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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Wir sind nur Freunde

Obwohl das Rudel mit Ziras Fang, dem Strauß sehr zufrieden war, so schwand dieses ständige Misstrauen einfach nicht aus Ahadis Blick.

Einige Tage nach der Jagd der Junglöwen und vor allem nach Takas Unfall, hatte sich das Rudel mehr oder weniger daran gewöhnt, dass Taka nur noch auf seinen neuen Namen ‚Scar‘ reagierte. Wenn Zira ehrlich sein sollte, so machte ihr das irgendwie Sorgen… Irgendwie fand sie, dass Scar sich da in was reinsteigerte. Er steigerte sich in diesen Unfall zu sehr rein, in diese Sache mit der Narbe – Dann war er eben NICHT erfolgreich bei der Jagd gewesen, und? Das mit der ‚Scar‘- Sache war einfach übertrieben!

Doch sie sagte es ihm nie direkt. Vielleicht reagierte sie ja auch nur über. Zudem hatte sie an diesem Tag noch andere Pläne.
 

„Hey Sarabi“, rief Zira und kam auf die Löwin zu „Wollen wir heute Nachmittag Erdmännchen ärgern gehen?“

Sarabi verzog abweisend das Gesicht und musste im nächsten Moment jedoch schmunzeln. „Geht nicht… Ich geh heute mit Mufasa jagen…“, schwärmte sie und grinste vorfreudig „Wer weiß… Vielleicht klappt’s diesmal…“

„Na dann: Viel Glück. Ich frag dann mal bei Sarafina!“, verabschiedetet Zira sich und lief zu ihrer anderen Freundin, die sich grade bei ihrer Mutter auf ihrem Lieblingsfelsen sonnte.

„Hi Sarafina, hallo Ika! Ich wollte dich fragen ob wir heute Nachmittag Erdmännchen ärgern wollen. Also, wollen wir?“, fragte Zira.

„Was? Ne, keine Zeit!“, wand Sarafina sofort ab.

„Oh… Warum nicht?“, fragte Zira etwas enttäuscht.

„Weil sie heute noch mit mir, Masila und den anderen Löwinnen jagen gehen wollte. Wir wollen ihre erste Giraffe reißen.“, erklärte Ika.

Sarafina sah vorfreudig zu ihr und ihre Augen leuchteten begeistert auf. „Wenn du willst kannst du mitkommen!“, schlug sie sofort enthusiastisch vor.

„Ach ne, ich hatte schon Futter…“, wand Zira ab „Wird das eigentlich den ganzen Tag dauern?“

„Was? Nein, natürlich nicht“, lachte Sarafina „Aber… danach hab ich auch schon ein Treffen mit einem…“

„Ein herumstreunender Junglöwe, stimmt’s?“, sagte Zira ihr eiskalt ins Gesicht. Sollte Ika ruhig mal wissen wo ihre liebe Tochter sich doch die vielen Nachmittage herumtrieb.

Ika verzog verhalten eine Augenbraue und sah vielsagend zu ihrer Tochter. Dieser Blick sagte so viel wie ‚Darüber reden wir noch‘. Sarafina hingegen versuchte alles mit einem süßen Grinsen zu überspielen, was aber nicht wirklich bei Ika zog.

Doch wenn Blicke töten könnten, wäre Zira sofort umgekippt.

Mit einem fiesen Grinsen zwinkerte sie Sarafina zu und verschwand schließlich in Richtung des Elefantenfriedhofes. Es wurde höchste Zeit dass sie endlich den Hyänen wieder einen Besuch abstattete und dann konnte sie ihnen auch gleich Futter mitbringen.
 

„Hast du eigentlich schon Scars Narbe gesehen? Er muss doch mal bei euch gewesen sein.“, sagte Zira und gähnte.

„Pah ‚Scar‘, was soll der Mist? Glaubt er, er wirkt dadurch cooler oder so?“, murrte Shenzi genervt.

„Ach, lass ihn doch, wenn er glaubt dass es ihm irgendwie helfen würde… Das wird schon wieder.“

Die beiden lagen auf dem Rücken am Grenzgebiet zum Elefantenfriedhof im hohen Gras, gut versteckt vor Ahadis Rudel. Zira hatte es ihr vorgeschlagen und da Shenzi sowieso nichts besseres eingefallen war, was sie hätten tun könnten, außer Faullenzen, hatte sie eingewilligt.

