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Ziras unerzählte Geschichte

von

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Hyänenliebe

„Also ich weiß nicht wie’s dir geht, aber ich geh nach Hause. Ich muss erst mal eine Runde schlafen, sonst überleb ich den Tag heute nicht mehr… Oh Mann und wir haben doch grade mal Morgen. Und Banzai, bitte bring dich und Andere innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden in keine lebensbedrohlichen Situationen!“, meinte Zira halb spaßend, halb ernst.

Ed legte schützend die Pfoten um seinen Bruder und lachte laut, während er energisch nickte.

„Ach, wie du sehen kannst passt der hier schon auf mich auf…“ Banzai schmiegte seinen Kopf freundschaftlich an Eds. Irgendwie hatte er seinen Bruder ja lieb…

„Na dann bin ich ja beruhigt… Ed, pass auf ihn auf, ja?“, meinte Zira, kletterte den Abhang hoch und lief zurück zum Königsfelsen. Oh Gott, das war definitiv einer der Tage an denen man einfach im Bett hätte bleiben sollen.
 

„Ed, du kannst mich jetzt loslassen, mein Nacken schläft ein.“ Banzai versuchte Ed von sich wegzudrücken, doch dieser heftete sich wie eine Klette an seinen Bruder.

Ed lachte hysterisch und schleckte Banzai ein paar Mal über das Gesicht, ehe er schließlich doch locker ließ und die Pfoten von seinem Bruder ließ.

„Ed, ist ja gut, ich bin ja noch da! Und jetzt lass mich mal kurz allein!“, meinte Banzai leicht genervt und trottete davon.

Ed folgte ihm.

„Eeeed, ich sagte du sollst mich in Ruhe lassen!“, schnauzte Banzai ihn an.

Ed jaulte schuldbewusst und sah seinen Bruder verwirrt an. Was hatte er denn gemacht, warum war Banzai wieder so mies gelaunt? Und warum wollte er allein sein? Banzai sollte nicht allein sein, wer weiß was wieder passierte wenn Ed ihn wieder allein ließ? Hatte Banzai Ed heute nicht schon genug Angst eingejagt? Und dann sagten die immer dass er der Idiot sei.

„Ed, nicht rumjaulen, es tut mir leid, ich hab’s nich‘ so gemeint“, versuchte Banzai Ed sofort wieder zu beruhigen „Aber… kannst du nicht ein bisschen Zeit mit Shenzis kleinen Geschwistern verbringen, du magst die doch so und Asake kann dich bestimmt gut gebrauchen und so.“

Na wenigstens schien ihn das überredet zu haben ihn allein zu lassen.

Ed ging.

Und jetzt war Banzai allein… Das wollte er ja auch.

Er seufzte erleichtert und trottete einen der verschlungenen, steinigen Pfade entlang. Einfach irgendwo hin, einfach um sich die Pfoten zu vertreten, um irgendwas zu tun und diesen Mist von gerade eben zu vergessen.

Doch sein Weg endete in einer kleinen Sackgasse, von denen es hier im Elefantenfriedhof mehr als genug gab. Hier hatte man meistens seine Ruhe und nur selten traf man hier eine andere Hyäne an.

„Oh Mann, was für ein Tag… Und dabei haben wir grade mal Mittag. Mann, war ich blöd, ich glaub ich mach das nie wieder.“, ächzte Banzai und lies sich auf einen Stein fallen. Der Schock saß ihm um ehrlich zu sein noch immer etwas in den Knochen.

„Ist auch besser so!“

Um ein Haar hätte Banzai in diesem Moment aufgebellt, doch schoss nur nach Luft schnappend nach oben.

Oh nein, das war Shenzi – Und das war nicht sehr gut.

Banzai sah erschrocken auf, doch er sah Shenzi bereits um die Ecke kommen. Sein Herz begann plötzlich bis zum Hals zu klopfen, vor allem weil sie so klang als ob sie wusste was er getan hatte – Aber woher wusste sie eigentlich von diesem ‚Zwischenfall‘?

„Äh… äh… Hi Shenzi!“, stotterte er und setzte sich blitzschnell auf.

„Selber ‚Hi‘! Also, was sollte das vorhin? Was habt ihr da geredet?“, fragte Shenzi ohne Umwege.

Ja, so war Shenzi nun mal: Kam sofort auf den Punkt, ohne lange drum herum zu reden.

„Ich… äh… weiß gar nicht was du da redest!“, stotterte Banzai und legte verunsichert die Ohren an, als Shenzi näher kam – Und sie kam gefährlich langsam nahe.

„Banzai… Entweder du sagst mir jetzt was das sollte, oder du bis erledigt!“, knurrte sie gereizt. Sie war ungeduldig was das anging.

