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Verloren im Verlies

von

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Elementare Wichtigkeiten

Ohne auf das Gelaber des Wächters zu achten, trat die Gruppe wieder aus dem schmalen Raum, in dem der Schwarze Baron gewesen war, heraus. Meranor wandte sich nach links, direkt in die Richtung, wo der Gang teilweise brannte und lose Steine auf dem Erdboden lagen.

"Nicht direkt zu Hogger?" merkte Myns an.

"Nein, ich brauche die Ausrüstung von den Bossen", widersprach Meranor und ging den Gang entlang, bis er zu einem großen Endraum kam. Als seine restlichen Mitstreiter ebenfalls in den Raum eingetreten waren, stürzte die Decke des Ganges, aus dem sie gerade gekommen waren, ein und verschloss somit den einzigen Ausgang. Keines der Gruppenmitglieder ließ sich davon aus der Ruhe bringen - bis auf Legolars.

"NEEEEEEEIIIIIIN!" begann der Jäger herzzerreißend zu schluchzen. "Kittekat! Es hat Kittekat begraben!" Er versuchte, mit bloßen Händen die Steine wegzuschieben, musste jedoch aufgeben, als er merkte, dass seine Anstrengungen nicht den gewünschten Erfolg brachten. Heulend brach der Nachtelf zusammen und rollte sich zu einer Kugel ein. Langsam wiegte er sich hin und her, ohne noch irgendetwas um sich herum wahrzunehmen.

Von der theatralischen Vorstellung genervt, verdrehte Meranor seine Augen; zum dutzendsten Mal, wie es sich für ihn anfühlte. Kaum war ein Jäger ohne sein kleines Tier unterwegs, waren sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Dann würden sie den Rat der Elementarfürsten eben nur zu viert bezwingen.

Der Krieger stutzte. Nur zu viert? Er zählte noch einmal nach. Da waren er selbst, das Häufchen Elend in der Ecke, das Tod seines Tierchens beweinte, die stille Magierin, die geduldig auf ihn wartete und Deathi, der wie verrückt auf der Stelle rumsprang. Allerdingss konnte Meranor Skari nicht entdecken. "Hat einer von euch die Schamanin gesehen?" wollte er wissen und sah sich fragend um.

"Sie ist auf einmal verschwunden, als du beschlossen hast, nicht direkt zu Hogger zu gehen", erklärte Myns ernst.

Meranor blies seine Backen auf, bevor er die Luft wieder entweichen ließ. "Schön, dann eben nur zu dritt", meinte er und trat in die Mitte des Raumes.

"Wer wagt es, uns zu stören?" grollte eine tiefe Stimme durch den Raum. Blitze zuckten umher, bevor unter lautem Getöse ein Elementar vor Meranor erschien, der nur aus dunklen Wolken und kurz aufleuchtenden, blauen Blitzen zu bestehen schien. Sofort schlug der Krieger ihm die Kante seines Schildes ins Gesicht, um so die Aufmerksamkeit des Elementars zu erringen. Ohne wirklich daraufzuachten, was er tat, schlug er weiter auf die wirbelnde Masse aus Gewitterwolken ein. Myns und Deathi vollzogen auch ihre gewöhnlichen Kampfhandlungen, die aus dem Wirken des immer selben Zaubers beziehungsweise dem Zuschlagen mit dem gewaltigen Runenschwert bestanden.

Plötzlich drehte der Blitzelementar sich Deathi zu und zauberte ein Blitzschild um ihn herum, das ihm zwar nicht weh tat, dafür allen anderen, die zu nahe an ihm standen. Leider schien der Todesritter das nicht zu begreifen, denn er begann, unkontrolliert in der Gegend herumzurennen und "Nimm es weg, nimm es weg, nimm es weg!" zu rufen. Dabei lief er zuerst in Richtung von Myns, die jedoch einfach einmal kurz blinzelte und sich so mehrere Meter nach vorne teleportierte. Dummerweise bekam sie dabei ein Staubkorn ins Auge, sodass sie nicht mehr aufhören konnte zu blinzeln und sich wild durch die Gegend teleportierte. Kaum tauchte sie am einen Ort auf, verschwand sie schon wieder und erschien am nächsten. Deathi unterdessen stand neben dem noch immer zu einer Kugel zusammengerollten Legolars und winkte ihm doch tatsächlich zu. "Hallo, Jägerlein", meinte er fröhlich beschwingt, "wie geht das weg?" Von Legolars kam jedoch keine Reaktion, außer dass er sich noch enger zusammenzurollen schien. Dennoch ließ der Blitzschild keine Gnade walten und zehrte weiter an der Gesundheit des Jägers. Als diese ihren Nullpunkt erreicht hatte, stand Legolars urplötzlich auf, riss seine Hände nach oben, schrie ein letztes Mal theatralisch auf und fiel dann nach vorneüber, mit dem Gesicht in den Dreck. Deathi kümmerte das nicht, denn er war schon wieder zurück auf dem Weg zu Meranor, der dem Blitzelementar gerade den Todesstoß versetzte. Das unnatürliche Wesen hob seine Arme, wie als ob es flehen würde, bevor es sich zu einer kleinen dunklen Kugel zusammenzog, die langsam zu Boden sank.

