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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Veränderungen

Seit diesem Abend war inzwischen nicht mal ganz ein Jahr vergangen, doch Zira kam es all sehr viel kürzer vor als es eigentlich war.

Es war verrückt… Sie war nicht mal erwachsen, doch dennoch schien sich so vielen Dingen weiterentwickelt zu haben – Sie war in vielen Dingen reifer geworden und dennoch hatte sie von sich selbst noch immer gleichzeitig das Gefühl irgendwie noch immer ein kleines, dummes Junges zu sein.

Doch man musste sagen dass Sarabi und Sarafina daran auch ihren Til beitrugen. Egal was Zira machte und wie sehr sie versuchte ‚erwachsen‘ darin zu wirken, Sarabi und Sarafina waren ihr immer einen Schritt voraus.

Und irgendwie war es genau das, was Zira so entmutigte und sie dazu brachte doch wieder in ihr, wie Sarabi es nannte ‚kindische und total unreife Verhalten‘ zurückzufallen.

Dabei… Na ja, Zira fand dass sie in einer Menge Dinge anders geworden war. Sie spielte nicht mehr so gern wie früher. Und irgendwie war sie… Ernster geworden. Sie sah vieles noch trockener als zuvor. Vielleicht war das der einzige Vorteil den Jerks Tod mit sich gebracht hatte.

Zira war ernster geworden. Und sie hatte einen manchmal zu trockenen Humor, der nicht unbedingt von jedermann verstanden wurde.

Egal… Zira hatte noch immer ihre Freunde – Sarabi, Sarafina und Scar.

Obwohl… Irgendwie war das alles komisch… Sarabi und Sarafina schienen Zira manchmal so, so… fast schon eingebildet, dass sie sich fragte ob die Beiden überhaupt noch ihre Freundinnen waren. Doch im nächsten Moment waren sie dann wieder so nett, so hilfsbereit und freundschaftlich, dass Zira alle Bedenken zur Seite wischte.

Und Scar… Hm. Es war… kompliziert. Irgendwie waren sie schon so was wie Freunde, doch sie zweifelte manchmal daran… Wie konnten sich Zwei, die sich zweimal am Tag für ein paar Minuten trafen, überhaupt als ‚Freunde‘ bezeichnen?

Aber Freunde zu sein war Zira lieber als… nichts. Hoffnungen auf mehr hatte sie sowieso keine mehr. Scar schien überhaupt kein Interesse in sie, generell in irgendeine der Junglöwinnen, zu haben. Warum sollte sie sich also durch dieses dumme Wunschdenken Hoffnungen machen? Das hatte sie noch nie im Leben weitergebracht. Es machte ihr nur Kummer.

Aber es war ja nicht so schwer seine wahren Gefühle vor Scar zu verbergen… Durch diesen permanenten Sarkastischen Unterton, mit dem Zira nur zu gerne sprach, klangen solche Dinge wie ‚Ach, wie charmant von dir, Scar‘ oder ‚Und ich liebe dich, hm?‘, gleich viel ironischer. Eigentlich wollte Zira das ja auch… Seine Nähe war für sie einfacher zu ertragen wenn sie solche Kleinigkeiten hin und wieder rauslassen konnte und er dann nur kurz schief grinste, weil er dachte sie meine das ironisch, anstatt gar nichts zu sagen.

Seit dem Tod Ahadis regierte Uru mehr oder weniger erfolgreich. Natürlich war sie anfangs verunsichert und vielleicht sogar verängstigt gewesen, Ahadis Königreich ganz allein zu regieren, doch… sie machte ihre Sache gut. Sie war genauso gut wie Ahadi, vielleicht sogar besser.

Und auch der kleine Zazu, Zuzus Küken, wuchs schnell heran und mit ihm hatte Zuzu nicht nur einen wunderbaren Sohn, sondern auch einen würdigen Nachfolger gefunden, der eines Tages dem König treu zur Seite stehen würde.

Und ansonsten? Oh ja, ein wirklich episches Ereignis hatte sich auch noch zugetragen: Sarabi und Mufasa waren endlich ein Paar geworden – Nach mehr als einem verdammten Jahr.

Doch wenn es nach Zira und Sarafina ging, war es schon höchste Zeit.

Und dann gab es da natürlich noch Banzai und Shenzi.

