Zum Inhalt der Seite

Ziras unerzählte Geschichte

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Momentan werden die älteren Kapitel der FF grammatikalisch, inhaltlich und von der Rächtschraibunk her ausgebessert. Aktuellster Stand, 04.08.2019: Ausgebessert bis inkl. Kapitel 7

Dazu möchte ich noch erwähnen, das einiges an größeren und kleineren Details verändert wird und daher möglicher Weise einige Reviews von früheren Kapiteln an ein paar Stellen nicht mehr zu dem passen was im Kapitel steht.
...

ABER DU DA! JA GENAU DU!!!! Bist du ein neuer Leser und hast diese FF zufällig besoffen um 2 Uhr morgens gefunden?! ZUM GLÜCK! Du wirst jetzt zumindest ein paar verbesserte Kapitel sehen, bevor du dir das Elend von 2011 antun musst! YEAH!!!!
__________________________

Hallo, bonjour, dobar dan, hello und wiiiiillkommen auf... hier... Dings... halt so da... Fanfiktion! Ja, die Fanfiktion von mir. Woah, KREATÜWITÄT!
Sooo... was erwartet euch hier? Schlimme Dinge meine Lieben und das nicht nur auf die grammatikalistische Räschtschraipong bezogen. Ich hab diese FF mal angefangen als ich 14 Jahre alt, mein größtes Probem meine Haut war und ich noch keine Torschlusspanik hatte und mir spontan ein eigenes Baby gewünscht habe... Hach, waren das Zeiten! Tja, inzwischen bin ich alt, diese FF ist sowas wie die Cousine die ich nie hatte und statt Baby hab ich 'nen Hund.
Ursprünglich entstand das hier mal aus dem Drang ein OTP zu ehren und jetzt? Jetzt hoffe ich, ich werde es besser machen als Game of Thrones, Staffel 8. Möge Neptun meiner Seele gnädig sein.

Was genau ich mir am Mittwoch, dem 13.07.2011 gedacht habe, als ich diese eposartige Fanfiktion anfing weiß ich nicht mehr, aber es war ein Fehler o_o' ... ein Fehler den ich beenden werde, denn egal wie lange sich diese FF sich zieht! Sie wird eines glorreichen Tages beendet werden, egal was passiert! Und ich werde nicht den selben Fahler machen wie GoT!


Ich weiß, dass die Geschichte in den ersten Kapitel ganz und gar nicht wie KdL wirkt, aber es wird schon noch, versprochen. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aus vier mach eins

Stille war das schönste was die Löwin mit dem schwarzen Aalstrich unter der Akazie an diesem Nachmittag zu hören bekam. Kisamba hatte von allem anderen nämlich gehörig die Schnauze voll. Es war einer dieser sengend heißen Tage in der afrikanischen Dornsavanne, der die Luft zum Flimmern brachte. Zudem war Trockenzeit und die Tiere hatten mit dem Wassermangel zu kämpfen, der immer schlimmer wurde. Es bereitete Kisamba nicht nur wegen ihres Rudels Sorgen, vor allem bekümmerte es sie wegen ihrer Jungen. Sie waren noch zu klein um sicher sein zu können, dass sie die nächsten Monate überleben würden, aber sie würde alles daran setzen, dass dem so war.

Sie hatte den Kopf auf den Pfoten aufgestützt und beobachtete mit ihren roten Augen aufmerksam die Umgebung. Es tat gut auch mal alleine, ohne das Rudel zu sein, nur sie und ihre Jungen. Nicht wirklich die größten oder stärksten Löwenkinder im Rudel, aber sie schlugen sich gut durch. Vielleicht würde ihr Stolz für sie irgendwann doch berechtigt sein, denn momentan waren sie eher… durchschnittlich.

Dafür dass es ihr erster Wurf war, war sie doch eine ganz gute Mutter, zumindest war das ihr Empfinden. Und bisher hatten sich ihre Jungen auch noch nicht sonderlich beschwert, außer ihrer gelegentlichen Proteste gegen das geputzt werden.