„Aber warum wird mir eigentlich die Ehre zuteil dich hier zu haben? Ist die große Zira etwa noch nicht zu einem ‚der‘ Löwen abgehoben?“, zog Shenzi sie auf.

„Hoffentlich bleibt das auch so! Es ist schrecklich! Ich hab das Gefühl dass sich alle meine Freundinnen jetzt 'nen Freund schnappen und ich für ewig Single bleiben muss, nur weil ich kein Interesse habe. Mann, das ist unfair! Wieso sind ihnen Männchen auf einmal wichtiger als ich? Ich meine wir sind Freundinnen, warum dürfen sich da plötzlich Männchen zwischen uns drängen? Und warum gleich alle beide?“, fragte Zira mit einem gewissen Entsetzten in der Stimme.

„Tu mal nicht so mitleidig! Ich hab auch keinen Freund, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte!“, murrte Shenzi und rollte sich auf dem Rücken umher, während sie die letzten Reste der Antilope verputzte, die Zira ihr gefangen hatte.

„Na und? Du hast wenigstens Freunde, die Zeit für dich haben!“, entgegnete Zira und ließ den Blick nicht von den Wolken ab, die am Himmel vorbeizogen.

„Ja, zwei… und einer davon ist ein Trottel!“, meinte Shenzi genervt und pustete sich ein paar Mähnensträhnen aus dem Gesicht.

„Und der andere ist Ed!“, lachte Zira. Shenzi seufzte genervt. „Aber sag mal… Wie geht’s den Beiden eigentlich? Haben sie die ganze Sache verkraftet?“, fragte Zira vorsichtig. Seit dem Tod von Atu hatte sie nicht mehr mit den Beiden gesprochen und das war inzwischen alles beinahe eine Woche her.

„Na ja… Es war ziemlich schwer es Ed zu erklären. Als er’s dann doch verstanden hat, ist er wimmernd in seine alte Höhle gelaufen und hat die halbe Nacht rumgejault. Aber… es geht wieder. Sie habe es ganz gut verkraftet… Denke ich. Sie lächeln sogar wieder, aber wohnen jetzt in der Höhle von mir und meiner Mutter.“, erzählte Shenzi ihr. Wenn sie was zu fressen bekommen hatte war sie irgendwie netter als sonst.

„Und deinen sieben Geschwistern.“, ergänzte Zira.

„Ach ja, genau. Wusstest du übrigens das Ed ein wahnsinnig guter Babysitter ist?“

„Nein! Erzähl!“, sagte Zira und spitzte neugierig die Ohren.

Als Shenzi mit Eds Babysitting-Geschichte fertig war, musste sie kichern. „Du solltest mal Banzai beobachten, wenn er meine jüngeren Geschwister als Kopfkissen benutzt, das ist witzig.“

„Ich kann’s mir vorstellen. Sag mal…“ Zira stockte. Sollte sie Shenzi das wirklich fragen? Sollte sie es wagen? Obwohl… Shenzi war vollgefressen und dadurch war sie auch gleichzeitig verträglicher und weniger aggressiv.

„Ich warte…“, unterbrach Shenzi Ziras Gedankengänge.

„… Wie findest du Banzai eigentlich?“

Shenzi sah auf und runzelte die Stirn. „Wie soll ich ihn finden? Er ist mein bester Freund! Ohne ihn würde ich sterben vor Langeweile! Er ist in meinem Leben gleich an zweiter Stelle, nach meiner Mutter. Wie also soll ich ihn finden? Natürlich super! Okay… er handelt zwar bevor er denkt und ist ziemlich aufbrausend, doch dafür lieben wir ihn doch… Er ist zwar ein Männchen, aber… Er ist der beste Freund den ich mir vorstellen könnte. Äh, warum die Nachfrage?“

Zira grinste verschwörerisch. „Na ja… ich dachte da so… dass er… und du… unter Umständen…“