Als Zira eines Tages zum Elefantenfriedhof gekommen war, sie weiß noch nicht mal mehr wann genau das war, kam Ed wie ein Irrer auf sie zugestürmt und hatte sie mit seinem Gebrabbel vollgelabert. Zira musste mindestens fünf Mal nachfragen, bis sie endlich verstanden hatte was er sagte – Und sie konnte sich ein breites Grinsen einfach nicht verdrücken.

Sie freute sich für Banzai dass er es endlich geschafft hatte. Und wenn Zira so darüber nachdachte, so waren sie ein wirklich süßes Pärchen. Zugegeben: Man sah es ihnen im ersten Moment wirklich nicht an. Sie prügelten sich noch immer sehr gerne, doch machten immer wieder hier und da ein paar Anmerkungen.

Natürlich wollte Zira sich für sie alle freuen, aber in Wahrheit wurde sie gelb vor Neid!

Jeder, wirklich jeder schien irgendwie mit seiner wahren Liebe zusammenzukommen! Sogar Banzai hatte es tatsächlich geschafft, auch wenn Zira es ihm nie zugetraut hätte – So hart es klang, aber er hatte auf sie, was das anging, immer einen fast schon schüchternen Eindruck gemacht.

Und Sarafina? Die schaffte es fast jeden Monat sich einen zu schnappen – Und wurde entweder von denen sitzengelassen oder verlor das Interesse. Sarafina war keine Schlampe oder so, aber irgendwie schien nie der richtige dabei zu sein.

Doch am demütigsten war es bei Sarabi: Sie und Mufasa gaben das Perfekte Paar ab und immer wenn Zira die beiden kuscheln sah, wünschte sie sich innerlich, dass sie und Scar an deren Stelle wären. Aber er sah nun mal nicht mehr als eine Freundin in ihr – Wahrscheinlich nicht mal das.

Doch eine Sache war noch schlimmer als das: Seit Sarabi mit Mufasa zusammen war, war alles anders geworden! Sarabi fing richtig an ‚erwachsen‘ zu werden. Klar, die Löwinnen waren jetzt fast drei Jahre alt, doch eigentlich wollte Zira noch, tief in sich drin, eine vorlaute Junglöwin bleiben, auch wenn sie das mit dem ‚vorlaut‘ sehr gut hinbekam.

Sarabi hingegen wurde immer erwachsener – Und wie toll sie doch immer tat! Und Sarafina schloss sich auch immer öfter Sarabis Meinung an – Es war zum Davonlaufen.

Sie hatten sich so verändert… Darum flüchtete Zira auch immer öfter zu Shenzi, Banzai und Ed.

Sie waren noch immer so verspielt und lustig wie früher. Vor allem Ed hatte sich KEIN BISSCHEN verändert.

Und sie waren nicht so unerträglich ernst! Ja, Zira war auch reifer geworden, aber die Anderen übertrieben es… Wirklich. Das taten sie.

Doch mit der Zeit hatten sich alle auch äußerlich verändert: Zum Beispiel war Scars Mähne noch ein ganzes Stück gewachsen, sie war dichter geworden, jedoch noch nicht völlig vorhanden und er war noch ein wenig gewachsen. Jedoch blieb er genau so dünn wie er es schon immer war. Sowohl er als auch Zira glaubten kaum mehr daran dass aus Scar mal so was ähnliches wie sein Bruder werden könnte.

Mufasa war ein richtig mächtiger Löwe geworden – Groß, bullig, stämmig. Das genaue Gegenteil von Scar.

Doch so gut Zira sich im Laufe des Jahres auch mit Scar verstanden hatte, so gab es genauso sehr auch jemanden, den sie dafür vernachlässigt hatte: Chica.

Seit der Sache mit Jerk war sie die Hündin nur noch selten Besuchen kommen… Sie hatte nach und nach das Gefühl ihr immer fremder zu werden… Auch wenn sie wahrscheinlich selber Schuld daran hatte.
 

Doch an diesem Tag wollte Zira ihre alte Freundin mal wieder besuchen gehen. Schon so lange war sie nicht mehr dort gewesen, schon so lange quälte sie dieses furchtbare Gewissen.

„Hey Chica, wie geht’s dir?“, begrüßte Zira ihre Freundin, die müde auf der Veranda lag. Doch irgendwas war heute anders… Zira konnte nicht sagen, aber es lag was in der Luft was ihr nicht gefiel… Eine gewisse Aufbruchsstimmung, als hätte jemand was vor… Es war schwer zu beschreiben, aber die Aufregung war spürbar.

Und dann sah Zira Linda Gepäck auf der Ladefläche ihres Geländewagens festzurren.