Kisambas Blick schweifte zur Seite ab, wo bis eben einer ihrer Söhne durch das Gras geschlichen war. Er sah seinem Vater manchmal recht ähnlich, wenn er die Ohren so an den Kopf drückte und diesen neckischen Blick aufsetzte. Doch Kisamba wollte daran gar nicht denken, sie wollte sich nicht mal vorstellen, dass ihr süßer, kleiner Sohn auch nur im Entferntesten Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte. Er hatte ihr schließlich deutlich gesagt, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, als er herausgefunden hatte, dass sie trächtig war und im Nachhinein war das das Beste was ihr hätte passieren können.

Wenn er kein Interesse mehr an ihr oder gar seinen eigenen Kindern hatte, bitte. Sie jedenfalls bekam von ihren Jungen mehr zurück, als sie ihnen je geben könnte, kein Bisschen wir ihr Vater.

„Ich krieg dich, ich krieg dich!“, riss sie plötzlich eine Stimme aus ihren Gedanken. Ein kleines, braungraues Löwenjunges rannte übermütig seinem Bruder hinterher.

„Niemals, du dreckiger Schakal!“, rief dieser ihm über die Schulter entgegen.

Kisamba lächelte zufrieden. Waren sie nicht liebeswert?

„Tamu, sei nett zu Serangi! Schaut euch eure Schwester an, die ist ein liebes Mädchen. Nicht, Kleines?“, fragte Kisamba und sah zu ihrer Tochter, die gerade hinter der Akazie auf sie zukam. Zira war ein Schatz, so viel pflegeleichter als ihre Brüder. Aus ihr würde mal eine äußerst durchsetzungsfähige Löwin werden, da war Kisamba sich sicher. Sie war mehr wie sie selbst, manchmal fast schon ein bisschen zu gehässig für ihr Alter, aber zumindest schien irgendwer von den dreien nach Kisamba zu kommen… und irgendwer musste ja einen Anflug von Reife zeigen.

Tamu jedoch lachte spöttisch auf. Er sah seinem Bruder sehr ähnlich, einzig und allein der dunkle Punkt auf seiner Stirn verriet auf den ersten Blick, dass er eben Tamu war.

„Ja Mami, du hast recht, ich bin viel braver als die beiden!“, rief die kleine Zira jedoch überheblich aus und schmiegte ihren Kopf an den Pfoten ihrer Mutter.

„Jungs, es ist zu heiß um rumzurennen. Wir haben Mittag. Legt euch lieber in den Schatten.“, meinte Kisamba nun ernst und blinzelte, als die Sonne sie einen Moment blendete. Zira folgte ihrer Anweisung sofort, schließlich kamen auch ihre Brüder angerannt.

„Ich bin viel schneller als du, Tamu!“, prahlte Serangi und sprang seiner Mutter mit ausgefahrenen Krallen an den Hals. Es tat kurz weh, aber inzwischen war sie es so gewohnt von ihnen taktiert zu werden. Solange es nicht zu heftig war und sie noch so klein waren, war es ja auch in Ordnung. Bis dahin ertrug sie es mit einem gequälten Lächeln.

„Gar nicht! Zudem bin ich ein bisschen älter als du!“, rief Tamu aus und sprang seiner Mutter ins Kreutz.

„Tamu, das tat weh!“, fauchte Kisamba und schlug vor Schmerz die Krallen in den Boden. Genau das meinte sie mit zu heftig.

„Du kennst die doch.“, lachte Zira nur und legte sich ihrer Mutter mit einem unschuldigen Lächeln zwischen die Pfoten und hob das Kinn hoch. „Und jetzt mach mich sauber!“

„Wie war das?“, hakte Kisamba streng nach und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.

