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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Willkommen am Königsfelsen

„Na dann, es wird schon schief gehen!“, redete Zira sich ein und lief erhobenen Hauptes neben Taka her. Sie versuchte denselben Stolz und Anmut zu verstrahlen wie er es tat, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Irgendwie schaffte Taka das besser als sie, er hatte irgendwie von sich aus eine unglaubliche Eleganz an sich.

Als sie den Königsfelsen, einem Felsgebilde mit mehreren Plattformen, welches sich inmitten der ebenen Savanne in den Himmel erstreckte, näher kamen, sah Zira einige Löwinnen, die friedlich in der Abendsonne lagen und sich den Pelz wärmen ließen.

Doch als sie Taka in Begleitung der fremden Junglöwin, blickten sie alle plötzlich auf und hoben die Köpfe, nur um neugierig auf Zira und Taka zu starrten.

Es war Zira um ehrlich zu sein sehr unangenehm. Auf diese Art und Weise im Mittelpunkt zu stehen war irgendwie komisch und ungewohnt. Sie spürte wie die Blicke der Löwinnen sie durchlöcherten und es war einfach nur unangenehm, wenn wildfremde Löwen dich ansahen wie einen Alien.

„Nanu, Bruderherz, wen hast du denn da angeschleppt?“, fragte plötzlich ein Löwe und erhob sich zwischen einigen Junglöwinnen, bei denen er bisher geruht hatte.

Er war deutlich älter als Taka, vielleicht kurz davor erwachsen zu werden. Seine rotbraune Mähne war schon fast ganz gewachsen und sein goldbrauner Pelz schimmerte in der Abendsonne. Er hatte sanfte, braune Augen und seine Stimme klang bereits sehr tief und majestätisch, wenn man bedachte dass er noch gar nicht ausgewachsen war. Zudem war er sehr stämmig und muskulös und würde mit seinem beeindruckenden Aussehen und Körperbau bestimmt nie Probleme haben, eine Freundin zu ergattern. Und dass er zwischen den beiden Junglöwinnen lag ließ bereits erahnen, dass er sich bei denen bereits großer Beliebtheit erfreute.

„Weißt du, Mufasa“ Taka sah gehässig zu ihm „Man nennt so was Löwin, falls dir dieses Wort bekannt sein sollte. Ist die weibliche Form von Löwe… Aber wie ich sehe scheinst du dich zwischen denen ja nur zu gern auszuhalten… Und jetzt hol Vater.“, antwortete Taka kühl.

Doch Zira musste grinsen. Aha, das war also Takas Bruder, Mufasa. Hm, das beste Verhältnis schienen diese zwei anscheinend nicht zu haben.

Eine gewisse Unruhe machte sich zwischen all den Löwinnen breit und Jeder tummelte sich um Zira um die Fremde als Erster zu sehen.

Zira sah zwischen ihnen unsicher umher, versuchte ein nettes Lächeln aufzusetzen, doch sie war zu nervös um es glaubhaft erscheinen zu lassen.

Etwas nervös wedelte Zira mit ihrem Schwanz umher und sah neugierig auf den Löwen der soeben vom Königsfelsen heruntergelaufen kam. Er hatte eine satte, schwarze Mähne und stechende, grüne Augen, ähnlich wie Takas, doch sein Fell war goldbraun, beinahe schon gelb, wie Mufasas. Auch war er viel stämmiger als Taka und wirkte insgesamt Muskulöser. Man konnte um ehrlich zu sein nur schwer erahnen dass er Takas Vater war und wenn er nicht die schwarze Mähne gehabt hätte, hätte Zira es beinahe nicht geglaubt.

Die Löwinnen machten ihrem König Platz, woraufhin dieser sich breitbeinig vor Zira aufstellte und mit einem hoheitlichen Blick zu ihr herab sah.

„Guten Tag, ich bin König Ahadi; König des Geweihten Landes. Und dein Name lautet? Was willst du hier?“, fragte der Löwe und lief mit dieser majestätischen Anmut auf Zira zu.

