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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Mittagssonne

Als die Junglöwen am Königsfelsen ankamen, kam ihnen bereits Uru entgegen und erklärte ihnen, dass es das Futter heute weiter draußen gab.

Zira beobachtete wie Takas grüne Augen begeistert aufleuchteten. Er wusste dass, wenn die Löwinnen das Futter nicht mal bis zum Königsfelsen bringen konnten, es etwas Großes sein musste!

Als die Junglöwen schließlich an einem Büffelkadaver ankamen, stürzten sie sich gierig auf die schmählichen Überreste. Königin Uru und die anderen Löwinnen hatten sich ihren Anteil als erstes geholt und einzig und allein die Reste blieben für die Junglöwen übrig.

„Was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte Zira schmatzend und sah zu Taka, der seinen Kopf grade ganz tief in die Bauchhöhle des Büffels steckte.

„Ach, der hatte schon heute Morgen schon Futter.“, meinte Taka desinteressiert und zwängte sich noch tiefer in den Kadaver. Er versuchte krampfhaft an die letzten, wirklich guten Stücke zu kommen und die lagen eben tiefer, irgendwo zwischen all diesen angefressenen Organen.

„Hey Zira, willst du mit uns später zum Wasserloch kommen?“, fragte Sarabi plötzlich und wand sich nach der Löwin um.

„Klar… Ähm, gibt’s da was Interessantes zu sehen?“, hakte Zira nach. Eigentlich hatte sie nicht wirklich Lust darauf und die Hitze trieb sie eher dazu sich nur noch hinzulegen, doch sie wollte nicht unhöflich sein, immerhin waren Sarabi und Sarafina immer so nett zu ihr gewesen.

„Ach, das übliche… Wir liegen da rum, reden ein bisschen und…“ Sarabi kam näher und flüsterte „Reden über solche… Sachen halt… Du weißt schon was ich meine, oder?“

Zira grinste. „Wenn ihr damit Junglöwen meint, dann muss ich euch LEIDER sagen, dass ich dem Gebiet noch sehr ‚unerfahren‘ bin, wenn ihr wisst was ich meine.“, meinte Zira und versuchte Sarabi nachzuahmen.

„Ähhh….“ Verunsichert sah sie zu Zira und schluckte – Hatte sie etwas was falsch gemacht?

Doch als Zira bemerkte dass weder Sarabi noch Sarafina ihren Scherz verstanden hatte, kicherte sie verlegen. „Sarabi, das war ein Witz… Ich mein das nicht böse oder so.“

„Oh, ach so, ich dachte schon ich hab dich wütend gemacht“ Erleichtert atmete Sarabi auf „Sarkasmus ist nicht so unser Ding.“

„DAS glaub ich dir gerne.“, gab Zira zurück und dachte an das, was Taka ihr heute über Sarabi erzählt hatte.

„Also willst du mit uns kommen?“, fragte Sarabi nun nochmals hoffnungsvoll.

„Hm, okay, meinetwegen, wenn es euch nichts ausmacht.“, gab Zira zur Antwort.

„Klasse! Also heute Nachmittag dann, wenn die Sonne nicht mehr so hoch steht, ja?“

„Okay, ich werde kommen.“

Sarabi machte sich wieder über ihr Futter her, als in diesem Moment Taka regelrecht aus dem Kadaver ‚gekrochen‘ kam.

„Bäh… Ich geh nie wieder so tief in die Viecher rein. Wer soll das denn wieder sauber machen?“, jammerte er halblaut und sah auf seinen blutverschmierten Pelz.

Zira blickte mit einem kleinen Lächeln zu ihm. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie wollte sie ihm den Gefallen tun – Warum auch immer. Vielleicht war es die Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte sie solle sich dafür revanchieren dass Taka ihr den Platz in dem Rudel gesichert hatte, zumindest redete sie sich das ein – Oder es war einfach dieses unerklärliche ‚Etwas‘ was Taka an sich hatte.

„Wenn du willst kann ich das für dich machen“, ertönte plötzlich Ziras Stimme „Ich hab heute Mittag sowieso nichts Besseres vor, warum sollte ich dir da nicht ein bisschen unter die Pfoten greifen?“

Taka sah sie überrascht an, doch im nächsten Moment mischte sich etwas Misstrauisches in seine Miene. „Und was willst du als Gegenleistung?“, wollte er wissen.

