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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Doppelleben

Am nächsten Morgen wachte Zira schon vor allen anderen Löwen vor Sonnenaufgang auf. Sie wollte noch etwas jagen gehen und den Hyänen bringen und zwar bevor die Anderen aufwachten.

Auf leisen Pfoten schlich sie aus der Höhle, an Ahadi und Uru, Mufasa, Sarabi, Sarafina und Taka vorbei, ehe sie schließlich schneller wurde und in der Morgendämmerung verschwand.

Am Horizont hob sich der Himmel bereits in einem sanften orange von dem Gras ab und ein paar Vögel begrüßten den neuen Tag fröhlich zwitschernd. Irgendwo hörte Zira Schakale aufjaulen. Das Geräusch erinnerte sie an Chica und Jerk. Die Beiden fehlten ihr… Sie hatten für Zira einen Geschwisterersatz dargestellt. Hatte sie ihnen nicht versprochen sie besuchen zu kommen?

Eigentlich war es für Zira höchste Zeit dieses Versprechen einzulösen. Gut zwei Wochen hatte sie die Beiden nicht mehr gesehen. Doch momentan gab es weitaus wichtigeres um was sie sich kümmern musste.

Als Zira schließlich die Fährte eines Zebras witterte spitze sie die Ohren und ihre Augen funkelten aufgeregt in der Dunkelheit auf. Sie musste ihre Chance wahrnehmen und zwar so schnell wie möglich. Jede verschwendete Sekunde war eine zu viel.

Auf leisen Tatzen schlich Zira sich näher, getarnt durch die Dunkelheit der Nacht, an, doch als sie ganz nah war und kurz davor war sich auf ihre Beute zu stürzen, konnte sie ein leises, mordlustiges Knurren nicht mehr unterdrücken.

Doch ein Anderer war schneller und eine Gestalt stürzte sich vor Ziras Augen einfach auf das Zebra – Ihre Beute wurde ihr wortwörtlich vor der Nase weggeschnappt.

Ein lautes Fauchen und Knurren ertönte, gefolgt von einem hysterischen Lachen und nun erkannte Zira die Gestalt – Banzai.

Lauf Knurrend und Fauchend biss er dem Zebra scheinbar völlig kopflos in den Nacken und obwohl er mit dem Tier zu kämpfen hatte, entschied Zira erst dann einzugreifen, wenn es wirklich gefährlich werden würde. Immerhin sollte Banzai auch was lernen und sich sein Futter nicht immer von Anderen anschaffen lassen, denn Zira glaubte um ehrlich zu sein nicht dass sie sich ihr ganzes Leben um die Beute der Hyänen kümmern würde.

Banzai verbiss sich nun richtig fest im Nacken seiner Beute und drückte seinen kräftigen Kiefer mit aller Kraft in das Fleisch, bis das Zebra schließlich zu Boden sank und von Banzai durch einen gezielten Biss in die Luftröhre getötet werden konnte. Seien Flanke zuckte noch kurz, doch dann wich alles Leben aus dem Körper des Tieres.

„Shenzi wird stolz auf mich sein!“, rief Banzai aus und sah voller Stolz auf das tote Zebra. Er, Banzai, dem anscheinend nie was gelingen wollte, hatte es geschafft! Er hatte ein ganzes, erwachsenes Zebra zur Strecke gebracht!

Banzais Siegesrufe wurden plötzlich von einem hysterischen Lachen begleitet.

Erst jetzt bemerkte Zira Ed, der hinter einem Busch gelauert hatte und auf seinen Bruder zulief.

„Jaja, klar! Oh Mann, meinst du Shenzi wird sich sehr freuen?“, fragte Banzai mit einem triumphalen Grinsen auf dem Gesicht. Ha! Er hatte tatsächlich ein ganzes Zebra getötet, er allein!

„Bestimmt“, brachte plötzlich Zira hervor und sah hochachtungsvoll zu Banzai „Mann, ich bin stolz auf dich. Dafür das du das ganz allein gemacht hast war das ‘ne super Leistung.“, meinte Zira ehrlich.

Banzai sah im ersten Moment erschrocken auf, doch als er erkannte dass es sich bei der Löwin nur um Zira handelte atmete er erleichtert auf.

„Hoffentlich.“, antwortete er.

In diesem Moment kam Ed auf seine trampelige Art auf Zira zugelaufen und hüpfte begeistert um sie herum. Er sabberte mal wieder stark, was darauf hinwies, dass er Hunger hatte.

„Na komm Banzai, gib ihm doch ‘nen Bissen ab.“, meinte Zira kichernd, doch Banzai schüttelte nur entschlossen den Kopf.

„Niemals, geht noch?! Das ist nur Shenzi und NICHT für meinen bekloppten, kleinen Bruder! Verstanden? Es ist SHENZIS!“, knurrte er gereizt und begann das Zebra in Richtung des Elefantenfriedhofes zu ziehen.