„Das ist Zira, sie–“ doch Taka kam nicht dazu weiterzureden.

„Halt mal, ich kann auch für mich selber reden, ja?“, unterbrach Zira ihn bestimmt und sah ihn mit einem genervten Blick an. Zwar hatte Taka ihr gesagt dass sie ihm das Sprechen überlassen sollte, doch irgendwie fühlte sie sich nicht ganz wohl dabei.

Ahadi erhob jedoch noch einmal die Stimme: „Ich würde euch übrigens alle bitten zu gehen. Lasst mich das regeln.“ Die Löwinnen taten wie ihnen befohlen und zogen sich, wenn auch etwas unwillig, zum Königsfelsen zurück.

Also sah sie tapfer zu Ahadi und begann zu sprechen: „I- ich bin Zira. Ähm… Ihr fragt euch sicher warum ich hier bin und was ich überhaupt von euch möchte, aber ich kann euch alles erklären. Mein Rudel wurde von Menschen angegriffen, daher habe ich auch dieses Stück Metall in meinem Ohr. Daraufhin bin ich bin einfach weggerannt und schließlich hier gelandet und dann zufällig auf Ihren Sohn gestoßen. Er erzählte mir von euch und dass das hier alles euer Königreich ist und so wollte ich Sie nur darum bitten, mich bitte in ihrem Rudel aufzunehmen. Ich wäre euch sehr dankbar darüber. Wirklich, ich will euch oder sonst wem, egal ob aus eurem Rudel oder nicht, nichts Böses. Ich bin nur hungrig und brauche nur ein zu Hause.“, beendete Zira ihre Rede. Sie flehte innerlich dass sie höflich genug war um einen guten Eindruck zu hinterlassen und nicht, wie Taka sie gewarnt hatte, irgendwie zu vulgär gewesen war. Zira wollte einfach nur ein Rudel… nicht mehr, nicht weniger.

„Hm… Ich weiß nicht Zira. Wenn du wirklich so allein bist, wie hast du es dann geschafft zu jagen?“

„W… was?“, fragte Zira verunsichert. Wie kam Ahadi jetzt da drauf?

„Dein Maul. Ich sehe da angetrocknete Blutspritzer. Du hast etwas Frisches erlegt. Und ich hoffe dir ist bewusst dass ich Wilderei hasse.“

Zira schluckte und leckte sich mit der Zunge hektisch über das Maul. Das waren wohl die Reste von ihrem Frühstück. Verdammt, warum hatte sie das nur übersehen? Warum hatte Taka sie auch nicht darauf aufmerksam gemacht? Und wie zur Hölle konnte dieser große König nur auf solche unwichtigen Kleinigkeiten achten? Wer achtete schon auf so was?

„Ich…“

Doch plötzlich tauchte eine andere Löwin hinter Ahadi auf und sah ihn strafend an.

„Nun sei doch nicht immer so hart. Lass mich doch auch einen Eindruck von ihr bekommen. Ich hab schließlich auch noch etwas mitzureden!“, meinte sie und sah sich Zira von oben bis unten an; Ihren dünnen, aber schönen Körper, die langen Beine, die hübschen, großen, rotbraunen Augen und vor allem das Metallstück in ihrem Ohr.

„Ich bin Königin Uru. Also Zira…“ Die Königin sah völlig anders aus, als Zira es sich vorgestellt hatte. Sie hatte dasselbe rotbraune Fell wie Taka, blaue, strahlende Augen und einen kleinen Haarbüschel auf dem Kopf, der ihr etwas in die Augen fiel. Zudem war sie viel dünner und schmaler als die anderen Löwen. Sie hatte einen Körperbau wie Scar ihn hatte, auch seine harten Gesichtszüge gingen wohl auf sie zurück. Aber im Nachhinein hätte Zira sich das eigentlich denken können, immerhin musste Taka seine Gene ja auch irgendwo her haben. „Wie genau ist das passiert?“, fragte Uru ruhig und zeigte auf Ziras Ohr.