Verwundert legte Zira den Kopf schief. „Gegenleistung? Warum sollte ich dafür eine Gegenleistung verlangen, ich mach dich doch nur sauber. Das ist doch selbstverständlich.“

„Für dich vielleicht. Die Anderen mögen mich nicht besonders… Aber meintest du das wirklich ernst?“

„Ja, natürlich. Also willst du jetzt oder nicht? Ich kann mein Angebot auch gern wieder zurückziehen.“, meinte Zira nun und klang merklich ungemütlicher.

Wenn Zira gewusst hätte wie viel Überwindung Taka das Wort ‚danke‘ soeben gekostet hatte, dann hätte sie sich wirklich geehrt gefühlt! Er kannte Dankbarkeit kaum, bedankte sich nur selten und das Wort ‚Danke‘ fand man kaum in Takas Wortschatz, aber wenn er es tat, wenn er sich tatsächlich bei Jemandem bedankte, dann hatte es etwas zu bedeuten – Nämlich dass dieser Jemand ihm entweder mit roher Gewalt gedroht hatte oder dass er sie sehr mochte.

Aber da Zira davon nichts wusste, dachte sie auch keine Sekunde darüber nach, sondern fraß an dem Büffel die letzten Fleischreste herunter.
 

Als die Sonne gegen Mittag erbarmungslos vom Himmel brannte, hatten sich alle Löwen in den Schatten gelegt.

Bis auf zwei – Sarabi und Sarafina.

Sie hatten eine Wette abgeschlossen: Wer von ihnen die pralle Sonne am längsten aushalten würde, der durfte einen Tag lang die Verliererin als ‚Diener‘ benutzen, zum Beispiel zum Jagen oder um andere, kleine Pflichten zu umgehen. Sie hatten Zira zwar angeboten mitzumachen, doch die hatte mehr oder weniger dankend abgelehnt. Warum zur Hölle sollte sie das tun? Sie hatte weder vor einen Hitzeschlag zu bekomme, noch einen Tag lang Sarafinas Butlerin zu spielen – Denn Sarafina war wild entschlossen zu gewinnen.

„Seh dir die Beiden an… Bis einer heult“, meinte Taka und lachte fies „Wissen die je wann genug ist? Ich kann mir schwerlich vorstellen wie aus denen mal große, angesehene Jägerinnen und Löwinnen unseres Rudels werden sollen.“

„Ach Taka, sie sind doch beliebt bei den Anderen und sie sind sehr freundlich… Na ja, nicht zueinander, aber… Sie sind nett zum Rest des Rudels. Und wir sind doch alle noch nicht erwachsen, wir können uns noch alle wandeln.“, meinte Zira, während sie Taka die Mähne putzte.

„Mein Bruder hätte so eine Wandlung dringend nötig“, zischte Taka und deutet auf seinen Bruder, der in aller Seelenruhe im Schatten döste „Al König sollte man nicht so von sich selbst eingenommen sein.“

„Hey, er ist ja auch noch nicht ganz erwachsen. Taka, Taka, das wird schon noch.“

„Du klingst wie meine Mutter.“, stellte er gelangweilt fest.

„Ach, DAS hört man doch immer gern…“ Zira verdrehte die Augen und schnaubte genervt „Was meinst du wird eigentlich aus diesen beiden Verrückten?“, fragte sie und zeigte auf Sarabi und Sarafina um auf ein anderes Thema zu kommen.

„Ach, wenn Eine umkippt wissen wir ja wer Gewinner ist.“, meinte Taka und gähnte. Die Hitze machte das gesamte Rudel zusehends träger.

Zira hingegen putzte weiterhin hingebungsvoll Takas Mähne und versuchte keine Stelle zu übersehen. Aber nur um eines klar zu stellen: Das hier war rein freundschaftliches putzen, was einzig und allein den Zweck erfüllen sollte, Takas Mähne sauber zu bekommen.

Zira sah jedoch auf als Zuzu zu ihr flog.