„WAS“, rief Shenzi schockiert aus „Geht’s noch? Sonst geht’s dir aber noch ganz gut, ja? Der Typ ist mein KUMPEL! Mann! Können Weibchen in der heutigen Zeit eigentlich keine Freundschaft mehr zu einem Typen haben, ohne das es gleich heißt ‚Ihr seid zusammen‘“ Shenzis Stimme überschlug sich fast. Ihre Antwort kam heftig und schnell – ZU schnell „Und was ist eigentlich mit dir und Scar?! Hä?! Ist da nicht auch was im Busch?!“, fügte sie noch schnell hinzu, jedoch nicht ohne diesen neckischen Unterton in der Stimme.

„NEIN! Natürlich nicht, wir sind nur Freunde, er will doch gar nichts von mir!“, rief Zira erschrocken aus. Sie wusste nicht warum, aber plötzlich pochte ihr Herz einige Takte schneller. Nicht weil ihr heiß war, sie war viel eher nervös, versuchte dieses ‚Nein‘ so glaubhaft wie nur möglich herüber zu bringen, doch warum musste sie sich dafür denn anstrengen? Wenn sie es ehrlich gemeint hätte, dann…

Oh nein…

Bitte nicht.

Konnte das wirklich sein? Sie hatte sich grade eben genau wie Shenzi verhalten. Konnte es wirklich sein, dass sie verliebt war? Hatte Zira sich wirklich in Scar verliebt?! Nein, das durfte nicht sein! Sie waren nur Freunde! Beim besten Willen, Scar hatte doch überhaupt kein Interesse in sie, sie war ihm doch egal. Er sprach zwar des Öfteren mit ihr, aber darauf musste Zira sich doch beim besten Willen nichts einbilden. Er sprach mit ihr, weil sie die einzige war die sich mit ihm abgab, er hatte ja keine Wahl. Wenn er die hätte, würde er doch mit Sicherheit Sarabi oder Sarafina nehmen.

Aber warum gab Zira sich denn mir ihm ab? Wohl kaum weil er der stärkste und beliebteste Löwe war.

Vielleicht weil er so gut aussah?

Hm, nun ja, er hatte nicht gerade Muskeln, aber er hatte durchaus seine Reize… Er hatte tolle Augen das musste Zira sagen und – Himmel, was tat sie da?! Sie fantasierte doch nicht tatsächlich über Scar herum, oder? Warum dachte sie eigentlich so intensiv an ihn, sie wollte das doch gar nicht!

Scar war so was wie ein unerreichbares Ziel, er war der Prinz und sie war eben… Zira.

Und da war doch nichts anders zwischen ihnen, oder? Es war doch noch alles so wie an dem Tag an dem sie sich kennenlernten, nichts, ausnahmslos nichts, hatte sich geändert. Sie redeten miteinander, er war den halben Tag weg, er kam wieder, sie wünschten sich eine gute Nacht und das war es dann – So und jetzt würde Zira diesen Löwen wieder ganz schnell aus ihren Gedanken vertreiben.

Doch wenn man verliebt ist denkt man an Jemanden ohne überhaupt zu denken. Und wie wahr dieser Satz war würde sie schon noch merken…
 

„Oh mein Gott! Ed, du hättest sie hören sollen! Ihre Antwort kam wirklich wie aus der Pistole geschossen! Und ich weiß ja nicht viel über Mädchen, aber eines weiß ich: Wenn sie so hastig reden, dann lügen sie! Oh Mann! Vielleicht hab ich wirklich noch Chancen. Meinst du ich bekomm sie irgendwann mal um? Oh Mann… ED!“, redete Banzai hastig und hüpfte aufgeregt um seinen Bruder herum. Er hatte eher zufällig ein wenig Shenzis und Ziras Gespräch gelauscht.

Ed lachte nur freudig und nickte wie wild.

„Ha, du lässt mich eben nicht im Stich“, giggelte Banzai und nahm seinen Bruder an der Pfote „Komm, wir machen Shenzis Höhle sauber, dann wird sie sich bestimmt freuen!“, meinte Banzai und begann tatsächlich mit Ed, der das hier alles mehr oder weniger freiwillig machte, Shenzis Höhle aufzuräumen.
 