„Mach mich bitte sauber.“, korrigierte Zira sofort und schmiegte beschwichtigend den Kopf an ihre Mutter.

Kisambas Mine entspannte sich wieder und sie machte sich kommentarlos daran ihre Tochter zu putzen. Eigentlich war sie nicht allzu dreckig, aber sie genoss es zu sehr um das nicht in Anspruch zu nehmen und wenn Kisamba ehrlich war, dann wollte sie das noch so lange ausnutzen wie nur möglich. Sie merkte mit jedem Tag der verging, wie schnell ihre Jungen groß wurden und es war für ihren Geschmack einfach zu schnell. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem auch Zira nicht mehr geputzt werden wollte. Aber dieser Tag war nicht heute.

Es dauerte einige Zeit, bis Kisamba sie vollständig geputzt hatte und als sie schließlich aufhörte, stand Zira fast schon enttäuscht und wesentlich müder als zuvor auf und legte sich an das Hinterbein ihrer Mutter. Sie wollte lieber etwas Abstand zu ihrem Kopf haben, denn sie wusste was jetzt gleich passieren würde.

„NEIN! Mutter! Ich will nicht, nein!“, rief Serangi aus und wollte flüchten. Zu spät. Kisamba hatte ihn schon am Kragen gepackt und klemmte ihn fest zwischen die Pfoten. Sie ließ sich doch nicht von einer halben Portion von irgendwas abhalten. „Lass das! Meine Mähne!“, fauchte Serangi erneut und begann hektisch rumzuzappeln. Er mochte ja gut darin sein sich aus Dingen herauszuwinden, aber sie war besser darin ihn festzuhalten.

„Welche Mähne?“, fragte sie nur gelichgültig und machte unbeirrt weiter.

„Mama! Ich bring dich um wenn auch nur ein Büschel Fell fehlen wird!“, brüllte Serangi so laut er nur konnte. Erneut folgte keine Reaktion von Kisambas Seite.

Währenddessen gesellte sich Tamu zu seiner Schwester und alle beide beobachteten das Geschehen amüsiert. Sie lachten hemmungslos während ihre Mutter Serangi fast erdrosselte, um ihn festzuhalten. Irgendwann würde sie ihn entweder mal erwürgen oder er würde an seinem eigenen Dreck ersticken. Beide tippten übrigens auf Zweiteres, denn ihre Mutter würde keinem von ihnen jemals auch nur ein Haar krümmen.

„So, fertig!“, rief Kisamba schließlich erschöpft aus und erlöste Serangi von seinen Qualen, ehe sie Tamu zu sich holte. Dieser war wesentlich einfacher zu baden als sein Bruder. Zwar genoss auch er nichts hiervon, aber zumindest ließ er es über sich ergehen. Tamu war auch eindeutig Ziras Lieblingsbruder, er war nicht so nervig und reizbar wie Serangi. Zira war schließlich selber manchmal ein ziemlicher Hitzkopf, weshalb zwischen ihr und Serangi manchmal ziemliche Spannungen herrschten.

„Na, hattest du Spaß?“, fragte Zira süß grinsend, wofür sie nur ein genervtes Schnauben von ihm erntete.

„Ach, sei bloß still!“

„Ach, sei bloß still!“, äffte Zira in nach und verdrehte die Augen.

„Zira!“

„Zira!“

„Hör auf!“

„Hör auf!“

„He, ruhig, alle beide!“, knurrte Kisamba nun mit schlagendem Schwanz und warf den beiden einen warnenden Blick zu. Konnten sie sich nicht streiten, wenn die Mittagsonne sie nicht lebend kochte?

Sie schwiegen nun tatsächlich, warfen sich aber dennoch ein paar böse Blicke zu.

Als Kisamba schließlich auch Tamu zu Ende geputzt hatte und sich zwischen seine Geschwister legte, kam jedoch sofort sowas wie Ruhe über sie. Es entspannten sich endlich genug um einzudösen, doch Kisamba gelang dies nicht wirklich.

