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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Drei Löwinnen am Wasserloch

„Nun sag schon, seid ihr zusammen oder nicht? Verleugnung bringt nichts!“, meinte Sarafina neugierig. Die drei Junglöwinnen hatten sich in die Nähe des Wasserloches gelegt und es sich unter einem Baum gemütlich gemacht.

„Sarafina! Wie oft soll ich das noch sagen?! Wir sind nur Freunde, so wie du und Mufasa Freunde sind! So wie wir Freunde sind! Zira, bitte, du glaubst mir doch, oder?“, flehte Sarabi.

Zira legte den Kopf schief und tat so als müsse sie angestrengt nachdenken. „Also… Eigentlich… Wenn ich ehrlich sein soll… Im Grunde…“

„Komm auf den Punkt!“, unterbrach Sarabi sie ungeduldig.

„… NEIN. Schaut euch doch an: Ihr seid fast unzertrennlich. Ich bin zwar erst seit ein paar Tagen hier, aber diese übertriebene Zuwendung ist sogar MIR aufgefallen“, meinte Zira „Und wenn sogar ich davon Wind bekomme, ist es wirklich kein großes Geheimnis mehr.

Sarabi sah etwas verlegen zu den Beiden, dann seufzte sie.

„Vielleicht läuft da ja wirklich so ein klitzekleines bisschen was… Aber selbst wenn… Warum sollte Mufasa sich überhaupt für mich interessieren? Ich bin doch nur… ‚normal‘. Er könnte was Besseres abbekommen“, seufzte Sarabi wehmütig „Wie soll ich ihm überhaupt sagen dass ich ihn mehr als nur ‚mag‘? Und warum sollte er mich dann nehmen? Ich bin doch nichts Besonderes und überleg doch mal was es für unsere Freundschaft bedeuten würde wenn da plötzlich für mich mehr wäre aber in mir immer noch nur die gute Freundin sieht, dann würden wir nie mehr normal miteinander reden können. Vielleicht wäre unsere Freundschaft dann ganz am Ende! Dabei verstehen wir uns doch so gut.“

„Liebes… Sarabi. Komm schon – Der will doch auch was von dir. Er flirtet doch mit dir rum, das sieht doch ein Blinder.“

„Ach, das tut er doch mit mehreren Löwinnen, mit dir doch auch“, gab Sarabi schnell zurück und spürte wie sie errötete „Und selbst wenn, was soll ich denn tun?“

Zira seufzte. Zum Glück hatte sie keine Liebesprobleme. Oder war überhaupt verliebt. Jedenfalls glaubte sie das. „Frag mich nicht! Sarafina ist doch anscheinend so erfolgreich in Sachen Löwen…“, meinte Zira mit einem neckischen Unterton.

„Ihr seid doof… Aber Sarabi, das ist eigentlich ganz einfach: Flirte doch auch mal ein bisschen mit ihm rum, zeig auch ruhig mal was du hast. Aber übertreib es nicht! Er soll sich schließlich auch um dich bemühen.“

Sarabi sah seufzend zu Sarafina, dann meinte sie: „Bei dir klingt das so leicht, aber ich bekomm jetzt schon Hemmungen.“

„Pah, das wird schon! Du und Mufasa, ihr seid wie für einander bestimmt!“

Zira gähnte und legte sich auf den Rücken. Plötzlich fiel ihr aber eine Frage ein, die sie sich schon die ganze Zeit gestellt hatte: „Sag mal… Sarabi, was willst DU dir eigentlich zu unserer Jagd jagen? Ich wollte mir entweder einen Strauß oder ein Zebra holen.“

Sarabi legte nachdenklich den Kopf schief. „Entweder eine Antilope oder… Vielleicht auch ein Zebra. Aber ich denke ich bleibe bei der Antilope“, entschied sie „Und du Sarafina?“

„Ach, einfach die nächstbeste Antilope, hab mir nie wirklich übermäßig Gedanken darüber gemacht… Aber… Wisst ihr was? Taka will sich einen Büffel schnappen!“, rief sie aus.