„Woha, was macht ihr denn? Geht Linda auf Forschungstour XXL?“, lachte Zira, jedoch eher um irgendwas gesagt zu haben und setzte sich zu Chica.

Die Hündin gähnte herzhaft, ohne irgendwas zu sagen. Ohne Zira in die Augen zu sehen.

„He, ich rede mit dir.“, meinte Zira ernst.

„Was? Oh, nein, nein. Entschuldige, aber ich bin so benebelt von diesem Beruhigungsmittel…“

„Für was braucht du Beruhigungsmittel?“, fragte Zira verwundert nach. Irgendwie gefiel ihr das alles hier nicht.

Plötzlich sah Chica auf und hätte sich schlagen können! Sie dumme Kuh! Sie saudumme Hündin! Warum hatte sie das auch gesagt!? Verflucht sei dieses Beruhigungsmittel! Doch wie es aussah, musste sie Zira jetzt die Wahrheit sagen. Sie musste. Sie konnte sie hier nicht einfach zurücklassen… Dieser Tag würde früher oder später doch sowieso kommen, wenn sie eines Tages wieder hier her kommen würde und merken würde dass… Dass sie alle weg waren.

„Ähm… Schätzchen… Du… also… Wozu ist Linda denn hier?“, begann Chica schließlich unsicher.

„Hä? Äh… Wegen so einer Universität in einem Land, weit, weit weg von hier.“, antwortete Zira. Es hatte sie nie auch nur ansatzweise interessiert – NIE.

„England.“

„Ja, genau.“

„Und was macht Linda hier?“

„Äh… sie erforscht irgendwas. Wie Tiere sich verhalten und wie sie wandern… Und so ‘n Zeugs. Is‘ doch eh unwichtig.“

Zira verstand grade gar nichts. Das wusste sie doch alles! Aber warum fragte Chica sie das alles?

„Genau… Und meinst du diese Forschungsarbeiten hören jemals auf?“, fragte Chica weiter.

„Ich denke schon…“ Zira wurde nun doch langsam mulmig zumute „Und?“

„Ja, das stimmt auch. Sie sind beendet.“, brachte Chica schließlich nach ein paar Sekunden angespannten Schweigens hervor.

Doch Zira verstand immer noch nicht was genau sie ihr damit sagen wollte. „Und?“

Chica holte tief Luft. Es fiel ihr unglaublich schwer das zu sagen, aber sie konnte es Zira nicht vorenthalten. Es wäre falsch. Jetzt war es sowieso zu spät.

„Zira… Schätzchen… Du… wir zwei hatten letztes Jahr nicht gerade die beste Beziehung und… Na ja… Wir sind ja eh nicht grade die Nummer eins in deinem Leben, oder?“

Entsetzt sah Zira Chica an und wand sofort ein: „Nein! Unsinn, Chica, ich weiß dass die Sache mit Jerk und alle ein wenig… entfremdet hat, aber du… Du und Linda, ihr werdet auf alle Zeit die sein, die mich großgezogen haben… Meine Familie. Ich liebe euch, auf die Art wie man Schwestern liebt… Oder seine Mutter. Aber ich liebe euch, vergiss das bitte nie!“ Zira konnte es einfach nicht glauben – Dachte Chica echt, sie würde sie nicht mehr lieben?

Doch das war nicht das was Chica hören wollte. Ganz im Gegenteil, ihr wäre es am liebsten gewesen wenn Zira auch so gedacht hätte, wenn Zira sich einfach nicht mehr mit ihr und Linda verbunden gefühlt hätte… Aber so war es nicht. Und genau das trieb Chica Tränen in die Augen.

„Zira… Wir wer werden gehen.“

„Ach so! Darum das Packen! Und wann kommt ihr wieder?“, fragte Zira neugierig.

„Nein… Du verstehst nicht. Wir werden gehen. Für immer. Die Forschungsarbeiten sind vorbei. Wir gehen zurück nach Hause.“

Dieser Moment ließ für Zira eine Welt für sie zusammenbrechen. Das durfte nicht ihr ernst sein! Sie durften doch nicht gehen! Mit ihnen würden die gehen, mit denen Zira eine wundervolle, unbeschwerte Kindheit hatte! Mit ihnen würde ihre Familie gehen! Sie hatte doch wirklich niemanden mehr! Was sollte das? Warum tat man ihr das an?

„Aber… Ihr dürft nicht gehen! Dann komme ich eben mit!“, schrie Zira panisch und sprang hektisch auf.