Sie gab kaum mehr Milch und obwohl ihre Jungen bereits Fleisch fraßen, wäre es nicht verkehrt gewesen, wenn sie noch länger Milch bekommen hätten. Was wenn es ihnen schadete jetzt schon nur Fleisch zu fressen? Sie jedenfalls war sich sicher, dass sie in dem Alter noch nicht so weit gewesen war. Die anderen Jungen im Rudel bekamen doch auch noch Milch, aber bei ihn kam einfach nichts mehr. Vielleicht machte sie sich aber nur unnötige Gedanken, denn ändern konnte sie sowieso nichts mehr daran.

Ihr Blick fiel auf die drei schlafenden Geschwister, die sich inzwischen an sie gedrückt hatten und sie konnte nicht anders als jedem von ihnen erneut über den Pelz zu lecken. Sie liebte sie so viel mehr als sie es ahnten und manchmal machte es sie fast schon wahnsinnig zu sehen wie klein und hilflos sie eigentlich waren und einfach da herumlagen und schliefen. Sie wären so leichte Beute für jeden, aber sie war ja da und solange das der Fall war, waren sie sicher.

Kisamba stellte sich oft vor wie es vielleicht mal seien würde, wenn sie mal ihre eigene Beute schlagen könnten, wenn Serangi und Tamu das Rudel verlassen würde oder wenn Zira eines Tages einen eigenen Wurf hatte. Es kam noch so viel auf sie zu und sie fand es fast schon beängstigend nur zu wissen, dass es passieren würde.

Ein Windstoß brachte eine kühle Brise an sie heran und für einen Moment genoss Kisamba das in vollen Zügen. Der Augenblick war jedoch so schnell vorbei wie er gekommen war, denn irgendwas roch sie. Dieser Geruch kam ihr nur selten unter die Nase, weshalb sie sich auch nicht sofort sicher war. Es war schwer zu beschreiben, zu selten roch sie das, deswegen war es auch so auffällig. Aber da war was, sie war sich ganz sicher!

Sie setzte sich auf und lauschte angestrengt in eine Richtung. Die Anspannung wuchs allmählich und ihr Instinkt meldete ihr Gefahr. Es war ja nicht einfach nur ein Gefühl, sie konnte es regelrecht riechen, doch sie wusste nicht genau was es überhaupt war. Zu eigentümlich war dieser Geruch. Er kam ihr so bekannt vor… nur von wo? Sollte sie es riskieren liegenzublieben? Es machte sie beinahe wahnsinnig keine sichere Antwort auf diese Frage zu wissen!

Sie war eine Löwin, aber irgendwas hieran bereitete sogar ihr so viel Unbehagen, dass sie nur noch verschwinden wollte. Und damit war ihr Entschluss gefasst.

„Kinder aufstehen!“, rief sie, erhob sich angespannt und sah nervös zu ihnen.

„Mama, was denn?“, fragte Tamu verschlafen. Er hatte grade eben so schön geträumt, er wollte nicht aufstehen, das war ungerecht. Die ganze Welt war ungerecht!

„Zurück zum Rudel, sofort!“, befahl sie ohne jegliche Erklärung abzugeben.

„Was ist?“, fragte Zira und sah im Halbschlaf zu ihr auf. Sonst hatte sie es doch nicht so eilig irgendwo hin zu kommen, das erschien ihr verdächtig.

„Keine Zeit! Los Zira, los!“, rief ihre Mutter und lief voraus. Tamu und Serangi hatten schon Probleme mit ihr Schritt zu halten, doch Zira war noch zu müde um überhaupt richtig zu laufen.

„Nicht so schnell“, rief sie weinerlich und spürte die ansteckende Unruhe, die Kisamba ausstrahlte. Langsam wurde auch sie nervös und sie wusste nicht mal warum. Irgendwas stimmte nicht, das merkten auch Serangi und Tamu, wagten es jedoch nicht etwas zu sagen.