„Ach was, das sagte er zwar, aber das schafft er nie allein“, wand Zira kichernd ein „Er versucht doch sicher nur zu ein bisschen vor uns zu protzen. Hm, vielleicht versteh ich jetzt sogar warum so viele von euch ihn nicht so sehr mögen… Warum eigentlich?“

„Also mit dem ‚protzen‘ wäre ich mir nicht so sicher! Mufasa hat mir erzählt dass Taka sehr verbissen ist. Er versucht seine Ziele unter allen Bedingungen zu erreichen, er kämpft bis zum Ende weiter, egal wie schwer es ihm fällt. Das ist auch einer der Gründe warum er so unbeliebt ist. Er kann sehr neidisch, eifersüchtig und egoistisch sein. Das begann alles damit, das Ahadi Mufasa immer bevorzugt hat. Zwar wird Taka von Urus Liebe fast ertränkt, aber… ich kann ihn auch verstehen… Das ist nicht dasselbe, wenn deine Mutter dich liebt oder wenn dein Vater dich liebt. Zumindest bei Männchen – Bei denen muss der liebe Daddy ja immer an erster Stelle stehen. “

„Hm, ich kann das nicht beurteilen, ich und meine Brüder hatten im Grunde nur unsere Mutter. Unseren Vater kannten wir nicht. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen dass Taka sich wirklich an einen Büffel trauen würde. Da muss sich doch sein Verstand melden!“, wand Zira ein.

„Ach, spätestens zur Jagd wissen wir, ob er sich wirklich an so was traut“, beendete Sarafina das Thema „Und jetzt Sarabi… Mach Platz!“

„Warum sollte ich?“ Sarabi zog grinsend eine Augenbraue hoch und blieb auf dem Felsen liegen.

„Weil du eine Wette verloren hast! Und jetzt gehorche mir und geh zur Seite.“, meinte Sarafina triumphal.

Seufzend stand Sarabi auf und lies Sarafina auf den kühlen Felsen. Eines musste Zira ihr lassen: Sie war eine gute Verliererin und machte keine Anstalten.

„Sagt mal – Findet ihr mich eigentlich fett? Seit ehrlich, ich hab letzter Zeit echt viel gefressen!“, kam es plötzlich von Sarabi.

Zira sah mit einem prüfenden Blick auf die Löwin. Sie war kräftig, aber nicht mehr als alle anderen Löwinnen hier auch.

„Eigentlich nicht… Du siehst genauso hübsch aus wie die anderen Löwinnen auch.“, meinte Sarafina plötzlich.

„Aber schaut euch mal Uru an: Die ist wirklich hübsch… Nicht ganz so gedrungen wie die anderen Löwinnen – Eher so wie du Zira. Warum bist du eigentlich so dünn? Gab es da wo du herkommst so wenig zu fressen?“

Zira sah auf. Eine Zeit lang hatte sie diese Frage selber beschäftigt, immerhin hatte sie immer genug Futter bekommen, wollte aber einfach nicht so recht zunehmen. Aber irgendwann hatte Chica ihr erklärt, das es alles etwas mit Genetik zu tun hatte und manche Löwen von Natur aus nicht so dick wurden.

Schließlich meinte Zira: „Das liegt mir in der Familie. Meine Mutter war auch schon so dünn. Wisst ihr, bei meiner Mutter versteh ich das auch, sie kam ursprünglich aus einer sehr kargen Gegend, aber Uru? Hier gibt’s Futter in Hülle und Fülle, warum sie?“

Sarabi rollte mit den Augen und machte eine abweisende Geste mit der Pfote. „Ach das… Das ist so: Uru kam aus dem Schattenland, bis ihre Mutter mit ihr ins Geweihte Land geflüchtet ist. Uru war ihre Mutter immer sehr wichtig. Doch dann verliebte sie sich als Junglöwin in Ahadi und als das raus kam gab es erst mal Ärger… Von beiden Seiten! Doch Asali, Ahadis Mutter, hatte die Idee erst mal ganz ruhig mit Urus Mutter zu sprechen. Nun ja… und mit der Zeit freundeten sich Asali und Urus Mutter… Jija hieß sie, an. Jija wurde schließlich ins Rudel aufgenommen und Ahadi wählte, als er den Königsposten übernahm, Uru zur neuen Königin. Und darum sind Uru und Taka körperlich so anders von all den anderen Löwinnen. Bei der Genverteilung hat Taka wohl das meiste von Uru abbekommen.“