„Ich, äh…“

Banzai sank unter Shenzis vernichtendem Blick zusammen und schluckte. Shenzi hatte sich vor ihm aufgebaut und an ihrer Stimme war zu erkennen dass sie es ernst meinte.

„Also gut! Ja, ich geb‘s zu! Ich war im Geweihten Land, ja, und?“

Genervt starrte Shenzi zu ihrem Freund. Ihr Blick ließ Banzai zusammensinken und er schluckte trocken. Er konnte ihr einfach nichts vormachen.

„Banzai…“ Er sah weg „Banzai!“

„Ja okay“, gab er kleinlaut, wie ein verschüchtertes Junges, zu „Ich wollte einen Elefantenkalb reisen, aber es ist ja nix passiert, so und jetzt tschüss!“

Banzai wollte sich schon aus dem Staub machen, doch Shenzi stellte sich ihm in den Weg.

„Setz dich!“, sagte sie nachdrücklich.

„Aber…“

SETZ DICH“, knurrte sie und ihre Stimme ließ keinen Wiederstand zu „Stimmt es was Zira da gesagt hat?“, fragte sie eindringlich.

„Zira? Ach diese Löwin sagt viel, meinst du ich merk mir da alles was die sagt? Von was zur Hölle redest du, seit wann interessierst du dich groß für Ziras Gerede?“

„Banzai… Du weißt was ich meine.“

„Was denn?“

„Das was Zira gesagt hat… Das mit mir… und dir.“ Shenzi räusperte sich und sah Banzai eindringlich an.

Er senkte gedemütigt den Blick und schluckte. Rausreden konnte er sich nicht mehr, zudem war er ein grausiger Lügner und ansonsten… Er hatte gar keine Wahl. Ihm war klar gewesen dass dieser Moment irgendwann kommen musste, aber doch nicht jetzt… Am besten nie.

„Banzai, ich warte!“, murrte Shenzi ungeduldig.

„Shenzi, angenommen, ich würde dir sagen, dass ich dich mag… Was würdest du sagen?“

Shenzi verdrehte die Augen. „Idiot. Ich mag dich auch, aber ich schäm mich nicht dafür!“, zischte sie.

„NEIN“, fuhr Banzai ihr dazwischen „Ich schäm mich doch gar nicht dafür dass ich dein Kumpel bin!“

„Aha, und warum dann dieser Wortlaut?“

„Du, du hast mich ja gar nicht weiterreden lassen!“, verteidigte Banzai sich.

„Ach nein? Na dann red mal weiter.“, keifte Shenzi.

„Also… Wir beide kennen uns doch schon ziemlich lange, nicht? Und wir sind ja auch allerbeste Freunde, oder?“ Banzai errötete – Und das nicht schlecht. Gelobet sei sein Pelz.

„Jaaaaa…“ Obwohl Shenzi versuchte nicht so furchtbar neugierig zu klingen, so lag in ihrer Stimme doch etwas unglaublich erwartungsvolles.

„Also… Nun ja… Es… sei denn… du… also… Was wäre wenn… wir mehr als nur das wären?“, nuschelte er leise und die Röte stieg ihm ins Gesicht.

Doch Shenzi verstand jedes Wort was er da murmelte und ihr stieß plötzlich Hitze ins Gesicht, bis in die Ohrspitze. Sie glühte regelrecht. Eigentlich fragte sie sich wer von ihnen sich gerade mehr errötete.

Und Banzai bereute seine Worte augenblicklich. Er hatte alles kaputt gemacht.

Schweigen.

„Bitte sei mir nicht böse, ich… ich weiß das ich von dir nur ein ‚Nein‘ erwarten kann und dass ich keine Chance habe und du was Besseres verdient hast, aber bitte, lass uns doch Freunde bleiben, ich wollte hiermit doch nie unsere Freundschaft kaputt machen und… Es tut mir leid…“, jaulte Banzai verlegen legte im selben Moment schützend seine Pfoten über den Kopf, so dass, falls Shenzi ihn verletzten würde, was recht wahrscheinlich war, er nicht die allerschlimmsten Prügel abbekam.

Doch als nach einigen Sekunden kein Schlag kam, sah er vorsichtig auf. Shenzi saß nur da und sah ihn mit einem süßen, schiefen Grinsen an, noch immer mit dieser Hitze im Gesicht – So wie er.

„Also ist das alles wahr? Du…“ Shenzi schluckte „… du hast das wirklich nur wegen mir gemacht? Das… das ist…“

„Ich weiß, du hasst mich…“, unterbrach Banzai sie schwerfällig.