Kisamba sah sich hektisch nach ihrer Tochter um und machte kurz kehrt. Sie würden so nicht schnell genug voran kommen und sie musste eine Entscheidung treffen.

„Es tut mir leid Zira, aber du bist zu langsam.“, sprach sie ernst und sah sich um. Das Gras war hoch und da hinten… Oh, das sah vielversprechend aus. „Hör zu, du wartest einfach hier, hinter diesem Gebüsch. Wenn ich deine Brüder zum Rudel gebracht habe, hole ich dich. Und jetzt keinen Mucks, ja?“

„Ja Mami, versprochen! Ich werde kein Wort sagen. Du…“ Sie druckste ein wenig rum, doch Kisamba hatte keine Zeit dafür. Sie hatte eigentlich für gar nichts Zeit.

„Ja?“, hakte sie stattdessen nach.

„Ich hab dich lieb.“, meinte Zira lächelnd. Sie wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund hatte sie das plötzliche Bedürfnis, ihrer Mutter so was zu sagen, einfach so, ohne jeglichen Anlass.

„Ich liebe dich auch Zira.“, erwiderte Kisamba liebevoll, schleckte ihrer Tochter über das Gesicht und schmiegte ein letztes Mal ihren Kopf an Ziras.

Sie wussten nicht, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie einander sahen.

Dann lief Kisamba mit großen Schritten zurück zu Tamu und Serangi, die noch immer unruhig auf dem Trampelpfad warteten. Zira hörte noch das amüsierte Lachen ihrer Brüder, als sie mit ihrer Mutter nach Hause hetzten. Sie hätte gerne gehört worüber sie sich unterhielten, aber wahrscheinlich hätte sie das sowieso vergessen.

Denn was nun geschah ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Es knallte. Sie wusste nicht was und sie hatte es auch noch nie so gehört, aber es gab einen lauten Knall und dann wieder Stille, nur ganz kurz. Das war alles was es brauchte um ihr Leben völlig zu zerstören, ohne die geringste Anstrengung. Sie hätte sogar aufgeschrien, doch ihr blieb der Atem regelrecht im Hals stecken. Der Schreck darüber war so groß, dass sie nicht mal merkte, dass sofort noch zwei weitere folgten.

Das Geräusch hallte trotzdem noch lange in den Ohren der kleinen Löwin nach, obwohl längst wieder alles ruhig war. Es war so als ob nie etwas gewesen wäre und für einen kurzen Moment kam ihr sogar der Knall so weit weg vor, als ob es nie passiert wäre.

Sie wollte glauben, dass dem so war und sie wollte sich an das halten was ihre Mutter gesagt hatte, denn bisher hatte sie immer recht mit dem gehabt, was sie sagte. Ihre Mutter hatte schließlich immer recht, das war bei Müttern so, es musste auch diesmal so sein. Also blieb sie sitzen, so wie befohlen und tat gar nichts. Einzig das Zittern verriet sie, doch sie kämpfte dagegen an. Und gegen die Tränen und die Panik. Ihre Mutter würde kommen, sie kam immer. Zira spürte den Kloß in ihrem Hals immer größer werden, je näher die Sonne dem Horizont kam. Nachts kamen die Schakale und Hyänen aus ihren Verstecken und fraßen kleine Löwen… Das hatten die anderen Löwinnen im Rudel erzählt und ein ersticktes Schluchzen brach aus ihr heraus. Sie hatte noch nie eine Nacht alleine verbracht, was wenn es stimmte und eine Hyäne sie fand? Ihr Blick blieb an der untergehenden Sonne kleben und als die Dämmerung immer dunkler wurde, entschied Zira das schlimmste zu tun, was sie je gemacht hatte: nicht auf ihre Mutter zu hören.