Verdutzt sah Zira ihm hinterher, wie er sich mit seiner Beute abquälte und zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Was für ein Affenaufstand, nur wegen Shenzi… Obwohl… Plötzlich hatte Zira eine gewisse Vermutung – Eine Vermutung die sie einfach nicht aus dem Kopf bekam. Was wäre wenn Banzai sich – NEIN! Shenzi war so was kratzbürstig und überdominant, sie könnte sich glücklich schätzen überhaupt Einen abzubekommen. Kein Männchen aus dem Rudel würde sich freiwillig mit so einer garstigen, herrischen Hyäne wie Shenzi als Partnerin abgeben wollen, immerhin wurden die Männchen sowieso ständig unterdrückt. Eigentlich konnten sie Zira fast schon leidtun, wenn sie nicht ein Weibchen gewesen wäre – Aber nur fast.

„Ed, helf‘ mir mal…“, ertönte plötzlich Banzais Stimme. Er versuchte immer noch das Zebra allein zu ziehen, jedoch mit eher dürftigem Erfolg…

„Jungs, so kommt ihr nicht weiter…“, meinte Zira seufzend und half den beiden Hyänen beim Ziehen des Kadavers.

„Sagt mal, was wollt ihr Beide eigentlich fressen?“, fragte Zira nach einiger Zeit.

„Na ja… Ich dachte eigentlich DU jagst uns was…“, gab Banzai kleinlaut zu, jedoch mit einem solch mitleidigen Unterton in der Stimme, dass Zira einfach nicht ausschlagen konnte.

„Wollte ich auch… Ach, egal. Ich muss sowieso üben. Wisst ihr, König Ahadi meinte er würde die Junglöwen in ein paar Tagen auf die erste Jagd schicken. Aber dann muss ich ihm beweisen dass ich es kann!“, erklärte Zira und sah schon den Abhang, der zum Elefantenfriedhof führte.

„Setzt dich.“, meinte Banzai plötzlich, als sie mit der Beute kurz vor dem Abhang standen.

„Äh, was?“, fragte Zira verwundert.

„Setzt dich auf das Zebra und Krall dich richtig fest.“, wiederholte Banzai.

Verwirrt tat Zira wie ihr befohlen. „Und jetzt?“

Banzai setzte sich neben sie, dann sah er zu seinem Bruder. „Ed, the stage is your’s.“

Ed nahm Anlauf, schubste den Kadaver mitsamt Zira und Banzai den Abhang runter und sprang mit einem schnellen Sprung zwischen die Beiden.

Panisch krallte Zira sich im Zebra fest und sah mit entsetzten wie sie mit dem Zebra den Abhang runterrutschten. Ihr stellte sich das Fell auf und jeder Muskel ihres Körpers war angespannt. Das hier war eine Höllenfahrt, warum taten die ihr das an? Konnten die das Zebra nicht einfach runterwerfen und hinterherrennen, wie alle anderen, normalen Tiere es tun würden?

Banzai und Ed lachten ausgelassen und steckten die Köpfe in die Höhe – Das schien anscheinend nicht das erste Mal zu sein, dass sie das taten.

Als die Drei mit dem Zebra endlich unten zum Halten kamen, was Zira im Übrigen wie eine Ewigkeit vorkam, sprang sie mit zittrigen Knien von dem Kadaver und sah schwer atmend zu den Hyänen.

„Juhu! Nochmal, nochmal!“, lachte Banzai und klatschte kichernd in die Pfoten. Ed war mal wieder in einer seiner Lachattacken gefangen und kullerte vom Zebra runter.

„Seid ihr noch ganz dich oder wolltest ihr mich umbringen?“, fragte Zira mit zittriger Stimme und noch immer schwer atmend.

„Ne, wir brauchen dich doch noch.“, entgegnete plötzlich eine Stimme – Shenzi.

„Hey, Shenzi! Schau mal, ich hab dir Frühstück gejagt“, rief Banzai voller Stolz und lief auf Shenzi zu „Na, was sagst du?“

Shenzi sah begeistert zu dem toten Zebra und biss sich gierig, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ein Stück ab.

„Danke Banzai, das wäre wirklich nicht nötig gewesen“, schmatzte sie und riss sich gefräßig einige Stücke ab „Du bist der Beste“, meinte sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht „Äh… Das hast doch du gejagt, oder?“ Sie sah misstrauisch zu Zira, doch die nickte bestätigend.

„Er hat’s wirklich gemacht.“

„Echt? Wow, äh, danke dir Banzai.“

Zira lächelte kaum merklich, als sie Eds flehendes Gesicht sah, welcher wehleidig auf das Zebra starrte, das von Shenzi immer mehr und mehr dezimiert wurde.

Auch Shenzi bemerkte es und schmunzelte. „Na kommt ihr drei, ihr bekommt auch noch was. Zira, was ist mit dir?“, fragte Shenzi und sah zu ihr.

„Ach nein, ich wollte nur mal vorbei schauen. Ich geh jetzt auch besser zurück, sonst werden die anderen noch misstrauisch, wo ich so früh bin und das gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft. Ach und Shenzi, Banzai war bei der Jagd heute Morgen wirklich gut.“, erwähnte Zira noch nebenbei. Sie sah wie Banzai plötzlich etwas verlegen dreiblickte, doch dann den Kopf schnell wieder in der Bauchhöhle des Zebras versteckte. „Also bis später, oder morgen oder so, ich weiß noch nicht!“, verabschiedete Zira sich und kletterte den Abhang wieder hoch, was um einiges schwieriger war als herunter zu klettern.
 

