aus der Welt schaffen, damit ich nachts nicht mehr grübeln musste und wirklich mit meiner Vergangenheit abschließen konnte. Ich hatte genug davon, mir Vorwürfe zu machen, nur weil ich zu feige war, mich mit meinen Problemen zu befassen.
 

Ob er sich verändert hat?, schmunzelte ich. In den Duelist Today Zeitschriften erschien er immer fröhlich und für jeden Spaß zu haben. In der letzten Ausgabe hatte er hinter Yuugi gestanden und hatte mit seiner Siegerpose und seinen eigenartig verzogenen Gesichtszügen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dabei ging es in dem Artikel gar nicht um ihn, sondern um Yuugis zukünftige Pläne – und doch sprach kaum einer über den Inhalt des Texts sondern über den immer zu Späßen aufgelegten Clown, der mit seiner Ausstrahlung und seinem Charakter nun auch eine nicht zu verachtende Fangemeinde hatte.
 

Was sage ich ihm, wenn ich ihn wirklich sehe? Und Yuugi? Ach, ich weiß absolut nicht, wie ich ihnen gegenübertreten soll, überlegte ich und seufzte.
 

Es war mir etwas unangenehm ihn wiederzutreffen und nicht einmal zu wissen, was ich sagen sollte. Falls er weiter und unter die acht Duellanten kam, wäre ein Aufeinandertreffen unvermeidbar. Bereits jetzt dachte ich darüber nach, wie ich die Gedanken, die mich seit so langer Zeit quälten, in Worte fassen sollte. Ein Gefühl von Scham machte sich in mir breit und ich spürte, wie mein Herz schwer wurde. Um nicht verletzt zu werden, hatte ich ihn abgewiesen, hatte ihm schreckliche Dinge angetan. Es war so idiotisch, dass ich ihm die Schuld gegeben hatte. Heute dachte ich ganz anders und ich warf mir vor, dass ich anders hätte handeln müssen. Meine Schuldgefühle verfolgten mich. Ich setzte mich auf einen Stuhl, grübelte weiter und kam zum Entschluss, dass ich mich wenigstens bei ihm entschuldigen musste. Auch damit ich wieder ruhig schlafen konnte.
 

Die letzten Teilnehmer wurden aufgerufen, sowohl Yuugis als auch Jounouchis Namen konnte ich vernehmen und mein Herz machte einen gewaltigen Hüpfer, als ich auch meinen eigenen hörte. Obwohl das Turnier nur eine kleine Ausnahme war, so fühlte ich mich in die Vergangenheit katapultiert, ein unheimliches Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und es fiel mir schwer dieses Gefühl von Glück passend zu umschreiben. Doch dann wurden weitere Hinweise erläutert, die mich ernüchterten.
 

Aufgrund von technischen Problemen sollten die Finalkämpfe erst am nächsten Tag stattfinden. Ärgerlich! Weitere Informationen folgten: die acht Teilnehmer würden Unterkunft und Verpflegung bekommen. Als kleine Entschädigung. Die Zeit verging und die Uhr schlug 18 Uhr, die Teilnehmer sollten sich binnen einer halben Stunde in einem Raum versammeln. Wer zu spät kam oder gar nicht erschien, würde disqualifiziert werden. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg.
 

„Wohin des Wegs?“ Valon tauchte auf einmal neben mir auf und ich zuckte erschrocken zusammen.
 

„Erschreck mich doch nicht so! Idiot!“, zischte ich, beruhigte mich aber wieder.
 

„Du bist also weiter gekommen? Glückwunsch“, sagte mit einem Lächeln und ging nun neben mir hier. Seine Präsenz gab mir Sicherheit. Ich wusste nicht, warum, aber es fühlte sich gut an, ihn hier an meiner Seite zu haben.
 

„Ja, aber ich mache mich keine großen Hoffnungen gegen Yuugi zu gewinnen“, lachte ich. Ein kleiner Hoffnungsschimmer war da schon – aber ich wollte nicht eingebildet klingen. Yuugi war nicht grundlos als König der Spiele bekannt geworden, also wäre es äußerst dumm oder eher ignorant, ihn zu unterschätzen. Er mochte zwar lieb und nett aussehen, aber hinter diesem lieben Lächeln verbarg sich ein Tiger, der nur dann hervorkam, wenn es wirklich notwendig wurde.
 

„Dann lass das Turnier doch sausen! Ich würde gerne mit dir essen gehen.“
 

„Und du glaubst ernsthaft, dass ich zu dieser Einladung zustimmen würde? Ich bin doch nicht so weit gekommen, um kampflos aufzugeben!“
 

„Schon gut, schon gut... musst ja nicht gleich so laut werden“, lachte er und winkte ab. Er rieb sich verschämt den Hinterkopf.
 

„Aber du kannst gerne kommen und mich anfeuern“, sagte ich und drehte den Kopf weg.
 

„Das werde ich so oder so tun. Deshalb bin ich hier.“
 

Ich errötete, als er das so selbst überzeugt sagte, so als wäre es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt.
 

„Aber müsstest du nicht jetzt gehen? Du bist kein Teilnehmer... bestimmt werfen sie dich raus.“
 

„Ich sage, dass ich deine Begleitung bin.“ Wieder dieses freche, selbstgefällige Grinsen!
 