Sie wusste nicht mal ob sie sich vor dem Ärger den sie hiervor bekommen würde oder vor den hungrigen Räubern mehr fürchtete, doch sie traute sich geduckt aus dem Gebüsch heraus und hastete so schnell wie möglich in die Richtung, in die ihre Mutter gegangen war. Sie wusste nur circa wo das Rudel war, da der Lagerplatz ständig wechselte. Jedenfalls hatte sie keine Ahnung wohin es ging.

„Mama…“, raunte Zira ängstlich. Ihre Stimme versagte jedoch bald. Sie wusste, dass das was sie hier tat verboten war, aber sie hätte sich die Welt auch nicht so groß vorgestellt. Jetzt, wo sie völlig allein war, war die Welt auf einmal so bedrohlich. Sogar das hohe Gras, durch das sie zuvor noch gehüpft war, schien plötzlich die Größe von Bäumen zu haben! Aber eigentlich war das doch viel kleiner wenn ihre Mutter dabei war. Vorsichtig folgte Zira dem schwachen Geruch Kisambas, durch das Gras und fand schließlich wonach sie suchte.

Sie wünschte sich zum ersten Mal in ihrem Leben, ihre Mutter nicht entdeckt zu haben.

Der Geruch von Verwesung und geronnenem Blut hing plötzlich in der Luft und alles was Zira sah waren das paar matte Augen, das zu ihr herüber starrte.

Ihre Mutter lag tot auf dem Boden und dicht neben ihr lagen Serangi und Tamu. Es gab keine Anzeichen auf einen Kampf, kein plattes Gras, keine Fellbüschel, nur eine einzige Wunde in ihrem Kopf, aus der sie stark geblutet hatte. Für einen ganz kurzen Moment konnte sie nicht einordnen was passiert war, doch der Augenblick verflog so schnell wie er gekommen war.

Bei ihren Brüdern war es nicht anders, doch Zira rannte ohne sie länger als nötig anzusehen an ihnen vorbei und drückte sich gegen ihre Mutter. Sie schaffte es nicht mehr auch nur ein einziges Wort zu sagen ehe die Tränen völlig unkontrolliert aus ihr herausbrachen und in ihrem Fell versickerten.

Sie sagte nichts, denn sie hatte inzwischen oft genug von weitem den Löwinnen beim Jagen zugesehen um zu wissen was los war.

Erst jetzt bemerkte sie, was man ihr noch angetan hatte und sofort wand sie den Blick ab, aus Angst sich sonst zu übergeben.

Sie konnte es nicht mal mehr ertragen ihrer Mutter noch ins Gesicht zu sehen. Ihr Kiefer war blutig und gebrochen und ihr fehlten Zähne. Und ihre Pranken waren einfach weg. Abgeschnitten und verschwunden.

Ganz langsam realisierte Zira, was das hier für sie bedeutete. Ihre Familie war tot und sie hatte niemanden mehr. Sie versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, irgendeine letzte Reaktion ihrer Mutter zu erzwingen, etwas zu sagen, doch die Schluchzer schnitten ihr immer wieder die Worte ab.

Sie sah nichts mehr durch ihre tränenverhangenen Augen und sie war froh darüber. Was auch immer das war hatte ihrer Mutter das Gesicht zerrissen und sie musste es sehen. Wie sollte sie das je vergessen, wie konnte sie? Sie versuchte erneut einen Blick auf Kisambas Gesicht zu werfen, doch der verschobene, völlig grotesk anmutende Kiefer ließ sie so falsch aussehen.

Alles an ihr fühlte sich falsch an. Sie lag da direkt vor Zira, steif und kalt und alles an ihr sah so matt aus.

Es machte Zira Angst, von den Hyänen und Schakalen abgesehen. Die würden Zira gleich noch mittöten, sie wusste es.

