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Der Ritter

von

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Der Dragoon

Kapitel 3

Der Dragoon
 

Die Fahrt in die Hauptstadt zurück war langweilig. Es war ungewohnt niemanden zu haben, der einem sagte, was man jetzt genau zu tun hatte. Eigentlich war ich jemand, der wissen sollte was man zu tun hatte, und wie man voran kam. Aber da war ein Wort in meinem Gedankengang, der mir nicht gefiel: „Eigentlich“. Ich mochte dieses Wort nicht. Es drückte eine Unsicherheit aus. Dabei wollte ich mir so sicher sein, dass ich dieses Wort nicht brauchte. Diesmal vermied ich bewusst, dieses Wort im Gedankengang.

Ich wandte meine Gedanken anderen Dingen zu, um nicht mehr über dieses unangenehme Wort nachzudenken. Ich überlegte, was ich alles eigentlich über die Dragoons wusste. Ich stellte fest, dass es abgesehen von ein paar Gerüchten, die ich schon vor meiner Ausbildung aufgeschnappt habe, nichts über sie wusste. Man sagte, dass sie die besten, grausamsten und skrupellosesten waren. Man sagte sich auch, dass sie mit einer tausendfachen Überzahl fertig werden würden, und dass sie alleine mindestens genauso gut waren wie die meisten Assassinen waren und sie dadurch fast unaufhaltbar wären. Also war alles was ich wusste, dass sich jeder vor ihnen fürchtete und man sie in der Gesellschaft praktisch nicht zu sehen bekam. Sie waren die Besten der Besten.

Meine Gedanken liefen noch ein wenig weiter und ich döste ein. Zumindest bis der Bus zu einem abrupten Halt kam. Ich wurde kräftig durchgerüttelt und wachte wieder vollständig auf.

Ich blickte aus dem Fenster und sah einen Soldaten der Armee, der ein Gewehr in der Hand hielt. Wahrscheinlich könnte ich sogar genau sagen was für eines es wäre und wie lange es Dauerfeuer geben könnte, doch im Moment interessierte es mich nicht. Kurz darauf wurde die Tür vorne geöffnet und ein Soldat redete kurz mit dem Fahrer. Dann folgte eine Durchsage:

„Es tut mir leid, aber wir können nicht in die Stadt fahren, denn sie ist im Moment wegen Rebellenaktivität abgeriegelt. Man bittet Sie, ruhig zu bleiben und auf ihren Plätzen zu warten.“

Ich staunte nicht schlecht als ich das Wort „Rebellen“ hörte. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas in diesem Land gab. Allerdings hatte es mich bisher auch nicht wirklich interessiert.

Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Versetzungsbefehl, packte die Tasche, marschierte zum Fahrer und sagte: „Mach die Tür auf, ich hab’s eilig.“ Der Fahrer schaute mich zuerst nur dumm an, dann gehorchte er aber, als ich ihn böse anschaute. Er murmelte etwas unverständliches, ließ mich aber in Ruhe. Kaum hatte ich den Bus verlassen, war ich auch schon von drei Soldaten umgeben, zwei von ihnen das Gewehr schussbereit. Der Dritte war ein wenig ruhiger, hatte aber dennoch die Hand an der Waffe.

„Und warum hast du dich dafür entschieden die eindeutige Anweisung zu missachten? Du bist doch Soldat, du solltest es doch gewohnt sein, zu gehorchen.“

„Ganz einfach: ich hab’s eilig. Hier, wenn ihr mir nicht glaubt, dann schaut her.“ Sagte ich und übergab ihm meinen Versetzungsbefehl mitsamt der übrigen Aufforderung der Einfindung in einem gewissen Gasthaus. Er las ihn durch, dann musterte er mich und las die Zettel erneut durch. Schließlich ließ er mich bei den beiden anderen mit den Worten: „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“ Dann ging er ein paar Schritte außer Hörweite und setzte sich ein halbes Headset auf. Er unterhielt sich mit aufgeregt mit jemandem. Nach ein paar Minuten kam er zu mir zurück. Die beiden anderen Soldaten hatten sich in der gesamten Zeit nicht einmal bewegt. „Also, du kannst gehen, allerdings musst du laufen.“

„Ist mir recht. Kann ich den Befehl zurückhaben? Ich glaube, den brauche ich noch.“

„Aber sicher.“ Er gab mir meine Zettel zurück. Zur Sicherheit schaute ich sie mir noch mal genau an. Geändert hatte sich nichts. „Warum auch? Egal, ich muss jetzt los, und zwar schnell. Ich muss in zwei Stunden am Gasthaus am Bahnhof sein.“ Machte ich vor mir klar. Planmäßig dauerte die fahrt noch gut 20 Minuten. Wird knapp. Ich packte meine Zettel in die Tasche und lief los. Wenn ich mich nicht irrte müsste der Bahnhof immer die Straße in Richtung Stadtmitte liegen. Die Straße war erstaunlich leer. Niemand war zu sehen. Mit freiem Weg begann ich zu rennen. Die Straße flog nur so an mir vorbei. Ich hatte kaum das Gefühl den Weg noch zu berühren.