„Oh Mann… Schon so spät, ich muss wieder zurück, meine Mutter braucht mich um die Rasselbande zu zügeln. Sie geht jetzt meistens jagen.“ Shenzi stand auf und gähnte genüsslich.

„Okay, man sieht sich!“, verabschiedete Zira sich von ihr.

„Ja, bis bald! Und danke für das Futter!“, rief Shenzi ihr noch nach und lief eilig zurück zum Elefantenfriedhof.

Zira war kurz darauf zurück am Königsfelsen, doch es war kaum jemand da. Sarabi und Mufasa waren noch immer ‚jagen‘, oder was auch immer die da taten, Sarafina wickelte um die Zeit wahrscheinlich einen Junglöwen um die Pfote und die Erwachsenen waren entweder auch jagen oder schlichtweg… langweilig.

Doch da lief Zira gerade jemand vor die Pfoten, den sie gut gebrauchen könnte.

„Hi Ta– Scar.“, begrüßte sie den Junglöwen freundlich. Sie machte den Fehler ihn ‚Taka‘ zu nennen noch immer öfters.

„Hi Zira.“, meinte er und reckte sich genüsslich.

Zira legte sich neben ihn und musste blinzeln, als der Sonnenuntergang sie etwas blendete. „Sag mal… Ich wollte dich das schon die ganze Zeit mal fragen, keine Ahnung warum, aber wer wird eigentlich mal Ahadis Nachfolger?“

Scar verdrehte genervt die Augen und knurrte wütend. „Ach… Mufasa, wer sonst? Er ist ja der Ältere, der Bessere, der Reifere und was weiß ich noch! Manchmal frag ich mich wirklich warum die hübschen Löwinnen, wie du, überhaupt noch mit mir reden, wenn sie doch ihren Mufasa haben!“, knurrte Scar plötzlich. Er war von einer Sekunde auf die andere wie ausgewechselt und Zira glaubte nicht mehr daran dass er sie noch in seiner Nähe haben wollte, dabei hatte sie nur ganz nett gefragt, wirklich.

Eigentlich erschrak sein Auftreten sie ein wenig und sie legte verunsichert die Ohren an. „War nicht so gemeint, nur – Sekunde…“ Zira stockte und blickte verwirrt zu Scar „Sag mal… Findest du mich wirklich hübsch?“

Scar sah für einen Moment völlig verdattert drein, dann sprang er plötzlich auf und es schien einen Moment so als wolle er etwas sagen, denn er schnappte nach Luft, sah dann aber doch nur nervös zu Zira. „Ich… äh… also… Ja, du bist… Ich muss gehen!“, stotterte er und lief eilig davon.

Mit einer gewissen Enttäuschung sah Zira ihm hinterher. Wahrscheinlich traf er sich wieder mit den Hyänen um seine streng geheimen Pläne zu besprechen. Wenn Zira ehrlich sein sollte, interessierte sie das nicht im Geringsten… Viel mehr wollte sie Wissen ob Scar das mit dem ‚hübsch‘ eigentlich ernst gemeint hatte, oder das nur so eine launische Überreaktion war und er sich nur an ihr abreagieren musste.

Und irgendwie musste Zira sich eingestehen… Sie hatte sich unglaublich geschmeichelt gefühlt, als sie realisiert hatte, das Scar sie als ‚hübsch‘ bezeichnet hatte.

Wieso freu ich mich deswegen eigentlich so sehr? Er hat doch nichts Weltbewegendes gesagt! Aber wieso fühlt sich jede seiner Berührungen wie ein wahr gewordener Traum an? Warum bekomme ich dann immer so ein flaues, kribbeliges Gefühl im Bauch? Warum steht mir da das Fell zu Berge? Und warum erfüllt mich dann immer diese Wärme, dachte Zira sich angestrengt. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie konnte sich doch nicht wirklich in ihren Freund verliebt haben!

„Nein…“, murmelte sie. Völliger Schwachsinn! Sie redete Mist, das war alles Unfug! Vielleicht was sie ja nur krank oder so, aber doch nicht verliebt. Bestimmt würde sich das in ein paar Wochen wieder einrenken.



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