Der lilafarbene Hornschnabel landete genau vor ihr und begann auf ihre gewohnt hoheitliche Art zu sprechen: „Nun Zira, da du dich ja bereits so gut bei uns, also dem Rudel, eingegliedert hast uns bisher keine Probleme im Zusammenleben mit den Anderen gezeigt hast, wollte ich dich, ich König Ahadis und Königin Urus Namen fragen, ob du…“

„Ähm, Zuzu“, unterbrach Zira sie „Du musst dich vor mir nicht immer so gehoben ausdrücken, ich würde es leichter verstehen wenn du ganz niveaulose, normale Sätze bilden würdest.“

Doch Zuzu ließ sich nicht beirren und sprach weiter: „… ob du Interesse daran hättest, mit Königin Uru einen Spaziergang durch das Geweihte Land zu machen. Sie würde dir alles erklären, so wie sie es bereits mit den anderen Junglöwen tat, nur als du noch nicht anwesend warst.“

„Also… die einfachere Variante wäre, dass Uru mit mir spazieren gehen will und ich eine Runde Erdkunde bekomme?“

Zuzu sah etwas irritiert zu Zira, dann nickte sie. Zira war nicht gerade so zuvorkommend wie die anderen Junglöwen, aber Zuzu durfte trotzdem keine Unterschiede machen, was das anging.

„Okay, dann sage Uru folgendes: Heute Abend wäre ich sehr wohl bereit einen Ausflug mit ihr zu machen.“, sagte Zira grinsend und widmete sich wieder Takas Mähne. Netter Vogel, wenn auch irgendwie… seltsam. Aber nett.

„Wer putzt dir sonst eigentlich die Mähne?“, fragte Zira plötzlich, um mit ihm wieder ins Gespräch zu kommen. Sie hatte nicht so oft die Chance dazu.

„Eigentlich mache ich das selber. Aber es dauert zu lange und ich komme da nur schlecht hin. Meine Mutter hat das natürlich auch gemacht, aber inzwischen komm ich mir zu kindisch vor, wenn ich das meine Mutter machen lasse… Äh, also denk nicht sie hat das noch vor kurzem gemacht oder so, äh, nein, das ist lange vorbei!“ Taka schluckte als ihm klar wurde wie bekloppt er sich anhören musste und als Zira nun auch noch kicherte, konnte er die Verlegenheit nicht mehr unterdrücken.

„Und was ist da der Unterschied, wenn ich es nun mache?“

„Du bist eine Gleichaltrige, das macht einen riesigen Unterschied, wenn deine Mutter das macht oder eine Freundin.“ …eine hübsche Freundin, fügte Taka in Gedanken hinzu.

Zira war mit Takas Mähne fast fertig, als ihr noch eine verklebte Stelle an seinem Ohr auffiel. Doch sie war so müde und träge von der Hitze, dass sie sich über ihn lehnte. Und wie sie da so lag, den Hals über seinen gestreckt, die Pfoten auf seinem Rücken, so fühlte Zira plötzlich ein seltsames, wohliges Gefühl in ihrem Bauch. Es kribbelte ein bisschen, versprühte eine gewisse Wärme in ihrem Körper, doch es war ganz einfach gesagt toll. Zira musste unweigerlich grinsen. Auch wenn sie nicht wusste woher sie dieses Gefühl hatte oder warum, so ließ sie es auf sich beruhen und putzte nun auch den letzten Spritzer angetrocknetes Blut von Taka herunter. Als sie nun fertig war, legte sie sich mit einigen Zentimetern Abstand zu ihm auf den Boden und gähnte. „Ich bin fertig.“

„Oh, danke. Sag mal… Wie lange glaubst du halten die das noch aus?“, fragte Taka schließlich und deutete auf Sarabi und Sarafina.

„Ich hab keine Ahnung… Ein, zwei…“ In diesem Moment sprang Sarabi auf und lief hechelnd in den Schatten zu Mufasa „… Sekunden.“, beendete Zira ihren Satz.

„Haha, sagte ich es doch! Siehst du Sarabi, leg dich nie mit mir an!“, lachte Sarafina und kam nun auch in den Schatten gehetzt. Sie ließ sich neben Zira fallen und sah dann rüber zu Mufasa und Sarabi, die sich liebevoll putzten.

„Da läuft was! Da könne die mir erzählen was auch immer sie wollen!“, murrte Sarafina und stupste Zira an.

„Sarafina, ich hab’s dir schon heute Morgen gesagt: JA, ich glaube an deine Theorie.“, meinte Zira verschlagen grinsend.

„He, Taka, was sagst du dazu?“, fragte Sarafina nun den Junglöwen.