„Ich… weiß es nicht genau. Wir waren alle viel zu sehr in Panik und Hektik versunken. Ich hab das gar nicht realisiert. Als ich dann weg war und mich in Sicherheit wusste, ist mir irgendwann der Schmerz aufgefallen. Na ja… Und seit dem steckt das da drin.“

Wie gelogen. Zira hatte dieses Ding bewusst ins Ohr bekommen, sie hatte eine weitaus aufregendere Jugend als irgendein anderer Löwe hier. Aber wenn sie das wirklich erzählen würde, wäre sie mit ziemlicher Sicherheit tot – Wer wollte schon mit einem halbzahmen Löwen zu tun haben?

„Nun ja… Ich frage mich nur grade was gegen dich spricht. Du scheinst eine nette, höfliche, junge Löwin zu sein. Und beim besten Willen nicht gefährlich. Schau sie dir doch an Ahadi: Sieht das etwa bedrohlich aus?“

Zira setzte in diesem Moment ihr süßestes und unschuldigstes Lächeln auf und klimperte mit den Wimpern.

Ahadi seufzte. „Wenn du meinst Uru…“ Er rieb liebevoll den Kopf an seiner Gefährtin „Geben wir dir eine Chance, Zira. Bald werden die Junglöwen des Rudels, also auch du, zum ersten Mal allein jagen gehen. Wir werden ja sehen wie erfolgreich du sein wirst. Aber bis dahin heißt es erst mal ‚Willkommen am Königsfelsen‘, Zira.“

Zira atmete erleichtert auf und sah schließlich zu den anderen Junglöwen des Rudels, die aus einiger Entfernung zu ihr gestarrt hatten. Es gab eigentlich nur sie, Taka, Mufasa und noch zwei weitere Löwinnen, die die ganze Zeit zusammen mit Mufasa auf einem Felsen saßen und Zira misstrauisch ansahen.

Sobald Ahadi und Uru weg waren, kam jedoch schon das ganze Rudel auf Zira zu und beäugte sie neugierig.

Angespannt sah sie zu ihnen und hoffte nur endlich von den Anderen wegzukommen und sich ihren Weg durch die Löwinnen kämpfen zu können, irgendwo hin wo es etwas ruhiger war, wo sie für sich war.

„Kusch, weg, weg ihr Geier!“, murrte Taka plötzlich und scheuchte einige Löwinnen mit der Pfote weg, wie störendes Ungeziefer. Diese sahen ihn nur strafend an, gingen aber wieder zu ihren Sonnenplätzen. „Komm, ich zeig dir ‘nen besseren Ort zum rumliegen.“, meinte er.

Zusammen mit Zira lief er einen Pfad an der Felswand entlang, wobei er Zira nicht einen Moment aus den Augen ließ. Es schien fast so, als schein er besorgt um sie, sie könne herunterfallen – Aber er, Taka? Besorgt? Niemals.

„Da sind wir, gefällt’s dir?“, fragte Taka. Sie standen auf einem versteckten Vorsprung, an der Nordseite des Königsfelsens. Von hier aus konnte man bis zum Elefantenfriedhof sehen – Und man hatte seine Ruhe.

„Wow, es sieht klasse aus.“, meinte Zira beeindruckt.

„So, na wie findest du meine Eltern?“, fragte Taka mit einer gewissen Neugierde in der Stimme.

„Deine Mutter ist sehr nett, ich mag sie jetzt schon. Aber dein Vater… Na ja, viel zu misstrauisch wenn du mich fragst. Deine Mutter mag ich einfach eher.“

„Das kannst du wohl sagen, eigentlich mag meine Mutter Jeder.“, bestätigte Taka genervt und legte sich auf den Boden.

Und plötzlich hatte Zira, einfach so, eine Idee.

„Hey, wollen wir spielen?“, fragte sie enthusiastisch und beugte sich über Taka.

„SPIELEN?!“, brachte er entsetzt hervor „Mädchen, wie alt bist du?! Ich bin ein Prinz, ich muss gar nichts machen!“, murrte er.