Dann kam plötzlich ein Trupp keine fünf Meter vor mir aus einer unübersichtlichen Seitenstraße heraus gerannt. Ich versuchte zu bremsen, aber schaffte es nicht wirklich. Stattdessen kam ich aus dem Tritt und stolperte.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben war. Jetzt hatte ich doe Möglichkeit, die Truppe näher zu betrachten. Sie waren zu fünft, allesamt vermummt und mit mindestens einem Gewehr und einem Messer bewaffnet. Einer trug sogar ein klassisches Schwert an der Hüfte. Ein Weiterer trug auf den Schultern einen Mann, dessen Kopf in einer Tüte steckte. Der Getragene war ein wenig beleibter und sah sehr wichtig mit seinem Anzug aus. „Das müssen wohl die Rebellen sein“, dachte ich mir. Dann verging die Zeit wieder normal und da ich mich immer noch nicht gefangen hatte, rammte ich einen von den Rebellen. Dadurch kam ich nicht zu Fall, dafür aber zum Stehen. Dafür machte sich meine Tasche selbständig und segelte über die gesamte Straße und rutschte noch fast gegen die gegenüberliegende Wand. Der Gerammte flog halb so lange, trotzdem sah er nicht mehr ganz gesund aus. Die drei noch Bewaffneten, die noch die Hände frei hatten griffen zu ihren Waffen und richteten sie auf mich. Der Schwerträger zog statt seinem Gewehr das Schwert und schlug noch aus derselben Bewegung zu. Ohne noch groß nachzudenken wich ich dem Schwertschlag aus und schaffte es irgendwie, nicht von den ersten Kugeln durchlöchert zu werden und gleichzeitig so nahe an einen Schützen heranzukommen, um ihn in den Sodaplexus zu schlagen. Ich traf nicht ganz, doch das Ergebnis war ähnlich. Man hörte noch das trockene Knacken des Brustkorbes, als sich mein Gegenüber erbrechend und vor Schmerzen krümmend zu Boden sank. Noch bevor er den Boden erreichte, ging ich in die Knie und fegte den Schwertkämpfer mit einer schnellen Drehung mit ausgestrecktem Bein von den Füßen. Dann sprang ich zur Seite und bewegte mich mit einer Drehung hinter den letzten und schlug noch in derselben Bewegung zu. Ich zielte mit der Handkante auf den Nacken, doch da er nicht stehen geblieben war traf ich nur das Schlüsselbein, das allerdings unter dem Treffer nachgab. Der Letzte warf mir seine Fracht entgegen, wodurch er mich von den Beinen fegte. Allerdings setzte er mir nicht nach, sondern ergriff die Flucht. Als ich mich aufgerichtet hatte stand der Schwertkämpfer allerdings schon und versuchte mich zu erschlagen. Seine klinge fuhr nieder, und wurde abgelenkt. Mit einiger Verspätung erkannte ich, dass es ein Kopf war.

Vollkommen perplex schaute ich mich um und sah eine Gestalt in knapp 20 Metern Entfernung stehen. Sie steckte in einer goldenen und blauen Rüstung, das Gesicht sah man nicht, da es unter einem Helm verschwand. Zu ihren Füßen breitete sich eine Blutlache aus, die von einem kopflosen Körper ausging. Sie machte einen Satz und war plötzlich neben mir und vor dem Schwertkämpfer. Die blau-goldene Gestalt schlug mit der gepanzerten Faust zu. Er griff in die Brust seines Gegenübers. Als er seine Hand wieder herauszog hielt er etwas Blutspritzendes darin. Der Gegner schaute vollkommen verblüfft auf die Hand. Dann wurden die Augen glasig und er fiel rückwärts um. Dann erkannte ich, dass die blau-goldene Gestalt das Herz des Schwertkämpfers in der Hand hielt und ich wollte mich übergeben, doch mehr als wenig bittere Galle kam mir nicht über die Lippen.

Als ich mich wieder gefangen hatte blickte ich auf. Als ich wieder einen klaren kopf hatte, stellte ich fest, dass jeder andere bewaffnete, der nach meinem Auftauchen noch lebte, seinen Kopf mittlerweile verkehrt herum trug.

„Endlich wieder bei Sinnen?“, fragte er mich. Ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er fort: „Tut mir leid für die schlechte Begrüßung. Ich bin Quentin. Du musst dann wohl Gabriel sein. Ich bin da, um dich abzuholen.“

Er hatte seinen Helm abgenommen und schaute mich an. Er hatte ein kantiges Gesicht, das allerdings eine Sanftmut ausstrahlte, dass man glaubte, er wäre zu einem Akt solcher Grausamkeit gar nicht fähig. Er hatte blaue Augen und blondes Haar. Die Haare umrahmten sein Gesicht und machten das sanftmütige aussehen fast vollständig. Allerdings verrieten ihn seine Augen. In ihnen konnte man den Schmerz und die Erfahrung vergangener Kämpfe sehen, aber auch eine Grausamkeit, die mich erschaudern ließ.
 

„Ahm, ja du hast Recht. Der bin ich.“

„Gut, dann folge mir“, sagte er und ging voraus. Ich lief um ihn einzuholen, denn ich wollte ihn noch etwas fragen. Als ich ihn eingeholt hatte setzte ich an: „Sag mal, musste das…“

„Ja“, unterbrach er mich. „Ist wichtig wegen der Abschreckung. Man will ja keine Nachahmer. Und bevor du fragst: Das Fragen alle, nachdem sie uns zum ersten Mal in Aktion gesehen haben.“ Betreten schwieg ich. Und folgte ihm still. Er führte mich in zu einem Wagen und als wir einstiegen fuhr er fort: „Du kennst die Gerüchte über uns Dragoons?“

„Ein paar.“

„Vergiss sie, wir sind schlimmer, viel schlimmer.“ Dann stieg er ein.

Nach kurzem Zögern folgte ich ihm.



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