Ohne eine Pause erschien ein neuer Elementar, dieses Mal ein Erdelementar, dessen Körper aus grauen Steinen bestand, die übereinander gestapelt waren. Gerade, als er zu seinem ersten Schlag gegen Meranor ausholen wollte, musste Myns erneut blinzeln und erschien zwischen zwei der Steinplatten des Elementars. Durch die ungewohnte Masse, die sich nun dort befand, wurden die Platten auseinander gedrückt, bevor Myns erneut blinzelte, um einige Meter entfernt wiederzuerscheinen. Doch der kurze Augenblick hatte ausgereicht, damit die Steinplatten voneinander getrennt wurden. Zum Pech des Steinelementars hatte es sich um zwei tragende Platten gehandelt, sodass er vollkommen instabil wurde und in mehrere kleine Gesteinsbrocken zerplatzte. "Das ging schnell", beurteilte Meranor die Situation überrascht, als vor ihm auch schon ein Feuerelementar erschien, dicht gefolgt von einem Wasserelementar. Als die beiden Wesen sich berührten, gab es ein lautes Zischen, gefolgt von einer Dampfwolke, als die Überreste der beiden Elementare zu Boden fielen. Irritiert sah Meranor Deathi an. "Ein Fehler?" mutmaßte er, als sich die Überreste der Elementare aufeinander zubewegten und miteinander verschmolzen. An ihrer Stelle erhob sich ein gewaltiges, silbriges Wesen mit einer annähernd humanoiden Grundstruktur.

"Wir...sind...Elementium", sagte es mit schleppender Stimme.

"Oh, Elementium?" wiederholte Meranor interessiert. "Das lässt sich gut im Auktionshaus verkaufen!" Ohne zu zögern, zog er seine Spitzhacke aus seiner Tasche und begann, von dem Wesen große Brocken des silbrigen Materials abzuschlagen.

"Das...ist nicht...in Ordnung", sagte es mit seiner langsamen, schleppenden Stimme, in die sich ein trauriger Unterton mischte. Meranor ließ sich davon nicht aufhalten und schlug solange weiter mit seiner Hacke auf das Wesen ein, bis von ihm nichts mehr übrig war außer kleinen, handlichen Brocken, die er in seiner Tasche verstaute.

"Und, wieviel hast du bekommen?" wollte Deathi wissen, der inzwischen wieder bei dem Krieger angekommen war.

"Ganze zwei Erze!" berichtete der Krieger stolz. Myns trat zu ihm, mit einem tränenden, verlaufenen Auge, jedoch wohlbehalten.

Wie aus dem Nichts heraus erschien auf einmal eine hochgewachsene Nachtelfe in einer strahlend weißen Robe neben Meranor. Ein goldenes Strahlen schien sie zu umgeben, wie sie ihren Blick durch die Gegend wandern ließ. Dann sagte sie mit feierlicher Stimme: "Seid gegrüßt, werte Kameraden. Ich bin Aysella Mondlicht und ich werde euch mit Freuden dabei behilflich sein, dass das Licht diese düsteren Hallen erneut durchstrahlen wird, wenn - "

"Och ne, nicht schon wieder so ein Rollenspieler", beschwerte sich Deathi und beäugte die Neue misstrauisch. "Kratz einfach den Jäger auf, und dann weiter."

"Aber gerne, mein lieber Freund", sagte sie mit einer leichten Verbeugung und begann, einen langwierigen und komplizierten Zauber zu wirken, um Legolars zurück ins Leben zu rufen. "Möge dein Geist wieder unter uns weilen, damit wir uns an deiner Hilfe bereichern können!" rief die Priesterin laut aus, als ein goldenes Strahlen um den gefallenen Körper des Jägers erschien. Augenblicke später stand Legolars wieder neben ihr, schenkte der Priesterin jedoch keine Beachtung, sondern rannte zum Ausgang des Raumes, wo die Steine, die den Weg versperrt hatten, auf wunderliche Weise verschwunden waren. Dort lag der Körper der toten Katze von Legolars, der ebenfalls auf seltsame Art und Weise unversehr geblieben war (wenn man mal davon absah, dass kein Leben mehr darin steckte).

"Kittekat!" jauchzte der Nachtelf und ließ seine Hände kurz auf der Flanke der Katze liegen, bevor er sie wiederbelebte. Mit einem gequälten Mauzen versuchte sie sich ihrem Besitzer zu entwinden, als dieser sie vor Freude knuddelte, jedoch erfolglos.

Ohne dem überglücklichen Jäger noch einen Blick zu gönnen, ging Meranor wieder aus dem Raum hinaus, rüber zu dem Abschnitt, in dem Hogger sich angeblich aufhielt. Aysella folgte ihm auf Schritt und Tritt, bis sie so nahe war, dass der Krieger sich schließlich umdrehte und sagte: "Wenn du mir noch ein Stück näher kommst, werde ich dich zuerst anstürmen, dann niederwerfen und dich schlussendlich überwältigen, verstanden?"

Die Elfe schluckte schwer und nickte knapp. "Aber gerne, tapferer Kämpfer", erwiderte sie mit ihrer feierlichen, getragenen Stimme, die Meranor zur Weißglut reizte.



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