Als sie schließlich in einem Affenzahn, im Schutz der Morgendämmerung, zurück zum Königsfelsen rannte, sah sie bereits die ersten Löwinnen die aufstanden und sich zur Jagd bereit machten.

„Guten Morgen Zira. Wo warst du zu so früher Stunde?“, fragte Ahadi sie, als sie in die Höhle geschlichen kam.

„Ohm, ich war mir nur ein wenig die Beine vertreten. Das Geweihte Land ist wirklich wunderschön im Schein der Morgensonne.“, log Zira. Doch es klang glaubhaft und so gelogen war das auch wieder nicht. Es war wirklich wunderschön hier, das war eine Tatsache.

„Das freut uns doch, wenn es dir gefällt“, meinte plötzlich Uru und schloss sich den anderen Löwinnen an „Ach, und Zira…“, meinte sie etwas leiser, an Zira gewandt „Wenn du dich hier einfügen willst, dann wäre es ratsam wenn du mit den anderen Junglöwen zusammen Ahadis Unterricht besuchen. Dort wird dir die Geschichte unseres Königreichs ein wenig näher gebracht. Du musst das nicht machen, aber Ahadi hält sehr viel davon, wenn jeder Löwe unseres Rudels die Geschichte des Geweihten Landes kennt. Das hier ist immerhin das Land seiner Ahnen und unser Königreich. Taka wird dir Weiteres erklären… Stimmt doch, TAKA!“, rief Uru und riss Taka aus seinem Dämmerschlaf.

„Jaja, wird schon passen!“, knurrte er und rollte sich wieder zusammen. Er schien nur herzlich wenig Interesse daran zu haben Zira irgendwas zu erklären – So wie bei eigentlich allem.

„Er ist ein wenig Eigen, aber er scheint dich zu mögen.“, kicherte Uru.

„Hm… Wenn ihr es sagt, euer Majestät…“ Zira konnte den Worten der Königin nicht wirklich Glauben schenken, doch sie war die Königin – Ihr Wort war Gesetz.

Uru lächelte nochmals und verschwand dann mit den Löwinnen in der Dämmerung.

Zira sah der Königin grinsend hinterher. Sie mochte diese Löwin… Sie war etwas anders als der Rest der Löwinnen, aber unglaublich nett. Bis jetzt mochte Zira sie am meisten.

„Nun Zira, wir werden ja sehen wie du dich bei dem Unterricht machen wirst. Du kannst jederzeit, wann immer du willst, zu uns stoßen, aber du musst nicht. Aber wie Königin Uru bereits sagte – Es wäre besser wenn du es einfach tun würdest, damit würdest du dir selbst einen großen Gefallen tun.“, meinte Ahadi plötzlich und sah Zira wieder so an… So… Herablassend. Es gefiel Zira nicht, nicht im Geringsten! Sie hasste es um ganz ehrlich zu sein. Wie dieser ‚tolle‘ König sie ansah, nur weil sie ein bisschen anders war! Na gut – Sie war vielleicht sehr viel anders… Dünner, zierlicher, sie hatte etwas kratzbürstiges, rebellisches an sich … Aber das hieß nicht, dass sie nicht genau so viel Biss und Zähheit hatte, wie jede andere Löwin hier auch! Sie konnte nun mal nicht so perfekt und so makellos sein, wie seine Uru! Und um ehrlich zu sein war die auch nicht so kräftig wie die anderen Löwinnen… Ganz im Gegenteil. Zira fand sogar die sah ihr recht ähnlich… Mal abgesehen von der Farbe, dem Fellbüschel und anderen, unwichtigen Kleinigkeiten.

Zira konnte nichts dafür. Sollte Ahadi doch ihren Genen die Schuld dafür geben, sollte er doch Ziras Mutter die Schuld geben. Kisamba war im Grunde das genaue Abbild Ziras, nur mit einem schwarzen Aalstrich auf der Stirn. Ja, genau, sollte er doch einer Toten die Schuld geben, dann würden sie alle glücklich sein! Das war es doch was wir alle immer suchten wenn wir einen Fehler machten – Einen Schuldigen. Egal was auch sein mochte, Jeder suchte immer Irgendwen dem er die Schuld geben konnte, so war es doch, nicht?

„Ist gut.“, meinte Zira jedoch schnell und legte sich wieder auf den Boden. Die anderen Junglöwen durften immerhin auch weiterschlafen und da galten doch für Zira gleiche Rechte, nicht?

In ein paar Tagen wäre sie beriet für Ahadis Unterricht, in dem Punkt war fest entschlossen. Sie würde Ahadi zeigen dass sie ein ehrwürdiges Mitglied dieses Rudels werden konnte!

Der würde noch sehen. Sie würde es ihnen ALLEN zeigen – So viel war sicher.



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