„Ich sag dazu, dass es mir so was von egal ist, wen mein Bruder sich anlächelt. Mir tut das Balg, was da mal raus kommt, jetzt schon leid.“, antwortete Taka kühl, ohne die Augen überhaupt aufzumachen.

„Eiskalt…“, rief Zira aus und sie musste einfach lachen. Sie liebte Takas sarkastische Art einfach, er war auch der Einzige der Ziras Witze wirklich verstand „Taka, Taka, bist du eigentlich immer so drauf?“

Taka gab nur einen murrigen Laut von sich, stattdessen antwortete Sarafina für ihn: „Eigentlich schon immer. Wir kennen ihn nur so. Liegt wahrscheinlich daran dass er nicht Daddys Liebling ist…“ Sarafina machte es merklich Spaß Taka damit aufzuziehen, doch Zira tat er in diesem Moment irgendwie leid.

Es war sein Blick. Taka versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch Sarafinas Kommentar schien ihn tatsächlich getroffen zu haben.

„Das ist fies, lass das doch!“, wand Zira ein.

„Verteidige ihn doch nicht, du kennst ihn doch kaum, glaub mir“, meinte Sarafina, wollte jedoch keine schlechte Stimmung verbreiten „Anderes Thema: Was wollt ihr zur Jagd fangen? Die ist ja schon in ein paar Tagen. Ich werd mir ja einfach die nächst beste Antilope angeln.“

„Wenn du darin genauso gut bist wie im Löwen angeln…“, meinte Taka sarkastisch und sah mit einem fiesen Grinsen zu ihr. Er schien es ihr heimzahlen zu wollen.

„Na ja, wenigstens werd‘ ich überhaupt noch Einen abbekommen, im Gegensatz zu dir! Wer will dich schon?“, fauchte Sarafina gehässig.

Taka knurrte wütend und sah sie mit einem bitterbösen Blick an.

„Ach Leute, Friede, ja? Also ich werde mir ja ein Zebra oder einen jungen Strauß schnappen. Ich hab mir schon eine genaue Rute überlegt, hört zu: Wenn ihr am Wasserloch vorbei geht, in Richtung des Elefantenfriedhofes, dann gibt es da eine kleine Straußenhorde, die sich immer an einer Stelle trifft und dort meistens in den Morgenstunden frisst. Es sind nicht sehr viele Vögel, aber genau das ist ja das Gute. Ich hätte Chancen, wenn ich mir einen besonders jungen Strauß herauspicken würde. Oder, wenn der Plan scheitert, hab ich immer noch Plan B: Das Zebra. Das klappt eigentlich immer.“, erklärte Zira enthusiastisch. Sie hatte seit Tagen an diesem Plan herumgetüftelt und er musste einfach funktionieren. Vielleicht könnte sie ihn in den paar Tagen bis zur Jagd noch ein wenig perfektionieren.

„Pah, Straußen, Zebras? Das ist doch Kinderkram. Ich werd‘ mir was richtig gefährlich wirkendes schnappen! Etwas mit dem ich meinen Vater wirklich beeindrucken kann!“, prahlte Taka großspurig – Etwas was Zira nicht wirklich von ihm kannte. Sonst war Mufasa der Angeber.

„Da wären?“, fragten Sarafina und Zira jedoch gleichzeitig. Zira war jedoch ein wenig beleidigt, dass er ihren genialen Plan als ‚Kinderkram‘ abstempelte.

„Ein besonders alter oder junger Wasserbüffel oder vielleicht auch eine junge Giraffe. Aber die Idee mit den Straußen ist auch gut… Schließlich können die Viecher auch gefährlich sein“ Taka seufzte, dann sprach er weiter „Und wenn davon wirklich nichts funktionieren sollte, dann hol ich mir einfach eine Antilope.“

„Bleib bei deinen Antilopen“, meinte Sarafina und sprang dann auf „Das wäre dann ‚Kinderkram‘ auf deinem Niveau.“

„Wohin geht ihr?“, fragte Taka, als er merkte dass nun auch Zira ging.

„Wir wollten mit Sarabi zum Wasserloch.“, antwortete Zira. Aber um ehrlich zu sein war ihr auch sämtliche Lust an Takas Gesellschaft vergangen. Der hatte nämlich ihren genial durchdachten Plan schlecht gemacht und jetzt war Zira… sauer.

„Löwinnenkram!“, ergänzte Sarafina. Und ehe Taka weiter fragen konnte, waren die Beiden verschwunden.



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