„…süß.“, vollendete Shenzi jedoch ihren Satz unbeirrt – Um ehrlich zu sein gerührt.

Banzai nickte unsicher – Einfach um irgendwas getan zu haben. Bei Shenzi wusste man nie… Entweder war er kurz davor ins Nirwana katapultiert zu werden, oder er stand kurz vor dem größten Triumph seines unerfüllten Lebens.

Shenzis Grinsen wurde immer breiter. „Aber weißt du was? Ich würde dich wirklich gern schlagen“ Banzai zuckte zusammen und sah wieder verunsichert zu ihr „Ja, ich würde dich wirklich gern schlagen, dafür dass du mir das alles nicht schon früher gesagt hast, du Idiot!“

Sie kicherte.

Banzai wusste nicht ob er Lachen oder weinen sollte. Was er überhaupt tun sollte. Ob das hier überhaupt Realität war.

„Du… du… meinst, du…“, stotterte er hektisch. Er bekam vor Aufregung kaum noch Luft.

„Ja! Hierauf hab ich doch gewartet.“, rief sie aus und schleckte Banzai plötzlich liebevoll über die Wange.

Nicht auf die Freundschaftliche Art, wie sie es sonst untereinander taten, nein, das hier war ganz anders – Leidenschaftlicher… Zumindest etwas.

„Äh… äh… Was?“, stotterte Banzai völlig baff und starrte sie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Überraschung an.

„Ja… Hast du’s immer noch nicht kapiert?“ Langsam wich die Röte aus Shenzis Gesicht und wich einem leisen, erleichterten Seufzen.

Und dann rieb sie den Kopf an ihm, zwar zögerlich und fast schon sanft, aber sie tat es.

Banzai, der erst jetzt so wirklich realisierte was hier grade eben passiert war erwiderte zögerlich Shenzis Geste und fuhr ganz vorsichtig mit seiner Zunge über ihre Wange – Und es fühlte sich verdammt gut an.

Ein Meer an Glücksgefühlen durchströmte ihn in diesem Moment und in seinem Bauch kribbelte es wie wild – Er hätte sich genau jetzt nichts schöneres vorstellen können, es war als ob ein lang aufgeschobener Traum endlich in Erfüllung gegangen wäre.

Oft hatte Banzai sich vorgestellt wie es wäre… Aber das hier war besser.

„Denkst du wirklich ich wäre so blöd gewesen und hätte das nicht bemerkt?“, fragte Shenzi plötzlich mit einem schiefen Grinsen.

Banzai zuckte nur die Schultern. Es war ihm völlig egal, für ihn zählte nur eines: Er hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich geschafft Shenzi das alles irgendwie zu erzählen, lebend aus der Sache rauszukommen und Shenzi dennoch für sich zu gewinnen – Wenn auch auf eine ziemlich erbärmliche Art. Eigentlich waren das fast schon zu viele Erfolge auf einmal für ihn. Ja… Banzai schwebte grade völlig auf Wolke Sieben. Für ihn war es der schönste Moment in seinem Leben – Wie oft hatte er davon geträumt sich mal eng an Shenzi zu schmiegen. Und jetzt war es tatsächlich so.

„Und du bist dir ganz sicher…“

„Ganz sicher… Und jetzt sei ruhig, sonst bist du mich schneller wieder los als dir lieb ist.“, unterbrach Shenzi ihn grinsend und schleckte ihm liebevoll über die Schnauze.

Sie hatte schon ‘ne ganze Weile diese Gefühle für ihn gehabt, aber es war etwas völlig neues, aufregendes ihm nun tatsächlich so nahe zu sein, in der Gewissheit dass er ihre Gefühle erwiderte. Es fühlte sich einfach nur gut an.

„Nun komm schon… Gehen wir lieber wohin wo Ed uns nicht finden kann. Nichts gegen ihn, aber manchmal ist er wirklich fehl am Platz… Apropos Platz, dieser Ort hier ist der hässlichste Schandfleck des gesamten Elefantenfriedhofes.“

Shenzi zwinkerte vielsagend und Banzai leckte ihr liebevoll über die Schnauze. Er hatte es wirklich geschafft – Und leben tat er sogar auch noch.
 

Zira bekam von all dem nichts mehr mit. Sie wollte eigentlich nach Hause, doch sie stockte, als ihr Blick plötzlich in eine Richtung schweifte. Sie sollte sich mal mit Chica aussprechen… dringend.
 