„Aha, schon bin ich klüger. Was ist eigentlich mit euren Eltern? Mein Vater… war mir schon immer egal. Wir kannten ihn nie, er ist vor unserer Geburt weggerannt. Meine Mutter Kisamba und meine Brüder, Tamu und Serangi, wurden erschossen. Danach wurde ich eine Zeit lang von einer Freundin meiner Mutter, zusammen mit ihren Jungen, aufgezogen. Aber dann kamen die Menschen und ich landete schließlich hier. Was aus meiner Adoptivfamilie geworden ist, weiß ich nicht.“, meinte Zira und tat so als würde es sei nicht im Geringsten interessieren.

Hmmm… Sie log ja noch nicht einmal so richtig…. Irgendwie war es wahr… Zur Hälfte.

„Oh Zira, das klingt furchtbar!“ Voller Mitleid sahen Sarabi und Sarafina zu ihr, doch Zira winkte nur ab.

„Lang ist’s her… Kommt, erzählt mir doch mal von euch.“

Also meine Mutter war bereits trächtig als sie Mitglied des Rudels wurde. Leider wurde mein Vater davor von Hyänen getötet. Danach war meine Mutter ganz allein… Sie ist mir wirklich sehr wichtig, glaubt mir! Ich hatte auch mal eine kleine Zwillingschwester, doch die starb kurz nach der Geburt…“ Sarabi klang traurig wenn sie nur daran dachte „Doch ich bekomm die volle Aufmerksamkeit meiner Mutter geschenkt und wir sind doch immerhin ein gutes Team.“, kicherte sie und ihre Stimme nahm wieder die gewohnte Fröhlichkeit an „Aber hör dir mal Sarafinas Lebensgeschichte an, da wirst du vielleicht mal Augen machen, nicht?“

Sarafina verdrehte die Augen, dann begann sie jedoch zu sprechen: „Meine Mutter war schon immer Mitglied des Rudels, sie wurde hier geboren. Mein Vater jedoch war ein herumstreunender Löwe… bis zu dem Zeitpunkt, als er von Königin Uru gefunden wurden. Sie bot an ihn aufzunehmen, weil er ihr so Leid tat – Uru ist wirklich so herzensgut. Äh, jedenfalls war König Ahadi nur wenig begeistert, doch er ließ es zu. Na ja, mein Vater und meine Mutter kamen einander näher, dann kam ich zur Welt… Als meine Mutter, Ika, mit mir zum ersten Mal jagen gehen wollte, verlor sie mich aber. Ich war so dumm! Ich bin einfach weggelaufen! Weil ich einer Mücke oder einem Schmetterling oder was weiß ich was, hinterherrennen wollte! Dann musste ich einige Wochen ganz allein da draußen überleben! Zum Glück fraß ich schon Fleisch und konnte mich von etwas Aas ernähren und ich hatte das Glück sämtlichen Raubtieren entweder ausweichen zu können oder mich vor ihnen zu verstecken. Aber mein Vater hatte sich solche Sorgen um mich gemacht dass er einfach losgelaufen war um mich zu finden und so wurde er schließlich von einigen Hyänen überrascht. Sie töteten ihn… Und… und schließlich wurde ich von Mufasa gefunden… Er brachte mich zurück zum Königsfelsen…“ Sarafina seufzte „Findet ihr eigentlich ich bin Schuld an dem Tod meines Vaters?“

Zira hörte auf. Das hatte sie sich selbst auch einige Zeit gefragt. Aber dann wiederrum fragte sie sich was sie denn dafür konnte dass diese Männer genau an diesem Tag an diesem Ort um diese Zeit gekommen waren. Nichts konnte sie dafür, das war ihr klar. „N… nein… Weißt du… Ich gab mir auch einige Zeit die Schuld am Tod meiner Familie… Aber inzwischen weiß ich dass ich damit gar nichts zu tun hatte. Meine Mutter wusste, dass sie ein Risiko eingehen würde, uns in Sicherheit zu bringen… aber sie tat es trotzdem. Sie liebte uns einfach… bis zur letzten Sekunde.“

Sarafina sah mit einem mitleidigen Blick zu Zira.

