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Traumtänzerin (:

von

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Prolog

*Knall* Die Wohnungstür fiel ins Schloss und wieder einmal war es soweit: Meine Mutter ließ mich und meine Schwester zuhause allein zurück. Wahrscheinlich hatte sie es nicht einmal geschafft einkaufen zu gehn und wir mussten wieder schauen, wie wir über den Tag kamen. Ich konnte bald wirklich nicht mehr! Sowas nennt sich Mutter! Lässt ihre Kinder einfach alleine zuhause und kümmert sich nicht mehr um sie. Nur ihr neuer Freund interessiert sie noch. Ich hab langsam das Gefühl, sie vergisst uns mehr und mehr.
 

Noch bevor ich über alles nachdenken konnte, hörte ich aus dem Zimmer meiner Schwester ein leises Schluchzen. Nicht das auch noch! Meine Mutter hat es wieder einmal geschafft. Jenny saß an ihrem Schreibtisch und hielt ein Foto in der Hand. Es zeigte sie, meine Mutter und mich aus glücklicheren Tagen. Ich trat hinter sie und legte die Hand auf ihre Schulter. Dicke Tränen tropften von ihren Wangen auf das Foto. Sie drehte sich um und ihr Anblick zerriss mir fast das Herz.
 

"Haben wir noch etwas zu essen?", fragte Jenny. "Muss nachschaun", meinte ich kurz angebunden. Nach wenigen Minuten ging ich wieder in ihr Zimmer. "Nicht wirklich. Ich fürchte, wir müssen heute noch einkaufen gehn", sagte ich.
 

Jenny stand auf und ging in den Flur, um sich Jacke und Schuhe anzuziehen. Aus der Abstellkammer nahm sie einen kleinen Korb mit.
 

Ich ging in die Küche und öffnete die kleine Box, die auf der Fensterbank stand. Hierdrin befand sich unser Haushaltsgeld, das öfters sehr knapp war. Doch heute schien ausnahmsweise ein Glückstag zu sein. Mir strahlte ein 50€-Schein und ein paar Münzen entgegen. Ich leerte die Box und wollte den Inhalt gerade in meine Hosentasche schieben, als Jenny in der Tür stand. "Heute gönnen wir uns was besonderes", meinte ich, grinste und hielt ihr das Geld hin. "Au ja. Pizza und Gummibärchen". Jenny strahlte, ich nahm ihre Hand und wir verließen das Haus.
 

Draußen fing es bereits an zu dämmern und es war ziemlich bewölkt. Wir beeilten uns zum Supermarkt zu kommen, denn um diese Zeit war es besser, sich nicht draußen aufzuhalten. Wir wohnten in einem dieser hässlichen Häuserblocks, von denen man in Großstädten mehr als genug sah. Alles war grau, verschmutzt und komplett verwildert. Die Straßenlampen flackerten, nirgends brannte Licht. Wir kamen am Spielplatz vorbei, der seine besten Zeiten sichtbar auch hinter sich hatte. Die meisten Spielgeräte waren kaputt und überall blätterte die Farbe ab. Ich musste daran denken wie wir früher hier saßen und spielten. Damals war die Welt noch in Ordnung.
 

Jetzt trieben sich in unserer Siedlung nur noch Ausländer und Jugendliche herum, die die Anwohner bedrohten, Autos zerkratzten, randalierten und nachts so laut waren, dass an Schlaf nicht zu denken war. Früh morgens lagen dann überall leere Flaschen, Scherben und Müll herum.
 

Im Supermarkt angekommen, fühlte ich mich wie im Paradies. Jenny strahlte immer mehr und rannte sofort auf das Regal mit den Süßigkeiten zu. Ich lief hinterher und sah ihr zu, wie sie vergeblich versuchte, an die Gummibärchen zu gelangen, die ganz oben lagen. Ich stellte den Korb ab und hob sie hoch. Sie griff nach einer Tüte, schaute mich stolz an und legte sie in den Korb.
 

Da wir beide den ganzen Tag über fast nichts zu essen hatten, kauften wir Pizza, Brot, Jogurt, Käse und andere leckere Dinge.
 

"Ich hab solchen Hunger", meinte Jenny, als wir bezahlt hatten und uns auf den Heimweg machten. Es hatte leicht angefangen zu regnen und wir beeilten uns, nach Hause zu kommen.
 

Jenny half fleißig mit, die Lebensmittel in der Küche zu verstauen.

Ich schaltete den Backofen ein und während die Pizza im Ofen vor sich hin bruzelte, ging ich in mein Zimmer und zog mich um.
 

Wenig später saßen wir im Wohnzimmer am Tisch, mampften unsere Pizza und schauten fern.

Es war wieder einmal einer dieser Tage, an denen ich mich morgens fragte, warum ich eigentlich noch aufstehen sollte. Das Lächeln und das zufriedene Gesicht meiner Schwester beantworteten mir diese Frage sehr eindeutig.
 

(Erinnerung vom 25.Oktober 2000 - Sebastian, Jenny's Bruder)



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