Ihre eigene Körperwärme schaffte es eine kleine Stelle an Kisambas Bauch warm zu halten und wenn sie die Augen schloss und sich mit aller Macht vorstellte, dass all das nicht passiert war, dann fühlte es sich fast an wie früher. Vor einigen Stunden.

Das kam ihr alles so falsch vor. Es war nie so gewesen, es durfte so nicht sein.
 

Ein Geräusch erregte Ziras Aufmerksamkeit, woraufhin sie glaubte, dass ihr gleich das Herz aus der Brust sprang. Das Blut schoss ihr in den Kopf und sie versuchte möglichst leise zu atmen. Sie saß nun schon seit Stunden hier und die Nacht brach allmählich ein, was alles nur noch schlimmer machte.

In der Dämmerung entdeckte sie irgendein Tier, was sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es erinnerte sie irgendwie an die Paviane, die sie manchmal in den Bäumen gesehen hatte, jedoch viel, viel größer und das Fell war nicht so seltsam. Sie sah dieses Tier zum ersten Mal und sie glaubte nicht daran, dass es sie am Leben lassen würde.

„Das darf doch nicht wahr sein! Und die Jungen…“, murmelte das fremdartige Tier und jetzt konnte Zira auch erkennen, dass es ein nacktes Gesicht hatte. Einzig das Fell auf seinem Kopf war länger. Das musste wohl tatsächlich ein Affe sein, Zira konnte kleine Ohren und lange Finger an dem Tier erkennen. Vielleicht hörte es sie ja nicht und würde sie einfach in Ruhe lassen.

Es war für einen Moment wieder still. Zira hatte sich zwischen Kisambas Vorderbeine, an ihren Brustkorb gequetscht und versuchte sich regelrecht im matten Fell zu versinken. Jedoch war der Körper steif und unnachgiebig geworden und es ließ Zira erzittern. Sie würde sterben. Sie durchlebte Todesangst und schaffte es nicht mal mehr sich zu bewegen. Es war als ob ihr Kopf leer war. Nichts kam ihr mehr in den Sinn, sie wusste nicht woran sie denken sollte außerdaran, ihre Atmung ruhig zu halten. Doch je länger das hier ging umso schwerer fiel es ihr sich zusammenzureißen. Es war zu viel Druck und die Angst bemerkt zu werden war das schlimmste. Zira hatte sich nie als Beute gefühlt, sondern als Jägerin und die allgegenwärtige Präsenz ihrer Mutter hatte ihr immer das Gefühl von Unantastbarkeit gegeben, so als ob nichts und niemand ihr je Leid zufügen könnte. Nie war ihr in den Sinn gekommen, dass es mal anders sein würde.

Das fremde Tier sah sich immer noch Kisamba an, doch schien nicht mal zu versuchen sie zu fressen. Sie sah sie einfach nur an und dann, ganz zufällig entdeckte sie Zira.

„Oh… Oh je, na komm her.“, säuselte sie mitleidig und streckte die Hand nach Zira aus. Sie berührte sie schon fast und das war der Moment, in dem es Zira zu viel wurde. Sie vertraute ganz bestimmt keinem Affen und schlug stattdessen fauchend mit ausgefahrenen Krallen nach ihr. Sie würde nicht kampflos aufgeben! Doch die Wirkung war nicht allzu vielversprechend.

„Sehr nett, ich bin Linda.“ Sie lachte einfach nur amüsiert und machte ohne Umschweife einen zweiten Versuch das Löwenjunge anzufassen. Diesmal packte Linda sie jedoch wesentlich fester im Nacken und nahm sie mit weit von sich gestreckten Armen mit sich. Zira versuchte noch sich dagegen zu wehren, doch der Griff wurde fester und sie schaffte es kaum mehr sich zu bewegen. Ein letzter tränenverhangener Blick auf das was von ihrer Familie übrig war, war alles was ihr vergönnt blieb.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shizana
2013-01-08T22:37:44+00:00 08.01.2013 23:37
So, nun fange ich endlich an, deine FF zu lesen. Die gammelt ja nun schon seit einer halben Ewigkeiten in meinen Favoriten herum, aber ich bin einfach noch nicht zum Lesen gekommen. Doch nun, da ich einen Ereader habe, kann ich mich ganz bequem vorm Schlafengehen, unterwegs oder auch zwischendurch voranarbeiten. Mal sehen, wie lange ich brauchen werde - rechne mit einer langen Zeit, die du nun mit mir auskommen müssen wirst. (Oder auch nicht, haha.)