Einzig und allein Sarabi schien die traurige Atmosphäre nicht mehr auszuhalten und meinte plötzlich: „Sollen wir an unserem großen Jagd-Tag eigentlich schon vor Sonnenaufgang aufstehen? Immerhin gehen wir auf unsere allererste, eigene Jagd!“

Zira war erleichtert dass Sarabi das Thema gewechselt hatte und nun diese bedrückte Stimmung von ihnen wich.

„Ich denke schon. Und dazu kommt noch das…“ Plötzlich hielt Zira inne – Es wurde langsam dämmerig und das hieß…

„Oh nein, ich hab noch eine Verabredung mit Uru, ich muss jetzt dringen los, bis später oder so!“ Mit diesen Worten sprang sie auf und rannte Richtung Königsfelsen.
 

Kurze Zeit später, als die Sonne schon viel tiefer stand und die Dämmerung sich langsam ankündigte, sah Zira Uru bereist unter dem Königsfelsen sitzen, da wo sich die älteren Löwinnen immer so gern sonnten.

„Tut mir leid dass ich euch so lange warten ließ! Ich… hatte noch ein Gespräch mit Sarabi und Sarafina…“, entschuldigte Zira sich bei der Königin und sah ihr in die tiefblauen Augen.

„Ist schon in Ordnung! Ich nehme es dir nicht übel. Als ich so alt war wie du, da hab ich auch ständig mit meinen Freundinnen geredet. Also… bist du bereit das Geweihte Land ein wenig kennenzulernen?“ Zira nickte „Gut, aber ich denke unser kleiner Ausflug wird etwas länger gehen, denn es gibt so viel was ich dir zeigen möchte! Das Geweihte Land strotzt nur so vor Leben und es gibt so viel was es sich zu sehen lohnt. Aber ich habe bereits genug geredet, komm.“

Uru lief los und so begann ihr kleiner Ausflug.
 

Die Königin zeigte Zira fast das gesamte Geweihte Land – Und das war viel. Jeden Fluss, jedes Wasserloch, jeder Baum hatte seine eigene Geschichte. Uru erzählte ihr einige Geschichten über die Tiere und den Kreislauf des Lebens… Auch wenn Zira sich nicht vorstellen konnte, wie aus Löwen Gras wurde.

Doch eine Sache gefiel Zira gar nicht: Wie sie über die Hyänen sprach.

Zwar hatte Zira oft ihre Einwände, doch Uru fand immer einen Grund, der gegen die Hyänen sprach. Es schien als ob sie mit jedem Argument, welches Zira für die Hyänen fand, zehn weitere dagegen fand.

Dabei waren manche dieser Argumente, zumindest in Ziras Augen, keineswegs akzeptabel, zum Beispiel dass Hyänen unter ihnen in der Nahrungskette standen und deswegen nicht geduldet waren. Doch Geparden standen doch auch unter Löwen, warum war es denen also erlaubt sich im Geweihten Land zu laben?

Aber Zira wollte auf keinen Fall Streit mit der Königin oder sie misstrauisch machen, also beließ sie es dabei.
 

Als sie wieder am Königsfelsen ankamen, war es bereits dunkel und die Sterne schienen am Firmament um die Wette.

„Gute Nacht Zira, du warst eine wundervolle Zuhörerin, es hat mir wirklich Spaß gemacht dir das Geweihte Land ein wenig näher bringen zu können. Ich hoffe wirklich das du an deinem großen Tag erfolgreich bist.“, verabschiedete Uru sich von ihr.

„Oh… Vielen Dank… Gute Nacht, euer Majestät.“, sagte Zira.

Sie fühlte sich wirklich geehrt! Von der Königin höchstpersönlich so was zu hören, schmeichelte ihr sehr! Was konnte da noch schief gehen?

Doch sie sollte sich täuschen…



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