Chica seufzte. „Darum wollte ich doch dass du uns loslässt… So leicht geht das nicht. Zira, du bist kein Schmusetier – Du gehört in die Wildnis! DAS ist dein zu Hause.“

„Aber… Ihr dürft nicht gehen! Außer euch… Wen hab ich denn dann noch? Du weißt was mit meiner Familie geschah! Du kennst die Geschichte!“, heulte Zira und schlug im nächsten Moment wütend ihre Krallen in den Boden.

„Pssst, pssst! Ganz ruhig!“ Chica legte tröstend die Pfote auf Ziras Rücken und schmiegte ihren Kopf an ihren. Auch wenn Zira inzwischen größer war als sie, so kam sie ihr in diesem Moment wie das kleine, verzweifelte Junge von vor zwei Jahren vor.

„Zira… du hast ein gutes Rudel gefunden, hast Freunde und ich wünsche dir nur das Beste für dich. Du bist unsere kleine Zira, ja? Jerk wäre stolz auf dich, wenn er gesehen hätte was aus dir geworden ist und ich hoffe du findest eines Tages einen Löwen mit dem du deine eigene Familie haben kannst. Du bist eine wundervolle Löwin geworden und ich hoffe einfach nur…“ Chica stockte und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Ihre Stimme klang zittrig. „… du findest wonach du suchst.“

In diesem Moment kam Linda, mit einer Reisetasche um den Arm aus dem Haus gelaufen. Sie sah einen Moment erschrocken zu Zira, doch als sie das Loch in ihrem Ohr bemerkte, atmete sie erleichtert auf. Es gab nur eine Löwin mit solch einem perfekten, runden Loch im Ohr und das war ihre Zira.

„Hey meine Süße… Wir… wir müssen gehen. Tut mir leid meine Große… Oh Mann, warum rede ich überhaupt mit euch? Ihr versteht mich ja doch nicht…“ Oh je, wenn sie wüsste…

Linda wand sich von ihnen ab, sah jedoch schweren Herzens noch einmal über ihre Schulter zu Chica, welche ihr daraufhin folgte.

Zira sah mit einem traurigen Blick zu ihr. Und alles kam hoch… All die Erinnerungen…Was sie schon alles hier erlebt hatte. Was für Blödsinn sie immer angestellt hatte. Wie liebevoll sich trotzdem jeder um sie gekümmert hatte.

Und plötzlich wurde ihr bewusst was für eine wundervolle Kindheit Zira doch eigentlich, trotz allem, gehabt hatte. Linda hatte alles getan um Zira alle Sorgen vom Leib zu halten. Sie alle hatten sie immer so behütet und lieb gehabt und jetzt… gingen sie einfach weg und ließen sie in einer Welt zurück, die keinerlei Gnade kannte… Das würde Zira noch oft genug mitbekommen.

Aber das konnten die doch nicht machen, Zira hatte sie doch so lieb… Jemanden den man lieb hat, den verlässt man nicht… Sie wollte das einfach nicht wahr haben.

Aber warum wurde Zira das jetzt erst richtig bewusst? Jetzt, wo sie alle so gut wie weg waren?

Obwohl Linda Chica bereits ins Auto gebracht hatte, stockte sie plötzlich und wand sich noch einmal Zira zu.

„Na dann meine Große… Ich wollte mich dann mal verabschieden. Wir müssen dann gehen. Wir werden nach Hause fliegen, lustig, was? Na dann…“, meinte Linda seufzend „…viel Glück, Süße.“

Linda streichelte ihr ein letztes Mal über die Stirn, fuhr mit den Fingern Ziras Aalstrich nach und sah mit einem letzten Blick zu ihr.

Warum merkt man erst wie viel dir jemand bedeutet, wenn er weg ist? Das fragte Zira sich genau jetzt. Jetzt, wo sie weg waren, aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Nicht mal ihr Geruch blieb ihr, er verblasste mehr und mehr, bis er schließlich ganz verschwand. Mit einem Mal hatten sie keine Existenz mehr.

Ein paar stille Tränen rannen ihr über die Wangen, doch sie wollte stark sein. ‚Zum Weinen bist du zu alt‘, würde Sarabi jetzt sagen.

Sie durfte nicht weinen… Die… die hatten sie einfach allein gelassen, so was verzeiht man nicht. Und so jemandem weint man nicht hinterher.

Die hatten sie tatsächlich allein gelassen.



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