Mit klopfendem Herzen kam sie nach einigen Stunden voller scheinbar pausenlosem schmachten durch die Mittagsschwüle, vor dem Hütte von Linda an. Sie war extra langsam gelaufen, doch jetzt stand sie trotzdem hier. Sie schluckte und sah sich um. Ein paar Zebras grasten in der Nähe, fraßen wahrscheinlich irgendwas was Linda ihnen hingeworfen hatte und nahmen panisch Reißaus, als sie Zira sahen.

Wo war Linda nur? Ach genau… Momentan war Regenzeit. Jetzt verbrachte Linda ganzen Tag irgendwie nur damit Tiere zu beobachten, Dinge über sie aufzuschreiben und sich darüber wahrscheinlich auch noch zu freuen. Zira würde nie den Sinn dieser Aktivität verstehen… In ihren Augen war es sinnlos.

Ha… Aber wie es also aussah war niemand da – Gut, dann konnte sie gleich wieder gehen.

Zira seufzte, einerseits enttäuscht, andererseits irgendwie erleichtert dass sie nicht auf Chica getroffen war. Sie wollte umdrehen und gehen, doch als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte erstarrte sie.

„Na, wohin so eilig?“

Chica.

Zira drehte sich um und sah der Hündin in die braunen Augen. Irgendwas lag in ihnen, was so eine unglaubliche, noch nie zuvor dagewesene Traurigkeit ausstrahlte. Der Stolz schien einfach nur dieser Leere gewichen zu sein.

„Ich… Ähm… Ich wollte mich entschuldigen.“, meinte Zira kleinlaut und sah beschämt zu Boden. Sie hatte keine Wahl, wenn sie nun schon hier war.

„Für was?“, fragte Chica kühl.

„Na für… Jerk… Du sagtest es sei meine Schuld.“, brachte sie schweren Herzens hervor. Ihre Stimme klang dünn und brüchig und sie hatte das Gefühl kaum mehr Luft zu bekommen. Gleich würde sie losheulen, das war sicher.

Chica seufzte und setzte sich auf die Veranda.

„Zira, ich sollte mich entschuldigen. Das war doch nicht deine Schuld… Du hast versucht ihn zu retten. Ich… Ich war wütend, ich war traurig, ich musste einfach jemandem die Schuld geben! Und du warst nun mal die nächstbeste die dastand. Ich hab mich einfach ein bisschen besser gefühlt, als ich dir, als ich irgendwem, die Schuld geben konnte. Es tut mir Leid… Aber… Ich war so wütend, auf diesen gottverdammten Löwen…“

„Ahadi.“, zischte Zira herablassend.

„Ja, genau der! Es ist seine Schuld!“, brachte Chica wütend hervor und Zorn, unendlicher Zorn, mischte sich in ihre Traurigkeit.

„Genau! Es ist alles seine Schuld!“, knurrte Zira. Dann herrschte für einige Sekunden Ruhe.

„Ähm… Ich geh dann wieder rein… Ich glaub es regnet bald.“, meinte Chica schließlich und öffnete mit den Vorderpfoten die Tür. „Und Zira… Tu mir den gefallen und hör nicht immer auf Andere, wenn sie sagen etwas war deine Schuld, wenn du genau weißt dass es nicht so ist. Das heißt, solange es wirklich nicht deine Schuld war.“

Zira nickte und lief so schnell sie konnte zurück zum Königsfelsen.

Langsam brachen die Tränen wieder Stück für Stück aus ihr heraus. Chica sollte sie nicht heulen sehen.
 

Wimmernd wand Chica den Blick ab und blieb Lustlos in der halboffenen Tür sitzen. Jerk… Warum merkt man erst wie sehr man etwas lieb hat, wenn es weg ist?
 

„Hey Zira, wo warst du den ganzen Tag?“, begrüßte Sarafina ihre Freundin.

„Ach, ich war erfolglos jagen.“, log Zira schnell.

„Wenn du willst können wir’s ja zusammen versuchen.“, schlug Sarafina vor.

„Bist du verrückt? Bei dem Wetter? Niemals! Ich will nicht nass werden.“

Sarafina sah nachdenklich in den Himmel und nickte, ehe sie plötzlich fassungslos auf irgendwas starrte und erschrocken nach Luft schnappte.

„Zira… D- dein Ohr“, rief sie aus „Sag mal, fehlt dir etwa ein Stück von deinem Ohr“, rief Sarafina plötzlich aus. „Und das Metallstück ist ja auch weg!“

„Wow und das hast du ganz allein herausgefunden? Ey Sarafina, ich bin stolz auf dich“, meinte Zira und versuchte mehr oder weniger lässig zu klingen „Aber bedank dich bei einem Leoparden, ja?“, meinte Zira mit gespieltem Entsetzten und lief in die große Schlafhöhle.

Bitte, sie wollte nur ihre Ruhe.



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