„Und wer sagt, dass ich dem zustimmen werde?“ Er blieb stehen und wir sahen uns wenige Augenblicke an. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er am Boden zerstört war, doch dann lachte ich. Natürlich hatte ich das nicht ernst gemeint!
 

„Keine Sorge, das war ein Scherz! Ein Scherz, hörst du? Also guck nicht so jämmerlich!“
 

Ich winkte ab und wollte weitergehen. Erst reagierte er nicht, dann legte er ohne Vorwarnung seine Arme um mich und drückte mich an seine Brust, immer wieder bedankte er sich. Als er mich so festhielt, schlug mein Herz sehr viel schneller, aber ich musste mir eingestehen, dass sich seine Wärme unglaublich gut anfühlte und dass ich gerne weiter so in seinen Armen geblieben wäre. Aber stur wie ich war, befreite ich mich und ließ ihn zurück. Etwas enttäuscht folgte er mir.
 

Als wir den Raum erreichten, hatte ich eher das Gefühl, dass es sich um einen Saal handelte. Mehrere gedeckte Tische zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, allerdings nur so lange bis die eigentlichen Veranstalter, Seto und Mokuba Kaiba, eintrafen und uns mit einer Rede begrüßten. Seto lobte die Duellanten und erklärte von sich aus, dass er sich darüber freuen würde, gegen den Gewinner anzutreten, dabei wussten wir doch alle, dass er es nur auf Yuugi abgesehen hatte.
 

Die beiden waren Rivalen und für den Firmenleiter war es eines seiner größten Ziele Yuugi endlich zu bezwingen und wieder der Weltmeister zu sein. Obwohl er ein erwachsener Mann war, verhielt er sich manchmal doch eher wie ein kleines Kind. Er mochte es überhaupt nicht, wenn er nur Zweitbester war. Das war schon immer so gewesen, so hatte ich ihn auch kennengelernt und es wäre irgendwie ein eigenartiges Gefühl gewesen, wenn er sich verändert hätte.
 

Mein Blick wanderte im Raum umher, ich war leicht erstaunt Haga hier zu sehen, da ich mir eigentlich ziemlich sicher war, dass der kleine Trampel in den Vorrunden rausfliegen würde. Wie sehr man sich irren konnte... dann erkannte ich, dass auch Jounouchi und Yuugi hier waren. Es war unhöflich von mir, aber ich konnte meinen Blick nur schwer von dem Blonden abwenden und ich schluckte hart. Ein Knoten bildete sich in meiner Kehle und ich wurde leicht panisch. Die Ansprache von Kaiba blendete ich für einen Moment aus. Erst als Valon mich etwas sauer anstieß, senkte ich errötet den Blick und hörte weiter zu. Als die Kaiba Brüder geendet hatten, wurde ein Buffet hereingebracht und jeder durfte sich nach Herzenslust bedienen. Aber zuerst wollte ich mit den Jungen mit den bernsteinfarbenen Augen sprechen. Als ich mich in Bewegung setzte, stapfte Valon mir hinterher. Ich hatte das Gefühl, als wollte er nicht von meiner Seite weichen. Direkt vor ihnen blieben wir stehen.
 

„Was denn? Du bist so weit gekommen?“ Valon lachte und der Blonde stimmte mit ein.
 

„Natürlich! Was hast du denn gedacht?“ Jetzt kniff er die Augen zu und versuchte so zu tun, als würde er schmollen.
 

Dann trafen sich unsere Blicke. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an und ich glaubte, dass ich versteinert worden war. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an und ich haderte darum, etwas zu sagen. Ich brachte lediglich ein leises, beinahe gekrächztes „Hallo“ heraus. War es mein Gewissen, das mich so sehr quälte? Hatte ich Angst davor, dass er mich ablehnen würde und wir nicht einmal mehr Freunde sein konnten? Immer noch sah ich ihn an, dann wandte er den Blick ab, als Yuugi sich dazwischen drängte und den Blonden wegschob.
 

„Hallo, Mai“, sagte er mit gewohnt sanften Ton und zwang sich zu einem Lächeln.
 

Erst jetzt wandte ich den Blick ab und spürte, dass sich eine unangenehme Hitze auf meinem Gesicht ausbreitete. Bei Jounouchi war ich mir nicht sicher, aber bei Yuugi hatte ich das Gefühl, dass er mir die Sache von damals nicht verziehen hatte. Was dachte er über mich? Wie fühlte er nach all den Jahren? Ich hob wieder den Blick und versuchte möglichst unbefangen zu wirken.
 

„Hallo, ihr Zwei. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“ Valon machte dieses Wiedertreffen wohl überhaupt nichts aus. Wie konnte er so gelassen bleiben, nach allem, was wir getan hatten?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-05-07T16:01:57+00:00 07.05.2012 18:01
Mach schnell weiter interessante Story, würde mich auch freuen wenn Ameruda und Raphael vorkommen würden das sich die 7 mal richtig Aussprechen wär auch sehr nett, also Varon, Jonouchi, Ameruda, Seto, Mai, Raphael, Yuugi. Immerhin kämpften die gegeneinander und es kam nie zu einer Aussprache der 7 =). Wür mich auch gern über mehr Seto und Mai freuen das die mal paar Texte miteinander wechseln vielleicht wieso sie zu Dartz kam usw :). Naja was nicht ist kann ja noch werden zwischen Seto und Mai.


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