Kapitel Eins habe ich soeben gelesen. Und dazu möchte ich zumindest noch fix ein erstes Feedback geben, ehe ich mich gleich in mein warmes Bett kuschle.


Du startest mit viel Wärme, Sympathie und Dramatik zugleich. Gerade hat man sich mit Kisamba und ihren Jungen angefreundet, da ist es auch schon wieder vorbei. Aber du hast einem die Charaktere sehr gut beschrieben, sodass man ihnen Individualität zuordnen konnte. Das fand ich schon einmal sehr gut.
Etwas unglücklich war deine Beschreibung von Kisambas Aussehen mit dem Aalstrich. Hätte ich nicht deine Bilder gesehen, hätte ich nicht gewusst, was du damit meinst. Wo befindet er sich? Ein Strich auf dem Rücken? Das hättest du noch hinzufügen müssen.

Bisschen unzufrieden war ich mit deiner Lösung, dass Kisamba Zira zurückgelassen hat mit der Begründung, sie sei zu langsam. Sie hätte sie tragen können, hat sie aber nicht. Und auch keines der anderen Jungen. Narf, das war nicht so toll.
Im ersten Moment war ich irritiert, wieso die Wilderer nur Zähne, Krallen, Schweif und Pfoten entwenden. Aber du hast mir das mit den nachfolgenden Sätzen dann deutlich machen können, dass sie schlichtweg keine andere Wahl hatten, da alles schnell gehen musste und sie wohl keine Möglichkeiten hatten, mehr Profit aus ihrer Jagd zu schlagen. Normalerweise hätte man sich auch noch auf das Fell gestürzt, aber das ist bei diesen Jägern unrelevant.

Du hast Zira sehr viel Wissen vorausgenommen, das sie nicht besitzen kann. Womit ich meine, dass du zu viel aus ihrer Sicht verdeutlicht hast, was man sich auch so denken konnte. Dass Linda ein Mensch ist, ist für den Leser sofort klar, aber nicht für Zira. Es wäre besser gewesen, wärst du dabei geblieben, dass es ein ihr unbekanntes "Tier" ist, aber irgendwie auch nicht.
Selbes mit dem Wagen. Und etwas irritierend war's mit dem Wissen, dass ihre Familie soeben getötet worden war. Natürlicher wäre es vielleicht auch gewesen, hätte Zira im ersten Moment nach Linda geschnappt. Aber das sind alles nur Details, die das Ganze ein wenig authentischer gemacht hätten.


Lesen tat sich das erste Kapitel dennoch sehr angenehm. Ich weiß nicht, ob sich im Laufe der Geschichte dein Schreibstil noch ein wenig ausreift und ob du dann auch dein Wissen gesteigert hast in puncto Rechtschreibung und Grammatik, deswegen will ich dazu nicht so viel sagen. Der Lesefluss war da, alles war gut verständlich und du hast alles gut bildlich rüberbringen können - das ist fürs Erste das Wichtigste.
Sagen wir, ich habe mich mit dem ersten Kapitel schon so gut von dir einfangen lassen, dass ich mich jetzt nur noch in mein Bett kuscheln und zumindest noch das zweite Kapitel lesen will. Was ich jetzt auch prompt tun werde. ;)


Du hörst auf jeden Fall wieder von mir.
Bis dahin, lass es dir gut gehen.

Liebe Grüße
Shizana


Zurück