„Uhhhh, hältst dich wohl für was Besseres, Prinz Taka.“ Zira klang, völlig ungewollt, in diesem Moment so verführerisch, dass Taka sie einen Moment lang völlig perplex anstarrte.

„Äh… Is‘ was mit dir?“, fragte er verwirrt.

„Äh… Nö… Was soll denn sein?“, fragte Zira verwundert. Alles war in bester Ordnung, was für eine Frage!

„Äh… Gar ni–“ Doch Taka wurde unterbrochen, als eine Stimme an sein Ohr drang.

„Hey, hallo Bruderherz, wen hast du uns denn da angeschleppt, deine neue Freundin?“, fragte Mufasa grinsend und die beiden Junglöwinnen, die Zira bereits zuvor gesehen hatte, folgten ihm.

„Ach hallo Mufasa…“, knurrte Taka und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren einfach. Es war schon erstaunlich wie Jemand, der vor einer Sekunde noch lächelte, in der nächsten total mies drauf war.

„Und tschüss Taka…“, seufzte Mufasa.

Zira sah ihr verwirrt hinterher. „Ähm… Taka… Komm doch wieder.“, rief sie ihm noch zaghaft zu, doch eine der Junglöwinnen schüttelte nur den Kopf.

„Vergiss es, zu dem kann keiner Vordringen. Er ist einfach nur sehr seltsam... Oh, ich bin übrigens Sarafina.“, stellte sich die Löwin vor. Sie hatte cremefarbenes Fell, wunderschöne, türkisfarbene Augen und war, rein äußerlich, das genaue Gegenteil von Zira – Groß, stark und kräftig.

Dasselbe galt für die zweite Junglöwin: Sie hatte Sandfarbenes, leicht gräuliches Fell, gelbe Augen, und war auch viel kräftiger als Zira. Eigentlich waren alle Löwen hier kräftiger als Zira, das konnte man sich also ersparen zu sagen.

„Ich bin Sarabi“, stellte die zweite sich nun vor „Aber Sarafina hat schon recht, Taka kann manchmal wirklich seltsam sein, wir können dir das alle bestätigen und… Oh wir haben unseren Mufasa ja ganz vergessen!“

Sarabi und Sarafina kicherten und stupsten Mufasa, der gespielt beleidigt tat, an.

„Haha, aber sicher, der vergessene Mufasa!“ Der Löwe sah mit einem freundlichen Lächeln zu Zira „Ich bin Mufasa–“

„PRINZ Mufasa!“, fügte Sarabi hinzu.

„Hey, wir wollen ja nicht so krankhaft angeben, klar?“, meinte Mufasa und sah dann zum Himmel. „Es wird bald dunkel… Ich denke es wäre besser wenn wir schlafen gehen. Kommst du Zira? Dann kannst du uns in der großen Höhle ein bisschen was über dich erzählen.“

„Oh…“ Zira errötete etwas „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen.“

„Hm… Na dann nicht“, meinte Sarafina gleichgültig „Aber du kommst doch trotzdem mit in die Höhle, dann können wir dir auch gleich alle Löwinnen vorstellen.“

Auch Sarabi und Mufasa schienen von der Idee begeistert zu sein und sahen hoffnungsvoll zu Zira.

„Na meinetwegen, aber erwartet nicht zu viel… Mein Leben ist ziemlich langweilig.“, meinte diese und lächelte, ehe sie den anderen in die Höhle folgte. Doch eine Sache hatte sich irgendwie in ihrem Kopf festgebissen: Sarafina sagte, man könne nicht zu Taka vordringen. Stimmte das wirklich, oder tat er nur so cool? Immerhin hatte er heute, fand zumindest Zira, doch ziemlich viel mit ihr geredet, er hatte ihr sogar einen ziemlich großen Gefallen getan… Dafür dass er sie erst seit ein paar Stunden kannte und sie davor ein einziges Mal, vor Monaten, gesehen hatte.

Aber wenn Taka anscheinend tatsächlich so ein harter Brocken sein sollte, dann wusste Zira schon was sie in nächster Zeit tun würde…



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